www.wikidata.de-de.nina.az
Der Ausdruck ḥilya arabisch ح ل ي ة Schmuck Zierrat Ornament Pl حلى ḥilan ḥulan oder hilye als Lehnwort im Turkischen Pl hilyeler bezeichnet im Kontext der islamischen Kalligrafie und islamischen Literatur eine Textgattung und bildliche Gestaltungsweise in welcher innere und aussere Eigenschaften des Propheten Mohammed basierend auf schriftlich uberlieferten und religios tradierten Angaben beschrieben und ornamental oder figurativ dargestellt werden 1 2 Im 17 Jahrhundert bildeten diese ḥilyas im Osmanischen Reich die Grundlage fur eine neue kalligrafische Kunstform mit einem geometrischen Standardformat Solche Werke fanden dann beispielsweise als Wandschmuck regionale Verbreitung Eine ḥilya von Hafiz Osman 1642 1698 der das Standardformat fur diese kalligrafische Kunstform etablierte Inhaltsverzeichnis 1 Texte 2 Kunstform 2 1 Standardformat 2 2 Verbreitung 3 Beispiele 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksTexte BearbeitenEine ḥilya i sarifa oft einfach nur ḥilya genannt ist eine in kalligrafischer Form ausgefuhrte Beschreibung der ausserlichen und innerlichen Eigenschaften des Propheten Die Grundlage hierfur bilden uberlieferte Aussagen uber Mohammeds korperliches Erscheinungsbild und seine Charaktereigenschaften Ein beruhmtes Beispiel ist eine Beschreibung die auf Mohammeds Schwiegersohn und Vetter ʿAli ibn Abi Talib zuruckgefuhrt wird eine andere viel zitierte Beschreibung wird auf eine Frau namens Umm Maʿbad zuruckgefuhrt die Mohammed einmal begegnet war 3 In sehr kleiner Naschi Schrift ausgefuhrt wurden sie von frommen Muslimen in einer Brusttasche getragen 2 Spater wurden uberlieferte Beschreibungen Mohammeds kombiniert und zu Dichtungen verarbeitet von denen die 1599 verfasste mehr als 700 Verse umfassende Hilye i Serif des turkischen Dichters Ḫaqani Meḥmed gestorben 1606 07 die bekannteste ist 4 5 6 Kunstform BearbeitenIm Osmanischen Reich entwickelte sich ausgehend von den Kalligrafien von Hafiz Osman 1642 1698 eine Kunstform turkisch hilye die Beschreibungen von Mohammeds Gestalt in visuell ansprechender Form darstellte 2 7 8 Solche kalligrafischen Werke wurden oft gerahmt und als Wandschmuck in Hausern Moscheen und Schreinen aufgehangt 9 10 11 Sie erfullten damit eine ahnliche Funktion wie Abbildungen von Jesus in der christlichen Tradition 9 Als ornamentale Schriftkunst stellten sie eine asthetisch ansprechende symbolische Darstellung des Propheten dar ohne das innerhalb des Islam umstrittene Bilderverbot im Islam zu verletzen 8 Im Zentrum von ḥilyas steht eine Beschreibung welche die Schonheit von Mohammeds ausserer Erscheinung und seinem Charakter hervorhebt 12 Sie enthalten eine verbale Beschreibung von Mohammeds Aussehen uberlassen es aber der Vorstellungskraft des Lesers diese in ein inneres Bild des Propheten umzusetzen 9 Dies entspricht dem vorherrschenden Ideal unbildlicher Darstellungsformen in der islamischen Rechtswissenschaft 9 Im Iran wurde allerdings ofters auch ein Portrat von Mohammed oder Ali beigegeben 1 Standardformat Bearbeiten nbsp Ḥilya von Kazasker Mustafa Izzet Efendi 1801 1876 Hafiz Osman entwickelte das Standardformat der ottomanischen hilye das aus den folgenden Elementen besteht 4 Bas makam die Kopfzeile mit einer Basmala 2 Gobek Nabel ein kreisrundes Feld das den ersten Teil des in Naschi Schrift geschriebenen Haupttextes enthalt 2 13 Hilal Mondsichel ohne Text und oft in Gold zusammen symbolisieren Nabel und Mondsichel auch Sonne und Mond 2 13 Kosheler Ecken gewohnlich vier rundliche Elemente die den Nabel umgeben und die Namen der vier rechtgeleiteten Kalifen al ḫulafaʾ ar rasidun enthalten 13 Die Reihenfolge ihrer Nennung entspricht der sunnitischen Lehre d h der historischen Chronologie ihrer Herrschaft ohne Vorrangstellung tafḍil des vierten Kalifen ʿAli Von rechts nach links Abu Bakr ʿUmar ʿUthman ʿAli stets verbunden mit der tarḍiya Gott habe Wohlgefallen an ihm nbsp Ḥilya als Wandschmuck Oben der Prophetenname mit Segenswunschen unten Allah mit seinen Beinamen nebst Bittgebet Die Trennungslinie ist mit Sure 21 Vers 107 ausgefullt Ayet Vers Feld unterhalb des Nabels und der Mondsichel mit einem Koranvers in der Regel Sure 21 Vers 107 Und wir haben dich nur deshalb mit der Offenbarung gesandt um den Menschen in aller Welt Barmherzigkeit zu erweisen Manchmal auch Sure 68 Vers 4 Und du bist eine gewichtige Personlichkeit oder Sure 48 Vers 28 29 Gott genugt dafur als Zeuge Mohammed ist der Gesandte Gottes 2 13 Etek der Rock oder untere Abschnitt hier stehen die Fortsetzung des im Nabel enthaltenen Haupttextes ein kurzes Gebet und die Unterschrift des Kunstlers 2 Koltuklar Achseln zwei Felder zu beiden Seiten des unteren Abschnittes die in der Regel nur als Zierelemente dienen und keinen Text enthalten Manchmal sind dort aber auch Namen von Prophetengefahrten vor allem die Namen derjenigen sechs weiteren Gefahrten angefuhrt 2 13 denen neben den ersten vier Kalifen Mohammed das Paradies versprochen haben soll al mubassarun al ʿasara 14 Ic bzw dis pervaz innerer und ausserer Rahmen Zierrahmen die den Text umgeben 13 Im Vers und den Ecken wird in der Regel Thuluth Schrift verwendet wahrend die Basmala in der Kopfzeile in Muḥaqqaq oder Thuluth ausgefuhrt ist 15 16 Dies sind die Standardelemente aber es gibt gelegentlich auch Abweichungen vom Standardmodell 2 Die Erstellung von mindestens einer ḥilya mit den drei Schriftarten Muḥaqqaq Nasch und Thuluth gehorte seit Osman zu den Pflichtubungen fur jeden turkischen Kalligraphen 15 Verbreitung Bearbeiten Die geografische Verbreitung der ḥilya Kalligrafie beschrankt sich im Wesentlichen auf die Turkei Sudosteuropa und den ostlichen Mittelmeerraum es gibt allerdings auch ausserhalb dieser Regionen Kunstler die ḥilyas erstellen so zum Beispiel den pakistanischen Kalligrafen Rasheed Butt 1944 und den amerikanischen Kalligrafen Mohamed Zakariya 1942 8 Beispiele Bearbeiten nbsp Ḥilya von Hafiz Osman nbsp Ḥilya von Hafiz Osman nbsp Ḥilya von Hafiz Osman nbsp Ḥilya von Mehmed Tahir Efendi nbsp Ḥilya von Kazasker Mustafa Izzet EfendiEinzelnachweise Bearbeiten a b Bakker 209 a b c d e f g h i j Derman u a 36 Brockopp 130 274 276 a b Gruber 131 133 Digitalisat der Ausgabe 1898 bei archive org Hierzu Yakup Poyraz Hakim Seyyid Mehmed Efendi nin Nazire i Hilye i Hakani Adli Eseri In Turkish Studies 2 3 2007 449 484 online PDF 407 kB Beinhauer Kohler u a 58 a b c Ernst 103 104 a b c d Peters 160 161 Schimmel 200 Safi 276 Safi 273 274 a b c d e f Osborn 236 239 A J Wensinck J H Kramers Handworterbuch des Islam Brill Leiden 1943 S 57 58 dort ist das falsche Lemma Al ʿAshara sic ʾL Mubashshara zu korrigieren a b Ali 8 Mansour 187 189 Literatur BearbeitenWijdan Ali From the Literal to the Spiritual The Development of the Prophet Muhammad s Portrayal from 13th Century Ilkhanid Miniatures to 17th Century Ottoman Art PDF 1 1 MB In EJOS Electronic Journal of Oriental Studies IV Nr 7 S 1 24 ISSN 0928 6802 M Kiel N Landman amp H Theunissen Hrsg Proceedings of the 11th International Congress of Turkish Art Utrecht The Netherlands August 23 28 1999 Alexandra Bain The late Ottoman En am i Serif Sacred text and images in an Islamic prayer book Diss Victoria 1999 bes S 70ff Digitalisate 37 78 PDF 3 7 MB und 75 100 PDF 3 0 MB Freek L Bakker The challenge of the silver screen an analysis of the cinematic portraits of Jesus Rama Buddha and Muhammad BRILL Leiden 2009 ISBN 978 90 04 16861 9 Google Books Barbel Beinhauer Kohler Claus Leggewie Alen Jasarevic Moscheen in Deutschland religiose Heimat und gesellschaftliche Herausforderung C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58423 7 Google Books Jonathan E Brockopp Hrsg The Cambridge companion to Muḥammad Cambridge University Press Cambridge 2010 ISBN 978 0 521 71372 6 Google Books M Ugur Derman Yazi Sanatimizda Hilye i Saadet In Ilgi 13 28 1979 S 32 39 M Ugur Derman Metropolitan Museum of Art New York N Y Los Angeles County Museum of Art Letters in gold Ottoman calligraphy from the Sakip Sabanci collection Istanbul Metropolitan Museum of Art New York 1998 ISBN 3 525 54124 4 Google Books Carl W Ernst Mohammed folgen Der Islam in der modernen Welt Aus dem Englischen von Kurt Maier Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 0 8078 5577 5 Google Books Christiane J Gruber The Islamic manuscript tradition ten centuries of book arts in Indiana University collections Indiana University Press Bloomington 2010 ISBN 978 0 253 35377 1 Google Books Nassar Mansour Autor Mark Allen Hrsg Sacred Script Muhaqqaq in Islamic Calligraphy I B Tauris amp Co Ltd New York 2011 ISBN 978 1 84885 439 0 Google Books J R Wayne Osborn The type of calligraphy Writing print and technologies of the Arabic alphabet ProQuest Ann Arbor 2008 ISBN 978 0 549 51769 6 Google Books F E Peters Jesus and Muhammad Parallel Tracks Parallel Lives Oxford University Press New York 2010 ISBN 978 0 19 974746 7 Google Books Omid Safi Memories of Muhammad why the Prophet matters HarperCollins New York 2009 ISBN 978 0 06 123134 6 Google Books Annemarie Schimmel Die Zeichen Gottes die religiose Welt des Islam C H Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39754 9 Google Books Annemarie Schimmel Abdoldjavad Falaturi We believe in one god the experience of God in Christianity and Islam Seabury Press New York 1979 ISBN 0 8164 0451 8 Google Books Priscilla Soucek The Theory and Practice of Portraiture in the Persian Tradition PDF 2 6 MB In Muqarnas 17 2000 S 97 108 Faruk Taskale Huseyin Gunduz Hat sanatinda hilye i serife Hz Muhammed in ozellikleri Antik A S Kultur yayinlari Istanbul 2006 ISBN 975 7843 07 5 Kopie auf der Webseite des Autors Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hilye Album mit Bildern Videos und Audiodateien Hilye i Serif Uniday 11 Carl W Ernst Rasheed Butt The Hilya or the Adornment of the Prophet A Calligraphic Icon Faruk Taskale Hilye i Serife Mohamed Zakariya The Hilye of the Prophet Muhammad PDF 1 2 MB Seasons Autumn Winter 2003 4 Zaytuna Institute Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hilya amp oldid 210426675