www.wikidata.de-de.nina.az
fDschebel AnsariyeGipfelbereich im Norden am Ostabfall zur Ghab EbeneGipfelbereich im Norden am Ostabfall zur Ghab EbeneHochster Gipfel Nebi Yunes 1562 m Lage SyrienDschebel Ansariye Syrien Koordinaten 35 15 N 36 6 O 35 25 36 1 1562 Koordinaten 35 15 N 36 6 Op1 Dschebel Ansariye arabisch جبال الأنصارية DMG Ǧibal al Anṣariya auch Dschebel al Alawia Jabal an Nusayriyah und Jabal al Ladhiqiyah ist ein parallel zur Mittelmeerkuste verlaufendes Bergmassiv im Westen von Syrien Von der sudlichen Fortsetzung als Libanongebirge sind die durchschnittlich 1200 Meter hohen Berggipfel durch das Tal des sudlichen Nahr al Kabir des syrisch libanesischen Grenzflusses getrennt An der nordlichen Absenkung verlauft die Strasse zwischen der Hafenstadt Latakia und Dschisr asch Schugur uber den Bdama Pass Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geologie 3 Geografie 4 Geschichte und Bevolkerung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseName BearbeitenDschebel heisst arabisch جبل DMG Ǧabal Berg Ansariya ist die arabische Pluralform von Nusairiya und bezieht sich auf Alawiten die auch als Nusairier bezeichnet werden und sich ab dem Mittelalter als grosste Minderheit niedergelassen haben Das Gebiet liegt uberwiegend innerhalb des Gouvernements Latakia Geologie BearbeitenDie nord sudliche Langsrichtung des Dschebel Ansariye betragt etwa 110 Kilometer das mittlere Profil in Ost West Richtung ragt auf etwa 25 Kilometer uber die Hohenlinie von 500 Meter hinaus wobei das Gebiet mit Hohen uber 1000 Meter weniger als halb so breit ist Der hochste Gipfel der Nebi Yunes mit 1562 Meter liegt etwa 3 Kilometer von Slinfah entfernt auf dem im Norden selten unter 1300 Meter hohen Kamm uber dem ostlichen Steilabfall zur Ghab Ebene Der Ghab ist ein tektonischer Graben dessen Einbruch vermutlich erst im Quartar erfolgte Er wird in nordlicher Richtung vom Nahr al Asi Orontes durchflossen und im Osten durch das Bergland des bis zu 937 Meter hohen Dschebel Zawiye az Zawiya dem sudlichen Teil des nordsyrischen Kalksteinmassivs begrenzt Richtung Mittelmeer erfolgt eine sanfte Abdachung mit allmahlichem Ubergang ins Kustenvorland Der Dschebel Ansariye ist aus einer spatpliozan quartaren Krustenbewegung entstanden die einen vom Meer ansteigenden breiten Rucken gebildet hat Die teilweisen steilen Taler die diesen Rucken zergliedern sind Abfallkanten die bei der Entstehung des Bruchfaltengebirges durch Verschiebungen im Schichtverlauf aufgebrochen sind Diese Quertaler mit dazwischenliegenden Riedel reichen teilweise bis in die Kammregion hinauf Im nordlichen Teil des Bergmassivs bildet sich im Schichtverlauf eine Sprunghohe von bis zu 1700 Meter nach Osten die einen ungegliederten Steilabfall von uber 1000 Meter zur Ebene des Ghab zur Folge hat Die beiden anderen deutlich hoheren Gebirgszuge der Anti Libanon und dessen sudliche Fortsetzung als Hermon haben dieselbe geologische Entstehungsgeschichte Alle haben einen den europaischen Mittelgebirgen vergleichbaren nur wenig gegliederten Gipfelbereich Viele Flachen sind verkarstet an einigen Stellen treten schroffe Felsformationen hervor Beim Dschebel Ansariye finden sich in der aus Jurakalk bestehenden Kammregion Dolinen mit einem Durchmesser von bis zu zwei Kilometern und 150 bis 350 Metern Tiefe Bis zum mittleren Tertiar bildeten Dschebel Ansariye und Libanongebirge einen durchgehenden Hohenzug die beide trennende Ebene von Akkar durch die der Nahr al Kabir fliesst bildete sich erst im Spatpliozan Auch das Becken von Antakya im Norden war vorher noch nicht existent Das Kustengebirge stellte auf ganzer Lange eine Wasserscheide dar sodass der damalige Orontes und der Afrin bis dahin zum Euphrat entwasserten 1 Die Ghab Senke ist die nordlichste Fortsetzung des Grossen Afrikanischen Grabenbruchs der uber das Rote Meer den Jordangraben die Bekaa Ebene und weiter bis Antakya Hatay Graben verlauft Entlang dieser Linie driften bis heute die afrikanische und die arabische Kontinentalplatte auseinander Geografie BearbeitenDer Bdama Pass der das Bergland im Norden begrenzt bildet die Wasserscheide zwischen dem Orontes im Landesinnern und dem kleinen nordlichen Nahr al Kabir der hier entspringt und nach 28 Kilometern in sudwestlicher Richtung wenig sudlich von Latakia ins Meer fliesst Die Strasse verlauft ebenfalls durch dieses Tal Die Ebene von Akkar im Suden ist ein fruchtbares Kustenvorland das sich von Tartus bis fast zur libanesischen Hafenstadt Tripoli erstreckt Sie stellt den einzigen naturlichen Verkehrskorridor zum syrischen Binnenland dar Bereits in der Antike verlief eine Handelsroute vom mittleren Euphrat uber das auf demselben Breitengrad gelegene Qatna ans Meer Auf das Kustenvorland im Westen folgen landeinwarts in tieferen Lagen kleine und magere Ackerflachen an Hangen die durch Mauern aus Lesesteinen terrassiert sind und auf denen Getreide und Obstbaume gedeihen Das wichtigste Anbauprodukt fur den Markt ist im nordlichen Bereich Tabak der seit dem 17 Jahrhundert gepflanzt wird Ebenso gehen Erdnusse uberwiegend in den Export Zwischen Tartus und Baniyas reichen Auslaufer der Berge bis fast ans Meer Das Bergland sudlich davon ist ein seit osmanischer Zeit wichtiges Anbaugebiet fur Oliven Ebenso alt und eine Besonderheit ist hier der Anbau von Maulbeerbaumen fur die Seidenraupenzucht die besonders von Christen betrieben wird die um Safita leben 2 Der Dschebel Ansariye gehort zu den regenreichsten Gebieten von Syrien Lagen uber 1000 Meter zahlen zum mediterran ozeanischen Hohenklima mit 900 bis 1200 Millimeter Niederschlag im Mehrjahresdurchschnitt die uberwiegend zwischen November und Februar fallen Wahrend das Kustenvorland uber 700 Millimeter empfangt fallen auf die im Windschatten gelegenen Gebiete weiter ostlich nur maximal 500 Millimeter Die Maximaltemperatur im Juli August liegt in den Hohenlagen unter 28 C hinzu kommt eine angenehme nachtliche Abkuhlung Dafur liegen die Durchschnittstemperaturen im Januar zwischen 0 und 5 C mit Minimaltemperaturen unter 5 C An uber 20 Tagen fallt dann Schnee der bis ins Fruhjahr liegenbleiben kann 3 Wegen der Frostempfindlichkeit von Olivenbaumen liegt die Hohengrenze fur ihren Anbau bei 900 Meter Im Alten Testament wird die Zeder als Charakterbaum fur den Libanon und den Dschebel Ansariye erwahnt Das ist nur noch sehr eingeschrankt zutreffend da die Hochwaldbestande seit der Antike abgeholzt wurden Waldgebiete die bis ins 19 Jahrhundert noch erhalten waren fielen spatestens im Ersten Weltkrieg dem Eisenbahnverkehr mit seinem hohen Bedarf an Brennholz zum Opfer Der ursprungliche Wald ist in tieferen Lagen unter 800 Meter ganzlich in Ackerflachen Obst oder Olivenbaumpflanzungen umgewandelt worden Alte Eichenbestande haben sich in winzigen Bauminseln an abgelegenen Orten um Mausoleen erhalten an denen von Alawiten Drusen oder Sunniten ein Heiliger verehrt wird und die deshalb nicht gefallt werden durfen Nordlich von Safita wachsen an einigen Stellen Edelkastanien nbsp Schutzgebiet mit Kalabrischer Kiefer bei der SaladinsburgIn Hohenlagen von 800 bis 1200 Metern gehoren immergrune und laubabwerfende Eichen wie die Traubeneiche Quercus sessiliflora Portugiesische Eiche Quercus lusitanica oder die Kermeseiche Quercus coccifera zum alten Bestand An feuchteren Standorten kommen Orientalische Hainbuche Carpinus orientalis Syrischer Ahorn Acer syriacum und einige kleinere mitteleuropaische Laubbaume hinzu Durch selektive Abholzung wurde der Eichenanteil dezimiert Der einzige dichte und vor der Abholzung geschutzte Hochwald steht ostlich der Saladinsburg hinauf in Richtung Slinfah Die Kalabrische Kiefer Pinus brutia sorgt hier nicht nur fur besondere Arten von Unterholz sondern auch fur ein Mikroklima das von Feiertagsausfluglern geschatzt wird Die ubrigen Flachen des Hochlandes sind stark degradiert und sind mit typischen Arten der Macchie besiedelt An den Gipfelbereichen uber 1200 Meter herrschen in der submontanen Stufe durch den permanent starken Wind gebeugte Nadelbaume vor besonders die Kilikische Tanne Abies cilicica und die Libanon Zeder Cedrus libani teilweise auch Libanon Eiche Quercus libani Eine besonders dichte Vegetation mit einem hohen Artenreichtum wachst am Ostabfall zum Ghab Zwischen der Macchie stehen Tannen Eichenarten Ahorn und Pistazien Der schwer zugangliche Steilhang hat die Nutzung weitgehend verhindert 4 Am sudostlichen Abhang des Bergmassivs erhebt sich der 1128 Meter hohe Schildvulkan des Dschebel Helou uber die 500 bis 600 Meter des Umlandes Die aus den Lavamassen gebildeten Basaltfelder bedecken grosse Flachen Es hat sich ahnlich wie in den ungunstigen Gebieten des Hauran sehr wenig fur den Ackerbau geeigneter Verwitterungsboden gebildet Trotz hoher Niederschlage gedeihen nur an einigen Stellen Winterweizen und im Sommer Melonen Die christlichen Dorfer betreiben uberwiegend Weinbau 5 Geschichte und Bevolkerung Bearbeiten nbsp Landschaftszersiedelung in den Hohenlagen im Norden Einzugsgebiet von LatakiaAm Westhang des Dschebel Ansariye bestand im 10 Jahrhundert eine erste Anlage der Saladinsburg als byzantinischer Grenzposten Der in den sudlichen Auslaufern des Berggebietes von den Kreuzfahrern angelegte Krak des Chevaliers wurde im 11 Jahrhundert errichtet Ansonsten durften die Walder des Dschebel Ansariye bis zu dieser Zeit unbesiedelt gewesen sein Mit den Kreuzfahrern waren im 12 und 13 Jahrhundert teilweise die kriegerischen Assassinen verbundet wie die Glaubensgemeinschaft der Ismailiten in dieser Zeit genannt wurde Von ihren Bergfestungen heraus verubten sie Uberfalle und waren als Lokalherrscher anerkannt bis ihre Stellungen um 1271 vom mamelukischen Sultan Baibars I erobert wurden In den folgenden Jahrhunderten dienten die Walder allgemein als Ruckzugsgebiete fur religiose Minderheiten Diese schlossen sich nach aussen gegenuber den Beduinen des Umlandes ab und unternahmen nur gelegentliche Raubzuge In grosserer Zahl kamen Ismailiten ab 1260 als sie von ihrem Hauptsitz Salamiyya nach dem Mongoleneinfall hierher flohen Heute machen Ismailiten etwa ein Prozent der syrischen Bevolkerung aus die meisten von ihnen wanderten Mitte des 19 Jahrhunderts wieder in das Jungsiedelland Salamiyya am Rand der syrischen Wustensteppe als ihrer angestammten Heimat zuruck In den Orten Masyaf mit der ehemals bedeutendsten Assassinenburg im Zentrum 1140 41 eingenommen und in Qadmus die Burg kam 1132 33 in den Besitz der Assassinen 6 lebt noch eine ismailitische Bevolkerungsmehrheit Eine grossere vom schiitischen Islam abgespaltene Glaubensrichtung sind die Alawiten die im Mittelalter und verstarkt ab dem 17 Jahrhundert in die Berggebiete einwanderten Sie stellen die Mehrheit der landlichen Bevolkerung im Gouvernement Latakia Wie die Drusen in Sudsyrien bilden sie traditionell eine zuruckgezogene dorfliche Gesellschaft Die einzelnen alawitischen Stammesgruppen waren gegeneinander feindlich eingestellt und trugen haufig Fehden untereinander aus Der Dschebel Ansariye blieb zur Mitte des 20 Jahrhunderts eines der ruckstandigsten und kaum erschlossenen Gebiete Syriens und lag eingekeilt zwischen den malariaverseuchten und fast unbesiedelten Regionen des Kustenvorlandes und der Ebene des Ghab Um 1930 starben zwei von drei Kindern vor Erreichen des ersten Lebensjahres 7 Die Bevolkerungszahl lag in dieser Zeit bei 5 bis 25 Einwohnern pro Quadratkilometer in den Hohenlagen gegenuber 50 bis 100 in den Ackerebenen im Osten 8 Von Anfang bis Mitte des 20 Jahrhunderts war die Bevolkerungszunahme auf dem Dschebel Ansariye deutlich geringer als im Landesdurchschnitt Durch standige Realteilung war der Besitz der Bauern die auf ihrem eigenen Land wirtschafteten zersplittert 60 Prozent der Betriebe besassen um 1960 weniger als zwei Hektar Land Viele Alawiten und Ismailiten wanderten vor der relativen Uberbevolkerung des Berglandes auf der Suche nach Arbeitsplatzen in die Kleinstadte der Ackerebenen zwischen Homs und Aleppo ab wahrend die Christen von dort ab den 1960er Jahren in Gebiete mit neu erschlossenem Ackerland im Euphrattal und in der nordostlichen Dschazira Region zogen 9 Die wenigen christlichen Orte besonders im Suden des Berglandes wie Safita waren durch ihre wirtschaftlichen Kontakte in den Libanon aufgeschlossener und geschaftlich erfolgreicher Eine wohlhabende libanesische Oberschicht zog sich ab dem Beginn des 20 Jahrhunderts in den heissen Sommermonaten in die Berge zuruck So entstanden auch im Suden des Dschebel Ansariyye einige Sommerfrischen Von Christen aus Latakia wurde um 1928 im Norden Slinfah gegrundet Einer weiteren Landflucht der dorflichen Bevolkerung tritt seit den 1990er Jahren der beschleunigte Neubau von Wohnblocks mit stadtischem Charakter entgegen die als Ferienwohnungen verkauft und vermietet werden und zu einer unangepassten Landschaftszersiedelung fuhren Gut ausgebaute Strassen sorgen dafur dass diese neugegrundeten Siedlungen im Grunen auch von Berufspendlern zu den Kustenstadten genutzt werden konnen Literatur BearbeitenEugen Wirth Syrien eine geographische Landeskunde Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1971 Naval Intelligence Division Hrsg Syria B R 513 Restricted Geographical Handbook Series April 1943 Archive Editions Buckinghamshire 1987 S 14 f 63 90 262 Einzelnachweise Bearbeiten Wirth S 47 f 63 Wirth S 197 365 370 372 Wirth Tabelle S 101 Wirth S 122 126 128 Wirth S 59 f 373 Kenneth M Setton Marshall W Baldwin A History of the Crusades Volume I The First Hundred Years University of Wisconsin Press Madison 2005 S 119 f Jacques Weulersee Le pays des Alaouites Arrault Tours 1940 Bd 1 S 71 Geographical Handbook Series S 192 Wirth S 176 183 f 363 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dschebel Ansariye amp oldid 204873948