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Die Banu n Nadir arabisch بنو النضير DMG Banu al Naḍir waren neben den Banu Qainuqaʿ und den Banu Quraiza einer der drei wichtigsten judischen Stamme von Yathrib dem vorislamischen Medina Sie sind vor allem durch ihren Konflikt mit Mohammed bekannt der sie nach einem vermuteten Mordversuch an ihm aus Yathrib vertrieb Das Gebiet der Banu n Nadir in Yathrib gilt als das erste Gebiet das Mohammed eroberte 1 Auf die Unterwerfung und Vertreibung der Banu n Nadir bezieht sich nach allgemeiner Ansicht die im Koran zu findende Sure 59 die deswegen auch Nadir Sure genannt wird 2 Mohammed unterwirft die Banu Nadir Aus dem Dschami at tawarich 14 Jhd Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft der Banu n Nadir 2 Politische Situation vor und bei der Ankunft Mohammeds 3 Vertreibung 4 Die Grabenschlacht und der Zug nach Chaibar 5 Literatur 6 BelegeHerkunft der Banu n Nadir BearbeitenDie Banu Nadir wie auch die Banu Quraiza waren der islamischen Historiographie zufolge ein priesterlicher Stamm und werden von islamischen Quellen als Kohanim bezeichnet 3 Ausserdem waren sie als Banu Harun Sohne des Aaron bekannt 4 Man ist sich in der gegenwartigen Forschung nicht daruber einig ob sie nach der Niederlage gegen Rom im Judischen Krieg 70 n Chr nach Yathrib zogen oder arabische Proselyten waren 5 Wie die anderen Juden Yathribs trugen sie arabische Namen zugleich war ihre Wirtschaft durch Ackerbau Geldverleih Waffenhandel und die Produktion von Juwelen charakterisiert 6 Sie hatten ihre eigene Sprache mit einer dazugehorigen Schrift 7 Politische Situation vor und bei der Ankunft Mohammeds BearbeitenEs wird uberliefert dass die Banu Nadir in Zeiten persischer Herrschaft uber bestimmte Gebiete des Hedschas in Medina Steuereintreiber fur den iranischen Schah gewesen waren 8 In vorislamischer Zeit waren die Banu Nadir Bundesgenossen der Banu Aus und hatten sie in deren damaligen Auseinandersetzungen mit den Chasradsch unterstutzt 9 des Weiteren sind sie bei der Ankunft Mohammeds 622 in Yathrib 10 zusammen mit den Aus der sogenannten Gemeindeordnung von Medina 11 beigetreten in der die kunftigen Beziehungen der Stamme Yathribs zueinander geregelt wurden 6 In der Form der Gemeindeordnung wie sie in der von Ibn Hischam editierten Prophetenbiographie Ibn Ishaqs vorzufinden ist werden die Nadir ebenso wie die Quraiza und Qainuqa nicht erwahnt 12 Die Gemeindeordnung bezieht sich so Watt zweifellos auf eine nach der Exekution der Quraiza entstandene Version die drei judischen Stamme wurden wahrscheinlich in einer fruheren Version erwahnt 13 Vertreibung BearbeitenIm August 625 machte Mohammed sich mit einigen seiner Gefahrten zum Gebiet der Banu Nadir auf um mit ihnen uber die Begleichung einer Blutschuld zu verhandeln 14 Wahrend der Verhandlungen sollen die Banu Nadir sich dazu entschlossen haben Mohammed zu toten Der arabische Historiker Ibn Ishaq beschreibt in seiner grundlegenden Prophetenbiographie die Szenerie folgendermassen Sodann begab sich der Prophet zu dem judischen Stamm der Banu Nadir Er wollte sie bitten ihm bei der Bezahlung der Blutschuld fur jene beiden Manner zu helfen die Amr ibn Umayya zuvor umgebracht hatte Andererseits waren die beiden Stamme Nadir und Amir Bundesgenossen Als der Prophet nun mit seiner Bitte zu den Banu Nadir kam erklarten sie sich bereit ihm zu helfen Dann zogen sie sich zur Beratung zuruck und sprachen zueinander In eine so gunstige Lage bekommen wir diesen Mann nie wieder der Prophet sass namlich neben der Wand eines ihrer Hauser wer steigt also auf das Haus wirft einen Stein auf ihn und befreit uns so von ihm Einer von ihnen Amr ibn Djihash erklarte sich dazu bereit und stieg auf das Haus um einen Stein auf den Propheten zu schleudern Dieser sass dort mit einigen seiner Gefahrten als ihn eine Botschaft vom Himmel erreichte in der ihm das Vorhaben jener Leute geoffenbart wurde Er machte sich deshalb sogleich auf den Ruckweg nach Medina ohne aber seinen Gefahrten etwas davon gesagt zu haben Ibn Ishaq Das Leben des Propheten Aus dem Arabischen von Gernot Rotter Kandern 2004 S 160 Mohammed wurde sich wahrend der Verhandlungen der feindseligen Haltung der Nadir ihm gegenuber bewusst und verdachtigte sie des Mordversuchs an ihm weshalb er sich dazu entschloss sie zu vertreiben 6 Bei seiner Ankunft in Medina befahl er ihnen uber einen seiner Anhanger Muhammad ibn Maslama 15 die Stadt innerhalb von zehn Tagen zu verlassen und dabei all ihre beweglichen Guter mitzunehmen des Weiteren erlaubte er ihnen einmal im Jahr zuruckzukehren um die Ernte ihrer Palmenhaine einzubringen 6 Die Banu Nadir willigten zunachst ein beschlossen aber anschliessend unter ihrem Stammesoberhaupt Huyayy ibn Achtab in ihren Festungen bei Medina Widerstand zu leisten Nach einer etwa zwei Wochen andauernden Belagerung als die Anhanger Mohammeds begannen ihre Palmenhaine zu zerstoren ein in der spateren islamischen Jurisprudenz kontrovers diskutierter Prazedenzfall 16 ergaben sich die Banu Nadir Daraufhin befahl ihnen Mohammed die Stadt zu verlassen und nur mitzunehmen was sie auf 600 Kamelen transportieren konnten Einige Familien zogen nach Syrien andere liessen sich bei ihren Glaubensgeschwistern in Chaibar nieder Im Kontext der Vertreibung des Stammes fand auch das Attentat auf Kaʿb ibn al Aschraf statt Wahrend der sechstagigen Belagerung der Banu Nadir soll das islamische Weinverbot offenbart worden sein 17 Zwei Manner der Nadir nahmen den Islam an und wurden dadurch verschont Die Grabenschlacht und der Zug nach Chaibar BearbeitenDie in Chaibar einer etwa 150 Kilometer nordlich von Medina gelegenen Oase 18 ansassigen Anhanger der Banu Nadir haben mit der Absicht das vor ihrer Vertreibung von ihnen bewohnte Gebiet Medinas zuruckzuerobern 19 die Quraisch bei der Planung eines Angriffs auf Medina der sogenannten Grabenschlacht und der Bildung eines entsprechenden Stammeszusammenschlusses energisch unterstutzt 19 und waren Teil des dadurch entstandenen Bundes 20 das sich aus den Mekkanern gewissen anderen Stammen und abessinischen Soldnern 21 zusammensetzte Die entscheidende Rolle der Nadir bei den Vorbereitungen fur die Grabenschlacht und ihre Durchfuhrung sowie der Umstand dass sie auch in den folgenden Monaten zusammen mit anderen judischen Stammen Chaibars versuchten weiterhin arabische Stamme gegen Mohammed und seine Anhanger aufzuwiegeln waren die primaren militarischen Grunde fur den Angriff auf die Oase 628 22 Neben diesen Grunden spielte auch die Tatsache dass Mohammed durch die Eroberung dieser Oase und den entsprechenden Beuteertrag sich der Enttauschung seiner Anhanger uber den Vertrag von Hudaibiyya 23 entgegenstellen konnte eine Rolle bei der Entscheidung des Propheten Chaibar anzugreifen 24 Nach etwa sechs Wochen des Kampfes wurde Chaibar erobert und unter die Kontrolle des islamischen Gemeinwesens gebracht Die dort verbliebenen Anhanger der Banu Nadir durften im Gegensatz zu den anderen dortigen Stammen nicht mehr in der Oase verbleiben sondern mussten gemass dem Vertrag den sie mit Mohammed nach der Eroberung der Oase geschlossen hatten Chaibar verlassen und ihren Besitz den Muslimen uberlassen Sie gingen nach Adhri at eine Stadt mit zu dieser Zeit bedeutender judischer Gemeinde 25 Literatur BearbeitenAl Baladhuri Kitab Futuḥ al Buldan Ed Michael Jan de Goeje Brill Leiden 1866 S 17 21 Deutsche Ubers Oskar Rescher S 15 18 Digitalisat Encyclopaedia Judaica 2nd Edition Macmillan Reference USA Detroit Bd 12 S 725 Naḍir V Vacca Art Naḍir in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd VII S 852b 853a W Montgomery Watt Muhammad Prophet and Statesman Oxford University Press 1962 S 148 151Belege Bearbeiten Al Baladhuri Kitab Futuḥ al Buldan 1866 S 17 Deutsche Ubers S 15 Vgl Theodor Noldeke Geschichte des Qorans Erster Teil Uber den Ursprung des Qorans Leipzig 1909 S 206 sowie dortige Quellenangaben Moshe Gil Jews in Islamic Countries in the Middle Ages Brill 2004 S 7 Norman A Stillman The Jews of Arab Lands A History and Source Book Jewish Publication Society of America 1979 S 9 Francis E Peters Muhammad and the Origins of Islam SUNY Press 1994 S 192 a b c d The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 7 S 852 Naḍir Banu l Francis E Peters Muhammad and the Origins of Islam SUNY Press 1994 S 193 Francis E Peters Mecca A Literary History of the Muslim Holy Land Princeton University Press 1994 S 62 Michael Lecker Muslims Jews and Pagans Studies on Early Islamic Medina Brill 1995 S 26 Siehe Artikel Hidschra Siehe dazu W Montgomery Watt Islamic Political Thought Edinburgh University Press 1980 S 4 6 Vergleiche Ibn Ishaq Das Leben des Propheten Aus dem Arabischen von Gernot Rotter Kandern 2004 S 111 114 The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 5 S 436 Kurayẓa Banu Siehe W Montgomery Watt Muhammad Prophet and Statesman Oxford University Press 1961 S 146 f Fur eine Biographie Muhammad ibn Maslamas siehe Muhammad ibn Maslamah usc edu archiviert vom Original am 28 November 2008 abgerufen am 10 Juni 2011 Siehe Marco Scholler Die Palmen lina der Banu n Nadir und die Interpretation von Koran 59 5 Eine Untersuchung zur Bedeutung des koranischen Wortlauts in den ersten Jahrhunderten islamischer Gelehrsamkeit In Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft ZDMG 146 1996 317 380 Theodor Noldeke Geschichte des Qorans Leipzig 1938 S 199 Bernard Lewis Die Juden in der islamischen Welt Vom fruhen Mittelalter bis ins 20 Jahrhundert Beck 2004 S 19 a b W Montgomery Watt Muhammad Prophet and Statesman Oxford University Press 1962 S 166 Fred McGraw Donner Muhammad s Political Consolidation in Arabia up to the Conquest of Mecca In The Muslim World 69 1979 S 233 Irving M Zeitlin The Historical Muhammad Polity Press 2007 S 12 W Montgomery Watt Muhammad at Medina Oxford University Press 1962 S 217 f sowie derselbe Muhammad Prophet and Statesman Oxford University Press 1961 S 189 Siehe auch The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 4 S 1137 Khaybar Der Vertrag sah entgegen der ursprunglichen Absicht Mohammeds die Umra die kleine Wallfahrt nach Mekka 628 zu vollziehen vor dass die Muslime im darauf folgenden Jahr die Wallfahrt vollziehen und die Quraisch dafur die Stadt fur drei Tage raumen wurden Mohammed stimmte dem Vertrag zum Erstaunen seiner Anhanger zu Dies war die erste diplomatische Annaherung der beiden Parteien durch den die Mekkaner Mohammed zwar nicht als Propheten allerdings als Verhandlungspartner anerkannten Norman A Stillman The Jews of Arab Lands A History and Source Book The Jewish Publication Society of America 1979 S 18 Siehe auch The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 4 S 1137 Khaybar The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 1 S 194 Aḏriʿat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Banu n Nadir amp oldid 211813187