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Philipp IV von Hanau Lichtenberg 20 Oktober 1514 in Babenhausen 19 Februar 1590 1 in Lichtenberg war von 1538 bis 1590 regierender Graf von Hanau Lichtenberg Vor seinem Regierungsantritt hatte er die Geschafte fur seinen erkrankten Vater Graf Philipp III schon einige Jahre gefuhrt Er interessierte sich sehr fur Alchemie Inhaltsverzeichnis 1 Regierung 1 1 Reformation 1 2 Vormundschaften in Hanau Munzenberg 1 3 Territorialpolitik 1 4 Bewertung 2 Tod 3 Familie 4 Vorfahren 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseRegierung BearbeitenReformation Bearbeiten nbsp Solmser Landrecht Titelblatt der Ausgabe von 1571Philipp IV stand im Gegensatz zu seinem Vater voll hinter der Reformation die in der lutherischen Variante in der Grafschaft Fuss fasste Pfarrstellen besetzte nun er selbst so etwa nach einer langen Vakanz 1542 die in Buchsweiler mit einem Pfarrer der der neuen Lehre verpflichtet war Dabei wirkten als Theologen unter anderem mit Erasmus Sarcerius und Magister Philipp Neunheller der Reformator der Grafschaft Hanau Munzenberg Der Gottesdienst in neuer Form wurde ab 1544 allgemein eingefuhrt und am 28 Mai 1545 berief der Graf eine Synode aller Pfarrer der Grafschaft Hanau Lichtenberg in Buchsweiler ein um sie auf die neue Lehre zu verpflichten 2 Das geschah offensichtlich sehr zogerlich und der Prozess des Austauschs der Pfarrerschaft zu Bekennern der lutherischen Lehre zog sich wohl bis in die 1560er Jahre hin Eine landeseigene Kirchenverwaltung wurde errichtet Am Reichstag in Augsburg der 1555 den Augsburger Religionsfrieden beschloss nahm er teil ebenso am dortigen Reichstag 1566 3 und am Reichstag in Speyer 1570 Maximilian II forderte Graf Philipp IV auf wahrend des 1566 nach Augsburg einberufenen Reichstags in den kaiserlichen Hofrat einzutreten 4 Die fur den evangelischen Gottesdienst nicht mehr benotigten katholischen Ausstattungsstucke der Kirchen wurden ab 1558 verkauft Das sakularisierte Kloster Patershausen tauschte Philipp IV 1567 gegen mainzische Besitzungen bei Brumath 1573 wurde eine Kirchenordnung fur die Grafschaft Hanau Lichtenberg erlassen Er unterzeichnete 1579 die Konkordienformel von 1577 und gehorte 1580 zu den Mitunterzeichnern des Konkordienbuchs 5 Graf Philipp IV verfugte mit einer mit Verordnung vom 24 August 1579 dass das Solmser Landrecht auch fur das Amt Babenhausen gelten solle Das Gemeine Recht galt dort nur noch wenn Regelungen des Solmser Landrechts fur einen Sachverhalt keine Bestimmungen enthielten Das Solmser Landrecht blieb hier bis zum Ende des 19 Jahrhunderts auch noch wahrend der Zugehorigkeit zum Grossherzogtum Hessen geltendes Recht 6 Es wurde erst zum 1 Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Burgerlichen Gesetzbuch abgelost Vormundschaften in Hanau Munzenberg Bearbeiten Fur den minderjahrigen Grafen Philipp Ludwig I von Hanau Munzenberg ubernahm er zusammen mit Graf Johann VI von Nassau Dillenburg ab 1561 die Vormundschaft Gleiches geschah erneut fur die Kinder des Grafen Philipp Ludwig I als dieser sehr fruh verstarb 1580 wurde in Hanau Munzenberg so erneut eine Vormundschaft fur die minderjahrigen Erben Philipp Ludwig II und Albrecht von Hanau Munzenberg eingerichtet Neben Philipp IV von Hanau Lichtenberg waren daran beteiligt Graf Johann VI der Altere von Nassau Dillenburg und Graf Ludwig I von Sayn Wittgenstein Im Hinblick auf Graf Albrecht der erst im Jahr vor dem Tod seines Vaters geboren wurde und erheblicher Streitigkeiten zwischen allen Beteiligten konnte die Vormundschaft erst 1608 beendet werden Philipp IV von Hanau Lichtenberg fur damalige Verhaltnisse hochbetagt liess sich 1585 als Vormund durch seinen Sohn Philipp V von Hanau Lichtenberg ersetzen Schon 1581 vermahlte sich die Hanau Munzenberger Grafinwitwe Magdalena mit Graf Johann VII dem Mittleren von Nassau Siegen dem Sohn des Mitvormunds Dadurch kamen die Mundel Philipp Ludwig II und Albrecht an den Nassau Dillenburger Hof ein Zentrum der reformierten Glaubensrichtung und eng mit dem ebenfalls reformierten kurpfalzischen Hof verbunden Diesem reformierten Einfluss widersetzten sich der lutherische Mitvormund Philipp IV von Hanau Lichtenberg und spater sein Sohn Philipp V vehement wenn auch vergeblich Philipp V versuchte den ebenfalls lutherischen Herzog Reichard von Pfalz Simmern in die Vormundschaft zu lancieren was ihm trotz eines entsprechenden Mandats des Reichskammergerichts aber nicht gelang Die reformierte Mehrheit der Vormundschaft verhinderte die Huldigung der Hanau Munzenberger Untertanen gegenuber dem Herzog Es gelang ihr daruber hinaus den Pfalzgrafen und Kuradministrator Johann Kasimir von Pfalz Lautern als Obervormund ein reines Ehrenamt zu installieren damit aber die reformierte Position innerhalb der Vormundschaft gleichwohl weiter zu starken Territorialpolitik Bearbeiten Widerstand gegen die Hanau Lichtenberger Reformationspolitik ging auch von Kurmainz aus das sich in den gemeinsamen Kondominien Ober Roden Niederroden durchsetzen konnte Diese blieben romisch katholisch Aus den kriegerischen Auseinandersetzungen der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts die die Religionsfrage oft zum Vorwand nahmen konnte Philipp IV sein Territorium weitestgehend heraushalten 1570 gelangte der Besitz der ehemaligen Herrschaft Lichtenberg nach dem Tod des letzten Miterben des Grafen Jakob von Zweibrucken Bitsch insgesamt an Hanau Lichtenberg Dazu zahlte auch die zweite Halfte der Burg Lichtenberg deren anderer Teil sich bereits in den Handen von Hanau Lichtenberg befand Die Burg wurde nun im Auftrag Philipps IV von dem Festungsbaumeister Daniel Specklin saniert und modernisiert Philipp IV war bemuht einen Erbverein der beiden Hanauer Linien Hanau Munzenberg und Hanau Lichtenberg zustande zu bringen der die gegenseitige Stellung als Erben uber die reine verwandtschaftliche Beziehung hinaus nochmals bestatigen sollte Kaiser Maximilian II ernannte Philipp IV 1565 zu seinem Rat ebenso Kaiser Rudolf II Bewertung BearbeitenPhilipp IV ist das Mitglied der Familie von Hanau das am langsten gelebt und der Graf aus dem Haus Hanau der am langsten regiert hat Er war der erste Graf von Hanau Lichtenberg der den Schwerpunkt seines Aufenthalts und seiner Politik nicht in Babenhausen sondern in den viel grosseren elsassischen Besitzungen sah und dorthin verlegte Gleichwohl liess er 1578 den Sudflugel des Babenhauser Schlosses errichten Ausserdem kaufte er die Burg Falkenstein und liess auf dazugehorigem Gelande das Schloss Philippsburg errichten um das sich der gleichnamige Ort heute Philippsbourg entwickelte Aufgrund seines hohen Alters trat er 1585 die Regierungsgeschafte an seinen Sohn Philipp V ab nbsp Gedenktafel in der Burgkapelle Lichtenberg Anm 1 Tod BearbeitenKrankheitsbedingt trat Philipp IV die Regierungsgeschafte 1585 an seinen Sohn Philipp V ab 7 Philipp IV starb am 19 Februar 1590 auf der Burg Lichtenberg 8 Eine Leichenpredigt ist erhalten 9 Beigesetzt wurde er in der Kirche St Adelphe in Neuweiler 10 Eine Gedenktafel an ihn und seine Frau ist in der Kapelle der Burg erhalten vielleicht der Rest eines Epitaphs Familie BearbeitenPhilipp IV heiratete am 22 August 1538 in Heiligenberg Eleonore von Furstenberg 11 Oktober 1523 23 Juni 1544 Aus dieser Ehe gingen hervor Amalie 23 Februar 1540 11 in Buchsweiler heute Bouxwiller 1 Mai 1540 Philipp V 21 Februar 1541 Buchsweiler 2 Juni 1599 Anna Sibylle 16 Mai 1542 24 Marz 1612 Johanna 23 Mai 1543 Buchsweiler 5 Dezember 1599 in Babenhausen dort beigesetzt Eleonore 26 April 1544 Buchsweiler 6 Januar 1585 bestattet in Ingelfingen 12 verheiratet mit Albrecht von Hohenlohe Weikersheim Langenburg 28 Mai 1543 16 November 1575 Diese Ehe blieb kinderlos Seinen einzigen Sohn und Nachfolger Philipp V verheiratete Philipp IV im Jahr 1560 entgegen seiner sonst der lutherischen Lehre verbundenen Religionspolitik mit der weitlaufig verwandten romisch katholischen Ludovica Margaretha von Zweibrucken Bitsch der Erbtochter des letzten Grafen von Zweibrucken Bitsch Jakob Das Erbe war wichtiger als die Konfession Vorfahren BearbeitenAhnentafel Graf Philipp IV von Hanau LichtenbergUrgrosseltern Philipp I von Hanau Lichtenberg 1417 1480 Anna von Lichtenberg 1442 1474 Ludwig II von Isenburg Budingen 1422 1511 Maria von Nassau Wiesbaden Idstein 1438 1480 Karl I von Baden 1475 Katharina von Osterreich 1424 1493 Tochter von Herzog Ernst dem Eisernen und Herzogin Margarethe von Pommern Stolp Philipp der Jungere von Katzenelnbogen 1427 1453 Ottilie von Nassau Dillenburg 1437 1493 Grosseltern Philipp II von Hanau Lichtenberg 1462 1504 Anna von Isenburg Budingen 1522 Christoph I von Baden Sponheim 1453 1527 Ottilie von Katzenelnbogen 1451 1517 Eltern Philipp III von Hanau Lichtenberg 1482 1538 Sibylle von Baden Sponheim 1485 1518 Philipp IV von Hanau LichtenbergSiehe auch BearbeitenHanau Adelsgeschlecht Literatur BearbeitenReinhard Dietrich Die Landesverfassung in dem Hanauischen Hanauer Geschichtsblatter 34 Hanau 1996 ISBN 3 9801933 6 5 M Goltzene und A Matt Aus der Geschichte des Amtes Buchsweiler und der Herren von Hanau Lichtenberg In Societe d Histoire et d Archaeologie de Saverne et Environs Hrsg Cinquieme centenaire de la creation du Comte de Hanau Lichtenberg 1480 1980 Pays d Alsace 111 112 2 3 1980 S 63 72 J G Lehmann Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau Lichtenberg im unteren Elsasse 2 Bde Mannheim 1862 1863 ND Pirmasens 1970 1 Band 1862 2 Band 1863 Klaus Lotzsch Historische Beziehungen der Grafschaft Hanau Lichtenberg nach Schwaben im 16 Jahrhundert Dynastische Verbindung zum Hause Fugger Graf Philipp IV auf dem Reichstag zu Augsburg 1566 In Babenhauser Mosaik Babenhausen einst und jetzt 20 Babenhausen 1990 S 7 19 Wilhelm Morhardt Hanau alt s in Ehren b halt s Die Grafen von Hanau Lichtenberg in Geschichte und Geschichten Babenhausen einst und jetzt 10 Babenhausen 1984 Barbara Susanne Schoner Die rechtliche Stellung der Frauen des Hauses Hohenlohe Dissertation Tubingen 1963 Reinhard Suchier Genealogie des Hanauer Grafenhauses In Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner funfzigjahrigen Jubelfeier am 27 August 1894 Hanau 1894 Wilhelm Will Eine christliche Leichenpredigt fur Graf Philipp IV von Hanau Lichtenberg Strassburg 1590 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land 3 Auflage Hanau 1919 ND 1978 Weblinks BearbeitenHanau Lichtenberg Philipp IV Graf von Hessische Biografie Stand 15 April 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Anmerkungen Bearbeiten Der Text lautet PHILIPPS GRAVE ZU HANAW HERR ZU LICH TENBERG WOHLGEBOR EN WARDT IME JAR MDXIIII GEBOREN DEN XX SEPTEMBRIS IST ZU MERCKEN DAS SIBILLA MARGRAEVI N ZU BADE N SEIN MUTTER WAS IM JAR FVNZEHENHUNDERT DREISSIG ACHT WARDT IME ELEONORA VO N FURSTE N BERG ZUR EHE GEBRACHT SIE LEBTEN IN ALLER GOTTSELIGKIDT BIS SIE DAS ZEITLICH LEBEN VON IR LAIDT ANNO VIERZIG VIER IREN ERLOSER ERKENDT DEN XXIX JUNII NAMS EIN SELLIGS ENDT SECHS KINDER INE N GOTT BESCHERET HAT DEREN LEBE N N OCH VIER IM EHELICHE N U N D WITWE N STA N TEinzelnachweise Bearbeiten Abweichend Staatsarchiv Darmstadt D7 1 1 14 Februar 1590 Goltzene und A Matt Aus der Geschichte S 67 Lotzsch S 14 Urkunde Wien 15 Oktober 1565 bei UB Heidelberg Urkunde Lehmann 510 Vgl BSLK S 16 und S 764 Burkhard zur Nieden Konfessionelle Gegensatze in der fruhen Neuzeit In Hanauer Geschichtsverein 1844 Der Dreissigjahrige Krieg in Hanau und Umgebung Hanauer Geschichtsblatter 45 2011 ISBN 978 3 935395 15 9 S 55 66 59 Arthur B Schmidt Die geschichtlichen Grundlagen des burgerlichen Rechts im Grossherzogtum Hessen Curt von Munchow Giessen 1893 S 73f sowie beiliegende Karte Goltzene und A Matt Aus der Geschichte S 68 Abweichend Staatsarchiv Darmstadt D7 1 1 14 Februar 1590 Will Paul Frantz L eglise Saint Adelphe Neuwiller les Saverne Neuwiller les Saverne 2020 Ohne ISBN S 38 Abweichend 8 Marz 1540 Staatsarchiv Marburg 81 Regierung Hanau Bestand A 12 6f Schoner S 13VorgangerAmtNachfolgerPhilipp III Graf von Hanau Lichtenberg 1538 1590Philipp V Normdaten Person GND 102119635 lobid OGND AKS VIAF 22520669 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Philipp IV ALTERNATIVNAMEN Hanau Lichtenberg Philipp IV von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Graf von Hanau Lichtenberg 1538 1590 GEBURTSDATUM 20 Oktober 1514GEBURTSORT BabenhausenSTERBEDATUM 19 Februar 1590STERBEORT Lichtenberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philipp IV Hanau Lichtenberg amp oldid 238441822