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Die Grafschaft Hanau ist ein Territorium des alten Deutschen Reiches Sie ging aus der Herrschaft Hanau hervor und war lange Zeit in die Grafschaften Hanau Munzenberg und Hanau Lichtenberg geteilt Nach dem Aussterben der Grafen von Hanau fiel der Hanau Munzenberger Landesteil an die Landgrafschaft Hessen Kassel der Hanau Lichtenberger an die Landgrafschaft Hessen Darmstadt Territorium imHeiligen Romischen ReichDeutscher NationUbersicht Liste der Territorien im Heiligen Romischen ReichWappenBezeichnung Grafschaft HanauStaatsoberhaupt Graf von HanauHauptstadte Residenzen Windecken HanauHervorgegangen aus Herrschaft HanauHerrschaftsform GrafschaftHerrscherhaus Grafen von HanauReligion Konfession zunachst romisch katholisch seit dem 16 Jh lutherisch und reformiertSprache DeutschReichstagskollegiumIm Reichstag vertreten mit Kuriatsstimme durch Wetterauisches ReichsgrafenkollegiumReichstagsbankHeeresmatrikel 1422Reichsmatrikel 1521Reichsmatrikel 1663Reichskreis Oberrheinischer ReichskreisUntergegangen 1458 geteilt in Grafschaft Hanau Munzenberg u Grafschaft Hanau Lichtenberg Inhaltsverzeichnis 1 Erhebung zur Grafschaft 2 Teilung der Grafschaft 3 Wiedervereinigung 4 Wirtschaftliche Situation 5 Die letzten Grafen von Hanau 6 Das Erbe 7 Zitat 8 Siehe auch 8 1 Fortsetzung 8 2 Artikel mit verwandten Themen 9 Literatur 10 EinzelnachweiseErhebung zur Grafschaft BearbeitenAls Kaiser Sigismund 1429 Reinhard II von Hanau durch eine in Pressburg ausgestellte Urkunde in den Reichsgrafenstand erhob wurde aus der Herrschaft Hanau die Grafschaft Hanau 1 Ab diesem Zeitpunkt kann man tatsachlich von einer Grafschaft Hanau sprechen auch wenn der Begriff in der Literatur manchmal unscharf auch auf die Zeit angewandt wird als das Territorium noch Herrschaft war Der Grafentitel war ein ausseres Zeichen fur einen Aufschwung den die Grafschaft in der Regierungszeit Reinhards II insgesamt nahm Teilung der Grafschaft BearbeitenMit dem Tod des Grafen Reinhard II 1451 ergaben sich schnell dynastische Probleme Bereits 1452 starb nach nur einjahriger Regierungszeit Reinhard III Erbe war sein erst vier Jahre alter Sohn Philipp I der Jungere Aus Angst um den Fortbestand der Familie einigten sich die Verwandten und andere wichtige Entscheidungstrager der Grafschaft das Primogeniturstatut der Familie von 1375 eines der altesten in Deutschland 2 nicht anzuwenden und dem Onkel des Erben und Bruder des verstorbenen Reinhard III Philipp I dem Alteren das Amt Babenhausen aus dem Bestand der Grafschaft als eigene Grafschaft zukommen zu lassen Diese Landesteilung 1458 und die damit verbundene Ausstattung von Philipp I dem Alteren 3 ermoglichte ihm eine standesgemasse Heirat das Zeugen erbberechtigter Nachkommen und erhohte so die Sicherheit fur den weiteren Bestand des Grafenhauses Philipp d A heiratete 1458 Anna von Lichtenberg Erbtochter Ludwigs V von Lichtenberg Nach dessen Tod 1473 erbten Anna und Philipp d A die Herrschaft Lichtenberg im unteren Elsass mit der Hauptstadt Buchsweiler Hieraus entstand die Linie und Grafschaft Hanau Lichtenberg Philipp I der Jungere von Hanau und seine Nachkommen nannten sich in Unterscheidung dazu kunftig von Hanau Munzenberg 4 Wiedervereinigung Bearbeiten nbsp Das Stadtschloss Hanau 1632 Erst im 17 Jahrhundert wurden die beiden Territorien wieder zu einer Grafschaft Hanau vereint 1642 starb mit Johann Ernst der letzte Graf aus dem Haus Hanau Munzenberg Er stammte bereits aus der Seitenlinie Hanau Munzenberg Schwarzenfels Damit war das Haus Hanau Munzenberg erloschen Gemass einem Erbvertrag von 1610 zwischen Philipp Ludwig II von Hanau Munzenberg und Johann Reinhard I von Hanau Lichtenberg trat Hanau Lichtenberg in die Erbfolge ein Dort regierte zu dieser Zeit der erst neunzehnjahrige Friedrich Casimir Noch herrschte der Dreissigjahrige Krieg die Verwandtschaftsbeziehung zu dem verstorbenen letzten Hanau Munzenberger war sehr weitlaufig und der Herrschaftsantritt war keineswegs gesichert Auf Schleichwegen und inkognito wurde Friedrich Casimir von seinem Vormund Freiherr Georg II von Fleckenstein Dagstuhl nach Hanau gebracht 5 Dort musste er sich zunachst gegenuber dem Patriziat der Neustadt Hanau verpflichten und diesem eine Reihe von Rechten zugestehen Dazu zahlte vor allem die Religionsfreiheit fur die reformierte Konfession die Staatsreligion in Hanau Munzenberg denn Hanau Lichtenberg war lutherisch geblieben und Graf Friedrich Casimir war Lutheraner 6 Friedrich Casimir liess fur sich und seinen Hofstaat zunachst in der Schlosskapelle lutherische Gottesdienste abhalten 1658 1662 wurde in Hanau eine eigene Kirche fur die lutherische Gemeinde errichtet heute Alte Johanneskirche die auch Begrabnisstatte des Grafenhauses wurde Im Laufe der Zeit nahm die Zahl der Lutheraner zu und die Grafschaft wurde bikonfessionell Lange Zeit standen sich die beiden konfessionellen Lager aber oft feindselig gegenuber versuchten z B interkonfessionelle Ehen zu verhindern oder den Partner anderer Konfession fur die eigene zu gewinnen 7 1643 gelang es dann mit der Hilfe der Landgrafin Amalie Elisabeth von Hessen Kassel einer geborenen Grafin von Hanau Munzenberg die Anspruche Friedrich Casimirs auch gegenuber dem Erzbischof von Mainz durchzusetzen Im Gegenzug schloss Friedrich Casimir mit der Landgrafin einen Erbvertrag der regelte dass Hessen Kassel bei einem Aussterben des Hauses Hanau die Grafschaft Hanau Munzenberg erben sollte 8 1647 heiratete Friedrich Casimir die zwanzig Jahre altere Witwe seines Vorgangers in der Regierung der Grafschaft Hanau Munzenberg des Grafen Philipp Moritz Sibylle Christine von Anhalt Dessau Der Schritt war zum einen der prekaren Finanzlage der Grafschaft zuzuschreiben Das sparte die Dotation fur die Grafin Witwe Zum anderen beruhigte eine Ehe zwischen dem lutherischen Grafen und der reformierten Grafin Witwe zusatzlich die Untertanen in der Konfessionsfrage Allerdings blieb die Ehe kinderlos Wirtschaftliche Situation Bearbeiten nbsp Karte der Grafschaft Hanau von Friedrich Zollmann 1728Den Versuchen des Grafen in Sachen Fruhmerkantilismus war nur gemischter Erfolg beschieden 1661 wurde die erste deutsche Fayence Manufaktur in Hanau gegrundet die erfolgreich produzierte Andererseits beauftragte er den damals bekannten Okonomen Johann Joachim Becher Kontakt mit der Niederlandischen Westindischen Kompanie aufzunehmen mit dem Ziel einen Landstrich in Niederlandisch Guayana zwischen Orinoco und Amazonas zu erwerben 1669 schloss Graf Friedrich Casimir einen entsprechenden Vertrag nach dem ein Konigreich Hanauisch Indien als hanauische Kolonie zwischen Orinoco und Amazonas in Niederlandisch Guayana gegrundet werden sollte Der Vertrag beinhaltete den Kauf eines Gebietes von uber 3000 Quadratmeilen die Grafschaft Hanau umfasste damals 44 Quadratmeilen Das Unternehmen Hanauisch Indien scheiterte sofort an den zunachst erforderlichen Anfangsinvestitionen die die Grafschaft nicht aufbringen konnte und dem Niederlandisch Franzosischen Krieg Es hat in der Geschichte sonst keine Spuren hinterlassen 9 Die Grafschaft Hanau war in der Folge finanziell so angeschlagen dass Verwandte des Grafen beim Hofrat in Wien beantragten Graf und Grafschaft unter Kuratel eine Form der Zwangsverwaltung zu stellen Kaiser Leopold I gab dem statt und ordnete die erbetene Kuratel an 1670 unterwarf sich Friedrich Casimir diesem Spruch und regierte fortan wesentlich sparsamer 10 Er starb 1685 1680 wurde verursacht durch die franzosischen Expansionskriege ein militarisches Haunauisches Reichs und Kreiskontingent aufgestellt das entgegen bisheriger Praxis auch nicht mehr aufgelost wurde Beim Ubergang der Grafschaft Hanau Munzenberg an die Landgrafschaft Hessen Kassel wurde es in Hanauisches Bataillon umbezeichnet und wurde erst in Kassel spater in Eschwege stationiert 11 Die letzten Grafen von Hanau Bearbeiten nbsp Das barocke Stadtschloss Hanau um 1870 Das Erbe des kinderlos Verstorbenen traten die beiden Sohne seines Bruders Johann Reinhard II von Hanau Lichtenberg die Grafen Philipp Reinhard in Hanau Munzenberg und Johann Reinhard III in Hanau Lichtenberg an Die Grafschaft Hanau war damit wieder geteilt Allerdings verstarb Philipp Reinhard bereits 1712 so dass Johann Reinhard III dann auch den Hanau Munzenberger Landesteil erbte und die Grafschaft wieder vereinigte In dieser Zeit nahm die Grafschaft wirtschaftlich Aufschwung Die Residenzstadt Hanau wurde barock ausgebaut das Stadtschloss erweitert ein Sommerschloss Schloss Philippsruhe errichtet ebenso der Marstall das Neustadter Rathaus und das Frankfurter Tor Auch auf dem Land machte sich der Aufschwung bemerkbar In vielen Dorfern der Grafschaft wurden nun bedingt durch die konfessionelle Spaltung zwischen Lutheranern und Reformierten je zwei Kirchen zwei Schulen zwei Friedhofe etc unterhalten Dieses bikonfessionelle System musste erst Anfang des 19 Jahrhunderts mit der Hanauer Union aufgegeben werden als nach den napoleonischen Kriegen nicht mehr genug Geld da war es zu unterhalten Das Erbe Bearbeiten nbsp Schloss Philippsruhe1736 starb mit Johann Reinhard III siebzigjahrig der letzte mannliche Vertreter des Grafenhauses 12 Aufgrund des Erbvertrags von 1643 fiel der Hanau Munzenberger Landesteil an Hessen Kassel aufgrund der Ehe der einzigen Tochter des letzten Hanauer Grafen Charlotte mit dem Erbprinzen Ludwig VIII von Hessen Darmstadt der Hanau Lichtenberger Anteil nach dort Jahrzehntelang umstritten blieb zwischen Hessen Kassel und Hessen Darmstadt die Zugehorigkeit des Amtes Babenhausen zum Munzenberger oder Lichtenberger Erbteil Dieser Streit wurde erst nach 40 Jahren durch eine Realteilung beigelegt 13 Die beiden Teile der ehemaligen Grafschaft Hanau Hanau Munzenberg und Hanau Lichtenberg folgten nun getrennten Entwicklungen siehe dort Zitat Bearbeiten Hanau ist eine derer wichtigsten Grafschafften in Teutschland welche in zwey Theile getheilet ward die Munzenbergische und die Lichtenbergische Die Munzenbergische Lande ligen bey Franckfurt um den Mayn herum die Lichtenbergische aber ohnfern Strassburg diseits und jenseits Rheins Johann Jakob Moser Neues Teutsches Staatsrecht Stuttgart 1766 ff 14 Siehe auch BearbeitenFortsetzung Bearbeiten Grafschaft Hanau Munzenberg Grafschaft Hanau LichtenbergArtikel mit verwandten Themen Bearbeiten Hanau Adelsgeschlecht Stammliste der Herren und Grafen von Hanau Wappen der Grafschaft Hanau Liste der Grafschaften DeutschlandsLiteratur BearbeitenErhard Bus Zur Territorialgeschichte der Grafschaft Hanau Munzenberg In Homepage des Hanauer Geschichtsvereins e V Karl Ernst Demandt Geschichte des Landes Hessen 2 Auflage Barenreiter Verlag Kassel und Basel 1972 ISBN 3 7618 0404 0 S 288 299 Reinhard Dietrich Die Landesverfassung in dem Hanauischen Die Stellung der Herren und Grafen in Hanau Munzenberg aufgrund der archivalischen Quellen Hanauer Geschichtsblatter 34 Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins Hanau 1996 ISBN 3 9801933 6 5 Peter Gbiorczyk Die Entwicklung des Landschulwesens in der Grafschaft Hanau von der Reformation bis 1736 Die Amter Buchertal und Windecken 2 Bande Shaker Verlag Aachen 2011 ISBN 978 3 8440 0331 4 Uta Lowenstein Grafschaft Hanau In Ritter Grafen und Fursten weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca 900 1806 Handbuch der hessischen Geschichte 3 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 63 Marburg 2014 ISBN 978 3 942225 17 5 S 196 230 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land Kulturgeschichte und Chronik einer frankisch wetterauischen Stadt und ehemaligen Grafschaft Mit besonderer Berucksichtigung der alteren Zeit Vermehrte Ausgabe Selbstverlag Hanau 1919 Unveranderter Nachdruck Peters Hanau 1978 ISBN 3 87627 243 2 Einzelnachweise Bearbeiten Dietrich S 16 Dietrich S 54 58 Dietrich S 125f Dietrich S 16 Ferdinand Hahnzog Georg II von Fleckenstein Freiherr zu Dachstuhl Ein Hanauer Administrator in der Endphase des Dreissigjahrigen Krieges In Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 223 242 Dietrich S 191f Vgl dazu im Einzelnen Peter Gbiorczyk Wirken und Wirkung des reformierten Theologen Friedrich Grimm 1672 1748 Religiose Traditionen in der Familiengeschichte bis zu den Bruder Grimm Shaker Aachen 2013 ISBN 978 3 8440 2226 1 S 98 105 Dietrich S 192ff Ferdinand Hahnzog Hanauisch Indien einst und jetzt Verlag W Dausien Hanau 1959 Dietrich S 133ff Lowenstein S 220 Dietrich S 202f Dietrich S 206ff Johann Jakob Moser Neues Teutsches Staatsrecht Stuttgart 1766 ff Bd 3 2 S 845 Normdaten Geografikum GND 4023202 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Hanau amp oldid 232982768