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Als Napoleons Agyptenfeldzug oder Agyptische Expedition wird die militarische Unternehmung der Ersten Franzosischen Republik unter dem Kommando Napoleon Bonapartes in Agypten in den Jahren von 1798 bis 1801 bezeichnet Bonaparte besucht im Marz 1799 nach der Belagerung von Jaffa die Pestkranken obwohl er sich der Ansteckungsgefahr aussetzt Gemalde von Antoine Jean Gros 1804 Louvre Agyptenexpedition unter dem Befehl von General Bonaparte Gemalde von Leon Cogniet 1794 1880 Louvre Begleitet wurden Bonaparte und sein Expeditionsheer von der Commission des sciences et des arts einer Expertengruppe von 167 Wissenschaftlern Ingenieuren Kunstlern etc die meisten von ihnen waren 1798 in Kairo auch Grundungsmitglieder des Institut d Egypte einer wissenschaftlichen Einrichtung zur Erforschung Agyptens Die Ergebnisse der Expedition wurden in der mehrbandigen Text und Bildsammlung Description de l Egypte dt Beschreibung Agyptens dokumentiert die den Grundstein fur die spatere Agyptologie legte Die vom Direktorium vorgegebenen Ziele der Expedition waren aus Agypten eine franzosische Provinz zu machen die britische Vormachtstellung im Mittelmeerraum zu beenden und im levantinischen Handel Frankreich eine herrschende Rolle zu sichern Agypten gehorte zum Osmanischen Reich die Macht aber ubten seit dem 17 Jahrhundert die Beys der Mameluken aus Fur die militarische zumeist positiv formulierte Unterrichtung des Direktoriums war Stabschef Louis Alexandre Berthier zustandig Mit seinem spateren Aussenminister Talleyrand hielt Bonaparte einen standigen geheim gehaltenen Kontakt zur Vorbereitung eines Staatsstreiches nach seiner Ruckkehr der dann am 9 November 1799 durchgefuhrt wurde 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 1 1 Vorgeschichte 1 2 Die Entscheidung fur Agypten 2 Die Agyptische Expedition 2 1 Die Vorbereitung der Expedition 2 2 Verlauf 3 Nachwirkungen 3 1 Fur die Wissenschaft 3 2 Fur Algerien 4 Literatur 5 Filme 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die 1517 von den Osmanen unterworfenen Machthaber die Mamluken hatten seit dem 17 Jahrhundert ihre Macht in Agypten allmahlich wieder ausgebaut und die eigene Position durch neue Sklaven aus dem Kaukasus wieder gestarkt Bald war der osmanische Gouverneur nur noch der formale Reprasentant der schwindenden Macht des Sultans im fernen Konstantinopel wahrend Mamluken Beys wieder hohe Verwaltungsposten einnahmen Ab 1768 erhob sich dann Ali Bey 1728 1773 zur Revolte Er wurde von seinem eigenen Schwiegersohn Abu Dahab geschlagen Nach dessen Tod 1775 stritten verschiedene Mamluken Fraktionen um die Macht 2 Schliesslich gelang es 1791 den miteinander verbundeten Mamluken Emiren Murad Bey Muhammad und Ibrahim Bey die mit den Osmanen verbundeten Mamluken Fraktion um Ismail Bey endgultig von der Macht zu verdrangen Nach der Hinrichtung Konig Ludwigs XVI im Jahr 1793 hatten fast alle Monarchien Europas darunter Spanien Portugal und die meisten deutschen und italienischen Staaten Frankreich den Krieg erklart Grossbritannien befand sich durch die franzosische Kriegserklarung vom 1 Februar 1793 ebenfalls im Kriegszustand Der hohe Enthusiasmus der Revolutionstruppen sorgte jedoch fur zahlreiche militarische Erfolge der Franzosen siehe Koalitionskriege 1795 wurden die Niederlande von der franzosischen Armee besetzt und standen nun unter franzosischer Kontrolle Preussen und Spanien schlossen im selben Jahr einen Friedensvertrag mit Frankreich Unter franzosischem Druck erklarte Spanien im August 1796 Grossbritannien sogar den Krieg 1797 wurde der Frieden von Campo Formio zwischen Frankreich und Osterreich geschlossen Grossbritannien und das Russische Reich waren damit 1798 die einzigen europaischen Grossmachte die sich noch im Krieg mit der franzosischen Republik befanden Zu ihren Verbundeten zahlten nur noch Portugal das wenig einflussreiche Konigreich von Neapel Sizilien und die Insel Malta Die Entscheidung fur Agypten Bearbeiten nbsp Agypten zur Zeit Napoleons 1798Schon lange vor dem Feldzug Napoleons befand sich Agypten im Blickfeld franzosischer Expansionsbestrebungen im Mittelmeerraum Naheres hier Seit der Zeit der Kreuzzuge bestand ein Interesse Frankreichs an den Landern der Levante Syrien Agypten Im Sechsten Kreuzzug 1248 bis 1254 hatte Ludwig IX von Frankreich vergeblich die Eroberung Agyptens versucht Anknupfend an diese historischen Gegebenheiten hatte 1672 der als Diplomat in Paris agierende Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz dem franzosischen Konig Ludwig XIV die Besetzung Agyptens nahegelegt Allein zwischen 1774 und 1798 setzte sich die franzosische Regierung mit mehr als einem Dutzend Vorschlagen von Diplomaten Politikern und Unternehmern auseinander die alle auf eine Einnahme des Landes am Nil abzielten 3 1789 hatten einige Agypter selbst bzw zumindest der von einer rivalisierenden Fraktion bedrangte Mamluken Emir Ismail Bey den franzosischen Konsul in Agypten um die Entsendung franzosischer Militarberater und Ausbilder gebeten der Ausbruch der Franzosischen Revolution verhinderte das jedoch 4 Frankreich hatte somit zwei formale Anlasse zum Eingreifen Zum einen war das Konigreich Frankreich seit 1536 Verbundeter des Osmanischen Sultans und konnte behaupten dessen Autoritat wiederherstellen zu wollen Zum anderen konnte Frankreich seit der Franzosischen Revolution argumentieren auch den Agyptern die Freiheit vom Joch der feudalen Mamlukenherrschaft bringen zu wollen Bei der Entscheidung des Jahres 1798 handelte es sich um ein komplexes Gemenge geostrategischer wirtschaftlicher politischer und personlicher Interessen verbramt mit den Idealen der Franzosischen Revolution Das Direktorium gab nach einigem Widerstand besonders von de la Revelliere Lepaux seine Zustimmung zu der Expedition Der Prasident des Direktoriums schrieb aus Grunden der Geheimhaltung eigenhandig den Befehl an Napoleon Es wurde festgehalten dass die Expedition aus 36 000 Mann der alten italienischen Armee Offizieren und Generalen nach seiner Wahl verschiedenen Wissenschaftlern und Handwerkern und der Flotte des Vizeadmirals Brueys bestehen sollte Das Schatzamt wurde angewiesen Napoleon jede Dekade 1 5 Millionen Francs zu senden Daruber hinaus wurde ihm erlaubt 3 der 8 5 Millionen aus dem Berner Schatz zu entnehmen den Frankreich sich fur sein militarisches Eingreifen zur Errichtung einer Helvetischen Republik von der unterlegenen Eidgenossenschaft hatte zahlen lassen 6 Grossbritannien hatte im Verlauf des 18 Jahrhunderts einen Teil seiner Kolonien in Nordamerika verloren zuvor aber Frankreich aus Indien vertrieben und dominierte damit grosse Teile des Asienhandels Der uberwiegende Teil des britischen Indienhandels fand auf dem Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung statt 7 Wollte die britische Regierung jedoch Eilnachrichten nach Kalkutta schicken dann konnte sie Tausende von Kilometern abkurzen indem sie einen Boten durch das Mittelmeer nach Alexandria in Agypten schickte den Nil hinauf nach Kairo und von dort aus bis zum Roten Meer wo der Bote auf dem Seeweg weiter nach Indien reiste Eine Einnahme Agyptens hatte Grossbritannien deshalb von der schnellsten Kommunikationsroute mit Indien dem Juwel in der Krone des Empire abgeschnitten Wirtschaftlich stand Agypten im Ruf legendarer Fruchtbarkeit 8 In einem durchschnittlichen Jahr importierte Frankreich aus agyptischen Hafen Waren im Wert von rund drei Millionen Livres 9 Dabei handelte es sich sowohl um heimische Produkte wie Reis Getreide Natron Baumwolle Flachs Sennesblatter Buffel und Kamelhaute als auch um Waren aus dem Inneren Afrikas wie Tamarinden Elfenbein Straussenfedern Goldstaub Kaffee Gummi arabicum Asa foetida Weihrauch und Myrrhe die aus dem Raum des Indischen Ozeans uber Sues nach Agypten gelangten Eine Einnahme Agyptens hatte Frankreich die Kontrolle uber diese Warenstrome gegeben Napoleon selbst hatte schon seit seiner Kindheit vom Orient getraumt Aus der Histoire philosophique et politique des etablissements et du commerce des Europeens dans les deux Indes dt Geschichte beider Indien des Abbe Raynal hatte er in seiner Jugend eine Passage kopiert in der Agypten als der Schlussel einer Verbindung zwischen Afrika und Asien mit Europa dargestellt wurde 10 Napoleon folgte mit seinem Interesse der Stromung seiner Zeit die Beschaftigung mit Agypten war in Frankreich spatestens seit der Veroffentlichung des Romans Sethos anecdotes de l ancienne Egypte des Abbe Terrasson im Jahr 1731 in Mode gekommen 11 Garten von wohlhabenden Parisern waren mit Sphingen und Obelisken geschmuckt freimaurerische Symbolik griff das Pyramidenmotiv auf Reiseberichte wie die des Danen Frederic Louis Norden oder des Englanders Richard Pococke ubersetzt 1755 und 1772 fanden ein ebenso grosses Publikum wie die Lettres sur l Egypte 1786 von Claude Etienne Savary und die Voyage en Syrie et en Egypte 1787 von Constantin Francois Volney Volneys Ideal einer kulturellen Weiterentwicklung Agyptens im Sinne der Aufklarung diente spater vor allem den mit Napoleon nach Agypten gereisten Gelehrten der Legitimation Sie nahmen in ihren Reiseberichten und wissenschaftlichen Abhandlungen ein ums andere Mal auf Volneys Voyage Bezug In Deutschland bestand unter den jungen Intellektuellen die fur die Franzosische Revolution schwarmten grosse Sympathie fur Bonapartes Expedition Die Schriftstellerin der Deutschen Romantik Karoline von Gunderrode pries in ihrem hymnischen Gedicht Buonaparte in Agypten Frankreichs Liebling die Saule der wurdigeren Freiheit rufet er der Vorzeit Begeisterung zuruck Zeiget dem erschlafften Jahrhundert romische Kraft Letztendlich bot der Ausflug in den sagenumwobenen Orient dem jungen General Bonaparte nach dem Abschluss des Italienfeldzuges auch eine willkommene Gelegenheit seinen eigenen Ruhm und damit seine Macht zu steigern Fur das an der Spitze des Staates stehende Direktorium war es hingegen attraktiv den politisch immer einflussreicher werdenden Napoleon fur einige Zeit aus Paris fernzuhalten Von allen Uberlegungen zur Eroberung Agyptens war aber das wahrscheinlich starkste Motiv Bonapartes die Chance der Selbststilisierung zum Herrscher und damit das Signal an die Franzosen zur Ubernahme der Herrschaft bereit zu sein Das Zeitalter der Pharaonen zu idealisieren und die darauf folgenden Epochen als Zeiten des Verfalls zu erklaren war die Aufgabe der Begleitung von Wissenschaftlern Kunstlern und Berichterstattern die ahnlich wie es das Vorbild Alexander der Grosse bei der Eroberung Persiens vorgemacht hatte die Expedition als Erfolg hochstilisierten und damit Bonaparte den Mythos eines Retters verliehen 12 Die Agyptische Expedition BearbeitenDie Vorbereitung der Expedition Bearbeiten Die Vorbereitungen fur die Expedition waren verteilt auf Toulon Marseille Genua Korsika und Civitavecchia und wurden im Wesentlichen von Napoleons Stabschef Louis Berthier organisiert Toulon fungierte dabei als Heimathafen fur die Kriegsflotte die das Ubersetzen des franzosischen Heeres uber das Mittelmeer begleiten sollte Handelsschiffen wurde das Verlassen der Hafen von Toulon und seiner Umgebung verboten um genugend Transportschiffe zur Verfugung zu haben 280 Handelsschiffe beforderten 28 200 Mann Infanterie Ingenieure und Kanoniere 2 800 Kavalleristen sowie 60 Feld und 40 Belagerungsgeschutze des franzosischen Expeditionsheers 13 Linienschiffe vier Fregatten und einige Kanonenboote unter dem Oberbefehl von Francois Paul Brueys d Aigalliers begleiteten die Flotte Divisionskommandeure waren Desaix Avant Garde Reynier rechter Flugel Kleber Zentrum Menou linker Flugel Bon Reserve und Murat Kavallerie Dabei waren auch 150 franzosische Kunstler Wissenschaftler und Forscher Am 19 Mai verliess nach nur zweimonatiger Vorbereitungszeit der erste Teil des Expeditionsheers den Hafen von Toulon Napoleon war an Bord des Flaggschiffes L Orient Am 21 Mai schloss sich von Genua aus eine Flotte von 72 Schiffen an Am 28 Mai stiessen von Korsika her 22 Schiffe hinzu am 30 Mai weitere 56 Schiffe die von Civitavecchia ausgelaufen waren Damit war das franzosische Expeditionsheer komplett und nahm Kurs in Richtung Sizilien Bereits am 5 Juni umrundete es die Sudspitze von Sardinien Verlauf Bearbeiten Schlachten der Agyptischen Expedition 1798 1801 Schlacht von Shubrakit Schlacht bei den Pyramiden Schlacht bei Salihiyya Seeschlacht bei Abukir Belagerung von al Arisch Belagerung von Jaffa Belagerung von Akkon Schlacht am Berg Tabor Schlacht bei Abukir Schlacht bei Heliopolis Schlacht bei Alexandria Belagerung von Kairo Belagerung von Alexandria nbsp Schlacht bei den Pyramiden nbsp Agypten und Syrien wahrend des FeldzugsAm 9 Juni traf die Flotte vor Malta ein Tags darauf wurden franzosische Soldaten auf die Insel entsandt Der Malteserorden unternahm keine Anstrengungen gegen ein christliches Heer zu kampfen Am 11 Juni wurde an Bord der L Orient das Kapitulationspapier unterschrieben Napoleon hielt sich in Malta am 12 und 13 Juni an Land auf Die Flotte segelte danach mit ihm weiter nach Agypten und landete mit der gesamten Streitmacht bei Abukir Am 2 Juli 1798 wurde Alexandria eingenommen In der Schlacht bei den Pyramiden am 21 Juli 1798 etwas sudlich von Gizeh wurde das osmanisch agyptische Heer zusammen mit einer Mamluken Eliteeinheit unter Mourad Bey und Ibrahim Bey insgesamt rund 5 000 Mann zuzuglich 12 000 Dienern bzw Waffentragern vernichtend in die Flucht geschlagen Danach wurden Kairo und ganz Agypten besetzt Napoleon erklarte in zwei Proklamationen an die Agypter und an die Einwohner von Kairo das Ziel der franzosischen Invasion sei die Befreiung des Landes von der Sklaverei und Ausbeutung der Sippschaft race der Mamluken und ihrer selbstherrlichen Beys Die Einwohner ihre Familien ihre Hauser und Eigentum wurden geschutzt Ihre Lebensgewohnheiten ihre Religion wurden geachtet und zur Selbstverwaltung wurden Diwane eingerichtet besetzt mit einheimischen Wurdentragern 13 Bereits am 1 2 August 1798 wurde die vor der agyptischen Kuste liegende franzosische Flotte von den Briten unter Admiral Nelson in der Seeschlacht bei Abukir vollstandig vernichtet so dass ein Rucktransport unmoglich und die Verbindung mit Frankreich unterbrochen waren Napoleon liess einen Aufstand in Kairo am 22 und 23 Oktober 1798 niederschlagen 14 Anfuhrer wurden gefangen genommen 5 Scheichs wurden hingerichtet ungefahr 2 500 Aufstandische sollen getotet worden sein 14 An anderer Stelle wird von 2 000 exekutierten Aufstandischen berichtet 15 Jean Joseph Ader schrieb von 3000 Getoteten bei 300 Toten auf franzosischer Seite und sechs Hingerichteten 16 Aussenminister Talleyrand war unterdessen nicht wie abgesprochen nach Konstantinopel zur Hohen Pforte gereist um ihr zu versichern dass die Expedition nicht gegen das Osmanische Reich gerichtet sei Unter britischem und russischem Druck erklarte das Osmanische Reich damals unter Sultan Selim III schliesslich doch Frankreich den Krieg Das Direktorium in Paris rechnete inzwischen mit einer Niederlage Bonapartes Es wurde ihm uberlassen sich gegen Konstantinopel zu wenden um eine Teilung des Osmanischen Reiches zu betreiben oder seine Stellungen in Agypten zu behaupten In jedem Falle erwarte man von ihm Massnahmen und ruhmreiche Resultate 17 Im Februar 1799 fuhrte Napoleon mit 14 000 Mann einen Feldzug nach Syrien zur Verteidigung der Eroberung Agyptens gegen ein sich formierendes osmanische Heer Die anfanglichen Erfolge bei der Belagerung von al Arisch in Gaza Hebron Jaffa und am Berg Tabor endeten vor der Stadt Akkon die Napoleon vom 20 Marz bis 21 Mai 1799 erfolglos belagerte Ein besonders dunkles Kapitel des Agyptenfeldzugs war die Belagerung von Jaffa Nach einer britischen Beschreibung 18 liess Bonaparte dort neben 3 000 Mann der Festungsverteidiger 1 400 weitere Gefangene exekutieren die er zuvor bei al Arisch gefangen genommen und freigelassen hatte mit der Auflage nicht mehr gegen die Franzosen zu kampfen Die Wut der Franzosen auf die Verteidiger von Jaffa war auch durch die Ermordung eines Parlamentars aufgestachelt worden dessen abgeschlagenen Kopf man aufgespiesst auf der Festungsmauer den Franzosen prasentierte Angesichts hoher Verluste in den Kampfen einem Ausbruch der Beulenpest unter seinen Soldaten und den durch die Hitze verursachten Strapazen musste sich Napoleon schliesslich nach Agypten zuruckziehen wo er aber am 25 Juli 1799 die Osmanen in der Schlacht bei Abukir vernichtend schlug Da sich die Lage fur Frankreich innenpolitisch durch die Misswirtschaft der Regierung und militarisch durch die Konfrontation mit der Zweiten Koalition dramatisch verschlechtert hatte und Osterreich begann seine italienischen Eroberungen und Republikgrundungen wieder zunichtezumachen kehrte Napoleon am 23 August 1799 unaufgefordert und mit vorgeschobenen Begrundungen seine Kritiker bezeichneten es als Desertion nach Frankreich zuruck Er verliess seine Armee ohne sie in einem Tagesbefehl daruber zu informieren und ubertrug das Oberkommando in Agypten seinem dienstaltesten General Kleber Dieser handelte mit den Osmanen den freien Abzug aus Agypten aus Als Grossbritannien aber die bedingungslose Kapitulation forderte wurde der Krieg fortgesetzt Kleber schlug die Osmanen am 20 Marz 1800 bei Heliopolis vernichtend besetzte Kairo nach Niederschlagung eines erneuten Aufruhrs wieder und bestrafte es mit einer hohen Kontribution Am 14 Juni 1800 wurde er in Kairo von einem Muslim ermordet 19 Sein Nachfolger wurde Menou Am 8 Marz 1801 landeten 17 000 Mann britische Truppen unter dem Kommando der Generale Abercrombie und Hutchinson bei Abukir Das osmanische Heer unter Yussuf Pascha zahlte mehr als 20 000 Krieger darunter 6 000 Albaner und Janitscharen Die franzosischen Truppen die mehrere Stadte und Festungen besetzt hielten sollen 16 000 Mann stark gewesen sein Am 21 Marz verloren sie bei Alexandria eine erste Schlacht die Stadt selbst wurde eingeschlossen Am 9 Mai fiel Ramanja am 27 Juni kapitulierte Kairo und am 31 August Alexandria Die franzosischen Truppen mussten Agypten verlassen konnten aber ihre Ausrustungen mitnehmen Die wissenschaftlichen Begleiter der Expedition sollten ihre Unterlagen und Aufzeichnungen abgeben Sie protestierten heftig und drohten damit diese eher ins Meer zu werfen als sie den Englandern zu ubergeben Schliesslich durften sie sie behalten 20 Auf britischen Schiffen wurden die Franzosen nach Frankreich zuruckgebracht Die Regierungen beider Lander nahmen Verhandlungen auf im Marz 1802 wurde der Friede von Amiens unterzeichnet Von den anfanglich fast 30 000 Teilnehmern der Expedition starben fast 20 000 Mann darunter die Generale Kleber Caffarelli du Falga und Bon sowie der Admiral Brueys Frankreich verlor einen Grossteil seiner Mittelmeerflotte 11 Linienschiffe und 2 Fregatten sowie grosse Mengen an Waffen und Ausrustung Nachwirkungen BearbeitenNapoleons Reformen bestanden aus der Modernisierung der agyptischen Verwaltung der Einfuhrung eines neuen Postdiensts der Forderung des Baus von Windmuhlen und der Bekampfung der Beulenpest Ausserdem wurde der Buchdruck eingefuhrt und ganz Agypten kartografiert Durch die Niederlagen gegen die Franzosen wurde die Vorherrschaft der Mameluken schwer erschuttert was den Aufstieg des osmanischen Befehlshabers des albanischen Korps Muhammad Ali Pascha zum Gouverneur der Provinz Ernennung 1805 ermoglichte Murad Bey der sich 1799 auf die Seite der Franzosen geschlagen hatte starb 1801 seine Fraktion wurde von Alfi Bey weitergefuhrt der aber 1807 zusammen mit den Briten von Muhammad Ali geschlagen wurde Ibrahim Bey der die Franzosen konsequent bekampft hatte floh vor Muhammad Ali nach Oberagypten und dann in den Sudan wo er 1816 starb 1811 liess Muhammad Ali in Kairo und Esna viele Mamluken toten Nur Wenige konnten in den Sudan entkommen Fur die mit den Franzosen aus Agypten geflohenen christlichen Melkiten entstand 1821 mit der Kirche St Nicolas in Marseille das erste Kirchengebaude der Melkitischen Griechisch katholischen Kirche des Orientalischen Ritus in Europa Fur die Wissenschaft Bearbeiten War die Expedition auch letztlich ein militarischer Fehlschlag fuhrte sie doch zu bedeutenden wissenschaftlichen Entdeckungen da durch die an der Expedition teilnehmenden Wissenschaftler die altagyptische Kultur weithin bekannt wurde und so ein starkes Interesse an der Fruhgeschichte geweckt wurde Die Resultate dieser Forschungen wurden in der umfangreichen Text und Bildsammlung Description de l Egypte veroffentlicht Bedeutendste einzelne Entdeckung war der Fund des Steins von Rosetta am 15 Juli 1799 der letztlich die Entzifferung der altagyptischen Hieroglyphen durch Jean Francois Champollion ermoglichte Fur Algerien Bearbeiten Ein weiteres Nachspiel hatte die Agyptische Expedition in Algerien Der Dey von Algier hatte Frankreich zur Finanzierung der Agyptenexpedition aber auch zur Finanzierung weiterer Kriege Napoleons drei Kredite gewahrt Nach dem Sturz des Kaisers verweigerten die franzosischen Konige die Ruckzahlung 1827 liess der inzwischen ungehaltene Dey dem franzosischen Gesandten einen Schlag mit dem Fliegenwedel versetzen was Frankreich schliesslich 1830 als Vorwand zur Eroberung Algiers diente Zuvor hatte sich Frankreich in einem Abkommen mit Agyptens Machthaber Muhammad Ali den Rucken geschutzt Literatur BearbeitenQuellenʿAbd ar Raḥman Ibn Ḥasan al Ǧabarti Abdarrahman Al Gabarti Bonaparte in Agypten Aus der Chronik des Abdarrahman Al Gabarti 1754 1829 Ubersetzt von Arnold Hottinger Artemis Verlag Zurich Munchen 1983 ISBN 3 7608 4532 0 Joseph Laporte Mon voyage en Egypte et en Syrie carnets d un jeune soldat de Bonaparte Presses universitaires de France Paris 2007 ISBN 978 2 13 056459 1 Faksimile der Handschrift der Bibliotheca Bodmeriana mit einer Einleitung von Jean Tulard Dominique Vivant Denon Voyage dans la Basse et la Haute Egypt 3 Bande Erstausgabe L edition originale de Paris London 1802 Band 1 und Band 2 jeweils Erstausgabe London 1802 sowie die Ausgabe London 1817 und Anhang in Gallica dem Digitalisierungsprojekt der Franzosischen Nationalbibliothek Francois Labrique Uwe Westfehling Hrsg Mit Napoleon in Agypten Die Zeichnungen des Jean Baptiste Lepere von Zabern Mainz 2010 ISBN 978 3 8053 4103 5 DarstellungenJuan Ricardo Cole Napoleon s Egypt Invading the Middle East Palgrave Macmillan New York NY 2008 ISBN 978 0 230 60603 6 In deutscher Ubersetzung 2010 unter dem Titel Die Schlacht bei den Pyramiden Napoleon erobert den Orient Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2202 9 Nina Burleigh Mirage Napoleon s Scientists and the Unveiling of Egypt HarperCollins publications New York 2007 ISBN 978 0 06 059767 2 Reprint Harper Perennial New York 2008 ISBN 978 0 06 059768 9 Robert Sole Bonaparte a la conquete de l Egypte Editions du Seuil Paris 2006 ISBN 2 02 066453 4 Yves Laissus L Egypte une aventure savante avec Bonaparte Kleber Menou 1798 1801 Fayard Paris 1998 ISBN 2 213 60096 1 Melanie Ulz Auf dem Schlachtfeld des Empire Mannlichkeitskonzepte in der Bildproduktion zu Napoleons Agyptenfeldzug Jonas Marburg 2008 ISBN 978 3 89445 396 1 Mustafa El Attar Napoleon in Agypten Geschichtserfindung und historische Wahrheit ImPrint Verlag Munster 2007 ISBN 978 3 936536 10 2 Charles Gillispie Napoleons Agypten Feldzug Nutzen fur die Wissenschaft In Spektrum der Wissenschaft Dezember 1994 S 72 80 online J Christopher Herold Bonaparte in Egypt Harper amp Row New York 1962 Reprint Pen amp Sword Books Barnsley 2005 ISBN 1 84415 285 5 Henry Laurens L expedition d Egypte 1798 1801 Points Histoire Band 244 Editions du Seuil Paris 1997 ISBN 978 2 02 030698 0 Jean Joel Bregeon L Egypte de Bonaparte Collection Tempus Band 116 Imprimerie Perrin Paris 2005 ISBN 2 262 02427 8 Paul Strathern Napoleon in Egypt Jonathan Cape London 2007 ISBN 978 0 224 07681 4 Reprint Bantam Books New York NY 2009 ISBN 978 0 553 38524 3 Irene A Bierman Hg Napoleon in Egypt Ithaca Press Los Angeles 2003 ISBN 0 86372 299 7 Clement de La Jonquiere L expedition d Egypte 1798 1801 5 Bande H Charles Lavauzelle Paris 1899 1907 Filme BearbeitenNapoleon in Agypten Originaltitel Napoleon s Obsession The Quest for Egypt Dokumentarfilm 45 min Regie Peter Spry Leverton USA 2000 Die agyptische Expedition des Generals Bonaparte Originaltitel Bonaparte La Campagne d Egypte Doku Drama 2 mal 52 min Regie Fabrice Hourlier FR 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Agyptische Expedition Album mit Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Christopher Buchholz Franzosischer Staatskult 1792 1813 im linksrheinischen Deutschland mit Vergleichen zu den Nachbardepartements der habsburgischen Niederlande Europaische Hochschulschriften Reihe III Geschichte und ihre Hilfswissenschaften Band 749 Lang Frankfurt am Main New York 1997 ISBN 3 631 31904 5 S 162 165 Buchholz zitiert hier die Ergebnisse der 1989 erschienene Bearbeitung der Expedition von Henry Laurens und bisher unberucksichtigten Anweisungen Talleyrands uber die Korrespondenz mit Bonaparte vom 27 Dezember 1798 Abdarrahman Al Gabarti beschreibt diese Kampfe und die erste Phase der franzosischen Expedition ausfuhrlich in Bonaparte in Agypten Zurich Munchen 1983 Burleigh Mirage Kindle Ausgabe Locations 77 86 sowie ausfuhrlicher Y Laissus L Egypte une aventure savante Paris 1998 S 12 22 Robin Leonard Bidwell Dictionary of modern Arab history an A to Z of over 2000 entries from 1798 to the present day Kegan Paul London New York 1998 ISBN 0 7103 0505 2 S 205 an anderer Stelle werden weitaus hohere Betrage genannt Adolphe Thiers Geschichte der Franzosischen Revolution Band 6 2 Auflage Osiander Tubingen 1849 S 174 Vgl hierzu und zum folgenden Cole Napoleon s Egypt Kindle Ausgabe Locations 186 203 Vgl hierzu und zum folgenden Y Laissus L Egypte une aventure savante Paris 1998 S 17 sowie 23f Y Laissus L Egypte une aventure savante Paris 1998 S 23 L Egypte situee entre deux mers en realite entre l Orient et l Occident Alexandre le Grand concoit le plan d y transporter le siege de son empire et de faire l Egypte le point central du commerce du monde Ce conquerant eclaire comprit que le seul moyen de reunir toutes ses conquetes en un Etat l Egypte le lui offrirait en reliant l Afrique et l Asie a l Europe Hier zitiert nach Y Laissus L Egypte une aventure savante Paris 1998 S 18 Vgl hierzu und zum folgenden Y Laissus L Egypte une aventure savante Paris 1998 S 14f C Buchholz Franzosischer Staatskult 1792 1813 im linksrheinischen Deutschland Frankfurt am Main New York 1997 S 155 ff Das Reich der Pharaonen als Vorbild fur die Neuordnung Frankreichs durch Napoleon Abel Hugo France militaire Histoire des armees francaises de terre et de mer de 1792 a 1837 Band 2 Delloye Paris 1838 S 246 250 Abel Hugo France militaire Band 2 Paris 1838 S 273 ff Franz Herre Napoleon Bonaparte Wegbereiter des Jahrhunderts Munchen 1988 zitiert eigene Angaben Napoleons auf S 79 Ader 1826 Histoire de l expedition d Egypte et de Syrie S 150 online Henry Laurens L expedition d Egypte 1798 1801 Paris 1989 S 210 ff David G Chandler Dictionary of the Napoleonic Wars Macmillan New York 1979 ISBN 0 02 523670 9 S 213 siehe auch en Suleiman al Halabi A Hugo France militaire Band 3 Paris 1838 S 194 Epochen der agyptischen GeschichteAltes Agypten Vorgeschichte Pradynastische Zeit Fruhdynastische Zeit Altes Reich Erste Zwischenzeit Mittleres Reich Zweite Zwischenzeit Neues Reich Dritte Zwischenzeit Spate Pharaonenzeit Griechisch Romische Zeit Byzantinische ZeitIslamische Zeit Fruhislamische Zeit Fatimiden Ayyubiden Mamluken OsmanenherrschaftKolonialherrschaft Agyptische Expedition Dynastie des Muhammad Ali Khedivat Agypten Britische Herrschaft Sultanat AgyptenUnabhangigkeit Konigreich Agypten Republik Agypten Normdaten Sachbegriff GND 4141471 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agyptische Expedition amp oldid 234747279