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Philipp Ludwig I 21 November 1553 4 Februar 1580 folgte seinem Vater in der Regierung der Grafschaft Hanau Munzenberg im Jahr 1561 Zeichnung des im Zweiten Weltkrieg zerstorten Grabdenkmals des Grafen Philipp Ludwig I von Hanau Munzenberg von Karl Gruber Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Jugend 2 1 Kindheit 2 2 Vormundschaft 2 3 Ausbildung 2 4 Familie 3 Regierung 4 Tod 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenPhilipp Ludwig I wurde als Sohn des Grafen Philipp III von Hanau Munzenberg und der Pfalzgrafin Helena von Simmern geboren Taufpaten waren Herzogin Maria von Pfalz Simmern 1519 1567 Tochter des Markgrafen Kasimir von Brandenburg Kulmbach verheiratet mit Kurfurst Friedrich III von der Pfalz Graf Philipp zu Solms Braunfels Graf Ludwig zu Stolberg KonigsteinAhnentafel Graf Philipp Ludwig I von Hanau MunzenbergUrgrosseltern Reinhard IV von Hanau Munzenberg 1473 1512 Katharina von Schwarzburg Blankenburg 1470 1514 Botho zu Stolberg 1467 1538 Anna von Eppstein Konigstein 1482 1538 Johann I von Pfalz Simmern 1459 1509 Johanna von Nassau Saarbrucken 1464 1521 Christoph I von Baden 1453 1527 Ottilie von Katzenelnbogen 1451 1517 Grosseltern Philipp II von Hanau Munzenberg 1501 1529 1 Juliana zu Stolberg 1506 1580 Johann II von Pfalz Simmern 1492 1557 Beatrix von Baden 1492 1535 Eltern Philipp III von Hanau Munzenberg 1526 1561 Helena von Simmern 1532 1579 Philipp Ludwig I Zur Familie vgl Hauptartikel Hanau Adelsgeschlecht Uberliefert ist das Interesse des Grafen Philipp Ludwig I am Sammeln von Munzen und Medaillen Jugend BearbeitenKindheit Bearbeiten Biografische Unterlagen uber Graf Philipp Ludwig I gibt es ab dem Jahr 1560 Er wurde damals von seinem Vater als Amtmann von Steinau eingesetzt Er war zu diesem Zeitpunkt sieben Jahre alt es kann sich also nur um eine Sinekure gehandelt haben Schon ein Jahr spater starb sein Vater und er erbte die Grafschaft Hanau Munzenberg Das machte eine Vormundschaft erforderlich Vormundschaft Bearbeiten Errichtet wurde die Vormundschaft auf Initiative seiner Mutter durch das Reichskammergericht Zu Vormundern wurden antragsgemass bestellt Graf Johann VI von Nassau Dillenburg ein Stiefgrossonkel des Mundels der mit diesem auch uber weit mehr Generationen direkt verwandt war und Graf Philipp IV von Hanau Lichtenberg regierender Graf der anderen Hanauer Linie und somit allerdings sehr entfernt verwandt mit dem Mundel Kurfurst Friedrich III von der Pfalz wird zwar in der Literatur als Obervormund genannt Dafur aber gibt es keine urkundlichen Belege Der mit dem Mundel viel enger verwandte Graf Reinhard I von Solms der schon als Vormund fur den Vater des jetzigen Mundels tatig geworden war wurde bei Errichtung der Vormundschaft offensichtlich ubergangen Er hatte mit einer Aufnahme in die Vormundschaft wohl offensichtlich gerechnet und schon die Huldigung von Untertanen eingeholt Er musste sie nun wieder davon entbinden Dies geschah vor dem Hintergrund dass Graf Reinhard I von Solms altglaubig war die Grafschaft Hanau sich aber mittlerweile politisch und das Grafenhaus verwandtschaftlich fest im Lager der Reformation befanden Andererseits war der Gegensatz zwischen reformierter pfalzischer und lutherischer hanau lichtenberger Richtung der Reformation noch nicht so ausgepragt wie eine Generation spater als dies in der nachsten hanau munzenbergischen Vormundschaft zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den konfessionsverschiedenen Vormundern fuhrte Jetzt stritt man eher uber die konfessionelle Ausrichtung der zu wahlenden Ausbildungsstatten fur den Grafen einigte sich letztlich aber immer In der Zeit der Vormundschaft fur Philipp Ludwig kam es mit der Burggrafschaft Friedberg zum Streit um die Einkunfte aus der Kellerei Naumburg der in der Naumburger Fehde gipfelte Ausbildung Bearbeiten Der junge Graf Philipp Ludwig I wird von seinen Erziehern als hochintelligent und lernbegierig beschrieben Ab 1563 wird seitens der Vormundschaft wegen einer auswartigen Ausbildung des jungen Grafen sondiert Als das zu nichts fuhrte kam er fur drei Jahre an den Hof seines nassauischen Vormunds in Dillenburg wo er zusammen mit Heinrich von Nassau 1550 1574 dem jungsten Bruder seines Vormunds erzogen wurde Beide wurden anschliessend auch gemeinsam auf Bildungsreise geschickt 1567 1569 an die Universitat Strassburg ab 1569 an die Universitat Tubingen 1 Hier kam Graf Philipp Ludwig I in Kontakt mit den sich heftig entfaltenden theologischen Kontroversen innerhalb der reformatorischen Bewegung Im Anschluss an den Aufenthalt in Tubingen sollte die Ausbildung in Frankreich fortgesetzt werden 1572 traf Graf Philipp Ludwig I in Paris ein Hier hatte er auch Kontakt mit dem Fuhrer der Hugenotten Admiral Gaspard II de Coligny seigneur de Chatillon und geriet mitten in das Massaker der Bartholomausnacht dem er nur knapp entkam Am 15 September 1572 war er wieder in Buchsweiler heute Bouxwiller der Residenzstadt der Grafschaft Hanau Lichtenberg Die Studien wurden an der Universitat Basel fortgesetzt von wo aus er auch Exkursionen in die innere Schweiz unternahm Dem schloss sich ab 1573 ein Italienaufenthalt an bei dem zahlreiche Orte in Norditalien aufgesucht wurden bevor das eigentliche Reiseziel die Universitat Padua erreicht war Von hier aus gelangte er studienhalber bis Rom Der Ruckweg fuhrte ihn 1574 uber Wien Dieses Bildungsprogramm fur einen Grafen war fur die damalige Zeit aussergewohnlich facettenreich und durchaus nicht Standard Familie Bearbeiten Graf Philipp Ludwig I heiratete Grafin Magdalene von Waldeck 1558 1599 Uber das Datum der Hochzeit gibt es drei verschiedene Angaben 2 Februar 1576 2 5 Februar 1576 3 6 Februar 1576 4 Die Heirat mit Magdalene von Waldeck deren Familie eher in Richtung Landgrafschaft Hessen und Erzbistum Koln orientiert und standisch auch niedriger eingestuft wurde 5 als die Grafen von Hanau erfolgte gegen den anfanglichen Widerstand seines Nassauer Vormunds der eine Heirat in das Umfeld des eigenen Clans bevorzugt hatte Es scheint zum einen eine Liebesheirat gewesen zu sein vielleicht aber gerade auch ein bewusstes Absetzen gegen den politisch dominierenden Einfluss des Nassauers in der Grafschaft Hanau Munzenberg 5 Philipp und Magdalene hatten vier gemeinsame Kinder Philipp Ludwig II 1576 1612 Juliane 13 Oktober 1577 2 Dezember 1577 beigesetzt im Chor der Marienkirche in Hanau Wilhelm 26 August 1578 14 Juni 1579 beigesetzt ebenfalls im Chor der Marienkirche in Hanau Albrecht von Hanau Munzenberg Schwarzenfels Albert 1579 1635 Regierung BearbeitenAm 13 November 1562 passierte Kaiser Ferdinand I auf dem Weg zur Kronung seines Sohnes Maximilian II am 24 November 1562 in Frankfurt am Main die Residenz Hanau erhielt einen Empfang und begab sich zur Jagd 1563 wurde in Hanau ein Konsistorium eingerichtet und damit die Reformation auch auf der Ebene der Verwaltung institutionalisiert Das Hanauer Konsistorium bildete zunachst eine Abteilung der graflichen Kanzlei Erst unter dem Sohn des Grafen Philipp Ludwig I Graf Philipp Ludwig II wird diese oberste Kirchenbehorde 1612 von der Kanzlei emanzipiert und eine eigenstandige Einrichtung 1571 wird das Solmser Landrecht eine Auftragsarbeit der Grafen zu Solms publiziert Da die Rechtslage in den Solms benachbarten Territorien sehr ahnlich war verbreitete es sich im Gebiet des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums schnell Lokale Abweichungen wurden durch ortliche Bekanntmachungen veroffentlicht 6 In der Grafschaft Hanau Munzenberg wurde die Rechtssammlung spatestens seit 1581 verwendet In Teilen galt dieses Recht bis zur Einfuhrung des Burgerlichen Gesetzbuches am 1 Januar 1900 Die seit 1575 eigenstandige Regierung des Grafen Philipp Ludwig I ist gepragt von vorsichtigem Manovrieren in dem sich unter der multi konfessionellen Belastung und dem Streben der Reichsterritorien nach staatlicher Konsolidierung immer mehr anspannenden Netz der politischen Beziehungen im Reich und in der Region 1578 wurde die lutherische Kirchenordnung der Grafschaft Hanau Lichtenberg auch in der Grafschaft Hanau Munzenberg eingefuhrt Graf Philipp Ludwig I agierte also auch hier vorsichtig und verzichtet wohl entgegen personlicher Uberzeugung auf das radikalere reformierte Modell Diese zweite Reformation die Hinwendung zum reformatorischen Lager erfolgt erst unter seinem Sohn und Nachfolger Graf Philipp Ludwig II Unter der Regierung des Grafen Philipp Ludwig I konnte Hanau endgultig die Dorfer Dorheim Schwalheim Rodgen die vormaligen Kloster Konradsdorf und Hirzenhain und ein Drittel von Ortenberg den Grafen zu Stolberg abkaufen Gebiete die vorher schon an Hanau verpfandet waren Ausserdem kaufte er Ober und Niedereschbach Steinbach und Anteile an Holzhausen Tod Bearbeiten nbsp Chor der Marienkirche in Hanau An der linken Seitenwand die Konsolen die das Epitaph Graf Philipp Ludwig I trugenDer Tod des Grafen Philipp Ludwig I trat sehr plotzlich ein Zwar habe er drei oder vier Tage vor seinem Tod uber Schwachheit und Ubelkeit geklagt das aber selbst nicht sehr ernst genommen Er sei zwischen 4 und 5 Uhren nach Mittag durch ein Ohnmacht welche Ihre gnaden gantz unversehentlich uber Disch undt Spielen angekommen verstorben 7 Er wurde im Chor der Marienkirche in Hanau auf der rechten Seite also in der Nahe der Sudwand des Chores in unmittelbarer Nahe seines Vaters bestattet Zu seiner Beisetzung erschien eine Leichenpredigt 8 Ihm wurde dort ein kunsthistorisch bedeutendes Epitaph eine bedeutende Schopfung der Hochrenaissance errichtet Nach dessen Zerstorung im Zweiten Weltkrieg sind davon nur noch einige Bruchstucke erhalten die im Historischen Museum Hanau aufbewahrt werden Vier leere Konsolen an der Sudwand des Chores weisen auf den ehemaligen Standort hin Seine Witwe Grafin Magdalene geb von Waldeck heiratete 1581 erneut und zwar Graf Johann VII von Nassau Siegen Literatur BearbeitenAdrian Willem Eliza Dek De Afstammelingen van Juliana van Stolberg tot aan het jaar van de vrede van Munster Zaltbommel 1968 Reinhard Dietrich Die Landesverfassung in dem Hanauischen In Hanauer Geschichtsblatter 34 Hanau 1996 ISBN 3 9801933 6 5 Rolf Glawischnig Niederlande Kalvinismus und Reichsgrafenstand 1559 1584 Nassau Dillenburg unter Graf Johann VI In Schriften des Landesamtes fur geschichtliche Landeskunde 36 Marburg 1973 Hatstein handschriftliche Chronik im Archiv des Hanauer Geschichtsvereins Carl Heiler Johann Adam Bernhards Bericht von der Jugendzeit des Grafen Philipp Ludwig I von Hanau In Hanauisches Magazin 11 1932 S 25 31 Heinrich Neumann Eine grafliche Reise vor mehr als 350 Jahren In Hanauisches Magazin 11 1932 S 92 Reinhards von Isenburg Grafen zu Budingen an den jungen Grafen Philipp Ludwig in Anno 1563 den 6 Dec selbst verfertigtes Consilium sich vor und in der Regierung zu verhalten In Hanauisches Magazin 8 1785 32 34 Stuck Hermann Kersting Die Sonderrechte im Kurfurstenthume Hessen Sammlung des Fuldaer Hanauer Isenburger Kurmainzer und Schaumburger Rechts einschliesslich der Normen fur das Buchische Quartier und fur die Cent Mittelsinn sowie der im Furstenthume Hanau recipirten Hulfsrechte Fulda 1857 Gerhard Menk Philipp Ludwig I von Hanau Munzenberg 1553 1580 Bildungsgeschichte und Politik eines Reichsgrafen in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts In Hessisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 32 1982 S 127 163 Georg Schmidt Der Wetterauer Grafenverein In Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 52 Marburg 1989 ISBN 3 7708 0928 9 Reinhard Suchier Genealogie des Hanauer Grafenhauses In Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner funfzigjahrigen Jubelfeier am 27 August 1894 Hanau 1894 Johann Adolf Theodor Ludwig Varnhagen Grundlage der Waldeckischen Landes und Regentengeschichte Arolsen 1853 K Wolf Die vormundschaftliche Regierung des Grafen Johann des Alteren von Nassau Dillenburg In Hanauisches Magazin 15 S 81 u 16 S 1 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land 3 Auflage Hanau 1919 ND 1978 Weblinks BearbeitenHanau Munzenberg Philipp Ludwig I Graf von Hessische Biografie Stand 15 April 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Die Immatrikulation erfolgte am 9 September 1569 Heinrich Hermelink Die Matrikeln der Universitat Tubingen Bd 1 Stuttgart 1906 S 497 Varnhagen Bd 2 S 70 Glawischnig Dek S 232 a b vgl Menk S 154f u G Schmidt S 548 Abweichungen fur Hanau bei Kersting S 388 Hatstein Melchior Weissenberger Leichenpredigt Frankfurt am Main 1580 Nachweis Titelblattkatalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in der Universitatsbibliothek Breslau Signatur 325365 In Datenbank der Forschungsstelle fur Personalschriften an der Philipps Universitat MarburgVorgangerAmtNachfolgerPhilipp III Graf von Hanau Munzenberg 1561 1580Philipp Ludwig II Normdaten Person GND 137838409 lobid OGND AKS VIAF 86014466 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Philipp Ludwig I KURZBESCHREIBUNG Graf von Hanau MunzenbergGEBURTSDATUM 21 November 1553STERBEDATUM 4 Februar 1580 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philipp Ludwig I Hanau Munzenberg amp oldid 222855198