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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Uriel von Gemmingen Begriffsklarung aufgefuhrt Uriel von Gemmingen 29 Juni 1468 in Michelfeld 9 Februar 1514 in Mainz entstammte der Linie Gemmingen Michelfeld des suddeutschen Adelsgeschlechts der Herren von Gemmingen Von 1508 bis 1514 war er Erzbischof des Erzbistums Mainz Damit stand er an der Spitze der grossten deutschen Kirchenprovinz und war einer der sieben Kurfursten als Erzkanzler fur Deutschland hatte er den hochsten Rang Uriel von Gemmingen war ein Vertreter der innerkirchlichen Reform Erzbischof Uriel von Gemmingen Inhaltsverzeichnis 1 Lebensweg bis 1508 2 Erzbischof von Mainz 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLebensweg bis 1508 BearbeitenUriel von Gemmingen war eines von 21 Kindern des Hans von Gemmingen 1431 1487 zu Michelfeld genannt Keckhans und seiner Gattin Brigitta von Neuenstein 1 Nur zehn der Kinder erreichten das Erwachsenenalter ein 1460 geborener Bruder mit gleichem Namen starb kurz nach der Geburt Den ersten Unterricht erhielt er in der Stiftsschule zu St Peter in Wimpfen Wie seine Bruder Georg und Erpho wurde Uriel Kanoniker in Speyer und Worms Sein Bruder Georg forderte und unterstutzte ihn Die Schwester Els von Gemmingen 1466 1532 amtierte ab 1504 als Priorin des Magdalenenklosters in Speyer Von ihr hat sich ein kostbares Antiphonale erhalten Schon im Alter von funfzehn Jahren lebte Uriel von Gemmingen als Anwarter auf ein frei werdendes Kanonikat unter dem Scholaster dem Vorsteher der Domschule im Mainzer Domstift wo er 1483 eine Pfrunde erhalten hatte 1483 studierte Uriel an der Mainzer Universitat 1484 beurlaubte ihn das Mainzer Domkapitel fur vier Jahre zum Studium an der Universitat Paris und 1488 noch einmal fur weitere zwei Jahre zum Studium an der Universitat Padua wo er den Doktor beider Rechte des Romischen Rechts und des Kirchenrechts erwarb Nach 1501 war Uriel Kustos am Wormser Dom und als solcher am Reichskammergericht als Beisitzer vereidigt 2 danach Amtmann in Mombach 3 1505 verzichtete er auf seine Pfrunde in Speyer nachdem er in Mainz Domdekan geworden war 4 In diesem Amt unterstutzte er den Dompropst in der Leitung des Gottesdienstes und bei der Vermogensverwaltung Das Mainzer Domkapitel wahlte Uriel von Gemmingen am 27 September 1508 als Nachfolger des verstorbenen Jakob von Liebenstein zum Erzbischof von Mainz Die Belehnung mit den Regalien den weltlichen Hoheitsrechten erfolgte im April auf dem Reichstag zu Worms Erzbischof von Mainz Bearbeiten nbsp Uriel von Gemmingen auf seinem GrabmalUriel von Gemmingen stand nun an der Spitze der grossten deutschen Kirchenprovinz der Kirchenprovinz Mainz Als Erzbischof des Erzbistums Mainz war er Erzkanzler fur Deutschland und Reichsfurst unter den Kurfursten hatte er den hochsten Rang Nur als Amtstrager der Kirche konnte das Mitglied einer niederadligen Familie diese Position erreichen Die politischen Moglichkeiten Uriels entsprachen aber nicht seinem hohen Rang denn seine erzbischofliche Gewalt war in den der Wahl vorausgegangenen Verhandlungen mit dem Domkapitel stark eingeschrankt worden In seiner Wahlkapitulation musste er Einschrankungen auf dem Gebiet der Finanzen der Gerichtsbarkeit und der Territorial und Bundnispolitik hinnehmen Ausserdem war Uriel in seiner Politik durch die langjahrigen Auseinandersetzungen mit Kursachsen um die Stadt Erfurt belastet Daruber hinaus wurde sein Schaffen noch erschwert durch die hohen Finanzverpflichtungen des Mainzer Stuhls Eine gewisse reichspolitische Bedeutung erhielt der Erzbischof von Mainz als Direktor des Kurrheinischen Reichskreises ab 1512 Wie sein 1511 verstorbener alterer Bruder Georg von Gemmingen Dompropst und Archidiakon in Speyer bemuhte sich auch Uriel die in der Kirche verbreiteten Missstande in seiner Diozese abzustellen Er bekampfte das Konkubinat forderte von den Klerikern die Erfullung ihrer geistlichen Pflichten und ein wurdevolles Auftreten in der Offentlichkeit Um verfallende Klosterzucht wiederherzustellen ordnete er Visitationen von Klostern an Seinen Generalvikar und die Kommissare forderte er auf alle Priester vorzuladen und ihnen falls erforderlich in der richtigen Ausubung ihrer Amtshandlungen Unterricht erteilen zu lassen im richtigen Spenden der Sakramente im Verhangen angemessener Bussstrafen und auch in der richtigen Auslegung der Evangelien in der Predigt 5 Schon im 10 Jahrhundert gehorte Aschaffenburg zum weltlichen Territorium des Erzbistums Mainz Die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Verwaltungssitz und war haufig Aufenthaltsort der Erzbischofe Uriel von Gemmingen bestellte 1509 den Maler und Baumeister Mathias Grunewald zu seinem Hofmaler in Aschaffenburg Grunewald leitete dort den Umbau der alten Burg Er gehorte zum Hofstaat des Bischofs und erhielt aus diesem Grund einen erzbischoflichen Wappenbrief Ab 1510 war Uriel von Gemmingen als Mainzer Erzbischof mit dem sogenannten Judenbucherstreit befasst Kaiser Maximilian I der zunachst auf Drangen Johannes Pfefferkorns mit dem Mandat von Padua vom August 1509 verfugte judische Bucher in Deutschland zu beschlagnahmen ubertrug nach den Protesten des Frankfurter Rates im Mandat von Roveredo vom November 1509 die Oberaufsicht uber die antijudischen Massnahmen an Uriel von Gemmingen 6 Pfefferkorn gelangen zwar im April 1510 Bucherkonfiskationen in Frankfurt wegen der juristischen Streitigkeiten verhangte der Kaiser im Mai jedoch ein Moratorium und beauftragte am 6 Juni im Mandat von Fussen Uriel von Gemmingen Gutachten von vier Universitaten und drei Gelehrten unter ihnen Johannes Reuchlin einzuholen Nachdem Reuchlin sich in seinem Gutachten als einziger klar gegen die Beschlagnahmung und Verbrennung der judischen Schriften ausgesprochen hatte geriet er in den Fokus des Streits und inquisitorischer Prozesse Als 1513 die Verurteilung seiner Verteidigungsschrift Augenspiegel von 1511 drohte intervenierte Uriel von Gemmingen um den Streit gutlich aus der Welt zu schaffen 7 Reuchlin appellierte an Papst Leo X Die immer scharfer werdende und auch literarisch ausgetragene Fehde zwischen den Humanisten um Reuchlin auf der einen und Pfefferkorn mit den Dominikanern auf der anderen Seite dauerte beim Tod Uriels noch an Uriels Bruder Georg war mit dem Strassburger Humanisten Jakob Wimpfeling befreundet 8 und man kann davon ausgehen dass auch das Lebensgefuhl Uriels vom Humanismus gepragt war nbsp Epitaph im Mainzer Dom Inschrift Urieli de Gemmingen archiepiscopo Moguntino principi electori viro singulari vitae gravitate animique constantia praeclaro qui posteaquam sedit annos IIII menses IIII dies XIII aetatis suae anno XLV a Christo nato MDXIIII V idus Februarii vitam cum pontificatu deponit Im Alter von nur 45 Jahren ist Uriel von Gemmingen am 9 Februar 1514 an den Folgen eines zwei Tage zuvor erlittenen Schlaganfalls gestorben Am 12 Februar wurde er im Kreuzgang des Mainzer Doms beigesetzt Sein Nachfolger Erzbischof Albrecht von Brandenburg liess fur ihn ein Grabdenkmal errichten das heute noch im Mittelschiff des Doms am ersten nordlichen Pfeiler vor dem Stiftschor steht Nach einem offensichtlich zeitgenossischen Eintrag in das Sakristeibuch des Mainzer Domkapitels scheint Uriel ein ernster strenger gewissenhaft seine Pflicht erfullender Mann gewesen zu sein 9 Uriels fruher und plotzlicher Tod gab Anlass zu Spekulationen Stocker berichtet in der Familienchronik der Freiherren von Gemmingen von einer Thatsache die von einem Manuskript als unzweifelhaft erzahlt wird 10 In Aschaffenburg habe Uriel seinen Kellermeister mit dessen Bandmesser im Zorn erschlagen nachdem er ihn des Nachts beim Weindiebstahl uberraschte Von bitterer Reue ergriffen sei er kurze Zeit spater begleitet von 150 Reitern nach Mainz aufgebrochen Trotz des dichten Nebels sei er in der Nacht mit einem kleinen Boot allein uber den Rhein gerudert und habe sich in die Martinsburg begeben wo er erkrankt und wenige Tage spater gestorben sei Diese Geschichte scheint bei Weinliebhabern noch immer erzahlenswert zu sein wie einer Zeitschrift zu entnehmen ist 11 Manche Schriftsteller meinen schreibt Stocker dass Uriels Tod nur vorgetauscht wurde und der erschlagene Kellermeister an seiner Stelle mit bischoflichen und furstlichen Ehren und Pomp im Mainzer Dom beigesetzt wurde Er selbst soll sich nach Italien begeben haben in einem Kartauserkloster noch viele Jahre gelebt und nach seinem Tode nur ein schlichtes Begrabnis erhalten haben Stocker erwahnt aber auch eine in Munchen aufbewahrte Urkunde vom 8 Mai 1514 in der der Vorsteher der erzbischoflichen Kanzlei in Mainz dem bayerischen Herzog Wilhelm mitteilt dass der Erzbischof am 7 Mai einen Schlaganfall erlitten habe und dass man um sein Leben furchte 1724 wurde das Grab im Mainzer Dom geoffnet wo man sterbliche Uberreste mit bischoflichen Insignien wie Mitra und Stab fand Das ausserordentlich bedeutsame und sehr qualitatvolle Grabmal im Mainzer Dom wurde einst Hans Backoffen oder Franz Maidburg zugeschrieben stammt aber nach neuerer Forschung von einem bislang unbekannten Meister Das Epitaph zeigt Uriel kniend zwischen den Bistumspatronen Martin von Tours und Bonifatius die wiederum Furbitte beim Gekreuzigten einlegen dessen Blut von einem Engel in einem Kelch aufgefangen wird 12 Die Figuren Kapitelle und Baldachine des 4 75 m hohen und 1 85 m breiten Epitaphs sind aus Eifeltuff wahrend die rahmenden Teile aus grauem Sandstein gefertigt sind 13 Der Denkmalcharakter steht im Vordergrund da das tatsachliche Grab des Erzbischofs sich in der Memorie befindet Literatur BearbeitenDer Artikel folgt in wesentlichen Teilen dem Kapitel Uriel in Gerhard Kiesow Von Rittern und Predigern Die Herren von Gemmingen und die Reformation im Kraichgau PDF 21 MB verlag regionalkultur Ubstadt Weiher 1997 S 24f Horst Faulde Uriel von Gemmingen Erzbischof von Mainz 1508 1514 Beitrage zu seiner Geschichte Diss Erlangen 1955 Bernd Rocker Uriel von Gemmingen Erzbischof von Mainz Kurfurst und Reichskanzler 1508 1514 in Kraichgau Beitrage zur Landschafts und Heimatforschung Folge 20 2007 S 211 222 Carl Wilhelm Friedrich Stocker Familien Chronik der Freiherren von Gemmingen Heilbronn 1895 Franz Xaver Remling Geschichte der Bischofe zu Speyer Bd 2 ND Pirmasens 1975 Franz Falk Der Dompropst Georg von Gemmingen Wimphelings Freund In Historisch politische Blatter fur das katholische Deutschland 121 1898 S 869 886 Georg Dehio Der Meister des Gemmingen Denkmals im Dom zu Mainz In Jahrbuch der preussischen Kunstsammlungen 30 1909 S 139 152 Paul Kautzsch Der Mainzer Bildhauer Hans Backoffen und seine Schule Leipzig 1911 bes S 33 41 Wolf Goeltzer Der Fall Hans Backoffen Studien zu Bildnerei in Mainz und am Mittelrhein am Ausgang des Spatmittelalters Teil 1 In Mainzer Zeitschrift 84 85 1990 S 1 78 bes S 60 70 Wolf Goeltzer Der Fall Hans Backoffen Studien zu Bildnerei in Mainz und am Mittelrhein am Ausgang des Spatmittelalters Teil II In Mainzer Zeitschrift 86 1993 S 1 62 hier S 21 52 David H Price Johannes Reuchlin und der Judenbucherstreit In Sonke Lorenz Dieter Mertens Hrsg Johannes Reuchlin und der Judenbucherstreit Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2013 Tubinger Bausteine zur Landesgeschichte Bd 22 ISBN 978 3 7995 5522 7 S 55 82 Winfried Trusen Die Prozesse gegen Reuchlins Augenspiegel In Stefan Rhein Hrsg Reuchlin und die politischen Krafte seiner Zeit Thorbecke Sigmaringen 1998 ISBN 3 7995 5975 2 Pforzheimer Reuchlinschriften Band 5 S 87 131 Winfried Wilhelmy Ein Kunstler ohne Werk ein Werk ohne Kunstler Hans Backoffen und der heilige Abt des Frankfurter Liebieghauses In Valentina Torri Hrsg Der heilige Abt Eine spatgotische Holzskulptur im Liebieghaus Berlin 2001 S 103 111 Yves Hoffmann Franz Maidburg in Koln Mainz und Furstenwalde Zu den Zuschreibungen zweier Sakramentshauser in Koln und Furstenwalde sowie der Epitaphe des Dietrich von Bulow in Furstenwalde und des Uriel von Gemmingen in Mainz In Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 101 2008 S 29 50 Anton Bruck Uriel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 180 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Uriel von Gemmingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte auf der Website der Burg HornbergEinzelnachweise Bearbeiten Webseite zu den Herren von Neuenstein Falk S 870 Anm 4 Charles Clemencet L Art de verifier les dates S 137 Remling S 215 Anm 716 Faulde S 29 35 Price S 59 Trusen S 98 Lit Franz Falk Faulde S 12 Stocker S 220 Elmar M Lorey Als der Wein noch vom Arzt verschrieben wurde Von den Freuden einer Wiederentdeckung In RheingauForum Zeitschrift fur Wein Geschichte Kultur Jahrgang 9 Heft 1 2000 online auf der Website von Elmar M Lorey Friedhelm Jurgensmeier Das Bistum Mainz Von der Romerzeit bis zum II Vatikanischen Konzil Frankfurt am Main 1988 S 171 noch mit Zuschreibung an Backoffen Andreas Tacke Kontinuitat und Zasur Ernst von Wettin und Albrecht von Brandenburg Schriftenreihe der Stiftung Moritzburg Wallstein Verlag 2005 ISBN 9783892449553 S 317 VorgangerAmtNachfolgerJakob von LiebensteinKurfurst Erzbischof von Mainz 1508 1514Albrecht von BrandenburgErzbischofe von Mainz 1305 1647 Vorganger Gerhard II von Eppstein Peter von Aspelt Matthias von Buchegg Balduin von Luxemburg Administrator Heinrich III von Virneburg 1346 1353 Schisma Gerlach von Nassau 1346 1353 Schisma Johann von Luxemburg Ligny Ludwig von Meissen Adolf I von Nassau Konrad II von Weinsberg Gottfried von Leiningen Johann II von Nassau Konrad III von Dhaun Dietrich Schenk von Erbach Diether von Isenburg Adolf II von Nassau Diether von Isenburg 2 Adalbert III von Sachsen Administrator Berthold von Henneberg Jakob von Liebenstein Uriel von Gemmingen Albrecht von Brandenburg Sebastian von Heusenstamm Daniel Brendel von Homburg Wolfgang von Dalberg Johann Adam von Bicken Johann Schweikhard von Cronberg Georg Friedrich von Greiffenclau Anselm Casimir Wambolt von Umstadt Nachfolger Johann Philipp von Schonborn Normdaten 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