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Johann Schweikhard von Cronberg 15 Juli 1553 in Kronberg im Taunus 17 September 1626 in Aschaffenburg war von 1604 bis 1626 Erzbischof und Kurfurst von Mainz und damit Erzkanzler des Heiligen Romischen Reiches Sein Name wird manchmal auch Schweickhardt 1 oder Schweikard geschrieben ebenso taucht die Abwandlung von Cronenberg auf Seit 1933 hat sich auch die Schreibung Kronberg eingeburgert Kurfurst Erzbischof Johann Schweikhard von KronbergWappenmauer mit Kronbergs Wappen am Schloss Johannisburg in Aschaffenburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Kurfurst 1 3 Hexenprozesse 1 4 Tod 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend Bearbeiten Die Familie des Kurfursten war die alteingesessene Adelsfamilie von Cronberg des Erzstiftes Mainz Johann Schweikhard war der dritte Sohn des Kurmainzer Marschalls Grosshofmeisters und Oberamtmanns zu Hochst und Hofheim Hartmut XIII 1517 1591 und seiner ersten Frau Barbara von Sickingen 1522 1577 Schon seit fruhester Jugend fur den geistlichen Stand bestimmt seine alteren Bruder ubernahmen weltliche Posten im Erzstift wurde er durch den Einfluss seines Vaters in das Mainzer Domkapitel aufgenommen 1564 Domvikar und 1566 Stiftsherr von St Alban in Mainz Anschliessend wurde er zur Ausbildung in das Collegium Germanicum nach Rom geschickt wo er sich mit dem spater an der Universitat Mainz als Theologen lehrenden Jesuiten Johann Busaeus 1543 1611 anfreundete Nach seiner Ruckkehr nach Mainz wurde er im Jahre 1576 durch den papstlichen Legaten Kardinal Morone zum Propst des Stiftes St Peter vor Mainz ernannt 1582 wurde er Domkapitular und am 3 Marz des gleichen Jahres wahlte man ihn zum Scholaster Kurz darauf wurde er Dechant Den Posten des Propstes von St Peter legte er 1589 wieder nieder Bereits 1588 war er Propst von St Alban geworden und 1599 Propst des Marienstiftes Ebenfalls 1599 wurde er Kammerer des weltlichen Gerichtes des Erzstiftes Kurfurst Bearbeiten Nach dem Tod seines Vorgangers Johann Adam von Bicken wurde er mit nur wenigen Gegenstimmen am 17 Februar 1604 zum neuen Erzbischof von Mainz gewahlt Fur seine Wahl sprachen einerseits dass sich Kaiser Rudolf II fur ihn einsetzte sein hohes Ansehen das er sich erworben hatte und dass er der gemassigten katholischen Richtung hinsichtlich der Reformation angehorte Andererseits furchtete man beim Gegenkandidaten dem Wurzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn dessen Restaurationseifer der ihn bei den Protestanten verhasst machte Ausserdem erschien die Zusammenfuhrung zweier Bistumer in der Hand des Mainzer Kurfursten unpassend Nach der papstlichen Bestatigung seiner Wahl erhielt er im November 1604 die Bischofsweihe und am 19 Juli 1605 belehnte ihn Rudolf II mit dem Erzstift Seinem Amtsantritt begegneten viele katholische Reichsstande mit Misstrauen wohingegen die protestantischen Reichsstande die Wahl eines als friedfertig und versohnlich bekannten Menschen begrussten Die Haltung Johann Schweikhards ruhrte sicherlich auch daher dass sein Grossvater Hartmut XII ein eifriger Anhanger der Lehre Martin Luthers war was ihm den Vorwurf einbrachte er stehe unter dem Einfluss seiner protestantischen Verwandten nbsp Das erzbischofliche Wappen am Eingang zum Kronberg Gymnasium AschaffenburgAuch wenn er nicht den Wunschen der eifrigsten Verfechter der wahren Lehre entsprach so fuhrte er dennoch die unter seinen Vorgangern begonnene Gegenreformation fort und beendete sie auch im Erzstift So forderte er massiv die geistlichen Orden der Kapuziner und der Jesuiten die die Gegenreformation vorantrieben und gewahrte ihnen mehrfach das Recht Kloster und Kollegien zu errichten so 1612 in Augsburg und 1620 in Aschaffenburg Die Jesuiten grundeten auch in Aschaffenburg das spater nach dem Erzbischof benannte Kronberg Gymnasium das bis heute als sprachliches und humanistisches Gymnasium existiert Schroffe Massregelungen der Protestanten vermied er jedoch so gewahrte er beispielsweise der Stadt Erfurt 1618 die freie Glaubensausubung Johann Schweikhard amtierte als erster Direktor der katholischen Liga Er musste sich dem Drangen des kaiserlichen Gunstlings Ministers und Geheimratsdirektors Melchior Khlesl die Liga aufzulosen stellen 2 Johann Schweikard stimmte der Umwandlung der Liga in einen Bund der Kaisertreuen zu Khlesls Politik war eine Kriegserklarung gegen Maximilian von Baiern der nach der Umwandlung seine eigene Liga Politik betrieb Reichspolitisch wollte er den Status der katholischen Kirche voll gewahrt sehen Andererseits hoffte Johann Schweikhard aber durch personlichen Umgang Vermeidung provozierender Massnahmen gegen die Protestanten und diplomatisches Geschick den Zwiespalt der beiden Konfessionen zu uberbrucken Trotz seiner Enttauschung uber die Annahme der bohmischen Krone durch den pfalzischen Kurfursten Friedrich V die von der katholischen Seite als Bruch der Reichsverfassung angesehen wurde und des beginnenden Dreissigjahrigen Krieges versuchte er weiterhin ein gutes Verhaltnis zu den protestantischen Reichsstanden zu unterhalten und Massnahmen die eine Wiedererlangung des Friedens erschweren konnten zu vermeiden nbsp Das Schloss Johannisburg von der Mainbrucke aus nbsp Reichstaler 1619Dementsprechend wandte er sich gegen die Einmischung des franzosischen Konigs Heinrich IV in den Erbstreit um die Grafschaft Julich Kleve und gegen den Einmarsch der Spanier in die Pfalz nach der Niederlage Friedrichs V in der Schlacht am Weissen Berg Auch war er mit der Wahl Matthias der seinen Bruder Rudolf II vom Thron verdrangt hatte erst nach langem Widerstreben einverstanden und blieb ihm gegenuber wahrend seiner gesamten Regierungszeit reserviert Die Wahl und die Herrschaft Ferdinands II erachtete er als hochst wichtig fur den Fortbestand des Reiches und unterstutzte diesen nach Kraften Johann Schweikhard betrieb nebenbei eine dynastische Politik in der er den katholischen Teil seines Adelsgeschlechts nach Kraften forderte Auf seine Bestrebungen gehen etwa die Erhebung der Familie in den Freiherrenstand 1618 zuruck sowie eine besondere Forderung seines Lieblingsneffens Adam Philipp XI der so eine glanzende Militarlaufbahn durchlief und vom Kaiser auch nach dem Ableben des Erzbischofs reich belehnt wurde Zugleich griff Johann Schweikhard in die Religionspolitik der Cronberger ein und erzwang zwischen 1624 und 1626 noch kurz vor seinem Tod und entgegen dem Augsburger Religionsfrieden und Protesten aus seiner Familie einen Konfessionswechsel in der Herrschaft Cronberg 3 Die Stadt Mainz liess er durch eine Schanze befestigen die lange Zeit seinen Namen trug und brachte 1623 die Bergstrasse zuruck in das Erzstift nachdem sie von seinem Vorganger an den Kurfursten der Pfalz verpfandet worden war In Aschaffenburg liess er ein prachtiges Schloss von dem Strassburger Architekten und Baumeister Georg Ridinger im Stil der Renaissance als zweite Residenz der Mainzer Kurfursten und Erzbischofe errichten Siehe auch Kronberger Hof Hexenprozesse Bearbeiten Unter Johann Adam von Bicken und Johann Schweikhard von Cronberg gab es eine hysterische Steigerung der Hexenangst In Schweikhards Diensten war zeitweise Heinrich Schultheiss spater beruchtigter Hexenrichter in Westfalen Johann Schweikhard von Cronberg brachte System in die Hexenprozesse in Kurmainz Er befahl eine Untersuchungsordnung mit 18 General und 98 Spezialfragen allen Gerichten zuzustellen In seiner Regierungszeit von 1604 bis 1626 fanden insgesamt 361 Hinrichtungen vermeintlicher Hexen statt 4 Im Jahr 1611 wurden in Kleinwallstadt 84 Personen als Hexen hingerichtet Auch im kurmainzischen Lohr begannen Hexenverfolgungen denen uber 170 Menschen zum Opfer fielen Von 1604 bis 1629 sind fur das Erzstift Mainz Dokumente zum Tod von 1779 Menschen als Opfer der Hexenverfolgungen erhalten geblieben Die Hexenprozesse im Erzstift erreichten eine Sozialdisziplinierung grosseren Stils Hexenprozesse wurden auch als Mittel der Gegenreformation eingesetzt aber ebenso als Mittel zum Fullen der Kasse da das Vermogen der Schuldiggesprochenen eingezogen wurde Dieses Geld kam sehr gelegen fur den Bau des neuen Schlosses Johannisburg in Aschaffenburg Ahnliche massive Verfolgungen lassen sich in Suddeutschland nur in den Hexenprozessserien der Hochstifte Bamberg und Eichstatt sowie in Wurzburg und Ellwangen nachweisen Tod Bearbeiten Bischof Johann Schweikhard starb in Aschaffenburg So vermeldet es die von seinem Beichtvater Pater Johann Reinhard Ziegler 1626 verfasste Trauerpredigt Klag Lob und Trostpredigt anlasslich Christseligem den 17 Septembris Anno 1626 zu Aschaffenburg vorgangenem Ableiben dess Herrn Johann Schweickhardten Ertzbischoffens zu Meyntz die auch im Druck erschien 5 Sein Leichnam wurde per Schiff von einem 300 Mann starken Reiterkontingent am Ufer begleitet 3 nach Mainz gebracht und im St Martinsdom beigesetzt Sein Herz und seine Intestina Eingeweide sind in der Jesuitenkirche in Aschaffenburg bestattet 6 Literatur BearbeitenJ B Aliski Johann Schweikard von Kronenberg In Jahrbuch fur das Bistum Mainz Jg 1 1946 S 103 113 Anton Ph Bruck Johann Schweikard von Cronberg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 497 Digitalisat Horst Heinrich Gebhard Hexenprozesse im Kurfurstentum Mainz des 17 Jahrhunderts Aschaffenburg 1989 Wilhelm Gottlieb Soldan Heinrich Heppe Geschichte der Hexenprozesse Reprint Munchen 1911 Bd II S 45 ff Felix Stieve Johann Schweikard von Cronberg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 236 239 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Schweikhard von Kronberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Illustration von 1627 Iohannes Suiccardus Moguntinae Archpiscopus Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Gotz Czymmek Das Aschaffenburger Schloss und Georg Ridinger Ein Beitrag zur kurmainzischen Baukunst unter Kurfurst Johann Schweickhardt von Cronberg Koln 1978 Michael Haberer Kardinal Khlesl Der Richelieu des Kaisers Norderstedt 2022 ISBN 978 3 7543 0315 3 S 371 ff a b Markwart Mueller Hillebrand Cronberg Geschichte eines Rittergeschlechts Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1950 S 24 und 34 38 Traudl Kleefeld Wider das Vergessen Hexenverfolgung in Franken Statten des Gedenkens J H Roll Dettelbach 2016 S 40 Pater Zieglers Trauerpredigt auf Kurfurst Johann Schweikhard von Cronberg Intestina Herz Gehirn Zunge und Eingeweide kamen in eine bleierne Kiste diese in einen Holzsarg Beides war mit einer Steinplatte bedeckt deren Inschrift lautete COR CEBERUM EXTAQUE JO SUICARDI ARCHIEp MOGUNTINI OBIIT AO CHRISTI 1626 XVII SEPT Alois Grimm Aschaffenburger Hauserbuch Band II Altstadt zwischen Dalbergstrasse und Schloss Geschichts und Kunstverein e V Aschaffenburg 1991 ISBN 3 87965 053 5 VorgangerAmtNachfolgerJohann Adam von BickenKurfurst Erzbischof von Mainz 1604 1626Georg Friedrich von GreiffenclauErzbischofe von Mainz 1305 1647 Vorganger Gerhard II von Eppstein Peter von Aspelt Matthias von Buchegg Balduin von Luxemburg Administrator Heinrich III von Virneburg 1346 1353 Schisma Gerlach von Nassau 1346 1353 Schisma Johann von Luxemburg Ligny Ludwig von Meissen Adolf I von Nassau Konrad II von Weinsberg Gottfried von Leiningen Johann II von Nassau Konrad III von Dhaun Dietrich Schenk von Erbach Diether von Isenburg Adolf II von Nassau Diether von Isenburg 2 Adalbert III von Sachsen Administrator Berthold von Henneberg Jakob von Liebenstein Uriel von Gemmingen Albrecht von Brandenburg Sebastian von Heusenstamm Daniel Brendel von Homburg Wolfgang von Dalberg Johann Adam von Bicken Johann Schweikhard von Cronberg Georg Friedrich von Greiffenclau Anselm Casimir Wambolt von Umstadt Nachfolger Johann Philipp von Schonborn Normdaten Person GND 118712497 lobid OGND AKS LCCN n85043836 VIAF 281587720 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cronberg Johann Schweikhard vonALTERNATIVNAMEN Kronberg Johann Schweickhart vonKURZBESCHREIBUNG Erzbischof und Kurfurst von Mainz 1604 1626 GEBURTSDATUM 15 Juli 1553GEBURTSORT Kronberg im TaunusSTERBEDATUM 17 September 1626STERBEORT Aschaffenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Schweikhard von Cronberg amp oldid 226038025