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Die Hanauer Union ist ein Zusammenschluss der evangelisch reformierten und der lutherischen Landeskirchen der Grafschaft Hanau Munzenberg Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Reformation in Hanau Munzenberg 1 1 1 Erste Reformation 1 1 2 Zweite Reformation 1 2 Aufweichung des reformierten Glaubensmonopols 1 2 1 Regierungsantritt des lutherischen Grafen Friedrich Casimir 1 2 2 Pro lutherische Politik 1 2 3 Gleichberechtigung der Konfessionen 1 3 Aufklarung 2 Hanauer Union 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenReformation in Hanau Munzenberg Bearbeiten Erste Reformation Bearbeiten Die Reformation setzte in Hanau Munzenberg schon in den zwanziger Jahren des 16 Jahrhunderts ein Sie zog sich aber lange hin und war eher lutherisch gepragt Der katholische Gottesdienst wurde nie offiziell aufgehoben und fand in der Marienkirche der zentralen Kirche der Residenzstadt Hanau 1550 zum letzten Mal statt Die konfessionellen Grundlagen dieser Reformation wurden nie eindeutig geklart mehrfach wechselte innerhalb weniger Jahre der offiziell zu verwendende Katechismus Zweite Reformation Bearbeiten In einer zweiten Reformation wurde die Konfession der Grafschaft Hanau Munzenberg erneut gewechselt Graf Philipp Ludwig II verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik und machte von seinem Recht als Landesherr Gebrauch die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen dem Jus reformandi und setzte diese Version der Reformation als verbindlich fur die Grafschaft durch Aufweichung des reformierten Glaubensmonopols Bearbeiten Regierungsantritt des lutherischen Grafen Friedrich Casimir Bearbeiten Nach dem Tod des letzten Grafen aus der Linie Hanau Munzenberg Johann Ernst am 12 Januar 1642 war dessen nachster mannlicher Verwandter der lutherische Graf Friedrich Casimir von Hanau Lichtenberg Dessen Regierungsantritt war problematisch Um sich die dafur erforderliche Unterstutzung der reformierten finanzkraftigen burgerlichen Fuhrungsschicht der Residenzstadt Hanau zu sichern blieb dem Vormund des Grafen Freiherr Georg II von Fleckenstein Dagstuhl nichts anderes ubrig als nach zehntagigen Verhandlungen die seitens der Burgerschaft gestellten Forderungen zu gewahren Vorrangig ging es dabei um die Garantie des konfessionellen reformierten Status quo Wahrend sich 50 Jahre zuvor Graf Philipp Ludwig II auf das Jus reformandi den Grundsatz cuius regio eius religio also das Bestimmungsrecht uber die Konfession seiner Untertanen berufen konnte und eine entsprechende Politik uberwiegend durchsetzen konnte musste Graf Friedrich Casimir nun die freie Religionsausubung der Reformierten nicht nur weiter gewahren sondern sogar den lutherischen Gottesdienst fur sich und seinen Hof zunachst auf die Kapelle im Schloss beschranken Pro lutherische Politik Bearbeiten Trotz dieser Zusicherung gegenuber der reformierten Bevolkerungsmehrheit verfolgte Friedrich Casimir eine expansive pro lutherische Politik Schon bald bildeten sich lutherische Gemeinden in der Grafschaft und erste reformiert lutherische Mischehen kamen zustande Das fuhrte zu aggressiven Konflikten zwischen dem eingesessenen reformierten Establishment und den Lutheranern Diese Probleme sollte ein Religionsvergleich im Jahr 1650 schlichten der aber ohne anhaltende Wirkung blieb Ab 1658 konnte die lutherische Johanneskirche mit erheblicher finanzieller Hilfe des lutherischen Auslands errichtet werden Lutherische Gemeinden etablierten sich in der Stadt Hanau und den Amtern der Grafschaft Gleichberechtigung der Konfessionen Bearbeiten 1670 kam es zu einem weiteren Vergleich der beiden konfessionellen Parteien dem so genannten Religionshauptrezess Dieser schrieb die Gleichberechtigung der beiden evangelischen Konfessionen fest und gab jeder eine eigene Kirchenverwaltung Es gab in der Grafschaft Hanau von nun an zwei selbstandige Landeskirchen Jede unterhielt ihre eigenen Einrichtungen wie Konsistorium Kirchengebaude Personal Friedhofe und Schulen Der Graf verzichtet ausdrucklich auf sein ihm theoretisch immer noch zustehendes Jus reformandi Das Abkommen von 1670 wurde zu einer dauerhaften und festen Grundlage des Bikonfessionalismus in der Grafschaft Im alltaglichen Umgang der Konfessionen miteinander wurde allerdings zunachst weiter heftig gestritten So kam es zum Beispiel anlasslich der Abendmahlsfeier am Weihnachtstag 1695 in der reformierten Kirche in Bruchkobel zu einem Zwischenfall weil Lutheraner die Feier durch ungehoriges Benehmen storten 1 Die schlechte Finanzlage der Grafschaft in der Folge des Dreissigjahrigen Kriegs und die finanzielle Misswirtschaft des Grafen Friedrich Casimir verzogerten den materiellen Ausbau der lutherischen Infrastruktur in der Grafschaft Hanau Munzenberg Diese kam erst unter Graf Johann Reinhard III 1712 1736 in Schwung Die Lutheraner bauten nun in der ganzen Grafschaft eigene Kirchen und Schulen Lutherische Kirchen entstanden in Windecken Steinau an der Strasse Nauheim heute Bad Nauheim Kesselstadt Markobel und Rodheim vor der Hohe Reinhardskirchen Aufklarung Bearbeiten Im Laufe des 18 Jahrhunderts entscharften sich die Streitigkeiten durch gegenseitige Gewohnung aneinander und durch die Aufklarung Der Gegensatz der Konfessionsparteien wurde zu einem ertraglichen Nebeneinander Hanauer Union BearbeitenDer nach den napoleonischen Kriegen weitgehend geschwundene Gegensatz zwischen Reformierten und Lutheranern rechtfertigte die die Grafschaft Hanau Munzenberg als relativ kleine Einheit enorm belastende kirchliche Doppelstruktur nicht mehr Die durch die napoleonischen Kriege ausgeloste wirtschaftliche und finanzielle Krise bewirkte das Ende der bisherigen Bikonfessionalitat So kam es im Jahr 1818 zur Hanauer Union Diese evangelische Kirchenunion weist etwa gegenuber der Kirche der Altpreussischen Union die Besonderheit auf dass sie durch die synodale Struktur der Kirche geschaffen wurde nicht landesherrlich verordnet war Sie wurde auch als Buchbinder Union bezeichnet da man sich zwar gegenseitig die Abendmahlsgemeinschaft zugestand sich aber auf einen einheitlichen Katechismus nicht einigen konnte Der Luther Katechismus und der Heidelberger Katechismus wurden ganz pragmatisch in ein Buch zusammen gebunden und es war den einzelnen Glaubigen uberlassen an welchen der beiden sie sich halten wollten Eine praktische Konsequenz der Union war dass die bis dahin oftmals konfessionelle Bezeichnung der Kirchengebaude geandert werden musste 2 Dafur wahlte man in der Regel die Namen verstorbener Dynasten Die Hauptkirche in der Altstadt von Hanau nachreformatorisch die Hochdeutsch reformierte Kirche erhielt den Namen Marienkirche nach Maria von Hannover Landgrafin von Hessen Kassel 1723 1772 Die ehemals lutherische Kirche in Hanau erhielt die Bezeichnung Johanneskirche nach dem Kurfursten Johann Georg I von Sachsen der einst deren Grundstein gelegt hatte Und in der ehemaligen Grafschaft Hanau Munzenberg gibt es etliche Male eine Reinhardskirche benannt nach den letzten Hanauer Grafen Philipp Reinhard und Johann Reinhard III Literatur Bearbeitennach Autoren Herausgebern alphabetisch geordnet Otto Dienemann Die Hanauer Union In Hanau Stadt und Land Ein Heimatbuch fur Schule und Haus Hanau 1954 S 466f Wilhelm Friedrich Bohm Erinnerungen an die Kirchenvereinigung in den kurhessischen Provinzen Hanau und Fulda Hanau 1843 Reinhard Dietrich Die Landesverfassung in dem Hanauischen Hanauer Geschichtsblatter 34 Hanau 1996 ISBN 3 9801933 6 5 Carl Henss Hrsg Die Hanauer Union Festschrift zur Jahrhundertfeier der ev unierten Kirchengemeinschaft im Konsistorialbezirk Cassel am 28 Mai 1918 Hanau 1918 Julius Martiny Die Hanauer Union seit 1818 In Marienkirche Hanau Festschrift 1984 Hanau 1984 S 61 67 Julius Martiny 150 Jahre Hanauer Union Portrat eines Sprengels Beilage in Evangelischer Sonntagsbote Pfingsten 1968 S 11 22 G Muller Die Union auf dem Weg zur Okumene Zum 150jahrigen Bestehen der Hanauer Union In Jahrbuch der hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung 20 1969 S 105 123 Gunter Rauch Die Hanauer Union zwischen Reformierten und Lutheranern 1818 In Stadtzeit 1998 Geschichtsmagazin anlasslich des Jubilaums 150 Jahre Revolution und Turnerbewegung Hanau 1848 1998 S 28f Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land 3 Auflage Hanau 1919 ND 1978 Bettina Wischhofer Jahrestag der Buchbinde Union In Archivnachrichten aus Hessen 18 1 2018 S 66f Einzelnachweise Bearbeiten Erhard Bus Die Folgen des grossen Krieges der Westen der Grafschaft Hanau Munzenberg nach dem Westfalischen Frieden In Hanauer Geschichtsverein 1844 Der Dreissigjahrige Krieg in Hanau und Umgebung Hanauer Geschichtsblatter 45 2011 ISBN 978 3 935395 15 9 S 277 320 298 Kathrin Ellwardt sich wegen der Namen der Gebaude und Anstalten welche zeither den Namen lutherisch und reformirt fuhrten zu berathen Die Hanauer Union von 1818 und die Benennung der Kirchen In Neues Magazin fur Hanauische Geschichte 2017 S 94 112 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hanauer Union amp oldid 229448534