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Die Geschichte des Bistums und Erzbistums Mainz reicht uber 1600 Jahre zuruck Der genaue zeitliche Ursprung der fruhchristlichen Gemeinde des romischen Mogontiacum liegt ebenso im Dunkeln wie der einer bischoflich verfassten Kirche in der Stadt Ein Bistum Mainz kann jedoch ab etwa 368 als gesichert gelten Zwischen 780 und 782 zum Erzbistum erhoben war die Kirche von Mainz mit ihren zeitweise bis zu 15 Suffraganbistumern jahrhundertelang die grosste Kirchenprovinz nordlich der Alpen Der Erzbischof von Mainz spielte schon fruh eine herausgehobene Rolle im Heiligen Romischen Reich Er war seit dem 10 Jahrhundert Reichserzkanzler fur den deutschen Reichsteil und seit dem 13 Jahrhundert einer der sieben Kurfursten denen das alleinige Recht zur Konigswahl zustand Das Erzbistum und das Kurfurstentum Mainz in dem der Bischof zugleich weltlicher Herrscher war wurden 1803 infolge der Franzosischen Revolutionskriege durch den Reichsdeputationshauptschluss aufgehoben und als Suffragandiozese neu gegrundet Seit 1821 gehort das Bistum zur Kirchenprovinz Freiburg BistumswappenDie Mainzer Kirchenprovinz um das Jahr 1000Codex Balduini Trevirensis Die Sieben Kurfursten wahlen Graf Heinrich von Luxemburg zum Konig Die Kurfursten durch die Wappen uber ihren Kopfen kenntlich sind von links nach rechts die Erzbischofe von Koln Mainz und Trier der Pfalzgraf bei Rhein der Herzog von Sachsen der Markgraf von Brandenburg und der Konig von Bohmen Der Gewahlte wird am Wahlort Frankfurt am Main zum Konig erhoben und gekront Seine Salbung und Weihe erfolgten in der Pfalzkirche Karls des Grossen in Aachen um 1340 Landeshauptarchiv Koblenz Best 1 C Nr 1 fol 3b Inhaltsverzeichnis 1 Romische und frankische Zeit 1 1 Anfange 1 1 1 Erste Zeugnisse 1 1 2 Entstehung einer bischoflich verfassten Kirche 1 1 3 Exkurs Die ersten Kathedralbauten 1 2 Neubeginn in frankischer Zeit 1 3 Sidonius als Bischof von Mainz 1 4 Verfall christlichen Lebens 1 5 Bonifatius 1 6 Mainz wird Erzbistum 1 7 Entstehung der Mainzer Kirchenprovinz 1 8 St Alban 200 Jahre geistiges Zentrum des Erzbistums 1 9 Exkurs Primatialgewalt des Mainzer Erzbischofs 2 Mittelalter 2 1 Ottonisch salische Reichskirche 2 2 Erzbischof Willigis des Kaisers und des Reiches Vater 2 3 Aribo und Bardo 2 4 Investiturstreit 2 5 Stauferzeit 2 5 1 Neue Machtanspruche 2 5 2 Zeit Friedrich Barbarossas 2 5 3 Mainzer Schisma von 1165 2 5 4 Zweite Amtszeit Konrads I von Wittelsbach 2 5 5 Zweites Mainzer Schisma von 1200 2 5 6 Amtszeit Friedrichs II 2 6 Bis zum Ende des 13 Jahrhunderts 2 7 Der Reichspolitiker Erzbischof Peter von Aspelt 2 8 Unruhige Verhaltnisse im 14 Jahrhundert 2 8 1 Schisma von 1328 2 8 2 Abspaltung der Suffraganbistumer Prag und Olmutz 2 8 3 Erneutes Schisma im Jahre 1346 2 8 4 Grosses Abendlandisches Schisma 2 9 15 Jahrhundert 2 9 1 Konflikte 2 9 2 Mainzer Stiftsfehde 2 9 3 Zweite Amtszeit Diethers von Isenburg 2 9 4 Berthold von Henneberg 3 Reformation 3 1 Beginn der Reformation 3 2 Auswirkungen der Reformation auf das Erzbistum 3 2 1 Pfaffenkrieg und Verlust Hessens 3 2 2 Bauernkriege 3 3 Ablehnung der Reformation 3 4 Katholische Reformbewegung 3 5 Weg zum Religionsfrieden 3 6 Gegenreformation 3 7 Religiose Erneuerung und Neuorientierung 4 Dreissigjahriger Krieg 5 Vom Ende des Dreissigjahrigen Kriegs bis zur Aufklarung 5 1 Pontifikat Johann Philipps von Schonborn 5 2 Pontifikate von 1673 bis 1695 5 3 Zeit des Barock 5 3 1 Zeit Lothar Franz von Schonborn 5 3 2 Nachfolger Lothars von Schonborn 6 Aufklarung 6 1 Reformprozess unter Johann Friedrich Karl von Ostein 6 2 Durchsetzung der Aufklarung 7 Untergang von Erzbistum und Kurstaat 7 1 Auswirkungen der Franzosischen Revolution 7 2 Ende des Erzbistums 7 3 Reichsdeputationshauptschluss 8 Neubeginn Das Bistum Mainz 8 1 Unter franzosischer Herrschaft 8 2 Neuumschreibung 8 3 Das Bistum und die hessisch darmstadtische Landesregierung 8 4 Kulturkampf 9 20 Jahrhundert 9 1 Weimarer Republik 9 2 Nationalsozialismus 9 3 Nachkriegszeit Reform und Gegenwart 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Einzelnachweise 13 WeblinksRomische und frankische Zeit Bearbeiten nbsp Mainz und seine Kirchen in spatromischer und frankischer ZeitAnfange Bearbeiten Erste Zeugnisse Bearbeiten Wann das Christentum Einzug in Mainz hielt ist nicht bekannt 1 Bisweilen wird davon ausgegangen dass die ab dem Jahr 43 in Mainz stationierte 22 Legion das Christentum nach Mainz gebracht hat Bis zum Ende der Amtszeit des Kaisers Marc Aurel 180 lassen sich jedoch keine Christen im romischen Heer sicher belegen 2 Auch die anderen Erklarungen wonach das Christentum durch Handler Kaufleute oder Sklaven in die Region gekommen sei lassen nicht darauf schliessen dass es in jener Zeit bereits eine hierarchisch gegliederte Gemeinde mit einem Bischof an der Spitze gegeben hat 3 Der Lyoner Bischof Irenaus erwahnt in seiner Schrift Gegen die Haretiker Adversus haereses Christen die im mittelrheinischen Raum leben 4 Irenaus spricht von den Germanien und bezieht sich damit auf die beiden germanischen Provinzen Germania superior und Germania inferior Die Hauptstadte der beiden Provinzen waren Mogontiacum Mainz und die Colonia Claudia Ara Agrippinensium Koln Es kann also angenommen werden dass er sich auf ein christliches Leben in diesen Gemeinden bezog 5 Ob dies jedoch auch bedeutet dass die Mainzer Christen einen Bischof an der Spitze hatten ist eher unwahrscheinlich Mainz war als Garnisonsstadt vom romischen Heer gepragt was sich in Verbindung mit dem dadurch dominierenden Kaiserkult hemmend auf die Ausbreitung des Christentums in der Stadt ausgewirkt haben wird Genauere Zeugnisse uber ein christliches Leben in der Stadt sind nicht uberliefert Auch sind in den umliegenden Regionen fur diese Zeit keine Bischofe bezeugt 6 Es ist daher davon auszugehen dass sich das Christentum in Mogontiacum erst in spaterer deutlich nach der Mailander Vereinbarung anzusetzender Zeit durchgesetzt hat Entstehung einer bischoflich verfassten Kirche Bearbeiten Wann diese Gemeinde zum ersten Mal von einem Bischof geleitet wurde kann heute nicht mehr genau bestimmt werden 346 ist nach alteren Handschriften erstmals von einem Mainzer Bischof namens Martinus die Rede Sein Name findet sich als Martinus episcopus Mogontiacensium in den Akten der Kolner Synode die in diesem Jahr 12 Mai 346 zusammengetreten sein soll um den Bischof Euphrates von Koln wegen Vertretung arianischer Thesen abzusetzen 7 Die Akten der angeblichen Synode gelten jedoch heute als spatere Falschungen Sie sind in einer Handschrift des 10 Jahrhunderts uberliefert beziehen sich aber wohl auf die Vita Maximini als Primarquelle Die Vita Maximini eine Lebensbeschreibung des Trierer Bischof Maximin durch seinen Nachfolger Milo entstand im 8 Jahrhundert Der Trierer Bischof bekampfte damals den von Bonifatius verfolgten Plan Koln zum frankischen Erzbistum zu machen Milo konnte beabsichtigt haben das Ansehen Kolns mit dieser Geschichte zu beschadigen 8 Der Falscher der Akten im 10 Jahrhundert ubernahm wohl eine Liste mit von Athanasius uberlieferten Bekampfern des Arianismus Die Bischofssitze der Genannten erganzte der Falscher demnach selbst und machte Martinus zum Bischof von Mainz das unter dem Patrozinium des Hl Martin stand 9 Martinus taucht ansonsten nur noch in dem ebenfalls auf das 10 Jahrhundert datierten Codex Bernensis auf allerdings unter dem Namen Marinus Da im genannten Codex die Mainzer Bischofsliste unmittelbar und ohne Absatz an eine Aufzahlung der romischen Papste die mit Stephan VIII 939 942 endet dessen Nachfolger Marinus II 942 946 war kann davon ausgegangen werden dass mit dem genannten Marinus in Wirklichkeit der romische Papst gemeint gewesen ist 10 auch wenn die Frage nicht endgultig zu klaren ist 11 Die in den Bischofslisten uberlieferten fruhen Namen lassen sich demnach nicht belegen Ganz sicher eine Falschung ist der in einigen Abhandlungen genannte erste Bischof Creszenz der Apostelschuler discipulus Pauli gewesen sein und im ersten Jahrhundert in Mainz residiert haben soll Er entsprang dem Ansinnen spaterer Schreiber die Anfange der Mainzer Kirche in die Apostelzeit zuruckzuverlegen und damit den Vorrang des Bistums zu untermauern Obwohl also keine Namen aus dem 4 Jahrhundert sicher uberliefert sind kann kein Zweifel bestehen dass sich in Mainz in den nachkonstantinischen Jahrzehnten eine Kirche mit einem Bischof an der Spitze entwickelt hat 12 Indizien hierfur sind eine Grussadresse des Bischofs Hilarius von Poitiers aus dem Jahr 358 359 sowie der Bericht des romischen Geschichtsschreibers Ammianus Marcellinus uber die Plunderung der Stadt durch den Alamannenfursten Rando 368 13 Ammianus berichtet von einer grossen christlichen Gemeinde die von dem Uberfall wahrend der Feier eines hohen Festes moglicherweise Ostern uberrascht wurde 14 Eine grosse Gemeinde in einer Stadt aber wird von einem Bischof gefuhrt worden sein Auch die weiteren Zeugnisse der Mainzer Kirche stehen im Zusammenhang mit kriegerischen Aktionen 406 uberfielen die Alanen und Vandalen die Stadt Nach dem Martyrologium des Rabanus Maurus erlitt ein gewisser Alban bei diesem Uberfall das Martyrium Zu seinen Ehren errichtete man 413 vor den Toren der Stadt die St Albansbasilika Diese Kirche spater durch grossere Bauten ersetzt war im fruhen Mittelalter die weitaus wichtigste Kirche des Erz Bistums Alban war nicht der einzige der den Uberfall nicht uberlebte Der Kirchenvater Hieronymus berichtet in einem Brief Mainz die einst hochgeruhmte Stadt haben sie eingenommen und vollig zerstort In der Kirche wurden viele tausend Menschen niedergemacht 15 451 wurde Mainz von den Hunnen gesturmt und wiederum zerstort Moglicherweise erlitt der Mainzer Bischof Aureus der in der altesten unerganzten Bischofsliste den in einem Munchener Codex aus dem 16 Jahrhundert erhaltenen Fuldaer Totenannalen von 923 als erster genannt wurde dabei das Martyrium 16 Die romische Herrschaft in Mainz war damit beendet Die das Stadtgebiet in Besitz nehmenden Alamannen brachten ihre heidnischen Kulte mit was die Weiterentwicklung des Christentums erschwerte Dennoch kann in dieser Zeit anhand von Grabfunden auf eine Kontinuitat des Christentums geschlossen werden 17 Ob dies auch fur die Existenz eines Bischofs gilt ist dagegen unklar Die Bischofslisten reissen am Ubergang zur frankischen Zeit ebenso ab wie die in Koln 18 In Mainz setzen sie erst wieder mit Sidonius ein der im 6 Jahrhundert im Mainz der Merowingerzeit residierte Exkurs Die ersten Kathedralbauten Bearbeiten nbsp Die St JohanniskircheEine von einem Bischof geleitete Kirche bedeutet notwendigerweise dass in Mainz auch eine Kathedrale existiert haben muss Der Standort einer offiziellen romischen Bischofskirche sowie deren Entstehungszeit sind nach wie vor unklar und werden in Fachkreisen kontrovers diskutiert Die archaologischen Befunde geben nur wenig Auskunft genauere Untersuchungen und Ausgrabungen haben in den vergangenen Jahrzehnten nicht stattgefunden 19 Da es jedoch eine reiche Quellenlage gibt sind Standort und Umfang der Kathedrale und ihrer Nebenbauten Gegenstand bestandiger Diskussionen 20 Als sicher kann nur gelten dass der heutige Dombau nicht auf die Fundamente eines Vorgangerbaus gesetzt wurde 19 Stattdessen wurden entsprechende Fundamente aus spatromischer Zeit bei Ausgrabungen unter der St Johanniskirche gefunden Es konnte sich dabei um die Kathedrale handeln deren Existenz der Bericht des Ammianus Marcellinus im Jahr 368 nahelegt 21 Die Johanniskirche wurde in spateren Quellen als Alter Dom Aldedoum bezeichnet In der Nahe dieses Doms ware dann wie der Dichter Venantius Fortunatus beschreibt von Bischof Sidonius ein Baptisterium errichtet worden Venantius schreibt auch dass Sidonius die alten Tempel erneuert habe Aus dieser Zeit stammt vermutlich das Martinuspatrozinium des Domes 22 Nachdem das Domstift im 10 11 Jahrhundert in den Neubau des Willigis beziehungsweise des Bardo ubergesiedelt war ware dann das Martinspatrozinium auf die neue Domkirche ubergangen wahrend die alte Kirche das Johannespatrozinium des im Komplex des Johannesstifts aufgegangenen Baptisteriums ubernommen hatte 22 Neben diesem Erklarungsversuch existieren weitere Deutungen 23 die aber ebenfalls alle nicht auf archaologische Nachweise gestutzt werden konnen Neubeginn in frankischer Zeit Bearbeiten Das frankische Reich bestand zunachst aus einigen Kleinfurstentumern Das anderte sich unter Konig Chlodwig I dem die Errichtung eines frankischen Grossreiches gelang Um 498 liess er sich auf Grund eines Gelubdes taufen was ein entscheidender Moment in der Geschichte des abendlandischen Christentums und somit auch der Diozese Mainz war Chlodwig berief 511 ein Reichskonzil ein das neue kirchliche Strukturen schaffen sollte Ein Vertreter aus Mainz war dabei allerdings nicht zugegen 24 Seine Nachfolger Theuderich I 511 534 und Theudebert I 534 548 ubernahmen die Durchsetzung der Beschlusse Dazu setzten sie auf aquitanische Kleriker die sie bevorzugt auf die Bischofsstuhle ihres Reiches hoben Nach Mainz schickten sie den aus dem Rhone Loire Gebiet stammenden Sidonius Wann Sidonius genau in Mainz eintraf ist nicht bekannt Sicher ist dass er 566 noch in Mainz weilte wo er den Dichter Venantius Fortunatus beherbergte der ihn spater in seinen Versen verewigte Sidonius ist damit der erste mit Sicherheit nachweisbare Bischof von Mainz Sidonius als Bischof von Mainz Bearbeiten Unter Sidonius kam die christliche Gemeinde wieder zu Ansehen Venantius berichtet dass der Bischof die Stadt vor dem weiteren Verfall bewahrt habe den Dom und andere Kirchen erneuert sowie ein Baptisterium und weitere Kirchen erbaut habe Ab diesem Zeitpunkt fuhrte der Dom wie alle seine Nachfolgerbauten das Patrozinium des frankischen Nationalheiligen Martin von Tours Sidonius hinterliess geordnete Verhaltnisse und eine gefestigte Gemeinde Mit seinem Nachfolger Sigimundus begann die Reihe der frankischen Bischofe Uber sie ist nicht sehr viel bekannt Oftmals fehlen sogar Informationen uber ihren genauen Namen wie auch uber die Reihenfolge ihrer Pontifikate Fest steht dass die Mainzer Kirche ab dem 7 Jahrhundert einen immer grosseren Einfluss im Reich erlangte 25 Die Bischofe waren meist verdiente Beamte des jeweiligen Konigs fur die das Erlangen der Bischofwurde der Abschluss ihrer Karriere war Fur die geistliche Leitung der Diozese stellte diese Politik naturgemass einen Nachteil dar Die Bedeutung des Bischofssitzes stieg parallel mit der Bedeutung der Stadt Durch die frankische Expansionspolitik war Mainz schon langere Zeit kein ostlicher Vorposten mehr sondern vielmehr Bindeglied zu den neu erschlossenen Missionsgebieten in Hessen und Thuringen Mit dem Reich dehnte sich auch das Bistum auf wetterauische und thuringische Gebiete aus Im 8 Jahrhundert kamen die Gebiete um Aschaffenburg hinzu welche im spateren Kurstaat das so genannte Oberstift bilden sollten Mit der Grundung der Diozese Wurzburg 741 wurde die Ostgrenze des Bistums endgultig festgelegt Im Westen konnte sich die Mainzer Kirche vor allem auf das gunstig an der Nahemundung gelegene Bingen stutzen Dahinter grenzte die Diozese an das Bistum Trier Verfall christlichen Lebens Bearbeiten Trotz des Verbotes des heidnischen Kultes und der Annahme des Christentums konnte sich dieses im Frankenreich nur muhsam durchsetzen Zwar war die frankische Kirche in 125 Bistumern und 11 Kirchenprovinzen strukturell scheinbar gut organisiert die innere Annahme der christlichen Lehre durch die Bevolkerung konnte allein dadurch aber nicht erreicht werden Das Frankische Eigenkirchensystem nach dem das Sippenoberhaupt nach alten germanisch heidnischen Vorstellungen die Aufsicht uber den Kult fuhrte behinderte dies zusatzlich Das Sippenoberhaupt stellte den Priester an was zu einer Lockerung der Verbindung zum Ortsbischof und zu einer Abhangigkeit des eigentlich als religioser Lehrer fungierenden Priesters von der jeweiligen Sippe fuhrte Dazu kam dass der frankische Hausmeier Karl Martell die Bischofssitze uberall von Gefolgsleuten besetzen liess ohne auf deren Qualifikation fur die geistliche Aufgabe zu achten Die Metropolitanverfassung ging unter das christliche Leben verfiel Bonifatius Bearbeiten nbsp Statue des Bonifatius vor dem Mainzer DomDieser Prozess konnte erst durch die Iro schottische Mission aufgehalten werden die 581 vom irischen Monch Columban von Luxeuil begonnen wurde Fortgesetzt wurde sie auch von englischen Monchen deren bedeutendster Vertreter der 672 in Wessex geborene Benediktinermonch Winfrid war Winfrid reiste 719 nach Rom um sich dort von Papst Gregor II 715 731 als Missionar beauftragen zu lassen Er erhielt den Beinamen Bonifatius und wurde offizieller Germanenmissionar 722 weihte der Papst ihn uberdies zum Bischof ohne festen Sitz 723 kehrte Bonifatius in die thuringischen Missionslande zuruck wo er so erfolgreich war dass ihn Papst Gregor III 731 741 732 zum Erzbischof ernannte mit dem Recht Bischofe einzusetzen Spater erfolgte gar seine Ernennung zum papstlichen Legaten 26 Im Jahre 742 oder auch erst 743 berief Bonifatius eine Synode ein um dort die Reform der kirchlichen Organisation zu beschleunigen 27 Die Synode sah die Errichtung einer ostfrankischen austrasischen Kirchenprovinz mit Sitz in Koln vor Diese sollte die Suffraganbistumer Tongern Maastricht Utrecht Mainz Worms Speyer Buraburg Wurzburg und Erfurt umfassen Erster Metropolit der Kirchenprovinz wollte Bonifatius selbst werden Aus diesem Grund verwehrte sich die frankische Adelsopposition den Planen der Synode Das uberaus bedeutende Koln sollte nicht Sitz eines angelsachsischen Erzbischofs werden 747 48 scheiterte der Plan endgultig Bonifatius blieb daher nur das Bistum Mainz dem er sich nicht sehr verbunden fuhlte Dort hatte er 745 den wegen ausgeubter Blutrache fur seinen Vater fur unwurdig befundenen Gewiliobus als Bischof abgesetzt und hatte dessen Amt wohl auch selbst sofort ubernommen 28 752 weihte Bonifatius seinen langjahrigen Begleiter Lullus in Mainz zum Chorbischof eine fruhe Form des heutigen Weihbischofs Nachdem Bonifatius 754 auf einer Missionsreise das Martyrium erlitten hatte wurde Lullus sein Nachfolger auf dem Mainzer Bischofsthron Mainz wird Erzbistum Bearbeiten nbsp Statue des Hl Lullus in HersfeldAls Lullus Diozesanbischof von Mainz wurde war Mainz weder Erzbistum noch verfugte es uber ein besonderes politisches Gewicht im Reich welches zuvor vor allem in der Person Bonifatius begrundet gewesen war Die Friesenmission ubernahm der Abt von Utrecht die Rolle des bedeutendsten Kirchenmannes im austrasischen Reich fiel Chrodegang von Metz 766 zu Es hatte daher den Anschein dass Mainz in der zukunftigen Kirchengeschichte eine eher unbedeutende Rolle spielen sollte Trotzdem bemuhte sich Lullus der sich als legitimer Erbe des Bonifatius ansah seiner Diozese Bedeutung zu verschaffen Dazu versuchte er zunachst Metropolit der Rheinbistumer Speyer Worms und Utrecht zu werden Dies scheiterte jedoch Daher wandte sich Lullus dem hessisch thuringischen Raum zu Er erreichte dass die von Bonifatius gegrundeten Bistumer Erfurt und Buraburg bei Fritzlar nicht wieder besetzt wurden sondern dem Bistum Mainz einverleibt wurden Dadurch vergrosserte sich das Bistum flachenmassig stark Die Bedeutung des Bistums und dessen Bischofs nahm im Reich ebenfalls deutlich zu Nie allerdings sollte es Lullus und seinen Nachfolgern gelingen das damals beruhmte Kloster Fulda unter die Jurisdiktion der Mainzer Oberhirten zu bringen 765 wurde Fulda Reichsabtei und blieb es fast ein Jahrtausend lang ehe es schon im Untergang begriffen 1755 doch noch Suffragan von Mainz wurde Da das reichsunmittelbare Fulda als Stutzpunkt fur die Seelsorge und Mission der Sachsen ausfiel grundete Lullus um 770 die Abtei Hersfeld Hersfeld wurde zum Stutzpunkt der Sachsenmission unter Konig Karl und erlangte so uberregionale Bedeutung die nicht zum Schaden der Mainzer Kirche und ihres Oberhirten Lullus war der bis zu seinem Tod Abt des Klosters blieb und auch dort begraben wurde Denn Karl hatte erkannt dass Mainz fur seine Politik der Sicherung des Frankenreiches und Christianisierung der Sachsen eine strategisch gunstige Lage besass Er behandelte die Diozese und ihren Bischof daher mit Wohlwollen welches sich noch steigerte als Erzbischof Chrodegang von Metz 766 starb Dessen Einfluss am Hof behinderte bis dahin eine Aufwertung der Diozese Mainz Zwischen 780 und 782 hatte Lullus in seinem Streben nach der Erzbischofswurde schliesslich Erfolg Papst Hadrian I erhob Mainz unter nicht genauer bekannten Umstanden 29 zum Erzbistum Bezuglich der Suffragane die ihm kunftig unterstehen sollten behalf sich Lullus mit der Verfalschung des 747 48 gegenstandslos gewordenen Ernennungsdekrets fur Bonifatius als Erzbischof der neu zu grundenden Erzdiozese Koln 30 Er erhielt so mindestens die Bistumer Worms Speyer Wurzburg und Eichstatt Koln wurde dagegen erst 795 Erzbistum Moglich aber nicht bewiesen ist dass Koln bis dahin ebenfalls zur Mainzer Kirchenprovinz gehort hat 31 Entstehung der Mainzer Kirchenprovinz Bearbeiten nbsp Das Erzbistum Mainz und seine Suffragansitze bis 1803Lullus Nachfolger Richulf 787 813 stammte als erster Mainzer Erzbischof aus dem Rhein Main Gebiet Ihm gelang es die junge Kirchenprovinz so auszudehnen dass sie schliesslich nach Rom zum grossten Metropolitanverband der Lateinischen Kirche wurde Zunachst kamen die schwabisch alemannischen Bistumer Konstanz und Strassburg hinzu Nach einer Entscheidung des mittlerweile zum Kaiser gekronten Karl folgten 804 die nach der abgeschlossenen Sachsenmission neugegrundeten Bistumer Paderborn Halberstadt Verden und Hildesheim Nach dem Vertrag von Verdun 843 kam auch das Bistum Chur zu Mainz Chur hatte bis dahin zum Erzbistum Mailand gehort das nunmehr lotharingisch war Spatestens 847 muss auch Augsburg zur Kirchenprovinz gehort haben da in diesem Jahr ein Augsburger Bischof an der Mainzer Synode teilnahm 948 erhielt Mainz ausserdem die neugegrundeten Bistumer Havelberg und Brandenburg als Suffragane behielt diese jedoch nur bis 968 als sie zugunsten des neugegrundeten Erzbistums Magdeburg abgetrennt wurden Als Ausgleich kamen 973 die Bistumer Prag und Olmutz zur Mainzer Kirchenprovinz Der Einfluss der Mainzer Oberhirten auf die Suffragane war hochst unterschiedlich ausgepragt Offizielle Befugnisse hatten und haben die Erzbischofe in ihrer Kirchenprovinz nur in Ausnahmefallen Wichtiges Instrument zur Fuhrung der Kirchenprovinz waren die Provinzialsynoden auf denen die wichtigen theologischen und organisatorischen Fragen beraten wurden Die Beschlusse konnten jedoch langst nicht in jedem Fall durchgesetzt werden auch erschienen die eingeladenen Bischofe nicht immer Ort dieser Synoden war in der Fruhzeit des Erzbistums die Klosterkirche St Alban St Alban 200 Jahre geistiges Zentrum des Erzbistums Bearbeiten nbsp St Alban vor Mainz im Jahr 1631782 wurde der angelsachsische Benediktiner Alkuin Leiter der Aachener Hofschule die von Kaiser Karl dem Grossen zur Forderung einer kulturellen Einigung des Reichs gegrundet worden war Alkuin war einer der bedeutendsten Gelehrten jener Zeit und daher Mittelpunkt des gelehrten Kreises der Hofschule zu dem auch Richulf und der 780 in Mainz geborene Rabanus Maurus gehorten Beide wurden spater Erzbischofe von Mainz Richulf grundete nach einem Gebot Kaiser Karls in Mainz eine Schule ersetzte dazu die romische Basilika St Alban durch einen grossen Neubau und grundete dort 796 ein Benediktinerkloster Damit hatte er seinem Sprengel ein wichtiges geistiges Zentrum geschaffen welches sowohl als Versammlungsort als auch als Grablege der Mainzer Erzbischofe dienen sollte nbsp Rabanus Maurus links unterstutzt von Alkuin Mitte ubergibt sein Werk an Erzbischof Otgar von Mainz rechts Darstellung aus manuscriptum Fuldense um 830Unter dem Pontifikat des als Praeceptor Germaniae Lehrer Deutschlands bezeichneten Rabanus erlebte die Klosterschule von St Alban ihre Blutezeit Noch heute befinden sich in Mainzer Bibliotheken Kostbarkeiten aus der Mainzer Schreibstube wie die Klosterschule damals bezeichnet wurde Zwischen 813 und 1084 fanden fast alle in Mainz abgehaltenen Synoden Konzilien und Reichstage in St Alban statt Mit einer Lange von 75 Metern war die Kirche fur die damalige Zeit uberaus grosszugig angelegt und bot als eine der wenigen genugend Platz fur grossere Versammlungen Zwar wuchs in Mainz seit 975 der Domneubau empor doch brannte der Neubau in den ersten hundert Jahren seines Bestehens haufig ab so dass es oft bei St Alban als Tagungsort blieb Da die kirchliche und politische Struktur im Reich keineswegs festgeschrieben war kam es im 9 und 10 Jahrhundert vor allem nach dem Tod Kaiser Karls und den nachfolgenden Wirren zu einer sehr regen Synoden und Konzilstatigkeit Die Jahrhunderte wurden uberdies von den Kriegen gegen die Normannen gepragt an denen auch die Mainzer Erzbischofe teilnahmen Zu Zeiten der Erzbischofe Liutbert 863 889 und Sunderolt 889 891 aber gab es bereits das Streben die Geschicke der Stadt Mainz massgeblich zu beeinflussen Das machte eine Verlagerung des diozesanen Zentrums von St Alban welches vor den Toren der Stadt lag zuruck in die Innenstadt notig Sunderolts Nachfolger Hatto I 891 913 wollte auch die Domkirche wieder mehr in den Mittelpunkt rucken und ordnete umfangreiche Verschonerungsmassnahmen an seiner Kathedrale an Bei dieser Kirche handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die heutige St Johanniskirche 32 Die Politik Hattos wurde von seinen Nachfolgern fortgesetzt so dass der Erzbischof in spateren Jahren als Stadtherr auftrat Exkurs Primatialgewalt des Mainzer Erzbischofs Bearbeiten Die historische Entwicklung hatte aus dem Mainzer Bischofssitz seit Bonifatius wie aufgezeigt ein bedeutendes Amt im Reich gemacht Die politische und kirchliche Funktion des Bischofs begrundeten eine tatsachliche Vorrangstellung gegenuber den anderen Bischofssitzen des Reichs Um 900 wird Hatto I im Sendhandbuch des Abts Regino von Prum als Primas von ganz Germanien bezeichnet 33 Dieser Primat ist dem Mainzer Erzbischof jedoch nie rechtlich verliehen worden 34 Es stellt sich daher die Frage wie die Bezeichnung des Mainzers als Primas Germaniae einzuordnen ist Die Begrundung fur den Primat ergab sich aus drei Aspekten Da war zunachst die Bonifatiustradition auf die sich spater auch Erzbischof Friedrich bezog als er das Vikariatsprivileg erbat 35 Bonifatius hatte Privilegien besessen die uber die eines gewohnlichen Metropoliten herausragten Ein weiterer Aspekt war die Grosse des Erzbistums seitdem die Bistumer Erfurt und Buraburg eingegliedert worden waren und des Metropolitanverbands der zeitweise 15 Suffraganbistumer umfasste Hinzu kam als letzter Aspekt die politische Position des Erzbischofs als Erzkapellan erstmals 870 an Erzbischof Liutbert verliehen und spater die Wurde des Erzkanzlers die mit dem ersten Sitz am Konigsthron verbunden war 36 Dieser so begrundete Mainzer Primat bedeutete jedoch nie mehr als die gewohnheitsrechtliche Prazedenz also den Ehrenvorrang vor den anderen Bischofen Zur Ausbildung eines Primats im rechtlichen Sinne als einer hierarchisch gefassten Instanz zwischen Papst und Metropoliten ist es im Abendland nie gekommen 37 Dazu kam noch dass auch der Trierer Erzbischof die Rechte eines Primas beanspruchte und seit 968 auch der Erzbischof von Magdeburg Um aus dem Primat Befugnisse ableiten zu konnen mussten die Mainzer Erzbischofe daher die Privilegien eines Vikars oder Legaten vom Papst erbitten wie es im 10 Jahrhundert wiederholt geschah Diese Privilegien blieben jedoch stets an die Person des jeweiligen Erzbischofs gebunden Ab dem 11 Jahrhundert nahmen die Erzbischofe von sich aus ein standig mit dem Mainzer Erzstuhl verbundenes Vikariat und eine standige Legation an 38 was einen jurisdiktionellen Primat bedeutet hatte Die Vikar oder Legatenwurde ist jedoch nie rechtlich auf den Mainzer Bischofssitz als solchen ubertragen worden 39 Der Mainzer Primat bedeutete daher bis zum Ende des Reichs 1806 stets nur einen Ehrenvorrang Mittelalter BearbeitenOttonisch salische Reichskirche Bearbeiten nbsp Ottos Sieg uber Berengar II Illustration einer Handschrift der Weltchronik Ottos von Freising um 1200 Mailand Biblioteca Ambrosiana Ms f 129sup Otto I Theotonicorum rex empfangt als Zeichen der Unterwerfung ein Schwert vom links knienden Konig der mit Beringarius bezeichnet wird Der Gefolgsmann Ottos rechts tragt ein Schwert mit der Spitze nach oben als Zeichen der Richtgewalt Entscheidend fur das Erzbistum Mainz im Mittelalter wobei mit Mittelalter hier eine engere zeitliche Definition gemeint ist war das Entstehen der Ottonisch salischen Reichskirche Gegen Ende des 9 Jahrhunderts wurde immer klarer dass die karolingische Idee vom Gesamtreich zum Scheitern verurteilt war Die karolingischen Herrscher waren nicht in der Lage dem Reich Einheit und Schutz zu gewahren 40 919 wahlten die Fursten den Sachsen Heinrich I 919 936 zum neuen Konig Dieser war ein Verfechter eines eigenstandigen deutschen Reichs 921 erfolgte daher im Vertrag von Bonn die Teilung des Reiches in Deutschland und Frankreich Stand der neue Konig dem machtigen Episkopat zunachst skeptisch gegenuber so gab er diese Politik 922 23 auf und ernannte den Mainzer Erzbischof Heriger zum Erzkapellan der koniglichen Hofkapelle Aus diesem Posten entwickelte sich in der Mitte des 11 Jahrhunderts 41 das Amt des Reichserzkanzlers Heinrichs Nachfolger Otto I 936 973 fuhrte die Politik seines Vaters noch konsequenter fort Nach karolingischer Tradition liess er sich direkt nach der Wahl in Aachen kronen und salben Die Handlungen nahm der Mainzer Erzbischof Hildebert 927 937 vor obwohl Aachen nicht in der Mainzer Kirchenprovinz lag Dem neuen Konig jedoch erschien der Mainzer als Reprasentant der Bischofe und der Kirche seines Reiches weswegen ihm die Kronungshandlung zukam 42 Dieses Kronungsrecht konnten die Mainzer Erzbischofe bis 1024 gegen Kolner Anspruche behaupten Otto I bemuhte sich das Konigtum gegenuber dem Stammesherzogtum zu starken Da er die Erblichkeit der Amter und Wurden anerkannte suchte er nach einer Moglichkeit dies zu umgehen und starkte so die Position der erbenlosen Bischofe Er belehnte sie mit hochsten Reichsamtern Gutern und koniglichen Privilegien und stellte sie mit den weltlichen Fursten auf eine Stufe Von diesem Zeitpunkt an war der Bischof nicht mehr nur Oberhirte seiner Diozese sondern auch Reichsfurst dessen Einsetzung Investitur der Konig sich selbst vorbehielt Die Hofkapelle machte Otto I dabei zur Zentrale seiner Reichspolitik was dem Mainzer Erzbischof uberregionalen Einfluss sicherte Otto I verlangte im Umkehrschluss aber auch absolute Loyalitat seiner bischoflichen Fursten was Erzbischof Friedrich 937 954 zu spuren bekam Als er sich in Opposition zu Otto I stellte verlor er 953 sein Hofamt Der politische Einfluss bei Hofe schien daraufhin von Mainz nach Koln abzuwandern welches unter dem einflussreichen Erzbischof Brun eine Blute erlebte Den kirchlichen Einfluss dagegen vermochte Friedrich in seiner Amtszeit deutlich auszuweiten Unter Verweis auf angebliche Vorrechte der Mainzer Kirche seit Bonifatius erbat er von Papst Leo VII die Ernennung zum standigen Legaten Leo VII entsprach diesem Wunsch und ernannte Friedrich zum Vikar und Gesandten in ganz Germanien eine Ernennung die Friedrich Befugnisse uber seine Metropolitangewalt hinaus zugestand Allerdings bezeichnete Germania damals nur den rechtsrheinischen Teil des Reiches aber auch linksrheinisches Gebiet im heutigen Rheinhessen und der Vorderpfalz wahrend die Erzbischofe von Trier und Koln der Gallia und der Erzbischof von Salzburg dem Noricum zugeordnet waren Friedrich erwirkte daher ein weiteres Schreiben des Papstes das die Vikariatsgewalt Friedrichs uber Germania und Gallia klarstellte 43 Die Vorstellung Friedrichs von einem standigen Vikariat das auf Dauer mit der Person des Erzbischofs verbunden war wurde von Leo jedoch zuruckgewiesen Das Vikariat musste daher immer von neuem vom Papst verliehen werden was ein Abhangigkeitsverhaltnis begrundete 954 wurde Ottos Sohn Wilhelm 954 968 neuer Erzbischof von Mainz Wilhelm war 955 der erste Mainzer Oberhirte der sich als Diener des Heiligen Stuhls von Mainz sanctae Moguntinae sedis minister indignus bezeichnete und zwar in einem Brief an Papst Agapet II 946 955 44 Damit sollten die besonderen Beziehungen zwischen Mainz und Rom betont werden Zudem liess er sich das Vikariatsprivileg seines Vorgangers bestatigen 43 Wilhelm erreichte bei Agapet II dass das von Otto I gewunschte Erzbistum Magdeburg noch nicht gegrundet wurde und brachte es fertig dass ihn sein Vater trotz dieses Konflikts 965 wieder das Erzkapellanat ubertrug Dieses Amt 1036 von Heinrich III in Erzkanzleramt fur Deutschland umbenannt blieb nun bis zum Ende des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1806 mit dem Amt des Mainzer Erzbischofs verbunden Das Erzbistum Magdeburg wurde erst nach Wilhelms Tod 968 gegrundet Sein Nachfolger Hatto II 968 970 ein Neffe Ottos I stimmte der Errichtung aus Dankbarkeit fur seine Ernennung zu Sein Pontifikat blieb wie das seines Nachfolgers Rupert ohne Bedeutung fur die Geschichte des Erzbistums Erzbischof Willigis des Kaisers und des Reiches Vater Bearbeiten nbsp Ostfassade des Mainzer Doms 2007 Eine wichtige Zasur fur die Geschichte des Erzbistums stellt dagegen die Ernennung von Erzbischof Willigis 975 1011 zum Mainzer Oberhirten dar Der etwa 940 geborene Willigis arbeitete seit 969 in der kaiserlichen Hofkapelle und wurde 971 Kanzler Ottos I Nach dessen Tod 973 stieg er zum wichtigsten Berater Ottos II auf der ihn nach dem Tod Erzbischof Ruperts zum neuen Erzbischof und Erzkanzler ernannte Als solcher wurde Willigis zu einer wichtigen Stutze der Herrschaft Ottos II Willigis unterstutzte ihn im Kampf gegen Heinrich den Zanker und gegen die Sarazenen die Otto II auf seinem Italienzug 981 83 in seiner Eigenschaft als Schutzherr der Kirche bekampfte Politisches Ziel des Konigs war die enge Bindung Italiens an das Reich eine Konstellation die das ganze hohe Mittelalter und somit auch die Geschichte des Erzbistums Mainz entscheidend beeinflusste Zum Ende der Italienreise hielt Otto II 983 in Verona einen Reichstag ab zu dem auch Willigis gekommen war Dort nahm dieser die sogenannte Veroneser Schenkung entgegen 45 Sie umfasste nicht nur die Bestatigung der bisherigen Besitzungen in Mainz und Bingen sondern auch die Gebiete beiderseits der unteren Nahe die linksrheinischen Gebiete zwischen Ingelheim und Heimbach und den rechtsrheinischen Rheingau Diese Gebiete waren zusammen mit dem Stift Aschaffenburg die Keimzelle des spateren Kurstaates Der reichspolitische Anlass fur den Reichstag zu Verona war die Wahl Ottos III 983 1002 zum Konig und designierten Nachfolger seines Vaters Als Otto II noch im selben Jahr an Malaria starb fiel die Macht Otto III zu der damals jedoch erst drei Jahre alt war und somit einen Vormund brauchte Nach dieser Vormundschaft strebte Heinrich der Zanker der seine eigenen Herrschaftsanspruche noch immer nicht aufgegeben hatte und daher Otto III in seine Gewalt brachte Willigis gelang es aber den Ottonen die Macht zu erhalten Reichsverweser wurde nicht Heinrich sondern die Frau Ottos II die Kaiserin Theophanu Der Mainzer Erzbischof wurde ihr engster Berater und nach dem Tod der Kaiserin 991 als die Grossmutter Ottos III die Kaiserin Adelheid 999 Vormund des unmundigen Konigs wurde bis 994 eigentlicher Herrscher im Reich Aus diesen Diensten flossen dem Erzbistum enorme Einnahmen aus Tributzahlungen zu die es schliesslich zu einer der reichsten Diozesen uberhaupt machten Wahrend der Regierungszeit Ottos III traten haufiger Spannungen zwischen dem jungen Kaiser und seinem wichtigsten Reichsfursten auf Der Einfluss des Mainzers auf die Reichspolitik schwand daher und konnte erst nach dem Tod Ottos III wieder hergestellt werden als Willigis Heinrich II 1002 1024 als neuen Konig durchsetzte Uberaus bedeutend fur das Erzbistum war aber nicht nur die Reichspolitik des Erzbischofs an sich sondern eine andere Entscheidung die aber vermutlich mit dieser in engem Zusammenhang stand namlich dem Neubau des Mainzer Doms Neben der Ansicht dass Willigis schon zu Amtsantritt mit dem Mainzer Dom begann halt sich eine Gegenansicht dass Willigis spater mit dem Bau begann und zwar nachdem ihm durch ein papstliches Dekret indirekt die Moglichkeit genommen wurde in Aachen Konigskronungen vorzunehmen Dies aber beanspruchten die Mainzer Erzbischofe spatestens seit Erzbischof Hildebert von Mainz 927 937 als ihr gegebenes Recht Willigis konnte den neuen Dom den er wie die Aachener Kronungskirche mit bronzenen Turen versah als neue Kronungskirche erdacht und erbaut haben Tatsachlich sah es um die Jahrtausendwende eine Zeit lang so aus als konnte Mainz Aachen als Kronungsort ablosen Die Konige Heinrich II und Konrad II 1024 1039 wurden im Mainzer Dom gekront Der Neubau des Mainzer Doms war in seiner Grosse in der damaligen Zeit Stein gewordener Machtanspruch Nach dem Vorbild von Alt St Peter in Rom erbaut sollte der neue Mainzer Dom Staatsdom des Reiches werden und sein Erzbischof Stellvertreter des Papstes jenseits der Alpen Tatsachlich hatte Papst Benedikt VII Willigis in seiner Palliumsurkunde vom Marz 975 zu seinem Stellvertreter in tota Germania et Gallia ernannt In allen kirchlichen Angelegenheiten sollte der Mainzer Erzbischof den Vorrang gegenuber allen anderen Bischofen haben Aribo und Bardo Bearbeiten Willigis Nachfolger der Fuldaer Monch Erkanbald hinterliess keine tiefen Spuren in der Bistumsgeschichte Anders verhielt es sich mit dessen Nachfolger Erzbischof Aribo 1021 1031 Nachdem er anlasslich der Wahl und Kronung Konrads II am 8 September 1024 seine Anspruche durchgesetzt hatte schien die Frage des Kronungsrechts ein fur alle Mal geklart und Mainz den Vorrang vor Koln und Trier behaupten zu konnen Doch noch im selben Jahr kam der entscheidende Ruckschlag Aribo weigerte sich die in dritter Ehe mit Konrad verheiratete Gisela von Schwaben ebenfalls zu kronen Der Kolner Erzbischof Pilgrim sah seine Chance gekommen und vollzog die Kronung an der Stelle des Mainzers in Koln Wohl aus Verargerung uber den Mainzer Erzbischof liess sich Konrads Nachfolger Heinrich III 1039 1056 in Aachen vom Kolner Erzbischof kronen Aachen blieb danach von Ausnahmen abgesehen offizieller Kronungsort bis es von Frankfurt abgelost wurde Dies bedeutete auch dass der Kolner Erzbischof das Kronungsrecht behielt wahrend dem Mainzer Erzbischof das Wahleinberufungsrecht oblag Aribos Nachfolger wurde der um 980 in Oppertshofen geborene Bardo der wie Erkanbald vorher Monch in Fulda gewesen war Seine Amtserhebung verdankte er der Konigin Gisela mit der er verwandt war In die uber zwanzigjahrige Amtszeit Bardos fielen die Weihe des 1036 wieder aufgebauten Mainzer Doms und das Ende der Verklammerung zwischen Erzkapellanat und Erzkanzleramt Dem Mainzer blieb nur das Erzkanzleramt das nunmehr auf deutschen Reichsteil beschrankt war 46 Investiturstreit Bearbeiten nbsp Heinrich IV Ausschnitt aus einem Evangeliar aus St Emmeram nach 1106 Krakau Bibliothek des Domkapitels 208 fol 2vDie Schwache das Papsttums im 11 Jahrhundert liessen weitere Reformen notwendig werden Kaiser Heinrich III hob dazu ihm genehme Manner auf den Stuhl Petri die nicht mehr romischen Adelsfamilien entstammten sondern aus dem Reich kamen Sie brachten die im Reich schon lebendigen Reformbewegungen von Cluny und Gorze nach Rom Die Reformanstrengungen der Papste richteten sich vor allem gegen die Simonie und fur die Durchsetzung des Zolibats Einer der wichtigsten Vertreter dieser Reformpapste war der ehemalige Bischof von Toul Leo IX 1049 1054 Im Oktober 1049 kam er nach Mainz und hielt im neuen Dom eine grosse Kirchenversammlung ab an der auch Kaiser Heinrich III sowie 40 Reichsbischofe teilnahmen Den Nachfolger des 1054 gestorbenen Leo IX konnte Heinrich III auf einem Mainzer Hoftag noch nach eigenem Gusto bestimmen doch schon kurz darauf wurde in einer Schrift Humbert von Silva Candidas der Simoniebegriff aber so ausgedehnt dass auch die Laieninvestitur also die bestehende Ernennungspraxis von Bischofen durch den Konig unter die Simonie fiel Dies war der Auftakt zum so genannten Investiturstreit der unter Papst Gregor VII 1073 1085 seinen Hohepunkt erreichte Gregor VII verlangte vom Konig Gehorsam bei Bischofsernennungen und uberwarf sich deswegen mit Heinrich IV 1056 1106 der inzwischen Heinrich III nachgefolgt war Die deutschen Fursten darunter auch der neue Mainzer Erzbischof Siegfried I 1060 1084 verbundeten sich mit dem Konig gegen den Papst der darauf mit Bannstrafen und Exkommunikation reagierte Siegfried und andere Fursten schwenkten um und wahlten 1077 einen Gegenkonig Rudolf von Rheinfelden 1080 Beide wurden noch wahrend der Zeremonie von den konigstreuen Mainzer Burgern aus der Stadt gejagt Siegfried I blieb weiterhin der progregorianischen Partei treu auch als Gregor VII 1080 fur abgesetzt erklart wurde nachdem er Heinrich IV erneut gebannt hatte Grosseren Einfluss konnte er jedoch nicht mehr auf das Geschehen nehmen und zog sich in ein Kloster zuruck Auch der konigstreue Gegenpapst Klemens III 1080 1100 konnte das Erloschen des Investiturrechts des Konigs nicht mehr verhindern Dies hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Einheit zwischen Kirche und Staat Das ottonisch salische Reichskirchensystem hatte ausgedient Papst Urban II 1088 1099 erreichte durch Nachsichtigkeit und geschickte Politik eine Entscharfung der Situation Ihm lag vor allem an der Uberwindung des Schismas das durch die Erhebung von Gegenpapst Klemens ausgelost worden war Weitgehend unbestrittene Anerkennung als oberste Autoritat der abendlandischen Kirche erreichte er als er 1095 zum Kreuzzug aufrief Die Kreuzzugsbewegung fuhrte bald zur Entwicklung fanatischer Heerhaufen die vor dem Zug ins Heilige Land das judische Leben im Reich auszurotten gedachten Es kam zu schweren Pogromen gegen die judische Bevolkerung 1096 erreichten die Kreuzfahrerscharen des Grafen Emicho Mainz wo es seit Jahrhunderten eine grossere judische Gemeinde gab und belagerten die Stadt Am 27 Mai gelang es ihnen in die Stadt einzudringen Zwar konnten sich die Juden unter den Schutz des Erzbischofs Ruthard 1088 1109 fluchten dieser aber war mit dieser Aufgabe bald uberfordert und uberliess die Juden ihrem Schicksal Fast die ganze Gemeinde wurde ausgeloscht 47 nur wenigen gelang die Flucht Der Streit um die Laieninvestitur war aber auch nach der endgultigen Anerkennung Urbans im ganzen Abendland nicht vollig beigelegt Heinrich V 1106 1125 der Heinrich IV nach dessen Tod 1106 endgultig nachgefolgt war bestand auf dieses Recht und ubte es auch aus Er ernannte den ihm ergebenen Kanzler Adalbert I von Saarbrucken 1110 1137 zum neuen Erzbischof von Mainz Von ihm erhoffte er sich die Unterstutzung seiner Position gegenuber Papst Paschalis II 1099 1118 Am 4 Februar 1111 aber kam es zwischen Heinrich V und Paschalis II einen geheimen Vertrag nach dem Heinrich V auf die Laieninvestitur verzichtete wahrend der Papst im Gegenzug die Reichsbischofe unter Bannandrohung zur Ruckgabe ihrer Guter und Regalien bewegen sollte Dies hatte die Kirchenfursten hart getroffen da sie ihre Machtstellung und Wurde allein diesen Privilegien verdankten Adalbert I wechselte daher 1112 die Seiten und wurde dafur vom Kaiser fur drei Jahre inhaftiert ehe ihm ein Aufstand der Mainzer Burger die Freiheit wiederbrachte Dafur verlieh er der als Erzbischof wie seit Zeiten des Willigis ublich Stadtherr in Mainz war den Burgern einige Privilegien 48 Den Kaiser aber exkommunizierte er an Weihnachten 1115 Der Investiturstreit konnte erst 1122 mit dem Wormser Konkordat endgultig beigelegt werden Die Mainzer Erzbischofe nunmehr wegen ihrer erzbischoflichen Wurde dem Papst und wegen ihrer Aufgaben als Reichserzkanzler dem Kaiser verpflichtet hatten fortan eine gegebene Vermittlerstellung inne die sie wahrend der Auseinandersetzungen zwischen den Staufern und dem Papst oftmals in den Brennpunkt der Ereignisse rucken liess Stauferzeit Bearbeiten Neue Machtanspruche Bearbeiten Mit Heinrich V war das Geschlecht der Salier 1125 ausgestorben Die mit den Saliern verwandten aber dem staufischen Geschlecht zugehorigen Friedrich von Schwaben und Konrad von Schwaben erhoben den Anspruch auf die Krone Zwar gelang es Adalbert I die staufischen Machtanspruche bei der Konigswahl von 1125 noch einmal zuruckzudrangen indem er die Wahl Lothars III von Supplinburg erreichte und so die freie Konigswahl sicherte Dieser Schritt machte ihn aber offen zum Gegner der Staufer die forthin auf den Erzbischofssitz Einfluss zu nehmen versuchten Als der Erzstuhl nach dem Tod Adalberts I 1137 fur ein Jahr vakant war nutzten die Staufer ihre Chance und hoben Konrad von Schwaben als Konrad III 1138 1152 auf den Konigsthron Gleichzeitig versuchten sie den Sitz von Mainz mit einem Parteiganger zu besetzen Diese Bemuhungen waren jedoch nicht von Erfolg gekront Sowohl Erzbischof Adalbert II von Saarbrucken 1138 1141 als auch Heinrich I 1142 1153 erwiesen sich eher als Starkung der sachsischen Opposition 49 Heinrich war nach seinem nur ein Jahr regierenden Vorganger Markolf der zweite Erzbischof der durch Wahl in sein Amt gekommen war Die Wahl wurde von einem Klerikerkollegium vorgenommen das sich vermutlich aus Domkapitel und bedeutendem Stadtklerus zusammensetzte Erst ein halbes Jahrhundert spater besass das Mainzer Domkapitel das alleinige Wahlrecht 50 Zeit Friedrich Barbarossas Bearbeiten Erzbischof Heinrich gedachte seine politischen Amter voll auszufullen und seinen Einfluss auszuweiten Dies fuhrte nicht nur zu Konflikten mit dem Kolner Erzbischof sondern auch mit dem Haus der Staufer Als Friedrich I Barbarossa 1152 gegen den Widerstand Erzbischof Heinrichs zum Konig gewahlt wurde ging der neue Konig sogleich gegen den unliebsamen Erzbischof vor und erreichte 1153 dessen Absetzung Zum Nachfolger bestimmte Friedrich I seinen Vertrauten Arnold von Selenhofen 1160 Arnold musste ihm dafur in kostspielige kriegerische Unternehmen folgen fur die er die Mainzer Burger mit neuen Steuern belegen wollte Diese weigerten sich jedoch und erschlugen den Erzbischof am 24 Juni 1160 Die anschliessende Wahl eines Nachfolgers fuhrte zu einer Doppelwahl Wegen der Unruhen in der Stadt nach Frankfurt geflohene Geistliche und Laien der Oberschicht wahlten den Propst des dem Dom angeschlossenen Mariagredenstiftes Christian I von Buch zum neuen Erzbischof wahrend die Aufstandler die in Mainz verbliebenen Kleriker zur Wahl Rudolfs von Zahringen zwangen Konig Friedrich Barbarossa verwarf beide Wahlen unter Berufung auf einen 1157 von hohen Geistlichen und Ministerialen geleisteten Eid nur in seiner bzw eines Vertreters Anwesenheit einen neuen Erzbischof zu wahlen Er veranlasste daher Papst Viktor IV 1159 1164 beide Bischofe abzusetzen und stattdessen am 20 Juni 1161 den Wittelsbacher Konrad I 1161 1165 zum neuen Erzbischof zu ernennen Mainzer Schisma von 1165 Bearbeiten Die Politik Friedrich Barbarossas wurde von Konrad I jedoch bald kritisch beaugt Friedrich war darauf aus die Macht der Staufer in Italien gegenuber dem Papsttum zu starken Als er dafur sogar einen Gegenpapst Paschalis III 1164 1168 wahlen liess wandte sich der Mainzer Erzbischof von ihm ab und leistete dem von Friedrich bekampften Papst Alexander III 1159 1181 1165 den Treueid Nach diesem offenen Bruch ernannte Friedrich nun doch Christian I von Buch 1165 1183 zum neuen Erzbischof wahrend der Papst weiterhin Konrad I von Wittelsbach den er uberdies zum Kardinalbischof machte als rechtmassigen Inhaber des Mainzer Erzstuhls ansah Seit 1165 bestand daher ein offizielles Schisma Erzbischof Christian war vor allem Reichspolitiker In den 18 Jahren seines Pontifikates hielt er sich nur zwei Mal kurzere Zeit in seinem Erzbistum auf den Rest der Zeit verbrachte er in Italien wo er zusammen mit dem Kolner Erzbischof Rainald von Dassel an der Seite der Staufer stand Diese Vernachlassigung fuhrte zu einer politischen und auch wirtschaftlichen Krise im Erzbistum die erst behoben werden konnte als Konrad I von Wittelsbach 1183 1200 nach dem Tod Christians I 1183 wieder auf den Mainzer Erzbischofsthron zuruckkehren durfte als dessen rechtmassigen Inhaber er sich all die Jahre ohnehin betrachtet hatte Er war der erste Kardinal als Oberhirte der Mainzer Kirche Zweite Amtszeit Konrads I von Wittelsbach Bearbeiten Konrad I schaffte den Spagat zwischen seinen Aufgaben als Reichspolitiker und Erzbischof und entwickelte ein gutes Verhaltnis zu Kaiser Barbarossa Dieser hielt daher mehrere Reichstage in Mainz ab von denen der glanzvollste der Mainzer Hoftag an Pfingsten 1184 war an dem uber 40 000 Ritter sowie die geistliche Elite des ganzen Reiches in Mainz anlasslich der Schwertleite der Sohne Barbarossas teilnahmen Vier Jahre spater am 27 Marz 1188 hielt der Kaiser in Mainz den so genannten Hoftag Jesu Christi ab von dem aus er und die Ritterschaft zum Dritten Kreuzzug aufbrachen Auf dem Weg dorthin starb der Kaiser Sein Sohn Heinrich VI 1190 1197 folgte ihm auf dem Thron nach Konrad I entschied sich 1195 selbst zum Kreuzzug aufzubrechen Mit den anderen Reichsfursten wahlte er den zweijahrigen Sohn von Barbarossas Nachfolger Heinrich VI 1190 1197 Friedrich zum Romischen Konig ehe er im April 1197 nach Palastina ubersetzte Damit war der Erzbischof von Mainz und bedeutendste Reichsfurst ausser Landes als sich im Reich wenige Monate spater die entscheidende Wendung des Mittelalters anbahnte welche auch und insbesondere die reichsfurstliche Rolle des Mainzer Erzbischofs betraf Im September 1197 namlich starb Kaiser Heinrich VI in Messina Wegen der antistaufischen Opposition im Reich um den Erzbischof von Koln kam es 1198 zu einer Doppelwahl In Thuringen wurde der anschliessend im Mainzer Dom gekronte Herzog Philipp von Schwaben gewahlt wahrend die Opposition den Welfen Otto von Braunschweig erwahlte und diesen in Aachen durch den Kolner Erzbischof kronen liess Diese Doppelwahl spaltete das Reich fur Jahrzehnte und fuhrte zum Untergang der universalen Kaisermacht Ausserdem verdrangte es das Geblutsrecht zugunsten des furstlichen Wahlrechts Da der Erzbischof von Mainz bis zum Ende des Heiligen Romischen Reiches 1806 immer Wahlfurst Kurfurst blieb war dies fur das Erzbistum auch direkt ein bedeutendes Ereignis Konrad I verkannte die Lage im Reich und kehrte erst 1199 ins Reich zuruck Das Fehlen seiner Autoritat und seiner weitreichenden Befugnisse wie Einberufungsrecht zur Konigswahl hat die damalige Lage vermutlich entscheidend erschwert Zweites Mainzer Schisma von 1200 Bearbeiten Wie gespalten das Reich war zeigte sich auch bei der folgenden Erzbischofswahl Wahrend sich die Mehrheit fur den staufertreuen Wormser Bischof Leopold II von Schonfeld 1200 1208 entschied wahlte eine kleine Minderheit Siegfried II von Eppstein 1200 1230 zum neuen Erzbischof Acht Jahre bestand so ein Schisma ehe Philipp von Schwaben 1208 ermordet wurde und die Welfen die Oberhand gewannen Leopold II konnte sich nicht mehr halten und musste Siegfried II Platz machen Siegfried war der erste von insgesamt vier Eppsteinern die in kurzer Folge den Erzbischofsthron von Mainz innehatten Im selben Jahr liess sich Otto IV erneut zum Konig kronen Die Wahl war vor allem ein Ausdruck der gestiegenen Macht der Reichsfursten Das Kurkollegium befand sich bereits in der Entstehungsphase Um auch die Kaiserwurde zu erlangen verzichtete Otto IV gegenuber Papst Innozenz III 1198 1216 auf kaiserliche Rechte in Italien und vor allem auf die Mitwirkungsrechte bei deutschen Bischofserhebungen Daraus entwickelte sich der Anspruch des Papstes Bischofe unter Ausschluss des Wahlrechts der Domkapitel zu ernennen was in den folgenden Jahrhunderten auch zu haufigen Verwerfungen zwischen dem Papst und der Mainzer Kirche und so zu Schismen fuhrte 51 die sich im 14 Jahrhundert uberaus destruktiv auf das Bistum und auch die Stadtentwicklung auswirkten Amtszeit Friedrichs II Bearbeiten Otto IV geriet wegen der Italienfrage bald in Konflikt mit Innozenz III Erzbischof Siegfried II wandte sich daher bald von ihm ab und versuchte im Reich die papstliche Linie durchzusetzen Als Innozenz III 1211 auf eine erneute Konigswahl pochte hatte Siegfried II entscheidenden Anteil an der Wahl des Staufers Friedrich II 1212 1250 zum Gegenkonig 1212 kronte er ihn im Mainzer Dom Aus Vergeltung fur diesen Verrat liess Otto IV etliche mainzische Territorien in Schutt und Asche legen was an seiner Entmachtung jedoch auch nichts mehr andern konnte Um die Herrschaft der Staufer uber seinen Tod hinaus zu sichern liess Friedrich II 1220 auf einer Reichsversammlung in Frankfurt seinen Sohn Heinrich VII zum Konig wahlen Dies konnte er nur erreichen indem er den geistlichen Fursten eine so grosse Anzahl an Privilegien gewahrte dass diese Confoederatio cum principibus ecclesiasticis faktisch den Beginn einer Landesherrschaft der geistlichen Fursten also auch des Kurmainzischen Staates darstellte Friedrich II zog anschliessend nach Italien wo er fur 15 Jahre blieb Weil der vorgesehene Reichsverweser der Kolner Erzbischof Engelbert I 1225 einem Mordanschlag zum Opfer fiel war Siegfried II wahrend dieser Zeit die bestimmende Person in der Reichspolitik Seine Treue zu Friedrich II war mit dafur verantwortlich dass nach der Exkommunikation Friedrichs II 1227 kein neuer Gegenkonig gewahlt wurde sondern eine Aussohnung zwischen Papst und Kaiser zustande kam Auf Erzbischof Siegfried II von Eppstein folgte 1230 sein Neffe Siegfried III von Eppstein 1230 1249 Er verfolgte eine stauferfreundliche Politik und war darauf aus dass politische Gewicht des Mainzer Fursten zu steigern nbsp Das Freiheitsprivileg von 1244Bedeutend fur die Amtszeit Siegfrieds III war der Endkampf der Stauferdynastie mit dem Papsttum der 1237 begann und in dessen Verlauf der Erzbischof und Reichsverweser 1241 die Seiten wechselte Er verbundete sich mit dem Kolner Erzbischof und zog gegen den Kaiser zu Felde Die Folge waren etliche Kriege die das Erzbistum in Mitleidenschaft zogen zumal langst nicht alle Mitglieder des Domkapitels die Kehrtwende des Erzbischofs mitmachen wollten Auch die Burger der Bischofsstadt Mainz waren eher staufisch gesinnt Um das zu andern gewahrte Siegfried III den Burgern 1244 ein umfangreiches Stadtprivileg und begrundete so die Freie Stadt Mainz die bis 1462 das Ende der Stadtherrschaft der Mainzer Erzbischofe bedeutete die es im Prinzip seit den Tagen des Bischofs Sidonius gegeben hatte und spatestens seit Erzbischof Willigis festgeschrieben gewesen war Damit hatte Siegfried den Rucken frei Es gelang ihm seinen Nachfolger als Reichsverweser Heinrich Raspe IV auf seine Seite zu ziehen wodurch sich die staufische Herrschaft im Reich endgultig dem Ende zuneigte Bis zum Ende des 13 Jahrhunderts Bearbeiten Nach dem Tod Friedrichs II begann im Reich das Interregnum Die Nachfolger Siegfrieds III auf dem Mainzer Erzbischofsthron nutzten die Zeit um ihre Position als Landesherren zu starken Die confoederatio Friedrichs II hatte sie zu unabhangigen Reichsfursten gemacht Ihr Territorium blieb aber stets zerstuckelt Es erstreckte sich zu diesem Zeitpunkt uber die Gebiete der bereits beschriebenen Veroneser Schenkung der in und um Aschaffenburg gelegenen Landereien und der Stadt Erfurt in Thuringen Dieses Territorium gedachten die Mainzer auszudehnen Dies fuhrte Streitigkeiten um das Territorium der Thuringer Landgrafschaft das die Mainzer fur sich beanspruchten das aber auch von Sophie von Brabant einer Tochter der Hl Elisabeth und ihrem Sohn Heinrich I beansprucht wurde Die Gebietsstreitigkeiten zwischen dem Erzstift und den Thuringern bzw Hessen setzte sich noch jahrhundertelang fort Erfolgreicher waren die Erzbischofe bei der Ausdehnung des so genannten Oberstifts der Gegend um Aschaffenburg Das Interregnum endete erst wahrend der Amtszeit des Erzbischofs Werner von Eppstein 1259 1284 Dieser hatte sich bemuht die Voraussetzungen fur eine neue Konigswahl zu schaffen Aus ihr ging 1273 Rudolf von Habsburg hervor In die weitere Amtszeit Werners fielen die Auseinandersetzungen mit dem bohmischen Konig Ottokar II Konig Ottokar II versuchte die Bistumer Olmutz und Prag aus der Mainzer Kirchenprovinz zu losen um so den Einfluss der Mainzer Erzbischofe zuruckzudrangen Als zustandigem Metropoliten oblag diesem namlich auch die Kronung der bohmischen Konige Werner gelang es jedoch Papst Alexander IV 1254 1261 von der Abtrennung der Gebiete abzubringen Werners Nachfolger wurde 1286 nach zweijahriger Sedisvakanz der Minorit Heinrich II 1286 1288 aus Isny im Allgau Er war der letzte burgerliche Erzbischof von Mainz Heinrich II wurde nicht vom Domkapitel gewahlt sondern von Papst Honorius IV 1285 1287 ernannt was ein Beispiel fur die aufkommende Zentralgewalt des Papsttums war Die Papste reklamierten spatestens seit Klemens IV 1265 1268 das Recht auf die Besetzung der Bistumer fur sich und stiessen damit auf den Widerstand der so entmachteten Domkapitel 52 Auch in der Mainzer Kirche sollte diese Auspragung papstlichen Machtanspruches bei allen Bischofsernennungen des 14 Jahrhunderts zu schweren Auseinandersetzungen fuhren Nach dem Tod Heinrichs II war der Erzbischofsthron von Mainz fur immer dem Adel vorbehalten wie 50 Jahre spater auch die Mitgliedschaft im Domkapitel Da die Erzbischofe haufig in reichspolitischen Angelegenheiten unterwegs waren verfugten die Domkapitulare uber grosse Macht im Erzbistum zumal sie sich auf ihre Adelshauser stutzen konnten Heinrich II folgte der vierte und letzte Eppsteiner auf dem Mainzer Erzbischofsthron 1289 wurde Gerhard II 1289 1305 als Mainzer Erzbischof wiederum vom Papst ernannt Wie Werner von Eppstein verfolgte er eine Politik die auf ein Wahlkonigtum abzielte also die Position der Kurfursten starken sollte Damit geriet er in naturlichen Gegensatz zu Konig Rudolf von Habsburg der ein Erbkonigtum installieren wollte Nach dem Tod Rudolfs schien der Eppsteiner seine Politik durchsetzen zu konnen Er sorgte dafur dass nicht Rudolfs Sohn Albrecht sondern der nicht uber eine Hausmacht verfugende Adolf von Nassau 1292 1298 neuer Konig wurde Adolf griff alsbald in die Hoheitsrechte des Erzbischofs ein weswegen dieser ihn am 23 Juni 1298 fur abgesetzt erklarte und statt seiner den Osterreicher Albrecht I zum neuen Konig wahlen liess Albrecht begann jedoch kurz darauf gegen die Kurfursten einen Krieg zu fuhren aus dem er siegreich hervorging Dies war eine schwere Niederlage fur Erzbischof Gerhard II der sein Erzbistum durch die Fehden zudem mit schweren Schulden belastet hatte Gerhard II unter dessen Pontifikat das Mainzer Rad ins erzbischofliche Wappen kam starb 1305 Der Reichspolitiker Erzbischof Peter von Aspelt Bearbeiten nbsp Grabdenkmal Peter von Aspelts im Mainzer DomAuch Peter von Aspelt 1305 1320 einer der bedeutendsten Mainzer Erzbischofe des Mittelalters wurde wiederum gegen den Willen des Domkapitels vom Papst ernannt Der Papst Klemens V stutzte sich dabei auf eine Verfugung Bonifaz VIII der sich die Besetzung des Mainzer Erzbistums vorbehalten hatte Peter von Aspelt erwies sich als hervorragender Politiker in unruhigen Zeiten Zusammen mit dem Haus Luxemburg dessen Spross Heinrich VII er zur Konigskrone verhalf entwickelte er sich zu einem Hoffnungstrager fur stabile Zustande im Reich Nachdem er den Luxemburger Johann auf den bohmischen Konigsthron gehoben hatte erhielt er von diesem reiche Geschenke mit denen er die ruinierten Finanzen seines Erzbistums sanieren konnte Seine Landesherrschaft sicherte er durch die Ruckgewinnung der wichtigen Zollburgen von Oberlahnstein und Ehrenfels Nach Heinrichs plotzlichem Tod 1313 aber brachen im Reich die alten Konflikte und Kriege wieder aus 1314 kam es zu einer Doppelwahl die weitere Verheerungen ausloste und auch das Erzbistum Mainz und das Erzstift betraf Es war der letzte Kampf zwischen Imperium und Sacerdotium der 1356 mit der Goldenen Bulle endete Die Konigswahl war danach von der Gewalt des Papstes unabhangig 53 Unruhige Verhaltnisse im 14 Jahrhundert Bearbeiten Nicht nur in reichspolitischer Hinsicht sondern auch in Bezug auf die Verhaltnisse in Erzbistum und Erzstift war das 14 Jahrhundert wie auch das folgende eine hochst unruhige Zeit Der Streit zwischen Papst Johannes XXII 1316 1334 und Kaiser Ludwig dem Bayern 1314 1347 fand auch in der Diozese des wichtigsten Reichsfursten seinen Niederschlag Da traf es sich gut dass der neue Erzbischof Matthias von Buchegg 1321 1328 ein gutes Verhaltnis zu seinem Trierer Amtsbruder Balduin von Luxemburg pflegte obwohl Matthias statt des eigentlich gewahlten Balduin durch papstliche Ernennung in sein hohes Amt gekommen war Unter dem Einfluss des Trierers hing Matthias von Buchegg einer eher bedachtigen und verdeckten Reichspolitik an und bezog in der heftigen Auseinandersetzung keine klare Position Diese aber wurde von Papst Johannes XXII aus Dankbarkeit fur die Ernennung eingefordert Ausserdem setzte der Papst den Mainzer Oberhirten durch die Einforderung von immensen Servitiengeldern unter Druck Servitien waren Gelder die ein Bischof fur papstliche Ernennung bzw Bestatigung an die Kurie damals in Avignon zu entrichten hatte Da Matthias die Mittel nur schwer oder gar nicht aufbringen konnte erwartete der Papst zumindest politische Unterstutzung durch den wichtigsten Reichsfursten Diese blieb aber weitgehend aus Innerhalb seines Bistums war sein Pontifikat vom Emanzipationsstreben der Burgerschaft und schweren Auseinandersetzungen zwischen Burgern und Klerus gepragt Matthias gelang es seine Person aus den Streitigkeiten herauszuhalten indem er den Burgern in Erfurt und Mainz weitere Privilegien gewahrte Dies anderte jedoch nichts an dem grundsatzlichen Konflikt der in den folgenden Jahrzehnten immer gravierender wurde Als Territorialpolitiker verfolgte Matthias einen offensiven Kurs Wie fast alle seine Vorganger im 13 und 14 Jahrhundert liess er sich auf schwere Fehden mit der Landgrafschaft Hessen ein die letztendlich in einer Niederlage endeten Die Landgrafschaft Hessen lag zwischen den kurmainzischen Gebieten am Rhein und der Wetterau und der Stadt Erfurt die mit ihrer Umgebung ebenfalls zum Erzstift gehorte Erfurter Staat Die Mainzer Kirchenfursten wollten ein zusammenhangendes Territorium schaffen weswegen sie die Landgrafschaft beanspruchten In diesem Bestreben hatten sie jedoch nie Erfolg Schisma von 1328 Bearbeiten Nach dem Tod von Erzbischof Matthias von Buchegg im September des Jahres 1328 brachen die Machtkampfe zwischen Papst und Domkapitel um die Besetzung der Erzstuhls erneut aus Die Domkapitulare liessen sich von jedem Gewahlten in einer Wahlkapitulation umfangreiche Rechte gewahren In der papstlichen Einsetzungspolitik erblickten sie eine naturliche Bedrohung fur diese Vorgehensweise Demonstrativ wahlten die Mainzer Kapitulare daher wie schon 1320 den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg zum neuen Erzbischof Der Papst versagte seine Anerkennung und ernannte noch 1328 Heinrich III von Virneburg zum neuen Erzbischof Da Balduin entgegen seiner Haltung im Jahr 1320 keine Anstalten machte auf das Amt zu verzichten bestand ab diesem Zeitpunkt ein Schisma Bei den anschliessenden militarischen Auseinandersetzungen im so genannten Mainzer Bistumsstreit konnte sich Balduin auf seine trierischen Besitztumer sowie auf fast alle Domkapitulare stutzen Heinrich III dagegen gewann die Mainzer Burgerschaft durch Anerkennung ihrer Privilegien fur seine Seite Zwischen dem Domkapitel und der Burgerschaft brach daher 1329 eine Revolte aus bei der nicht nur die Kloster und Stifte St Alban St Jakob und St Viktor zerstort sondern auch fast der ganze Klerus aus der Stadt getrieben wurde 54 Davon unbeeindruckt versuchte Balduin weiter den Widerstand in der Stadt zu brechen Er liess die Stadt einschliessen und baute die Stadte Eltville und Florsheim am Main zu Festungen aus um von dort aus die Handelsrouten der Mainzer zu blockieren Die Burg in Eltville wurde anschliessend fur 200 Jahre bevorzugte Residenz der Mainzer Erzbischofe Bis heute tragt die Stadt das Mainzer Rad im Wappen Als Balduin sich auch noch mit dem deutschen Konig Ludwig dem Bayern verbundete der uber die Stadt wegen der Zerstorungen die Reichsacht verhangte und dem Luxemburger ausserdem erlaubte die Stadt Frankfurt zu befestigen gaben die Mainzer auf und suchten 1332 einen Vergleich mit Balduin und dem Konig Der Trierer hatte sich durchgesetzt Doch Heinrich III von Virneburg im Reich langst isoliert beharrte weiter auf seinem Anspruch und konnte sich auch der papstlichen Unterstutzung sicher sein Der Nachfolger Johannes XXII Benedikt XII 1335 1342 exkommunizierte schliesslich den Trierer Erzbischof und Administrator von Mainz und mit ihm gleich das ganze Domkapitel Ausserdem verhangte er uber das ganze Erzbistum das Interdikt Diese Massnahmen liessen Balduin von Luxemburg zu einem Einlenken bereit werden Er erklarte am 12 November 1336 seinen Verzicht auf den Heiligen Stuhl von Mainz Die Kurie in Avignon zeigte sich damit zufrieden und wollte die Krise durch Gesandte endgultig beilegen Deren offenbar zu herrisches Auftreten liess den Konflikt jedoch aufflackern und fuhrte zu einer antipapstlichen Stimmung in Stadt und Erzbistum In dieser Situation vollzog Heinrich III von Virneburg eine politische Kehrtwende und leistete Ludwig dem Bayern am 29 Juni 1337 den Treueid Um auch die Anerkennung des Mainzer Domkapitels zu erreichen musste der Erzbischof diesem jedoch hohe Zugestandnisse machen was die Kapitulare zu den eigentlichen Gewinnern des Mainzer Bistumsstreites machte Erzbischof Heinrich III dagegen wurde wegen seines Seitenwechsels von Papst Benedikt XII suspendiert und exkommuniziert ubte sein Amt jedoch trotzdem weiter aus Abspaltung der Suffraganbistumer Prag und Olmutz Bearbeiten Heinrich III versuchte ab Februar 1338 im Streit zwischen Ludwig dem Bayern und dem Papst zu vermitteln Alle Kompromissvorschlage wurden jedoch von der Kurie zuruckgewiesen Dies fuhrte zu einer antikurialen Politik im Reich die schliesslich im Rhenser Kurverein vom 16 Juli 1338 gipfelte Die Kurfursten beschlossen dass der gewahlte Konig keiner papstlichen Bestatigung bedurfe um seine Rechte auszuuben Dies setzte dem papstlichen Hoheitsanspruch auf die Konigskrone ein Ende und steigerte die Bedeutung des Kurfurstenkollegiums ganz erheblich insbesondere die des Mainzer Kurfursten der bei der Wahl eine besondere Rolle innehatte Er berief die Wahl ein und gab seine Stimme ab 1356 letzter ab so dass ihm bei Gleichstand die Entscheidung zukam Das bedeutete auch dass die Bedeutung des Kronungsaktes an sich an offizieller Bedeutung verlor und somit den Einfluss des Kolner Erzbischofs und Kurfursten schwachte der seit je her der grosste Rivale der Mainzer Kurfursten im Ringen um die politische Macht im Reich gewesen war Dementsprechend zog sich der Kolner Erzbischof Walram auch alsbald aus dem Kurverein zuruck Der Kurverein bedeutete eine Starkung des weiterhin vom Papst nicht anerkannten Konigs Ludwig und hatte zu stabilen Verhaltnissen fuhren konnen wenn Ludwig der Bayer nicht durch seine Hausmachtpolitik in einen Streit mit Konig Johann von Bohmen geraten ware der ein Spross des Hauses Luxemburg Bohmen war Die Kurie um den neuen Papst Klemens VI 1342 1352 sah darin eine Gelegenheit den ungeliebten Ludwig doch noch zu sturzen und baute den Sohn des bohmischen Konigs Karl von Mahren 1316 1378 zum Gegenkonig auf Der Erzbischof von Trier Balduin von Luxemburg deutete dem Papst 1343 an er wolle die Kurfursten von einer neuen Konigswahl uberzeugen Sein Widerpart Heinrich III von Virneburg blieb indes treuer Gefolgsmann des Bayern Karl von Mahren ersuchte daher den Papst im Fall seiner Kronung zum bohmischen Konig nicht durch den zustandigen Mainzer Erzbischof sondern durch den Bischof von Prag gekront werden zu durfen Klemens VI gewahrte ihm dies zunachst als Ausnahmefall Doch nachdem 1343 durch den Papst erneut Anklage gegen den 1338 exkommunizierten Erzbischof erhoben wurde nutzte Karl diesen Streit geschickt aus um die Bistumer Prag und Olmutz aus der Mainzer Kirchenprovinz zu losen Am 30 April 1344 erhob Klemens VI Prag zum Erzbistum mit Olmutz als Suffraganbistum 55 Der Prager Erzbischof erhielt zudem das Kronungsvorrecht fur die bohmischen Konige Erneutes Schisma im Jahre 1346 Bearbeiten nbsp Goldene Bulle Seite einer Abschrift aus dem Jahr 1400Nachdem sich Heinrich III auch nach der Abspaltung der ostlichen Suffraganbistumer weiter einer erneuten Konigswahl widersetzte erklarte ihn der Papst am 7 April 1346 fur abgesetzt und ernannte Gerlach von Nassau 1346 1371 zum neuen Erzbischof Dieser wurde zwar vom Mainzer Domkapitel nicht akzeptiert konnte aber dennoch die ihm zugedachte Aufgabe der Einberufung zur Konigswahl erfullen Am 11 Juli 1346 trafen sich die Kurfursten von Mainz Koln Trier Sachsen und Bohmen in Rhens und wahlten Karl von Mahren jetzt Karl IV zum neuen Konig Karl IV sagte Gerlach von Nassau zwar seine Unterstutzung zu erfullte dieses Versprechen jedoch nur ungenugend weswegen sich Gerlach nicht gegen Heinrich III von Virneburg durchsetzen konnte Auch nach dessen Tod konnte er sich noch nicht als Herr im Erzbistum fuhlen da vor allem der machtige Dompropst Kuno II von Falkenstein gegen ihn opponierte Erst 1354 kam zwischen den beiden ein Friedensvertrag zustande was dem Nassauer endgultig das Erzbistum sicherte Wahrend seines Pontifikats hatte er als Reichspolitiker grossen Anteil am Erlass der Goldenen Bulle 1356 die die Konigswahl und die Rechte der nunmehr auf sieben festgelegten Zahl der Kurfursten abschliessend regelte Danach blieb dem Mainzer Kurfursten das Recht zur Wahl einzuladen und diese zu leiten Wahlort war Frankfurt am Main das zum Erzbistum Mainz gehorte Zudem bestatigte das Reichsgesetz die Beschlusse des Rhenser Kurvereins wonach der mit Stimmenmehrheit Gewahlte sofort seine Konigsrechte ausuben durfte Die Goldene Bulle bedeutete fur Mainz eine ausserst starke Position im Verfassungsgefuge des Reiches Sie blieb bis zum Ende des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1806 in Kraft Grosses Abendlandisches Schisma Bearbeiten Erzbischof Gerlach folgte 1371 Johann von Luxemburg Ligny 1371 1373 dessen Pontifikat ohne jede Bedeutung blieb Das Domkapitel wahlte anschliessend Adolf I von Nassau 1373 1390 zum neuen Erzbischof Die notwendige Bestatigung der Wahl durch Papst Gregor XI 1370 1378 wurde jedoch von Kaiser Karl IV aus politischen Grunden hintertrieben Stattdessen erreichte der Kaiser dass der Papst den Bamberger Bischof Ludwig von Meissen 1374 1381 zum neuen Erzbischof berief Dies wurde jedoch vom Domkapitel nicht hingenommen Wieder war ein Schisma die Folge in dessen Verlauf es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kandidaten um die Besitzungen des Erzstifts kam Adolf I behielt in den Kampfen die Oberhand Trotzdem blieb Ludwig von Meissen der von Papst und Kaiser anerkannte Erzbischof und nahm als solcher auch an Wahl und Kronung Wenzels zum Konig im Jahr 1376 teil Bis 1378 anderte sich nichts an dieser Situation Dann aber im April des Jahres wahlten die Kardinale nun wieder in Rom das Exil von Avignon hatte Gregor XI 1376 beendet Urban VI 1378 1389 zum neuen Papst Dessen Amtsfuhrung liess die Kardinale aber bald von ihm abrucken Sie erklarten die Wahl fur ungultig und wahlten am 20 September 1378 Robert von Genf der als Klemens VII 1378 1394 den Stuhl Petri bestieg Die Folge dieser Doppelwahl war die Spaltung der gesamten abendlandischen Kirche Die Spaltung wirkte sich auch auf das Mainzer Schisma aus Das Domkapitel hatte den Fall Urban VI zur Prufung vorgelegt Dieser war den Domkapitularen zunachst zugeneigt und bestatigte Adolf I als Erzbischof Doch Wenzel nach dem Tode Karls IV am 29 November 1378 Herrscher des Reiches beharrte auf Ludwig von Meissen Wenzel war der wichtigste Verbundete Urbans VI daher nahm der Papst die Bestatigung Adolfs I auf Forderung des Konigs zuruck Adolf I und seine Verbundeten erkannten daraufhin Klemens VII als rechtmassigen Papst an der die Chance einen machtigen Verbundete im Reich zu gewinnen gerne annahm und Adolf I zum rechtmassigen Inhaber des Heiligen Stuhls von Mainz erklarte Beide Kandidaten beharrten in der Folge auf ihre Anspruche Erst 1381 kam es zur Einigung zwischen Konig Wenzel und Adolf I von Nassau Der Nassauer erkannte Urban VI an und wurde nun mit koniglicher und papstlicher Bestatigung Erzbischof von Mainz Ludwig von Meissen wurde mit dem Erzbistum Magdeburg abgefunden Damit war das letzte langere Schisma der Mainzer Kirche beendet Bis zu seinem Tod am 6 Februar 1390 regierte Adolf I von Nassau nun unumstritten Sein Pontifikat war vor allem von Bemuhungen gepragt in den unruhigen und unsicheren Zeiten Sicherheit und Frieden zu schaffen Noch im selben Monat am 27 Februar 1390 wahlte das aus 28 Kapitularen 56 bestehende Domkapitel Konrad II von Weinsberg 1390 1396 zum neuen Erzbischof Den Ausschlag fur seine Wahl gab die Tatsache dass er in der Frage des Papst Schismas auf der romischen Seite stehen wurde Er wurde daher von Papst Bonifaz IX 1389 1404 auch sofort bestatigt Konrad II bemuhte sich den Landfrieden am Rhein und Umgebung zu halten und schloss 1392 ein Bundnis mit Worms Speyer und Frankfurt Als wenig glucklich erwies sich die Unterstutzung des Landgrafen von Hessen bei dessen Erhebung in den Reichsfurstenstand Die Landgrafschaft Hessen war etliche Jahrhunderte in der mitteldeutschen Territorialpolitik der grosse Rivale der Mainzer Kurfursten gewesen Durch die Erhebung in den neuen Stand wurde es noch machtiger und lief den Mainzern bald den Rang ab Im Oktober 1395 beteiligte Konrad sich am Kurfurstentreffen in Boppard bei dem die vier rheinischen Kurfursten die Wahl eines Gegenkonigs zum als zunehmend unwurdig empfundenen Wenzel erwogen Der Erzbischof starb nach kurzem und ansonsten wenig bedeutendem Pontifikat am 20 Oktober 1396 15 Jahrhundert Bearbeiten Die Nachfolge des Erzbischofs strebte Johann von Nassau Wiesbaden Idstein 1397 1419 an der schon 1390 Anspruche angemeldet hatte Er sicherte sich die Unterstutzung des Pfalzgrafen Ruprecht II und der Mainzer Burger die seit der Verleihung der Freiheitsprivilegien 1244 beharrlich die Erweiterung ihrer Rechte verfolgten Das Domkapitel entschied jedoch nicht zu seinen Gunsten sondern wahlte den Neffen des Kolner Erzbischofs Jofrid von Leiningen zum neuen Oberhirten Gegen die Wahl legte Johann II von Nassau Protest bei Papst Bonifaz IX ein Dieser gab dem Anliegen des Nassauers statt und ernannte ihn am 24 Januar 1397 zum neuen Erzbischof Unterstutzt von den sechs ubrigen Kurfursten konnte Johann II seinen Anspruch sofort durchsetzen und das Erzbistum in Besitz nehmen Wie bereits beschrieben hatten die rheinischen Kurfursten die Politik Konig Wenzels schon vor der Amtszeit Johanns II argwohnisch verfolgt Wenzel beabsichtigte den Schwerpunkt des Reiches in Richtung Osten zu verlagern was nicht im Sinne der rheinischen Kurfursten sein konnte Sie schlossen sich 1399 erneut zum Kurverein zusammen und erklarten Wenzel am 20 August 1400 fur abgesetzt An seiner Stelle wahlten sie einen Tag spater in Rhens Ruprecht III von der Pfalz nun Ruprecht I zum neuen Konig Obwohl er Anhanger der romischen Obodienz war das abendlandische Schisma dauerte noch immer an zogerte Bonifaz IX seine Anerkennung hinaus Noch wahrend dieser Zeit gerieten Johann II und Ruprecht III in Dissens Dieser Streit wirkte sich spater auch auf die Kirchenpolitik aus 1409 unternahmen Kardinale beider Obodienzen einen Losungsversuch zur Beilegung des Schismas Sie beriefen das Konzil von Pisa ein das sowohl den Papst in Avignon als auch den in Rom fur abgesetzt erklarte und stattdessen Alexander V 1409 1410 zum neuen Papst wahlte Eine Beilegung dieser Krise des Papsttums und der abendlandischen Kirche brachte die jedoch nicht Statt zweier Obodienzen gab es nun deren drei Weil Ruprecht fest zu Rom hielt stellte sich Johann II auf die Seite der Pisaner Obodienz weswegen er von Papst Alexander zum geborenen Legaten mit voller Machtbefugnis ernannt wurde ein fruher den Patriarchen des Ostens vorbehaltener Titel Der fur abgesetzt erklarte romische Papst Gregor XII 1406 1415 erklarte die Anhanger des Pisaner Papstes Alexander fur schismatisch und veranlasste Konig Ruprecht I die Anhanger Alexanders durch romtreue Pralaten zu ersetzen Als Nachfolger Johanns II als Erzbischof von Mainz bestimmte Gregor XII Matthaus von Krakau den er zum Apostolischen Legaten ernannte Einen Teil seiner Gewalt ubertrug Matthaus sogleich auf den Bischof von Verden der Johann II 1410 fur abgesetzt erklarte Weitaus gefahrlicher fur Johann und die Einheit des Erzstifts war jedoch dass der Landgraf von Hessen Hermann II 1376 1413 ebenfalls Anhanger Gregors XII war Hermann II sah in der Auseinandersetzung um den rechtmassigen Papst seine Chance gekommen den schon zwei Jahrhunderte andauernden Streit um die territoriale Vorherrschaft fur das Haus Hessen zu entscheiden Gregor XII gestattete Hermann II Hessen aus dem Mainzer Jurisdiktionsbereich zu losen indem er ihm erlaubte die kirchlichen Stellen in seinen Landereien selbst zu besetzen Zwar konnte Hermann keinen endgultigen Erfolg erzielen der erste Schritt fur eine Landeskirche war jedoch getan 57 Im 16 Jahrhundert erreichten die Hessen ihr Ziel nbsp Konzilssitzung in KonstanzNach dem Tod Konig Ruprechts am 18 Mai 1410 kam es unter dem zerrissenen Kurkollegium erneut zu einer Doppelwahl Der Kandidat des Mainzer und des Kolner Kurfursten starb jedoch kurz darauf weswegen sie sich ebenfalls fur den Kandidaten der Trierer und der Kurpfalzer Sigismund 1411 1437 entschieden Diesem gelang es nach langwierigen Verhandlungen 1414 das Konzil von Konstanz einzuberufen Auch Erzbischof Johann II nahm an ihm teil Das Konzil sollte das abendlandische Schisma beenden Die drei Papste wurden schliesslich abgesetzt und der Italiener Oddo di Calonna zum neuen Papst gewahlt der als Martin V 1417 1431 den Thron bestieg Erzbischof Johann II starb 1419 Zu seinen letzten Amtshandlungen gehorte die Abwicklung der einst beruhmten und nun durch Zerstorungen und wirtschaftliche Notlagen schwer angeschlagenen Abtei St Alban aus der ein ritterliches Kollegiatstift wurde Konflikte BearbeitenIn den Folgejahren war auch das Bistum von den Widerstanden zwischen Klerus und aufstrebendem Burgertum in der Bischofsstadt betroffen Die Freie Stadt Mainz steuerte auf die finale Auseinandersetzung zu an deren Ende die Niederlage des Burgertums und das Ende der Freien Stadt stand Johanns Nachfolger wurde bezeichnenderweise nicht in der Stadt sondern auf der Burg Ehrenfels gewahlt wo sich das Domkapitel fur Konrad III von Dhaun 1419 1434 entschied Konrad III beteiligte sich zunachst nicht an dem von Martin V ausgerufenen Kreuzzug gegen Wiclifiten und Hussiten sondern kummerte sich um die Stabilitat des Reiches Das ihm dafur 1422 verliehene Reichsvikariat musste er jedoch bald wieder niederlegen um die Unterstutzung der anderen geistlichen Kurfursten nicht zu verlieren Deren Ruckendeckung brauchte er weil sich erneut ein Krieg mit Hessen abzeichnete 1425 brach er offen aus Hauptartikel Mainzisch Hessischer KriegDie Schlacht bei Grossenenglis fuhrte schliesslich zum Frieden von Frankfurt der am 6 Dezember 1427 geschlossen wurde Er besiegelte der Ende der kurmainzischen Vorherrschaft in Hessen und fuhrte zu einer Trennung von landesherrlicher und geistlicher Gewalt Dies hatte spater in der Reformation weitreichende Folgen Im andauernden Konflikt mit den Burgern seiner Bischofsstadt ging Konrad III zunachst vorsichtig vor Er bestatigte den Burgern ihre Privilegien konnte damit die sozialen Unruhen in der Stadt aber nicht beenden da nun auch unter den Burgern selber gestrittenen wurde Die unterprivilegierten Zunfte kampften mit den Patriziern um mehr Einfluss bei der Verwaltung der Stadt Konrad III schaffte 1430 einen vorlaufigen Friedensschluss dem 1433 ein so heftiger Konflikt zwischen den Burgern und den Geistlichen folgte dass der Klerus die Stadt verliess Die seelsorgerliche Versorgung der Stadt kam damit zum Erliegen Erzbischof Konrad III verhangte ausserdem die Exkommunikation uber die Stadt Kurz darauf starb er Sein Nachfolger wurde Dietrich Schenk von Erbach 1434 1459 den die Domkapitulare in Bingen wahlten Seine Wahlkapitulation lasst erkennen dass das Domkapitel nicht mehr wie in den Jahrzehnten zuvor immer weitergehende Rechte an der Leitung des Bistums und des Erzstifts beanspruchte Dietrichs Amtszeit die ein Vierteljahrhundert andauerte war vor allem von den Konflikten in seiner Bischofsstadt den Fehden mit den Landgrafen von Hessen und kirchlichen Krisen gepragt Die Geistlichen der Stadt hatten sich schon vor der Wahl an das Konzil von Basel gewandt wo 1435 ein Kompromiss zwischen den Mainzer Burgern und dem Klerus erreicht werden konnte Dieses Konzil ein Ergebnis des in Konstanz entstandenen Konziliarismus war aber zugleich Ausloser fur innerkirchliche Krisen die sich vor allem an papstlichen Finanzanspruchen gegenuber den geistlichen Fursten entzundeten Auf Provinzialsynoden in Mainz und Aschaffenburg wurde der Ruf nach umfassenden Reformen in der Kirche immer lauter Erzbischof Dietrich wirkte auf diese Bestrebungen massigend ein 58 Mainzer Stiftsfehde Bearbeiten Hauptartikel Mainzer Stiftsfehde Nach dem Tod Dietrichs kam es im Juni 1459 zur Bischofswahl Das Domkapitel musste sich zwischen dem Nassauer Grafen Adolf II und dem Domkustos Diether von Isenburg entscheiden und votierte schliesslich mit knapper Mehrheit fur den Isenburger Dieser hatte sogleich das so genannte antipfalzische Bundnis zu beurkunden zu dem es schon 1458 aufgrund eines Streits mit dem Pfalzgrafen Friedrich dem Siegreichen gekommen war Diether schmiedete sogleich ein Bundnis und zog gegen den Pfalzgrafen zu Felde verlor aber die Entscheidungsschlacht von Pfeddersheim im Juli 1460 Da Diether nur muhsam und gegen hohe Servitiengelder 20 000 fl seine papstliche Bestatigung erreichen konnte opponierte er gegen die politischen rechtlichen und finanziellen Anforderungen von Kaiser und Papst Pius II betrieb daraufhin seine Ersetzung durch den bei der Wahl 1459 unterlegenen Adolf von Nassau Am 1 Oktober 1461 wurde Adolf inthronisiert Da Diether von Isenburg nicht resignierte bestand abermals ein Schisma das beide Parteien militarisch zu losen suchten Das Ergebnis war die so genannte Mainzer Stiftsfehde Diether gelang es den Mainzer Stadtrat und den Pfalzgrafen auf seine Seite zu ziehen Friedrich I und seine Bundnispartner brachten den Verbundeten des Nassauers im Juni 1462 eine empfindliche Niederlage bei Besiegt war Adolf dadurch jedoch nicht Durch Verrat Mainzer Burger gelang es ihm in der Nacht zum 28 Oktober 1462 die Stadt Mainz zu erobern Er kassierte sogleich alle Privilegien der Burger und unterwarf sie der Herrschaft eines vom Erzbischof einzusetzenden Vizedoms Die Stiftsfehde selbst konnte jedoch erst nach etlichen Vermittlungsversuchen im Oktober 1463 beigelegt werden Diether verzichtete und wurde entsprechend abgefunden Die Bundnisse der beiden Kontrahenten um den Erzstuhl waren jedoch mit Verschreibungen auf eigenen und erzstiftischen Besitz teuer erkauft worden Etliche Burgen und Stadte gingen in pfalzischen hessischen und kurzzeitig auch sachsischen Besitz uber Die Schuldenregulierung blieb im Erzstift fur die nachsten Jahre ein beherrschendes Thema Die weitere Regierungszeit Adolfs von Nassau war vor allem durch die Anlehnung an den Kaiser gezeichnet Adolf zog sich aus der Regierung des Erzstifts weitgehend zuruck und residierte am Hofe des Kaisers als dessen Kanzler Am 6 September 1475 starb er in Eltville Zweite Amtszeit Diethers von Isenburg Bearbeiten nbsp Die Martinsburg bildete mit dem spater entstandenen Kurfurstlichen Schloss lange Zeit eine EinheitNach Adolfs Tod wahlte das Domkapitel wie schon 1459 Diether von Isenburg 1475 1482 zum Erzbischof Zum Dank fur diese Wahl musste der neue Erzbischof dem Domkapitel die Stadt Mainz abtreten ein Zustand der allerdings nur ein knappes Jahr andauerte ehe ein Aufstand der Burger die erzbischofliche Herrschaft wiederherstellte Diether errichtete eine Burg und machte Mainz zur erzbischoflichen Residenzstadt Ausserdem trieb er die Bemuhungen um die Errichtung einer Universitat in der Stadt erfolgreich voran Am 1 Oktober 1477 wurde die Universitat Mainz eroffnet Um sein Territorium zusammenzuhalten und insbesondere um die Stadt Erfurt zu behalten suchte Diether das Bundnis mit dem sachsischen Kurfursten Ernst Dessen Sohn Adalbert liess er zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge wahlen Nach Diethers Tod wurde der damals erst 18 jahrige Adalbert in Mainz inthronisiert Ihm zur Seite stand eine Regierung deren starker Mann Berthold von Henneberg den Konflikt um Erfurt im Frieden von Amorbach losen konnte Nachdem Adalbert 1484 plotzlich gestorben war folgte ihm der Henneberger auf dem Mainzer Bischofsthron nach Berthold von Henneberg Bearbeiten Die Amtszeit Berthold von Hennebergs 1484 1504 fallt bereits in den Vorabend der Reformation Die notwendigen innerkirchlichen Reformen die die Konzilien von Konstanz 1414 1418 und Basel 1431 1449 angestossen hatten wurden auch unter dem neuen Papst Innozenz VIII 1484 1492 nicht umgesetzt Dagegen bemuhte sich der neue Mainzer Erzbischof um eine Kirchenreform Die Disziplinierung des Klerus und die Forderung der Volksfrommigkeit gehorten dabei zu seinen hauptsachlichen Zielen Ausserdem arbeitete er auf ein neues Reichskonkordat hin um die weithin kritisierten Mangel bei der kirchlichen Amtervergabe und er papstlichen Finanzpraxis zu beheben Mit diesen Forderungen konnte sich Berthold jedoch letztendlich nicht durchsetzen Wie viele seiner Vorganger war Berthold von Henneberg vor allem Reichspolitiker Er nahm an der Wahl Maximilians I teil der dem Erzbischof nicht nur den Besitz der Stadt Mainz bestatigte wie es bereits seit 1462 Praxis war sondern ihn auch personlich mit der Leitung der Reichskanzlei beauftragte Die Reformanstrengungen des Erzbischofs lagen auf der Uberwindung des territorialen Partikularismus 59 Berthold trat fur eine Anderung der Verfassung ein die die Fursten und Reichsstande an den Reichs und Regierungsorganen beteiligen sollte Das Kaiserhaus trat dagegen fur die Schaffung einer starken Zentralgewalt ein Gegen den durch militarische Niederlagen geschwachten Maximilian schien sich Berthold zunachst durchsetzen zu konnen 1500 entstand ein erstes Reichsregiment in dem der Konig nur noch den Ehrenvorrang innehatte Maximilian verweigerte aber deshalb seine Zusammenarbeit wodurch das Regiment wirkungslos blieb 1502 hob er es wieder auf Berthold von Henneberg war mit seinen Planen gescheitert Dies fuhrte zu einer politischen Isolation des Mainzer Erzbischofs die auch seine Nachfolger nicht uberwinden konnten Das Ausbleiben der notigen Reformen auf Reichs und Kirchenebene ebnete schliesslich der Reformation den Weg Reformation BearbeitenBeginn der Reformation Bearbeiten nbsp Grabdenkmal Albrechts von Brandenburg im Mainzer DomDie Nachfolger Bertholds Jakob von Liebenstein 1504 1508 und Uriel von Gemmingen 1508 1514 blieben ohne Bedeutung Zum Nachfolger Uriels wahlte das Domkapitel 1514 Albrecht von Brandenburg Albrecht war zu diesem Zeitpunkt bereits Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt Fur jede dieser Ernennungen hatte Albrecht hohe Servitiengelder an Rom zu entrichten um seine Bestatigung durch den Papst zu erreichen Albrecht musste hohe Kredite aufnehmen zu deren Tilgung er mit papstlicher Zustimmung durch den Dominikanerpater Johann Tetzel Ablassbriefe verkaufen liess Gegen diese Praxis erhob der Wittenberger Theologieprofessor Martin Luther Einspruch und schickte Albrecht in dessen Brandenburger Sprengel Wittenberg lag einen Brief in dem er in 95 Thesen zum Ablass und seiner gegenwartigen Praxis Stellung nahm Dieser eigentlich nicht ungewohnliche Vorgang loste in Kirche und Reich die Reformation aus Zu lange hatten sich beide notwendigen Reformen verschlossen Was zunachst als innerkirchliche Reformbewegung begann endete 1521 mit dem Kirchenbann Luthers und der Spaltung der Christenheit Auswirkungen der Reformation auf das Erzbistum Bearbeiten Die Reformation fasste bald auch in Mainz Fuss Professoren der Universitat und Vikare am Dom schlossen sich der neuen Lehre an Aus Basel kamen die Prediger Wolfgang Fabricius Capito und Kaspar Hedio als Domprediger nach Mainz Capito wurde von Albrecht in dessen Rat berufen Hedio erhielt bald eine Stelle als Dozent an der Mainzer Universitat Beide setzten darauf den humanistisch gebildeten Albrecht auf die Seite der Reformation zu ziehen Doch die Ereignisse auf Reichsebene veranderten die Situation und die Einstellung des Erzbischofs Pfaffenkrieg und Verlust Hessens Bearbeiten Der einflussreiche Franz von Sickingen ein reichsfreier Ministeriale und Unterstutzer der Reformation zettelte 1522 den so genannten Pfaffenkrieg an als er versuchte dem Trierer Kurfursten Richard von Greiffenklau zu Vollrads das trierische Erzstift zu entreissen Der Kurfurst konnte sich des Angriffs mit Hilfe seiner Verbundeten dem Pfalzgrafen Ludwig V und dem hessischen Landgrafen Philipp I erwehren Kurfurst Albrecht unterstutzte die verbundeten Fursten nicht und musste dafur mit 25 000 Gulden Abbitte leisten Aus der Auseinandersetzung ging der hessische Landgraf gestarkt hervor Dies und die Reformation gaben ihm nun die Gelegenheit dem Mainzer Erzbischof nach der in der Vergangenheit schon errungenen Landesherrschaft auch die kirchliche Jurisdiktion in hessischen Gebieten zu entreissen 1527 war die reformatorische hessische Landeskirche Wirklichkeit geworden 60 Bauernkriege Bearbeiten Eine weitere Bedrohung fur die bestehende Ordnung des Kurstaates waren die Aufstande wahrend des Deutschen Bauernkriegs die im Erzbistum im Februar 1525 begannen Sie richteten sich vor allem gegen die adeligen Grundherrschaften und Steuerfreistellungen sowie die steuerlichen Privilegierungen einzelner Stadte Den Aufstandischen gelang es im Mai 1525 den Statthalter des in Halle weilenden Albrecht Bischof Wilhelm von Strassburg zur Annahme der Zwolf Artikel zu zwingen Noch im selben Monat wurden sie jedoch von einem Furstenheer vernichtend geschlagen Die erzbischofliche Gewalt wurde restauriert die Privilegien der mit den Aufstandischen paktierenden Stadte und Regionen kassiert Ablehnung der Reformation Bearbeiten Pfaffenkrieg und Bauernkrieg fuhrten zunehmend zu einer Ablehnung der Reformation im Erzbistum Antireformatorische Massnahmen hatten jedoch schon fruher eingesetzt 1523 erliess Albrecht ein Dekret gemass den Beschlussen des Nurnberger Reichstags starker gegen die Reformation vorzugehen 1524 wurden die ersten reformatorischen Prediger verhaftet Im April 1525 wagten Mainzer Burger den Aufstand gegen Privilegien der Geistlichkeit mussten sich aber den im Deutschen Bauernkrieg siegreichen Fursten unterwerfen und dem Erzbischof die Stadt uberlassen Die Episode beendete die Geschichte reformatorischer Bewegungen in Mainz In anderen Bereichen des Erzbistums setzte sich die Reformation hingegen durch vor allem in der Reichsstadt Frankfurt am Main die 1533 die katholische Messe verbot Erst nach dem Augsburger Interim 1548 gab Frankfurt die drei Stiftskirchen und einige Kloster in der Stadt an die katholische Kirche zuruck Katholische Reformbewegung Bearbeiten Die Reformation fuhrte dazu dass sich die jahrzehntealte Forderung nach einer Kirchenreform endlich durchsetzen konnte Der Ablehnung der Reformation folgte so der Beginn einer katholischen Reform sowohl im Erzbistum als auch in der Weltkirche Von besonderer Wichtigkeit erschien den fuhrenden Geistlichen der damaligen Zeit eine Reform des Klerus und der Glaubenslehre Albrecht der wie er einem papstlichen Legaten klagte nahezu alle seine Priester im Konkubinat befindlich wusste grundete zur Klerusreform eigens eine Kommission der auch der Mainzer Weihbischof Michael Helding angehorte Helding war es auch der als Domprediger von 1542 bis 1544 24 Predigten uber das apostolische Glaubensbekenntnis das Vater unser das Ave Maria die Zehn Gebote und die sieben Sakramente hielt die 1551 als deutscher Catechismus das ist christliche Unterweissung erschienen Helding gehorte neben dem Propst von St Bartholomaus in Frankfurt und spateren Bischof von Hildesheim Valentin von Teutleben sowie dem Domprediger und spateren Bischof von Wien Friedrich Nausea zu den bedeutendsten Vertretern der katholischen Reform im Erzbistum Mainz denen sich ab 1543 auch die ersten Jesuiten um Petrus Canisius anschlossen Die Reformbestrebungen auf der Ebene der Weltkirche fuhrten 1544 zur Einberufung des Trienter Konzils durch Papst Paul III 1534 1549 Die fur Marz 1545 geplante Eroffnung zog sich bis zum 13 Dezember hin Inzwischen war der Mainzer Erzbischof Albrecht gestorben Zu seinem Nachfolger wahlten die Domkapitulare den aus ihren Reihen stammenden Sebastian von Heusenstamm 1545 1555 Dieser stand sofort vor reichspolitischen Problemen weswegen er den als einzigen deutschen Kleriker nach Trient entsandten Helding nach Mainz zuruckrief Weg zum Religionsfrieden Bearbeiten nbsp Abschrift des Augsburger Religionsfriedens in Mainz gedruckt von Franz BehemDie Reformation hatte das Reich in zwei Bekenntnisse gespalten und so die Reichseinheit erheblich gefahrdet Nach erfolglosen Bemuhungen auf diplomatischer Ebene begann Kaiser Karl V 1546 mit dem Krieg gegen den Schmalkaldischen Bund in dem sich die protestantischen Reichsfursten zusammengeschlossen hatten Da sich Mainz in unmittelbarer Nachbarschaft zu protestantischen Furstentumern befand versuchte es in dem Konflikt neutral zu bleiben was sich aber als nachteilig erwies da Hessen das Erzstift dennoch mit Krieg uberzog und der Kaiser Kontributionszahlungen verlangte Der Kaiser beabsichtigte die Protestanten auf das Konzil von Trient zu zwingen auf dem die Glaubenseinheit wiederhergestellt werden sollte Bevor es dazu kommen konnte hatte Paul III das Konzil 1548 jedoch wieder aufgehoben Karl V liess daraufhin von Theologen unter denen sich auch Michael Helding befand einen eigenstandigen Religionskompromiss das so genannte Augsburger Interim ausarbeiten Noch 1548 wurde es Reichsgesetz Ausserdem wies der Kaiser die Bischofe an Visitationen und Synoden in ihren Sprengeln abzuhalten In Mainz begann sogleich eine grossere Visitationstatigkeit in deren Verlauf etliche evangelisch gewordene Gemeinden im Erzstift wieder rekonziliert wurden Schwieriger war dies in den Gebieten die nur kirchlich nicht aber territorial zu Mainz gehorten also alle Teile des Erzbistums ausserhalb des Kurstaates Dort verweigerten Hessen und Sachsen jede Visitationstatigkeit Fur das Restbistum kam jedoch ein umfangreicher Visitationsbericht zusammen der die Grundlage fur die Ausarbeitung der weiteren Reformbestrebungen bilden sollte Er zeigte eine vollig veranderte Bistumsstruktur 700 Pfarreien sowie 300 von 370 Klostern hatte das Erzbistum im Laufe der Reformation bis dahin verloren 61 Erzbischof Sebastian von Heusenstamm reagierte und berief im September 1548 eine Diozesansynode ein die praktische Wege zur Kirchenreform aufzeigen sollte An der Synode nahmen auch inzwischen protestantisch gewordene Geistliche teil Die Ergebnisse dieser Synode trachtete Sebastian auch auf der Ebene seiner Kirchenprovinz umzusetzen weshalb er im Mai 1549 eine Provinzialsynode abhielt zu der die Oberhirten der Suffragane geladen waren Karl V hatte indes sein Ziel von der Wiederherstellung der Glaubenseinheit auf einem Konzil nicht aufgegeben Er drangte Papst Julius III 1549 1555 das Trienter Konzil wieder einzuberufen was der Papst 1551 tat Erzbischof Sebastian und die beiden anderen geistlichen Fursten nahmen an den ersten Beratungen teil Die protestantischen Fursten weigerten sich jedoch weiterhin das Konzil mit einer Delegation zu beschicken Sie sahen in den kaiserlichen Bemuhungen den Versuch ihre Eigenstandigkeit zugunsten einer Starkung der Zentralgewalt einzuschranken 1552 kam es zum Furstenaufstand Er fuhrte schliesslich zum Passauer Vertrag der dem Augsburger Religionsfrieden vorausging Die Protestanten wurden den Katholiken reichsrechtlich gleichgestellt Der Furstenaufstand betraf das Erzstift zunachst nicht Alsbald jedoch begann der den aufstandischen Fursten angehorige Albrecht Alcibiades von Brandenburg Kulmbach das Erzstift zu bekriegen Seine Truppen uberfielen Oppenheim Worms Speyer Aschaffenburg und schliesslich Mainz wo er etliche Stifte plundern und niederbrennen liess Von diesem Schlag konnte sich Mainz lange nicht erholen zudem warf Erzbischof Sebastian dem Kaiser der zeitweise mit Albrecht Alcibiades paktiert hatte vor das Erzstift im Stich gelassen zu haben Auch Sebastian befurwortete anschliessend den Abschluss eines Reichsreligionsfriedens der ihm als einzige Chance erschien die geistlichen Stifte zu retten Am 25 September 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede geschlossen Gegenreformation Bearbeiten Diesen Friedensschluss auf dem Augsburger Reichstag erlebte Sebastian von Heusenstamm allerdings nicht mehr Der Tod des Erzbischofs brachte das Mainzer Domkapitel unter Druck Kursachsen verlangte auf dem Reichstag die Fuhrung der Reichskanzlei der Pfalzgraf und der hessische Landgraf versuchten den zum Protestantismus neigenden Reichard von Simmern als Nachfolger Sebastians durchzusetzen Das Domkapitel entschied sich jedoch fur Daniel Brendel von Homburg 1555 1582 Moglich dass es durch diese Entscheidung seiner Protestantisierung entging 62 Das Pontifikat des Homburgers war entscheidend fur die Vollendung der katholischen Reform und den Beginn der Gegenreformation Wegen der Beschlusse des Augsburger Religionsfriedens mussten sich dahingehende Aktionen jedoch auf das Gebiet des Erzstifts beschranken Ein Grossteil des Erzbistums unterstand der Landesherrschaft des protestantischen hessischen Landgrafen oder des calvinistischen Pfalzgrafen Dessen unbeschadet machte sich der neue Erzbischof an die vor ihm liegende Aufgabe Dazu holte er zunachst die Jesuiten nach Mainz Kontakte zu dem neuen Orden hatten bereits 1551 existiert Der neue Erzbischof sandte Alumnen zur Ausbildung an jesuitische Kollegien in Rom und Koln und schuf die finanziellen Grundlagen fur ein eigenes Kolleg in Mainz Im Marz 1561 wurde ein offizieller Vertrag zwischen dem Erzbistum und dem Orden geschlossen Im Oktober kamen die ersten Jesuiten nach Mainz und eroffneten eine Schule auf der neben gymnasialem auch philosophischer und theologischer Unterricht stattfand Erzbischof Daniel verfugte 1562 ihre Annahme als Hochschullehrer 1568 wurde die Grundungsurkunde des neuen Jesuitenkollegs Mainz ausgefertigt Dieses Kolleg war anschliessend fur zwei Jahrhunderte die wichtigste Ausbildungsstatte des Erzstifts Erster Rektor der Niederlassung war von 1561 bis zu seinem Tod Pater Lambert Auer 1533 1573 Den Jesuiten gelang es das darniederliegende katholische Religionswesen wieder zu beleben Die in Teilen der Bevolkerung vorherrschenden protestantischen Lehren verschwanden wieder Der zweite Schritt war die Durchsetzung der Reformdekrete des Konzils von Trient Das nach dem Furstenaufstand 1552 unterbrochene Konzil wurde durch den neuen Papst Pius IV 1561 wieder aufgenommen Die instabilen Verhaltnisse zwischen den beiden Konfessionsgruppen liessen eine Teilnahme der geistlichen Fursten von Mainz Koln und Trier nicht zu Erzbischof Daniel befurchtete dass der Pfalzgraf Friedrich III wahrend seiner Abwesenheit seine Drohung wahrmachen konnte das Erzstift zu sakularisieren Auch hatten die Protestanten in einem Besuch des Konzils den Bruch des Religionsfriedens sehen konnen Mit denselben Problemen war die Umsetzung der Dekrete des Tridentinums behaftet Die zwangsweise Durchsetzung erschien dem Mainzer Kurfursten nicht angebracht Die Anwendung von Zwang hatte protestantische Tendenzen verstarken und die benachbarten Fursten als Schutzmacht auf den Plan rufen konnen Daniel setzte daher auf eine behutsame Umsetzung durch das Heranziehen eines reformwilligen Klerus Der dritte Schritt war die Rekatholisierung vor allem des Eichsfelds und die Bewahrung der ubriggebliebenen katholischen Stifte Daniel gelang es 1572 das Mainzer Domkapitel auf das tridentinische Glaubensbekenntnis zu verpflichten was damals im generell protestantisch gepragten deutschen Stiftsadel ein grosser Erfolg war Danach wendete er sich dem Eichsfeld zu das damals einen betrachtlichen Teil des Erzstifts ausmachte aber zum grossten Teil protestantisiert war Dazu reiste der Erzbischof 1574 dorthin und ersetzte die dortigen dem Protestantismus nahestehenden erzstiftischen Amtstrager durch ihm genehme Leute Gewalt als Mittel der Bekehrung lehnte der Erzbischof ab weswegen sich die Erfolge seiner Politik erst langfristig zeigten Bestimmend fur das Handeln Daniels waren nicht nur geistliche sondern auch politische Motive Ein protestantisches Eichsfeld hatte den territorialen Bestand des Erzstifts gefahrdet Von der Stabilitat der geistlichen Territorien hing aber nicht zuletzt der Bestand der katholischen Kirche im Reich ab Dies zeigte sich vor allem am Kolner Bistumsstreit dessen Ausgang zu Gunsten der katholischen Seite auch eine Starkung der katholischen Kirche im Westen des Reichs zur Folge hatte Religiose Erneuerung und Neuorientierung Bearbeiten Der Kolner Bistumsstreit hatte sich entzundet nachdem der Kolner Erzbischof Gebhard I von Waldburg 1582 seine Konversion zum Protestantismus angekundigt hatte Der Nachfolger des im selben Jahr gestorbenen Daniel Wolfgang von Dalberg 1582 1601 hatte nun zusammen mit dem Kurfurstenkollegium zu uberlegen welche Position man in dem Streit einnehmen sollte In langen Verhandlungen fand sich schliesslich eine Mehrheit fur den katholischen Konkurrenten Gebhards Doch ahnlich gelagerte Falle bestimmten auch in den Folgejahren die Reichspolitik und damit auch die Politik Wolfgangs von Dalberg der haufig als Vermittler aufzutreten hatte Dabei verfolgte er nicht selten zum Arger der romischen Nuntien in Deutschland einen eher vermittelnden Kurs Erst nachdem zu Beginn der neunziger Jahre durch sich stabilisierende Verhaltnisse die Gefahr einer Sakularisation des Erzstifts gebannt war drangte der Erzbischof starker auf die Durchsetzung der kirchlichen Reformen Diese waren zwar schon von seinem Vorganger vorangetrieben worden waren aber langst noch nicht uberall vollendet Im Domkapitel allerdings war die konfessionelle Spaltung uberwunden So gab es bei der Wahl Johann Adam von Bickens 1601 1604 keine Richtungskampfe mehr wie bei seinen Vorgangern Sein Pontifikat war von der Wiederbelebung der katholischen Volksfrommigkeit gepragt die sich in prachtvollen Prozessionen ausdruckte Der Erzbischof unterdruckte jedoch auch allerdings ohne Anwendung direkter Gewalt die protestantische Religionsausubung Zudem kam es unter seiner Herrschaft vor allem im Oberstift zu zahlreichen Hexenverbrennungen die auch wahrend der Regentschaft seines Nachfolgers Johann Schweikhard von Cronberg 1604 1626 weitergingen Auch Johann Schweikhard war vor allem mit der Gegenreformation beschaftigt Er gab 1605 das Gesangbuch Catholisches Manual heraus das auch deutsche Lieder enthielt und holte die Franziskaner und Kapuziner nach Mainz In das sich so wieder entfaltende religiose Leben kamen die Wirren des Dreissigjahrigen Kriegs Dreissigjahriger Krieg BearbeitenDer Krieg eroffnete dem Erzstift zunachst sogar neue Chancen Die Siege der katholischen Armeen brachten verlorengegangene Territorien wieder zuruck 63 Dort wurde mit der Gegenreformation begonnen Zudem wurde in vielen pfalzischen Territorien die katholische Religion wieder eingefuhrt Entscheidenden Anteil daran hatten wiederum Jesuiten Franziskaner und Kapuziner 64 Erzbischof Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads 1626 1629 konnte so noch weitgehend in Frieden regieren unter Anselm Casimir Wambolt von Umstadt 1629 1647 war es damit jedoch vorbei Der Krieg griff auf das Erzstift uber Am 22 Dezember 1631 eroberte der schwedische Konig Gustav II Adolf die Stadt Vier Tage zuvor waren der Erzbischof und sein Hof nach Koln ins Exil gegangen Die Schweden planten die Sakularisierung des Erzstifts und die Installierung eines protestantischen Staates unter Axel Oxenstierna 65 Militarische Niederlagen vereitelten die Plane Erzbischof Anselm Casimir konnte Anfang 1636 zuruckkehren Die schwedische Besatzung hatte nach einer langwierigen Belagerung der Stadt durch kaiserliche Truppen kapituliert die Bischofsstadt und ihre Bevolkerung waren allerdings schwer in Mitleidenschaft gezogen worden 1644 musste der Erzbischof erneut fliehen musste diesmal vor franzosischen Truppen Um einer erneuten langen Belagerung zu entgehen ubergab das Domkapitel gegen den Willen der Garnison und der verbundeten bayerischen Truppen unter Franz von Mercy die Stadt kampflos an die Franzosen Jene uberliessen im Gegenzug die zivile Verwaltung weiter dem Domkapitel Der Krieg und die Plunderungen verwandelte das Erzstift wie auch das ganze Bistum zum Ende des Krieges in ein zerstortes und teilweise entvolkertes Land Vom Ende des Dreissigjahrigen Kriegs bis zur Aufklarung Bearbeiten nbsp Ein Flugblatt verkundet das Ende des Dreissigjahrigen KriegsPontifikat Johann Philipps von Schonborn Bearbeiten nbsp Johann Philipp von SchonbornIn dieser schwierigen Situation wurde Johann Philipp von Schonborn 1647 1673 Nachfolger von Anselm Casimir Wambolt von Umstadt Er ging sofort daran sein Territorium von der Last des Krieges zu erleichtern Dazu verhandelte er sowohl mit den verbundeten kaiserlichen Armeen als auch mit den Franzosen und Schweden Schon vor seiner Wahl zum Erzbischof war er zu der Einsicht gelangt dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen sei Daher suchte er fruh Wege zu einem Friedensschluss Er setzte eine Beteiligung der Reichsstande auf den Friedenskongressen in Munster und Osnabruck 1644 durch Als er dort mit dem Versuch scheiterte die Religionsfrage aus den Verhandlungen herauszuhalten war er als einer der ersten Reichsstande zu Zugestandnissen bereit Im Gegensatz zu den Hardlinern wie dem papstlichen Friedensvermittler Fabio Chigi war er nicht bereit einen Friedensschluss an der Religionsfrage scheitern zu lassen Als Erzbischof von Mainz wurde Johann Philipp automatisch auch Leiter des Reichstags und konnte so die Politik des Reiches entscheidend mitbestimmen So hatte er am Zustandekommen eines politischen Reichsreligionsvergleiches und des Westfalischen Friedensschlusses 1648 grossen Anteil 66 Die Sicherung dieses Friedens bestimmte seine Politik bis zu seinem Tode Auf geistlichem Gebiet kummerte er sich um die Umsetzung des Trienter Konzils Er ordnete die Einfuhrung des gregorianischen Chorals in der Erzdiozese an und wirkte an der Edition einer Bibelubersetzung mit Daruber hinaus gab er die Beschlusse des Konzils in einer Schrift heraus und liess ein neues Rituale erarbeiten das bis 1950 in Gebrauch blieb Gegenuber den Protestanten war er tolerant Er berief protestantische Gelehrte an seinen Hof und bemuhte sich nach den kriegerischen Auseinandersetzungen um eine neue Einheit Johann Philipp von Schonborn der am 12 Februar 1673 starb gehort zu den bedeutendsten Oberhirten in der Geschichte des Erzbistums Pontifikate von 1673 bis 1695 Bearbeiten Die Regierungszeiten der unmittelbaren Nachfolger Johann Philipps waren von der Bedrohung durch franzosische Truppen gepragt Schon Johann Philipp war wegen der Hegemonialpolitik des Sonnenkonigs Ludwig XIV nach anfanglicher Bewunderung von Frankreich abgeruckt 66 Sein Nachfolger Erzbischof Lothar Friedrich von Metternich Burscheid 1673 1675 musste mit ansehen wie franzosische Soldaten in sein Territorium eindrangen Auf Gesuch des Domkapitels ruckten kaiserliche Schutztruppen in Mainz ein Die Anwesenheit dieser Truppen wirkte sich auf die Wahl des Nachfolgers aus Sie fiel auf den vom Kaiser protegierten Damian Hartard von der Leyen 1675 1678 Politischen Spielraum hatte der neue Erzbischof in dieser Situation nicht und so konnte er in seinem kurzen Pontifikat kaum Akzente setzen Von noch kurzerer Dauer war die zehnmonatige Amtszeit seines Nachfolgers Karl Heinrich von Metternich Winneburg 1679 Zeit des Barock Bearbeiten Nachfolger Erzbischof Karl Heinrichs wurde im November 1679 Anselm Franz von Ingelheim 1679 1695 Gleich zu Beginn seiner Amtszeit sah er sich mit der Reunionspolitik des franzosischen Konigs Ludwig XIV konfrontiert Nach den Friedensvertragen des Reiches mit Frankreich beanspruchte Ludwig alle Territorien fur sich die in einem Abhangigkeitsverhaltnis zu den vom Reich abgetretenen Gebieten gestanden hatten 67 was nach seiner Auffassung auch pfalzische und rheinische Lande in unmittelbarer Nachbarschaft von Kurmainz betraf Da weder Kurmainz noch das durch die Turkenkriege gebundene Reich der franzosischen Armee gewachsen waren suchte der Kurfurst zunachst nach einer politischen Losung Als es doch zu der Aufstellung eines Reichsheeres kam gab Anselm Franz hierzu doch seine Zustimmung 1684 wurden den Franzosen die okkupierten Reunionsgebiete fur 20 Jahre zugesprochen Ludwig begnugte sich damit jedoch nicht und forderte eine dauerhafte Anerkennung der Reunionen sowie den Erbanspruch auf Teile der Kurpfalz was 1688 zum so genannten Pfalzischen Erbfolgekrieg fuhrte Ludwig liess seine Armee ins Reich einmarschieren Im Oktober 1688 wurde Mainz besetzt Daraufhin schloss ein Reichsheer die Stadt ein um sie zuruckzuerobern Die Belagerung fuhrte schliesslich zur Kapitulation der franzosischen Besatzung die Stadt jedoch war durch die Gefechte stark in Mitleidenschaft gezogen worden Durch die Kriegsereignisse ohnehin geschwacht wurde der Erzbischof ab 1690 auch noch durch ein Gichtleiden in seiner Arbeitsfahigkeit eingeschrankt 1691 kam es daher zu der Wahl eines Koadjutors der jedoch schon 1694 starb Danach einigte sich das Domkapitel auf Lothar Franz von Schonborn als neuen Koadjutor Der Neffe des Mainzer Erzbischofs Johann Philipp von Schonborn konnte sein Amt nach dem Tode Anselm Franz 1695 antreten 1695 1729 Zeit Lothar Franz von Schonborn Bearbeiten nbsp Lothar Franz von SchonbornDie beginnende Fruhaufklarung ging unter dem Pontifikat des Kirchenfursten Lothar Franz an Mainz weitgehend vorbei Aus einer machtigen adeligen Familien stammend regierte er sein Bistum und sein Territorium zentralistisch und absolutistisch Sein hauptsachliches Wirkungsgebiet war die Reichspolitik wahrend er die geistliche Sorge seinen Weihbischofen uberliess Lothar Franz gelang es den Kurstaat von weiteren Verwustungen durch den immer noch tobenden Pfalzischen Erbfolgekrieg zu bewahren 68 Uber seinen Neffen Friedrich Karl von Schonborn der seit 1705 Reichsvizekanzler in Wien war ubte Lothar Franz seinen Einfluss am Hofe des Kaisers aus Die Amtszeit Lothar Franz war von einer Starkung der katholischen Position im Erzbistum gepragt Schon die franzosische Reunionspolitik hatte dazu gefuhrt dass Katholiken in den protestantischen Gebieten der Pfalz die geistlich zum Erzbistum Mainz gehorten wieder Kirchenguter zugesprochen bekamen Seit 1685 stammte der pfalzische Kurfurst zudem aus dem katholischen Haus Pfalz Neuburg Kurfurst Philipp Wilhelm gestand den Katholiken freie und offentliche Religionsausubung in seinem ganzen Territorium zu Daraufhin etablierten sich wieder katholische Gemeindestrukturen 1698 verfugte der Kurfurst gar dass in seinem ganzen Gebiet das Simultaneum zu gelten habe Katholiken also wie Reformierte Zugang zu den Kirchen haben sollten Dies rief jedoch massive Proteste des protestantischen Kurbrandenburg 1701 zum Konigtum ausgerufen hervor 1705 bestimmte eine Religionsdeklaration in einem Kompromiss die Aufhebung des Simultaneums und die Religionsfreiheit fur beide Konfessionen In Ausnahmefallen blieben jedoch Simultankirchen erhalten nbsp Die Mainzer FavoriteSeine Residenzstadt behielt Kurfurst Lothar Franz vor allem als grossen Baumeister in Erinnerung Der Erzbischof beschaftigte die bedeutendsten Baumeister seiner Zeit darunter auch Balthasar Neumann und Johann Maximilian von Welsch Er liess dutzende Kirchen und Profanbauten neu bauen oder im Barockstil umgestalten Vor der Toren der Stadt errichtete er eine neue Sommerresidenz die Favorite Um seiner Familie den Einfluss zu erhalten setzte er sich fur die Wahl seines Neffen Friedrich Karl zum Koadjutor ein Das Domkapitel dessen Einfluss der Zentralist Lothar Franz erheblich zuruckgedrangt hatte folgte ihm jedoch nicht und wahlte 1710 stattdessen Franz Ludwig von Pfalz Neuburg 1729 1732 zum Koadjutor Nachfolger Lothars von Schonborn Bearbeiten nbsp Die ehemalige Deutschordenskommende heute Sitz des rheinland pfalzischen LandtagsDie Amtszeit Franz Ludwigs dauerte nur drei Jahre nachdem er zuvor 19 Jahre Koadjutor gewesen war Besondere Spuren konnte er in der Bistumsgeschichte nicht hinterlassen wohl aber im Stadtbild Auf ihn geht die Deutschordenskommende zuruck die heute Sitz des rheinland pfalzischen Landtags ist und zusammen mit Schloss und Neuem Zeughaus das Rheinufer der Stadt pragt Nachfolger Franz Ludwigs wurde der bei Amtsantritt beinahe schon 67 jahrige Philipp Karl von Eltz 1732 1743 Er kummerte sich eher um die geistlichen denn die politischen Belange des Kurstaats Doch als ranghochster Reichs und Kurfurst konnte er sich nicht selbst aus den politischen Ablaufen heraushalten So geriet er in die Auseinandersetzungen zwischen dem unter Friedrich II erstarkenden Konigreich Preussen und dem habsburgischen Osterreich Mit der Zusicherung einer jahrlichen Rente von 100 000 Gulden hatte sich der osterreichische Thronanwarter Franz Stephan von Lothringen die Stimme des Mainzers bei der kommenden Wahl gesichert Die Thronanwartschaft des Lothringers war jedoch nur zustande gekommen weil Kaiser Karl VI in der so genannten Pragmatischen Sanktion die Thronfolge seiner Tochter Maria Theresia zugewiesen hatte Diese Sanktion wurde Preussen und seinen Verbundeten nicht anerkannt Das Ergebnis der Auseinandersetzungen war der Osterreichische Erbfolgekrieg Philipp Karl brach sein Versprechen und wahlte mit den anderen Kurfursten den Wittelsbacher Karl Albrecht 1742 zum Kaiser Ein Jahr spater starb er in Mainz Aufklarung BearbeitenDas Zeitalter des preussisch osterreichischen Dualismus brachte eine Einschrankung der politischen Rolle des Mainzer Kurfursten Philipp Karls Nachfolger Johann Friedrich Karl von Ostein 1743 1763 erklarte sich im Osterreichischen Erbfolgekrieg fur neutral und konnte so seinen Staat aus den Wirren des Krieges weitgehend heraushalten 1745 gelang es dem Kurfursten immerhin den Fussener Friedensvertrag zwischen Osterreich und Bayer zu vermitteln 69 1756 schloss Mainz sich dem Reichsexekutionszug gegen den Preussenkonig Friedrich II an der gerade Sachsen uberfallen hatte und damit auch kurmainzisches Territorium bedrohte Friedrich eroberte die kurmainzische Stadt Erfurt und verlangte hohe Kontributionszahlungen die die Finanzen des Kurstaats ruinierten Kurfurst Johann Friedrich Karl erklarte sich daraufhin in den weiteren Auseinandersetzungen wiederum fur neutral und verzichtete damit im Wesentlichen auch auf eine weitere Rolle in der Reichspolitik Reformprozess unter Johann Friedrich Karl von Ostein Bearbeiten nbsp Johann Friedrich Karl von OsteinEntscheidend fur die Geschicke von Erzbistum und Kurstaat waren aber nicht so sehr die militarischen Auseinandersetzungen der Grossmachte des 18 Jahrhunderts sondern vielmehr die beginnende Aufklarung im Kurstaat Die entscheidende Rolle bei diesem Reformprozess fiel nicht dem Kurfursten sondern seinem Onkel und Grosshofmeister Anton Heinrich Friedrich von Stadion 1691 1768 zu Stadion nahm sich zunachst Wirtschaft und Verwaltung vor Er richtete die Wirtschaft im Sinne des Merkantilismus aus siedelte Industriebetriebe wie die Hochster Porzellanmanufaktur an und loste den Handelsstand aus der Kramerzunft heraus Er erliess eine neue Handelsordnung errichtete eine Handelskammer und ein Handelsgericht und veranstaltete jahrlich zwei Handelsmessen in der Stadt Zudem wurden Infrastruktur und Rechtswesen tiefgreifenden Reformen unterworfen 70 Ein weiteres Augenmerk Stadions und des Kurfursten lag auf der Schulbildung Das Unterrichtswesen wurde reformiert und fur den Unterricht der Madchen das von der Englanderin Maria Ward gegrundete Institut Beatae Mariae Virginis in Mainz angesiedelt das noch heute dort eine Schule betreibt Neben dem Schulwesen wurde auch das Universitatswesen Anderungen unterworfen Die theologische Ausbildung wurde nach einer neuen Konzeption umgestaltet All diese Reformen griffen in den Wirkungskreis des Jesuitenordens ein dessen monopolartige Stellung im Bildungswesen vor allem den Aufklarern ein Dorn im Auge war Im Gegensatz zu dem ganz von aufklarerischen Ideen durchdrungenen Grosshofmeister von Stadion protegierte Erzbischof Johann Friedrich Karl die Jesuiten jedoch zeitlebens wodurch sie ihre Position zunachst behaupten konnten Da der Osteiner die Reformen insgesamt zaghaft anging galt sein Territorium den Aufklarern jener Zeit als eher reaktionar und ruckstandig 71 Den Durchbruch schaffte die Aufklarung in Mainz erst unter seinem Nachfolger Durchsetzung der Aufklarung Bearbeiten nbsp Emmerich Joseph von Breidbach zu BurresheimNach dem Tod Johann Friedrich Karls fiel die Wahl des Mainzer Domkapitels auf Emmerich Joseph von Breidbach zu Burresheim 1763 1774 Dieser setzte die von Stadion betriebenen Reformen und Wirtschaft Justiz und Regierung konsequent fort Im Gegensatz zu seinem Vorganger nahm er bei der Reform des Bildungswesens keine Rucksicht mehr auf die angestammten Rechte der Jesuiten Wahrend die Veranderungen in Wirtschaft Justiz und Verwaltung zumeist tatsachlichen Missstanden geschuldet waren ging es bei der Reform des Bildungswesens und auch der Klosterverwaltung auch um weltanschauliche Fragen 72 Vielen erschienen vor allem die Jesuiten als Verfechter eines veralteten Lehr und Kirchensystems Als Papst Klemens XIV 1769 1774 den Orden auf Druck von antijesuitischen Regierungen aufhob wurde der entsprechende Erlass in Mainz sofort exekutiert und die Patres der Jesuiten in geschlossenen Karren und von Bewaffneten begleitet aus der Stadt gebracht 73 Ahnlich erging es ihnen im zum Erzbistum gehorenden Hochstift Worms dessen Furstbischof ebenfalls Emmerich Joseph war Der Erzbischof ordnete sogleich die Neubesetzung der vakanten Lehrstuhle an Im ehemaligen Jesuitenkolleg wurde das Gymnasium Emmericianum eingerichtet das Jesuitennoviziat wurde vom diozesanen Priesterseminar ubernommen Neben seiner von der Aufklarung gepragten Schulpolitik vertrat Emmerich Joseph auf gesamtkirchlicher Ebene die Idee des neu aufkommenden Episkopalismus mit der er sich gegen die zentralistischen Anspruche der romischen Kurie wandte Die aus dem Episkopalismus entstehenden Gegensatze zwischen den deutschen Bischofen und dem Papst spielten noch lange uber den Tod Emmerich Josephs 1774 hinaus eine gewichtige Rolle Bei der Wahl von Emmerich Josephs Nachfolger standen sich im Domkapitel die Gegner und Befurworter des neuen Kurses unversohnlich gegenuber wobei die restaurativen Krafte in der Mehrheit waren Schon einen Tag nach dem Tod des Erzbischofs wurden einige Reformkommissionen aufgelost und Stellen anderer neu besetzt Zum neuen Erzbischof wahlten die Kapitulare den Domkustos Friedrich Karl Joseph von Erthal 1774 1802 der sich als Vertreter der Restauration hervorgetan hatte Erthal erfullte auch sofort die Erwartungen seiner Wahler als er die aufklarerischen Krafte am Hof in ihrem Einfluss beschnitt und einem Ex Jesuiten und Aufklarungsgegner die Schulprafektur ubertrug die auch fur die Auswahl der Lehrer verantwortlich war 74 Damit schienen sich die Hoffnungen der restaurativen Krafte erfullt zu haben Doch zeigte sich bald dass der Erzbischof und Kurfurst sich keineswegs auf eine Linie festlegen liess nbsp Friedrich Karl Joseph von ErthalSchon 1774 begann Erthal mit der Reform des Landschulwesens und setzte dabei auch auf fortschrittliche Krafte 74 1777 kehrte er zur modernen Finanz und Verwaltungspolitik seines Vorgangers zuruck und auch in die Universitats und Kirchenpolitik wurde wieder naher nach den Massstaben der so genannten katholischen Aufklarung ausgerichtet Im gleichen Jahr erliess Erthal ein Dekret zu strengen Uberwachung des gesamten klosterlichen Vermogens Dies bildete eine Abkehr von der klosterfreundlichen Politik Erthals hin zu einer Politik wie sie schon der Aufklarer Emmerich Joseph von Breidbach zu Burresheim verfolgt hatte Die Politik des Kurfursten war spatestens ab diesem Zeitpunkt von der Aufklarung gepragt Er berief den 1774 im Zuge der Restauration entlassenen Kanzler Anselm Franz von Bentzel 1782 zum Kurator der Universitaten Mainz und Erfurt und ubertrug ihm die Neuordnung der beiden Institutionen Dessen Wirken machte die Mainzer Hochschule zu einer der modernsten wissenschaftsorientierten und tolerantesten Hochschule des Reiches 75 Reichspolitisch versuchte Erthal seinen Amtern wieder mehr Bedeutung zu verschaffen Als Reichserzkanzler trat er 1785 dem Furstenbund bei dem allerdings aufgrund preussischer Anspruche und konfessioneller Gegensatze nur ein kurzes Leben vergonnt war Kirchenpolitisch war Erthal wie sein Vorganger der Idee des Episkopalismus verbunden In diesem Kurs wurde er von seinem Weihbischof seit 1783 Johann Valentin Heimes unterstutzt der ausserdem noch fur wesentliche Reformen in der noch immer barocken Gottesdienstgestaltung der Adelsvorherrschaft im Domkapitel und beim Zolibat eintrat 75 Die Reformanliegen waren Beratungsgegenstand auf dem Emser Kongress der im Juli 1786 eroffnet wurde Delegierte der Erzbischofe von Mainz Koln Trier und Salzburg darunter Weihbischof Heimes berieten dort die Rechte der Metropolitansitze gegenuber Rom Die Emser Punktation hielt als Ergebnis der Konferenz eine Machterweiterung der Metropoliten fest was sicher auch im Sinne des Mainzer Weihbischofs Heimes war Erthal dagegen hatte bei seiner Unterstutzung des Emser Kongresses vor allem im Sinn die versammelten Erzbischofe fur den Furstenbund zu gewinnen Als sich dies als illusorisch erwies verlor er das Interesse an dem Kongress 1787 ging er mit der Kurie eine geheime Verstandigung ein danach erlahmte sein reformatorischer und politischer Elan 76 Ohnehin stand die Zeit fur weitere Initiativen nicht gut Das alte Erzbistum stand am Ende des 18 Jahrhunderts kurz vor dem Untergang Untergang von Erzbistum und Kurstaat BearbeitenAuswirkungen der Franzosischen Revolution Bearbeiten nbsp Versammlung des Mainzer JakobinerklubsDer direkte Anlass fur den Zusammenbruch von Erzbistum und Kurstaat ging von der Franzosischen Revolution aus Die politischen Krafte des Reiches allen voran Preussen und Osterreich betrachteten die Umwalzungen in Frankreich als Bedrohung und schlossen sich gegen Frankreich zusammen Frankreich reagierte im April 1792 mit der Kriegserklarung an Osterreich das Reich reagierte mit der Kriegserklarung an Frankreich im Juli 1792 Erthal schloss sich dem Ersten Koalitionskrieg trotz eigener Bedenken an 77 Ohne es zu wissen leitete er damit das Ende seines Erzbistums und des Kurstaats ein Die Hauptverbundeten konzentrierten ihre Truppen im Nordwesten und liessen daher im Rheinland eine Lucke zuruck durch die die franzosische Armee im September 1792 in Richtung Mainz vorrucken konnte Im Oktober erreichte sie die Stadt die Erthal und sein Hof bereits Richtung Aschaffenburg verlassen hatten Sie kapitulierte kampflos Die Franzosen errichteten in der Stadt die erste Republik auf deutschem Boden die allerdings kurzlebige Mainzer Republik Im Marz 1793 wurde die Stadt von den Koalitionstruppen eingeschlossen und belagert Nach wochenlangem Artilleriebeschuss kapitulierte die franzosische Besatzung im Juli 1793 Die Stadt und mit ihr viele Kirchen wurden durch diesen Beschuss zerstort Die von der Besatzung nach Mainz gebrachten Ideen der Revolution liessen sich durch die Ruckeroberung der Stadt nicht ruckgangig machen Ende des Erzbistums Bearbeiten Gegen die uberlegenen franzosischen Armeen konnten sich die Koalitionstruppen insgesamt aber nicht behaupten 1797 wurde der Frieden von Campo Formio geschlossen in dem Osterreich der Abtretung der von Frankreich beanspruchten linksrheinischen Gebiete zustimmte Preussen erhob keine Einwande Am 30 Dezember 1797 ruckten die franzosischen Truppen wieder in Mainz ein das Erzbischof Erthal wiederum und nun fur immer verlassen hatte Mainz und die linksrheinischen Gebiete wurden der franzosischen Republik angeschlossen Viele auf diesem Gebiet befindlichen Teile des Erzbistums waren in den folgenden knapp zwei Jahren kaum verwaltbar was vor allem mit der grundsatzlichen Opposition der Revolutionare gegenuber der katholischen Kirche zu tun hatte Das anderte sich erst mit der Machtergreifung Napoleons im November 1799 Napoleon suchte den Ausgleich mit der Kirche und schloss mit Papst Pius VII 1800 1823 ein Konkordat das ihm die Neuorganisation der Kirche in seinem Staat erlaubte Napoleon bildete das neue Bistum Mainz aus Teilen der alten Erzdiozese und der Diozesen Worms Speyer und Metz Es gehorte nun als Suffraganbistum dem Erzbistum Mecheln an Alle Kloster und geistlichen Territorien auf franzosischem Gebiet wurden sakularisiert Am 29 November 1801 bestatigte der Papst die Neueinteilung der Bistumer in der Bulle Qui Christi Domini 78 Reichsdeputationshauptschluss Bearbeiten nbsp Karl Theodor von DalbergDer in Aschaffenburg residierende Erthal erkannte daraufhin dass das Erzbistum nicht mehr zu retten war Um wenigstens seinen Staat zu erhalten stimmte er den Anderungen der Diozesangrenzen zu 1802 aber setzten Kaiser und Reichstag in Regensburg eine ausserordentliche Reichsdeputation ein die die Entschadigung der aus den linksrheinischen Territorien vertriebenen Fursten regeln sollte Der am 25 Februar 1803 Kurfurst von Erthal war inzwischen verstorben angenommene Hauptschluss dieser Deputation verfugte in 25 die Ubertragung aller Wurden des Mainzer Erzstuhls auf die Domkirche von Regensburg 79 Am 1 Mai 1805 bestatigte Papst Pius VII die Translation Damit war die seit 782 existierende Kirchenprovinz Geschichte Fur Erthals Nachfolger Karl Theodor von Dalberg blieb das neu geschaffene geistliche Territorium der Furstentumer Aschaffenburg und Regensburg als einziges seiner Art bestehen Ab 1806 nannte sich der Kurfurst Erzkanzler des nunmehr untergegangenen Heiligen Romischen Reiches Furstprimas und erhielt zusatzlich Frankfurt am Main 1810 verlor er sein Regensburger Territorium an Bayern und wurde mit den Furstentumern Hanau und Fulda abgefunden die er mit Frankfurt und Aschaffenburg zum Grossherzogtum Frankfurt vereinigte Rechtsrheinisch war noch keine Neuumschreibung der Diozesen erfolgt die Gebiete des alten Erzbistums wurden bis zur endgultigen Auflosung vom Generalvikariat in Aschaffenburg verwaltet Dalberg letzter Erzbischof von Mainz starb 1817 in Regensburg Neubeginn Das Bistum Mainz BearbeitenUnter franzosischer Herrschaft Bearbeiten Die Reorganisation des neuen Bistums war die wichtigste Aufgabe des von Napoleon eigenmachtig zum ersten Bischof ernannten Elsassers Joseph Ludwig Colmar 1802 1818 Das neue Bistumsterritorium vereinigte Teile von vier Diozesen und umfasste vor allem die Pfalz und Rheinhessen Colmar der zuvor Stadtpfarrer in Strassburg gewesen war war kein Politiker mehr wie so viele seiner Vorganger sondern vor allem Seelsorger Wahrend sein noch in den rechtsrheinischen Gebieten zustandiger Vorganger Dalberg nach einer politischen Losung suchte ging Colmar an die Rechristianisierung seines Bistums die von inneren Reformen begleitet war Colmar gelang es den Mainzer Dom vor dem Abriss zu bewahren und die hergebrachten Frommigkeitsformen vor allem die Fronleichnamsprozessionen wieder zu beleben Daruber hinaus widmete er der religiosen Bildung grosse Aufmerksamkeit 80 1805 eroffnete er das Mainzer Priesterseminar im alten Augustinerkloster in Mainz zu dessen Leiter er Bruno Franz Leopold Liebermann berief In Folge grundete sich der Mainzer Kreis eine im damaligen kulturkampferischen Sprachjargon als ultramontan bezeichnete Gruppe Auf organisatorischer Ebene schuf er eine neue Pfarrei und Vikariatsstruktur Das Mainzer Domkapitel wurde neu aufgestellt und bestand nunmehr aus zehn burgerlichen Geistlichen Nur wenige Jahre spater ereigneten sich jedoch erneut tiefgreifende Veranderungen die durch Napoleons Sturz und den Wiener Kongress von 1815 ausgelost wurden Neuumschreibung Bearbeiten nbsp Grenzen des alten Erzbistums schwarze Linie und Gebiet des neuumschriebenen Bistums gelb Napoleons Niederlage fuhrte im Frieden von Paris 1814 zur Annullierung der Gebietsabtretungen von 1797 An eine Restaurierung der alten geistlichen Furstentumer war jedoch nicht zu denken Die Territorien wurden auf dem Wiener Kongress in zahen Verhandlungen unter den Siegern uber Napoleon aufgeteilt Die territoriale Neuordnung fuhrte auch zu einer Neuumschreibung der Bistumsgrenzen in Deutschland Da Bayern die Rheinpfalz erhielt wurden die dortigen Gebiete dem Bistum Mainz wieder ausgegliedert und daraus das Bistum Speyer wiedererrichtet Die Aschaffenburger Gebiete des alten Erzbistums kamen an das Bistum Wurzburg Die Stadt Mainz selbst wurde dem Grossherzogtum Hessen Hessen Darmstadt zugesprochen Die Neuorganisation der Kirche im Reich erfolgte nicht durch eine gemeinsame Politik wie es Furstprimas Dalberg vorgeschlagen hatte sondern durch mehrere Konkordate der einzelnen Staaten mit dem Heiligen Stuhl Fur die das Bistum Mainz betreffende Neuordnung traten im Marz 1818 die Staaten Wurttemberg Baden Nassau Hessen Kassel Hessen Darmstadt und Frankfurt sowie einige Kleinstaaten zusammen Anfanglich sollte das Bistum Mainz die Staaten Nassau Hessen Kassel und Hessen Darmstadt umfassen Hessen Darmstadt forderte fur diesen Fall die Erzbistumswurde fur das Bistum 81 Doch zu einer Ausdehnung des Bistums auf Nassau und Hessen Kassel kam es nicht Die beiden Staaten furchteten einen starken Metropolitansitz in Mainz und gaben dem badischen Vorschlag eines neu zu grundenden Erzbistums Freiburg den Vorzug Am 16 August 1821 wurde die Neuumschreibung in der papstlichen Zirkumskriptionsbulle Provida solersque festgeschrieben Das Bistum Mainz war ab diesem Zeitpunkt mit dem Gebiet des Grossherzogtums Hessen Hessen Darmstadt identisch Mit Ausnahme kleinerer Korrekturen hat sich an den Grenzen seither nichts mehr verandert Hinsichtlich der neuen Besetzungspraxis wurde erst 1827 ein Kompromiss gefunden Demnach sollten die ersten Bischofe der neuen Bistumer von den Regierungen ernannt werden Danach hatten die Regierungen nur noch das Recht von den eingesandten Kandidatenlisten der Domkapitel nicht genehme Namen zu streichen Diese Regelung blieb bis zum Badischen Konkordat von 1932 in Kraft das wiederum bis heute gilt Das Bistum und die hessisch darmstadtische Landesregierung Bearbeiten Das Bistum Mainz lag nun auf dem Gebiet eines protestantischen Furstentums das die Herrschaft des Staates uber die Kirche postulierte 82 Daher lag es im Interesse des Grossherzogs den Bischofsstuhl von Mainz mit einem ihm genehmen staatskirchlich ausgerichteten Bischof zu besetzen Dies fuhrte unweigerlich zu einem Konflikt mit Rom Die Folge war dass der 1818 durch den Tod Colmars vakant gewordene Stuhl jahrelang nicht wiederbesetzt werden konnte Hinsichtlich des Besetzungsrechts kam erst 1827 ein Kompromiss zustande jedoch missfiel dem Papst der durch Grossherzog Ludewig I vorgeschlagene Kandidat Carl Joseph von Wrede der sich zuvor kritisch gegenuber papstlichen Machtanspruchen positioniert hatte Erst nach dessen Tod 1829 erfolgte die Besetzung Der Konflikt zwischen Ultramontanen und Staatskirchlern bestimmte auch die Folgejahre des Bistums Es war auch ein Konflikt zwischen Aufklarung und Restauration und zwischen den Konfessionen Ihre Keimzelle hatte die ultramontane Bewegung im Mainzer Priesterseminar wo sich eine Theologenschule gebildet hatte die von den franzosischen Restaurationsphilosophen gepragt war 83 Die Landesregierung ergriff schliesslich Gegenmassnahmen und verfugte die Aufhebung des Seminars und die Einrichtung einer von ihr kontrollierten katholischen Fakultat an der Universitat Giessen nbsp Bischof Wilhelm Emmanuel von KettelerErst 1851 wurde von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler ohne Erlaubnis der Behorden wieder eine theologische Lehranstalt am bischoflichen Seminar zu Mainz eingerichtet Die nun begonnene zweite Halfte des 19 Jahrhunderts war von einer Starkung des katholischen Selbstverstandnisses gepragt Die gemassigte von der Aufklarung gepragte Generation trat langsam ab an ihre Stelle traten Krafte die sich immer mehr gegen Eingriffe staatlicher Behorden in innerkirchliche Angelegenheiten auflehnten Das Staatskirchentum wurde von diesen Stromungen demgemass rigoros verworfen Dabei kamen ihnen die Umwalzungen im Revolutionsjahr 1848 zugute Die Pressefreiheit ermoglichte die einfachere Verbreitung katholischer Publikationen das Vereinsrecht fuhrte zur Grundung durch Adam Franz Lennig des Vereins fur religiose Freiheit der sich kurz darauf in Piusverein umbenannte Im Oktober 1848 verfugte dieser Verein bereits uber 17 Zentralvereine mit 1200 Ortsvereinen die sich zu einem Delegiertentreffen in Mainz versammelten Das war die Geburtsstunde des Deutschen Katholikentags Die zentrale Forderung des Katholikentags der die Ereignisse in der Frankfurter Paulskirche im Blick hatte war vor allem die kirchliche Freiheit Dieser generellen Forderung des deutschen Katholizismus war die hessische Landesregierung schon bei der Marzrevolution entgegengekommen Die Konflikte zwischen Staat und Kirche vermochte das aber nicht zu mindern Als Bischof Peter Leopold Kaiser im Dezember 1848 starb versuchte die Landesregierung daher einen gemassigten Kandidaten auf den Bischofsstuhl zu befordern Der von ihr praferierte Kandidat Leopold Schmid scheiterte jedoch am Widerstand der ultramontanen Krafte im Domkapitel Erst 1850 konnte der Bischofsstuhl nach zahem Ringen wiederbesetzt werden Die Domkapitulare entsandten nach Rom einen Dreiervorschlag aus dem Papst Pius IX den Propst von St Hedwig in Berlin Wilhelm Emmanuel von Ketteler 1850 1877 zum neuen Bischof ernannte Ketteler wendete sich umgehend der Aufgabe zu der Kirche die von der Landesregierung vorenthaltenen Rechte zuruckzugeben Die Erleichterungen des Revolutionsjahres waren 1850 wieder zuruckgenommen worden 84 Ketteler erreichte 1854 eine Ubereinkunft die ihm die selbststandige Besetzung aller geistlichen Stellen einraumte Diese Konvention wurde bald zum Stein des Anstosses liberaler und protestantischer Kreise 1866 bat Ketteler daher selbst um Aufhebung der Bestimmungen die aber gewohnheitsrechtlich im Wesentlichen fortbestanden Die zweite Halfte von Kettelers Amtszeit war durch das Erste Vatikanische Konzil gepragt Ketteler nahm an der Versammlung teil und stand im Lager der Minoritat die eine Definition der Unfehlbarkeit des Papstes ablehnte Ketteler war jedoch kein grundsatzlicher Gegner der Infallibilitat protestierte jedoch gegen die Ausgestaltung des Unfehlbarkeitsdogmas 85 Kulturkampf Bearbeiten Die letzten Jahre des Pontifikats von Wilhelm Emmanuel von Ketteler waren vom so genannten Kulturkampf gepragt Nach der Ausrufung des deutschen Staates im Anschluss an den Deutsch Franzosischen Krieg 1871 wurden katholische Kirche und ihr angeschlossene Orden und Vereine Repressionen seitens der preussisch dominierten Staatsgewalt ausgesetzt Die Regierung um den ersten Reichskanzler Otto von Bismarck sah in den Katholiken Reichsfeinde die nicht dem eigenen Staat sondern dem Papst in Rom mithin also einer auslandischen Macht verantwortlich seien Von Ketteler gehorte zu den entschiedensten Gegnern der Kulturkampfgesetze und mobilisierte dementsprechend die katholische offentliche Meinung 86 In Mainz wurde 1872 der Verein der Deutschen Katholiken gegrundet der sich fur die Freiheit der Kirche und gegen Willkurmassnahmen des Staates einsetzen sollte Ab 1873 nahm der Kulturkampf im Grossherzogtum Hessen Hessen Darmstadt deutlich an Scharfe zu Die Regierung anerkannte den neugewahlten altkatholischen Bischof Joseph Hubert Reinkens und erlaubte den Altkatholiken die Benutzung katholischer Kirchen und Friedhofe 1874 beschloss die Regierung die staatliche Schulhoheit und verpflichtete Priesteramtskandidaten zum dreijahrigen Besuch einer deutschen Universitat an dessen Abschluss eine staatliche Prufung zu stehen hatte 87 Die Proteste des Bischofs blieben ohne Erfolg Das Bistum reagierte mit passivem Widerstand und liess die Theologiestudenten in Eichstatt oder Rom ausbilden Vakant gewordene Pfarreien wurden offiziell nicht wiederbesetzt Als von Ketteler 1877 auf einer Ruckreise aus Rom starb verweigerte die Regierung dem gewahlten Nachfolger Christoph Moufang die Anerkennung Moufang war Prasident des 21 deutschen Katholikentags 1871 gewesen auf dem die Grundung des oppositionellen Vereins der Deutschen Katholiken vorbereitet worden war Die Wahl eines Kompromisskandidaten kam nicht zustande Das Bistum blieb daraufhin neun Jahre vakant und wurde wahrenddessen von Moufang als Administrator verwaltet Der Kulturkampf entspannte sich erst unter Papst Leo XIII 1878 1903 Ab 1886 revidierte die preussische Staatsregierung schrittweise die Kulturkampfgesetze im gleichen Jahr konnte in Mainz wieder ein Bischof gewahlt werden Nach einigem Hin und Her fiel die Wahl auf den Domkapitular Paul Leopold Haffner 1886 1899 der schon 1877 auf der Dreierliste des Domkapitels gestanden hatte Preussen und auch Hessen Darmstadt bemuhten sich in der Folgezeit um eine Annaherung an die Kirche 88 1887 fiel das Gesetz uber die Vorbildung der Geistlichen im gleichen Jahr konnte das 1876 geschlossene Priesterseminar wiedereroffnet werden 1895 fiel das Ordensverbot Andere Gesetze aus der Kulturkampfzeit darunter auch das Gesetz uber die Einfuhrung der Zivilehe blieben in Kraft Das Verhaltnis zwischen Kirche und Staat war mit dem Abschluss des Kulturkampfs geregelt Es wurde erst durch das Badische Konkordat 1932 wieder den neuen politischen Verhaltnissen angepasst 20 Jahrhundert BearbeitenWeimarer Republik Bearbeiten Das Jahr 1919 markierte den Beginn der ersten deutschen Republik Wahrend der eher monarchisch gepragte Katholizismus der neuen Staatsform eher ablehnend gegenuberstand wurde die Demokratie vom rheinischen Katholizismus also auch im Bistum Mainz positiv aufgenommen 89 Die Schwierigkeiten der Republik in den ersten Nachkriegsjahren bestimmten auch die kirchlichen Verhaltnisse jener Zeit Dem schwer kranken Bischof Georg Heinrich Maria Kirstein 1904 1921 war im Marz 1921 mit Ludwig Maria Hugo 1921 1935 ein Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge beigestellt worden Schon einen Monat spater trat er das Bischofsamt an Im Vordergrund standen nach dem Ersten Weltkrieg seelsorgerliche Aspekte Der Krieg hatte schwere Verluste gebracht Zwei Millionen deutsche Soldaten waren von der Front nicht wieder heimgekehrt Dazu kamen die traumatischen Erfahrungen der Heimkehrer und der vom Hunger bedrohten Bevolkerung in der Heimat Die ersten Jahre der Republik waren von Unruhen und Putschversuchen gepragt dazu kam die schwierige wirtschaftliche Situation bedingt durch Reparationen und Inflation Mainz und ein Grossteil des Bistums waren von den Franzosen besetzt Alliierte Rheinlandbesetzung 90 Die Note der Nachkriegszeit fuhrten in Mainz zur Grundung des ersten Caritasverbands 91 Politisch gesehen war die Zeit der Weimarer Republik im Bistum eher von gutem Einvernehmen zwischen den neuen Volksstaat Hessen und der Kirche bestimmt Fur Kontroversen sorgte nur die Frage der Bekenntnisschulen 1932 wurde das Verhaltnis zwischen Kirche und Staat im Badischen Konkordat neu festgelegt Auf kirchlicher Ebene begannen die Reformbewegungen die es schon zu Beginn des Jahrhunderts und davor gegeben hatte einen breiteren Raum einzunehmen Dazu gehorte vor allem die Liturgische Bewegung zu deren bekannteren Vertretern der Mainzer Priester Romano Guardini seit 1923 Professor in Berlin gehorte 91 Die schon von Papst Pius X geforderte Kinderkommunion wurde im Bistum eingefuhrt daneben kam es zum Aufleben von Frommigkeitsformen wie der Herz Jesu Verehrung Dazu kam ein umfangreiches Kirchenbau und restaurationsprogramm bei dem an erster Stelle der Mainzer Dom zu nennen ist der in den 20er Jahren durch Verrottung der Fundamente vom Einsturz bedroht war Neben neuen Wallfahrtsstatten entstanden auch 27 Pfarreien oder Kuratien Zu Beginn der 30er Jahre jedoch erhielt die NSDAP immer mehr Zulauf Die Zeichen zwischen Kirche und Politik standen damit wieder zunehmend auf Konfrontation Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Albert Stohr Mainzer Bischof 1935 1961Ab 1930 nahmen die Konfrontationen zwischen der Kirche und der Hitler Partei NSDAP zu Der Mainzer Generalvikar Philipp Jakob Mayer erklarte am 1 September 1930 die NSDAP falle unter die von der Kirche verbotenen Gruppierungen Kein Katholik durfe Mitglied dieser Partei werden Korporative Teilnahme der Partei an katholischen Gottesdiensten oder Beerdigungen sei verboten Die Sakramente durfe ein Parteimitglied nur erhalten wenn es verspreche aus der Partei auszutreten 92 Die scharfe Erklarung fuhrte zu erheblichen Protesten seitens der NSDAP und auch zu Diskussionen zwischen den Diozesen wobei sich fur die Erklarung der Terminus Mainzer Position entwickelte 93 Ein einheitliches Vorgehen des deutschen Episkopats gegen die Nazi Bewegung ging von ihr jedoch nicht aus 92 Das Mainzer Ordinariat aber blieb bei seiner strikt ablehnenden Haltung 92 bis Hitler 1933 die Macht ubernahm Damit war aus der lehramtlich verurteilten Bewegung die legitime staatliche Obrigkeit geworden der Gehorsam geschuldet war 94 Dies stellte den deutschen Episkopat vor erhebliche Probleme bezuglich des weiteren Umgangs mit Hitler und der NSDAP Hitler gelang es in seiner Regierungserklarung vom 23 Marz 1933 die Bedenken der Bischofe hinsichtlich des aggressiven Antikatholizismus der Nazi Bewegung zu zerstreuen indem er im Rahmen einer christentumsfreundlichen Politik eine friedliche Ausgestaltung des Verhaltnisses zwischen Staat und Kirche in Aussicht stellte 95 Die Bischofe auch Bischof Hugo erklarten am 28 Marz 1933 in Fulda ihre bedingte Loyalitat 92 freilich jedoch ohne die in fruheren Massnahmen liegende Verurteilung bestimmter religios sittlicher Irrtumer aufzuheben 96 Die bisherigen Regelungen hinsichtlich des Sakramentenempfangs und der Teilnahme an Gottesdiensten in Uniform blieb zwar bestehen waren aber de facto nicht mehr aufrechtzuerhalten und durch gegensatzliche Instruktionen durchlochert Die personliche Haltung des Mainzer Bischofs und seines Generalvikars zur Erklarung ist nicht uberliefert 97 Das Reichskonkordat vom 20 Juli 1933 von Hitler in seiner Erklarung vom 20 Marz zugesagt erweckte zusatzliche Hoffnungen die aggressive Feindlichkeit der Nazis gegenuber der katholischen Kirche habe nun endgultig ein Ende Dies stellte sich bald als grosser Irrtum heraus Hugo dessen Oppositionshaltung nicht in Vergessenheit geraten war wurde wiederholt zur Zielscheibe nationalsozialistischer Agitation 98 und trotz Garantie durch das Konkordat wurden die katholischen Verbande und Vereine aufgelost und gleichgeschaltet Ahnlich traf es die katholische Presse 99 Hitler hatte nie daran gedacht sich an das Reichskonkordat zu halten Nachfolger des 1935 gestorbenen Ludwig Maria Hugo wurde im Juli desselben Jahres Albert Stohr 1935 1961 der die Position seines Vorgangers hinsichtlich der Nazi Ideologie teilte und dies auch deutlich zum Ausdruck gebracht hatte 100 Er wurde sofort mit weiteren Massnahmen der NSDAP gefuhrten Regierung gegen die Kirche konfrontiert Die Nazis begannen mit den Prozessen gegen Ordensleute und Priester wegen angeblicher sittlicher oder devisenrechtlicher Vergehen Als Papst Pius XI am 21 Marz 1937 die Enzyklika Mit brennender Sorge veroffentlichen liess nahmen die Massnahmen noch an Harte zu Es kam zu Verhaftungen und Einweisungen ins KZ Ab 1938 wurden die katholischen Schulen im Bistum geschlossen 1939 kam das Verbot fur Geistliche an Volksschulen Religionsunterricht zu halten wenn dies auch von weltlichen Lehrkraften ubernommen werden konnte Im selben Jahr wurde das Kloster Ilbenstadt aufgehoben das Priesterseminar musste seinen Betrieb einstellen 101 Stohr verhielt sich nach aussen politisch zuruckhaltend gehorte innerkirchlich aber eher dem Lager des Berliner Bischofs und Regimegegners Konrad von Preysing an 102 Die Bischofskonferenz jedoch konnte sich nie auf einen gemeinsamen Kurs verstandigen und blieb daher im Angesicht der Verbrechen des NS Regimes still nbsp Die Ruine der Pfarrkirche St Christoph in MainzAb 1942 wurde Mainz und das Bistum zunehmend vom Kriegsgeschehen betroffen Die Bischofsstadt wurde am 27 Februar 1945 durch Bomben zu 80 zerstort Im Kloster der Ewigen Anbetung wurde mit einer Ausnahme der komplette Konvent ausgeloscht Auch Bensheim Bingen Darmstadt Offenbach und Worms im Bistum waren schwer getroffen worden Nachkriegszeit Reform und Gegenwart Bearbeiten Fur Mainz war der Krieg am 21 Marz 1945 zu Ende Vor der Diozese standen grosse Herausforderungen Die kommenden Jahre waren von den Herausforderungen des Wiederaufbaus und der Integration der Fluchtlinge und Heimatvertriebenen aus dem Osten gepragt 450 000 Katholiken hatte das Bistum 1945 gezahlt Bis 1960 stieg die Zahl auf 710 000 an 103 Viele der Fluchtlinge und Heimatvertriebenen wurden in Diasporagebieten angesiedelt Damit wollte die Bundesregierung das Verhaltnis zwischen den Konfessionen verbessern Fur die Seelsorgestrukturen im Bistum bedeutete dies ein tiefgreifenden Wandel Neue Kirchen und Pfarreien mussten errichtet werden Uber hundert Kirchen wurden bis zum Ende der Amtszeit Stohrs 1961 gebaut Mainz wurde 1946 104 Hauptstadt des neu gegrundeten rhein pfalzischen Landes Schon 1946 war es Universitatsstadt geworden ironischerweise auf Initiative der franzosischen Besatzungsmacht die Ende des 18 Jahrhunderts die alte Universitat aufgelost hatte Das Bistum behielt seine Grenzen bei und liegt nun auf den Gebieten der Lander Hessen und Rheinland Pfalz Bad Wimpfen liegt als Exklave in Baden Wurttemberg 1952 konnte Stohr die Einrichtung der Bekenntnisschulen durchsetzen die bis zu entsprechenden Verfassungsanderungen 1967 und 1970 Bestand hatten 105 Die religiose Erneuerung geschah durch den Jubilaumskatholikentag von 1948 zu dem sich 180 000 Katholiken versammelten und die Mainzer Diozesansynode im Marz 1955 Weit grossere Auswirkungen fur das religiose Leben hatte das 1962 eroffnete Zweite Vatikanische Konzil Stohrs Nachfolger Hermann Volk 1962 1983 1988 nahm an der Kirchenversammlung teil und wurde 1973 zum Kardinal erhoben Er war damit der erste Kardinal des Bistums seit Albrecht von Brandenburg im 16 Jahrhundert Die Beschlusse des Konzils wurden auf der Gemeinsamen Synode der Bistumer in der Bundesrepublik Deutschland in Wurzburg von 1971 bis 1975 umgesetzt Sie bestimmen bis heute Alltag und Verfassung der katholischen Kirche in Deutschland 1983 wurde Karl Lehmann Nachfolger des aus Altersgrunden zuruckgetretenen Volk Von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz 2001 wurde er ebenfalls zum Kardinal erhoben In sein Pontifikat fallt unter anderem die deutsche Wiedervereinigung Innerkirchlich muss man sich zunehmend mit dem Problem wachsender Kirchenaustrittszahlen und dem Priestermangel auseinandersetzen Lehmanns Rucktrittsgesuch wurde im Mai 2016 zu seinem 80 Geburtstag von Papst Franziskus angenommen der nach einer fast einjahrigen Sedisvakanz im April 2017 Peter Kohlgraf zum neuen Bischof ernannte Siehe auch BearbeitenListe der Bischofe von Mainz Liste der Mainzer Weihbischofe Romisch katholische Kirche in DeutschlandLiteratur BearbeitenFriedhelm Jurgensmeier Das Bistum Mainz Von der Romerzeit bis zum II Vatikanischen Konzil Knecht Verlag Frankfurt Main 1988 ISBN 3 782 00570 8 Friedhelm Jurgensmeier Hrsg Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte Echter Verlag Wurzburg 1997 2002 Band 1 Christliche Antike und Mittelalter Echter Verlag Wurzburg 2000 ISBN 3 429 02258 4 aufgeteilt in zwei Halbbande 1 1 Digitalisat und 1 2 Digitalisat Daraus zitiert Ernst Dassmann Das Bistum in romischer und frankischer Zeit Franz Staab Die Mainzer Kirche im Fruhmittelalter Ernst Dieter Hehl Die Mainzer Kirche in ottonisch salischer Zeit Friedhelm Jurgensmeier Das Erzbistum wahrend des Investiturstreits Band 2 Gunter Christ und Georg Mai Erzstift und Erzbistum Mainz Territoriale und kirchliche Strukturen Echter Verlag Wurzburg 1997 ISBN 3 429 01877 3 Digitalisat Band 3 Neuzeit und Moderne Echter Verlag Wurzburg 2002 ISBN 3 429 02425 0 zwei Halbbande 3 1 Digitalisat und 3 2 Digitalisat Daraus zitiert Hermann Josef Braun Das Bistum von 1918 1945 Hans Werner Nopper Die vorbonifatianischen Mainzer Bischofe Books on Demand Norderstedt 2001 ISBN 3 8311 2429 9 Georg May Der Mainzer Erzbischof als Primas in Archiv fur katholisches Kirchenrecht hrgg von Winfrid Aymans Heribert Schmitz Karl Theodor Geringer 164 Band Kirchheim amp Co GmbH Mainz 1995 ISSN 0003 9160 Joseph Selbst Mainzer Kirchengeschichte fur den Unterrichtsgebrauch 1892 1950 von Adam Gottron und Anton Philipp Bruck uberarbeitet und erganzt 106 Helmut Hinkel Fides Moguntina Studien zur Mainzer Kirchengeschichte Nunnerich Asmus Verlag Mainz 2013 ISBN 978 3 943904 34 5 Claus Arnold Christoph Nebgen Hrsg Lebensbilder aus dem Bistum Mainz Bd 1 Elf Portrats Neues Jahrbuch fur das Bistum Mainz Echter Mainz Wurzburg 2016 Claus Arnold Christoph Nebgen Hrsg Lebensbilder aus dem Bistum Mainz Bd 2 Vierzehn Portrats Neues Jahrbuch fur das Bistum Mainz Echter Mainz Wurzburg 2017 Claus Arnold Martin Belz Hrsg Lebensbilder aus dem Bistum Mainz Bd 3 Zehn Portrats Neues Jahrbuch fur das Bistum Mainz Echter Mainz Wurzburg 2020Einzelnachweise BearbeitenHMKG Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte s o Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 14 Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 21 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 15 Irenaeus von Lyon Adversus haereses 1 10 2 vgl auch Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 21 Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 22 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 17 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 20 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 21ff Zum ganzen Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 20 ff Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 70 Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 35 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 26 Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 23 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 27 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 28 Hieronymus Epistula 123 15 zitiert nach Dassmann HMKG Bd 1 1 S 26 Die Zahl durfte allerdings ubertrieben sein da in jener Zeit keine Kirche mehrere tausend Menschen fassen konnte Andere Einschatzungen gehen von 436 als Aureus Todesjahr aus vgl auch den Artikel Aureus Mainz Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 37 Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 41 a b Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 51 Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 51 auch Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 41 Nopper Die vorbonifatianischen Bischofe S 42 a b Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 52 dazu Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 53 Dassmann in HMKG Bd 1 1 S 40 Jurgensmeier Geschichte S 23 Staab in HMKG Bd 1 1 S 119 Jurgensmeier Geschichte S 32 Staab in HMKG Bd 1 1 S 119 Staab in HMKG Bd 1 1 S 138 Staab in HMKG Bd 1 1 S 139 Jurgensmeier Geschichte S 40 Staab bejahend in HMKG Bd 1 1 S 139 Jurgensmeier Geschichte S 50 May Der Mainzer Erzbischof als Primas in Archiv fur katholisches Kirchenrecht 1995 S 76 May Der Mainzer Erzbischof als Primas in Archiv fur katholisches Kirchenrecht 1995 S 77f Dazu mehr unter dem Abschnitt Die ottonisch salische Reichskirche weiter unten im Text May Der Mainzer Erzbischof als Primas in Archiv fur katholisches Kirchenrecht 1995 S 78f May Der Mainzer Erzbischof als Primas in Archiv fur katholisches Kirchenrecht 1995 S 87 May Der Mainzer Erzbischof als Primas in Archiv fur katholisches Kirchenrecht 1995 S 100 May Der Mainzer Erzbischof als Primas in Archiv fur katholisches Kirchenrecht 1995 S 121 Jurgensmeier Geschichte S 63 Hehl in HMKG Bd 1 1 S 203 Hehl in HMKG Bd 1 1 S 205 a b Hehl in HMKG Bd 1 1 S 208 Hehl in HMKG Bd 1 1 S 198 Jurgensmeier Geschichte S 66 Hehl in HMKG Bd 1 1 S 275 Jurgensmeier in HMKG Bd 1 1 S 285 Siehe Artikel Freie Stadt Mainz Jurgensmeier Geschichte S 87 Gunter Christ Regierung und Verwaltung in Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte Wurzburg 1997 S 65 Jurgensmeier Geschichte S 99 Jurgensmeier Geschichte S 113 Jurgensmeier Geschichte S 123 Jurgensmeier Geschichte S 134 Jurgensmeier Geschichte S 138 Jurgensmeier Geschichte S 144 Die Zahl der Domkapitulare war damals noch nicht festgelegt s May Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte Bd 2 S 490 Jurgensmeier Geschichte S 150 Jurgensmeier Geschichte S 158 Jurgensmeier Geschichte S 168 Jurgensmeier Geschichte S 187 Jurgensmeier Geschichte S 195 In der Frage wie evident diese Gefahr war ist die Forschung nicht einig Jurgensmeier nennt die Wahl schicksalhaft wahrend Rolf Decot nach der Zuruckdrangung des Protestantismus unter Erzbischof Albrecht keine weiteren Anzeichen fur eine mogliche Protestantisierung des Erzbistums sieht So das Amt Starkenburg das seit der Mainzer Stiftsfehde verpfandet gewesen war Jurgensmeier Geschichte S 213 Jurgensmeier Geschichte S 213f Jurgensmeier Geschichte S 215 a b Jurgensmeier Geschichte S 222 Jurgensmeier Geschichte S 230 Jurgensmeier Geschichte S 234 Jurgensmeier Geschichte S 242 Jurgensmeier Geschichte S 242f Jurgensmeier Geschichte S 244 Jurgensmeier Geschichte S 247 Jurgensmeier Geschichte S 248 a b Jurgensmeier Geschichte S 251 a b Jurgensmeier Geschichte S 253 Jurgensmeier Geschichte S 254 Jurgensmeier Geschichte S 260 Jurgensmeier Geschichte S 262 Hauptschluss der ausserordentlichen Reichsdeputation 25 Jurgensmeier Geschichte S 270 Jurgensmeier Geschichte S 273 so die Verfassung des Grossherzogtums von 1820 s Jurgensmeier Geschichte S 275 Jurgensmeier Geschichte S 276 Jurgensmeier Geschichte S 286 Jurgensmeier Geschichte S 291ff Jurgensmeier Geschichte S 295 Jurgensmeier Geschichte S 296 Jurgensmeier Geschichte S 297 Jurgensmeier Geschichte S 307 Jurgensmeier Geschichte S 308 a b Jurgensmeier Geschichte S 310 a b c d Jurgensmeier Geschichte S 313 Braun in HMKG Bd 3 2 S 1205 Braun in HMKG Bd 3 2 S 1206 Braun in HMKG Bd 3 2 S 1206 Kirchliches Amtsblatt fur die Diozese Mainz Jahrgang 1933 S 19 Ziffer 46 Braun in HMKG Bd 3 2 S 1207f Braun in HMKG Bd 3 2 S 1209 Jurgensmeier Geschichte S 314 Braun in HMKG Bd 3 2 S 1210 Jurgensmeier Geschichte S 315 316 Braun in HMKG Bd 3 2 S 1213 Jurgensmeier Geschichte S 318 Stadt Mainz Ein kurzer Uberblick uber die Geschichte der Stadt Mainz Jurgensmeier Geschichte S 320 Friedhelm Jurgensmeier 25 Jahre Institut fur Mainzer Kirchengeschichte 1980 2005 Weblinks BearbeitenInstitut fur Mainzer Kirchengeschichte Bistum Mainz Kunst Gebaude Geschichte nbsp Dieser Artikel wurde am 16 August 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Bistums Mainz amp oldid 238085743