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Sidi Ahmad al Baqqa i auch al Bakkai vermutlich 1803 in der Oase Mabruk in der Region Azawad nordlich von Timbuktu 1865 bei Timbuktu war einer der bedeutendsten Korangelehrten Westafrikas im 19 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Der Clan al Baqqai 2 al Baqqai und Heinrich Barth 1853 54 3 Scheitern der Bundnispolitik al Baqqais 4 LiteraturDer Clan al Baqqai Bearbeiten nbsp Korangelehrter der Kunta aus der Gegend um Timbuktu 2 Halfte des 19 JahrhundertsDie Familie al Baqqai stammte aus Mauretanien und gehorte dem maurischen Volk der Kunta an das in den Gebieten nordwestlich von Timbuktu nomadisierte Die Fuhrer des Clans fuhrten ihre Abstammung auf Uqba ibn Nafi 683 den Eroberer Nordafrikas zuruck Sie galten im gesamten Sahara Raum als bedeutende Korangelehrte und gehorten der in Nordwestafrika verbreiteten Tariqa der Qadiriyya an In diesem muslimischen Sufi Orden trugen sie den Titel eines Scheikh Einzelne Autoren sprechen auch davon dass sich der al Baqqai Clan von der Qadiriyya abgespalten und eine eigene tariqa Mukhtariyya oder Baqqiyya gegrundet habe die sich durch eine besondere Offenheit gegenuber anderen Religionen u a auch gegenuber dem Christentum auszeichnete Seit der Eroberung von Timbuktu durch die Fulbe um 1820 bestand ein dauernder Konflikt zwischen den al Baqqai und den Emiren bzw Kalifen von Massina die ebenfalls fur sich den Rang eines religiosen Fuhrers beanspruchten Zu einer ersten Konfrontation kam es 1826 als der britische Forschungsreisende Alexander Gordon Laing der sich offen als Christ zu erkennen gab in Timbuktu ankam und von Sidi Muhammad al Mukhtar genannt al Kunti gegen die Anfeindungen fundamentalistischer Kreise in der Stadt geschutzt wurde Sidi Muhammad al Mukhtar starb nur wenige Wochen nach der Ermordung Laings die er nicht hatte verhindern konnen bei einer verheerenden Gelbfieberepidemie und sein altester Sohn Sidi Mukhtar al Saghir nahm seine Stellung als geistlicher und politischer Fuhrer von Timbuktu ein Ihm folgte 1847 der jungere Bruder Ahmad al Baqqai Von seinen Vorgangern erbte dieser zahlreiche Schriften er sammelte weitere Dokumente aller Art und verfasste auch selber zahlreiche Schriften sowohl theologische und juristische Abhandlungen als auch Gedichte in arabischer Hochsprache Uberdies fuhrte er einen ausgedehnten Schriftwechsel mit anderen muslimischen Gelehrten Der grosste Teil seiner Bibliothek ging verloren als sein Sohn Za in al Abidin nach der Besetzung Timbuktus durch die Franzosen 1895 96 in Richtung Norden zu den Tuareg des Ahaggar Gebirges fliehen musste Al Baqqai war trotz der Oberhoheit der Fulbe uber das Gebiet um Timbuktu die unbestrittene religiose und auch politische Autoritat unter den Muslimen der Region In den dauernden Zwistigkeiten zwischen den Kunta und Tuareg Nomaden trat er als Schlichter auf und sein Richterspruch wurde anstandslos respektiert Der franzosische Afrikaforscher Henri Duveyrier der um 1860 die Tuareg im Suden des heutigen Libyen besuchte berichtet dass sein Ansehen selbst bis ins Tassili n Ajjer reichte und sein Urteil in verschiedenen Fragen der Religion und der Rechtsprechung von den Korangelehrten der nordlichen Tuareg respektiert wurde al Baqqai und Heinrich Barth 1853 54 BearbeitenAl Baqqai wurde international beruhmt als er den deutschen Afrikaforscher Heinrich Barth der im September 1853 nach Timbuktu kam unter seinen Schutz stellte und damit einen gefahrlichen Konflikt mit dem Oberherrn der Stadt dem Fulbe Herrscher von Massina heraufbeschwor In seiner an den Herrscher von Massina gerichteten fatwa einem juristischen Gutachten auf der Basis der islamischen Glaubensuberlieferung definierte er die Rechtsstellung des christlichen Reisenden und warf dem Fulbe Herrscher vor dass er mit seinem Befehl Barth zu vertreiben oder zu toten gegen die Grundsatze des Islam verstosse Dieser Vorwurf wog umso schwerer als sich der Fulbe Herrscher als hochster politischer und geistlicher Fuhrer aller Muslime am Niger amir al mu minin betrachtete und sich als Kalifen bezeichnen liess Der Scheikh hingegen bestritt diesen Anspruch und stellte in seiner fatwa fest dass der Herrscher den Rang eines Kalifen zu Unrecht beanspruche und er und seine Rate in geistlichen und juristischen Fragen das Urteil des obersten Korangelehrten von Timbuktu einzuholen hatten nbsp Lager des Scheikh al Baqqai im Fruhjahr 1854 in der Nahe von Timbuktu nach Heinrich Barth Als die Fulbe versuchten die Bevolkerung von Timbuktu gegen Barth aufzuwiegeln brachte der Scheikh seinen Gast in ein Nomaden Lager ausserhalb der Stadt wo der Christ den Schutz der Tuareg genoss und seinen Forschungen uber die Kultur der Wustenkrieger weiter nachgehen konnte Barth und al Baqqai schlossen einen Vertrag ab in dem sich Grossbritannien verpflichtete die Souveranitat der Tuareg und Timbuktus gegenuber den Franzosen die von der algerischen Sahara und vom Senegal gegen das Nigerknie vorruckten zu schutzen Die Angst vor einer franzosischen Eroberung durfte ohnehin dazu beigetragen haben die Stimmung gegen Barth aufzuheizen Der Scheikh erhoffte sich durch den Vertrag eine Sicherung seiner Position auch gegenuber den Fulbe von Massina wahrend die Briten in erster Linie das Nigergebiet fur ihren Handel zu erschliessen hofften und die franzosische Konkurrenz fernhalten wollten In der Geschichte der Afrikaforschung nimmt Heinrich Barths Anwesenheit in Timbuktu einen wichtigen Platz ein Der Forscher der dem Islam aufgeschlossen gegenuberstand sich in der theologischen Literatur sehr gut auskannte und fast perfekt Arabisch sprach fuhrte mit al Baqqai lange Gesprache uber die Gemeinsamkeiten der beiden Religionen ein fruhes Beispiel fur den heute immer wieder geforderten interkulturellen Dialog Dank seiner Sprachkenntnisse und seines grossen Interesses an der westafrikanischen Geschichte konnte Barth eine Reihe von wichtigen Chroniken und anderen Schriften auswerten die ihm al Baqqai zur Verfugung stellte Scheitern der Bundnispolitik al Baqqais BearbeitenDie britische Regierung hatte bereits zu der Zeit als Barth in Timbuktu weilte das Interesse an direkten Beziehungen zu den Volkern der Sahara verloren nachdem sich zeigte dass der Vorstoss zu den Handelszentren des Sahel auch uber den Niger moglich war Barths spatere Bemuhungen die britische Seite zur Ratifizierung der von ihm geschlossenen Vertrage zu bewegen waren zum Scheitern verurteilt Eine hochrangige Delegation von Kunta und Tuareg die von einem Verwandten al Baqqais angefuhrt wurde musste in Tripolis umkehren da niemand in London sie empfangen wollte London und Paris hatten zwischenzeitlich ihre Einflussgebiete in Nord und Westafrika abgesteckt Das Gebiet der Tuareg wurde Frankreich zugesprochen Angesichts der immer naher ruckenden franzosischen Truppen am Senegal sah sich al Baqqai gezwungen wieder naher an die Fulbe heranzurucken vor allem nachdem deren Machtposition am Nigerknie durch die aus dem Senegal vorstossenden Truppen der Tukulor deren Anfuhrer Hadsch Umar den Djihad ausgerufen hatte bedroht wurde Im Jahre 1862 fuhrte al Baqqai ein Heer der Tuareg und Kunta an das einen Angriff auf Timbuktu zuruckschlug Von da an regierten die Tuareg wieder unumschrankt uber die Stadt Der Scheikh starb vermutlich 1865 s Diskussion Nach seinem Tod fuhrte sein Sohn Za in al Abidin diese Politik noch konsequenter durch und bestritt im Gegensatz zu seinem Vater nicht langer die Anspruche der Fulbe Herrscher auf die geistliche Fuhrung der Muslime im heutigen Mali Hinter dieser Kehrtwendung stand vermutlich auch die Furcht dass Timbuktu zum Spielball der untereinander zerstrittenen Tuareg Konfoderationen werden konnte Als 1880 der osterreichische Forschungsreisende Oskar Lenz nach Timbuktu kam wurde er zwar von den Tuareg begrusst die ihn fur Barths Sohn hielten doch Abidin mied den Reisenden um einen Konflikt mit den Fulbe zu vermeiden unternahm allerdings auch nichts gegen die Christen Nach der Eroberung von Timbuktu durch den spateren Marschall Joffre fuhrte Scheikh Ahmad Neffe Za in al Abidin Ould Mohamed al Kunti den Widerstand gegen die Kolonialherren und rief vom Azawad den Djihad aus Doch musste er sich angesichts der franzosischen Ubermacht zuerst ins Adrar n Ifoghas dann ins Ahaggar Gebirge zuruckziehen von wo aus er den weiteren Widerstand zu steuern hoffte Als das Gebirge jedoch 1902 ebenfalls von den Franzosen erobert wurde zog er sich ganz in die Stammheimat seines Geschlechts nach Mauretanien zuruck Uber sein Ende ist nichts Naheres bekannt Einzelne Nachkommen der Familie al Baqqai leben heute noch in Mali und sind teilweise auch in der Politik tatig Literatur BearbeitenHeinrich Barth Reisen und Entdeckungen in Nord und Westafrika in den Jahren 1849 bis 1855 Gotha 1857 58 Bd 4 u 5 Albert Adu Boahen Britain the Sahara and the Western Sudan 1788 1861 Oxford 1964 enthalt u a den Text der fatwa gegen den Emir von Massina John Hunwick Kunta u Timbuktu in Encyclopedie de l Islam Nouvelle Edition Bd 5 u 10 Leiden 1986 u 2002 Elias N Saad Social History of Timbuktu The Role of Muslim Scholars and Notables 1400 1900 Cambridge 1983 Paul Nicolas Marty Etudes sur l Islam et les tribus du Soudan Bd 1 Les Kounta de l Est Les Berabich Les Iguellad Paris 1920 Maurice Benhazera Six moix chez les Touaregs de l Ahaggar Algier 1908 uber die Rolle von al Baqqais Sohn Abidin im Widerstand gegen die Franzosen John Spencer Trimingham Islam in West Africa Oxford 1959 Nehemia Levtzion u Humphrey Fisher Hgg Urban and Rural Islam in West Africa Westview 1987 Die beiden folgenden Titel sind Doktorarbeiten die vor allem die in Arabisch verfassten Schriftstucke auswerten Beide sind nicht im Druck erschienen und konnen nur an Ort und Stelle in den Universitatsbibliotheken in Grossbritannien eingesehen werden Aziz A Batran Sidi Mukhtar al Kunti and the recrudescence of Islam in the Western Sahara and the Middle Niger Ph D University of Birmingham 1971 Abdelkader Zebadia The Career and Correspondence of Ahmad al Bakkay of Timbuctu from 1847 to 1866 Ph D University of London 1974 Normdaten Person GND 1217686940 lobid OGND AKS LCCN no2020021408 VIAF 100358195 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baqqai Sidi Ahmad al ALTERNATIVNAMEN Kunti al Bakkai Ahmad alKURZBESCHREIBUNG westafrikanischer KorangelehrterGEBURTSDATUM unsicher 1803GEBURTSORT TimbuktuSTERBEDATUM 1865STERBEORT Timbuktu Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sidi Ahmad al Baqqai amp oldid 211784990