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Hasan ibn Ali ibn Muhammad ibn Dschafar ibn Husain ibn Muhammad ibn Sabbah al Himyari arabisch الحسن بن علي بن محمد بن جعفر بن الحسين بن محمد بن صباح الحميري DMG al Ḥasan bin ʿAli bin Muḥammad bin Ǧaʿfar bin al Ḥusain bin Muḥammad bin Ṣabbaḥ al Ḥimyari geboren um 1050 in Ghom oder Ray gestorben am 23 Mai 1124 in Alamut verkurzt Hasan i Sabbah persisch حسن صباح DMG Ḥasan e Ṣabbaḥ haeˈsaene saeˈbːɔːh arabisch حسن الصباح DMG Ḥasan aṣ Ṣabbaḥ Hasan Nachkomme des Sabbah war ein im mittelalterlichen Persien wirkender Missionar daʿi der schiitisch islamischen Religionsgemeinschaft der Ismailiten Im Jahr 1094 trug er massgeblich zur Spaltung dieser Gemeinschaft bei als er den Zweig der Nizari Ismailiten Nizariten begrundete der zahlenmassig grossten ismailitischen Glaubensgemeinschaft der Gegenwart Darstellung Hasan Sabahs in einer Gravur des 19 JahrhundertsDas Bild dieser historischen Person wie auch jenes der von ihr begrundeten Gemeinschaft war bis weit in das 20 Jahrhundert hinein gepragt durch eine weitgehend unkritisch vorgenommene Wiederholung mittelalterlicher Legenden die ausschliesslich auf den Berichten von parteiischen Glaubensfeinden oder gar unwissenden Aussenstehenden beruhte Die Erzahlung der vorherrschenden sunnitisch islamischen Geschichtsschreibung zeichnete von Hasan i Sabbah das Bild eines dem islamischen Glauben abtrunnig gewordenen Haretikers mulḥid der eine Sekte von ihm in den Okkultismus fehlgeleiteter Junger begrundet habe die wiederholt als die Haschischleute al Ḥasisiyyun verunglimpft wurden Unter dem daraus korrumpierten Assassinen Begriff nahm diese Erzahlung in der christlich europaischen Geschichtsschreibung eine durch Legenden und Mythen verzerrte Form an in der seine Person als die Erste in der Abfolge der Alten vom Berge eingereiht wurde jener mit vielen Geheimnissen umwobenen unsichtbaren Anfuhrer der beruchtigten Attentatersekte aus dem Orient Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Konvertierung 1 3 Wallfahrt nach Kairo 1 4 Fuhrer der persischen Ismailiten 1 5 Der Staat von Alamut 1 6 Opferbereitschaft 1 7 Das ismailitische Schisma 1 8 Assassinen 1 9 Spate Jahre 2 Schriftlicher Nachlass 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Hasan wurde zu einem ungenannten Zeitpunkt wahrscheinlich im persischen Ghom vielleicht aber auch in Ray geboren 1 Sein Clan aber war von arabischer Abstammung ursprunglich beheimatet in der Region Himyar im heutigen Jemen Sein Vater war aus der Heimat zunachst in das irakische Kufa dann in das persische Ghom emigriert von wo es ihn schliesslich nach Ray verschlug Im Alter von sieben Jahren begann Hasan sich fur die Wissenschaft zu interessieren und war darauf bestrebt ein frommer Gelehrter zu werden Sein religioses Bekenntnis war das eines Zwolferschiiten deren Glaubenslehre schon sein Vater anhing Konvertierung Bearbeiten Als Siebzehnjahriger freundete sich Hasan mit dem Munzmeister Amira an der sich zum Ismailitentum bekannte und mit dem er seither im Disput um den rechten Glauben stand Hasan argumentierte dabei gegen das Ismailitentum da dieses doch unter dem Verdacht stand von der antiken Philosophie beeinflusst zu sein die in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft jener Zeit als heidnischer Vielgotterglaube gebrandmarkt war Doch im fortschreitenden Disput begann Hasan seine religiosen Uberzeugungen zunehmend in Zweifel zu ziehen und Argumente fur das Imamat des Ismail gest um 760 zu finden Als er kurz darauf von einer schweren Krankheit befallen wurde erkannte Hasan darin eine Aufforderung Gottes zur Uberdenkung seines bisherigen Bekenntnisses Nachdem er wieder genesen war liess sich Hasan von dem als Sattler arbeitenden ortlichen Missionar Abu Nadschim Sarradsch das ismailitische Bekenntnis eingehender erlautern bis er schliesslich von dessen Wahrhaftigkeit ḥaqq uberzeugt war Wahrend er das Bekenntnis des Vaters abstreifte nahm er gegenuber dem Sattler in einer geheimen Sitzung das ismailitische Glaubensbekenntnis an strengste Geheimhaltung der Lehre nach aussen und Gehorsam gegenuber dem rechtgeleiteten Anfuhrer arabisch امام DMG imam 2 der Schia dem Fatimidenkalifen von Kairo Von nun an war Hasan an den geheim abgehaltenen Lehrsitzungen seiner neuen Glaubensgemeinde zugelassen den Sitzungen der Weisheit maǧalis al ḥikma zum Studium des inneren baṭin Sinnes hinter dem ausserlichen ẓahir Wortlaut der im Koran festgehaltenen gottlichen Offenbarung Durch seine Gelehrsamkeit und fruh unter Beweis gestellte fromme Lebensfuhrung wurde er schnell fur wurdig befunden eine bestimmte Position innerhalb der Hierarchie der ismailitischen Mission daʿwa einzunehmen Im Sommer 1072 wurde der Obermissionar der persischen Ismailiten Abdalmalik i Attasch wahrend eines Aufenthalts in Ray auf Hasan aufmerksam und machte diesen zwei Jahre spater zu seinem Stellvertreter Wahrend der kommenden zwei Jahre arbeitete Hasan in dieser Position in der persischen Hauptstadt Isfahan um seinen Meister bei der Werbung um neue Anhanger zu unterstutzen Diese Tatigkeit musste damals bereits im Untergrund mit ausserster Vorsicht ausgefuhrt werden was den politischen Umstanden der Zeit in der Hasan lebte entsprach Bis zur Mitte des 11 Jahrhunderts erlebte das Ismailitentum wie das Schiitentum im Allgemeinen in Persien und im Irak eine etwa hundertjahrige Blutezeit ohne jegliche staatliche Verfolgung Wahrend dieser Zeit konnten die Missionen der Zwolfer und der Ismailiten ihren Gemeinschaften zahlreiche neue Anhanger zufuhren bis ihre Lehren als Glaubensauslegungen des Islam dominierten Die Grundlage fur die bis in die Gegenwart reichende schiitische Pragung dieser Regionen der muslimischen Welt umma wurde damals entscheidend geformt Die Einwanderung von Hasans Vater nach Persien durfte nicht zuletzt auch darin ihren Grund gehabt haben dass dieser bereits ein bekennender Zwolferschiit gewesen war Die Voraussetzungen fur diese Entwicklung lag in der seit 945 andauernden Herrschaft der Buyiden Dynastie begrundet die selbst persischer Abstammung war und einem schiitischen Bekenntnis anhing Zwar war ihre Herrschaft mit dem Dienst fur die sunnitische Kalifendynastie der Abbasiden legitimiert doch tatsachlich wurden die Abbasiden von den Buyiden seither in Bagdad als Marionetten gehalten und als politische Macht neutralisiert Als Stellvertreter ḫalifa des Propheten in der Befehlsgewalt uber die Glaubigen erfuhren die sunnitischen Abbasiden seitens der Schiiten jedoch keine Anerkennung Wallfahrt nach Kairo Bearbeiten Dagegen gestaltete sich das Verhaltnis der Ismailiten zum Kalifat der im agyptischen Kairo residierenden Fatimiden von Grund auf anders Denn die Fatimidenkalifen waren zugleich auch die anerkannten Imame ihrer Glaubensgemeinschaft die von ihrem Standpunkt gesehen von Ali abstammend und entsprechend mit der vom Prophetenschwiegersohn vererbten gottlichen Segenskraft baraka und Designation naṣṣ ausgestattet zum Imamat wie auch Kalifat legitimiert waren Die Ismailiten waren in diesem Standpunkt aber ihrerseits unter den Schiiten eine Minderheit da die mit ihnen konkurrierenden und auch zahlreicheren Zwolfer einer anderen Imamlinie anhingen die seit geraumer Zeit in der Verborgenheit ġaiba existierte Fur beide schiitischen Gruppierungen aber hatten sich die Verhaltnisse zur Mitte des 11 Jahrhunderts grundlegend gewandelt Die Herrschaft der Buyiden war 1055 unter dem Druck der Westwanderung ganzer turkischer Volkerschaften aus dem zentralasiatischen Steppengebiet in den persisch irakischen Raum hinein zusammengebrochen Der Fuhrungsclan der Turken die Seldschuken hatte sich zum Islam sunnitischer Pragung bekannt und ihre Machtubernahme nicht zuletzt mit dem Sturz der schiitischen Buyiden legitimiert Ein Ausdruck ihres Bekenntnisses zur Sunna war seither ihr Einsatz ǧihad gegen jeden Anschein von Abweichlertum vom sunnitischen Islam den nach ihrer Uberzeugung rechtglaubigen Islam Schiitische Lehren standen seither im Verdacht der Haresie und ihre Anhanger waren als glaubensabtrunnige Ketzer einer staatlich sanktionierten Verfolgung ausgesetzt Gerade im stadtischen Milieu hatten sich besonders die als Philosophen verdachtigten Ismailiten seither nur noch unter Beachtung der Prinzipien der Vorsicht taqiya bewegen konnen die im Zweifelsfall die offentliche Leugnung ihres Glaubens beinhalteten Lehrsitzungen und Missionsarbeit mussten nun im Untergrund organisiert werden Die physische Bedrohung seitens der Seldschuken wurde ein entscheidender Aspekt in der Biografie von Hasan i Sabbah und der ismailitischen Schia in Persien 1076 wurde Hasan von seinem Meister mit einer Reise nach Kairo beauftragt wo er sein Studium in Lehre und Wissenschaft vertiefen sollte In der agyptischen Metropole hatte die ismailitische Mission ihr administratives Zentrum und als Residenz ihres Imams war sie zugleich auch ihr spirituelles Zentrum womit eine Reise dorthin fur jeden Glaubigen einer regelrechten Wallfahrt gleichkam Das erkennen des rechtmassigen Imams gilt bei Ismailiten als erste Saule im Islam womit einer Begegnung mit diesem mit einem nicht geringeren Prestige verbunden war als mit der einer Pilgerfahrt ḥaǧǧ nach Mekka Dass Hasan diese jemals unternommen hatte ist nicht uberliefert Seine Reise fuhrte uber Aserbaidschan zuerst nach Mayyafaraqin wo er nach einem offentlichen Disput mit anderen Gelehrten seine ismailitische Gesinnung offenbarte und deshalb vom ortlichen Richter qaḍi aus der Stadt verbannt wurde Uber Mossul Sindschar und ar Rahba weiterreisend die Syrische Wuste durchziehend hatte er zu Jahresbeginn 1077 die syrische Kapitale Damaskus erreicht Dabei hatte Hasan inkognito durch Kriegsgebiet reisen mussen hatten doch die Seldschuken in jener Zeit ihre Expansion den Euphrat uberschreitend fortgesetzt und damit die direkte Konfrontation mit den Fatimiden aufgenommen Als Hasan die Stadt betrat war dort gerade das geschlagene Heer des turkischen Condottieri Atsiz eingezogen der zuvor bei dem Versuch der Eroberung Agyptens eine schwere Niederlage gegen den fatimidischen Wesir Badr al Dschamali hat hinnehmen mussen Wahrscheinlich wurde hier seine Weiterreise durch zwei kurz nacheinander unternommener Belagerungen seitens fatimidischer Heere unterbrochen die beide erfolglos verliefen Erst im Sommer 1078 konnte Hasan seine Reise fortsetzen Seine nachsten Stationen fuhrten ihn entlang der Hafenstadte Beirut Sidon Tyrus und Akkon bis Caesarea Maritima von wo aus er nach einer siebentagigen Schiffspassage das Nildelta in Tinnis erreichte Am 29 August 1078 war er schliesslich Kairo angekommen Uber Hasans Aufenthalt in Kairo berichtet seine autobiografische Uberlieferung nur Oberflachliches Von den gelehrten Autoritaten seiner Schia sei er hier mit viel Ehrerbietung empfangen worden und habe sich in Disputen deren Anerkennung ob seiner frommen Gelehrsamkeit und Redegewandtheit verdient Nur eine personliche Audienz bei Imam Kalif al Mustansir war ihm versagt geblieben obwohl die allgemeine Anerkennung des Missionars aus Persien bis in dessen Palastgemacher vorgedrungen sei worauf der Imam einen kurzen Briefkontakt zu Hasan aufgenommen und sich darin mehrmals lobend uber ihn geaussert habe Die verwehrte Audienz vor dem Imam wirft allerdings ein Licht auf das Verhaltnis Hasans zu den politischen Autoritaten des Hofes zu Kairo Der wahre Machthaber des Fatimidenkalifats war seit 1074 der General Badr al Dschamali der nach einer Ara der Anarchie das Wesirat ubernommen mit hartester Gewalt die Ordnung wiederhergestellt und damit das Uberleben des Kalifats gesichert hatte Die Person des Imam Kalifen aber war hinter ihm zu einer blossen Marionette zur Herrschaftslegitimierung zuruckgetreten ahnlich wie es sich schon bei den Abbasiden in Bagdad zu den Seldschuken verhielt Im Juni 1078 kurz bevor Hasan in Kairo eingezogen war hatte der Wesir auch das Amt des Obermissionars daʿi d duʿat an sich gebracht die hochste klerikale Autoritat der ismailitischen Schia obwohl er als gering gebildeter Laie uber keinerlei Feingefuhl fur das religiose Empfinden der Glaubigen verfugte Die Annektierung dieses Amtes war allein machtpolitisch motiviert fuhrte der Weg zum Imam Kalif doch ausschliesslich uber die Fuhrsprache des Obermissionars in dessen Eigenschaft als Pforte bab zum Imamat Offenbar hatte Hasan nicht nur an den Zustanden in der Missionsfuhrung offentlich Anstoss genommen was ihm die Aussicht einer Audienz kostete auch durch seine Einmischung in die Nachfolgefrage im Imamat durfte er die Ungnade des Wesirs auf sich gezogen haben Am Hof von Kairo hatte er sich mit dem bereits erwachsenen Prinz Nizar angefreundet dem altesten Sohn des al Mustansir und sich offentlich fur dessen Designation als zukunftiger Imam ausgesprochen Damit aber hatte er sich einmal mehr gegen den Wesir gestellt der zu diesem Zeitpunkt den erst vierjahrigen Prinz Ahmad mit einer seiner Tochter verheiratet und dessen Nachfolge fur die hochste spirituelle Wurde der ismailitischen Schia gefordert hatte Hasans fortgesetzter Zwist mit dem Wesir der formell zugleich auch sein Vorgesetzter in der Missionsfuhrung war fuhrte im Januar 1080 schliesslich zu seiner vom Rivalen befohlenen Verbannung aus Agypten Auf einem Schiff sollte er mit einigen Franken von Alexandria aus in den fernen Westen maġrib verbracht werden doch konnte er sich in der Hafenstadt seiner Bewachung entledigen und fur mehrere Jahre untertauchen Schliesslich konnte er eine Schiffspassage in die Levante arrangieren auf der er in einen schweren Sturm geriet der ihm von Imam al Mustansir mit der Versicherung prophezeit worden sei dass das Schiff nicht sinken werde Vom Sturm nach Gibelet in den Herrschaftsbereich des byzantinischen Reichs abgetrieben steuerte es von dort St Symeon an den Hafen von Antiochia Von dort uber Aleppo und Bagdad weiterziehend erreichte Hasan am 10 Juni 1083 das heimatliche Isfahan Fuhrer der persischen Ismailiten Bearbeiten In den folgenden Jahren war Hasan unablassig in der Werbung neuer Anhanger fur den ismailitischen Imam engagiert In dieser Zeit muss sein Vorgesetzter Ibn Attasch verstorben sein worauf Hasan die Fuhrung uber die persische Mission an sich bringen konnte den Sohn seines ehemaligen Meisters darin verdrangend Sein Tatigkeitsfeld umspannte nahezu alle persischen Provinzen die er alle personlich bereiste um seine Untergebenen in der Missionshierarchie zu instruieren All dies musste im Geheimen geschehen unter den Augen des Spitzelsystems der verhassten Seldschuken gerade auch in Isfahan der Hauptresidenz deren Sultans Wohl auch als Reaktion auf die turkischen Fremdherrscher haben sich im spaten 11 Jahrhundert einheimische Perser fur schiitische Lehren verstarkt empfanglich gezeigt und haben sich in grosser Zahl den Gemeinschaften der Zwolfer wie auch der Ismailiten angeschlossen was sich mit zunehmenden Erfolg der Mission vor den Seldschuken nicht mehr verbergen liess Deren Sultan war zu jener Zeit Malik Schah I doch als gefahrlichster Gegenspieler Hasans sollte sich des Sultans regierender Wesir Nizam al Mulk erweisen einer der fahigsten Staatsmanner seiner Zeit und eigentliche Architekt des Seldschukenstaates Die spatere Legende hatte vom Verhaltnis Hasans zum Wesir der Seldschuken das Bild einer lebenslangen Erzfeindschaft gezeichnet wonach beide in jungen Jahren als Hoflinge um die Gunst des Sultans Alp Arslan gest 1072 konkurriert hatten Als Hasan dem Rivalen in diesem Wettstreit unterlegen war habe er nicht nur mit seiner Loyalitat zum Sultan gebrochen sondern sei auch in die religiose Ketzerei abgefallen und habe seither die Sultane deren loyalen Diener Nizam al Mulk und auch den rechtglaubigen Islam mit unversohnlichem Hass bekampft Hasans Identitat als Anfuhrer der als Ketzer gebrandmarkten Ismailiten wurde schon bald offenbart worauf steckbrieflich nach ihm gefahndet wurde doch konnte er sich dem Zugriff der staatlichen Obrigkeit stets aufs Neue entziehen Auch dank der Unterstutzung seiner Anhanger die sich in unerschutterlicher Loyalitat ihm gegenuber ubten Er war zur unbestrittenen Fuhrungspersonlichkeit der Ismailiten in Persien avanciert von denen er bald nur noch als Unser Herr sayyidna tituliert wurde Als hochste prasente Autoritat der Schia in diesem Teil der muslimischen Welt im Epizentrum der seldschukisch sunnitischen Macht haben die Ismailiten ihr ganzes Vertrauen auf einen erfolgreichen Widerstandskampf in die Fuhrungsfahigkeiten ihres Chefmissionars gelegt Gemeinsam teilten sie das Schicksal einer unablassigen Verfolgung entsprechend eng gestaltete sich die gegenseitige Bande zwischen dem Missionar und seinen Anhangern Die formell in der Hierarchie uber Hasan stehenden Autoritaten des Obermissionars und des Imams residierten dagegen nahezu unerreichbar im fernen Kairo waren im militarischen Abwehrkampf in Syrien gebunden und konnten so ihren Anhangern in Persien kaum eine effektive Unterstutzung zukommen lassen Die schon bald einsetzende Legendenbildung rund um die persischen Ismailiten hat deren Loyalitat in eine blinde Gehorsamspflicht zu ihrem Fuhrer gedeutet wonach sich die Junger Hasans auf seinem Befehl hin bereitwillig mit dem Messer selbst entleibt und sich von den Mauern ihrer Festungen in den Tod gesturzt hatten So jedenfalls die Erzahlung des Bagdader Gelehrten Ibn al Dschauzi gest 1201 in dessen Werk Des Teufels Tauschungen Talbis Iblis Hasans unumschrankte Autoritat uber seine Schia fundierte nicht zuletzt auf seiner Vorbild gebenden Lebensfuhrung und religiosen Uberzeugung Mit dem radikalen Eifer eines Konvertiten vertrat er die Rechtmassigkeit des ismailitischen Imamats dessen Auslegung taʾwil der gottlichen Offenbarung er sich ganzlich zu Eigen gemacht hatte Seine Gelehrsamkeit in religiosen Fragen wie auch seine Fuhrungseignung in politischen Angelegenheiten stand ausser Frage Die von ihm in strengster Askese vorgelebte Frommigkeit eines der Offenbarung Unterworfenen muslim diente seinen Anhangern als Beispiel einer vorbildlichen Lebensfuhrung und wurde von ihnen nachgeahmt Selbst Glaubensgegner aus den Reihen der Sunna waren nicht umhingekommen Hasans unbedingte Befolgung des aus der Offenbarung abgeleiteten Gesetzes sariʿa anzuerkennen in dessen Einhaltung er keinerlei Kompromisse duldete und darin sich nicht selten bis ins Extreme versteigend viele seiner Zeitgenossen ubertraf Einen seiner zwei Sohne verurteilte er zum Tod weil dieser die Gebote Gottes verletzend sich dem Weingenuss hingegeben habe Der Staat von Alamut Bearbeiten nbsp Der Fels von Alamut Der Verfolgungsdruck auf Hasan hatte seine Missionstatigkeit in den grossen Stadten wie Isfahan Ray und Ghom schliesslich unmoglich gemacht worauf er sein Wirken auf die landlicheren Regionen Persiens verlegen musste wie sich die ismailitische Schia nun uberhaupt zur weitgehenden Emigrierung aus dem stadtischen Milieu genotigt sah Sein Betatigungsfeld konzentrierte sich nun auf die an der Sudkuste des Kaspischen Meeres gelegenen Regionen Gilan Dailam Tabaristan und Mazadaran die alle vom Gebirgszug des Elburs erfasst werden dessen Taler ein sicheres Refugium fur seine Gemeinde boten da sie nicht nur abgelegen von den Herrschaftszentren der Seldschuken sondern auch aufgrund ihrer geografischen Beschaffenheit nur schwer zuganglich waren Schnell war es ihm gelungen die urbanen Zentren dieser Landschaften wie Qazvin Rudbar Gorgan und Damgan zu Hochburgen seiner Gemeinschaft zu machen von denen ausgehend er die Dorfgemeinschaften in den abgelegenen Talern ebenso schnell konvertieren konnte Doch sein strategisches Vorgehen beinhaltete vor allem auch die Gewinnung militarischer Liegenschaften von denen besonders Rudbar mit seinen befestigten Berggipfeln uber mehrere davon verfugte die in Zeiten der gewaltsamen Konfrontation als Ruckzugsorte fur die Gemeinde dienen konnten All diese Festungen wurden von seldschukischen Besatzungen gehalten und die Ismailiten verfugten uber keine militarischen Ressourcen die sie zur Aufnahme langwieriger Belagerungen befahigt hatten Zum Erreichen ihres Ziels hatten sie sich deshalb auf eine von Hasan erdachten Taktik verlegt die auch zukunftig noch als Waffe im Kampf gegen Feinde angewandt wurde Ihr erstes Angriffsziel war die Bergfestung Alamut eine der am starksten befestigten und auch am schwierigsten zu bezwingenden Burgen im Elburs Doch statt eines Belagerungsheers um diese herum zusammenzuziehen uber das Hasan nicht verfugte liess er schrittweise deren Burgbesatzung bei jedem Personalwechsel von glaubigen Ismailiten in der Tarnung seldschukischer Soldner unterwandern Teils war es ihm auch gelungen andere Soldaten im Geheimen zur Konvertierung zum ismailitischen Bekenntnis zu bewegen und damit auf seine Seite zu ziehen Als seine Anhanger unter der Burgbesatzung schliesslich in der Mehrheit waren verschaffte sich Hasan in der Tarnung eines Lehrers am 4 September 1090 selbst Zugang in die Festung wo er nach aussen die Kinder der Burgbesatzung unterrichtete Als er den geeigneten Zeitpunkt fur angebrochen sah befahl er seinen Anhangern die Maskerade gegenuber dem Burgkommandanten fallen zu lassen der uberrumpelt erkennen musste dass er seit geraumer Zeit von Feinden umgeben war Dem Burgkommandanten als geburtigen Aliden wurde nicht nur das Leben gelassen er wurde von Hasan auch mit dem Kaufpreis von 3000 Golddinar fur den Verlust der Festung abgefunden worauf er mit seinen wenigen noch loyal gebliebenen Soldaten unter freiem Geleit abziehen konnte So war die Festung Alamut kampflos in den Besitz der Ismailiten ubergegangen die Hasan als sein neues Hauptquartier auserkor Angeblich hatte er das Adlernest vom persischen Olah amut bis zu seinem Lebensende vierunddreissig Jahre spater nicht mehr verlassen Auch soll er sein dort bezogenes Haus nur zu zwei Anlassen verlassen haben und auch nur zwei Mal auf dessen Dach gestiegen sein Nur engste Vertrauensleute und die nachsten Untergebenen in der Befehlshierarchie haben ihn dort aufsuchen durfen um Instruktionen zu empfangen Ansonsten aber hatte er die Zuruckgezogenheit fur das Studium gelehrter Schriften und dem eigenen schriftstellerischen Schaffen verwendet Mit dieser Form der selbst gewahlten Isolation aber hatte Hasan der Legende vom unsichtbaren und geheimnisvollen Meister das Fundament gelegt Der Habitus des zuruckgezogenen unter bescheidenen Bedingungen lebenden Asketen hatte bis in die Gegenwartsgeschichte hinein seine Nachahmer gefunden und damit entscheidend das Bild der radikalislamistischen Fuhrerpersonlichkeit beeinflusst Die Einnahme von Alamut war die Initialzundung zum allgemeinen Aufstand In schneller Folge waren mit demselben Vorgehen noch weitere Festungen von seinen Gefolgsleuten okkupiert wurden was auf eine lange im Voraus erfolgte strategische Planung schliessen lasst Die Taktik der Infiltrierung blieb nicht auf die Inbesitznahme bestimmter Ortschaften beschrankt Wie es sich herausstellte war es Hasan in den vorangegangenen Jahren gelungen einige Regionalstatthalter zur Konvertierung zum Ismailitentum zu bewegen die nach dem Gewinn von Alamut auf seine Weisung hin ihre Loyalitat zum Seldschukensultan aufgaben und diese nun zu ihm bekannten Im Handstreich war ihm damit die Inbesitznahme eines kompakten Herrschaftsterritoriums einschliesslich mehrerer Festungsanlagen gelungen womit er faktisch einen regelrechten Ismailitenstaat im heutigen Nordiran begrundete Die Separierung eines eigenen Furstentums mit dem Anspruch an Souveranitat gegenuber dem Seldschukensultanat war allerdings nicht die Zielsetzung Hasans Seine Aktivitaten wurden von ihm wie auch seinen Anhangern als eine Widerstandsbewegung gegen eine verhasste Fremdherrschaft begriffen mit dem Endziel diese und in letzter Konsequenz auch das sunnitische Abbasidenkalifat zu beseitigen Die Werbung fur seinen Imam als den allein rechtmassigen Kalifen bestandig weiterfuhrend hatte Hasan seinen Einfluss in ganz Persien weiter geltend gemacht Weitere Festungen und ganze Landstriche konnten seine Anhanger in der Gebirgsregion Quhestan im heutigen Ostiran gewinnen Und auch einige Positionen rund um der Hauptstadt Isfahan unterstanden bald seiner Befehlsgewalt Opferbereitschaft Bearbeiten nbsp Darstellung der Ermordung des Wesirs Nizam al Mulk in einer persischen Ausgabe der Chronik des Raschid ad Din fruhes 15 Jahrhundert Museumsbibliothek des Topkapi Palastes TSMK H 1653 fol 360v Das Aufkommen einer gegen sie gerichteten schiitischen Opposition konnte von den Seldschuken nicht ohne Reaktion hingenommen werden Schon im Jahr nach der Einnahme von Alamut wurde von Wesir Nizam al Mulk ein Heer zu dessen Ruckeroberung ausgesandt Weil zu diesem Zeitpunkt die Vorratskammern der Festung noch nicht aufgefullt waren drohte die Widerstandskraft der Verteidiger wegen des schnell einsetzenden Nahrungsmittelmangels tatsachlich schnell zu schwinden Doch war es Hasan gelungen den Durchhaltewillen seiner Leute aufrechtzuerhalten Unter anderem mit einem von ihm fingierten Brief des Imams al Mustansir der die Gemeinschaft zum unbedingten Durchhalten aufforderte Schliesslich waren es die Seldschuken die sich zuruckziehen mussten nachdem deren Vorrate zu Neige gegangen waren Schon 1092 folgte ein zweiter Angriff auf Alamut doch dieses Mal waren die Ismailiten besser zur Verteidigung vorbereitet Wahrend das feindliche Heer vor Alamut lagerte zermurbten die in Wehrgemeinschaften organisierten Bewohner der Taler durch schnell ausgefuhrte nachtliche Guerillaangriffe den Kampfwillen des Feindes Ausserdem unterbanden sie dessen Lebensmittelversorgung so dass er wie schon im Jahr zuvor einmal mehr die Belagerung aufgeben und sich zuruckziehen musste Der Angriff des Jahres 1092 war Bestandteil einer grosseren von Nizam al Mulk orchestrierten Offensive gegen Widerstandsnester Parallel zu Alamut hatte er auch gegen die Ismailiten von Quhestan ein Heer ausgesandt das deren Hauptquartier die Burg von Dara bei Tabas belagerte Trotz aller Abwehrerfolge der vergangenen zwei Jahre war Hasan zu der Einsicht gelangt dass unter dem andauernden militarischen Druck der Zusammenbruch der von ihm gefuhrten Bewegung drohte Seine Gefolgsleute mogen sich auf die Verteidigung von Hohenburgen und Guerillaaktionen in schwer zuganglichen Talregionen verstehen doch fur offene Feldschlachten gegen den deutlich besser gerusteten Gegner fehlte ihnen jede militarische Schulung noch waren sie fur solche Konfrontationen zu zahlreich Hasans Antwort darauf war die Anwendung einer okonomischeren Kriegsfuhrung in welcher der Feind mittels einer schnell ausgefuhrten Aktion direkt an seinem Haupt getroffen werden sollte Am 14 Oktober 1092 liess der Wesir Nizam al Mulk wahrend einer Inspektionsreise sein Nachtlager bei der Ortschaft Sahneh in der Nahe von Nehawand aufschlagen Als er sich hier beim Anbruch des Abends in seiner Sanfte liegend von seinem Palastzelt zu seinem Privatzelt tragen liess trat ein junger Sufi ein gewisser Bu Taher aus Arran in der Provinz Dailam an die Sanfte heran Als der Wesir den vermeintlichen Bittsteller gonnerisch empfangend den Vorhang luftete zog dieser unverzuglich ein in seinem Gewand verborgenes Messer und stach damit zielgerichtet auf den Wesir ein der augenblicklich an der zugefugten Wunde verblutete Der Tod seines Erzfeindes soll von Hasan mit nur einem Satz kommentiert worden sein Die Ermordung dieses Satans ist der Anfang der Gluckseligkeit 3 Das erfolgreiche Attentat auf den fuhrenden Staatsmann des Seldschukenreichs hatte dieses in einen Schock versetzt alle militarischen Aktivitaten gegen die Ismailiten wurden augenblicklich eingestellt und deren Uberleben damit gesichert Das historische Gluck wollte es dass nur wenige Wochen spater im November 1092 auch Sultan Malik Schah I starb Die Eintracht der Seldschuken untereinander hatte damit ein Ende gefunden als sich nun die Sohne des Sultans Anspruche auf den Thron anmeldeten und sich gegenseitig zu bekampfen begannen Vom schlimmsten Verfolgungsdruck befreit schurten die Ismailiten den Zwist unter ihren Feinden bestandig weiter indem sie in schneller Folge weitere Attentate gegen dessen Fuhrungskader ausfuhrten Jeder Anschein eines Aufkommens neuerlicher Eintracht unter dem Feind musste unterbunden werden Bald blieben die Anschlage nicht auf politische Autoritaten beschrankt auch lokale Vertreter des Staates wie Polizeibeamte und Richter oder auch religiose Fuhrer der Sunna wurden nun erklarte Ziele sobald sie in ihren Predigten besonders eifrig gegen das Ismailitentum argumentierten oder in ihren Gutachten fatwa deren Glaubensauslegung als ketzerisch deklarierten Das politische Attentat stellte eine Neuerung im Repertoire zur Auseinandersetzung der ismailitischen Schia mit ihren Feinden dar Das Streben der Gemeinde und ihrer Fuhrer um die politische Vorherrschaft in der muslimischen Welt hatte zuvor nur die ublichen Mittel der Propaganda Vorbereitung zum Aufstand und naturlich die direkte militarische Konfrontation gekannt Die Schwachung des Feindes durch die zielgerichtete Eliminierung seiner Fuhrungskader aber ist erst von Hasan ersonnen und zur Anwendung gebracht wurden Die Assoziierung des politischen Attentats mit der von ihm angefuhrten Anhangerschaft hatte schnell die Meinungsbildung der Mehrheitsgesellschaft des nahen und mittleren Ostens uber sie beeinflusst In Kombination mit der von ihnen schon oft geubten Fahigkeit der Infiltration hatte es der Gemeinschaft ein hochst eigenes Charakteristikum verliehen fur das sie uber die Grenzen Persiens hinaus beruhmt beruchtigt wurden was nicht zuletzt auch in der Gestaltung der Tatausfuhrung begrundet lag Die von Hasan ausgesandten Attentater schlugen ublicherweise zur Tageszeit oder in Anwesenheit mehrerer Zeugen zu Als haufig von ihnen gewahlte Tatorte waren Zentralmoscheen ausgewahlt worden wo sie anlasslich der Freitagspredigt aus der Menschenmenge heraus zuschlagen konnten Die Anwesenheit einer Leibwache war nicht unerwunscht Als Tatwerkzeug diente immer nur ein Messer weshalb die Tater also mindestens bis auf Armeslange an das ausgewahlte Ziel vordringen mussten Mit diesem Vorgehen war die Erzeugung eines psychologischen Terrors auf den Feind beabsichtigt der sich zu keiner Tageszeit sicher fuhlen durfte egal wo er sich auch befand und mit wie vielen Leibwachtern er sich umgab Diese so suggerierte Macht der allgegenwartigen Bedrohung wurde regelmassig in spektakularen Anschlagen demonstriert So ermordete beispielsweise am 8 August 1100 ein Attentatskommando einen hochgestellten Minister im Sultanspalast von Isfahan nur wenige Schritte von den Privatgemachern des anwesenden Sultans Muhammad I Tapar entfernt Dieses Szenario wiederholte sich am 16 Mai 1116 als im Sultanspalast von Bagdad der Emir Ahmadil al Kurdi in Anwesenheit mehrerer hoher Wurdentrager des Staates von einem dreikopfigen Kommando erdolcht wurde Als letzte Konsequenz dieses Vorgehens wurde von den Attentatern ein hohes Mass an Opferbereitschaft vorausgesetzt Die uberlieferte Berichterstattung der feindlich eingestellten Sunna hatte darin ein ketzerisches weil die Gebote des Islams verletzendes Streben zum gewollten Suizid erkannt durch den sich die Attentater den Zugang zum himmlischen Paradies erhofft hatten Diese Behauptung diente zuallererst der Unterstellung der Haresie verselbststandigte sich schnell und fand sogar Eingang in die Berichterstattung christlicher Autoren womit sie endgultig ein Bestandteil der mit den Ismailiten behafteten schwarzen Legende wurde Tatsachlich war die von den Attentatern abverlangte Opferbereitschaft nicht mit einer Aufforderung zum bewussten Freitod verbunden Der Zustand des paradiesischen Urzustandes des Glaubens zu Gott konnte nach Uberzeugung der Ismailiten auch nur allein durch die Eingebung ihres Imams erfolgen Nichtsdestotrotz war die Moglichkeit des eigenen Todes von einem Attentater bei der Tatausfuhrung in Kauf zu nehmen besonders dann wenn das ausgewahlte Ziel uber ein Leibwachterkorps verfugte Eine Fluchtplanung spielte in der Tatvorbereitung auch nur eine nachgeordnete Rolle Prioritat hatte die Eliminierung der Zielperson Schon der erste Opferbereite fidaʾi war auf seiner Flucht uber einen Zeltstrick gestolpert deshalb von der Garde des Nizam al Mulk eingeholt und sofort getotet wurden Die Moglichkeit des eigenen Todes wurde von den Ismailiten als ultimative Demonstration der personlichen Reinheit im Glauben an den rechtgeleiteten Imam verstanden in dem der Glaubige als Blutzeuge sahid mit einem Martyrium sein Bekenntnis zu diesem unmissverstandlich beweisen konnte Dieser besondere Ausdruck der Opferbereitschaft die in anderer Form in nahezu allen Glaubenskonzepten zu finden ist in der die Ismailiten fur Aussenstehende unerklarlich scheinbar bereitwillig auf Befehl ihres Meisters den Tod auf sich nahmen hatte schon zeitgenossische Beobachter auf diverse Erklarungsversuche versteigen lassen Nicht wenige erklarten sich dies durch eine in Hasan i Sabbah innewohnenden Zauberkraft mittels der er seine Anhanger zu Werkzeugen seines Willens machte die in Befolgung seiner Befehle bedenkenlos den eigenen Tod in Kauf nahmen Solche Uberlegungen blieben nicht auf die wiederholten Attentate beschrankt auch der ungeachtet aller Verfolgungsmassnahmen ungebrochene Zustrom an Glaubigen fur die ismailitische Lehre die langst schon von den religiosen Autoritaten als Ketzerei verdammt war wurde damit erklart Neben einer ominosen Zauberkraft mutmasste etwas spater der Gelehrte Ibn al Dschauzi gest 1201 die Verabreichung eines Gebraus mit halluzinogener Wirkung stecke hinter dem Geheimnis mit denen Hasan i Sabbah seine Anhanger in willenlose Empfanger seiner Befehle verwandelt habe Mit dieser Meinung ist Ibn al Dschauzi in der muslimischen Geschichtsschreibung zwar allein geblieben doch waren die Ismailiten des nizaritischen Zweigs zu diesem Zeitpunkt schon langst auch als Haschischleute al Ḥasisiyyun verschrien so dass die Unterstellung zum Drogenkonsum schnell auf der Hand lag Durch die von Marco Polo in den europaischen Westen vermittelten fantastischen Erzahlungen uber den Alten vom Berge wurde auch dieser Aspekt ein Bestandteil der rund um die Ismailiten gestrickten schwarzen Legende die diese Gemeinschaft noch bis ins 20 Jahrhundert hinein umgab Das hinter dem Geheimnis der zunehmenden Verbreitung der ismailitischen Lehre die missionarische Uberzeugungskraft des Hasan i Sabbah und hinter der Opferbereitschaft seiner Anhanger deren religios fundierter Fanatismus gestanden haben mogen wurde von den schreibenden Beobachtern jener Zeit nur beilaufig berucksichtigt Das ismailitische Schisma Bearbeiten Die Geschichtsschreibung der muslimischen Welt des Orients im letzten Jahrzehnt des 11 Jahrhunderts ist von einer Aneinanderreihung von Zasuren gepragt Der Beginn der christlich europaischen Kreuzzugsbewegung fallt in diese Zeit und mit ihr die ab 1097 einsetzende Etablierung christlicher Feudalstaaten entlang der Levantekuste die wie ein Keil die muslimische Welt in zwei geographische Raume teilten Begunstigt wurde diese Landnahme durch einen zeitgleich einsetzenden Zersetzungsprozess innerhalb der zwei bedeutendsten muslimischen Machte jener Zeit die der Seldschuken und der Fatimiden Der Zusammenbruch der inneren Geschlossenheit der Ersteren war von dem von Hasan entsandten Attentater des Nizam al Mulk im Jahr 1092 entscheidend befordert wurden Aber auch an der Erodierung der fatimidischen Macht hatte der Missionar einen nicht geringen Anteil Die politische Macht der ismailitischen Glaubensgemeinschaft hatte im Fatimidenkalifat ihre staatstheoretische Manifestation erfahren Der Kalif der Fatimiden war ex officio auch der Imam der Ismailiten Doch wahrend das Kalifat auf Agypten Syrien und in Teilen der arabischen Halbinsel territorial begrenzt war war die dem Imam folgende Schia in allen Regionen der muslimischen Welt prasent in Persien angefuhrt von Hasan i Sabbah Der Zusammenhalt der Ismailiten ausserte sich also in der Anerkennung eines gemeinsamen spirituellen Oberhaupts dem rechtgeleiteten Vorsteher imam Diese Anerkennung fusste auf der Uberzeugung von der Designation naṣṣ des Inhabers dieser Wurde durch seinen Vorganger Das Imamat der Ismailiten wurde und wird dynastisch vererbt seine Inhaber werden als direkte Nachkommen des Ali und der Prophetentochter Fatima angesehen woraus sich ihre Legitimation ableitet Von Hasan i Sabbah der stellvertretend fur die persische Glaubensgemeinde sprach wurde das Imamat des al Mustansir vorbehaltlos anerkannt auch wenn zwischen dem Missionar und dem Imam in der klerikalen Hierarchie noch der Obermissionar stand der allmachtige Wesir Badr al Dschamali zu dem Hasan seit seinem Aufenthalt in Kairo eine ablehnende ja feindselige Haltung pflegte Im Fruhjahr 1094 war der verhasste Wesir gestorben doch war ihm in beiden Amtern dessen Sohn al Afdal Schahanschah nachgefolgt der an der Politik des Vaters nahtlos anknupfte die eine Kontrolle uber den Imam Kalif beinhaltete Im Dezember desselben Jahres war schliesslich auch al Mustansir gestorben und der Wesir sorgte in einer schnellen staatsstreichartigen Aktion fur die Inthronisierung des jungen Prinzen Ahmad der auch sein Schwager war unter dem Herrschernamen al Mustali Angeblich habe dieser zuvor die legitimierende Designation des Vaters als Nachfolger erhalten Prinz Nizar aber der Erstgeborene des verstorbenen Imam Kalifen behauptete eine derartige Designation schon Jahre zuvor erhalten zu haben und erhob seinerseits einen Anspruch auf den Thron Es dauerte nicht ein Jahr da war der Nachfolgekampf in Kairo entschieden Der unterlegene Prinz Nizar wurde vom Wesir gefangen genommen und in einen Kerker gesperrt in dem er bald den Tod fand In seinem Hauptquartier im fernen Alamut hatte Hasan auf die Ereignisse in Kairo keinen direkten Einfluss nehmen konnen doch konnte eingedenk der wahrend seines Aufenthalts dort geknupften personlichen Nahe zu Prinz Nizar dessen Untergang nicht ohne eine Reaktion von ihm hingenommen werden Laut seiner Autobiografie soll Hasan seit seiner Zeit in Kairo von der Designation zugunsten des Nizar uberzeugt gewesen sein ungeachtet des Umstandes dass ihm damals eine personliche Unterredung mit al Mustansir verwehrt geblieben war Inwiefern seine Haltung von der personlichen Feindschaft zur Wesirsfamilie beeinflusst war muss ungeklart bleiben Jedenfalls musste die Thronfolge in Kairo von seinem Standpunkt gesehen einer Usurpation entsprochen haben die einen falschen Imam an die Spitze der ismailitischen Shia befordert hatte wahrend am rechtmassigen Imam ein schandlicher Mord begangen wurde Die Gefolgschaft zum rechtmassigen Imam war und ist essenziell fur einen glaubigen Ismailiten den nur ein rechtgeleiteter Imam garantiert die Teilhabe des Glaubigen am inneren wahren Sinn der im Koran festgehaltenen gottlichen Offenbarung Doch als rechtgeleiteter Imam konnte nur jener anerkannt werden dem die Designation des Vorgangers galt Der Tod des Nizar konnte nicht als ein Argument zugunsten eines Imamats des al Mustali herangezogen werden kann die Vererbung der Wurde doch nur in strengster dynastischer Linearitat vom Vater auf den Sohn erfolgen Nun sollte sich die tatsachliche Macht des Hasan i Sabbah auf seine Gefolgschaft offenbaren als er in Alamut die Nachfolge des al Mustali an der Spitze der Glaubensgemeinschaft offentlich als Usurpation verurteilte und als unrechtmassig zuruckwies Statt diesem sei Nizar der allein rechtmassige weil designierte Imam und folglich konne die Gemeinschaft auch nur von ihm oder einem von ihm abstammenden Imam gefuhrt werden Die gesamte persische Glaubensgemeinde stellte sich geschlossen hinter die Erklarung ihres langjahrigen Anfuhrers der seine Loyalitat zur Missionsfuhrung in Kairo aufkundigte Damit hatte die bis heute anhaltende Spaltung der ismailitischen Schia ihren Anfang genommen denn die Glaubensgenossen in Agypten und dem Jemen erkannten die Nachfolge des al Mustali als vollendete Tatsache an Beide so entstandenen Splittergruppen behielten die ismailitische Glaubensverfassung bei als deren Bewahrer sich jede von ihnen begriff nur dass beide Gruppierungen nun je einer eigenen Imamlinie folgten Fur Hasan war die Loslosung seiner Gemeinde von der Missionsfuhrung in Kairo mit einem nicht unwesentlichen Problem einhergegangen Ihr anerkannter Imam Nizar war tot was Fragen ob der Existenzberechtigung der Gemeinschaft aufwarf Hasan ging dieser Frage aus dem Weg indem er sich auf eines bei den Ismailiten schon einmal bewahrtes Konzept besann indem er das Imamat als in die Verborgenheit ġaiba getreten deklarierte Einstweilen aber musste seine unumstrittene Fuhrungsautoritat als Garant ḥuǧǧa fur die Existenz des verborgenen Imams den Zusammenhalt der noch jungen Anhangerschaft des Nizar gewahrleisten doch konnte ein physisch abwesendes Imamat keine Dauerlosung bleiben da es mit dem Anspruch auf die Fortfuhrung des wahren Ismailitentums nicht zu vereinbaren war dass ein prasentes Imamat verlangte Zu Lebzeiten Hasans sollte diese Frage ungeklart bleiben Erst 1164 sollte das nizaritisch ismailitische Imamat in Alamut in der Person des Imams Hassan II aus seiner Verborgenheit hervortreten der als Urenkel des Nizar galt Der nizaritischen Geschichtsschreibung folgend sei es Hasan i Sabbah wahrend des Thronkampfes in Kairo 1094 95 gelungen einen Sohn des Nizar nach Alamut zu evakuieren womit die Fortfuhrung des Imamats gewahrleistet blieb Assassinen Bearbeiten Hauptartikel Assassinen Die Spaltung der Ismailiten in zwei konkurrierende Fraktionen hatte Hasan i Sabbah zum politischen Fuhrer eben einer dieser befordert die zur klareren Abgrenzung als Nizari Ismailiten oder auch als Nizariten zu bezeichnen ist In dieser Funktion hatte sich sein raumlicher Einfluss uber die Grenzen seiner persischen Heimat hinaus erweitert Denn nicht nur hier haben sich Ismailiten zu dem von ihm unterstutzten Imamat des Nizar bekannt Ein bedeutendes Zentrum des Ismailitentums stellte Syrien dar wo es seit je her vertreten war und wo ihre Mission einst ihren Ausgang genommen hatte Im Unterschied zu Persien hatte sich die Schia hier bei Ausbruch des Schismas 1094 zu beiden Fraktionen hin aufgeteilt Dem Mustali Zweig schloss sich die Mehrheit an doch stellten die Nizariten hier seither eine bedeutende Minderheit Beide Fraktionen trafen hier also unmittelbar benachbart in Feindschaft aufeinander da jede von ihnen die Rechtmassigkeit des Imamats des jeweils anderen als Usurpation ablehnte Zugleich hatten sich beide Zweige hier der Verfolgung der herrschenden Seldschuken zu erwehren Die Lage verkomplizierte sich 1097 mit der Ankunft der christlichen Kreuzritter aus Europa die mit dem von ihnen begrundeten Konigreich Jerusalem einen geopolitischen Keil zwischen Syrien und Agypten schoben Fur die Sache der Nizariten hatte dies zum Vorteil gereicht hatten die Christen doch die in Kairo ansassige Fuhrung ihrer Gegner von Syrien abgeschnitten wahrend von Persien aus alle Verbindungswege offenblieben Hasans Mission konnte dadurch bei aller Rucksicht auf die ubliche Vorsicht vor den Seldschuken in Syrien konkurrenzlos wirken und die Anhangerschaft seiner Schia vergrossern Die geografische Distanz zu Persien hatte der syrischen Nizaritengemeinde zu einer gewissen Autonomie verholfen Mit der Ankunft der Kreuzritter hatten sie sich mit anderen politischen Voraussetzungen auseinanderzusetzen als ihre Glaubensbruder in Persien Und doch wurde auch von ihnen die Fuhrungsautoritat Hasans als Garant des verborgenen Imams anerkannt Die Fuhrung der syrischen Nizariten wurde bald unter der Leitung eines Obermissionars zusammengefasst der hierarchisch dem Garanten unterstellt und von diesem ernannt wurde Die meisten Fuhrer der syrischen Nizariten waren auch Perser die in Syrien die schon in ihrer Heimat erprobten Praktiken einfuhrten Das erste Attentat wurde hier am 1 Mai 1103 in Homs ausgefuhrt Von Kairo ist das Schisma und das Ausgreifen der nizaritischen Konkurrenz in Syrien mehr als zwei Jahrzehnte lang unkommentiert geblieben Das schrumpfende Fatimidenkalifat hatte seine ganze Konzentration auf den Abwehrkampf gegen die Kreuzritter gerichtet Erst die Ermordung des Wesirs al Afdal Schahanschah am 11 Dezember 1121 notigte den Hof zu Kairo zu einer Stellungnahme Der Mord wurde offiziell den Nizariten angelastet was diese bereitwillig auch fur sich deklarierten hatte doch das Opfer aus ihrer Sicht die Hauptverantwortung fur das Schisma getragen Doch vermuteten einige auch einen palastinternen Umsturz indem sich der Kalif al Amir seines ubermachtigen Wesirs entledigen wollte und sein gegen die Nizariten gerichteter Verdacht davon ablenken sollte Al Amir war seinem 1101 verstorbenen Vater al Mustali in der Wurde des Kalifen nachgefolgt und als neuer Imam des Mustali Zweigs ubernahm er auch dessen Anspruch auf die Alleinvertretung aller Ismailiten Vom Standpunkt der Nizariten galt er gleichfalls als illegitimer Usurpator wahrend sie selbst von seinem Standpunkt aus gesehen als Abtrunnige galten Die Abwalzung der Verantwortung am Mord an dem Wesir hatte al Amir zu einer ausfuhrlicheren Stellungnahme veranlasst gesehen in der er die Rechtmassigkeit seines Imamats und Handlungsweise des Wesirs im Jahr 1094 gegen den Standpunkt der Nizariten zu verteidigen beabsichtigte Ein im Dezember 1122 erstelltes Gutachten der freilich ihm gesinnten geistlichen Autoritaten von Kairo hatte die Existenz der Designation seines Vaters fur die Nachfolge des Grossvaters bestatigt die Falschheit des einst von Nizar erhobenen Anspruchs herausgestellt und damit das Handeln des al Afdal Schahanschah postum legitimiert Zugleich wurde damit der Anspruch des al Amir auf das Imamat als rechtmassig bestatigt Als Sendschreiben publiziert wurde dieses Gutachten die Amir sche Rechtleitung al Hidaya al amiriya an die Anhangerschaft des al Amir in Syrien adressiert Aber auch nach Alamut im hintersten Chorasan wurde sie ubermittelt dessen dortige Fuhrung sich ob ihrer Opposition gegen sein Imamat erklaren sollte Laut dem spater uber diese Vorgange detailliert schreibenden Chronisten Ibn Muyassar gest 1278 wurde diese Aufforderung an Hasan i Sabbah personlich adressiert der sein Eintreten fur das vermeintlich illegitime Imamat des Nizar erklaren oder gleich ganz aufgeben und gemeinsam mit seiner Anhangerschaft zur Wahrheit ḥaqq zuruckkehren sollte also unter die Botmassigkeit des al Amir womit eine Wiedervereinigung der Ismailiten herbeigefuhrt werden sollte Der geistliche Fuhrer von Alamut der namentlich nicht in Erscheinung tritt aber wohl nur mit Hasan i Sabbah zu identifizieren ist hatte unter dem Sendschreiben wo noch Platz war eine kurze Antwort notiert und nach Kairo uberbringen lassen Das Gutachten wurde darin als nichtig deklariert und damit auch die Legitimitat des Imamats der Mustaliten die Spaltung der Ismailiten wurde damit zusatzlich zementiert Noch im Jahr 1123 reagierte al Amir auf diese Absage mit der Aufnahme des propagandistischen Kampfes gegen die Konkurrenz aus Persien wozu er seinen Anhangern in Syrien mit der Kampfschrift Das Einschlagen der bezwingenden Blitze Widerlegung der Argumente der Niedertrachtigen iqaʿ ṣawaʿiq al irġam fi idḥaḍ ḥuǧaǧ ulaʾika l liʾam genauste Instruktionen zukommen liess Interessant ist die in dieser Schrift gebrauchte Wortwahl des al Amir der darin gleich zwei Mal die Nizariten als Haschischleute al Ḥasisiyyun verunglimpfte womit er sich fur den fruhsten bekannten Gebrauch dieses Begriffs in Verbindung mit den Nizariten verantwortlich zeichnete Gerade im nahostlichen Raum wurde diese Diffamierung allgemeingebrauchlich im Bezug auf die Nizariten mit einem entsprechenden Niederschlag in der schreibenden Zunft jener Zeit Bei den in unmittelbarer Nachbarschaft lebenden Christen der Kreuzfahrerstaaten ist diese Gruppierung dann auch ausschliesslich unter der aus dem Arabischen in ihr Latein ubernommenen Korruption dieses Begriffs bekannt geworden Wegen dessen fortlaufender Assoziation mit der ominosen Mordersekte aus dem Orient ist dieser Begriff in allen romanischen Sprachen und im Englischen als Wort fur Attentater Attentat eingegangen Die Nizariten haben erst nach dem Ableben des Hasan i Sabbah in ihrer ganz eigenen Art eine Antwort darauf gegeben als eines ihrer Attentatskommandos am 7 Oktober 1130 al Amir wahrend eines Ausritts in Kairo ermordete Spate Jahre Bearbeiten In den Wirren des im Jahr 1092 ausgebrochenen Bruderkrieges unter den Seldschuken hatte die von Hasan i Sabbah angefuhrte Bewegung weiter prosperieren und in ganz Persien neue Positionen gewinnen konnen Im Oktober 1096 wurde die zweite grosse Festung in Dailam gewonnen jene von Lamassar 1100 gefolgt von Gerdkuh bei Damgan die beide in Starke jener von Alamut in nichts nachstanden Ebenfalls in das Jahr 1100 fiel ganz zur Demutigung der Seldschuken gereichend die Einnahme der Burg Schah Dez Konigsburg durch die Nizariten die nur wenige Kilometer von der Hauptstadt Isfahan entfernt lag wofur sich ein Sohn von Hasans altem Lehrmeister Ibn Attasch verantwortlich zeichnete Parallel dazu wurden unablassig weitere Attentate gegen die Fuhrungskader der Seldschuken verubt Die militarische Schlagkraft der Seldschuken wurde durch Infiltration ganzer Regimenter ihres Heeres mit Nizariten unterminiert Die Reaktion folgte auf das Ende des Bruderkriegs 1105 nachdem sich Sultan Muhammad I Tapar als Alleinherrscher durchsetzen konnte Am 25 Juli 1107 gelang ihm nach langem Kampf die Ruckeroberung von Schah Dez Wahrend der zweimonatigen Belagerung hatte der Sultan die Gelegenheit eines interkonfessionellen Dialogs mit den Nizariten wahrgenommen In diesem Disput versicherten deren Vertreter in einem von ihnen erstellten Gutachten fatwa den Religionsgelehrten des Sultans die absolute Unterwerfung islam der Anhanger ihrer Schia unter die vom Propheten ubermittelte Offenbarung Gottes in Befolgung der daraus abgeleiteten Gebote sariʿa Ihr Glaube wurde sich von dem der Sunna anhangenden Unterworfenen muslimun nicht grundlegend Unterscheiden allein in der Frage der rechtmassigen Fuhrerschaft uber die Gesamtgemeinde wurde ein Dissens bestehen Damit war vor allem eine Zuruckweisung des Vorwurfs der Haresie beabsichtigt doch wurde diese Erklarung von der Gegenpartei als nicht der Wahrheit entsprechend abgelehnt womit der Disput ohne Ergebnis endete Nach dem Fall der Burg wurden alle gefangen genommenen Nizariten als Ketzer und Rebellen exekutiert darunter der Sohn des Ibn Attasch Auch gegen Alamut wurden in den Jahren 1108 und 1109 neuerliche Offensiven gestartet doch konnten sich die Nizariten hier stets erfolgreich verteidigen Anlasslich der 1109 unternommenen Belagerung wurde auch hier ein religioses Streitgesprach gefuhrt an dem Hasan i Sabbah personlich teilgenommen haben durfte Es endete wie schon bei Schah Dez ohne Ergebnis Das gesamte Mittelalter hindurch sollten die Nizariten wie Ismailiten im Allgemeinen als Konsequenz der im 11 und 12 Jahrhundert sich verhartenden dogmatischen Fronten mit dem Geruch der Ketzerei behaftet bleiben Die Anerkennung ihrer theologischen Zugehorigkeit zum Haus der Unterwerfung dar al islam blieb fur Hasan i Sabbah zeit seines Lebens unerreicht Einer der schwerwiegendsten gegen ihn personlich gerichteten Vorwurfe war die Unterstellung Propaganda fur eine neue Religion zu betreiben Entsprechend fiel das Urteil uber ihn und seine Anhanger in der damals vorherrschenden Geschichtsschreibung aus in der er zum Erzharetiker par excellence stilisiert wurde und seine Anhanger als von ihm fehlgeleitete Sektierer galten Erst in der beginnenden Neuzeit nach dem Ende der turkischen und mongolischen Fremdherrschaft wurde seiner Schia zumindest im Persien der einheimischen schiitischen Safawiden Dynastie diese Anerkennung verbrieft Sie existiert bis heute mit einem physisch prasenten Imamat dem seit dem spaten 19 Jahrhundert die Mehrzahl aller Ismailiten anhangen Die erfolgreiche Formierung der Schia der Nizari Ismailiten stellt damit zweifelsohne das nachhaltigste und folgenschwerste Resultat im historischen Wirken des Hasan i Sabbah dar In den Sommermonaten 1117 starteten die Seldschuken ihre letzte gross angelegte Offensive gegen die Nizariten Alamut und Lamassar wurden zeitgleich unter Belagerung versetzt Und wie schon im Jahr 1092 wurde der drohende Untergang durch einen Tod vereitelt Nachdem am 18 April 1118 Sultan Muhammad I gestorben war zerstreuten sich die feindlichen Heere und das Sultanat zerfiel erneut und nun endgultig in den Nachfolgekampfen der spaten Seldschuken Es folgte die propagandistische Auseinandersetzung mit den Mustali Ismailiten des Jahres 1122 23 Im Mai 1124 erkrankte Hasan Erst auf dem Sterbebett liegend hatte er vor seinem Tod in der Nacht zum 23 Mai 1124 6 Rabiʿ ath thani 518 AH die Nachfolge uber die Fuhrung der Nizariten geregelt Seine eigenen zwei Sohne hatte er uberlebt weil er selbst einst deren Exekution befohlen hatte Den einen weil dieser sich die Gebote Gottes verletzend dem Weingenuss hingegeben hatte den anderen weil er diesen irrtumlich des Verrats an ihm und dem Imam verdachtigt hatte Neben den Sohnen wird Hasan auch als Vater mehrerer Tochter genannt die er mit ihrer Mutter nach 1100 nach Gerdkuh schickte wo sie ein einfaches Leben fuhrten So bestimmte Hasan seinen langjahrigen Vertrauten Kiya Buzurg Umid den Eroberer von Lamassar zum neuen Fuhrer der Schia unter weiterem Verbleib des Imamats in der Verborgenheit Laut einem Redakteur seiner Autobiografie habe Hasan i Sabbah bis zu seinem Tod ein Leben in strengster Askese Frommigkeit und Gottesfurcht gefuhrt Bestattet wurde er in einem eigens fur ihn errichteten Mausoleum in der Nahe von Alamut das zu einem viel besuchten Wallfahrtsort seiner Schia avancierte bis es 1256 von den Mongolen zerstort wurde Schriftlicher Nachlass BearbeitenFur einen schiitischen Kleriker nicht ungewohnlich war Hasan i Sabbah fur sein schriftstellerisches Schaffen bekannt und soll bei seinem Tod ein umfangreiches literarisches Œuvre hinterlassen haben 4 Dieses Werk ist im Original nicht auf die Nachwelt ubergekommen war doch gerade das nizaritisch ismailitische Schrifterbe als Produkt einer als Haresie anerkannten Lehre regelmassiger Vernichtungswellen anheim gefallen Besonders nach dem Fall von Alamut im Jahr 1256 durch die Mongolen wurde deren fur ihren grossen Bucherbestand bekannte Bibliothek einer grundlichen Durchsicht unterzogen worauf im Anschluss alle als ketzerisch deklarierten Schriften vernichtet wurden Verantwortlich dafur hatte sich der Sekretar der Mongolenherrscher Ata al Mulk Dschuwaini gest 1283 gezeichnet der ein uberzeugter Sunnit war und der sich dem Untergang des Ketzerstaates von Alamut in seinem eigenen Werk Die Geschichte des Welteroberers Tariḫ e Ǧihan gusa in seinen letzten Kapiteln ausfuhrlich gewidmet hat Dabei auf die Geschichte des Ismailitentums naher eingehend hatte Dschuwaini ganze Passagen aus der Autobiografie des Hasan i Sabbah in sein Werk ubernommen die den Titel Die Abenteuer unseres Herrn Sar guzast e Sayyidna trug und in Farsi geschrieben war Auch die Abfassung personlicher Viten war und ist in schiitischen Kreisen allgemein verbreitet Sie dienen der Herausstellung eigener Verdienste um die Schia und der Dokumentation der ideologischen Nahe zum Imam Nach Dschuwaini hatte auch dessen Schuler Raschid ad Din gest 1318 noch die Gelegenheit gehabt die Autobiografie zu lesen und in seiner Summe der Chroniken Ǧamiʿ at tavariḫ zu zitieren hier sogar noch ausfuhrlicher als bei seinem Lehrer Da beide Autoren als Anhanger der Sunna der Person des Missionars und der von ihm gefuhrten Schia nicht unvoreingenommen gegenubergestanden haben muss offenbleiben inwiefern sie bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Vita fur ihre Werke Veranderungen daran vorgenommen haben Ein Vergleich kann nicht mehr angestellt werden da das Originalwerk nicht erhalten ist Ein dritter Autor der die Vita ausfuhrlich zitierte ist Kaschani gest 1337 in seiner Quintessenz der Chroniken Zubdat at Tavariḫ Ihre Werke stellen damit die Hauptquelle fur die Biografie des Hasan i Sabbah dar In allen Fallen ist unsicher inwiefern die Kopisten vom selben Manuskript abgeschrieben haben Die drei persischen Autoren kannten auch das in Farsi verfasste theologische Traktat Die vier Kapitel al Fuṣul e arbaʿa das nur noch in Fragmenten zitiert im Buch der Gruppierungen und Glaubensrichtungen Kitab al milal waʾl niḥal des asch Schahrastani gest 1153 erhalten ist das um 1127 geschriebenen wurde In dieser Schrift werden ismailitische Glaubensinhalte detailliert erlautert Da sie fur deren Vermittler als spiritueller Wegweiser dienen sollte wird hinter ihrer Autorenschaft die damalige uber ihnen stehende klerikale Fuhrerfigur Hasan i Sabbah vermutet Als gesichert gilt Hasans Autorenschaft auf ein an Sultan Malik Schah I adressierten und zwischen 1083 und 1092 zu datierenden Brief der als Antwortschreiben auf eine Anfrage des Sultans die religiosen Anschauungen des Autors verteidigt und vor allem den gegen ihn erhobenen Vorwurf der Propagierung einer neuen Religion zuruckweist Hier beschriebene personliche Angaben wie eine Reise nach Agypten und Auseinandersetzung mit dem Wesir Badr al Dschamali weisen auf Hasan i Sabbah als Autor hin Rezeption BearbeitenDie britische Space Rock Band Hawkwind beschaftigte sich in ihrer Komposition Hassan I Sabbah mit der mittelalterlichen Legende Das Stuck befindet sich auf der B Seite ihres 1977er Albums Quark Strangeness and Charm Der US amerikanische Musiker und Komponist Bill Laswell vertonte unter dem Pseudonym Hashisheen die Geschichte der Assassinen unter Fuhrung von Hassan i Sabbah bzw Raschid ad Din Sinan Das Album erschien 1999 unter dem Titel The End of Law Prominente Mitwirkende sind Iggy Pop Anne Clark Jah Wobble Jaki Liebezeit und William S Burroughs Literatur BearbeitenChristopher de Bellaigue Im Rosengarten der Martyrer Ein Portrat des Iran Aus dem Englischen von Sigrid Langhaeuser C H Beck Munchen 2006 engl Originalausgabe London 2004 S 324 329 Farhad Daftary The Ismaʿilis Their History and Doctrines Cambridge University Press 1990 Farhad Daftary The Assassin Legends Myths of the Ismaʿilis London 1994 Farhad Daftary Ismaili Literature A Bibliography of Sources and Studies London 2004 Farhad Daftary Ismailis in Medieval Muslim Societies London 2005 Willi Frischauer The Aga Khans The Bodley Head London 1970 S 40 ISBN 0 370 01304 2 Asaf Ali Asghar Fyzee al Hidayatu l amiriya Being an Epistle of the Tenth Fatimid Caliph al Amir bi ahkami l lah London 1938 Heinz Halm Kalifen und Assassinen Agypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzuge 1074 1171 C H Beck Munchen 2014 Heinz Halm Die Assassinen Geschichte eines islamischen Geheimbundes C H Beck Wissen 2868 C H Beck Munchen 2017 Peter Heine Terror in Allahs Namen Extremistische Krafte im Islam Herder Freiburg 2001 ISBN 3 451 05240 7 S 45 62 Der Alte vom Berg Die Geburt des Terrors als eines politischen Mittels Bernard Lewis The Assassins A Radical Sect in Islam London 1967 Als Ubersetzung ins Deutsche von Kurt Jurgen Huch Die Assassinen Zur Tradition des religiosen Mordens im radikalen Islam Frankfurt am Main 2001 Weblinks BearbeitenHawkwind Hassan I Sabbah auf YouTube William S Burroughs Last Words of Hassan I Sabbah auf YouTube Bill Laswell Hashisheen The End of Law auf YouTube Playlist Anmerkungen Bearbeiten Die Unsicherheit in der Bestimmung des Geburtsortes resultiert aus der Bearbeitung der Hasan Vita durch die drei persischen Chronisten des 13 und 14 Jahrhunderts Ersterer von ihnen Dschuwaini nannte Ray als Ort der Geburt allerdings hatte er sich in seiner Bearbeitung einiger unbedachter Verkurzungen erlaubt Vgl Lewis S 200 Anm 1 Die bei Raschid ad Din und Kaschani erfolgte fiel wesentlich ausfuhrlicher aus und beide geben Ghom als den Geburtsort Hasans an bevor dessen Familie nach Ray weitergezogen war Fur Ghom siehe Lewis 2001 S 63 Daftary 1990 S 311 2005 S 127 Fur Ray Halm 2014 S 66 2017 S 17 Dieser Begriff leitet sich aus der Wurzel arabisch ام DMG amma sich begeben vorausgehen beispielgebend anfuhren ab und ist stammverwandt mit arabisch امة DMG umma Nation Volk sowie ام DMG umm Mutter vgl H Wehr Arabisches Worterbuch fur die Schriftsprache der Gegenwart Wiesbaden 1968 S 22 Vgl Halm 2014 S 76 Zur Ubersicht der ihm zugeschriebenen Texte und ihrer Editionen siehe Daftary 2004 S 114 ff VorgangerAmtNachfolgerAlamut von den Seldschuken erobertHerrscher von Alamut 1090 1124Kiya Buzurg UmidNormdaten Person GND 120028085 lobid OGND AKS LCCN n85181864 VIAF 96989024 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hasan i SabbahALTERNATIVNAMEN Hasan Sabah Ḥasan aṣ ṢabbaḥKURZBESCHREIBUNG Anfuhrer einer ismailitischen Religionsgemeinschaft AssassinenGEBURTSDATUM um 1050GEBURTSORT Qum PersienSTERBEDATUM 23 Mai 1124STERBEORT Alamut Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hasan i Sabbah amp oldid 232106907