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Der Mainzer Hoftag von 1184 war ein von Kaiser Friedrich I Barbarossa auf der vor Mainz in der Mundung des Mains gelegenen Insel Maaraue anlasslich des Pfingstfestes ausgerichteter Hoftag Er stellte durch seine grosse Besucherzahl und seine kulturellen Vergnugungen einen Hohepunkt ritterlicher Lebensweise sowie der Machtentfaltung der Staufer dar Darstellung des Mainzer Hoffestes von 1184 in der Sachsischen Weltchronik Norddeutschland Erstes Viertel 14 Jahrhundert Berlin Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Ms germ fol 129 fol 112r Inhaltsverzeichnis 1 Vorbereitungen 2 Festveranstaltungen 3 Politische Aktionen 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenVorbereitungen BearbeitenKaiser Friedrich I schrieb 1183 nach Erfolgen in der Italienpolitik sowie der Unterwerfung Heinrichs des Lowen zu Beginn der 1180er Jahre fur das folgende Jahr einen Hoftag nach Mainz aus Fur den Hoftag wurde eigens eine Stadt aus Holzbauten und Zelten errichtet In ihrer Mitte wurden der Palast des Kaisers und eine Kirche erbaut Da die Ankundigung des Hoftags bereits ein Jahr im Voraus erfolgt war konnten neben den Besuchern aus den Reichsgebieten nordlich der Alpen auch Franzosen Spanier Englander Italiener und Besucher vom Balkan anreisen Festveranstaltungen Bearbeiten nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Modernes Betonrelief am Gebaude der Hochschule Mainz in der Rheinstrasse 19 Mainzer Hoftag Pfingsten 1184 Der Mainzer Hoftag begann am 20 Mai 1184 An diesem Pfingstsonntag wurde unter Beteiligung des bekronten Kaiserpaares in der holzernen Kirche das Hochamt gefeiert Schwerttrager des Kaisers war der Graf von Hennegau Der Kanzler des Grafen von Hennegau Gislebert von Mons behauptete ruckblickend es sei ein Streit um das Recht des Schwerttragens unter den machtigsten Fursten entbrannt und es ware letztlich dem Grafen von Hennegau uberlassen worden da dieser hochgefeiert und mit vielen der anwesenden Fursten verwandt gewesen sei Wahrend die Forschung diesem Urteil teils folgte und anmerkt dass der Kaiser dem Grafen aufgrund seiner strategischen Bedeutung am Niederrhein seine Gunst zeigen wollte kommt die Ritualforschung zu einem anderen Ergebnis Da nicht bezeugt ist dass sich die Fursten vorher uberhaupt einmal um diesen Dienst gestritten hatten wird davon ausgegangen dass dem Grafen von Hennegau das Schwerttragen als symbolische Form der Einordnung in das Herrschaftssystem auferlegt wurde zumal auf dem Hoftag ausserdem seine Erhebung in den Reichsfurstenstand vorgenommen wurde Gerd Althoff Im Anschluss an den Einzug in die Kathedrale fand ein grosses Festessen statt wahrend dessen die Grossen des Reiches die Hofamter des Schenken Truchsesses Kammerers und Marschalls versahen Am darauffolgenden Tag empfingen die zwei Sohne Friedrichs Heinrich und Friedrich durch ihn personlich die Schwertleite Die Kaisersohne und viele Fursten die ihrem Beispiel folgten und ihnen in dieser Hinsicht nicht nachstehen wollten machten hierauf den Rittern und Spielleuten Geschenke in Form von Pferden kostbaren Kleidern Gold und Silber Es folgte eine Reitveranstaltung genannt gyrum bei der die Ritter ihre Fahigkeiten beim Schwingen von Schilden Bannern und Lanzen zeigten Unter den angeblich 20 000 Teilnehmenden befanden sich auch der Kaiser und seine Sohne Am nachsten Tag wurden die Reitveranstaltungen fortgesetzt In der folgenden Woche sollten in Ingelheim Kampfspiele stattfinden Ein Unwetter liess jedoch mehrere Zelte und die Holzkirche einsturzen verbunden mit Todesopfern unter den Feiernden Dies wurde als gottliches Zeichen gedeutet und das Fest daraufhin nicht fortgesetzt Politische Aktionen BearbeitenWahrend des Hoftages verhandelte der Kaiser mit Heinrich dem Lowen uber ein antifranzosisches Bundnis mit England was jedoch erfolglos blieb Ein weiteres weitaus symboltrachtigeres politisches Geschehen stellte der Rangstreit des Fuldaer Abtes Konrad dar Laut dem Chronisten Arnold von Lubeck forderte es dieser wahrend einer Versammlung der Fursten als sein altes Recht zur Zeit des Hoftags zur Linken des Kaisers zu sitzen Die Wahrnehmung dieses Rechts habe ihm einzig der Kolner Erzbischof schon lange streitig gemacht Der Kaiser bat daraufhin den Kolner Erzbischof Philipp von Heinsberg der sich durch die niederrheinische Territorialpolitik des Kaisers dupiert fuhlte dem Wunsch des Fuldaer Abtes stattzugeben Der Erzbischof musste dies als einen Angriff auf seine Stellung ansehen die ihren Ausdruck in der Form der Sitzordnung fand Philipp bat daraufhin sich von den Feierlichkeiten entfernen und in seine Herberge begeben zu durfen was einer Verweigerung der Zustimmung zu seiner rituellen Rangminderung gleichkam 1 Es folgte ein Eklat als zahlreiche Lehnsmanner des Erzbischofs darunter mit dem Pfalzgrafen bei Rhein ein Bruder des Kaisers ebenso um ihren Ruckzug von den Feierlichkeiten baten Daraufhin sprang laut Arnold der Kaisersohn Heinrich auf und fiel dem Erzbischof mit den Worten Ich bitte dich liebster Vater bleibe hier und verwandle unsere Freude nicht in Trauer entgegen 2 Philipp durfte daraufhin den Platz an der Linken des Kaisers einnehmen wahrend der Fuldaer Abt auf einem der unteren Platze sitzen musste Rezeption BearbeitenSowohl in Chronistik wie in Dichtung wurde die Pracht des Mainzer Hoftages geruhmt So verglich Heinrich von Veldeke im Eneasroman den Hoftag mit der Heirat zwischen Aeneas und Lavinia Der Chronist Arnold von Lubeck stellte einen Zusammenhang mit dem Gastmahl des Konigs Ahasver her Auch der Lyriker Guiot de Provins nennt sich in seiner Bible Guiot V 277ff einen Augenzeugen des unvergleichlichen Mainzer Hoftags Die Forschung sieht in dem Mainzer Hoftag aufgrund der Grosse der Teilnehmerzahl und dem betriebenen Aufwand ein sicheres Indiz dafur dass Barbarossa gleichsam einen Schlussstrich unter seine grosstenteils gescheiterte Italienpolitik setzen und diese zugleich durch eine Demonstration seiner herrscherlichen Macht vergessen machen wollte 3 Literatur BearbeitenPeter Csendes Heinrich VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1993 ISBN 3 534 10046 8 S 46 51 Gerhard Lubich Das Kaiserliche das Hofische und der Konsens auf dem Mainzer Hoffest 1184 Konstruktion Inszenierung und Darstellung gesellschaftlichen Zusammenhalts am Ende des 12 Jahrhunderts In Stefan Burkhardt Thomas Metz Bernd Schneidmuller und Stefan Weinfurter Hrsg Staufisches Kaisertum im 12 Jahrhundert Konzepte Netzwerke Politische Praxis Schnell Steiner Regensburg 2010 ISBN 978 3 7954 2379 7 S 277 294 Weblinks BearbeitenTobias Mayer 20 05 1184 Beginn des Mainzer Hoftages WDR ZeitZeichen vom 20 Mai 2014 Podcast Anmerkungen Bearbeiten Zur Sitzordnung als Rangordnung Hans Werner Goetz Der rechte Sitz Die Symbolik von Rang und Herrschaft im Hohen Mittelalter im Spiegel der Sitzordnung In Gertrud Blaschitz Helmut Hundsbichler Gerhard Jaritz Elisabeth Vavra Hrsg Symbole des Alltags Alltag der Symbole Festschrift fur Harry Kuhnel Graz 1992 11 47 S 11 47 bes S 29 32 Arnold von Lubeck Chronica Slavorum III 16 Gerd Althoff Die Macht der Rituale Symbolik und Herrschaft im Mittelalter Darmstadt 2003 S 163 49 998250211111 8 2942485805556 Koordinaten 50 0 N 8 18 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mainzer Hoftag von 1184 amp oldid 231845547