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Servitien sind eine einmalige Gebuhr Taxe die im Mittelalter von Pralaten bei ihrer Bestatigung durch den Papst zu entrichten war Sie betrugen ein Drittel eines Jahreseinkommens der Pfrunde Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Praxis 3 Regionale Herkunft der Zahlungen 4 Siehe auch 5 LiteraturEntwicklung BearbeitenSeit dem Ende des 13 Jahrhunderts waren die vom Papst bestatigten Bischofe und sonstigen Pralaten verpflichtet obwohl formal die Freiwilligkeit betont wird um den Simonieverdacht auszuraumen aus Anlass ihrer Ernennung dem Papst und dem Kollegium der Kardinale eine Abgabe zu leisten Dieses commune servitium wurde auf ein Drittel des Jahreseinkommens des Bistums oder der Abtei usw festgesetzt sofern dieses Einkommen mindestens 100 fl betrug Die niedrigste Taxe betrug demzufolge 33 1 3 fl Sicher beruhen die angenommenen Jahreseinkommen der Bistumer und Abteien nicht auf statistischen Erhebungen zum Teil aber auf den Angaben der Interessenten Sie zeigen aber auf jeden Fall die wirtschaftliche Einschatzung von Seiten der Kurie die immerhin uber ein umspannendes Informationssystem verfugte Jedoch kann man annehmen dass die okonomischen Entwicklungen im Laufe des 14 Jahrhunderts wenn uberhaupt nur mit Verzogerungen den Weg in die Taxlisten gefunden haben Als Indikator fur die gesamtwirtschaftliche Lage sind die Servitien deshalb geeignet weil die Einkunfte der Kirche uberwiegend nicht Ergebnis von Eigenwirtschaft sind sondern auf Abgaben die an den Ertragen orientiert sind beruhen Soweit Einkunfte aus der Vergabe und Verpachtung von Grundbesitz darin enthalten sind ist sogar die generell sinkende Grundrendite in Rechnung zu stellen Die Leistungen waren fixiert worden und eine Anpassung an die negative Entwicklung des Geldwertes fand nicht statt Akute Entwicklungen schlagen sich aber nicht in der Taxierung nieder sondern sie lassen sich aus der Zahlungsweise vor allem bei Teilzahlung aus der Hohe der festgelegten Raten und den Zahlungsterminen erkennen Dabei haften die Nachfolger einerseits fur die Servitienschulden ihrer Vorganger andererseits hatte die Kurie die Moglichkeit propter paupertatem wegen Armut ganz auf die Zahlung zu verzichten vor allem bei geringeren Betragen Nutzniesser waren hier haufiger griechische Monche und Bischofe aus Suditalien und Sizilien Praxis BearbeitenIn den Kammerakten ist im Basiseintrag zu den einzelnen Einrichtungen das Jahreseinkommen registriert nach dem die falligen Servitien berechnet wurden In den Obligationsregistern des papstlichen Kammerers wurde die Zahlungsverpflichtung und die eventuelle Ratenfestsetzung fur die neu ernannten Pralaten noch vor der Ausstellung der Ernennungsurkunde eingetragen und auch die spateren Zahlungen vermerkt Bisweilen sind auch Originalquittungen uberliefert Diese Quittungen wurden auch in den Registern der Obligationes et solutiones verzeichnet Aus den Registern lassen sich die Modalitaten der Zahlungen auch die daran beteiligten Bankfirmen rekonstruieren Weniger deutlich sind dagegen die Grunde genannt die zu Teilzahlungen Terminaufschuben und dgl notigten Regionale Herkunft der Zahlungen Bearbeiten nbsp Verteilung der Servitieneinnahmen nach HerkunftAn den Zahlungen der regionalen Kirchen gemessen ist Frankreich mit Abstand das wirtschaftlich fuhrende Land Europas Das Deutsche Reich liegt noch vor den Britischen Inseln die gesamte Apenninhalbinsel nur knapp vor der Iberischen Halbinsel Italien weist auch im Mittelalter das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen Nord und Sud auf wie heute Nur geringe Beitrage leisten Nordeuropa der Orient und der Balkan mit Griechenland Zu beachten ist dabei allerdings dass aus diesen Zahlungen keine Bilanz des papstlichen Haushalts von der Einnahmeseite her erstellt werden kann Wann mit Zahlungen gerechnet werden konnte hing von den Veranderungen im Episkopat und an der Spitze der Kloster ab Der Normalfall der Vakanz ist das Ausscheiden des Bischofs durch Tod in zweiter Linie durch die Wegberufung in ein anderes Bistum sei es durch das dort zustandige Wahlgremium sei es durch eine direkte Entscheidung des Papstes Eine Prognose und eine Finanzplanung war daher fur diese Einnahmen nicht moglich Es scheint aber auch Tendenzen gegeben zu haben den Wechsel zu beschleunigen wozu das Mittel der Translation d h der Versetzung eines Bischofs von einer Diozese in eine andere dienen konnte Voraussetzung war jedoch auch dafur zunachst das Freiwerden einer Stelle durch definitives Ausscheiden d h Todesfall oder durch Absetzung Noch seltener ist der freiwillige Verzicht auf das Amt die Resignation deren kirchenrechtliche Zulassigkeit bei den zeitgenossischen Kanonisten umstritten war zumal nach den negativen Erfahrungen mit der Abdankung des Papstes Coelestin V Im Schnitt belaufen sich die Einnahmen aus den Servitien wahrend der Avignonesischen Periode in etwa auf ein Funftel der Gesamteinnahmen Dass sie unter Clemens VI 1342 1352 ein Viertel erreichen kann wohl mit den epidemischen Katastrophen dieser Zeit in Zusammenhang gebracht werden Jahreseinkunfte Bistumer12 000 fl Rouen Winchester10 000 fl Aquileja Auch Canterbury Koln Salzburg York9 000 fl Durham Langres Narbonne8 000 fl Toledo7 500 fl Ely7 200 fl Luttich7 000 fl Trier6 000 fl Braga Cambrai Metz Sens5 000 fl Exeter Lincoln Mainz Nikosia Norwich Passau Saragossa Therouanne Toulouse Tournai ValenciaAuch die Anteile der einzelnen Gebiete Europas an den 30 reichsten Bistumern bestatigen diese allgemeine Verteilung Von den deutschen Diozesen sind vier Erzbischofe namlich Koln Salzburg Trier Mainz und der Bischof von Passau in dieser Liste vertreten Samtliche liegen im Westen oder Suden aus dem Osten des Reiches sind nur geringere Betrage uberliefert Die am Jahresertrag orientierten Taxen stehen nicht unbedingt in Relation zur politischen Stellung im Reich Koln und Salzburg haben das Doppelte an Einkunften gegenuber Mainz Auch Trier liegt noch vor dem Erzkanzler fur Deutschland der an Einkunften mit dem Bischof von Passau gleichauf liegt Metz und Luttich liegen im lothringisch luxemburgischen Einflussgebiet Aus Frankreich kommen neun aus England acht vier von der iberischen Halbinsel je einmal sind Norditalien und Zypern vertreten Siehe auch BearbeitenAnnatenLiteratur BearbeitenHermann Hoberg Taxae pro communibus servitiis ex libris obligationibus ab anno 1295 usque ad annum 1455 confecti Citta del Vaticano 1949 Studi e testi 144 Hermann Hoberg Die Einnahmen der Apostolischen Kammer unter Innocenz VI Zweiter Teil Die Servitienquittungen des papstlichen Kamerars Paderborn 1972 XII 36 301 Gorres Gesellschaft Hg Vatikanische Quellen zur Geschichte der papstlichen Hof und Finanzverwaltung 1316 1378 Band 8 Markus A Denzel Kurialer Zahlungsverkehr im 13 und 14 Jahrhundert Servitien und Annatenzahlungen aus dem Bistum Bamberg Stuttgart 1991 Beitrage zur Wirtschafts und Sozialgeschichte hg von R Gommel und J Schneider Bd 43 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Servitien amp oldid 223453862