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Die Zaiditen arabisch زيدية DMG Zaidiya bilden innerhalb des Islams einen Zweig der Schiiten Sie sind nach Zaid ibn ʿAli benannt einem Enkel des Prophetenenkels Husain der sich 740 in Kufa gegen die Herrschaft der Umayyaden erhob und dabei den Tod fand Die Zaiditen verfugen uber eine eigene Rechtsschule und sind seit dem 9 Jahrhundert vor allem im Jemen verwurzelt wo ihre Imame bis 1962 uber ein selbstandiges Furstentum herrschten Auch die Scherifen von Mekka waren bis zum 14 Jahrhundert Zaiditen Region braun in der die Zaiditen die Mehrheit stellenDie Zaiditen werden manchmal auch Funfer Schiiten genannt doch ist diese Bezeichnung irrefuhrend weil anders als bei den Zwolfer Schiiten die Anzahl der Imame bei den Zaiditen nicht auf eine bestimmte Anzahl beschrankt ist In der wissenschaftlichen Literatur zur Schia wird diese Bezeichnung auch nicht verwendet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lehre 2 Geschichte 2 1 Anfange in Kufa 2 2 Die Zaiditen von Tabaristan 2 3 Die jemenitischen Zaiditen 3 Zaiditen in Deutschland 4 Literatur 5 BelegeLehre BearbeitenEines der wichtigsten Kennzeichen der Zaiditen ist ihre politische Theorie nach der das Imamat die Fuhrung der islamischen Gemeinde ausschliesslich den Nachkommen Mohammeds uber dessen Enkel Hasan und Husain vorbehalten ist die meisten Zaiditen Imame waren Hasaniden In der engen Begrenzung auf diesen Personenkreis unterscheiden sie sich von den Sunniten Die Zaiditen kennen nach Zaid ibn Ali jedoch keine einheitliche feste Imam Reihe der Imam muss sich vielmehr mit Waffengewalt durchsetzen und dabei durch bestimmte Qualitaten auszeichnen Neben der Abstammung muss er eine tiefe Kenntnis des islamischen Rechts Fiqh vorweisen konnen korperlich und geistig ohne Makel mannlichen Geschlechts volljahrig rechtschaffen mutig und freigebig sein sowie Organisationstalent aufweisen Die Bestimmung erfolgt theoretisch auch nicht durch Wahl oder Designation des Vorgangers sondern durch Selbstproklamation daʿwa Ruf eines Pratendenten der alle Bedingungen der legitimen Fuhrerschaft schurut al imama in sich erfullt glaubt Wie die Zwolfer Schiiten halten die Zaiditen ʿAli ibn Abi Talib fur besser afḍal als Abu Bakr und Umar ibn al Chattab anders als diese erkennen sie jedoch deren Kalifat als rechtmassig an weil dies Ali selbst auch getan hat Um die Mitte des 9 Jahrhunderts grundete al Qasim ibn Ibrahim ar Rassi gest 860 eine eigene zaiditische Rechtsschule Diese hat sich nur noch in den nordlichen Regionen der Republik Jemen erhalten Auf theologischer Ebene haben die Zaiditen stets die rationalistische Lehre der Muʿtazila gepflegt Geschichte BearbeitenAnfange in Kufa Bearbeiten Die Zaidiya hat sich im 9 Jahrhundert aus einem Zusammenwachsen zweier fruherer schiitischer Gruppen in Kufa der Butriya und der Dscharudiya entwickelt Der Name der Butriya wird auf einen gewissen Kathir an Nawwaʾ gest 754 mit dem Beinamen al Abtar zuruckgefuhrt Er und seinen Anhanger gehorten ursprunglich zum Umkreis von Muhammad ibn ʿAli al Baqir sagten sich jedoch von diesem spater los Hinsichtlich der islamischen Fruhgeschichte waren ihre Ansichten ahnlich gemassigt wie bei den spateren Zaiditen ʿAli hielten sie zwar nach dem Propheten fur den besten al afḍal aller Muslime doch erkannten sie das Kalifat Abu Bakrs und ʿUmars als rechtmassig an da ʿAli ihnen gehuldigt hatte 2 Auch Zaid ibn ʿAli selbst scheint diese Ansicht vertreten zu haben Als er sich im Jahre 739 von Medina nach Kufa begab und die Schiiten zur Rebellion gegen die Umayyaden aufrief fielen die meisten von ihm bald wieder ab als sie sahen dass er nicht bereit war die beiden ersten Kalifen zu schmahen Die Dscharudiya ist benannt nach Abu l Dscharud der ebenfalls zu dem Umfeld Muhammad al Baqirs gehorte Er und seine Anhanger erkannten im Gegensatz zu den Butriten das Kalifat von Abu Bakr ʿUmar und ʿUthman nicht an weil sie meinten dass ʿAli und seine Nachkommen direkt von Mohammed als Nachfolger eingesetzt worden waren Abu l Dscharud selbst leitete das aus dem Bericht uber das Verfluchungsordal Mubahala mit den Christen von Nadschran ab bei dem sich Mohammed mit seiner Familie einem Gottesurteil unterzogen hatte Nach der schiitischen Uberlieferung waren hierbei seine Tochter Fatima deren Mann Ali ibn Abi Talib und ihre Sohne Hasan ibn Ali und Husain ibn Ali anwesend gewesen Die Aussage in Sure 33 33 dass Gott die Leute des Hauses Ahl al bait lautern wolle bezog Abu l Dscharud auf dieses Ereignis und schloss daraus dass sich der Anspruch auf das Imamat allein in der Nachkommenschaft Hasans und Husains vererbt 3 Gestutzt auf diese Theorie lehnte Abu l Dscharud den Grossteil der Prophetengefahrten ab da sie den rechtmassigen Imam nicht unterstutzt hatten Bei der Dscharudiya hat sich auch schon die Lehre herausgebildet dass unter den Nachkommen Hasans und Husains derjenige anzuerkennen sei der zum Schwert griff und sich die Herrschaft erkampfte Auf dieser Grundlage haben die Dscharuditen Zaids Aufstand im Jahre 740 gegen den Kalifen Hischam sowie auch mehrere spatere alidische Revolten unterstutzt darunter zum Beispiel den Aufstand von Muhammad an Nafs az Zakiya im Jahre 762 4 Erst um die Mitte des 9 Jahrhunderts hat sich die Zaidiya zu einer geschlossenen schiitischen Gemeinschaft entwickelt Hieran hatte nicht zuletzt der Gelehrte Qasim ibn Ibrahim ar Rassi gest 860 der eine eigene zaiditische Theologie entwickelte die an dem Rationalismus der Muʿtaziliten orientiert ist einigen Anteil Die Zaiditen von Tabaristan Bearbeiten An der Sudkuste des Kaspischen Meeres in Tabaristan gelang es den Zaiditen 864 ein kleines Furstentum zu errichten das jedoch politisch wenig von Bedeutung war Der wichtigste Herrscher dieser hasanidischen Lokaldynastie siehe Herrscherliste war der Imam al Utrusch 10 Jh dessen Lehre sich in einigen Punkten von jener der jemenitischen Zaiditen unterschied Die jemenitischen Zaiditen Bearbeiten Das jemenitische Zaiditen Imamat und seine Dogmatik geht auf einen Nachkommen Hasans namens al Qasim ibn Ibrahim ar Rassi zuruck welcher im 9 Jh in Medina lebte Als sein Enkel Yahya al Hadi 897 in den nordlichen Jemen kam grundete er ein Furstentum mit der Hauptstadt Sada dessen erste Herrscherdynastie als Rassiden bekannt ist Zwar mussten sich die Zaiditen in der Folgezeit unter anderem gegen Angriffe der Yuʿfiriden Sulaihiden und Hamdaniden behaupten doch sollten ihre Imame bis 1962 an der Macht bleiben Hin und wieder gelang es ihnen auch Sanaa zu erobern und ihre Herrschaft uber das jemenitische Bergland hinaus auszuweiten Nach dem Sturz der sunnitischen Rasuliden 1454 konnte sogar der Sudjemen unterworfen werden nbsp Residenz des Imams al Mutawakkil Yahya ibn Muhammad nahe SanaaMit der Entdeckung des Seeweges nach Indien geriet der Jemen verstarkt in den Blickpunkt europaischer Handelsmachte Zunachst konnten Angriffe der Portugiesen 1513 und Mamluken auf Aden 1515 1517 abgewehrt werden Nach der Eroberung von Agypten begannen auch die Osmanen mit der Eroberung des Jemen Zwar gelang diesen die Besetzung von Aden doch konnte das Bergland bis 1548 nur unter sehr hohen Verlusten unterworfen werden Zwischen 1537 und 1600 sollen allein 70 000 osmanische Soldaten im Jemen gefallen sein Gegen Ende des 16 Jahrhunderts erwuchs den Osmanen mit dem Prophetennachkommen al Qasim ibn Muhammad ein neuer und gefahrlicherer Gegenspieler Al Qasim erklarte sich 1597 in der Provinz asch Scharaf nordwestlich von Sanaa gelegen zum Imam d h zum religios politischen Fuhrer der muslimischen Gemeinde und rief die Bevolkerung zum Dschihad gegen die Osmanen auf Unter seinem Sohn al Muayyad Muhammad 1620 1644 zwangen zaiditische Truppen die sich vor allem aus Stammesleuten zusammensetzten die Osmanen zur Raumung des Landes und begrundeten damit die qasimidische Dynastie Nach heftigen Kampfen zogen die letzten osmanischen Truppen 1635 aus dem Jemen ab Nach dem osmanischen Abzug konnten die Zaiditen unter Imam al Mutawakkil Ismail 1644 1676 wieder den gesamten Jemen bis nach Dhofar vereinigen In dieser Zeit kam es durch den Anbau von Kaffee und dessen Handel zu einem grossen Wirtschaftsaufschwung Zentrum des bluhenden Kaffeehandels wurde al Mucha eingedeutscht Mokka in dem die Niederlander Englander und Franzosen Handelsniederlassungen errichteten Im 18 Jahrhundert konnte sich der Sudjemen allerdings wieder vom zaiditischen Imamat losen Innerhalb der jemenitischen Zaidiya bildete sich in dieser Zeit eine neue traditionalistische Schule zu der Muhammad ibn Ismaʿil al Amir allgemein bekannt als Ibn al Amir st 1779 und asch Schaukani gest 1834 gehorten Sie setzten sich von der fruheren Zaidiya dadurch ab dass sie die sunnitischen Hadith Werke anerkannten und als autoritativ betrachteten 5 nbsp Badr ibn Ahmad mittig der letzte Herrscher des zaiditischen Konigreichs JemenZu Beginn des 19 Jahrhunderts geriet der Jemen wieder verstarkt in den Blickpunkt der regionalen und internationalen Grossmachte So besetzten zunachst die Wahhabiten die Tihama 1803 wurden aber von den Agyptern abgelost 1821 1840 Dies fuhrte wiederum zur Besetzung Adens durch Grossbritannien das sich den Zugang zum Roten Meer sichern wollte 1839 In der Folgezeit sollte der Sudjemen unter britischer Herrschaft eine gesonderte Entwicklung durchlaufen Im Nordjemen gerieten die Zaiditen nach 1872 wieder unter die Herrschaft der Osmanen Allerdings mussten diese nach einem heftigen Guerillakrieg der Zaiditen Imam Yahya Muhammad Hamid ad Din 1904 1948 faktisch als Herrscher im Nordjemen anerkennen Diesem und seinen Nachfolgern gelang es aber nicht das Land zu modernisieren Wegen der konservativen Herrschaft der Konige wurde die Monarchie 1962 gesturzt und damit auch die Dynastie der Zaiditen beendet Zaiditen in Deutschland BearbeitenIn Deutschland lebten am 31 Dezember 2014 laut Statistischem Bundesamt 3 527 jemenitische Staatsburger 6 Von diesen gehorten schatzungsweise zwischen 20 und 60 der Religionsgemeinschaft der Zaiditen an Demnach lebten 2014 zwischen 705 und 2 116 Zaiditen in Deutschland Herkunftsland der in Deutschland lebenden Zaiditen ist fast ausnahmslos der Jemen Bekanntester Vertreter dieser Glaubensgemeinschaft in Deutschland war Sven Kalisch ehemals Muhammad Sven Kalisch der zeitweise Inhaber des ersten Lehrstuhls fur die Ausbildung islamischer Religionslehrer in Deutschland war Mehrere Tageszeitungen schrieben dass Herr Kalisch offentlich erklarte dass er kein Muslim mehr ist 7 8 Ausserdem legte er seinen nach seiner Konversion zum Islam angenommenen muslimischen Vornamen Muhammad ab 9 Dadurch zahlt er zu einem der prominentesten Apostaten in Deutschland Literatur BearbeitenJosef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert der Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam Band 1 de Gruyter Berlin u a 1991 ISBN 3 11 011859 9 S 239 272 Cornelis van Arendonk De opkomst van het Zaidietische imamaat in Yemen Brill Leiden 1919 Digitalisat Franzosische Ubersetzung von Jacques Ryckmans unter dem Titel Les debuts de l imamat zaidite au Yemen Brill Leiden 1960 Rudolf Strothmann Das Staatsrecht der Zaiditen Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients Heft 1 ISSN 1862 1295 Trubner Strassburg 1912 Belege Bearbeiten Vgl dazu Heinz Halm Die Schia Darmstadt 1988 S 244f Zur Butriya vgl van Ess I 239 252 Vgl van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert der Hidschra Band 1 1991 S 258 Vgl van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert der Hidschra Band 1 1991 S 267 f Vgl Bernard Haykel Revival and Reform in Islam The Legacy of Muhammad al Shawkani Cambridge Cambridge University Press 2003 S 10 Bevolkerung und Erwerbstatigkeit Auslandische Bevolkerung Ergebnisse des Auslanderzentralregisters vom Statistisches Bundesamt vom 16 Marz 2015 abgerufen am 29 Januar 2016 Frankfurter Rundschau Muhammad Kalisch ist kein Muslim mehr vom 6 April 2010 abgerufen am 30 Januar 2016 Rheinische Post Islamwissenschaftler Kalisch ist kein Muslim mehr vom 21 April 2010 abgerufen am 30 Januar 2016 Deutschlandfunk Muhammad ist nicht mehr Sven Kalisch und der Islam vom 6 Mai 2010 abgerufen am 30 Januar 2016Rechtsschulen des Islam SunnitentumHanafiten nach Abu Hanifa Hanbaliten nach Ahmad ibn Hanbal Malikiten nach Malik ibn Anas Schafiiten nach asch Schafiʿi Zahiriten umstritten nach Dawud az Zahiri SchiitentumDschaʿfariten nach Dschaʿfar as Sadiq Zaiditen nach Zaid ibn ʿAli Ismailiten s a al Qadi an Nuʿman SonstigeIbaditen nach Dschabir ibn Zaid Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zaiditen amp oldid 238414879