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Die Osmanische Kalligrafie stellt eine regionale Weiterentwicklung der traditionellen islamischen Kalligrafie im Osmanischen Reich dar und ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur des Osmanischen Reichs Im Zuge der Expansion des Reichs ab dem 15 Jahrhundert wurde die Kalligrafie von den Sultanen in spezialisierten Hofschreibereien gefordert Sie diente wie andere in den Osmanischen Hofmanufakturen gepflegte Kunste und Kunsthandwerke neben rein kunstlerischen Zwecken auch der Selbstvergewisserung und Reprasentation des wachsenden Osmanischen Reichs das sich seit der Mitte des 15 Jahrhunderts mit der Eroberung von Konstantinopel 1453 des agyptischen Mamlukensultanats in der kriegerischen und kulturellen Auseinandersetzung mit dem Perserreich sowie dem Westeuropa der Renaissance und spaterer Epochen als Weltmacht und vorherrschende Macht in der islamischen Welt etablierte 1 Koranseite von Ahmed Karahisari 16 Jh Topkapi Palast IstanbulInhaltsverzeichnis 1 Ursprunge 2 Bekannte Kalligrafen 3 Werkzeuge 4 Erzeugnisse 4 1 Koranhandschriften 4 2 Hilye i Serif 4 3 Tughra 4 4 Vakifname 4 5 Kalligrafie in der Architektur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUrsprunge BearbeitenNach der strengen Auslegung des islamischen Bilderverbots ist die bildliche Darstellung von Menschen oder Tieren nicht erlaubt Seit der Kodifizierung des Koran durch ʿUthman ibn ʿAffan im Jahr 651 AD AH 19 und den Reformen des Umayyadenkalifen ʿAbd al Malik ibn Marwan hat sich die Islamische Kunst besonders auf die dekorative Schrift und das Ornament konzentriert Als Begrunder der islamischen Kalligrafie gelten Ibn Muqla der im 10 Jahrhundert lebte und sein Schuler Ibn al Bawwab Unter den von Ibn Muqla entwickelten sechs klassischen Schreibstilen der arabischen Kalligrafie waren im Osmanischen Reich besonders die kunstlerische Thuluth und die Kanzleischriften Taliq und Diwani gebrauchlich Die Schriften wurden nicht nur in der Buchkunst sondern auch als dekorative Ornamente in der Architektur oder zum Schmuck von Keramiken oder Metallarbeiten verwendet Eine stilisierte Form der Kufi Schrift findet sich oft in den pseudo kufischen Hauptborduren anatolischer Knupfteppiche des 16 Jahrhunderts Der Brauch ein einmal erfundenes Muster oder Ornament zur Dekoration verschiedenster Materialien zu verwenden ist allgemein charakteristisch fur die islamische Kunst auch die des Osmanischen Reiches Bekannte Kalligrafen BearbeitenBekannte osmanische Kalligrafen waren Seyh Hamdullah Ahmed Karahisari und Hafiz Osman 2 Von der Zeit Mehmeds II an wurden die Kalligrafen nach ihrer Funktion unterschieden Die Kanzleischreiber munsi verwendeten hauptsachlich die Kanzleischriften Taliq und Diwani die kunstlerischen Schreiber denen die bekanntesten Werke der osmanischen Kalligrafie zu verdanken sind verwendeten die Rundschriften Naschi Muhaqqaq und die davon abgeleiteten Raiḥan Sulus und Reqa 3 Werkzeuge BearbeitenDas fur die Kalligrafie verwendete Papier wurde traditionell mit Pflanzenstarke ahar in einem Klebeharz bestrichen dem manchmal auch Farbstoffe zugefugt wurden um die Oberflache mit einer nicht saugenden Grundierung zu bedecken Anschliessend wurde das Papier mittels eines eiformigen Glatters meist aus Glas geglattet Solcherart vorbehandeltes Papier wurde auch aus Europa bevorzugt aus Venedig importiert dann aber meist noch einmal auf Hochglanz nachgeglattet bis die Oberflache dem Pergament ahnlich sah Die klassischen Schreibfedern bestanden aus Schilfrohr das je nach der geplanten Kalligrafieschrift entsprechend zugeschnitten wurde Das Zuschneiden erfolgte auf einer Schneideunterlage makta Diese oft kunstlerisch gestalteten Unterlagen werden manchmal als Federablage bezeichnet das turkische Wort bedeutet etwas auf dem etwas geschnitten wird Die Messer hatten kunsthandwerklich gefertigte Griffe aus Holz oder Elfenbein die Schneideunterlagen aus Knochen Perlmutt oder Elfenbein In grossen Zahlen kunsthandwerklich hergestellt wurden aus Schere Messer und Schneidunterlage bestehende Schreibsets in kunstvoll gestalteten Behaltern auch als Ehrengaben verschenkt 4 Erzeugnisse BearbeitenKoranhandschriften Bearbeiten Kalligrafen die sich auf Abschriften des Koran spezialisierten wurde der hochste Respekt gezollt da das Abschreiben des Korans zu den verdienstvollsten frommen Ubungen zahlt Zu den bekanntesten Kalligrafen in deren Werkstatten kostbar dekorierte und illuminierte Koranabschriften angefertigt wurden zahlt wiederum Hafiz Osman der grosste osmanische Kalligraf des 17 Jahrhunderts Auch nach der Eroberung des Mamlukenreiches blieb die Tradition der Koranabschrift im Osmanischen Reich weiterhin dem Kanon der persischen Schulen beispielsweise von Tabriz verpflichtet Die Kalligrafen im Gebiet des ehemaligen Mamlukenreichs konnten bis weit ins 16 Jahrhundert hinein ihre eigenstandige Tradition im syro agyptischen Stil des 13 und 14 Jahrhunderts bewahren Dieser ist gekennzeichnet durch kraftigere monumentaler proportionierte Versionen der Naschi Muhaqqaq Sulus und Reqa 5 Hilye i Serif Bearbeiten nbsp Hilya von Hafiz Osman 1642 1698Ausgehend von den Kalligrafien Hafiz Osmans entwickelte sich die osmanische Auspragung der Hilye i Serif welche die Schonheit von Mohammeds ausserer Erscheinung und seines Charakters hervorhebt und in visuell ansprechender Form darstellt 6 Solche kalligrafischen Werke wurden oft gerahmt und als Wandschmuck in Hausern Moscheen und Schreinen aufgehangt 7 Als ornamentale Schriftkunst stellten sie eine asthetisch ansprechende symbolische Darstellung des Propheten dar ohne das innerhalb des Islam umstrittene Bilderverbot zu verletzen Tughra Bearbeiten nbsp Tughra Suleimans I 1520Die osmanische Tughra entwickelte sich als offizieller ursprunglich handschriftlicher Namenszug der osmanischen Sultane Sie gab den imperialen Schreiben einem Siegel gleich Gultigkeit und beglaubigte sie Die Tughras darauf wurden je nach der Vorliebe des Sultans und seiner Zeit sowie nach der Bedeutung des Anlasses und des Adressaten schlicht ausgefuhrt oder mit kostbaren Farben geschrieben beziehungsweise gemalt und prachtig illuminiert 8 Vakifname Bearbeiten Besonders kostbar ausgestaltete Register religioser Stiftungen vakifname wurden meist in Buchform hergestellt und betonten Frommigkeit und gesellschaftlichen Status der Stifter 9 Kalligrafie in der Architektur Bearbeiten nbsp Kalligrafien in der Grossen Moschee von Bursa 19 Jh Kalligrafische Ornamente wurden haufig in der osmanischen Architektur verwendet Die Osmanen erbten von der vorausgegangenen Seldschukendynastie ein reiches Repertoire architektonischer Inschriften beispielhaft zu sehen in der Vorhalle der Grunen Moschee in Bursa die im Ubergang von der Seldschuken zur fruhosmanischen Zeit im fruhen 15 Jahrhundert im Auftrag Sultan Mehmeds I errichtet wurde Weitere Beispiele finden sich an der Innenfassade des grossen Tors zum ersten Hof des Topkapi Palasts dem Bab i Humayun erbaut etwa 1465 unter Mehmed II sowie auf den Marmormosaiken der Fassade des Palastschatzhauses sowie der Beyazit Moschee Bayezids II in Istanbul Im Verlauf des 16 Jahrhunderts wurden Inschriften meist Koranzitate eher im Inneren von Gebauden angebracht 10 Die bekanntesten Kalligrafien im Innenraum einer Moschee sind die kalligrafischen Koraninschriften von Seyyid Kasim Gubari in der Sultan Ahmed Moschee der mit monumentalen Kalligrafien ausgestattete Innenraum der Grossen Moschee von Bursa oder die Namensschilder in der Hauptkuppel der Hagia Sofia die im 19 Jahrhundert von Mustafa Izzet gefertigt wurden Siehe auch BearbeitenIslamische KalligrafieWeblinks Bearbeiten nbsp Portal Turkei Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Turkei nbsp Portal Islam Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Islam nbsp Commons Kalligrafie des Osmanischen Reichs Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Cigdem Kafescioglu The visual arts in Suraiya N Faroqhi Kate Fleet The Cambridge History of Turkey Vol 2 Cambridge University Press Cambridge UK 2013 ISBN 978 0 521 62094 9 S 457 547 J M Rogers The chain of calligraphers In Empire of the Sultans Ottoman art from the collection of Nasser D Khalili Azimuth Editions The Noor Foundation London 1995 ISBN 2 8306 0120 3 S 230 251 J M Rogers Two master calligraphers of the 16th century In Empire of the Sultans Ottoman art from the collection of Nasser D Khalili Azimuth Editions The Noor Foundation London 1995 ISBN 2 8306 0120 3 S 50 J M Rogers The chain of calligraphers In Empire of the Sultans Ottoman art from the collection of Nasser D Khalili Azimuth Editions The Noor Foundation London 1995 ISBN 2 8306 0120 3 S 230 J M Rogers Kur ans from Egypt In Empire of the Sultans Ottoman art from the collection of Nasser D Khalili Azimuth Editions The Noor Foundation London 1995 ISBN 2 8306 0120 3 S 62 J M Rogers Hilyes In Empire of the Sultans Ottoman art from the collection of Nasser D Khalili Azimuth Editions The Noor Foundation London 1995 ISBN 2 8306 0120 3 S 252 257 Annemarie Schimmel Die Zeichen Gottes die religiose Welt des Islam C H Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39754 9 Google Books Ernst Kuhnel Islamische Schriftkunst Nachdruck Auflage Akademische Druck Verlagsanstalt Graz 1986 ISBN 3 201 01304 8 S 83 J M Rogers Religious endowments In Empire of the Sultans Ottoman art from the collection of Nasser D Khalili Azimuth Editions The Noor Foundation London 1995 ISBN 2 8306 0120 3 S 82 91 J M Rogers Calligraphy in an architectural setting In Empire of the Sultans Ottoman art from the collection of Nasser D Khalili Azimuth Editions The Noor Foundation London 1995 ISBN 2 8306 0120 3 S 26 35 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osmanische Kalligrafie amp oldid 232526544