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Die Fadiliya arabisch الطريقة الفاضلية DMG aṭ ṭariqa al Faḍiliya ist ein Zweigorden der Qadiriya der im 19 Jahrhundert in der Hodh Region in Mauretanien entstand und sich von dort aus uber Mauretanien nach Senegal in das Gebiet der West Sahara und nach Marokko ausbreitete Er ist nach Muhammad Fadil ibn Mamin 1795 1869 aus dem Clan der Ahl Talib al Muchtar benannt Eine Besonderheit der Fadiliya ist dass in ihr auch spezifischen Litaneien aurad anderer sufischer Orden weitergegeben werden Die Zawiya von Ma al ʿAinain einem der wichtigsten Scheiche der Fadiliya in SmaraIn Mauretanien haben sich die Anhanger der Fadiliya besonders um die Sedentarisierung der Nomaden bemuht Gegenuber der franzosischen Kolonialmacht verfolgten die Fuhrer der Bruderschaft keine einheitliche Linie Wahrend Muhammad Fadils Sohn Ma al ʿAinain al Qalqami 1831 1910 mit seinen Anhangern den Widerstand gegen sie organisierte arbeitete sein Bruder Saʿd Buh 1850 1917 eng mit den Franzosen zusammen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange 1 2 Ma al ʿAinain und Saʿd Buh 1 3 Der Orden in der Zeit nach den beiden Brudern 2 Lehrtradition 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Muhammad Fadil ibn Mamin der Grunder der Fadiliya war Oberhaupt des Clans der Ahl Talib Muchtar die als Nomaden durch die Hodh Region zogen 1 Er stammte aus einer Gelehrtenfamilie die verschiedene Ordenstraditionen pflegte Sein Vater Mamin soll sowohl die Gebetsformeln aurad des Nasiriya Zweigorden der Schadhiliya als auch diejenigen der Tidschaniya und der Qadiriya verbreitet haben Sein Sohn Muhammad Fadil verliess niemals die Sahara sondern studierte bei verschiedenen lokalen Lehrern Hierbei orientierte er sich sehr stark an Muhammad Laghdaf st 1803 4 einem Sufi im Gebiet der Bidhan der mit der Ghudfiya eine eigene Bruderschaft gegrundet hatte Muhammad Fadil widmete ihm zahlreiche Gedichte in denen er ihn als Pol der Zeit quṭb az zaman pries 2 Nach Abschluss seiner spirituellen Ausbildung begann Muhammad Fadil seine eigene Tariqa unter den angrenzenden Stammen zu verbreiten Charakteristische Praktiken der Ghudfiya die Eingang in die Fadiliya gefunden haben sind der Dschadhb eine Art Entruckungszustand der Tanz und die laute Rezitation des wird der ordenspezifischen Litanei 3 In der Fadiliya wurden auch verschiedene organisatorische Besonderheiten von der Muchtariya bzw Bakka iya ubernommen einem anderen Zweigorden der Qadiriya den der Kunta Gelehrte Sidi al Muchtar al Kunti st 1811 gegrundet hatte Dazu gehorten der starke Zusammenhalt der Schuler und die Einsammlung von Geschenken unter ihnen Muhammad fuhrte seine Schuler in verschiedene Sufi Orden ein und gab ihnen die Freiheit denjenigen wird zu wahlen der zu ihnen passte oder auch mehrere zu akkumulieren 4 Das zog viele Anhanger an und begrundete gleichzeitig eine Besonderheit die der Fadiliya innerhalb des Qadiriya Ordens eine gewisse Autonomie verlieh 5 Bereits zur Lebenszeit des Grunders erlangte die Fadiliya einigen Einfluss in der Region Ein Neffe Muhammad Fadils gleichen Namens wanderte 1850 in Richtung Nordwesten und verbreitete den Orden in der Region Adrar 6 Allerdings war es erst die zweite Generation die dem Orden zu grosserer Verbreitung verhalf Muhammad Fadil hatte insgesamt 48 Sohne Vor seinem Tod bereitete er sehr sorgfaltig seine Nachfolge vor indem er den Lebensraum der Bidhan unter den wichtigsten von ihnen aufteilte Wahrend sein Sohn Sidi l Chair die vaterliche Zawiya im Hodh weiterfuhrte wanderten die meisten Bruder in das subsaharische Afrika aus Alfred Le Chatelier fuhrte in seinem 1899 veroffentlichten Buch uber den Islam in Westafrika eine ganze Liste von Stammen auf in denen es Anhanger der Fadiliya gab 7 Besondere Verdienste um die Verbreitung des Ordens erwarben sich Muhammad Fadils Sohne Sidi al Mustafa bekannter unter dem Namen Ma al ʿAinain und Saʿd Buh Saadibouh Ma al ʿAinain und Saʿd Buh Bearbeiten Muhammad Fadils Sohn Ma al ʿAinain wanderte nordwarts wo er sich zunachst in Tinduf niederliess und dann in dem Gebiet der Saguia el Hamra die Stadt Smara grundete Dort setzte er die Tatigkeit seines Vaters als sufischer Gelehrter fort verfasste zahlreiche Werke und entwickelte enge Kontakte zum marokkanischen Sultan der ihn wirtschaftlich unterstutzte und umgekehrt von ihm in seine Bruderschaft aufgenommen wurde Ma al ʿAinain wurde auch in die marokkanische Politik hineingezogen und unternahm mit dem Sultan einen militarischen Feldzug gegen die Franzosen zunachst in Mauretanien und spater in Marokko 1903 verteidigte er in seiner Schrift Huǧǧat al murid fi l ǧahr bi ḏikr ʿala l marid 8 die in Fes veroffentlicht wurde den die Fadiliya kennzeichnenden lauten Dhikr gegen Kritiker 9 Sein Bruder Saʿd Buh gest 1917 grundete ein bedeutendes Zentrum des Ordens in der Gibla Region im Westen unmittelbar an der Kuste und konnte seinen Einfluss auch in das Gebiet sudlich des Senegal Flusses ausweiten In den letzten dreissig Jahren des 19 Jahrhunderts besetzte er mit seinen Anhangern ausserdem eine Anzahl von Platzen in der Region von Trarza entlang der Handelswege die Saint Louis mit dem Adrar verbinden 10 Aufgrund der Feindschaft die zwischen der Fadiliya und den Kunta bestand hatte er aber von deren Seite viele Verleumdungen zu erleiden 11 Saʿd Buh hielt seine Sohne und Tochter dazu an Cousinen und Cousins aus anderen Zweigen der Fadiliya Familie zu heiraten um damit das Familiennetzwerk zu verstarken Mit Hilfe seiner Anhanger und Familienangehorigen baute er ein Informationsnetzwerk auf das die gesamte senegalesisch mauretanische Zone umfasste 12 Die Franzosen sahen ihn als den machtigsten Vertreter der Fadiliya Bruderschaft in Mauretanien und in Schwarz Afrika an 13 Die beiden Bruder Saʿd Buh und Ma al ʿAinain unterhielten enge Beziehungen Zwei Sohne von Ma al ʿAinain heirateten zwei Tochter von Saʿd Buh und wenig spater heirateten umgekehrt zwei Sohne von Saʿd Buh zwei Tochter von Ma al ʿAinain 14 Die politische Aktivitat von Ma al ʿAinain fuhrte jedoch zu einer Auseinandersetzung mit seinem Bruder der unter sehr andersartigen Umstanden die franzosische Prasenz akzeptierte und ein Fatwa gegen einen unrealistischen und zerstorerischen Dschihad gegen Frankreich veroffentlichte Die Ehen der Sohne von Ma al ʿAinain mit Tochtern von Saʿd Buh haben die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Brudern uberlebt die beiden Sohne von Saʿd Buh die Tochter von Ma al ʿAinain geheiratet hatten verstiessen jedoch ihre Ehefrauen 15 Der Orden in der Zeit nach den beiden Brudern Bearbeiten Ma al ʿAinain fiel 1910 im Suden Marokkos im Kampf gegen die franzosischen Truppen Sein Grab in Tiznit entwickelte sich zu einem der wichtigsten religiosen Anziehungspunkte der Fadiliya im Norden Hier gewann der Orden um die Zeit auch grossen Einfluss bei der Taschelhit sprechenden berberischen Volksgruppe der Schloh 16 In den Jahren um 1935 grundete Scheich Muhammad ʿAbdallah wuld Adda ein Anhanger der Fadiliya im Tagant die Ortschaft Boumdeit mit einer landwirtschaftlichen Kooperative 17 Der unangefochtene Fuhrer der Fadiliya zu dieser Zeit war Scheich Tourad Ould Abaas st 1945 aus dem Clan der Ahl Cheikh Al Hairam in Nema 18 Im Jahre 1998 versammelten sich die Fuhrer der Bruderschaft aus der Nachkommenschaft des Ordensgrunders in Nouakchott und unterzeichneten ein Abschlussprotokoll in arabischer Sprache in dem sie zum einen dazu aufriefen den Geist des Zusammenhalts unter den Nachkommen von Muhammad Fadil und seiner Bruder zu starken ganz gleich ob sie sich in Mauretanien Marokko Senegal Gambia Guinea Mali oder anderswo befinden Zum anderen beschlossen sie ein Programm zur Starkung der lokalen Verankerung des Ordens an den Orten die mit seiner Geschichte verbunden sind Hierzu gehoren die Errichtung einer nach Muhammad Fadil benannten Zawiya neben seinem Mausoleum in Bayribaf bei Nema und die Grundung eines nach Saʿd Buh benannten Zentrums fur islamische Studien bei seinem Mausoleum in an Nimdschat in der Verwaltungsregion Trarza Des Weiteren wurde beschlossen regelmassige Versammlungen des Ordens abzuhalten und zwar zunachst in an Nimdschat dann im marokkanischen Tiznit und schliesslich in der Zawiya von Bayribaf 19 Lehrtradition BearbeitenDie Fadiliya versteht sich im Prinzip als qadiritischer Orden und misst dem Wird d h der ordenspezifischen Litanei der Qadiriya sehr grosse Bedeutung zu 20 Beim Dhikr wird an diesen Wird in ansteigendem Ton die Formel la ilaha illa Llah wa Muḥammadun rasulu Llah Es gibt keinen Gott ausser Gott und Muhammad ist der Gesandte Gottes angehangt 21 Allerdings greift man auch auf andere Aurad pl von Wird zuruck In der jungeren Vergangenheit gab es immer wieder polemische Kontroversen uber den Ursprung der Fadiliya Ghaithi w Mamma ein Nachkomme von Muhammad Fadil veroffentlichte 1995 in Mauretanien einen Zeitungsartikel in dem er vor allem die These zuruckwies die Fadiliya sei ein Zweigorden der Schadhiliya 22 Saʿd Buh gab die Silsila der Fadiliya folgendermassen an Mohammed gt ʿAli ibn Abi Talib gt al Hasan al Basri gt Sari as Saqati gt Dschunaid gt Abu Bakr asch Schibli gt asch Schunbuki gt Abu l Wafi gt ʿAbd al Qadir al Dschilani gt Ibn Haita gt Abu n Nadschib as Suhrawardi gt Muhyi d Din Ibn ʿArabi gt ʿAbd as Salam ibn Maschisch gt Abu l Hasan asch Schadhili gt Abu l ʿAbbas al Mursi gt Ibn Ata Allah al Iskandarani gt al Badschili gt Muhammad gt ʿAlyun ibn Ufa gt ʿUqba al Hadrami gt Ahmad Zarruq gt Sidi Yahya gt Talib Habib gt Talib Diya al Muchtar gt Talib Muhammad gt Talib Chiyar gt Mamin gt Muhammad Fadil Bis zu Sidi Yahya entspricht diese Silsila der Silsila der Qadiriya die darauf folgenden Kettenglieder sind Vorfahren von Muhammad Fadil 23 Ma al ʿAinain fuhrte anders als Saʿd Buh Silsila des Ordens uber Sidi Yahya auf as Suyuti zuruck 24 Fur die anderen Aurad die die Fadiliya Scheiche ubermittelten verfugten sie uber keine Silsila 25 Auf sufischer Ebene orientiert sich die Fadiliya an den Schriften des maghrebinischen Gelehrten Ahmad Zarruq 1442 1493 26 Literatur BearbeitenRahal Boubrik Saints et societe en Islam la confrerie ouest saharienne Fadiliyya CNRS Ed Paris 1999 Rahal Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya in Revista de Estudios Internacionales Mediterraneos REIM 11 2011 38 54 Online Version Alphonse Gouilly L Islam dans l Afrique Occidentale Francaise Editions Larose Paris 1952 S 99 102 Constant Hames Islam et urbanisation dans l espace nomade ouest saharien in Adriana Piga ed Islam et villes en Afrique au sud du Sahara Entre soufisme et fondamentalisme Karthala Paris 1999 S 195 208 Hier besonders S 199 205 Paul Marty Etudes sur l Islam maure Cheikh Sidia les Faḍelia les Ida ou Ạli Leroux Paris 1916 S 113 219 Digitalisat David Robinson Sa d Buh and the Fadiliyya and French colonial authorities in Islam et societes au sud du Sahara 11 1997 129 148 David Robinson Paths of accommodation Muslim societies and French colonial authorities in Senegal and Mauritania 1880 1920 Ohio University Press Athens Ohio 2000 S 161 178 David Robinson Saad Buh et la voie de la Fadiliyya in D Robinson ed Societes musulmanes et pouvoir colonial francais au Senegal et en Mauritanie Karthala Paris 2004 S 257 284 Knut Vikor Sufi Brotherhoods in Africa in Nehemia Levtzion amp Randall L Pouwels The History of Islam in Africa Ohio University Press Ohio 2000 S 441 471 Hier S 445f Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Gouilly L Islam dans l Afrique Occidentale Francaise 1952 S 99 Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Vgl Gouilly L Islam dans l Afrique Occidentale Francaise 1952 S 100 Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Marty Etudes sur l Islam maure 1916 121f Vgl Alfred Le Chatelier L islam dans l Afrique occidentale G Steinheil Paris 1899 S 329 Digitalisat Vgl dazu H T Norris Art Maʾ al ʿAinain al Ḳalḳami in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd V S 889b 892b Hier S 891a Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Vgl Marty Etudes sur l Islam maure 1916 S 181 Vgl Marty Etudes sur l Islam maure 1916 S 167 Vgl Robinson Saad Buh et la voie de la Fadiliyya 2004 S 265 Vgl Gouilly L Islam dans l Afrique Occidentale Francaise 1952 S 101 Vgl Marty Etudes sur l Islam maure 1916 S 183 Vgl Marty Etudes sur l Islam maure 1916 S 185 Vgl Marty Etudes sur l Islam maure 1916 S 150 Vgl Hames Islam et urbanisation dans l espace nomade ouest saharien 1999 S 202 Vgl Gouilly L Islam dans l Afrique Occidentale Francaise 1952 S 102 Zit nach Hames Islam et urbanisation dans l espace nomade ouest saharien 1999 S 204f Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Marty Etudes sur l Islam maure 1916 118 Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Marty Etudes sur l Islam maure 1916 120 Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Marty Etudes sur l Islam maure 1916 120 Vgl Boubrik Itineraire du fondateur de la tariqa Fadiliyya 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fadiliya amp oldid 202323908