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Die Klosterruine St Wolfgang ist der Rest eines spatmittelalterlichen Klosters zwischen Niederrodenbach und Hanau Wolfgang im Main Kinzig Kreis in Hessen Der heutige Hanauer Stadtteil Wolfgang erhielt seinen Namen von dem Kloster Ansicht der Klosterruine von Norden Rechts der Turm in der Mitte steinerner Brunnenkranz links die Reste der Klosterkirche mit Sakristei Grundrissplan der hauptsachlich sichtbaren StrukturenKlosterruine St Wolfgang bei Hanau Wolfgang Ansicht 2014 mit Grabungsschnitten des Hanauer Geschichtsvereins Ansicht des Turms von Osten An der linken Ecke sind noch deutlich rot aufgemalte Scheinquader zu erkennenBlick in die Apsis der Kirche heute ein Grillplatz und auf das Sakristeigebaude Im Inneren der Sakristei Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Anlage 3 1 Turm 3 2 Kirche 3 3 Sakristei 4 Denkmalschutz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Kloster liegt ungefahr in der Mitte zwischen den heutigen Ortschaften Hanau Wolfgang und Niederrodenbach jeweils etwa 1 5 km von den Ortsrandern entfernt Das ausgedehnte Auwaldgebiet der Bulau geht hier allmahlich in den vorderen Spessart uber der aufgrund der sandigen Boden vorwiegend aus Kiefernwald besteht Sudlich schliesst sich das Naturschutzgebiet Rote Lache an das seinen Namen wohl von den hier sehr zahlreichen Vorkommen von Raseneisenstein erhalten hat Das Gebiet rund um das Kloster ist durchwuhlt mit zahlreichen grosseren und kleineren Gruben die vermutlich auf den Abbau des Erzes zuruckgehen Wann das geschah ist unbekannt Der Obergermanisch Raetische Limes lauft etwa 750 m westlich an der Anlage vorbei Die Ruine liegt heute recht idyllisch in einem Waldgebiet unweit des Forsthauses Wolfgang Geschichte BearbeitenDie Geschichte des Klosters beginnt mit einer dem heiligen Wolfgang geweihten Kapelle die um das Jahr 1468 von Erasmus Hasefuss Hoffourier und Trompeter des Grafen Philipp I des Jungeren von Hanau errichtet wurde Mit der Zeit scheint sich diese Kapelle einer grossen Beliebtheit erfreut zu haben denn es liess sich eine kleine Zahl Servitenmonche vier oder funf dort nieder Der Zeitpunkt der Klostergrundung ist aber nur ungefahr zwischen 1490 und 1494 zu fixieren Von einer papstlichen Bestatigungsurkunde zur Ubergabe der Klostergebaude an die Ordensbruder ist nur eine undatierte Abschrift aus dem letzten Viertel des 16 Jahrhunderts erhalten Darin ist aber die Rede davon dass die Monche bereits seit sechs Jahren an diesem Ort wohnten Ebenfalls wird erwahnt dass der Graf ein Haus mit Schlafraum Speisesaal und weiteren notwendigen Werkstatten ubergeben habe und die Kapelle vergrossern liess In seinem Testament hinterliess Graf Philipp den Brudern von St Wolfgang die Gabe von 12 Achtel Korn und 4 Gulden damit jahrlich fur ihn eine Messe gelesen werde Aus der relativ kurzen Geschichte des Klosters sind nur wenige schriftliche Dokumente bekannt Im Hessischen Staatsarchiv Marburg existiert ein Brief des Kardinallegaten Raimund Peraudi an den Erzbischof von Mainz Der Brief basiert wohl auf einem Brief oder einer Schilderung des Grafen Reinhard IV von Hanau Munzenberg und erhebt schwere Vorwurfe gegen die Bruder von St Wolfgang Im Klosterbereich wurden sich viele Menschen versammeln es geschehe Unzucht durch Kuppler und Kupplerinnen es gebe Streitigkeiten mit Prugeleien und sie fuhrten sogar zu todlichen Verwundungen Es ist ernsthaft zu bezweifeln dass dies der Wahrheit entspricht Es folgen auch die Vorschlage das Kloster aufzulosen und seine Einkunfte dem Hanauer Hospital zuzufuhren das dem Grafen unterstand wenn sich herausstellen sollte dass die Vorwurfe wahr seien Das war anscheinend nicht geschehen denn 1512 werden drei Bruder beim Leichenbegangnis des Grafen genannt ebenso sollen vier Priester 1515 beim Leichenbegangnis fur Katharina von Schwarzburg Blankenburg die Witwe Reinhards IV mitgewirkt haben 1520 bestatigte der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg dem Kloster nochmals verschiedene Privilegien 1525 wurde das Kloster wahrend des Bauernkriegs von Hanauer Burgern unter der Fuhrung des Schultheiss von Rodenbach geplundert und teilweise zerstort Ein weiteres Mal und endgultig von dem gemeinen Mann zerstort soll das Kloster 1527 worden sein Danach wurde das Kloster das zuletzt von einem Prior und vier Monchen bewohnt gewesen sein soll aufgegeben In der Nahe der Ruine liess Johann Reinhard III der letzte Graf von Hanau Lichtenberg 1715 das Jagdschloss Wolfgang als Jagdhaus errichten Es wurde 1868 zur Oberforsterei erhoben und beherbergt heute das Forstamt Hanau Wolfgang sowie die Hessische Samendarre Clemens Brentano verfasste in den 1830er Jahren wahrend eines Aufenthaltes im nahe gelegenen Hof Trages bei Freigericht den Marchenroman Gockel Hinkel und Gackeleia erschienen 1838 Darin enthaltene Ortsbeschreibungen lassen vermuten dass die romantische Klosterruine als Vorlage fur den Schauplatz Gockelsruh gedient hat Im Jahr 2013 fanden erstmals Ausgrabungen des Hanauer Geschichtsvereins in der Klosterruine statt Im zentralen Klosterbereich konnten in einem oberflachlich erkennbaren Schutthugel weitere Gebaudereste dokumentiert werden die wohl als Nebengebaude des Klosters anzusehen sind Die gefundenen Bauteile werden nach einer Dokumentation wieder abgedeckt 1 Die Ausgrabungen des Sommers 2014 konzentrierten sich auf den Turm innerhalb der Anlage und das nordliche Seitenschiff der Klosterkirche 2 Ergebnisse der Grabungen wurden vom 21 April 2018 bis zum 31 Marz 2019 im Rahmen einer Sonderausstellung im Museum Schloss Steinheim ausgestellt 3 Anlage BearbeitenVon der Anlage steht heute noch ein grosser Teil als Ruine aufrecht besonders der Turm eine an den Kirchenraum angebaute Sakristei sowie ein steinerner Brunnenkranz Durchmesser 2 20 m 4 Die Grundmauern der Kirche sind noch teilweise sichtbar Einige Erdwalle im Norden lassen weitere Gebaude vermuten Dabei handelt es sich moglicherweise um Wohn oder Nebengebaude oder die Kapelle des hl Wolfgang bei der unklar ist ob sie mit dem Kirchenbau identisch ist Turm Bearbeiten Der heute frei stehende Turm mit einer quadratischen Grundflache 4 10 m Seitenlange ist etwas uber 10 m hoch und wird nach oben von einem Zinnenkranz abgeschlossen Nicht eingerechnet ist dabei die pyramidenformige Haube die zwar unschon anzusehen ist jedoch verhindert dass Wasser in das Mauerwerk eindringt und bei Frost zerstort Spaltenfrost Sie ist innen eigentlich gemauert jedoch im letzten Jahrhundert aussen mit Spritzbeton befestigt worden Die Ecken des Turms sind ungefahr auf die Himmelsrichtungen ausgerichtet Das Mauerwerk besteht wie bei allen noch sichtbaren Gebauden aus verschieden grossen Bruchsteinen grosstenteils lokaler Kalkstein teilweise sind sogar Ziegel eingemauert Es war in der damaligen Zeit nicht sichtbar wie Reste des Verputzes und darauf aufgemalte Scheinquader sowie Reste von Fugenstrich zeigen Die Fensterlaibungen sind komplett ausgebrochen bis auf eine sehr kleine an der Sudwestseite im Erdgeschoss Verschiedene zugemauerte und spater herausgebrochene Offnungen weisen auf ungewohnlich viele Umbauten angesichts der kurzen Existenz des Klosters Im ersten Stockwerk befinden sich mehrere Fensternischen und innen ein Kamin Es existiert zwar heute keine Verbindung zu dem ostlich davon stehenden Kirchengebaude eine Dachschrage an der Nordostseite der Aussenmauer lasst aber vermuten dass sich auch hier einst ein Gebaude angelehnt hat Er hat ausserlich einige Ahnlichkeiten zum Turm der rund 7 km entfernten Jakobuskirche in Bruchkobel Die Beobachtung wird durch die Tatsache gestutzt dass beide um das Jahr 1500 entstanden sind Kirche Bearbeiten Von dem 22 40 m langen und 7 40 m breiten Kirchenschiff sind noch einzelne Grundmauern zu sehen Es ist nach Osten ausgerichtet in der dortigen Apsis befindet sich heute ein Grillplatz der uber das Forstamt Wolfgang gemietet werden kann Eine parallel zur Sudwand verlaufende Mauer deutet ein Seitenschiff an Das Gegenstuck an der Nordwand wurde 2013 und 2014 freigelegt sodass von einem dreischiffigen Kirchenraum ausgegangen werden muss Weniger gut zu deuten sind zwei Mauerzuge an der Nordwand Ein kleines Mauergeviert an der Nordwestecke gehort anscheinend zu einem Aufgang oder Treppenturm einer Empore Ein vor der Sakristei ansetzendes Mauerstuck konnte einst Chor und Gemeinderaum getrennt haben Moglicherweise stand hier auch ein Seitenaltar Sakristei Bearbeiten In die Nordwand der Kirche eingebunden findet sich ein heute noch fast vollstandig erhaltener Raum im Volksmund Eselsstall genannt Seine Aussenmasse betragen 5 45 m 4 35 m Vermutlich handelt es sich um die Sakristei der Klosterkirche In der Westwand befindet sich eine kreissegmentformige Nische in der moglicherweise ein Marienaltar stand Denkmalschutz BearbeitenDie Klosterruine und die Bodendenkmaler in ihrer Umgebung sind Kulturdenkmaler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz Alle Nachforschungen seien es Grabungen Schurfungen Wuhlereien auch gezielte Fundaufsammlungen und Veranderungen am Bestand sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden zu melden 5 Literatur BearbeitenAnton Calaminus Das Wolfgangkloster bei Hanau In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde 6 1854 305ff Carolin Krumm Kulturdenkmaler in Hessen Stadt Hanau Hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Wiesbaden 2006 ISBN 3 8062 2054 9 S 590f Evelin Gronke Hanau Wolfgang spatmittelalterliche Klosterruine aus dem Dornroschenschlaf erweckt In Denkmalpflege amp Kulturgeschichte 3 2012 S 38 Michael Muller Guntram Schwitalla Keine Kapelle unter dem Schutthugel Grabungen in der Klosterruine St Wolfgang Stadt Hanau In hessenARCHAOLOGIE 2013 Jahrbuch fur Archaologie und Palaontologie in Hessen Theiss Darmstadt 2014 ISBN 978 3 8062 2984 4 S 172 174 Michael Muller Guntram Schwitalla Neues zur Baugeschichte eines spatmittelalterlichen Klosters Forschungen 2014 zu St Wolfgang In hessenARCHAOLOGIE 2014 Jahrbuch fur Archaologie und Palaontologie in Hessen Theiss Darmstadt 2015 ISBN 978 3 8062 3203 5 S 171 173 Michael Muller Sandra Spoeck und ubergab es daher gratis an die Verschonerungs Commission der vier Jahrszeiten des Windes und des Wetters Vorbericht uber die Ausgrabungen in der Klosterruine Wolfgang 2013 14 In Neues Magazin fur Hanauische Geschichte 2015 S 3 23 Michael Muller Die Geschichte der Klosteranlage St Wolfgang Hrsg Wolfganger Geschichtsverein e V Hanau 2018 Guntram Schwitalla Das Servitenkloster St Wolfgang in der Bulau Fuhrungsblatt zu der Klosterruine bei Hanau Wolfgang Main Kinzig Kreis Archaologische Denkmaler in Hessen 114 Herausgegeben von der Abteilung Archaologische und Palaontologische Denkmalpflege im Landesamt fur Denkmalpflege Hessen und der Archaologischen Gesellschaft in Hessen e V Wiesbaden 1994 ISBN 3 89822 114 8 Guntram Schwitalla Hanau Wolfgang Klosterruine St Wolfgang in Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland 27 Hanau und der Main Kinzig Kreis Theiss Verlag Stuttgart 1994 S 195 197 ISBN 3 8062 1119 1 Guntram Schwitalla Neues zum St Wolfgangs Kloster In Svend Hansen Volker Pingel Hrsg Archaologie in Hessen Neue Funde und Befunde Festschrift fur Fritz Rudolf Herrmann zum 65 Geburtstag Rahden Westf 2001 S 199 208 Internationale Archaologie Studia honoraria 13 Guntram Schwitalla Das Kloster St Wolfgang in der Bulau und seine Vorgeschichte von den altesten Anfangen an In Fundberichte aus Hessen 50 2010 S 761 788 Guntram Schwitalla Sakristei in Wolfgang gesichert In Denkmalpflege und Kulturgeschichte 4 2014 S 35 Gerd Steinwascher Schatzsuche im Kloster St Wolfgang in der Bulau Ein Schatzgraberprozess aus dem Jahre 1668 in Hanauer Geschichtsblatter 29 1985 S 359 370 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land 3 Auflage Hanau 1919 ND 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster St Wolfgang Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Klosterruine St Wolfgang In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Servitenkloster St Wolfgang in der Bulau Kloster und Orden In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Clemens Brentano Gockel Hinkel und Gackeleia im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Michael Muller Guntram Schwitalla Keine Kapelle unter dem Schutthugel Grabungen in der Klosterruine St Wolfgang Stadt Hanau In hessenARCHAOLOGIE 2013 Jahrbuch fur Archaologie und Palaontologie in Hessen Theiss Darmstadt 2014 ISBN 978 3 8062 2984 4 S 172 174 Michael Muller Guntram Schwitalla Neues zur Baugeschichte eines spatmittelalterlichen Klosters Forschungen 2014 zu St Wolfgang In hessenARCHAOLOGIE 2014 Jahrbuch fur Archaologie und Palaontologie in Hessen Darmstadt 2015 S 171 173 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 1 Mai 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hanau de Die Beschreibung der Anlage folgt im Wesentlichen den Angaben bei Schwitalla 1994 siehe Literatur Schwitalla 1994 Archaologische Denkmaler in Hessen 114 S 1Mittelalterliche und fruhneuzeitliche Kloster des Servitenordens in der Ordensprovinz Alemania bis zur Reformation Kloster inkl Filialkloster Altlandsberg Bernburg Bulau Erfurt Germersheim Grossenhain Halberstadt Halle Hasselfelde Himmelgarten Koln Mariengart Mutzschen Ossmannstedt Radeburg Schonthal Schornsheim Stromberg Vacha 50 13312 8 9972 Koordinaten 50 7 59 2 N 8 59 49 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster St Wolfgang Hanau amp oldid 232177184