www.wikidata.de-de.nina.az
Das Servitenkloster Erfurt auch Marienknechts oder Stephanskloster genannt war eine Niederlassung des Ordens der Serviten Ordo Servorum Mariae Ordenskurzel OSM volkstumlich Marienknechte genannt in Erfurt Thuringen Im 15 Jahrhundert war es das grosste Kloster der Serviten im deutschsprachigen Raum Aus ihm gingen viele Monche mit Universitatsabschluss hervor die spater Priore in anderen Servitenklostern oder Provinzial der deutschsprachigen Ordensprovinz wurden Das Kloster entstand um bzw vor 1309 Es wurden nach dem Tod des letzten Monchs im Jahr 1543 vom Rat der Stadt Erfurt eingezogen und seine Besitzungen von Ratsmitgliedern verwaltet Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Besitztumer des Klosters im Jahr 1485 4 Nachnutzung der Gebaude 5 Priore 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Rekonstruierter Stadtplan von Erfurt anfangs des 14 Jahrhunderts Das Servitenkloster Erfurt vor dem Krampfertor ausserhalb des Mauerrings ist mit der Nr 83 bezeichnet 1 Das Servitenkloster stand vor dem Krampfertor etwa an der heutigen S Bahn Haltestelle Krampfertor und auf dem dahinter liegenden Parkplatz Von den Gebauden des Klosters blieb oberirdisch nichts erhalten Geschichte BearbeitenUber den Zeitpunkt wann die Serviten nach Erfurt kamen gibt es in der Literatur verschiedene Angaben die zwischen den Jahren 1282 2 und 1321 differieren 3 4 5 6 7 8 Nach der Urkundenlage lasst sich der Zeitpunkt der Klostergrundung etwas eingrenzen Nach den Chronici Saxonici continuatio Erfordensis zitiert in Souliers Chartae monasterii Erfordiensis brannte 1291 die Kirche der Sackbruder vor dem Krampfertor zusammen mit einem Drittel der Stadt Erfurt der Augustinerkirche der Bartholomauskirche und dem Kloster der Weissen Frauen nieder 9 1309 wurde der Platz bzw das ehemalige Kloster der Sackbruder den Serviten durch kurfurstlich mainzische Amtleute den Propst des Jungfrauenkloster St Martin und den Kantor des Severistiftes ubereignet Vorher war es erst im Besitz der Zisterzienserinnen von Bercha und dann des Jungfrauenklosters St Martin 10 Da es heisst dass die Nonnen in den Bruhl umzogen 10 11 liegt nahe dass sie bereits zuvor in der Nahe sesshaft waren wofur es allerdings keine gesicherten Quellen gibt Die erste Urkunde mit einem Siegel des Erfurter Konvents ist datiert vom 1 Mai 1312 In dieser Urkunde wird als Prior ein Bruder Fridericus genannt 12 1315 genehmigte Erzbischof Burchard von Magdeburg den Serviten Almosen zu sammeln die Beichte zu horen und zu predigen 1316 versprach Dietrich Titularbischof von Gabula allen einen 40 tagigen Ablass die dem neuen Kloster Gaben zukommen liessen 13 14 In dieser Urkunde wird das Kloster auch monasterium de Orto Sancte Marie prope muros Erfordenses genannt 1381 erlaubte Erzbischof Adolph von Mainz mehreren Servitenklostern darunter auch dem Erfurter Kloster die Sabbatpredigt sowie die Spende der Kirchensakramente einschliesslich der Beerdigungen 15 16 1389 verlieh der Legat des Papstes Urban VI Philippus aus Alenconio 100 Tage Ablass fur die Besucher der Servitenkirche 17 Das Servitenkloster galt als eines der armeren Kloster in Erfurt 18 1486 zahlte der Konvent insgesamt 29 Bruder von denen aber 16 abwesend waren Dazu kamen acht Kleriker und zwei Laienbruder und 10 Prabenden Das Kloster hatte sieben Terminierbezirke In der Sakristei waren folgende Gegenstande vorhanden das silberne Haupt des Heiligen Stefan 5 Pacificalia 11 Kelche ein silbernes Kreuz Messgewander ein silbernes Turibulum und eine silberne Monstranz Das Kloster verfugte uber siebzig Acker Wald 19 Der Weimarer Amtsverweser Friedrich von Kommerstedt bezeugte 1498 dass das Kloster der Marienknechte laut einer Urkunde des Landgrafen Friedrich von Thuringen einen Hof mit 21 Acker Landes in Schwerstedt besass wovon allerdings nur noch 16 Acker vorhanden waren 20 1534 hatte das Kloster noch einen Hof mit einer Landflache von zwei Acker in Bussleben 21 Zahlreiche der Erfurter Servitenmonche erwarben einen Universitatsabschluss 22 davon wurden einige spater Prior in einem der deutschen Servitenkloster oder auch Provinzial Die letzten zwei Monche des Klosters waren der Prior Nicolaus Brawer und der Kustos Andreas Holzheim 1543 ubergab Prior Brawer das fast leerstehende Kloster dem Rat der Stadt er starb am 4 Marz 1543 23 Besitztumer des Klosters im Jahr 1485 BearbeitenPrior Johannes Pfennig legte 1485 ein Register an in dem er alle Besitztumer und Einnahmen des Klosters verzeichnete Dem Kloster gehorten derzeit 23 Monche an im Besitz des Klosters befanden sich acht Mietshauser zwei Garten vier grosse Weinberge uber 12 Acker Land zwei Wiesen und zwei Waldstucke Zum Inventar des Klosters gehorten 51 vollstandige Ornate die zum Teil mit Gold und Silberfaden durchwirkt und oft mit Perlen verziert waren Die silbernen Spangen zeigten Lowenkopf und Lindwurmornamente Es waren 32 Schultertucher vorhanden eines davon mit grossen silbernen Spangen die das Bild des Gekreuzigten trugen Weiter hatte das Kloster 23 Messgewander 22 Alben 13 Chorrocke 12 Prunkstolen und 7 Tuniken Der Schrein des Heiligen Stephanus enthielt einen Stein den angeblich die Juden auf ihn geworfen hatten In den Stein eingelassen war ein kleines Holzkreuz angeblich aus dem Holz des Kreuzes Christi Ausserdem waren vorhanden elf Kelche zwei Monstranzen ein silbernes Weihrauchgefass und eine silberne Nachbildung des Hauptes des Heiligen Stephanus Die Bibliothek umfasste 305 Titel wovon jedoch einige zu einem Band zusammengebunden waren 18 Nachnutzung der Gebaude BearbeitenNach der Ubergabe der Klosters einschliesslich dessen Besitzungen gab der Rat der Stadt Erfurt es 1544 in die Aufsicht von Bruder Ioannes Kitzinger vom Predigerorden 1551 waren Hartmann Macke und Ludwig Administratoren des ehemaligen Klosters 1570 waren die Erfurter Ratsmitglieder Hermann Worm und Bonaventura Padewitz Verwalter der Klosterbesitzungen 22 1618 raumte der Rat der Stadt Erfurt den Augustinern das ehemalige Servitenkloster als Ersatz fur das 1560 aufgehobene Augustinerkloster ein Die Monche wurden 1633 wieder aus den Gebauden vertrieben 22 Im strengen Winter 1642 1643 wurde das Bauholz der Klostergebaude von den vor Erfurt lagernden schwedischen Truppen als Brennholz genutzt und die Gebaude zerstort 24 Oberirdisch sind keine Reste erhalten Priore Bearbeiten1312 1322 Friedrich Prior 12 25 1345 Arnold von Stolberg Prior 26 1353 Albert de Libinstete Prior 27 1367 Volr Volrad Prior 28 1441 Nicolaus Wissen Prior 29 1485 bis 1486 Johannes Pfennig Denarii Prior 7 30 19 1486 bis 1489 Heinrich Wigand Prior 31 32 1496 1498 Joannes Wandersleben Prior 33 34 1500 1502ff Joannes Romstet 35 36 1519 Joannes Wandersleben Prior Heinrich Voit Subprior 37 1531 Heinrich Voit Prior 38 Nicolaus Bruwer Procurator 39 1540 bis 4 Marz 1543 Niclas Brawer Prior 40 23 Literatur BearbeitenKarl Heinemeyer Die Ansiedelung der Bettelorden in Erfurt im 13 und fruhen 14 Jahrhundert In Karl Heinemeyer Anselm Hartinger Hrsg Barfuss ins Himmelreich Luther und die Bettelorden in Erfurt Textband und Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Erfurt 2017 S 72 79 Serviten Augustino Morini Peregrino Soulier Chartae monasterii Erfordiensis Servorum Sanctae Mariae Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 125 210 Brussel 1899 Im Folgenden abgekurzt Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae Bd 3 mit entsprechender Seitenzahl Peregrino Soulier De Antiquis Servorum Coenobiis in Germania Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 1 113 149 Brussel 1893 Peregrino Soulier Chartae monasterii Sanctae Mariae Ordinis Servorum sanctae Mariae Hallis in Saxonia Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 141 233 Brussel 1902 Im Folgenden abgekurzt Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae Bd 3 mit entsprechender Seitenzahl Einzelnachweise Bearbeiten Alfred Kirchhoff Die altesten Weisthumer der Stadt Erfurt uber ihre Stellung zum Erzstift Mainz aus den Handschriften hrsg erklart und mit ausfuhrenden Abhandlungen versehen Ein Beitrag zur Verfassungs und Culturgeschichte der deutschen Stadte Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses Halle Saale 1870 Gerhard Ficker Otto Clemen Kirchengeschichte des Mittelalters mit Ausschluss der Byzantinischen Literatur Theologischer Jahresband 20 345 491 Berlin 1901 S 404 Jorg Rogge Tradieren Vermitteln Anwenden Zum Umgang mit Wissensbestanden 309 S Berlin Akademie Verl 2008 Vorschau bei Google Books S 53 Robert Hermann Verzeichniss der in den Sachsen Ernestinischen Schwarzburgischen und Reussischen Landen sowie den K Preuss Kreisen Schleusingen und Schmalkalden bis zur Reformation vorhanden gewesenen Stifter Kloster und Ordenshauser Zeitschrift des Vereins fur Thuringische Geschichte und Alterthumskunde 8 1 176 S Jena 1871 Online bei Google Books S 100 Frank Matthias Kammel Kunst in Erfurt 1300 1360 Studien zu Skulptur und Tafelmalerei Lukas Verlag Berlin 2000 ISBN 3 931836 24 X Vorschau bei Google Books Johann Heinrich von Falckenstein Thuringische Chronicka Oder vollstandige Alt Mittel und Neue Historie von Thuringen 2 Band 2 Teil Johann Wilhelm Ritschel Erfurt 1738 Online bei Google Books S 1123 a b Christoph Fasbender Erfurt In Martin Schubert Hrsg Schreiborte des deutschen Mittelalters Skriptorien Werke Mazene S 119 149 de Gruyter Berlin Boston 2013 ISBN 978 3 11 021792 6 Schnipsel bei Google Books S 143 44 Jakob Dominikus Erfurt und das Erfurtische Gebiet Nach geographischen physischen statistischen politischen und geschichtlichen Verhaltnissen Erster Theil Carl Wilhelm Ettinger Gotha 1793 S 309 Online bei Google Books Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 132 a b Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 134 Alfred Overmann Urkundenbuch der Erfurter Stifter und Kloster Teil 1 706 1330 Selbstverlag der Historischen Kommission Magdeburg 1926 Urk Nr 930 S 523 24 a b Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 135 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 137 Overmann Urkundenbuch der Erfurter Stifter und Kloster Urk Nr 1029 S 572 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 168 Waldemar Kuther Hans Goller Mitarbeiter Vacha und sein Servitenkloster im Mittelalter Bohlau Verlag Koln Wien 1971 S 220 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 128 a b Theodor Th Neubauer Luthers Fruhzeit Seine Universitats und Klosterjahre die Grundlage seiner geistigen Entwicklung Jahrbucher der Akademie Gemeinnutziger Wissenschaften zu Erfurt Neue Folge 43 1 146 Erfurt 1917 Online bei UrMEL a b Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 194 Wilhelm Johann Albert Freiherr von Tettau Geschichtliche Darstellung des Gebietes der Stadt Erfurt und der Besitzungen der dortigen Stiftungen In Mittheilungen des Vereins fur die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt 13 1 259 Erfurt 1887 S 223 Online bei Thuringer Universitats und Landesbibliothek Jena ThULB Ludwig Rommel Grundherrschaftliche und bauerliche Verhaltnisse im Gebiet der Stadt Erfurt am Beginn des 16 Jahrhunderts Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte 21 2 159 180 1980 doi 10 1524 jbwg 1980 21 2 159 S 169 a b c Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 129 a b Jun Matsuura Erfurter Annotationen 1509 1510 11 Bohlau Verlag Koln Weimar amp Wien 2009 Vorschau bei Google Books S XXXIII Johann Chr Hermann Weissenborn Hierana Beitrage zur Geschichte des Erfurtischen Gelehrtenschulwesens I Abtheilung Carl Villaret Erfurt 1862 Online bei Google Books S 62 in der Fussnote 48 Johann Georg Leuckfeld M Heinrich Meybaums Sen Chronicon Des Jungfraulichen Closters Marien Berg Vor Helmstedt Johann Michael Teubner Halberstadt Leipzig 1723 S 119 Online bei Google Books Ernst Gunther Forstemann Friedrich Christian Lesser s Historische Nachrichten von der ehemals kaiserlichen und des heil rom Reichs freien Stadt Nordhausen gedruckt daselbst im Jahre 1740 umgearbeitet und fortgesetzt Friedrich Eberhardt Nordhausen 1860 S 161 Online bei Google Books Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 157 Archivportal Thuringen Johannes Prior und Provinzial der Serviten bekundet dass Cunr von Trebre Prior des Klosters Himmelgarten und Heinr von Osterade Prior in Ossmannstedt Aczmestete dem Serviten Joh von Azmistete die Pfarre St Petri in Ossmannstedt Aczmestete ubertragen haben Datum Erfordie 1359 in die Felicis et Audacti Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 183 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 133 Arcangelo Giani Luigi Maria Garbi Annalium Sacri Ordinis Fratrum Servorum B Mariae Virginis A suae Institutionis exordio Band 1 Typis Marescandoli Lucca 1719 Online bei Google Books Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 3 S 200 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 5 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 7 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 9 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 11 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 12 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 19 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 20 Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 4 S 22 Mittelalterliche und fruhneuzeitliche Kloster des Servitenordens in der Ordensprovinz Alemania bis zur Reformation Kloster inkl Filialkloster Altlandsberg Bernburg Bulau Erfurt Germersheim Grossenhain Halberstadt Halle Hasselfelde Himmelgarten Koln Mariengart Mutzschen Ossmannstedt Radeburg Schonthal Schornsheim Stromberg Vacha 50 978867 11 037916 Koordinaten 50 58 43 9 N 11 2 16 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Servitenkloster Erfurt amp oldid 197591297