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Johann Reinhard III von Hanau 31 Juli 1665 in Bischofsheim am hohen Steg 28 Marz 1736 in Schloss Philippsruhe regierte von 1680 bis 1736 in der Grafschaft Hanau Lichtenberg und von 1712 bis 1736 zusatzlich in der Grafschaft Hanau Munzenberg Johann Reinhard III von Johann Christian Fiedler 1727 Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Regierung 2 1 Politik 2 2 Kultur 3 Familie 4 Das Erbe 5 Tod 6 Literatur 7 WeblinksKindheit und Jugend BearbeitenJohann Reinhard III wurde am 31 Juli 1665 in Bischofsheim am hohen Steg heute Rheinbischofsheim als Kind von Johann Reinhard II von Hanau Lichtenberg und der Pfalzgrafin Anna Magdalena von Pfalz Zweibrucken Birkenfeld geboren und am 1 August 1665 getauft Ahnentafel Graf Johann Reinhard III von HanauUrgrosseltern Johann Reinhard I von Hanau Lichtenberg 1569 1625 Marie Elisabeth von Hohenlohe Neuenstein 1576 1605 Ludwig Eberhard von Ottingen Ottingen 1577 1634 Margarethe von Erbach 1576 1636 Karl I von Pfalz Birkenfeld 1560 1600 Dorothea von Braunschweig Luneburg 1570 1649 Johann II von Pfalz Zweibrucken 1584 1635 Katharina von Rohan 1578 1607 Grosseltern Philipp Wolfgang von Hanau Lichtenberg 1595 1641 Johanna von Ottingen Ottingen 1602 1639 Christian I von Birkenfeld Bischweiler 1598 1654 Magdalena Katharina von Pfalz Zweibrucken 1607 1648 Eltern Johann Reinhard II von Hanau Lichtenberg 1628 1666 Anna Magdalena von Birkenfeld Bischweiler 1640 1693 Johann Reinhard III Zur Familie vgl Hauptartikel Hanau Adelsgeschlecht Die Ausbildung erfolgte gemeinsam mit dem alteren Bruder Philipp Reinhard zunachst in Strassburg 1678 kamen sie nach Babenhausen wo damals ihre Mutter residierte Ab 1679 wurden sie auf Kavalierstour durch die Pfalz das Elsass die Schweiz und nach Genf geschickt 1680 begaben sie sich fur ein Jahr nach Savoyen und Turin 1681 nach Paris 1683 in die Niederlande und nach England Anschliessend folgte eine Rundreise durch die franzosische Provinz Anfang des Jahres 1684 befanden sie sich in Mailand und anschliessend fur den Karneval in Venedig Es folgte eine Reise nach Rom mit Audienzen bei Papst Innozenz XII und Konigin Christine von Schweden Neapel Florenz Modena Parma und Mantua 1686 stellten sie sich gemeinsam am kaiserlichen Hof in Wien vor auf dem Ruckweg reisten sie durch Bohmen und nach Dresden an den sachsischen Hof Regierung BearbeitenPolitik Bearbeiten nbsp Portrat im Historischen Museum Hanau in Schloss PhilippsruheJohann Reinhard III gelangte am 24 Mai 3 Juni 1680 im Alter von 15 Jahren in der Grafschaft Hanau Lichtenberg an die Regierung nachdem die Familie seinen Onkel und Vorganger in der Regierung Graf Friedrich Casimir nach finanziell ruinosen Eskapaden entmachtet hatte Da Johann Reinhard III bei Regierungsantritt noch minderjahrig war agierten seine Vormunder Dies waren seine Mutter und sein Onkel Herzog Christian II von Pfalz Zweibrucken Birkenfeld 1654 1717 Die Grafschaft Hanau Munzenberg ubernahm ebenfalls 1680 sein alterer Bruder Philipp Reinhard Bei dieser Teilung wurde das Amt Babenhausen endgultig durch einen Vertrag im Jahr 1691 dem Hanau Munzenberger Landesteil zugeschlagen 1685 wurde Johann Reinhard III von seinem Onkel Friedrich Casimir adoptiert 1688 wurde Johann Reinhard III volljahrig und ubernahm selbstandig die Regierung Die Endabrechnung mit Herzog Christian II von Pfalz Zweibrucken Birkenfeld uber die Vormundschaft erfolgte 1691 Die Situation in der am Oberrhein gelegenen Grafschaft Hanau Lichtenberg war wirtschaftlich aufgrund des Pfalzer Erbfolgekriegs 1688 1697 und des Spanischen Erbfolgekriegs 1702 1713 und damit verbundener militarischer Besetzungen schlecht Graf Johann Reinhard III versuchte dem mit Abgabenerleichterungen fur seine Untertanen gegenzusteuern Auch politisch befand sich der Graf von Hanau Lichtenberg in einer schwachen Stellung Schon sein Vorganger hatte die franzosische Oberhoheit uber die im Elsass gelegenen Gebiete der Grafschaft anerkennen mussen Er ubte seine Herrschaft dort nur aufgrund von Lettres patentes 1701 und 1707 des franzosischen Konigs Ludwig XIV aus Nach dem Tod Philipp Reinhards im Jahr 1712 trat Johann Reinhard III auch die Regierung in der Grafschaft Hanau Munzenberg an Unter seiner Regierung waren die beiden Teilgrafschaften zum letzten Mal in einer Hand vereinigt Er residierte von nun an im Wechsel zwischen den beiden Landesteilen Mit seinem Regierungsantritt in Hanau Munzenberg ubernahm er auch die Nachfolge seines Bruders als Direktor des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums Sein Bemuhen in den Reichsfurstenstand erhoben zu werden blieb vergeblich Nachdem feststand dass er keinen mannlichen Erben haben wurde wurden die Bemuhungen auch wieder eingestellt Kultur Bearbeiten nbsp Hanauer Hof Stadtschloss in StrassburgMit Johann Reinhard III kam die Grafschaft Hanau zu einer kulturellen Blute Bischofsheim am hohen Steg heute Rheinbischofsheim erhielt ab 1700 ein grosses Schloss das allerdings unvollendet blieb und die hanau lichtenbergische Residenzstadt Buchsweiler heute Bouxwiller erhielt eine neue Parkanlage und auch das dortige Schloss wurde ausgebaut Vollig neu erstellt wurde in Strassburg der Hanauer Hof seit 1573 dortiges Stadtschloss der Grafen von Hanau Lichtenberg Dieses Gebaude dient heute als Rathaus von Strassburg Nachdem er die Regierung in Hanau Munzenberg 1712 ubernommen hatte vollendete er den Bau des Schlosses Philippsruhe vor den Toren Hanaus und der Philippsruher Allee einschliesslich der Hellerbrucke liess die Kastanienallee und die Fasanerie beim spateren Wilhelmsbad anlegen und stellte den Marstall des Stadtschlosses in Hanau spater Stadthalle Hanau heute zum Congress Park Hanau den sein Vorganger noch 1712 begonnen hatte fertig Hinter dem Stadtschloss wurde der Wall durchbrochen um einen direkten Durchgang zu den 1717 1719 dahinter angelegten Garten im turkischen Stil und einem kleinen Lusthaus nach turkischer Art zu erhalten In der Bulau liess er nahe der Klosterruine Wolfgang im Jahr 1715 das Jagdschloss Wolfgang erbauen heute Forstamt Wolfgang Die Johanneskirche zu dieser Zeit Grablege der Grafen von Hanau liess er 1727 erweitern und lutherische Kirchen errichten in Windecken Steinau an der Strasse Nauheim heute Bad Nauheim Kesselstadt und Rodheim Reinhardskirchen sowie lutherische Schulen in vielen Orten der Grafschaft Hanau Munzenberg Hintergrund war dass Hanau Munzenberg sich in der Reformation nach deren reformierter Variante gerichtet hatte aber seit 1643 durch die lutherische Linie Hanau Lichtenberg regiert wurde Inzwischen war der Gegensatz zwischen den beiden Hauptrichtungen der Reformation in der Grafschaft Hanau Munzenberg so weit gemildert dass eine solche Kirchen und Schulpolitik gegen die Interessen der reformierten Mehrheit der Grafschaft moglich war In seiner Residenzstadt Hanau wurde zur gleichen Zeit das Frankfurter Tor abgebrochen und in barockem Stil neu errichtet ebenso das Neustadter Rathaus und erstmals eine Strassenbeleuchtung eingefuhrt Familie Bearbeiten nbsp Allianzwappen von Johann Reinhard III von Hanau und Dorothea Frederike von Brandenburg Ansbach Ansbacher Fayence wohl 1724 anlasslich der Silberhochzeit gefertigtJohann Reinhard III heiratete am 20 30 August 1699 Markgrafin Dorothea Frederike von Brandenburg Ansbach 1676 1731 deren Schwester Caroline spater den britischen Konig Georg II heiraten sollte Aus der Ehe von Johann Reinhard III und Dorothea Frederike ging eine Tochter hervor Charlotte Christine Magdalene Johanna 1700 1726 verheiratet mit Erbprinz Ludwig VIII von Hessen Darmstadt 1691 1768 Personlich lebte Graf Johann Reinhard III wohl eher bescheiden was ihm die Finanzierung seiner Bauvorhaben ermoglichte Das Erbe BearbeitenNachdem absehbar war dass in Hanau kein mannlicher Erbe mehr zu erwarten war begann schon sehr fruhzeitig der Streit um das Erbe Prinzipiell gab es zwei Erbberechtigte Ludwig IX von Hessen Darmstadt Sohn der vorverstorbenen Tochter Charlotte des Grafen Johann Reinhard III und des Erbprinzen Ludwig VIII von Hessen Darmstadt fur den Hanau Munzenberger Landesteil bestand ein Erbvertrag aus dem Jahr 1643 zwischen Hanau und der Landgrafschaft Hessen Kassel In dieser Situation suchte Graf Johann Reinhard III seiner Tochter und seinem hessen darmstadtischen Enkel so viel wie moglich zukommen zu lassen Relativ einfach war das hinsichtlich der Hanau Lichtenberger Landesteile die durch den Erbvertrag von 1643 ja nicht erfasst wurden Nur unter erheblichem finanziellen Aufwand konnte 1717 allerdings erreicht werden dass auch die Hanau Lichtenberger Passivlehen des Bistums Strassburg und des Erzbistums Mainz auf die Landgrafschaft Hessen Darmstadt ubergehen konnten was problematisch war da Lehen normalerweise nur in der mannlichen Linie vererbbar waren Graf Johann Reinhard III nahm dazu einen Kredit in Hohe von 100 000 Gulden beim Landgrafen von Hessen Kassel auf und verpfandete diesem dafur das hanauische Amt Brandenstein Ebenfalls schon im Vorfeld des Erbfalles loste Hessen Kassel mit einer Zahlung von 600 000 Talern Anspruche Kursachsens auf die Reichslehen ab die Hanau Munzenberg hielt Kursachsen hatte Anwartschaftsanspruche darauf wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs vom Kaiser erworben Hessen Kassel verpfandete dafur seine Amter Frauensee und Landeck sowie seinen Anteil an der Ganerbschaft Treffurt an Kursachsen Frauensee und Landeck wurden von Hessen Kassel 1743 wieder ausgelost Am problematischsten aber war ob das Amt Babenhausen zum Munzenberger oder zum Lichtenberger Erbteil gehorte Graf Johann Reinhard III versuchte auch hier die Position seiner Tochter und seines hessen darmstadtischen Enkels zu starken Er vermachte es testamentarisch 1729 seinem Enkel Ludwig IX von Hessen Darmstadt Hessen Kassel schien in dieser Frage zunachst auch kooperationsbereit Daruber wurden verschiedene Vereinbarungen in den Jahren 1714 1718 und 1720 geschlossen Jedoch bewirkte der Regierungsantritt von Landgraf Friedrich I 1730 dort eine Wende der Politik Zunachst sicherte Landgraf Friedrich I seine Hanauer Erbanwartschaft durch hessisches Militar Buchsweiler Punktation vom 17 April 1730 das er nach Hanau verlegte das allerdings zu Lebzeiten des Grafen Johann Reinhard III auf diesen vereidigt war Tod BearbeitenJohann Reinhard III starb am 28 Marz 1736 in Schloss Philippsruhe bei Hanau Sein Sterbelager war umstellt von den diplomatischen und notariellen Vertretern der Erben Er wurde im Familienbegrabnis der lutherischen Grafen von Hanau in der Gruft der Johanneskirche in Hanau bestattet Diese wurde in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstort Die Frage der Zugehorigkeit des Amtes Babenhausen zu Hanau Munzenberg oder Hanau Lichtenberg blieb nach seinem Tod jahrzehntelang umstritten Der Streit wurde erst Ende des 18 Jahrhunderts durch eine Realteilung beigelegt siehe Hauptartikel Amt Babenhausen Johann Wolfgang von Goethe berichtet in Dichtung und Wahrheit 10 Kapitel uber einen Besuch in Buchsweiler am Ende des 18 Jahrhunderts Vor allem anderen war hier wie im ganzen Landchen der Name des letzten Grafen Reinhard von Hanau in Segen dessen grosser Verstand und Tuchtigkeit in allem seinem Tun und Lassen hervortrat und von dessen Dasein noch so manches schone Denkmal ubriggeblieben ist Solche Manner haben den Vorzug doppelte Wohltater zu sein einmal fur die Gegenwart die sie beglucken und sodann fur die Zukunft deren Gefuhl und Mut sie nahren und aufrechterhalten Weiter soll das Studentenlied Der alte Hanauer auf die Todesumstande des Grafen zuruckzufuhren sein der sterbend von den lauernden Vertretern der Erben umgeben war Literatur BearbeitenRudolf Bernges Aus dem Hofleben des letzten Grafen von Hanau Johann Reinhard In Hanauisches Magazin 11 Hanau 1923 Reinhard Dietrich Die Landesverfassung in dem Hanauischen Hanauer Geschichtsblatter 34 Hanau 1996 ISBN 3 9801933 6 5 Samuel Endemann Reisen der beiden Grafen Philipp Reinhard und Johann Reinhard von Hanau In Hanauisches Magazin 3 1780 36 37 41 45 47 Stuck J G Lehmann Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau Lichtenberg im unteren Elsasse 2 Bde o O 1862 ND Pirmasens 1970 S 512ff Gunter Rauch Hanau und Kassel Zum Aussterben des Hanauer Grafenhauses In Neues Magazin fur Hanauische Geschichte 9 1987 S 57 70 Reinhard Suchier Genealogie des Hanauer Grafenhauses In Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner funfzigjahrigen Jubelfeier am 27 August 1894 Hanau 1894 Richard Wille Die letzten Grafen von Hanau Lichtenberg Mitteilungen des Hanauer Bezirksvereins fur hessische Geschichte und Landeskunde 12 Hanau 1886 S 56 68 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land 3 Auflage Hanau 1919 ND 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Reinhard III Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hanau Johann Reinhard III Graf von Hessische Biografie Stand 1 August 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS VorgangerAmtNachfolgerPhilipp ReinhardGraf von Hanau Munzenberg 1712 1736Wilhelm VIII Friedrich CasimirGraf von Hanau Lichtenberg 1680 1736Ludwig IX Normdaten Person GND 137976844 lobid OGND AKS VIAF 86135340 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johann Reinhard III KURZBESCHREIBUNG Graf von Hanau Munzenberg und Hanau LichtenbergGEBURTSDATUM 31 Juli 1665GEBURTSORT Bischofsheim am hohen StegSTERBEDATUM 28 Marz 1736STERBEORT Schloss Philippsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Reinhard III Hanau amp oldid 232174872