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Tariqa arabisch طريقة DMG ṭariqa Weg Pfad Methode Plural Turuq طرق ṭuruq ist ein islamischer Begriff der im engeren Sinne den spirituellen Weg bezeichnet den der Sufi beschreitet um uber die Scharia hinaus zur Erkenntnis Allahs zu gelangen in einem breiteren Sinne jedoch eine Gemeinschaft von Muslimen die einem solchen Weg folgt also eine Sufi Bruderschaft Die verschiedenen Bruderschaften werden dabei meist nach ihrem als Scheich bezeichneten Grunder benannt auf den sie sich in einer geistigen Abstammungslinie Silsila zuruckbeziehen Auf diesen Grunder werden ublicherweise auch bestimmte Rituale und Symbole die die Bruderschaft auszeichnen zuruckgefuhrt Tariqas sind keineswegs rein spirituelle Organisationen sondern verfugen oft uber grosse politische und wirtschaftliche Macht die sie auch nutzen Ein Beispiel dafur ist die senegalesische Muridiya Eine vom Orientalismus gepragte romantisierende Vorstellung von vollig vergeistigten Mannern in wallenden Gewandern Derwischen und Fakiren die vor allem extrem asketische Ubungen vollziehen hat heute meist nur noch sehr wenig mit dem Leben von Mitgliedern islamischer Bruderschaften zu tun Inhaltsverzeichnis 1 Leben der Mitglieder 2 Verbreitung der verschiedenen Tariqas 3 Literatur 4 Weblinks 5 BelegeLeben der Mitglieder BearbeitenWenn es auch eine grosse Anzahl verschiedener sufischer Bruderschaften gibt siehe Liste von Sufi Orden so haben sie doch alle eines gemeinsam Die Mitglieder vertrauen sich der geistig spirituellen Fuhrung ihres Obersten an der Scheich im Sinne eines geistigen Fuhrers genannt wird Der aus dem Persischen stammende Begriff Derwisch fur Mitglieder einer Bruderschaft ruft dabei oftmals bestimmte Assoziationen hervor die zwar fur einige Tariqas zutreffen typischerweise fur die tanzenden Derwische der Mevlevi Tariqa die aber mit dem Leben der meisten Mitglieder von Tariqas in der modernen Welt wenig zu tun haben Das Gleiche gilt fur den Begriff Fakir Ubungen die Fakire typischerweise praktizieren werden nicht selten von glaubigen Muslimen als extreme und somit unislamische Auswuchse angesehen Der Einfluss einer Tariqa auf das Leben eines Mitglieds ahnelt dabei eher dem Einfluss den christliche Orden auf Laienmitglieder sogenannte Familiare haben als auf regulare Angehorige christlicher Orden Mitglieder einer Tariqa leben normalerweise nicht in geschlossenen klosterahnlichen Gemeinschaften sondern in ihren Familien und praktizieren ihren jeweiligen islamischen Weg ganz normal im Alltag oft ohne von den Mitmenschen als Mitglied einer Bruderschaft erkannt zu werden Letzteres begunstigt vor allem die Ausbreitung der noch heute aktiven Tariqas innerhalb westlicher Gesellschaftsformen Auch spielt das Zolibat anders als im Christentum und Buddhismus keinerlei Rolle im Leben der Bruderschaft wobei jedoch streng auf die Einhaltung der islamischen Regeln zu Ehe und Sexualitat geachtet wird Zu den typischen Ritualen der verschiedenen Bruderschaften gehoren bestimmte Dhikr Ubungen bei denen meist ein Name Allahs angerufen wird oft zusammen mit rhythmischem Atmen und rhythmischen Bewegungen sowie Wechselgesange in denen bestimmte Worter oder Satze im Wechsel gesprochen oder gesungen werden und die als wird ḥizb oder ratib bezeichnet werden 1 In einer Tariqa mussen aber keineswegs immer spirituelle Ubungen im Mittelpunkt stehen ebenso wichtig oder sogar noch wichtiger ist oft die genaue Einhaltung der Regeln der Schari a Die Mitgliedschaft in einer Bruderschaft und die damit verbundenen Aktivitaten sind reine Mannersache Frauen haben daran keinen direkten Anteil Verbreitung der verschiedenen Tariqas BearbeitenEinige der Tariqas wie zum Beispiel die Naqschbandiya oder die Qadiriya sind heute weltweit verbreitet andere sind auf einen bestimmten Raum beschrankt wie zum Beispiel die ʿAlawiya die hauptsachlich auf Sansibar verbreitet ist und die von Muhammad Salih 1845 1916 begrundete Salihiya Raschidiya die vor allem in Somalia beheimatet ist und der auch der somalische Widerstandskampfer Mohammed Abdullah Hassan angehorte 2 Die beiden einflussreichsten Bruderschaften Westafrikas sind die Tidschaniya und die Qadiriya Sie verfugen in den einzelnen Landern uber unterschiedliche Mehrheiten So sind in Senegal etwa 50 Prozent der Muslime Anhanger der Tidschaniya wobei jedoch die etwas kleinere Muridiya das Land durch ihre okonomischen und politischen Tatigkeiten in viel starkerem Masse pragt In Benin und Ghana sind Tidschaniya und Qadiriya etwa gleich stark vertreten ebenso in Niger In Benin ist die altere Qadiriya fast nur in Porto Novo an der Kuste vertreten im ubrigen Land uberwiegt einem generellen Trend in Westafrika folgend seit Anfang des 20 Jahrhunderts die Tidschaniya 3 Im uberwiegend muslimischen Mali sowie in Kamerun und Togo wo die Muslime eine vergleichsweise kleine Minderheit bilden ist die Tidschaniya am weitesten verbreitet In Tunesien sind Tidschaniya und Schadhiliyya gleichermassen vertreten Starkste Bruderschaft in Nordostafrika ist die Qadiriya es folgen Tidschaniya die besonders in Sudwest Athiopien vertreten sind und Khatmiyya besonders im Sudan 4 Die Yaschrutiya ist eine vom tunesischen Sufi Scheich Ali Nur al Din al Yaschruti ca 1815 1899 in Palastina gegrundete Bruderschaft Literatur BearbeitenMartin van Bruinessen The origins and development of Sufi orders tarekat in Southeast Asia In Studia Islamika Indonesian Journal for Islamic Studies 1 1 1994 1 23 Online Preprint einsehbar Nathalie Clayer Netzwerke muslimischer Bruderschaften in Sudosteuropa In Europaische Geschichte Online hrsg vom Institut fur Europaische Geschichte Mainz 2011 Constant Hames Cheikh Hamallah ou Qu est ce qu une confrerie islamique Tariqa 1983 J Spencer Trimingham The Sufi Orders in Islam Clarendon Press Oxford 1971 Digitalisat Weblinks BearbeitenUbersicht uber die Verzweigung der Tariqa HauptlinienBelege Bearbeiten Vgl J Spencer Trimingham 1971 S 214 216 Vgl J Spencer Trimingham Islam in East Africa Clarendon Press Oxford 1964 S 102 Thomas Bierschenk The Social Dynamics of Islam in Benin 1 2 Vorlage Toter Link www ifeas uni mainz de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Galilou Abdoulaye L Islam beninois a la croisee des chemins Histoire politique et developpement Mainzer Beitrage zur Afrikaforschung 17 Rudiger Koppe Verlag Koln 2007 ISBN 978 3 89645 817 9 S 15 19 Prozentzahlen nach Peter Heine Riem Spielhaus Das Verbreitungsgebiet der islamischen Religionen Zahlen und Informationen zur Situation in der Gegenwart In Werner Ende Udo Steinbach Hrsg Der Islam in der Gegenwart 5 aktualisierte und erweiterte Auflage C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53447 3 S 135 139 Normdaten Sachbegriff GND 4149164 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tariqa amp oldid 237130306