www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Abu Tamim Maadd ibn az Zahir arabisch أبو تميم معد بن الظاهر DMG Abu Tamim Maʿadd b aẓ Ẓahir 2 Juli 1029 29 Dezember 1094 war von 1036 bis zu seinem Tod unter dem Herrschernamen al Mustansir bi llah المستنصر بالله al Mustanṣir bi llah der Gott um Beistand anfleht in der deutschsprachigen Literatur kurz al Mustansir genannt der achte Kalif der Fatimiden sowie der achtzehnte und letzte gemeinsame Imam der Schia der Ismailiten vor deren Spaltung Ein in Kairo geschlagener Golddinar des Kalifen al Mustansir Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die ersten Jahre 1 2 Letzter Triumph im Schatten der Turken 1 3 Zusammenbruch 1 4 Der neue Herrscher 1 5 Nachfolge und Spaltung 2 Quelle 3 Literatur 4 AnmerkungenLeben BearbeitenAls einziges bekanntes Kind des Kalifen az Zahir wurde Prinz Maadd am 2 Juli 1029 in Kairo geboren Zeitgenossische Beobachter bemerkten besonders den auffallend dunklen Teint des Kronprinzen der der Sohn einer schwarzen sudan Konkubine war die Talisman Raṣad genannt wurde Abgesehen davon ist der Prinz der als Siebenjahriger wenige Tage nach dem Tod seines Vaters am 16 Juni 1036 unter dem Herrschernamen der Gott um Beistand anfleht al Mustanṣir bi llah inthronisiert wurde ein Neutrum der Geschichte geblieben sowohl in charakterlicher wie politischer Hinsicht Und das obwohl seine neunundfunfzigjahrige Herrscherzeit die langste aller Fatimiden gepragt war vom beinahen Triumph ihrer Sache und von dem darauf gefolgten beinahen Ende ihres eigenen Kalifats Tatsachlich neigt die jungere Geschichtswissenschaft in ihrer Einschatzung dazu das eigentliche Ende des 909 begrundeten Fatimidenkalifats mit der Ara des al Mustansir zu verknupfen da es nach ihm nur noch ein hundertjahriges Schattendasein fristete bis es 1171 sang und klanglos erlosch 1 Wie schon sein Vater wurde al Mustansir von seinem hofischen Umfeld mit Absicht vom politischen Alltagsgeschaft ferngehalten und seinen personlichen Vergnugungen uberlassen Wie schon der Vater stand er zeit seines Lebens unter dem Einfluss anderer zuerst unter dem des handlosen Wesirs al Dschardscharai der ihn auf den Thron gesetzt hatte dann unter dem seiner Mutter und deren Gunstlinge Offenbar hatte man nie auch nur daran gedacht ihm eine gewisse staatsmannische Schulung angedeihen zu lassen da al Mustansir auch der erste Kalif ist von dem nicht bekannt ist dass er jemals einen eigenen Lehrmeister ustaḏ gehabt hatte Der Kalif blieb ein Spielball in der Hand anderer und konnte die um sich herum abspielenden Ereignisse allenfalls beobachten aber kaum selbst beeinflussen womit er den Charakter des Kalifats seiner Dynastie fur die letzten hundert Jahre seiner Existenz vorzeichnete Nur ein einziges Mal uberwand sich al Mustansir zur Eigeninitiative mit der er immerhin sein am Abgrund stehendes Kalifat retten konnte um es zugleich in die Bedeutungslosigkeit zu fuhren Die ersten Jahre Bearbeiten nbsp Der Herrschaftsbereich des Fatimidenkalifats in den ersten Jahren des al Mustansir Die insgesamt erfolgreiche Bilanz der ersten funfundzwanzig Jahre der Herrschaft des al Mustansir konnte nahtlos an die seiner Vorganger anknupfen auch wenn sich in ihnen erste Symptome der Krise bemerkbar machten Schon wenige Tage nach seiner Inthronisierung ware der Kalif wahrend der obligatorischen Heeresmusterung beinahe vom Speerwurf eines sudanesischen Soldaten getroffen worden Die Tat geschah nach allgemeinem Aufruhr im Heer welchem geringen Soldzahlungen zugrunde lagen Die schon seit langerer Zeit am Hof von Kairo grassierende Gunstlingswirtschaft hatte fur das Heer bestimmte Gelder in fremde Taschen fliessen lassen was die Soldaten nicht langer erdulden wollten Aber bevor die Stimmung vollends zu kippen drohte hatte der Wesir al Dschardscharai der Misswirtschaft Einhalt geboten und den ausstehenden Sold aufbringen konnen was die Lage wieder beruhigte Noch im Jahr 1036 waren die Verhandlungen mit dem byzantinischen Reich um eine Verlangerung des Waffenstillstandes um zehn Jahre erfolgreich beendet worden doch drohte das eigenmachtige Vorgehen des fatimidischen Statthalters von Syrien Anuschtegin ad Duzbiri den Frieden mit Konstantinopel zu storen Im Mai 1038 eroberte der Statthalter zwar im Namen seines Kalifen aber ohne jeglichen Befehl das autonome Furstentum Aleppo Das Furstentum hatte gemass des Vertrages mit Byzanz den Status eines Pufferstaates zwischen beiden Reichen eingenommen was mit der Eroberung des Anuschtegin aber hinfallig wurde In Kairo verdachtigte man den Statthalter eigennutzige Ziele zu verfolgen weshalb Wesir al Dschardscharai im Sinne des Vertrags untatig blieb als Byzanz Anuschtegin den Krieg erklarte Aber erst der Tod Anuschtegins im Januar 1042 schaffte das Problem aus der Welt woraufhin die Furstenfamilie der Mirdasiden wieder in Aleppo restauriert werden konnte und die Verhaltnisse zu Byzanz wieder den Vertragsbedingungen entsprachen Der Tod al Dschardscharais am 27 Marz 1045 wird allgemein als Beginn des Niedergangs des Fatimidenkalifats angesehen da nach ihm die Hofpartei der Kalifenmutter Rasad die Lenkung des Staates ubernahm und damit eine Epoche der zugellosen Selbstbereicherung und des territorialen Zerfalls folgte die schliesslich im Zusammenbruch der herrscherlichen Autoritat mundeten Tatsachlich aber konnte mit dem am 1 Juni 1050 als Wesir eingesetzten al Yazuri gest 1058 noch einmal ein tatkraftiger wenn auch skrupelloser Machtmensch die Staatsgeschafte in die Hand nehmen Dieser war sogleich mit dem Abfall des Westens al maġrib vom Kalifat konfrontiert Schon im Marz 1049 hatte der Statthalter von Afrika Ifriqiya al Muizz az Ziri seine Loyalitat zu Kairo aufgegeben und sich unter die Oberhoheit der sunnitischen Kalifen der Abbasiden gestellt Auf viel Widerstand stiess er dabei nicht war doch der Maghreb uberwiegend sunnitisch gepragt Al Yazuri reagierte sofort indem er den seit Generationen in Agypten nomadisierenden Beduinenstammen der Banu Hilal und Banu Sulaim einen Freibrief zu Eroberung und Besiedelung des Westens ausstellte worauf die Stamme in Scharen dorthin abwanderten Bis 1057 konnten die Beduinen das abtrunnige Ziridenfurstentum durch die Eroberung von Kairouan zerschlagen und auf seinem Gebiet eigene Kleinstaaten begrunden Der Gewinn fur die Fatimiden war allerdings gering die neuen Furstentumer der Beduinen erkannten zwar deren Oberhoheit an blieben aber in der Realitat faktisch autonom Den eigentlichen Nutzen aus dem Ende des Ziridenfurstentums konnten die im aussersten Westen im heutigen Mauretanien und Marokko aufsteigende sunnitische Dynastie der Almoraviden ziehen die das entstandene Machtvakuum zur Expansion ihres Territoriums nutzen konnten Fur die Fatimiden aber war der Westen wo ihr Kalifat einst seinen Ausgang genommen hatte fur immer verloren Die nachhaltigste Folge der von Kairo forcierten arabischen Volkerwanderung aber war die mit ihr nun einsetzende Arabisierung des Maghreb auf dem Gebiet des heutigen Tunesiens und Algeriens dessen indigene berberische Bevolkerung durch die langjahrigen Kampfe stark dezimiert und in geographische Randlagen abgedrangt wurde wahrend die frei gewordenen Raume von den arabischen Beduinen besetzt und dauerhaft besiedelt wurden nbsp Roger der Normanne siegt uber die Sarazenen in der Schlacht von Cerami Historisierendes Gemalde von Prosper Lafaye um 1860 Mit dem Verlust des Westens ging auch der von Sizilien einher Die Statthalterschaft der Kalbiten war hier in den vorangegangenen Jahren durch innere Zwistigkeiten in Anarchie versunken und wurde durch eine vom byzantinischen Reich betriebene christliche Reconquista von aussen bedroht Die Anlandung eines byzantinischen Heers 1038 konnte nicht verhindert werden blieb aber noch ohne gravierende Folgen Doch die Angriffe der Christen wiederholten sich in den folgenden Jahren wahrend die innere Ordnung auf der Insel zu erodieren begann Nach einem an Kairo ergangenen Hilferuf wurde die Kalbitendynastie im Jahr 1051 auf Weisung al Yazuris abgesetzt und nach Agypten deportiert An deren Stelle ubernahm nun ein von Kairo direkt eingesetzter Statthalter die Verwaltung auf der Insel doch konnte auch dieser den Untergang des islamischen Siziliens nicht mehr abwenden Wahrend die Fatimiden im fernen Osten fur ihren eigenen Uberlebenskampf gegen die Seldschuken all ihre Krafte konzentrieren mussten war im Jahr 1060 al Yazuri war da schon tot eine christliche Streitmacht in Gestalt eines normannischen Eroberungsheers unter der Fuhrung des Grafen Roger dem Sohn des Tankred al qumṭ Ruǧǧar ibn Tanqar an der Kuste vor dem Seehafen Messina angelandet der im Jahr darauf von den Eroberern genommen wurde Im Juni 1063 siegten die Normannen bei Cerami uber das letzte Aufgebot der sizilischen Muslime 1072 fiel die Hauptstadt Palermo Kalif al Mustansir erlebte noch im Jahr 1091 mit dem Fall von Noto das Ende der fast zweihundertfunfundsechzigjahrigen Herrschaft des Islam auf Sizilien Letzter Triumph im Schatten der Turken Bearbeiten Das Schicksal nicht nur des Fatimidenkalifats sondern der gesamten arabischen Welt sollte sich aber im Osten entscheiden wo zu Lebzeiten des al Mustansir jene epochale ethnographische Umwalzung ihren Anfang nahm deren Auswirkungen noch bis in die jungere Gegenwartsgeschichte nachhallen Im Jahr 1043 durchzog ein turkmenisches Eroberungsheer die zentraliranische Provinz Kerman das bis 1051 die persischen Residenzstadte Rey und Isfahan eroberte Angefuhrt wurden die Scharen von dem Clan der Seldschuken in Person des Fursten Toghril Beg Die ursprunglich in den Steppen Zentralasiens beheimateten Turken waren der arabischen Welt zu diesem Zeitpunkt langst nicht mehr fremd Schon seit Generationen hatte dieses kriegstuchtige Reitervolk eine herausragende Rolle im Heerwesen der arabisch muslimischen Machthaber eingenommen indem ihre gefangengenommenen Krieger auf den persischen Sklavenmarkten feilgeboten und als Militarsklaven mamluk verkauft wurden Nachdem zuerst die Kalifen der Abbasiden dieses neue militarische Potenzial fur sich entdeckt hatten wurden ab dem spaten 10 Jahrhundert Turken auch von den Fatimiden in grosser Zahl angeworben Im 11 Jahrhundert reprasentierten turkische Verbande dann das militarische Ruckgrat jeder nennenswerten politischen Macht des Nahen Ostens wahrend Araber im Kriegswesen jener Zeit kaum noch eine relevante Rolle spielten Doch dem Vormarsch der Seldschuken zur Mitte des 11 Jahrhunderts wohnte eine ganz andere Qualitat inne Im Windschatten ihrer Reiterscharen sind ganze turkmenische Volkerschaften nachgezogen womit sich hinter dem Eroberungszug eine regelrechte turkische Volkerwanderung offenbarte an deren Ende kein neuer Zustrom an Sklaven fur die arabische Welt sondern die Etablierung einer neuen politischen wie ethnographischen Grosse mit Herrschaftsanspruch stehen sollte Fur alle bereits etablierten Machte des Vorderen Orients hatte die turkische Westwanderung einen nicht mehr ruckgangig zu machenden Umbruch mit weit reichenden Folgen nach sich gezogen Das byzantinische Reich sollte nach langem Abwehrkampf daran zugrunde gehen und der arabischsprachigen Welt kostete es fur Jahrhunderte hinaus den Verlust ihrer im Zuge der islamischen Expansion im 7 Jahrhundert gewonnenen politischen Vormachtstellung im Nahen Osten Die Bedrohung durch die Seldschuken war von den zeitgenossischen Machthabern in Bagdad und Kairo durchaus erkannt wurden und hatte sie zu bis dahin fur undenkbar gehaltenen Uberlegungen ermutigt Die starren Schranken des alten dynastischen und konfessionellen Zwistes uberspringend hatte der Hof zu Kairo im Namen seines schiitischen Kalifen diplomatische Kontakte mit dem Schutzherrn der sunnitischen Kalifen von Bagdad aufgenommen dem Buyidenemir Abu Kalidschar die zu einer Art panarabischer Allianz zur Abwehr der aufziehenden Turkengefahr fuhren sollten Diese Uberlegungen fanden aber mit dem Tod des Machthabers von Bagdad im Jahr 1048 ihr jahes Ende worauf das Grossemirat der Buyiden das bis dahin als Puffer zwischen den Seldschuken und Fatimiden gedient hatte zusammenbrach Um sein am Abgrund stehendes Kalifat zu retten warf sich nun der weitgehend machtlose Abbaside al Qaim in die Arme des Toghril Beg der am 20 Dezember 1055 in Bagdad einmarschierte dort die letzten Reste der Buyidenregierung beseitigte und sich zum neuen Schutzherrn des sunnitischen Kalifats aufschwang Fur die innere Verfasstheit des islamischen Glaubens bargen diese Ereignisse nicht zu unterschatzende Auswirkungen Wenige Generationen zuvor noch selbst Anhanger eines heidnischen Schamanenkults haben die Seldschuken den Islam sunnitischer Auslegung angenommen was nun zusatzlich zu ihrer Legitimation als Schutzherren des sunnitischen Kalifats gereichte Ihr Einsatz ǧihad fur den neu entdeckten islamischen Glauben hatte aber gerade das Sunnitentum in der Folge in eine bis dahin nicht gekannte dogmatisch erstarrte Orthodoxie gefuhrt die in allen anderen Auslegungen der im Koran festgehaltenen gottlichen Offenbarung Auswuchse von glaubensabtrunnigen Haresien erkannte In zunehmendem Masse begann sich der sunnitische Dschihad seither nicht nur gegen die Welt der der koranischen Offenbarung Unglaubigen sondern auch gegen die schiitischen Anhanger der koranischen Offenbarung zu wenden Fur die Schiiten innerhalb des seldschukischen Herrschaftsbereichs also besonders in Persien und dem Irak hatte dies unmittelbare Auswirkungen auf ihre Existenz Hatten sie hier unter den Buyiden die selber schiitisch waren noch ungestort leben und missionieren konnen sahen sie sich nun einer von den Seldschuken angefuhrten Verfolgungswelle im Sinne des orthodoxen Sunnitentums ausgesetzt worin sich eine gewisse historische Pointe ausserte kannte und kennt gerade das Schiitentum ismailitischer Pragung in seiner auf Freiwilligkeit basierenden Annahme selbst keine Form der Zwangsbekehrung Doch gerade die persischen Ismailiten sollten auf die seldschukische Bedrohung bald ihre eigenen Methoden erfinden um dieser zu begegnen Die Fatimiden gedachten den Umsturz in Bagdad nicht unbeantwortet zu lassen vielmehr erkannten sie darin die Chance ihr von Anfang an verfolgtes Endziel von der Uberwindung des Abbasidenkalifats und damit die Vereinigung der islamischen Welt umma unter ihrer Dynastie zu verwirklichen Als Werkzeug fur dieses Vorhaben bat sich ihnen ausgerechnet ein Turke an Im Fruhjahr 1056 nahm Wesir al Yazuri Kontakt mit dem turkischen General Arslan al Basasiri auf der in der Gegend der Dschazira eine Existenz als Freischarler fuhrte seit er 1054 bei seinem buyidischen Herrn in Bagdad in Ungnade gefallen war Bereitwillig stellte sich al Basasiri nun in den Dienst der Fatimiden von denen er formell den Generalsrang samt Geldmittel Pferde und Waffen zur Rekrutierung einer Streitmacht erhielt Tatsachlich konnte der General schnell ein Heer bestehend aus anderen herrenlos gewordenen Turken nordirakischen Araberfursten und Beduinenkriegern zusammenstellen mit dem er den Kampf gegen die Seldschuken aufnahm Am 9 Januar 1057 errang er in einer Feldschlacht bei Sindschar einen ersten Sieg uber ein seldschukisches Aufgebot der von seinen Kriegern unter den bezeichnenden Schlachtruf Sieg den Arabern Ya lil ʿarab erkampft wurde Von der Euphorie dieses Sieges getragen gelang in schneller Folge auch die Einnahme von Mossul und Kufa nachdem Bagdad in einem weiten Bogen umgangen wurde Ein Angriff auf das Machtzentrum der Abbasiden erschien im Bereich des Moglichen da aber entfaltete die Diplomatie des Toghril Beg ihre Wirkung der durch Bestechungen die Beduinen zum Abfall von der fatimidischen Sache bewegen und damit das Heer des al Basasiri seiner Schlagkraft berauben konnte Die Enttauschung in Kairo ob dieser Entwicklung war gross und kostete dem Wesir al Yazuri Amt und Leben Obwohl ihm in den ersten Tagen des Jahres 1058 die Einnahme Aleppos fur das Fatimidenkalifat gelungen war er hatte den letzten Mirdasidenemir zum freiwilligen Machtverzicht uberreden konnen wurde er am 28 Februar 1058 von seinen Feinden am Hof der verraterischen Konspiration mit den Seldschuken angeklagt und nach einer langeren Kerkerhaft hingerichtet nbsp Ein zwischen Dezember 1058 und Dezember 1059 450 451 AH in Bagdad geschlagener Golddinar mit der Titulatur des Fatimidenkalifen al Mustansir Ganzlich unerwartet war noch im selben Jahr das weisse Banner der Fatimiden mit dem Namen des al Mustansir beschrieben doch noch uber Bagdad gehisst worden ohne das dessen Minister in irgendeiner Weise etwas dazu beigetragen hatten Noch im Fruhjahr 1058 hatte al Basasiri erneut Mossul einnehmen konnen sich sogleich aber vor dem zahlenmassig uberlegenen Toghril Beg wieder Richtung Damaskus absetzen mussen Darauf aber erreichte den Seldschukenherrscher die Nachricht von der Revolte seines Halbbruders Ibrahim Inal im iranischen Hochland worauf er mit seiner gesamten Heeresmacht dorthin abzog und seinen hilfsbedurftigen Kalifen wie den gesamten Irak schutzlos zuruckliess Am Sonntag den 27 Dezember 1058 konnte al Basasiri mit seiner vergleichsweise nur kleinen Truppe in Bagdad einziehen und das weisse Banner hissen Sofort fuhrte er den schiitischen Gebetsruf ein und liess zur nachsten Freitagspredigt am 1 Januar 1059 in der Moschee des al Mansur den Namen des Fatimidenkalifen al Mustansir verlesen Bald darauf wurde auch die Pragung neuer Dinare mit dem Herrschernamen des Fatimiden aufgenommen Der abgesetzte Abbasidenkalif al Qaim erhielt eine Schutzgarantie fur sein Leben und wurde am mittleren Euphrat in Ana unter Arrest gestellt Sein Palast wurde geplundert und die Herrscherinsignien der Abbasiden wurden als Zeichen des Sieges nach Kairo gesandt Die Freude am Hof der Fatimiden uber diesen ganzlich unerwarteten Triumph ihrer Sache den Ibn Muyassar gest 1278 spater auch als deren letzten bedeutenden Erfolg beschrieb wurde mit tagelangen Festen begleitet Das von allen Kalifen seit al Mahdi gest 934 propagierte eschatologische Ereignis von der Beseitigung aller Usurpatoren und der Alleinherrschaft der Nachkommen Alis und der Prophetentochter Fatima schien eingetreten Tatsachlich existierte nun nach einhundertfunfzig Jahren das Kalifat der Umayyaden von Cordoba war schon Jahrzehnte zuvor erloschen wieder nur ein Kalifat das allein uber die muslimische Welt gebot Die Herrschaft der Fatimiden in Bagdad war allerdings auf der nur sechshundert Mann starken Truppe des Generals al Basasiri fundiert dem bewusst war dass er sich gegen die zu erwartende Ruckkehr des Toghril Beg nicht wurde halten konnen Besonders nachdem ihm Kairo wo der Staat nach dem Ende des al Yazuri schon in die Krise abgeglitten war keine Verstarkungstruppen und frische Gelder zusenden wollte begann er auf eigene Sache zu walten mit dem gefangenen al Qaim als Faustpfand Doch es nutzte ihm nichts als im Spatjahr 1059 der siegreiche Toghril Beg mit seinem weit uberlegenen turkischen Reichsheer in den Irak zuruckgekehrt war und den al Qaim aus seinem Gefangnis befreite Am 15 Dezember 1059 musste al Basasiri Bagdad fluchtartig verlassen wo am 3 Januar 1060 der Seldschuke mit seinem Schutzling im Triumph einziehen und das sunnitische Abbasidenkalifat wieder restaurieren konnte Die Alleinherrschaft der Fatimiden uber die Umma wahrte an ihrem Ende auf den Tag genau ein Jahr im islamischen Mondkalender 8 Dhu l qada 450 bis 7 Dhu l qada 451 AH Der fluchtende al Basasiri wurde von den Seldschuken am 18 Januar 1060 bei Kufa zum ungleichen Kampf gestellt und mit seinen wenigen verbliebenen Mannern getotet Zusammenbruch Bearbeiten Schon als al Basasiri im Dezember 1058 das weisse Banner der Fatimiden uber Bagdad gehisst hatte war deren Kalifat in Kairo in eine Phase des Niedergangs eingetreten die von spateren agyptischen Chronisten als die grosse Kalamitat as sidda al ʿuẓma oder auch die Prufung fitna bezeichnet wurde Der Staat des al Mustansir wurde von einer schweren Krise erfasst die am Ende in dessen Zusammenbruch fuhrte Der Sturz des Wesirs al Yazuri im Februar 1058 hatte das Kalifat seines letzten Dieners mit staatsmannischem Format beraubt Nach ihm wurde dieses Amt in schnellen Wechseln die nachsten sechzehn Jahre von nicht weniger als dreissig Inhabern besetzt denen es allen an Durchsetzungsvermogen mangelte Da selbiges auch fur die Person des Kalifen galt muss fur diese Zeit ein regelrechtes Staatsversagen festgestellt werden An den fur orientalische Hofe obligatorischen Nepotismus waren die Agypter schon gewohnt doch das Ausmass der von den Beamten hemmungslos betriebenen Selbstbereicherung uberstieg nun weit alle bisher gekannten Niveaus Die grassierende Misswirtschaft schlug sich unmittelbar auf die lebenswichtigsten Funktionen des Staates nieder indem sie die alten Sorgen um den Militarhaushalt neu befeuerten Die zuletzt wieder rucklaufigen Soldzahlungen fuhrten zu neuen Unmut unter den Kriegern der sich in Kombination mit schon langer im Heer vorherrschenden ethnischen Spannungen in einer gewalttatigen Erhebung entlud Besonders auf Betreiben der sudanesischen Kalifenmutter Rasad war das fatimidische Heer seit geraumer Zeit mit Kontingenten schwarzer Kaufsklaven ʿabid as siraʾ aus ihrer nubischen Heimat erganzt wurden was im Heer eine Konkurrenzsituation mit den bisher als militarisches Ruckgrat dienenden turkischen Militarsklaven mamluk heraufbeschwor die nun um ihre Privilegien bangten Als wahrend eines Vergnugungsausflugs des Hofes im Sommer 1062 vor den Augen des al Mustansir ein betrunkener turkischer Gardist einen Sudanesen angriff und darauf von dessen Kameraden getotet wurde eskalierte die Situation zu einem echten turkisch sudanesischen Burgerkrieg auf agyptischem Boden Wahrend die von der Kalifenmutter gefuhrte Hofkamarilla die Anwerbung von Sudanesen forcierte um die Macht der Turken endgultig zu brechen schraubten diese ihre Soldforderungen von zuletzt 28 000 auf astronomische 400 000 Dinars in die Hohe Wahrenddessen kam es zu unablassigen Kampfen zwischen den Fraktionen in und um Kairo die begleitet wurden vom Zusammenbruch der offentlichen Sicherheit und des Handels Die Folge war eine neue Hungersnot und eine zunehmende Verodung der Hauptstadt gleichwohl der Pegelstand des Nils in diesen Jahren nie unter Normalniveau gefallen war Ganz Agypten versank in Anarchie und Rechtlosigkeit die Landbevolkerung wurde von Beduinen und herrenlosen Soldnern beraubt was den Ernteertrag zusatzlich einbrechen liess Im Jahr 1067 gelang den Turken bei Gizeh ein entscheidender Sieg uber die sudanesischen Verbande die sich nach Oberagypten zuruckziehen mussten Zum eigentlichen Machthaber von Kairo war so der turkische General Ibn Hamdan avanciert um dessen Loyalitat zu Kalif al Mustansir es nicht mehr weit bestellt war Mehr erzwungen als erbeten hatte der Kalif zur Befriedigung der Soldforderungen der Turken die Schatzkammern seines Palastes offnen mussen worauf eine mehr als ein Jahr andauernde Plunderung der unermesslichen in acht Generationen von den Fatimiden angehauften Schatze einsetzte Nach den Schatzkammern sind die planmassig vorgehenden Plunderer dazu ubergegangen die Palaste und Mausoleen von ihrem Schmuck zu entkleiden und das Interieur einzuschmelzen Auch vor den Reichsinsignien wie den goldenen Sonnenschirmen miẓalla Baldachinen und Diademen taǧ wurde kein Halt gemacht Binnen weniger Monate war das einst fur seinen Reichtum bewunderte Kalifat verarmt Nachdem alle Edelmetalle geplundert waren wurden im November 1068 die kulturellen und geistigen Schatze des Landes zu Geld gemacht Neben den Palast und Privatbibliotheken wurde in diesen Tagen auch der Schriftbestand des von al Hakim errichteten Haus der Weisheit geplundert wobei die Plunderer es auf den Materialwert der kostbar gestalteten Handschriften als auf deren Inhalt abgesehen haben Wahrend man die goldenen und silbernen Buchbeschlage einschmolz waren die als wertlos erachteten Seiten in den Nil geworfen und die Einbande zu Sandalen weiterverarbeitet wurden Schriften mit dezidiert ismailitischem Inhalt wurden von sunnitischen Eiferern gezielt verbrannt womit ein Verlust eines bedeutenden Teils des Schrifterbes der ismailitischen Schia einherging nbsp Das Herrschaftsgebiet der Seldschuken im spaten 11 Jahrhundert kurz vor Beginn des ersten Kreuzzuges Das Kalifat der Fatimiden war zu dieser Zeit nur noch auf das Gebiet des heutigen Agypten beschrankt und hatte dazu noch die Oberherrschaft uber den Hedschas und Jemen inne Im Dezember 1068 versuchte der gerade amtierende Wesir ein Sohn des al Yazuri der Anarchie Herr zu werden und Ibn Hamdan zu entmachten Auch wenn es ihm selbst das Leben kostete hatte sein Ausspielen von Zwistigkeiten der Turken untereinander der Machtstellung des Ibn Hamdan doch das Fundament entzogen als sich dessen Untergebene nun gegen ihn wandten Doch Ibn Hamdan konnte aus Kairo fliehen und im Delta im Bund mit den Beduinen einen eigenen Herrschaftsbereich aufbauen mit den zwei wichtigen Seehafen Alexandria und Damiette als Eckpfeiler mit denen er die Nahrungsmittelzufuhr nach Kairo unterbinden konnte Den letzten Rest an Loyalitat gegenuber den Fatimiden gab er nun vollends auf und knupfte Kontakte zu dem Seldschukensultan Alp Arslan dem er Unterwerfung gelobte und als Zeichen seiner Anerkennung des sunnitischen Kalifats von Bagdad sich die Zusendung schwarzer Standarten erbat Erstmals seit 973 wurden in Agypten Freitagspredigten wieder im Namen des Abbasidenkalifen gehalten und zur selben Zeit war auch der Hedschas mit den heiligen Statten Mekka und Medina von den Fatimiden abgefallen wo am 15 April 1071 erstmals seit 969 wieder fur die Abbasiden gepredigt wurde Darauf uberschritten die Seldschuken unter Alp Arslan im Fruhjahr 1070 den Euphrat nach Syrien denen sich der Furst von Aleppo sofort unterwarf Von dort setzte sich eine kleinere Schar unter dem General Atsiz nach Suden ab die bis 1071 weitgehend Widerstandslos Ramla und Jerusalem einnahm die noch von einem Erdbeben des Jahres 1068 teilweise zerstort waren und 1072 sogar bis nach Bilbeis vordrang sich von dort aber wegen Nahrungsmangels wieder nach Palastina zuruckzog Lediglich in den stark befestigten Kustenstadten wie Akkon Tyrus Sidon Caesarea Tortosa und Aschkelon sowie in der syrischen Hauptstadt Damaskus konnten sich die fatimidischen Besatzungen einstweilen noch behaupten Die Hoffnungen in Kairo ruhten nun auf der Militarmacht des alten Verbundeten dem byzantinischen Reich das sich von der Turkengefahr nicht minder bedroht fuhlte und unter Kaiser Romanos IV Diogenes im Sommer 1071 den Marsch in das ostliche Kleinasien aufnahm Alp Arslan sah unter diesen Umstanden von einem direkten Zug nach Agypten ab um sich in voller Starke dem gefahrlicheren Gegner zuerst zu stellen Am 19 August 1071 siegten die Seldschuken in der entscheidenden Schlacht bei Manzikert uber die Byzantiner deren Kaiser in ihre Gefangenschaft fiel Die fast hundert Jahre der vergleichsweise friedlichen und stabilen Verhaltnisse in Syrien und Palastina unter der Fatimidenherrschaft sind durch die Turkeninvasion einer Epoche des Dauerkrieges gewichen in der alle lokalen Bevolkerungsteile schwer zu leiden hatten Doch die religios gefarbte Konditionierung des seldschukischen Feldzuges der von ihnen auch als Einsatz ǧihad fur die sunnitische Orthodoxie verstanden wurde hatte die Lage besonders fur religiose Minderheiten in der daran nicht armen Region erheblich verschlechtert Schiitische Muslime Christen und Juden sahen sich nun von den neuen Herren offen diskriminiert und in ihrer Religionsausubung eingeschrankt Die bis dato noch moglich gewesenen und regelmassig unternommenen Pilgerfahrten der Christen nach Jerusalem waren unter diesen Umstanden kaum noch durchfuhrbar was auch im fernen Europa bemerkt wurde Dort mehrten sich nun die Stimmen derer die eine direkte Ubernahme der Herrschaft im Heiligen Land durch die Anhanger des Kreuzes anstrebten um zukunftig die freie Passage der Pilgerrouten gewahrleisten zu konnen deren Sicherheit man nicht langer den Unglaubigen anvertrauen wollte Das Fatimidenkalifat selbst schien nach Manzikert tatsachlich dem Untergang geweiht die in Kairo mittlerweile selbst an Hunger leidenden turkischen Truppen ergaben sich wieder dem Befehl ihres alten Generals Ibn Hamdan und liessen ihn im Mai 1072 unter dem schwarzen Banner in die Stadt einziehen Der von ihm in seinem verodeten Palast angetroffene Kalif al Mustansir soll nur noch von drei Dienern umgeben gewesen sein sogar von seiner Mutter und der restlichen Verwandtschaft war er verlassen worden die sich ins sichere Exil an den Hof von Bagdad abgesetzt hatten Von seiner Absicht dem schiitischen Kalifat bald ein Ende zu bereiten hatte Ibn Hamdan keinen Hehl gemacht doch wartete er mit diesem Schritt einstweilen noch ab Er gewahrte dem in seinem eigenen Palast gefangenen al Mustansir sogar noch eine grosszugige monatliche Apanage Doch das Ende ereilte abrupt den General selbst als er im Marz April 1073 einem Attentat letzter dem Kalifat treu ergebener Anhanger zum Opfer fiel Der neue Herrscher Bearbeiten nbsp Der von Chalaf ibn Mulaib in Salamyya errichtete Schrein fur den Begrunder der ismailitischen Mission Abdallah al Akbar Von seinem Gefangnismeister befreit raffte sich al Mustansir nun zu seiner ersten und auch einzigen Eigeninitiative seiner Herrschaft auf indem er in einem Brief den in Akkon ausharrenden General Badr al Dschamali um Hilfe anrief Dem kriegstuchtigen armenischen General fruher selbst ein Sklave versprach er dazu die ungeteilte Herrschaft in seinem Namen wenn er mit seinen armenischen Truppen nach Kairo kommen und das Kalifat vom Unwesen der Eintageswesire wie auch der turkischen Soldateska befreie Schon im Dezember 1073 landete der General mit seiner gesamten hauptsachlich aus armenischen Militarsklaven bestehenden Garnison auf hundert Schiffen in Damiette an zog am 27 Januar 1074 allerdings nur mit einer kleinen Truppe im Schutz der Dunkelheit in Kairo ein Dort veranstaltete er zuerst ein Festbankett zu dem er die bis dahin in Kairo herrschenden Offiziere der Turken einlud Als diese sich zu spater Stunde nacheinander betrunken verabschiedeten liess Badr sie beim Abgang einzeln erdrosseln Danach wurde er von al Mustansir formell zum Wesir investiert worauf eine mehrjahrige Phase der Sauberung das gesamte Land erfasste in der Badr mit strengster Harte die marodierenden turkischen und sudanesischen Truppen vernichtete und jeden der zuvor amtierenden Wesire enthaupten liess Gegen die im Nildelta in den vorangegangenen Jahren freiherrlich herrschenden Beduinenstamme fuhrte er blutige Feldzuge durch bis sie sich wieder der Autoritat des Zentralstaates unterwarfen Bis spatestens 1078 hatte er das nach fast zwanzig Jahren Anarchie daniederliegende Agypten nach innen befrieden und die Bedingungen fur seine wirtschaftliche Erholung schaffen konnen Diese Erfolge begunstigten auch die stetig wachsende Machtstellung des Badr der sich von al Mustansir schliesslich die drei wichtigsten zivilen Amter in der fatimidischen Staatshierarchie ubertragen lassen konnte Neben dem Wesirat betraf dies auch das Amt des Oberrichters und des Chefmissionars der ismailitischen Mission dem Rufer der Rufer daʿi d duʿat die er ausserdem noch mit dem militarischen Oberbefehl in seiner Person vereinte In der muslimischen Staatstheorie hatte damit das Wesirat der Ausfuhrung wizarat at tanfiḏ in dem der Wesir nur ausfuhrendes Organ des wirklich herrschenden Kalifen war einen Wandel zum Wesirat der Bevollmachtigung wizarat at tafwiḍ erfahren bei dem der Wesir die uneingeschrankte Regierungsgewalt besitzt In der Einschatzung der modernen Geschichtsforschung ist der Armenier somit zum ersten rein weltlichen Herrscher sulṭan in der Geschichte des muslimischen Agyptens geworden 2 Auch wenn die von ihm angestrebte Etablierung einer eigenen Erbdynastie letztlich versagt blieb wurde der von ihm neu definierte Charakter des Wesirats auch von allen Amtsnachfolgern ubernommen denen gegenuber die Wurde des fatimidischen Kalifats und deren Inhaber zum blossen Werkzeug zur formellen Legitimierung der Herrschaft herabsank wie es zuvor schon bei den Abbasiden in Bagdad gegenuber den Buyiden und Seldschuken geschehen war Badrs Wesirat wurde damit zum Prototyp der zukunftig in Agypten herrschenden sunnitischen Sultansdynastien der Ayyubiden und Mamluken Die von Badr fur die innere Befriedung Agyptens benotigten militarischen Reserven konnten nur durch die Preisgabe seiner aussersten territorialen Vorposten aufgebracht werden Im Juni Juli 1076 ergab sich die fatimidische Besatzung von Damaskus dem Atzis Im Februar 1077 unternahm der Turke einen erneuten Vorstoss nach Agypten den Badr in einer hart gefuhrten Abwehrschlacht in der Nahe von Kairo aber zuruckschlagen konnte Dieser Sieg hatte in Jerusalem die der turkischen Herrschaft uberdrussigen Burger zur erfolgreichen Erhebung ermutigt doch gelang es Atzis noch im selben Jahr die Stadt erneut zu ersturmen wobei er ein Massaker unter den Bewohnern anrichtete Anschliessend zerstorte er auch Gaza und nahm die Seefestung Jaffa Im Gegenzug unternahm Badr zwei Versuche zur Ruckeroberung von Damaskus die allerdings scheiterten Dem neuen Seldschukensultan Malik Schah I missfiel das Treiben des Atzis in Syrien der ihm viel zu selbstandig auftrat und entmachtete ihn im Spatjahr 1078 durch seinen Bruder Tutusch I womit nun ganz Syrien dem Fatimidenkalifat fur immer verloren ging und als Sekundogenitur der Seldschuken wieder der Sunna zugefuhrt wurde Gleichfalls sind in Palastina auch Ramla und Jerusalem nun auf Dauer unter der Herrschaft der Turken geblieben lediglich in den stark befestigten Hafenstadten entlang der Levantekuste und in einigen Burgen am Orontes konnten sich die fatimidischen Besatzungen halten Auch in Homs konnte sich der fatimidische Statthalter Chalaf ibn Mulaib halten der inmitten des seldschukisch sunnitischen Ansturms auf Syrien in Salamiyya dem Grundervater der ismailitischen Mission und Vorfahren der fatimidischen Kalifen Abdallah al Akbar einen Schrein errichtete der heute zu den wichtigsten Wallfahrtsstatten der Ismailiten zahlt 1081 verloren die Fatimiden Tortosa an die Seldschuken wahrend der Statthalter von Tripolis obwohl ein Schiit zwischen beiden Machten zu lavieren begann 1084 vollendete Tutusch den seldschukischen Eroberungszug in Nordsyrien durch die Einnahme des ehemals autonomen Aleppos und der letzten byzantinischen Hochburg Antiochia 1090 wurde dann auch Homs von ihnen genommen Die geopolitische Landkarte des Orients hatte damit jene Gestalt angenommen wie sie von den ersten Kreuzrittern bei deren Ankunft 1097 vorgefunden wurde Bis dahin war die Region aber ein Dauerkriegsschauplatz zwischen Fatimiden und Seldschuken geblieben Wahrend Syrien aufgegeben werden musste konnte Badr an anderer Stelle einen Erfolg verbuchen Durch Bestechung und Erpressung indem er die notwendigen Getreidelieferungen zuruckhielt hatte der Wesir die Scherifen von Mekka zur Ruckkehr unter die Oberhoheit des Fatimidenkalifats bewegen und damit die Oberherrschaft des Kalifats uber den Hedschas nach dessen Abfall vier Jahre zuvor restaurieren konnen Zum Opferfest im Juli 1075 wurde in den heiligen Statten wieder im Namen des Fatimiden gepredigt Weiterhin war der Jemen dank der ismailitischen Vasallendynastie der Sulaihiden eine verlassliche Stutze des Kalifats geblieben Nachfolge und Spaltung Bearbeiten nbsp Die von Wesir al Afdal Schahanschah im Namen des al Mustansir errichtete Gebetsnische miḥrab in der Ibn Tulun Moschee Kairo 1094 3 Im August 1078 als Agypten gerade befriedet und die Herrschaft des Badr al Dschamali gefestigt war erreichte der aus Persien stammende ismailitische Missionar Hasan i Sabbah arab Ḥasan aṣ Ṣabbaḥ auf einer Art Bildungsreise befindlich die Hauptstadt Kairo Hier in der Residenz des Imams seiner Schia gedachte er im Studium seinen Glauben zu vertiefen und sich Anregungen uber neue Strategien der Schia im Umgang mit den seldschukischen Machthabern in Persien einzuholen unter denen sich die Schia dort einer scharfen Verfolgung ausgesetzt sah Den Worten seiner eigenen Autobiographie nach hatte der Aufenthalt in Kairo bei Hasan aber vor allem negative Eindrucke hinterlassen Der spirituell wie organisatorisch verwahrloste Zustand der Schia in Kairo hatte den Missionar mit Entsetzen erfullt wofur er vor allem die Tatsache verantwortlich machte dass mit Badr al Dschamali ein religioser Laie das Amt des fur die Organisation verantwortlichen Chefmissionars besetzte der fur die religiosen Befindlichkeiten der Glaubigen weder ein Gespur noch Interesse aufbrachte In der Frage uber die Nachfolgeregelung betreffs des Imamats hatte Hasan schliesslich den Unmut des Wesirs auf sich gezogen der sich irgendwelche Einmischungen darin verbat Obwohl Hasan wohl keine personliche Audienz bei al Mustansir erhalten hatte war er wohl schon damals von dessen Designation naṣṣ zugunsten des altesten der noch lebenden Prinzen Nizar uberzeugt fur den er am Hof zu Kairo dann auch offen Partei ergriff Da der Prinz eine Intimfeindschaft gegen die Wesirsfamilie pflegte waren er und seine erklarten Anhanger bei dieser folglich non grata Nach etwa drei Jahren war Hasan auf Weisung des Wesirs des Landes verwiesen wurden Er kehrte zuruck nach Persien wo er die folgenden Jahre zur unumstrittenen Fuhrungsautoritat der lokalen ismailitischen Schia wurde Im Widerstand gegen die Seldschuken verlegte er sich auf die Okkupation von Hohenburgen im schwer zuganglichen und fern der Herrscherzentren gelegenen Elburs Gebirge wo er der persischen Schia ein sicheres Refugium mit Alamut als Zentrum schuf das er gegen mehrere Angriffe der Seldschuken verteidigen konnte Um dem militarisch ubermachtigen Feind etwas entgegensetzen zu konnen begann Hasan mit der Rekrutierung von Opferbereiten fidaʾi der Schia die unter Einsatz ihres Lebens bereit waren Messerattentate gegen das Fuhrungspersonal der Seldschuken durchzufuhren Das erste von ihnen ausgewahlte Anschlagsziel den Seldschukenwesir Nizam al Mulk konnten sie 1092 erfolgreich liquidieren Solche im Verlauf des 12 Jahrhunderts vermehrt durchgefuhrten Anschlage haben besonders bei den europaischen Kreuzrittern einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bei denen die Ismailiten jener Zeit unter der Bezeichnung Assassinen im Gedachtnis blieben Im Fruhjahr 1094 ist Badr al Dschamali gestorben worauf ihm sein Sohn al Afdal Schahanschah problemlos im Amt des Wesirs nachfolgen konnte Nur wenige Monate spater starb al Mustansir am 29 Dezember 1094 dem schiitischen Festtag zum Gedenken an den Teich von Chumm 18 Dhu l Hiddscha 487 im Alter von funfundsechzig Jahren Sein Tod war von dem Wesir als erstes bemerkt wurden der sofort den jungeren Prinz Ahmad auf den Thron setzte ihn unter den Herrschernamen der durch Gott Erhohte al Mustaʿli bi llah zum neuen Kalif proklamierte und von den alteren Prinzen deren Huldigung erpresste Prinz Nizar jedoch bestritt die Nachfolge seines Bruders und beanspruchte diese selbst sei er doch schon Jahre zuvor von seinem Vaters zum Nachfolger designiert wurden doch konnten sich Schahanschah und sein Marionettenkalif nur ein Jahr spater im Nachfolgekampf durchsetzen und Prinz Nizar vernichten Aber trotz des so schnell entschiedenen Kampfes war damit eine bis heute andauernde Spaltung der ismailitischen Schia einhergegangen Denn die persischen Ismailiten unter der Fuhrung des Hasan i Sabbah verweigerten der Thronfolge in Kairo ihre Anerkennung die sie als eine Usurpation betrachteten und sprachen sich fur das Imamat des Prinzen Nizar und seiner Nachkommen als das allein Rechtmassige aus Die agyptischen und persischen Ismailiten folgten seither je einer eigenen Imamlinie was fur das zukunftige Fatimidenkalifat insgesamt eine zusatzliche Schwachung nach sich zog Nicht einmal ein Jahr nach dem Tod des al Mustansir wurde im November 1095 im fernen franzosischen Clermont die abendlandische Christenheit zum ersten Kreuzzug zur Befreiung des Heiligen Grabes aus der Herrschaft der muslimischen Unglaubigen aufgerufen Quelle BearbeitenIbn Challikan Das Ableben bedeutender Personlichkeiten und die Nachrichten uber die Sohne der Zeit Wafayat al aʿyan wa anbaʾ abnaʾ az zaman hrsg von William Mac Guckin de Slane Ibn Khallikan s biographical dictionary Bd 3 1868 S 381 384 Literatur BearbeitenDelia Cortese Simonetta Calderini Women and the Fatimids in the World of Islam Edinburgh University Press 2006 Ulrich Haarmann Geschichte der Arabischen Welt C H Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 47486 1 Heinz Halm Die Kalifen von Kairo Die Fatimiden in Agypten 973 1074 C H Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 48654 1 Heinz Halm Kalifen und Assassinen Agypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzuge 1074 1171 Munchen C H Beck 2014 Heinz Halm Prinzen Prinzessinnen Konkubinen und Eunuchen am fatimidischen Hof In Maurice A Pomerantz Aram A Shahin Hrsg The Heritage of Arabo Islamic Learning 2015 S 91 110 Yaacov Lev The Fatimids and Byzantium 10th 12th Centuries In Graeco Arabica Bd 6 1995 S 190 208 Anmerkungen Bearbeiten Vgl Halm 2003 S 420 Vgl Halm 2014 S 35 f Vgl Keppel Archibald Cameron Creswell The Muslim Architecture of Egypt I Ikhshids and Fatimids A D 939 1171 Oxford 1952 S 220 226 VorgangerAmtNachfolgeraz Zahir nbsp Kalif der Fatimiden 1036 1094al Mustaliaz ZahirHerrscher von Agypten 1036 1094al Mustaliaz Zahir18 Imam der Ismailiten 1036 1094al Mustali Mustali Ismailiten Nizar Nizari Ismailiten Kalifen der Fatimiden al Mahdi al Qa im al Mansur al Muʿizz al Aziz al Hakim az Zahir al Mustansir al Mustali al Amir al Hafiz az Zafir al Fa iz al Adid Normdaten Person GND 1085669351 lobid OGND AKS LCCN nr93049529 VIAF 311788239 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Al MustansirALTERNATIVNAMEN Abu Tamim Maadd al Mustansir bi llahKURZBESCHREIBUNG achter Kalif der Fatimiden 1036 1094 GEBURTSDATUM 2 Juli 1029STERBEDATUM 29 Dezember 1094 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Al Mustansir Fatimide amp oldid 236155934