www.wikidata.de-de.nina.az
Herzog Reichard von Pfalz Simmern 25 Juli 1521 in Simmern 13 oder 14 Januar 1598 in Ravengiersburg bestattet in der Stephanskirche in Simmern war ein jungerer Bruder des Kurfursten Friedrich III 1515 1576 von der Pfalz und regierte in seiner zweiten Lebenshalfte ein eigenes kleines Territorium das Herzogtum Simmern eine kurpfalzische Sekundogenitur Reichard Pfalz Simmern Sponheim Sein Name existiert in unterschiedlichen Schreibweisen Reichard t Richard t etc Die hier gewahlte ist die in der heutigen Geschichtsschreibung gebrauchlichste Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Geistliche Wurden 3 Regent in Simmern 3 1 Politik 3 2 Familie 3 3 Versuche politischer Einflussnahme 3 3 1 Unter Ludwig VI 3 3 2 Johann Kasimir 3 3 3 Hanauer Vormundschaftsstreit 3 3 4 Kurpfalzischer Administrationsstreit 4 Ende 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenSeine Eltern waren Pfalzgraf Johann II von Simmern 1492 1557 und Beatrix von Baden 1492 1535 eine Tochter von Markgraf Christoph I von Baden 1453 1527 Abstammung des Herzogs Reichard von Pfalz SimmernUrgrosseltern Pfalzgraf Friedrich I von Simmern 1417 1480 Grafin Margareta von Geldern Egmond 1436 1486 Graf Johann II von Nassau Saarbrucken 1423 1472 Frau Johanna von Loen Sponheim Heinsberg 1443 1469 Markgraf Karl I von Baden 1475 Erzherzogin Katharina von Osterreich 1424 1493 Graf Philipp der Jungere von Katzenelnbogen 1427 1453 Grafin Ottilie von Nassau Dillenburg 1437 1493 Grosseltern Pfalzgraf Johann I von Simmern 1459 1509 Grafin Johanna von Nassau Saarbrucken 1464 1521 Markgraf Christoph I von Baden Hachberg 1453 1527 Grafin Ottilie von Katzenelnbogen 1451 1517 Eltern Pfalzgraf Johann II von Simmern 1492 1557 Markgrafin Beatrix von Baden Hachburg 1492 1535 Herzog Reichard von Pfalz SimmernGeistliche Wurden BearbeitenReichard war zunachst fur eine geistliche Karriere vorgesehen Bereits 1528 ist er im Alter von sieben Jahren was damals nicht ungewohnlich war zusammen mit seinen Brudern Friedrich III und Georg an der Alten Universitat Koln Universitas Studii Coloniensis immatrikuliert Daran schliessen sich Studienaufenthalte an den Universitaten Orleans und Lowen an Im Laufe seiner geistlichen Karriere hielt er zahlreiche Pfrunden 1528 1558 Kanonikat am Kolner Dom 1528 1568 Kanonikat ab 1552 Stelle des Propstes am Strassburger Munster 1540 1562 Kanonikat ab 1559 Stelle des Propstes am Mainzer Dom 1540 1545 Kanonikat am Bamberger Dom 1545 1555 Kanonikat an St Gereon Koln 1551 1553 und erneut 1560 Kanonikat an St Victor Mainz 1560 auch die dortige Propststelle 1560 1571 Administrator des Stifts Waldsassen Nachfolger von Heinrich Rudolf von Weeze nbsp Stiftskirche WaldsassenIn dieser Zeit kandidierte Reichard drei Mal als Bischof 1553 im Bistum Speyer 1555 im Bistum Mainz 1569 im Bistum StrassburgIn allen drei Fallen fiel er durch Zum einen war er den Katholischen nicht katholisch genug zum andern hatte er nicht das finanzielle Potential sich eine solche Stelle zu erkaufen Nach der Niederlage in Strassburg gab er entnervt die kirchliche Karriere auf und wurde weltlich was ihm umso leichter fiel als er etwa zur selben Zeit das Herzogtum Pfalz Simmern geerbt hatte Letztendlich fuhrte seine personliche Entwicklung dahin das Luthertum zu verfechten und zwar sowohl gegenuber der romisch katholischen Seite als auch der reformierten Das gelang ihm als Administrator von Waldsassen gegen seinen alteren Bruder Kurfurst Friedrich III zunachst weitgehend Aber er unterlag in Waldsassen als er vor allem okonomisch bedingt das Stift aufgab und sein alterer Bruder 1571 das Stift sakularisierte Regent in Simmern BearbeitenPolitik Bearbeiten Reichard erbte 1569 das Herzogtum Simmern das bis dahin als Sekundogenitur des kurpfalzischen Hauses durch seinen verstorbenen alteren Bruder Georg regiert worden war Das von ihm ubernommene Territorium war vergleichsweise winzig Es entsprach in seiner Grosse etwa einem mittleren Amt der Kurpfalz Dies setzte Herzog Reichard okonomisch unter erheblichen Druck so dass er sich gegenuber seinem alteren Bruder dem Kurfursten Friedrich III nun nachgiebiger zeigte wenn auch nicht in der Konfessionsfrage So gestaltete sich die Ubernahme des Herzogtums Simmern relativ unproblematisch trotz der vorangegangenen Auseinandersetzungen uber die Administration des Stifts Waldsassen Die konfessionellen Differenzen traten in den Hintergrund und bis 1571 gelang es die gegenseitigen Anspruche auszugleichen Herzog Reichard gab die Administration des Stiftes Waldsassen zugunsten des Kurfursten auf dieser alimentierte ihn mit einer jahrlichen Summe und ubernahm seine aufgelaufenen Schulden Aber bereits 1578 musste der Herzog im Vorfeld seiner zweiten Hochzeit wegen der neu aufgelaufenen Schulden erneut von der Kurpfalz entschuldet werden Religios blieb Reichard lutherisch allerdings in moderierter Form auch mit Rucksicht auf seine Hauptgeldquelle die reformierte Kurpfalz Die Regentschaft des kleinen Herzogtums Simmern war insgesamt durch dessen wirtschaftliche Schwache und die vor diesem Hintergrund uberzogene Hofhaltung und eine die prekare Situation nicht steuernde Politik Reichards gekennzeichnet Verfall von Wirtschaft Finanzen und Munzwesen waren das Ergebnis und nur die periodische Ubernahme von Schulden des Herzogs durch die Kurpfalz verhinderte den Bankrott Am Ende seines Lebens stand Reichard praktisch unter Vormundschaft der Kurpfalz die damit auch verhindern wollte dass Reichards Glaubiger unkontrolliert Zugriff auf die Zuwendungen nehmen konnten die die Kurpfalz an Reichard zahlte Familie Bearbeiten Herzog Reichard heiratete drei Mal Am 30 Juli 1 1569 Grafin Juliana zu Wied 1545 30 April 1575 bestattet in der Stephanskirche in Simmern Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor die aber alle das Erwachsenenalter nicht erreichten Juliana starb bei der Geburt ihres vierten Kindes Am 29 Mai 2 1578 Herzogin Emilie von Wurttemberg 19 August 1550 in Mompelgard 4 April 3 1589 in Simmern bestattet dort in der Stephanskirche Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor Am 14 Dezember 1589 die 18 jahrige Pfalzgrafin Anna Margaretha von Pfalz Veldenz 17 Januar 1571 1 November 1621 Auch aus dieser Ehe gingen keine Kinder mehr hervor Versuche politischer Einflussnahme Bearbeiten Unter Ludwig VI Bearbeiten Der Tod des reformierten Kurfursten Friedrich III bedeutete fur die Kurpfalz auch einen Konfessionswechsel Sein Nachfolger Ludwig VI der bis 1583 regierte war Lutheraner Damit erlangte Herzog Reichard eine herausragende Stellung als Berater des neuen Kurfursten die er nutzte um dem Luthertum auch in der Kurpfalz wieder zum Durchbruch zu verhelfen Dabei verprellte er allerdings massiv den reformierten Pfalzgrafen Johann Kasimir einen jungeren Bruder Ludwigs VI Johann Kasimir Bearbeiten Johann Kasimir wurde aber 1583 Regent fur Friedrich IV den noch minderjahrigen Sohn seines verstorbenen Bruders Damit war Reichard wieder seines politischen Einflusses beraubt Gegenuber der neuen Regentschaft die ihr Mundel wieder in die reformierte Konfession zwang verhielt er sich ruhig weil er finanziell von ihr abhangig war Und das selbst gegen die Intervention der lutherischen Mitvormunder die Friedrich III Johann Kasimir zugeordnet hatte Herzog Ludwig von Wurttemberg Markgraf Georg Friedrich I von Ansbach und Landgraf Ludwig IV von Hessen Marburg Auch hatte Reichard kein Interesse den Einfluss fremder Machte auf die Kurpfalz zu starken denn der nachste nach Johann Kasimir zur Vormundschaft berufene Agnat war er selbst Hanauer Vormundschaftsstreit Bearbeiten Graf Philipp Ludwig II von Hanau Munzenberg trat 1580 die Nachfolge seines verstorbenen Vaters an da er noch minderjahrig war allerdings unter einer Vormundschaft die zunachst von den reformierten Grafen Johann VI dem Alteren von Nassau Dillenburg 1536 1606 Graf Ludwig I von Sayn Wittgenstein 1568 1607 und dem lutherischen Grafen Philipp IV von Hanau Lichtenberg 1514 1590 gebildet wurde Philipp IV von Hanau Lichtenberg fur damalige Verhaltnisse hochbetagt liess sich 1585 als Vormund durch seinen Sohn Graf Philipp V von Hanau Lichtenberg 1541 1599 ablosen Schon 1581 vermahlte sich die Mutter des Mundels Grafin Magdalena von Waldeck 1558 1599 mit Graf Johann VII dem Mittleren von Nassau Siegen 1561 1623 dem Sohn eines der Vormunder Dadurch kamen Graf Philipp Ludwig II und sein jungerer Bruder Graf Albrecht an den Nassau Dillenburger Hof Dieser war ein Zentrum der reformierten Glaubensrichtung in Deutschland und eng mit dem ebenfalls reformierten kurpfalzischen Hof verbunden Diesem reformierten Einfluss aber widersetzte sich vehement der lutherische Mitvormund Philipp IV spater sein Sohn Philipp V von Hanau Lichtenberg wenn auch letztlich vergeblich Philipp V versuchte den ebenfalls lutherischen Herzog Reichard in die Vormundschaft zu lancieren um das Gewicht der Lutheraner dort zu starken und eine Moglichkeit zu schaffen die beiden jungen Hanauer Grafen dem reformierten Einfluss zu entziehen Trotz eines entsprechenden Mandats des Reichskammergerichts gelang das aber nicht Die reformierte Mehrheit der Vormundschaft verhinderte mit Gewaltandrohung entgegen dem Mandat des Reichskammergerichts die Huldigung der Hanauer Untertanen gegenuber Reichard Ganz im Gegenteil gelang es nun der reformierten Partei den reformierten Pfalzgrafen und Kuradministrator Johann Kasimir als Obervormund ein reines Ehrenamt zu installieren und damit die reformierte Position innerhalb der Vormundschaft weiter zu starken Auch sonst agierte Reichard eher im Kreis der Grafen Das war schon durch die Winzigkeit seines Herzogtums bedingt So stand er wohl auch dem ebenfalls lutherischen Graf Philipp IV von Hanau Lichtenberg sehr nahe und vermittelte in der delikaten Angelegenheit der Vermogensauseinandersetzung zwischen ihm und dem Ex Mann von dessen geschiedener Tochter Johanna von Hanau Lichtenberg Andererseits war Reichard aber auch 1585 1595 neben dem Bischof von Worms Kondirektor des Oberrheinischen Reichskreises Kurpfalzischer Administrationsstreit Bearbeiten Johann Kasimir starb 1592 wenige Wochen vor dem 18 Geburtstag seines Mundels Die Regierung des Kurfursten Friedrich IV wurde weit uber das Ende seiner Volljahrigkeit hinaus von streng reformierten Hofraten gesteuert und bestimmt die in enger Verbindung zu den im Wetterauischen Reichsgrafenkollegium organisierten vorwiegend ebenfalls calvinistischen Adelsfamilien standen Es entstand sofort ein heftiger Streit um die Fortfuhrung der Vormundschaft zwischen dem reformierten Heidelberger Hof und dem lutherischen Herzog Reichard der Kurpfalzische Administrationsstreit Letztendlich unterlag Reichard in den zwei Jahre wahrenden Auseinandersetzungen da er einerseits von den Zahlungen aus Heidelberg okonomisch abhangig war er zum andern 1594 den ersten einer Reihe von Schlaganfallen erlitt kaum mehr sprechen konnte und nur noch sehr begrenzt handlungsfahig war So konnte er am Ende der Auseinandersetzung zwar erreichen dass die Kurpfalz seine Schulden erneut ubernahm andererseits wurden seine Ausgaben aber jetzt uber den Heidelberger Hof gesteuert er also praktisch entmundigt was fur ihn sehr erniedrigend war Ende Bearbeiten nbsp Stephanskirche und FruchtmarktschuleHerzog Reichard starb in der Nacht vom 13 auf den 14 Januar 1598 Sein Versuch das lutherische Bekenntnis im Herzogtum Simmern auch uber seinen Tod hinaus festzuschreiben scheiterte an der Weigerung der ihn beerbenden Kurpfalz sich darauf einzulassen Beigesetzt wurde Reichard am 7 Februar 1598 Noch zu Lebzeiten hatte sich Reichard in der Stephanskirche zu Simmern ein monumentales Grabmal errichten lassen das ihn zusammen mit seiner ersten Frau Juliane zeigt Der Bildhauer Johann von Trarbach Schultheiss der Stadt Simmern war daran zumindest beteiligt wenn nicht sogar dessen Schopfer Literatur BearbeitenPeter Fuchs Reichard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 293 Digitalisat Theodor Julius Ney Reichard In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 28 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 418 420 Gerhard Raff Hie gut Wirtemberg allewege Band 1 Das Haus Wurttemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig 6 Auflage Landhege Schwaigern 2014 ISBN 978 3 943066 34 0 S 567 569 zu Emilie von Wurttemberg Detlev Schwennicke Europaische Stammtafeln Stammtafeln zur Geschichte der europaischen Staaten Bd I 1 Taf 94 Hans Georg Sturm Pfalzgraf Reichard von Simmern 1521 1598 Diss Mainz Trier 1968 Einzelnachweise Bearbeiten Nach Sturm 30 August 1569 Raff S 567 nennt den 26 Mai zur Uberlieferung des Datums siehe Raff Anm 5 auf S 568 Nach Sturm 4 Juni 1589 ebenso Raff S 567 mit Anm 7 auf S 568 Normdaten Person GND 119204150 lobid OGND AKS LCCN n2009065336 VIAF 64812275 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ReichardALTERNATIVNAMEN Reichardt Richard RichardtKURZBESCHREIBUNG Herzog von Pfalz SimmernGEBURTSDATUM 25 Juli 1521GEBURTSORT SimmernSTERBEDATUM 13 Januar 1598 oder 14 Januar 1598 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichard Pfalz Simmern Sponheim amp oldid 232941663