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Die Naumburger Fehde auch Heukrieg war eine Fehde zwischen der Burggrafschaft Friedberg und der Grafschaft Hanau Munzenberg in den Jahren 1564 bis 1569 Anlass der Auseinandersetzungen war das Einziehen des Heuzehnten in der Gemarkung der hanauischen Kellerei Naumburg durch das zur Burggrafschaft gehorende Freigericht Kaichen weshalb die Naumburger Fehde auch als Heukrieg bezeichnet wurde Hintergrund der Fehde war aber eher eine Auseinandersetzung daruber in welchem Umfang Hanau wenige Jahre zuvor Rechte an dem ehemaligen Cyriacuskloster Naumburg erworben hatte aus dem es das Amt Naumburg gebildet hatte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Ausgangslage 1 2 Rechtslage 2 Verlauf 3 Folgen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAusgangslage Bearbeiten nbsp Die Kellerei Naumburg teilte das Gebiet des Freigerichts Kaichen hellblau in zwei Teile Das Kloster Naumburg in der Wetterau ersterwahnt 1035 heute Schloss Naumburg befand sich an der Grenze zwischen dem Territorium des Freigerichts Kaichen und des hanauischen Amts Windecken Bereits in vorreformatorischer Zeit kam es zu Auseinandersetzungen um den Grundbesitz zwischen dem Kloster und Bauern des Freigerichts was 1514 zur Erstellung des Naumburger Salbuches fuhrte 1 Nach dem Niedergang des Klosterlebens und der Reformation wurde das Kloster 1561 von Hanau fur 18 000 fl vom Mutterkloster Limburg an der Haardt erworben Die Herren und Grafen von Hanau hatten seit alters her die Vogtei uber das Kloster ausgeubt Seit 1354 konnten die Hanauer Grafen Atz Verpflegung Lager und Dienste im Kloster beanspruchen Im Gegenzug stand dem Kloster rechtlicher und militarischer Schutz zu und in kriegerischen Zeiten wurden die Unterlagen des Klosters in einer nahe gelegenen hanauischen Burg meist in Windecken gelagert Das Freigericht Kaichen war bereits 1475 endgultig in die Hand der Friedberger Burggrafen gekommen Die Burggrafschaft trachtete ebenfalls danach den Klosterbesitz unter Kontrolle zu bringen zumal das Gebiet des Klosters das Freigericht in zwei Teile um die Orte Kaichen und Altenstadt spaltete Gegen den hanauischen Kauf von 1561 hatte die Burggrafschaft erfolglos Einspruch erhoben 2 Rechtslage Bearbeiten Ob das Kloster Naumburg Teil des Territoriums des Freigerichts Kaichen oder der Grafschaft Hanau Munzenberg war war zwischen beiden Parteien umstritten Dies lag vor allem daran dass damals eine Trennung zwischen zivilrechtlichem Eigentum und offentlich rechtlicher Landeshoheit noch nicht eindeutig moglich war sich in dieser Zeit vielmehr erst herauszubilden begann In einem Weistum von 1439 wurde das Kloster als zum Freigericht Kaichen zugehorig betrachtet 3 Der hanauische Kaufvertrag ist im Hessischen Staatsarchiv Marburg erhalten 4 und zahlt sehr detailliert den Klosterbesitz auf der von der Grafschaft Hanau Munzenberg erworben wurde Haus und Klosterlein Naumburg bei Windecken mit aller und jeglicher Oberherrlichkeit Hofen Gerichten Zehnten Waldern Wassern Weingarten Ackern Wiesen Garten Weiden Jagden Muhlen Mahlstatten Weihern Fischereien auch Renten Zinsen Gefallen Nutzungen Einkommen samt der fahrenden Habe so vorhanden auch allem Umbegriff Marktrechten und mit allen anderen Ober Herrlich Rechten und Gerechtigkeiten In und Zubehorungen 5 Verlauf BearbeitenDie Burggrafschaft berief sich auf ihre alteren Zehntrechte und zog 1564 den Heuzehnten in der Heldenbergener Gemarkung ein Als Reaktion befahl die Hanauer Regierung dies notfalls durch Glockenschlag zu unterbinden d h es wurde Sturm gelautet und alle wehrfahigen Manner der umliegenden Ortschaften mussten sich sammeln Ausserdem wurden zwei Zehntwachter angestellt die aber von Friedberg gefangen genommen und im Turm eingesperrt wurden Hanau liess seinerseits den Heldenbergener Pfarrer als vermeintlichen Radelsfuhrer in Windecken gefangen setzen Nach wenigen Tagen wurden alle drei wieder entlassen Im folgenden Jahr konnte die Ernte von den Hanauern unter bewaffnetem Schutz eingebracht werden Doch verfuhr Friedberg ahnlich und erntete einfach unter Aufsicht von Bewaffneten in der zum hanauischen Amt Windecken gehorenden Gemarkung Obendrein liess man den protestierenden hanauischen Amtskeller des Amtes Naumburg verhaften Die zu diesem Zeitpunkt in der Grafschaft Hanau Munzenberg regierenden Vormunder des minderjahrigen Grafen Philipp Ludwig I von Hanau Munzenberg versuchten es auf dem Rechtsweg Eingaben an das Reichskammergericht wurden jedoch negativ beschieden Wahrenddessen liess der Hanauer Schultheiss von Windecken einige Friedberger Burger gefangen setzen die aber alsbald wieder freigelassen wurden Weitere Beschlagnahmen gegnerischen Besitzes und Gefangennahmen folgten die Bewohner zahlreicher Dorfer gerieten zwischen die Fronten und jahrelange juristische Verwicklungen begleiteten das nbsp Der steinerne Tisch bei Kaichen Gerichtsstatte des Freigericht KaichenFriedberg verklagte den hanauischen Schultheiss von Windecken vor dem Kaichener Freigericht das ein Todesurteil gegen ihn aussprach Dieses konnte selbstverstandlich nicht vollstreckt werden da der Schultheiss sich ausserhalb der Zugriffsmoglichkeiten des Gerichts aufhielt Selten wurde offen gekampft aber es kam zu zahlreichen Reibereien Erst ein Vergleich im Jahr 1569 beendete die Naumburger Fehde 6 Folgen BearbeitenDer Vergleich von 1569 sprach der Grafschaft Hanau Munzenberg den ungeschmalerten Besitz der Naumburger Guter zu Die Auseinandersetzungen liessen in der kommenden Zeit merklich nach Doch im Dreissigjahrigen Krieg wurde Hanau der Besitz der Kellerei Naumburg wieder streitig gemacht diesmal aufgrund des Restitutionsediktes durch das Kloster Seligenstadt trotz des Kaufvertrags von 1561 Diese widerrechtliche Besetzung hatte allerdings nur bis zum Abzug der kaiserlichen Truppen Bestand Nach dem Westfalischen Frieden blieb die Kellerei zwar Bestandteil der Grafschaft Hanau Munzenberg wurde aber fur finanzielle Forderungen aus der Befreiung der Festung Hanau im Jahr 1636 an die Landgrafschaft Hessen Kassel verpfandet Dieses Pfand wurde nie mehr eingelost 7 Literatur BearbeitenH P Brodt Die Naumburg In Hanau Stadt und Land Ein Heimatbuch fur Schule und Haus Hrsg Hanauer Geschichtsverein Hanau 1954 S 338f Michael Muller Die Naumburg und das Salbuch In Erschter Geschichtsbuch Erbstadter Geschichte und Geschichten aus 775 Jahren Herausgegeben vom Arbeitskreis Erschter Geschichtsbuch Nidderau 2012 ISBN 978 3 00 037670 2 S 52 67 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land Kulturgeschichte und Chronik einer frankisch wetterauischen Stadt und ehemaligen Grafschaft mit besonderer Berucksichtigung der alteren Zeit Unveranderter Nachdruck der vermehrten Ausgabe von 1919 Hans Peters Hanau 1978 ISBN 3 87627 243 2 bes S 564 571 Einzelnachweise Bearbeiten Suzanne Beeh Lustenberger Die Illustrationen des Naumburger Saalbuches von 1514 In Hanauer Geschichtsblatter 21 1966 S 274 286 und Tafeln Friedberger Klage vor dem Reichskammergericht HStAM Best 255 Nr F 54 Muller S 57f Thomas Schilp Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter Untersuchungen zu ihrer Verfassung Verwaltung und Politik Wetterauer Geschichtsblatter 31 Dissertation Philipps Universitat Marburg Bindernagel Friedberg 1982 ISBN 3 87076 035 4 S 157 HStAM Best 81 A 127 3 Zitiert nach Brodt S 338f Zum Verlauf siehe Zimmermann S 564 571 Muller S 59f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Naumburger Fehde amp oldid 215407824