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Abu l Maʿali ʿAbd al Malik ibn ʿAbdallah al Dschuwaini arabisch ابو المعالي عبد الملك بن عبد الله الجويني DMG Abu l Maʿali ʿAbd al Malik ibn ʿAbdallah al Ǧuwaini 17 Februar 1028 in Buschtaniqan einem Dorf bei Nischapur 20 August 1085 bekannt auch unter seinem ehrenden Beinamen Imam al Haramain امام الحرمين Imam al Ḥaramain Imam der beiden heiligen Statten war zu seiner Zeit einer der bedeutendsten schafiitischen Rechtsgelehrten und aschʿaritischen Theologen in Chorasan Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Lehre 4 Ansehen als Kalam Gelehrter 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAl Dschuwaini Sohn eines bekannten schafiitischen Rechtsgelehrten aus Dschuwain der 1016 nach Nischapur gekommen war 1 ubernahm 1048 nach dem Tod seines Vaters dessen Lehrzirkel Er soll in dieser Zeit haufig mit dem hanafitischen Gelehrten ʿAli ibn al Hasan as Sandali st 1091 gestritten haben den der Seldschukensultan Ṭoġril Bek nach seiner Einnahme Nischapurs im Jahre 1037 als Oberprediger fur die Stadt eingesetzt hatte Wenn sie zusammenkamen fielen ihre Anhanger ubereinander her 2 Als der Sultan 1053 auf Anstiftung seines muʿtazilitisch hanafitischen Wesirs Mansur al Kunduri die Aschʿariten verfolgen liess fluchtete al Dschuwaini zusammen mit al Quschairi nach Bagdad 1058 reiste er in den Hedschas wo er vier Jahre an den beiden heiligen Statten Mekka und Medina lehrte 3 Daher ruhrt sein Laqab Imam al Haramain 1063 kehrte er in seine Heimatstadt Nischapur zuruck 4 wo der neue Wesir Nizam al Mulk fur ihn eine Nizamiyya Schule errichtete an der bis zu seinem Tode lehrte Unter seinen Schulern war hier Abu Hamid al Ghazali Al Dschuwaini starb in seinem Heimatdorf das er aufgesucht hatte um dort von einer Krankheit zu genesen 5 Werke Bearbeitenal Burhan fi uṣul al fiqh Abhandlung zur islamischen Rechtstheorie die als sehr schwierig galt und deswegen von Tadsch ad Din as Subki als Mysterium der Umma luġz al umma bezeichnet wurde 6 Ibn Chaldun bezeichnete es als eines der besten Usul al fiqh Werke die nach Art der Theologen bi ṭariqat al mutakallimin abgefasst wurden 7 Al Dschuwaini polemisiert in dem Werk auch gegen Abu Hanifa und ausserte die Auffassung dass er nicht als Mudschtahid anzusehen sei 8 al Waraqat fi uṣul al fiqh kurze Einfuhrung zur islamischen Rechtstheorie die haufig kommentiert wurde Am bekanntesten ist der Kommentar von Dschalal ad Din al Mahalli 1389 1459 Franzosische Ubersetzung von L Bercher unter dem Titel Les fondements du fiqh Paris 1995 at Talḫiṣ Epitome zu at Taqrib wa l irsad von al Baqillani Muġiṯ al ḫalq fi tarǧiḥ al qaul al ḥaqq Retter der Menschen hinsichtlich der Bevorzugung der wahren Rede ist eine Werbeschrift fur den schafiitischen Madhhab Al Dschuwaini erklart in der Vorrede Gott habe unter den Religionsgelehrten asch Schafiʿi auserwahlt und seinen Madhhab zum besten Madhhab gemacht weswegen alle Menschen dazu verpflichtet seien sich ihm anzuschliessen Als Argumente fur die Uberlegenheit asch Schafiʿis gegenuber den anderen Rechtsschulengrundern fuhrt er an dass er als einziger von ihnen den Quraisch zugehort und als erster die Rechtswissenschaft zu einem konsistenten Lehrsystem ausgebaut habe 9 Der Text ist in verschiedene mit wa in qila Und wenn gesagt wird eingeleitete Abschnitte eingeteilt in denen mogliche Einwande von hanafitischer Seite gegen einen schafiitischen Vorranganspruch widerlegt werden Al Dschuwaini behandelt zunachst diejenigen Fragen die die usul al fiqh betreffen und geht dann nacheinander die verschiedenen Rechtsanwendungen furuʿ durch Im Hauptteil fuhrt er eine Anekdote an die davon berichtet wie sich der ghaznawidische Herrscher Mahmud von Ghazni emport vom hanafitischen Madhhab abwandte nachdem ihm der schafiitische Gelehrte al Qaffal al Marwazi ein Ritualgebet entsprechend den hanafitischen Regeln vorgefuhrt und dabei allerlei abstossende Dinge in das Gebet eingefugt hatte 10 Die Schrift ist spater von mehreren hanafitischen Gelehrten darunter auch ʿAli al Qari widerlegt worden al ʿAqida an niẓamiya aschʿaritische Bekenntnisschrift Sie wurde von Muhammad Zahid al Kauthari ediert Digitalisat Eine deutsche Ubersetzung von Helmut Klopfer unter dem Titel Das Dogma des Imam al Ḥaramain al Djuwaini und sein Werk al Aqidat an niẓamiya erschien 1958 in Kairo Kitab al Irsad ila qawaṭiʿ al adilla fi uṣul al iʿtiqad theologisches Hauptwerk Edition von J D Luciani Imprimerie nationale Paris 1938 Engl Ubersetzung von Paul E Walker unter dem Titel A guide to conclusive proofs for the principles of belief Reading Garnet 2000 ISBN 978 1 85964 157 6 Lumaʿ al adilla fi qawaʿid ʿaqaʾid ahl as sunna Kurzfassung seines Kitab al Irsad 11 Ġiyaṯ al umam fi iltiyaṯ aẓ ẓulam Hilfe fur die Volker in der Wirrnis der Dunkelheiten staatsrechtliche Abhandlung in der al Dschuwaini die Auffassung vortragt dass die Tauglichkeit kifaya des Herrschers und seine Inangriffnahme der schwierigen Angelegenheiten al istiqlal bi ʿazaʾim al umur noch wichtiger sind als seine Abkunft von den Quraisch und seine Kenntnis der gottgewollten Ordnung Besitze der Herrscher die Tauglichkeit konne er sogar als Imam angesehen werden Wichtig sei nur dass er bei Problemen das Gutachten eines Rechtsgelehrten einhole 12 Da al Dschuwaini in dem Werk den Tod Alp Arslans erwahnt muss es nach 1072 verfasst worden sein 13 Lehre BearbeitenIm Bereich der Rechtstheorie ist al Dschuwainis Position dadurch gekennzeichnet dass er dem ʿUrf Brauch grosse Bedeutung beimass Nach seiner Auffassung bildet er die wichtigste Grundlage fur rationale Argumentation 14 ʿUrf sollte seiner Meinung auch als Kriterium zur Uberprufung der Authentizitat von Hadithen angewandt werden So ausserte al Dschuwaini in al Burhan Jeder Bericht der dem Gebot des Brauchs zuwiderlauft ist Unwahrheit 15 Schliesslich soll auch der Idschmaʿ nur uber ʿUrf feststellbar sein In seiner staatsrechtlichen Abhandlung Ġiyaṯ al umam schrieb er Ich sage Alles was uber den Nachweis des Idschmaʿ gesagt wird stutzt sich auf den Brauch und seinen Fortbestand 16 Ansehen als Kalam Gelehrter BearbeitenMit seinem Kitab al Irsad gilt al Dschuwaini als einer der wichtigsten Kalam Gelehrten 17 Die Hanbaliten erzahlten zwar von ihm dass er am Ende seines Lebens vom Kalam nichts mehr habe wissen wollen Seinen Freunden soll er geraten haben Gebt euch nicht mit dem Kalam ab Hatte ich gewusst wohin er mich gebracht hat so hatte ich mich nicht mit ihm beschaftigt 18 Tadsch ad Din as Subki gest 1370 war hingegen der Auffassung dass dieser Ausspruch erlogen sei 19 Literatur BearbeitenMichel Allard Textes apologetiques de Ǧuwaini m 478 1085 textes arabes trad et annotes Beyrouth Dar el Machreq Ed 1968 Carl Brockelmann Geschichte der arabischen Litteratur Leiden 1937 1949 Bd I S 486 488 Supplement Bd I S 671 673 C Brockelmann L Gardet Art al D j uwayni in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd II S 605a 606a Eric Chaumont En quoi le maḏhab safiʿite est il safiʿite selon le Muġiṯ al ḫalq de Ǧuwayni in Annales islamologiques 35 2001 17 26 Amir Dziri Al Ǧuwaynis Position im Disput zwischen Traditionalisten und Rationalisten Frankfurt am Main u a Lang 2011 Wael B Hallaq Caliphs Jurists and the Saljuqs in the Political Thought of Juwayni in The Muslim World 74 1984 26 41 Helmut Klopfer Das Dogma des Imam al Ḥaramain al Djuwaini und sein Werk al Aqida an niẓamiya Harrassowitz Kairo Wiesbaden 1958 Tilman Nagel Die Festung des Glaubens Triumph und Scheitern des islamischen Rationalismus im 11 Jahrhundert Munchen 1988 Mohammad Moslem Adel Saflo Al Juwayni s thought and methodology with a translation and commentary on Lumaʾ al adillah Berlin Schwarz 2000 Hier online verfugbar http menadoc bibliothek uni halle de iud content titleinfo 256422Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Hallaq 27 Vgl Ibn Abi l Wafaʾ al Qurasi al Ǧawahir al muḍiʾa fi ṭabaqat al Ḥanafiya 2 Bde Hyderabad Dekkan 1332h Bd I S 357 Vgl Saflo 12f Vgl Hallaq 27 Vgl Brockelmann GAL I 486f Vgl Brockelmann Gardet 605b Vgl Ibn Ḫaldun al Muqaddima Beirut Dar al Qalam 1992 S 455 Vgl Chaumont En quoi le maḏhab safiʿite est il safiʿite 2001 S 18 Vgl Chaumont En quoi le maḏhab safiʿite est il safiʿite 2001 S 21f Vgl dazu Nagel 1988 179 198 Vgl Saflo 15 Vgl Tilman Nagel Staat und Glaubensgemeinschaft im Islam Bd 2 Vom Spatmittelalter bis zur Neuzeit Zurich Artemis 1981 S 80f Vgl Hallaq Caliphs Jurists and the Saljuqs 1984 S 28 Vgl Ayman Shabana Custom in Islamic law and legal theory the development of the concepts of ʿurf and ʿadah in the Islamic legal tradition New York 2010 S 81 Kullu ḫabarin yuḫalifu hu ḥukmu l ʿurfi fa huwa kaḏibun Zit bei Shabana 201 fa aqulu madaru l kalami fi iṯbati l iǧmaʿi ʿala l ʿurfi wa ṭṭiradi hi Zit bei Shaba 202 Ibn Ḫaldun al Muqaddima Ed Ḫalil Sahada und Suhail Zakkar Dar al Fikr Beirut 2001 Bd I S 589 Digitalisat Ibn al Ǧauzi Talbis Iblis Maktabat an Nur al islamiya Ismailiyya ohne Datum S 82 Digitalisat As Subki Ṭabaqat as Safiʿiya al kubra Ed ʿAbd al Fattaḥ Muḥammad Ḥulw und Maḥmud Muḥammad Ṭanaḥi Maṭbaʿat ʿIsa al Babi al Ḥalabi Kairo 1967 Bd V S 186 Digitalisat Normdaten Person GND 118845772 lobid OGND AKS LCCN n82164819 VIAF 19728485 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dschuwaini al ALTERNATIVNAMEN Dschuwaini Abu l Maʿali ʿAbd al Malik ibn ʿAbdallah al Ǧuwaini Abu l Maʿali ʿAbd al Malik ibn ʿAbdallah al Imam al Haramain Imam al ḤaramainKURZBESCHREIBUNG schafiitischer Rechtsgelehrter und aschʿaritischer TheologeGEBURTSDATUM 17 Februar 1028GEBURTSORT Buschtaniqan bei NischapurSTERBEDATUM 20 August 1085 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Al Dschuwaini amp oldid 226889379