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Jean Francois Champollion ʃɑ pɔljɔ 23 Dezember 1790 in Figeac im Departement Lot 4 Marz 1832 in Paris war ein franzosischer Sprachwissenschaftler Mit dem Entziffern der Hieroglypheninschrift auf dem Stein von Rosette genannt auch Rosetta Stein und deren Erlauterung 1824 legte er den Grundstein fur die wissenschaftliche Erforschung des dynastischen Agyptens Jean Francois Champollion Portrat von Leon Cogniet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Lebensjahre und Ausbildung 1 2 Der Stein von Rosette 1 3 Reisen 2 Eponyme 3 Schriften 4 Literatur 5 Dokumentationen 6 Filme 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Lebensjahre und Ausbildung Bearbeiten Jean Francois Champollion wurde am 23 Dezember 1790 als siebtes von acht Kindern des Buchhandlers Jacques Champollion und seiner Ehegattin Jeanne Francoise Gualieu geboren wobei zwei der Geschwister bereits vor seiner Geburt gestorben waren Sein Vater geboren 1744 stammte aus Valjouffrey bei Grenoble und hatte sich eine Zeitlang als Hausierer betatigt ehe er sich 1772 in der Kleinstadt Figeac in Sudwestfrankreich niederliess Moglicherweise hatten politische Verwicklungen ihn zum Verlassen seiner Heimat gezwungen 1773 heiratete er und kaufte 1779 eine Buchhandlung und ein neues Haus in dem schliesslich Jean Francois geboren wurde Seit 1986 befindet sich in dem Haus ein Museum Jean Francois Champollion wuchs in einfachen Verhaltnissen auf Die Unruhen der Franzosischen Revolution verhinderten zunachst die regulare Ausbildung des Jungen Im Marz 1801 im Alter von zehn Jahren zog Jean Francois Champollion zu seinem Bruder dem spateren Grazistikprofessor Jacques Joseph Champollion nach Grenoble wo er weiterhin vor allem privat unterrichtet wurde und eine Leidenschaft fur das alte Agypten entwickelte Napoleon Bonapartes agyptische Expedition loste damals eine Welle der Agyptenbegeisterung in Frankreich aus 1802 traf Champollion den aus Agypten zuruckgekehrten und zum Prafekten des Departements Isere ernannten Mathematiker Joseph Fourier Dieser zeigte ihm Teile seiner Sammlung agyptischer Altertumer und weckte mit der Erklarung dass noch niemand die Hieroglyphen lesen konne in Champollion den Wunsch das ratselhafte Schriftsystem zu ergrunden Im Alter von 13 Jahren begann Champollion mehrere orientalische Sprachen zu lernen mit 17 Jahren hielt er einen Vortrag uber mogliche Korrelationen zwischen koptischer und Hieroglyphenschrift Im Selbststudium und mit Hilfe eines Privatlehrers lernte er weitere antike Sprachen und beherrschte bereits mit 18 Jahren acht alte Sprachen 1 Vom November 1804 bis August 1807 besuchte Champollion das neu eroffnete Lyzeum und verfolgte dort neben dem regularen Lehrplan seine Sprachstudien weiter Gesundheitlich war er wenig robust Schon in jungen Jahren plagten ihn Kopfschmerzen Reizhusten und Atemnot Er litt unter nervoser Erschopfung und fiel ofters in Ohnmacht Standiges Lesen bei schlechter Beleuchtung griff sein Augenlicht an Spater kamen Tuberkulose Gicht Diabetes Nieren und Leberschaden hinzu Dennoch bewaltigte er ein ungeheures Arbeitspensum und gonnte sich kaum je eine Ruhepause 1 Champollion prasentierte nach seinem Schulabschluss im August 1807 seinen Aufsatz der geographischen Beschreibung Agyptens vor den Eroberungen durch Kambyses und wurde dafur zum Mitglied der Akademie von Grenoble ernannt Von 1807 bis 1809 studierte er in Paris Arabisch Persisch und Koptisch Der Stein von Rosette Bearbeiten nbsp Champollion in agyptischer Tracht Pastellgemalde von Giuseppe Angelelli 1828 29In Paris arbeitete Champollion erstmals an einer Textkopie des Steins von Rosette die er 1808 bekam 2 und leitete von dieser ein Alphabet der demotischen Schrift ab Das so gewonnene Alphabet half ihm auch nicht hieratische Papyri zu entschlusseln obwohl er sich der tatsachlich bestehenden Unterschiede damals noch nicht bewusst war Im Jahr 1810 wurde Champollion Professor fur Alte Geschichte auf einer geteilten Stelle an der neu gegrundeten Universitat Grenoble Seine Arbeit an den Hieroglyphen wurde in den folgenden Jahren vor allem durch Mangel an Materialien die Wirren der Ruckubernahme der Regierung Frankreichs durch die Royalisten und sein hiermit zusammenhangendes Exil in Figeac von Marz 1816 bis Oktober 1817 behindert Nach seiner Ruckkehr nach Grenoble ubernahm er die Leitung zweier Schulen und heiratete im Dezember 1818 Rosine Blanc Durch politische Intrigen ermudet und seiner Amter beraubt reiste er im Juli 1821 wieder nach Paris Dort konzentrierte er sich auf Ubersetzungen zwischen Demotisch Hieratisch und Hieroglyphentexten Trotz Benachteiligung und des Neides vieler Kollegen verlor er nie sein Ziel aus den Augen als Erster die altagyptischen Schriftzeichen zu entschlusseln 1 Aus einer quantitativen Symbolanalyse schloss Champollion schliesslich dass Hieroglyphen nicht nur Symbolzeichen fur ganze Worter seien 3 Anhand der Hieroglyphenkartuschen die die Konigsnamen Ptolemaios VIII Kleopatra II und Kleopatra III auf dem Stein von Rosette dem Obelisken von Philae Abbildungen aus einem Tempel in Abu Simbel und in diversen Papyri darstellten entdeckte er dass einzelne Hieroglyphen auch die Funktion von Buchstaben hatten also Lautzeichen waren wahrend andere ganze Worter darstellten Im September 1822 gelang es ihm ein vollstandiges System zur Entzifferung der Hieroglyphen aufzustellen Am 27 September 1822 stellte Champollion seine Forschungsergebnisse an der Academie des Inscriptions et Belles Lettres in Paris vor Die meisten der anwesenden Wissenschaftler kritisierten ihn scharf beschuldigten ihn des Plagiats und bezweifelten die Richtigkeit seiner Ubersetzungen 1 Er veroffentlichte Teile der Arbeit im Oktober 1822 Brief an M Dacier den Standigen Sekretar des ehrwurdigen Instituts betreffend das Alphabet der phonetischen Hieroglyphen und eine ausfuhrliche Erlauterung im April 1824 Zusammenfassung des Systems der Hieroglyphen im Alten Agypten Heute feiert die Nachwelt den Brief an Dacier als Meilenstein in der Entwicklung der Agyptologie 1 1830 wurde Champollion zum Mitglied der Academie gewahlt 4 Reisen Bearbeiten nbsp Champollions Grab auf dem Friedhof Pere LachaiseAuf der Suche nach weiteren agyptischen Schriften verbrachte Champollion die Zeit von Juni 1824 bis Marz 1826 in Italien vor allem in Turin Dort fand und ubersetzte er im Museo Egizio den Konigspapyrus Turin eine ausfuhrliche Liste der Pharaonendynastien Er hielt diese Ubersetzung eine Weile geheim da sie die Zeitrechnung der Kirche in Frage stellte Von August 1828 bis Dezember 1829 leitete Champollion eine franzosisch toskanische Expedition den Nil entlang bis Wadi Halfa Viele dabei entdeckte Materialien sind die einzig erhaltenen Zeugnisse der zu dieser Zeit oft als Steinbruch dienenden Tempelruinen Am 4 Marz 1832 starb Champollion 41 jahrig an einem Schlaganfall Er ruht auf dem Friedhof Pere Lachaise in Paris Eponyme BearbeitenIm Jahr 1924 wurde das Passagierschiff Champollion 1970 der Mondkrater Champollion 5 und 1987 der Asteroid 3414 Champollion nach ihm benannt 6 Schriften BearbeitenLettre a M Dacier relative a l alphabet des hieroglyphes phonetiques employes par les Egyptiens pour inscrire sur leurs monuments les titres les noms et les surnoms de souverains grecs et romains Firmin Didot Paris 1822 Lettres a M le duc de Blacas d Aulps Firmin Didot Paris 1824 1826 Literatur Bearbeiten chronologisch sortiert Hermine Hartleben Champollion Sein Leben und Sein Werk 2 Bande Weidmann Berlin 1906 Neuauflage Champollion Sa vie et son œuvre 1790 1832 Pygmalion Watelet Paris 1983 ISBN 2 85704 145 4 Jean Francois Champollion Lettres et journaux ecrits pendant le voyage d Egypte Collection Episteme Christian Bourgois Paris 1986 ISBN 2 267 00472 0 Jean Lacouture Champollion une vie de lumieres Grasset Paris 1988 ISBN 2 246 41211 0 Rudolf Majonica Das Geheimnis der Hieroglyphen Die abenteuerliche Entschlusselung der agyptischen Schrift durch Jean Francois Champollion dtv junior Sachbuch Band 79507 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1988 ISBN 3 423 79507 7 Wolfgang Helck Kleines Lexikon der Agyptologie Harrassowitz Wiesbaden 1999 ISBN 3 447 04027 0 S 59 f Champollion Jean Francois Barbara S Lesko Champollion Jean Francois In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 192 193 Guy Chassagnard Les freres Champollion de Figeac aux hieroglyphes Segnat Editions Figeac 2001 ISBN 2 901082 12 2 Lesley Adkins Roy Adkins Der Code der Pharaonen Der dramatische Wettlauf um die Entzifferung der agyptischen Hieroglyphen Lubbe Bergisch Gladbach 2002 ISBN 3 7857 2043 2 Monique de Bradke Champollion et ses amis les pharaons Editions S d E Paris 2004 ISBN 2 7480 1405 7 Markus Messling Champollions Hieroglyphen Philologie und Weltaneignung Kadmos Berlin 2012 ISBN 978 3 86599 161 4 Andrew Robinson Wie der Hieroglyphen Code geknackt wurde Das revolutionare Leben des Jean Francois Champollion WBG Darmstadt 2014 ISBN 3 8053 4762 6 Belletristik Joel Polomski Gilles Faltrept Champollion heritier du peuple kagoth Association des collectionneurs de Figeac et ses environs Figeac 1990 ISBN 2 9502652 1 9 Comic Christian Jacq Der lange Weg nach Agypten Rororo Rowohlt Taschenbuch Band 22227 Rowohlt Reinbek 1998 ISBN 3 499 22227 2 Michael Klonovsky Der Ramses Code Rutten amp Loening Berlin 2001 ISBN 3 352 00575 3 Dokumentationen BearbeitenDas Geheimnis der Hieroglyphen Champollions Geniestreich TV Dokumentation Regie Jacques Plaisant ARTE Frankreich 2022 93 Minuten Neuer Aspekt Die Korrespondenz von fast 700 Briefen zwischen den beiden Brudern offenbarte die Strategie die schliesslich die Ubersetzung gelingen liess Filme BearbeitenMythos Agypten Jean Francois Champollion Wettlauf um den Hieroglyphen Code Memento vom 13 Februar 2007 im Internet Archive Doku Drama 90 Min 2 Teile Produktion ZDF Erstausstrahlung 27 August 2006 und 3 September 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jean Francois Champollion Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Jean Francois Champollion Quellen und Volltexte franzosisch Literatur von und uber Jean Francois Champollion im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Jean Francois Champollion in der Deutschen Digitalen Bibliothek Grammaire egyptienne de Champollion en ligne Edition 1836 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e ZDF Das Ratsel um die Erschaffung der Welt losen Memento vom 6 Juli 2007 im Internet Archive 29 Dezember 2021 Reinhard Kleindl Wie ein Nerd die agyptischen Hieroglyphen entzifferte In Der Standard 24 Oktober 2022 abgerufen am 25 September 2022 Berthold Seewald Ein 31 Jahriger entschlusselt die Hieroglyphen In Welt de vom 25 September 2012 Mitglieder seit 1663 Jean Francois Champollion Academie des Inscriptions et Belles Lettres abgerufen am 1 Januar 2021 franzosisch mit Kurzbiografie Champollion Mondkrater im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU WGPSN USGS Minor Planet Circ 12458 In Minorplanetcenter net abgerufen am 9 August 2022 Normdaten Person GND 118746219 lobid OGND AKS LCCN n79145670 NDL 00859684 VIAF 34454460 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Champollion Jean FrancoisKURZBESCHREIBUNG franzosischer SprachwissenschaftlerGEBURTSDATUM 23 Dezember 1790GEBURTSORT Figeac im Departement LotSTERBEDATUM 4 Marz 1832STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Francois Champollion amp oldid 233750342