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Dschand Ǧand war im Mittelalter eine Stadt am unteren Lauf des Syrdarja in Transoxanien Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Literatur 4 AnmerkungenLage BearbeitenDie Stadt lag also im Suden des heutigen Kasachstan Zur genauen Lage der Stadt wurden in der Forschung verschiedene Hypothesen aufgestellt Im 19 Jahrhundert identifizierte Pjotr Iwanowitsch Lerch Dschand mit Ruinen und einem kirgisischen Friedhof nahe Chor Chut heute eine Station der Trans Aral Eisenbahn 1 Der Forschungsreisende V Kallaur suchte Dschand naher bei Perowsk dem heutigen Qysylorda 2 Sergei Pawlowitsch Tolstow vermutete vor allem aufgrund der Namensahnlichkeit die Ruinen in Dschan Kala seien diejenigen der Stadt Dschand 3 Kasachische Archaologen fanden dort jedoch keine Munzen mit dem Prageort Dschand aber etliche Munzen aus dem 14 Jahrhundert 4 Weitere Untersuchungen fuhrten diese Forschergruppe zur Vermutung Dschand sei mit den Ruinen in Myntobe zu identifizieren jedenfalls wurden die von ihnen dort gefundenen Munzen alle in Dschand gepragt 5 Geschichte BearbeitenIm 10 Jahrhundert wurde Dschand vom Geographen Ibn Hauqal und ihm folgend im Hudud al ʿAlam als eine von drei Siedlungen am Unterlauf des Syrdarja im Gebiet der Oghusen erwahnt 6 Neuere archaologische Forschungen an benachbarten Stadten legen nahe dass auch Dschand schon in vorislamischer Zeit gegrundet wurde 7 In Erzahlungen von den Ursprungen der Seldschuken wird berichtet dass Seldschuk der eponyme Begrunder dieser Herrscherdynastie mit seinen Anhangern nach Dschand kam und dort zum Muslim wurde An der Seite der Bewohner der Stadt kampfte er mit seinen Leuten um diese Muslime von einem Tribut an damals noch heidnische Oghusen zu befreien Seldschuk erreichte ein hohes Lebensalter und wurde in Dschand beigesetzt jedenfalls suchte sein Nachfahre Alp Arslan spater dort sein Grab 8 Der Oghusenherrscher Schah Malik war Furst von Dschand als er 1038 von dem Ghaznawiden Masʿud als sein Statthalter in Choresmien eingesetzt wurde Als Schah Malik jedoch 1041 seine Anspruche militarisch durchgesetzt hatte war Masʿud bereits gestorben 9 Wenig spater wurde Schah Malik von den Seldschuken nach Persien vertrieben 10 In der Folgezeit muss diese Dynastie die Herrschaft uber Dschand wieder verloren haben denn 1065 fuhrte Alp Arslan einen Kriegszug dorthin 11 Die Choresm Schahs nutzten Dschand als Basis fur Feldzuge gegen die Kiptschak Ala ad Din Atsiz schon fruh in seiner Herrschaft Der Seldschukensultan Sandschar entzog 1147 Atsiz die Stadt und vergab sie an einen Karachaniden Wenige Jahre spater konnte Atsiz Dschand jedoch zuruckerobern Die Provinz Dschand wurde ob ihrer Bedeutung oft den altesten Sohnen der Herrscher zur Regierung ubertragen so an Il Arslan und spater an Tekisch 12 Wahrend eines solchen Feldzugs gegen die Kiptschak trafen Truppen der Choresm Schahs erstmals auf Mongolen Dschingis Khans 13 Dschand wurde nach gescheiterten Verhandlungen wohl 1220 von einem Mongolenheer unter Dschotschi erobert und geplundert Im Folgejahr diente Dschand als Ausgangsbasis fur einen Feldzug gegen Gurgandsch 14 Yaqut ar Rumi berichtete in seinem Anfang des 13 Jahrhunderts entstandenen geographischen Worterbuch dass die Bewohner Dschands der hanafitischen Rechtsschule anhingen Die Stadt stunde nun aber unter der Herrschaft der Mongolen und uber das Schicksal ihrer Bewohner sei nichts bekannt Ein tschagataischer Geschichtsschreiber erwahnte spater aber Baumassnahmen eines Khans der Weissen Horde in Dschand die wohl ins 14 Jahrhundert zu setzen sind 15 Literatur BearbeitenClifford Edmund Bosworth Djand In Encyclopaedia of Islam Second Edition 12 Supplement 1981 Fasc 3 4 S 244 246 DOI 10 1163 1573 3912 islam SIM 8497 Clifford Edmund Bosworth Jand In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica Band 14 5 2008 ISBN 978 1 934283 08 0 S 533 englisch iranicaonline org Stand 10 April 2012 abgerufen am 5 Juni 2021 mit Literaturangaben Abdulkerim Ozaydin Cend In Turkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi 7 1993 S 359 360 nicht ausgewertet Anmerkungen Bearbeiten Eugene Schuyler Turkistan Notes of a journey in Russian Turkistan Khokand Bukhara and Kuldja Band 1 London 1876 S 62 63 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A11333164 SZ 3D86 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Emil Bretschneider Mediaeval Researches From Eastern Asiatic Sources Band 2 London 1919 S 95 96 Textarchiv Internet Archive Wassili Wladimirowitsch Bartold Turkestan down to the Mongol Invasion 2 Auflage London 1928 E J W Gibb Memorial Series S 178 mit Fn 7 Textarchiv Internet Archive Auf den Spuren der altchoresmischen Kultur Berlin 1953 14 Beiheft zur Sowjetwissenschaft S 66 69 Nadeschda Pljaskina Tajna goroda Dzhent In Vremya 23 Dezember 2009 abgerufen am 23 Mai 2020 Kazahstanskie arheologi obnaruzhili legendarnyj gorod Dzhent In nur kz 6 Februar 2012 abgerufen am 23 Mai 2020 Hudud al ʿAlam The Regions of the World a Persian Geography 372 A H 982 A D Ubersetzt und erlautert von Wladimir Fjodorowitsch Minorski London 1937 S 122 und 371 Textarchiv Internet Archive Bosworth EI 12 S 245 verwies u a auf S P Tolstow seitdem gab es weitere Grabungen vgl z B Irina Arzanceva Heinrich Harke und Azilkhan Tazekeev Dzankent eine fruhmittelalterliche Sumpfstadt In Archaologie in Deutschland 2013 3 S 60 61 JSTOR 26320205 Claude Cahen Le Malik nameh et l histoire des origines seljukides In Oriens 2 1949 1 S 31 65 hier S 43 45 JSTOR 1579404 W W Bartold Turkestan down to the Mongol Invasion 2 Auflage London 1928 S 302 Textarchiv Internet Archive W W Bartold Turkestan down to the Mongol Invasion 2 Auflage London 1928 S 304 Textarchiv Internet Archive Omeljan Pritsak The decline of the empire of the Oghuz Yabghu In The Annals of the Ukrainian Academy of Arts and Sciences in the United States 2 1952 2 4 S 279 292 PDF 239 KB W W Bartold Turkestan down to the Mongol Invasion 2 Auflage London 1928 S 314 Textarchiv Internet Archive Ein weiteres Beispiel Heribert Horst Die 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