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Das Servitenkloster Hasselfelde auch Kloster Paradies de paradiso war eine Niederlassung des Bettelordens der Serviten Ordo Servorum Mariae OSM volkstumlich auch Marienknechte genannt in Hasselfelde heute ein Ortsteil der Stadt Oberharz am Brocken im Landkreis Harz Sachsen Anhalt Das Kloster wurde 1277 gegrundet und bis etwa 1298 wieder aufgegeben Die Monche siedelten wohl zum grosseren Teil nach dem neu gegrundeten Kloster Himmelgarten uber Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Grundung des Klosters 2 2 Aufbau des Klosters Himmelgarten 2 3 Aufgabe des Kloster in Hasselfelde 2 4 Prior 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungLage BearbeitenNach Horst Gaevert lag das Kloster der Serviten im sudlichen Teil der Altstadt von Hasselfelde Das Grundstuck grenzte im Suden an die Stadtmauer im Norden und im Westen an die Salzmarktstrasse es lag etwa an der Stelle Salzmarktstrasse 36 37 Allerdings hat sich der Verlauf der Salzmarktstrasse in diesem Bereich etwas verandert Dieser Teil der Salzmarktstrasse hiess auf dem Stadtplan von 1794 noch Monchengasse Die heutige Monchengasse ist die Fortsetzung der Salzmarktstrasse nach Osten Geschichte BearbeitenDer Ordo Servorum Mariae Orden der Serviten oder volkstumlich Marienknechte wurde 1233 von sieben Kaufleuten die sich zu einem monchischen Leben zuruckgezogen hatten in Florenz Toskana gegrundet 1241 entstand das erste Kloster des neuen Ordens Fur die Toskana erhielten sie 1249 die Anerkennung durch den papstlichen Legaten Die Aufnahme von Novizen wurde der neuen Gemeinschaft erlaubt Als besondere Zuwendung erhielten sie die Erlaubnis exkommunizierte Anhanger vom Bann loszusprechen falls diese in die Gemeinschaft der Servi S Mariae eintreten wurden Eine weitere papstliche Bestatigung erfolgte 1256 durch Papst Alexander IV Die erste Niederlassung der Serviten in Deutschland erfolgte 1272 in Koln Auf dem Konzil von Lyon 1274 wurde beschlossen dass alle nach 1215 nicht endgultig bestatigten Orden aufgehoben seien um die Flut neuer Ordensgrundungen einzudammen und neue Mitglieder durften nicht mehr aufgenommen werden In einem von drei papstlichen Rechtsgelehrten verfassten Gutachten wurde 1277 aber festgestellt dass der Servitenorden von diesem Verbot nicht betroffen sei In dieser unsicheren Zeit zwischen Konzil und papstlichem Gutachten zogen einige Serviten auch durch Deutschland Sehr wahrscheinlich kamen sie auch in Kontakt mit dem damals vom Halberstadter Bischof Volrad gebannten Grafen Heinrich von Regenstein Grundung des Klosters Bearbeiten Graf Heinrich von Regenstein schenkte den Serviten deutlich vor April 1277 vielleicht schon 1276 den Klosterstandort in der Altstadt von Hasselfelde Vermutlich steht die Schenkung im Zusammenhang mit dem Kirchenbann den der Halberstadter Bischof uber ihn verhangt hatte und vermutlich erhoffte sich der Graf dass er durch diese Schenkung vom Bann wieder losgesprochen wurde Im selben Jahr 1277 schenkte Graf Heinrich dem neuen Servitenkonvent in Hasselfelde auch 2 Hufen in Klein Wulferstedt wust gefallen sudwestlich von Wulferstedt die fruher die Bruder vom Tal Josaphat Kloster S Maria im Tal Josaphat innehatten und ihm wieder resigniert hatten 1 In einer Bulle vom 5 April 1277 bestatigte Papst Johannes XXI die terras et possessiones sitas in antiquo Hasselvelde und folgte damit dem Gutachten der drei papstlichen Rechtsgelehrten 2 Der Hof in Klein Wulferstedt ist in dieser Urkunde noch nicht genannt die Schenkung erfolgte wohl spater In der Papsturkunde ist die Niederlassung in Hasselfelde domus seruorum s Marie de Paradiso genannt Das Kloster Hasselfelde war somit das erste Kloster der Serviten in Deutschland mit papstlicher Anerkennung das aber nur fur etwa 20 Jahre Bestand hatte Auf seiner dritten Deutschlandreise besuchte der Generalprior der Serviten Philipp Benizi 1278 auch das Hasselfelder Kloster um seine dortigen Bruder zu starken Das Kloster verfugte vermutlich uber 7 Hufen und funf Wiesen an Grundbesitz Moglicherweise gehorte noch ein Teich dazu der spater so genannte und heute verfullte Stobenteich Hinweise auf diese fruheren Besitzungen der Serviten sind Flurbezeichnungen bei Hasselfelde wie Klosterweg Heilige Acker und Am Paradies Erstaunlicherweise ist dieses erste Kloster der Serviten in Deutschland in der zusammenfassenden Arbeit von Karl Suso Frank nicht genannt sondern nach Jahreszahl der Grundung unter Kloster Himmelgarten subsumiert worden 3 Aufbau des Klosters Himmelgarten Bearbeiten Am 4 Juni 1295 hatte Propst Elger vom Stift zum Heiligen Kreuz in Nordhausen aus frommem Sinn und weil der Servitenorden zu dieser Zeit nur wenige Kloster in dieser Provinz hatte mit Zustimmung seines Kapitels dem Servitenkloster vom Paradies de Paradiso in Hasselfelde die wuste Kapelle und den wusten Ort Rossungen ostlich von Nordhausen uberlassen um dort ein neues Kloster anzulegen Die Serviten erhielten auch alle Rechte uber Rossungen mit Ausnahme der Rechte an Ackern und Einkunften des Pfarrers von Bielen 4 Bielen war die Mutterkirche von Rossungen Am 4 Oktober 1295 bestatigten Prior Th eoderich und Konvent vom Kloster Hasselfelde prior et Conuentus seruorum sancte Marie ordinis sancti Augustini de paradiso die Schenkung 5 Mit dem Beginn des Klosterbaus ist deshalb wohl nicht vor 1296 zu rechnen Schon am 14 Februar 1295 Actum die S Valentini Martir Anmerkung 1 hatte Bertha von Trebra mit Zustimmung ihres Sohnes Henning und ihrer Tochter Gerdrudis und Berchte die Halfte ihres Hofes in Bielen an das Kloster vom Paradies Hasselfelde geschenkt 6 In einer nicht genau zu datierenden Urkunde aus den 1290er Jahren Datumsangabe beschadigt bewilligte Erzbischof Gerhard von Mainz allen Glaubigen die den Brudern vom Paradies de paradiso Almosen geben oder eine Schenkung machen einen Ablass von 40 Tagen Die Bewilligung dieses Ablasses steht sicher in Zusammenhang mit der Grundung und dem Bau des neuen Klosters Himmelgarten die Urkunde kann damit auf 1296 datiert werden 7 Ab 1297 wurde das neue Kloster bereits Himmelgarten oder mit dem alten Namen Rossungen genannt Der Konvent hielt sich ab 1297 in dem neuen Kloster auf Am 24 Marz 1298 bewilligten der Erzbischof Burchard II von Magdeburg sowie die Bischofe Hermann von Halberstadt Albrecht III von Meissen Bruno von Naumburg Heinrich von Merseburg Volrad von Brandenburg und Johann von Havelberg einen weiteren vierzigtagigen Ablass fur alle Glaubigen die an bestimmten Festtagen das neue Kloster novella plantatio monasterii servorum sancte Marie ordinis S Augustini in loco qui dicitur Rossungen besuchen dort an bestimmten Tagen die Predigt horen dem Kloster eine Zuwendung machen oder sich im Kloster begraben lassen 8 Dies setzt voraus dass zumindest ein Teil der Kirche bereits fertig gestellt und geweiht war ebenso der Friedhof um die Kirche Aufgabe des Kloster in Hasselfelde Bearbeiten In den Jahren 1297 1298 wurde das Kloster in Hasselfelde aufgegeben und der Konvent siedelte wohl grossenteils in das neu gegrundete Kloster Himmelgarten uber Der letzte Hasselfelder Prior Theoderich Dietrich war auch der erste Prior im neuen Kloster Himmelgarten Die Grunde fur die Aufgabe des Kloster in Hasselfelde sind nicht bekannt Das Kloster hatte ja trotz der Neugrundung in Himmelgarten weiter gefuhrt werden konnen Die Serviten resignierten die Schenkungen und 1305 verkauften Graf Heinrich von Blankenburg und sein gleichnamiger Sohn die Gebaude des aufgegebenen Klosters in der Stadt Hasselfelde und alle ihm zustehenden Rechte an dem Allodium fur 52 Mark Silber an das Kloster Ilfeld Um nach 1297 erfolgte aber auch die Grundung des Servitenklosters Halberstadt Aufgrund der engen Abfolge der zwei Klosterneugrundungen der Serviten nahmen einige Autoren an z B Bode Gevaert dass ein Teil der Hasselfelder Monche auch nach Halberstadt gezogen sein konnte und das dortige Servitenkloster grundeten Das Servitenkloster Halle entstand ebenfalls in diesem Zeitraum 1296 1303 Prior Bearbeiten Aus den Urkunden konnte bisher nur ein Prior namens Theoderich Dietrich namhaft gemacht werden Er war auch derjenige der den Umzug des Konvents nach Himmelgarten veranlasste und dort auch erster Prior wurde Literatur BearbeitenGeorg Bode Das Kloster der Marienknechte vom Paradiese zu Hasselfelde Zeitschrift des Harz Vereins fur Geschichte und Alterthumskunde 4 Wernigerode 1871 S 420 421 mit Originalwortlaut der Papsturkunde vom 5 April 1277 Digitalisat Horst Gaevert Bettelmonche in Hasselfelde Harz Zeitschrift 2011 S 91 124 Teilansicht bei Google Books Karl Meyer Urkundliche Geschichte des Augustiner Marienknechts Klosters Himmelgarten Eberhardt Nordhausen 1892 im Folgenden abgekurzt Meyer Urkundliche Geschichte mit entsprechender Seitenzahl Richard Rackwitz Urkunden des Servitenklosters Himmelgarten bei Nordhausen Erster Teil Urkunden bis zur Mitte des des 14 Jahrhunderts Realschule erster Ordnung zu Nordhausen Programm C Kirchner Nordhausen 1881 im Folgenden abgekurzt Rackwitz Urkunden 1 Teil mit entsprechender Seitenzahl und Urkundennummer Gustav Schmidt Urkundenbuch der Stadt Halberstadt Erster Theil Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1878 Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 7 Band im Folgenden abgekurzt Schmidt Urkundenbuch der Stadt Halberstadt Band 1 mit entsprechender Seitenzahl und Urkundennummer Peregrino Soulier De Antiquis Servorum Coenobiis in Germania Monumenta Ordinis Servorum Sanctae Mariae 1 Brussel 1893 S 113 149 Gregor Maria Zinkl Die Servitenkloster in Deutschland vor der Reformation In Der Katholik Zeitschrift fur katholisches Wissenschaft und kirchliches Leben Band 10 4 Folge Mainz 1912 S 86 101 im Folgenden abgekurzt Zinkl Servitenkloster mit entsprechender Seitenzahl Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Schmidt Urkundenbuch der Stadt Halberstadt Bd 1 S 126 27 Urk Nr 147 Online bei archive org Schmidt Urkundenbuch der Stadt Halberstadt Bd 1 S 127 Urk Nr 148 Online bei archive org Karl Suso Frank Die Serviten In Friedhelm Jurgensmeier Regina Elisabeth Schwerdtfeger Hrsg Orden und Kloster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform 1500 1700 Band I S 161 172 Aschendorff Verlag Munster 2005 ISBN 3 402 02986 3 S 161 172 Rackwitz Urkunden 1 Teil S 1 Urk Nr I 1 Rackwitz Urkunden 1 Teil S 2 3 Urk Nr II 2 Rackwitz Urkunden 1 Teil S 3 4 Urk Nr III 3 Meyer Urkundliche Geschichte S 10 Rackwitz Urkunden 1 Teil S 9 10 Urk Nr VIII 8 Anmerkung Bearbeiten Rackwitz loste das Datum falschlich mit 4 November 1295 auf vgl dagegen ForstemannMittelalterliche und fruhneuzeitliche Kloster des Servitenordens in der Ordensprovinz Alemania bis zur Reformation Kloster inkl Filialkloster Altlandsberg Bernburg Bulau Erfurt Germersheim Grossenhain Halberstadt Halle Hasselfelde Himmelgarten Koln Mariengart Mutzschen Ossmannstedt Radeburg Schonthal Schornsheim Stromberg Vacha 51 689416666667 10 855805555556 Koordinaten 51 41 21 9 N 10 51 20 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Servitenkloster Hasselfelde amp oldid 234576874