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Das Cyriacuskloster Naumburg war eine Benediktiner Propstei in der Wetterau aus der das heutige Schloss Naumburg bei Nidderau Erbstadt hervorgegangen ist Das kleine Kloster das im Jahr 1035 erstmals erwahnt wird bestand bis in die Mitte des 16 Jahrhunderts Darstellung des Klosters im Salbuch des Klosters Naumburg Oben die Klostergebaude darunter kniende Monche Der Propst links kniend mit den Schutzpatronen des Klosters Darstellung im Salbuch des Klosters Naumburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ersterwahnung 1 2 Mittelalter 1 3 Niedergang im 16 Jahrhundert 1 3 1 Landshuter Erbfolgekrieg und Reformation 1 3 2 Naumburger Saalbuch 1 3 3 Kauf durch Hanau Munzenberg 2 Gebaude 3 Literatur 4 Weblinks 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErsterwahnung Bearbeiten Das Kloster wurde erstmals im Jahr 1035 anlasslich einer Schenkung von Horigen als Nuwenburg erwahnt 1 Die Propstei befand sich bis 1086 in kaiserlichem Besitz ehe Kaiser Heinrich IV sie im Jahr 1086 dem Bischof Huzman von Speyer schenkte 2 Aus dieser Schenkung und dem auf burg endenden Namen ist vereinzelt auf den Ursprung des Klosters in einer Burganlage oder gar einer Reichsburg geschlossen worden 3 Salisches Reichsgut ist zwar im Niddertal gut belegt 4 eine vorhergehende Burganlage bleibt aber in Ermangelung konkreter Quellen zur Naumburg hypothetisch 5 Mittelalter Bearbeiten Die Propstei blieb bis 1146 im Besitz der Speyerer Bischofe In diesem Jahr 6 ubergab Bischof Gunther von Henneberg die durch Krieg zerstorte und verlassene Propstei Naumburg dem Kloster Limburg 7 Das Kloster Limburg an der Haardt hatte im Hochmittelalter eine uberregionale Bedeutung Das kleine Kloster Naumburg war anschliessend mit kaum mehr als sieben oder acht Benediktinermonchen besetzt Es besass zunachst nur eine kleine Kapelle die nach Erbauung der spateren Klosterkirche als Liebfrauenkapelle bestehen blieb Patrone des Klosters waren der Heilige Cyriacus und das Heilige Kreuz Unter den zahlreichen Reliquien des Klosters war am bedeutendsten ein Holzstuck am Kreuzaltar das vom Kreuz Jesu stammen sollte Das Siegel des Klosters trug die Bezeichnung Sigillum Monasterii Nuwenburg prope Wonnecken Siegel des Klosters Naumburg bei Windecken Die Monche entstammten zumeist lokalen Adels und spater vermutlich wohlhabenden Burgerfamilien deren Zuwendungen zum Bestand des Klosters beitrugen So wird in einer Urkunde von 1173 die Schenkung von Ackern durch die Familie von Heldenbergen erwahnt 8 Im Jahr 1356 zeigte sich das Kloster vermogend genug um den Herren von Eichen den dortigen Fronhof abzukaufen In Bruchkobel Kesselstadt und Oberissigheim besass das Kloster bis zum Kauf durch Hanau 1561 das Recht den Pfarrer einzusetzen weshalb in diesen Dorfern erst recht spat verglichen mit den umliegenden Gemeinden des Hanau Munzenberger Amtes Buchertal die Reformation durchgefuhrt werden konnte Das Kloster fand seit dem ausgehenden Mittelalter zunehmend das Interesse entstehender konkurrierender Landesherrschaften namlich der Burggrafschaft Friedberg und der Grafschaft Hanau seit 1458 Grafschaft Hanau Munzenberg Die Burggrafschaft hatte 1376 erste Rechte im Freigericht Kaichen erworben zu dem das Kloster territorial gehorte Nachdem die Friedberger Burggrafen sich dort unter anderem gegen die Freie Reichsstadt Frankfurt durchsetzen konnten bekamen sie endgultig 1475 die Landeshoheit uber das Freigericht zugesprochen 9 Hanau nahm stellvertretend fur das weit entfernte Mutterkloster seit dem 13 Jahrhundert eine Schutzfunktion Vogtei uber die Naumburg ein Seit 1354 konnten die Herren und spateren Grafen von Hanau Atz Lager und Dienste beanspruchen 1412 half der Hanauer durch Schenkungen als das Kloster sich verschuldet hatte Die Dokumente des Klosters brachte man in Kriegszeiten in Hanau oder der hanauischen Burg Windecken in Sicherheit 1464 wurde vom Mutterkloster Limburg dem Fauerbach Anm 1 seit 1035 gehorte das dortige Gericht der Aufsicht der Propstei Naumburg unterstellt 10 Niedergang im 16 Jahrhundert Bearbeiten Von einem Muller und Esel Mir ist in meinem Vatterland ein feines Klosterlein bekanndt darin drey Monch sind oder vier die trincken Wein und selten Bier Dieselben Bruder mogen frey vollbringen ihre Buberey Herr Belial von Hollenbrand ein grosser Furst gar weit bekanndt der hat ihn solche Freyheit geben derselben mussen sie geleben und niemand darff ihn tragen dreyn drumb konnen sie nicht frommer seyn Der Mammon ist ihr hochster Gott sie halten fleissiglich sein Gebott von ganzer Seel die frommen Herrn von ganzem Gemut von Herzen gern Sankt Bauch ist ihr Patron daneben dem dienen sie so lang sie leben mit Schwelgen Fressen Sauffen Speyen damit sie ihren Leib casteyen Das treiben sie ohn Unterlass all n Tag saufft einer sieben Mass und muss ihr einer allen Tag viel mehr fressen dann er wohl mag Bei diesen sieben Gezeiten die armen Monch sich mussen leiden Des heyl gen Bauches grosse Andacht hat sie zu solchem Leben bracht Wann einer ihres Ordens jetzt begehrt und kam zu ihn n er war ernahrt darum dass sie in Sorgen steh n ihr heil ger Orden werd vergeh n Es liegt gedachtes Klosterlein auf einem Berglin mechtig fein Ein feiner Weingart liegt daran der zwanzig Fuder tragen kann Die Monch der ich jetzt hab gedacht die saufen daran Tag und Nacht damit sie losen sich von Sunden und was sie nicht verdauen kunnten das mussen sie bald wiedergeben Verdien n damit das ewig Leben Der Weingart sieht den Okzident ein Wald liegt gegen Orientnah bei dem schonen Klosterlein der ist zumal lustig und fein Ach dass die Musae hatten ein dasselbig schone Klosterlein Erasmus Alberus 11 Landshuter Erbfolgekrieg und Reformation Bearbeiten Das Kloster Naumburg wurde 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg zerstort Das Mutterkloster Limburg konnte beim Wiederaufbau nicht helfen denn es war ebenfalls zerstort worden Der Wiederaufbau erfolgte durch Hilfe der Benediktinerabtei Seligenstadt 1509 konnten die Altare wieder geweiht werden Dies hatte aber seinen Preis Unter den Propsten Werner Breder von Hohenstein 1505 1509 und Johann Dietesheimer 1509 1520 musste Besitz verkauft werden Das Klosterleben war in dieser Zeit schon im Niedergang begriffen Erasmus Alberus um 1500 1553 Wetterauer Theologe und Dichter dieser Zeit geboren im nahen Bruchenbrucken schildert den Alltag im Klosterlein voller protestantischer Polemik am Beginn seiner XXX Fabel Von einem Muller und Esel die in der Hainmuhle unterhalb der Naumburg angesiedelt ist 11 Solche Zustande losten die Reformation mit aus und schwachten das Kloster weiter Sowohl die Burggrafschaft Friedberg als auch die Grafen von Hanau Munzenberg versuchten nun sich den Besitz des Klosters anzueignen Von Seiten der Burggrafschaft sollen sogar Uberfalle verubt worden sein Mit dem Nachbarort Kaichen Mittelpunkt des von der Burggrafschaft beherrschten Freigerichts Kaichen kam es uber Grundbesitz des Klosters zu Streitigkeiten Naumburger Saalbuch Bearbeiten Als Versuch diese Streitigkeiten zu klaren kann das Salbuch des Klosters Naumburg gelten ein reich bebildertes Dokument das sich heute im Hessischen Staatsarchiv Marburg befindet Der Klosterbesitz wurde 1514 vermessen und abgesteint um zukunftigen Streitigkeiten vorzubeugen Das reich bebilderte Buch das von diesem Ereignis zeugt hatte der Friedberger Burggraf Eberhard Wais von Fauerbach gesiegelt Kauf durch Hanau Munzenberg Bearbeiten Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Hanau Munzenberg ab 1528 allmahlich durch Auch die die ebenfalls mehrheitlich protestantische Friedberger Burgmannschaft sah ihre Chance auf den Besitz des Klosters zuzugreifen Beide Parteien strebten die Auflosung des Klosters an Nach schwierigen Verhandlungen gelang es den Grafen von Hanau 1561 sich den Besitz uberschreiben zu lassen Friedberg versuchte den Hanauer Kauf zunachst zu hintertreiben weshalb der Kurfurst von der Pfalz als Schirmherr des Klosters Limburg seine Zustimmung geben musste Der Kauf wurde zwischen Philipp III von Hanau und dem Abt Johann Bingenheim geschlossen Anm 2 der bereits 1558 starb Aber erst die Zustimmung des Pfalzgrafen Friedrich III die erst am 14 Marz 1561 in Heidelberg erfolgte raumte das letzte Hindernis aus dem Weg Dies war der letzte grossere territoriale Gewinn in der Geschichte der Grafschaft Hanau Munzenberg 12 nbsp Grabstein des Naumburger Propstes und spateren Limburger Abtes Werner Breder von Hohenstein 1531 Aussenbereich der Schlosskirche Bad Durkheim nbsp Ein Stahlstich von 1850 zeigt das Schloss von 1754 und den noch unbewaldeten Hugel Zu erkennen sind ausserdem die Weinberge des Klosters Die Hanauer Grafen liessen das ehemalige Kloster als Gutsbetrieb weiterfuhren Hauptartikel Kellerei NaumburgFriedberg betrachtete den Klosterbesitz trotz des Kaufs weiterhin als Teil des Freigerichts Diese Streitigkeiten gipfelten spater in der Naumburger Fehde Nach dem Dreissigjahrigen Krieg wurde die Kellerei von der Grafschaft Hanau an die Landgrafschaft Hessen Kassel verpfandet Aus dieser Zeit stammt das heutige Schlossgebaude Zu dessen Bau 1750 1754 wurde ein Grossteil der noch bestehenden Klostergebaude abgerissen Gebaude BearbeitenNeben schriftlichen Erwahnungen ist als wichtigste Quelle zu den Klostergebauden nur eine einzige Ansicht des Klosters erhalten Sie befindet sich auf dem Deckelblatt des Naumburger Salbuchs und zeigt die Gebaude der Naumburg von Suden Von den Klostergebauden ist die Klosterkirche zum Heiligen Kreuz und Heiligen Cyriacus als dreischiffige Basilika zu erkennen Sie besitzt ein niedrigeres Querhaus und ein blaues Schieferdach Turen und Fenster sind rot abgesetzt Links davon ist eine Kapelle zu erkennen wahrscheinlich die altere Liebfrauenkapelle die nach dem Bau der Klosterkirche bestehen blieb Dazwischen befindet sich der Giebel eines Klostergebaudes aus Fachwerk Unter dem Kloster sind acht kniende Monche dargestellt die namentlich erwahnten Insassen des Klosters Literatur BearbeitenH P Brodt Die Naumburg In Hanau Stadt und Land Ein Heimatbuch fur Schule und Haus Hanau 1954 S 335 341 Wilhelm Dersch Hessisches Klosterbuch Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel der Provinz Oberhessen und dem Furstentum Waldeck gegrundeten Stifter Kloster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften Marburg 1915 S 93 Michael Muller Die Naumburg und das Salbuch In Erschter Geschichtsbuch Erbstadter Geschichte und Geschichten aus 775 Jahren Herausgegeben vom Arbeitskreis Erschter Geschichtsbuch Nidderau 2012 ISBN 978 3 00 037670 2 S 52 67 Christof Noll und Johannes Burkardt Naumburg Wetterau In Friedhelm Jurgensmeier u a Die benediktinischen Monchs und Nonnenkloster in Hessen Germania Benedictina 7 Hessen Eos St Ottilien 2004 S 878 890 ISBN 3 8306 7199 7 Rolf Muller Hrsg Schlosser Burgen alte Mauern Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei Wiesbaden 1990 ISBN 3 89214 017 0 S 275f Weblinks BearbeitenNaumburg Benediktiner Reichspropstei Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 6 November 2012 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 28 August 2013 Schatze des Staatsarchivs Marburg Dokument 5 Salbuch Libell des Klosters Naumburg Wetterau zu Kaichen mit Abbildungen der Burg Friedberg und dem Hl Georg als Schutzpatron der Burg Bebilderte Handschrift 5 Dezember 1514Anmerkungen Bearbeiten In Frage kommen Friedberg Fauerbach heute ein Stadtteil von Friedberg Hessen oder der gleichnamige Stadtteil Fauerbach der Stadt Nidda Der Kauf umfasste Haus und Klosterlein Naumburg bei Windecken mit aller und jeglicher Oberherrlichkeit Hofen Gerichten Zehnten Waldern Wassern Weingarten Ackern Wiesen Garten Weiden Jagden Muhlen Mahlstatten Weihern Fischereien auch Renten Zinsen Gefallen Nutzungen Einkommen samt der fahrenden Habe so vorhanden auch allem Umbegriff Marktrechten und mit allen anderen Ober Herrlich Rechten und Gerechtigkeiten In und Zubehorungen fur 18 000 Gulden Frankfurter Wahrung zitiert nach H P Brodt Die Naumburg In Hanau Stadt und Land Ein Heimatbuch fur Schule und Haus Hanau 1954 S 338f Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 1 767 1300 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Leipzig S 34 Nr 56 Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 1 767 1300 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Leipzig S 44 Nr 68 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land Hanau 1919 S 18 Rudolf Knappe Mittelalterliche Burgen in Hessen 800 Burgen Burgruinen und Burgstatten Wartberg Gudensberg Gleichen S 393 Fred Schwind Das Reichsgut in Budesheim und Umgebung In Derselbe Burg Dorf Kloster Stadt Beitrage zur hessischen Landesgeschichte und zur mittelalterlichen Verfassungsgeschichte Marburg 1999 S 209 219 bes S 214 ausfuhrlich zu dieser Frage Michael Muller Die Naumburg und das Salbuch In Erschter Geschichtsbuch Erbstadter Geschichte und Geschichten aus 775 Jahren Herausgegeben vom Arbeitskreis Erschter Geschichtsbuch Nidderau 2012 ISBN 978 3 00 037670 2 S 53f Wilhelm Manchot Kloster Limburg Eine bauwissenschaftliche und geschichtliche Abhandlung Hrsg Mannheimer Altertumsverein Berlin 1892 S 16 nennt dafur das Jahr 1148 Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 1 767 1300 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Leipzig S 58 Nr 83 Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 1 767 1300 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Leipzig S 83 Nr 105 Karl Ernst Demandt Geschichte des Landes Hessen Kassel und Basel 1972 S 470 f zum Freigericht Kaichen siehe Friederun Hardt Friederichs Das konigliche Freigericht Kaichen in der Wetterau in seiner landes und rechtshistorischen Bedeutung Friedberg 1976 Wetterauer Geschichtsblatter 25 Wilhelm Manchot Geschichte des Klosters Limburg a d Hardt Eine bauwissenschaftliche und geschichtliche Abhandlung Mannheim 1892 S 22 a b Erasmus Alberus Neun vnd viertzig Fabeln So mehrer theils auss Esopo gezogen Sampt etlicher Ort Teutsches Lands luestiger Beschreibung Durch D Erasmum Alberum Die XXX Fabel Von einem Muller und Esel Frankfurt am Main 1590 Originaltext Uta Lowenstein Grafschaft Hanau In Ritter Grafen und Fursten weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca 900 1806 Handbuch der hessischen Geschichte 3 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 63 Marburg 2014 ISBN 978 3 942225 17 5 S 211 50 25268 8 856676 Koordinaten 50 15 9 6 N 8 51 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cyriacuskloster Naumburg amp oldid 235882941