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Die Geschichte des Kantons Aargau handelt vom 1803 gegrundeten Kanton Aargau in der Schweiz und seinen verschiedenen Vorgangerterritorien Aargauer Kantonsfahne und Kantonswappen Die Besiedlung des Gebiets lasst sich bis zu 150 000 Jahre nachweisen die ersten historisch fassbaren Bewohner waren die Helvetier Etwas mehr als 400 Jahre bis zu Beginn des 4 Jahrhunderts herrschten die Romer wobei vor allem die Stadt Augusta Raurica und das Legionslager Vindonissa von grosser Bedeutung waren Die verbleibende galloromische Bevolkerung wurde durch einwandernde Alemannen allmahlich assimiliert In der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts entstand die Gebietsbezeichnung Aargau als Gau im Frankischen Reich Teile des heutigen Kantonsgebiets gehorten zum Frickgau zum Sisgau und zum Zurichgau Im Mittelalter ubten verschiedene Adelsgeschlechter die Herrschaft uber Gebiete im Aargau aus Dazu gehorten die Lenzburger die Kyburger und die Zahringer Die grosste Bedeutung erlangten die Habsburger die durch Erbfolge zu einer der machtigsten Herrscherdynastien im Heiligen Romischen Reich aufstiegen Ihre Machtbasis verlagerte sich gegen Ende des 13 Jahrhunderts nach Osterreich Ihr Stammland Aargau ging jedoch 1415 verloren als es von den Eidgenossen erobert wurde Die Eidgenossen teilten das Territorium unter sich auf Der grosste Teil im Westen der Berner Aargau war Untertanengebiet der Stadt Bern kleinere Gebiete gelangten an die Stadte Luzern und Zurich Zwei Gebiete wurden zu Gemeinen Herrschaften die unter gemeinsamer Verwaltung der an der Eroberung beteiligten Orte standen die Grafschaft Baden und die Freien Amter Nur das Fricktal blieb osterreichischer Besitz Aufgrund der Herrschaftsstrukturen entwickelten sich die einzelnen Gebiete nun unterschiedlich Eine weitere Trennung ergab sich durch die Reformation die sich im Berner Aargau und in Teilen der Grafschaft Baden durchsetzen konnte Als Folge des Franzoseneinfalls und der Grundung der Helvetischen Republik entstanden 1798 der Kanton Aargau der nur den westlichen Teil umfasste und der Kanton Baden vier Jahre spater auch der Kanton Fricktal 1803 verfugte Napoleon Bonaparte die Verschmelzung der drei Kantone zum Kanton Aargau Das neue Staatswesen entwickelte sich trotz seiner inneren Zerrissenheit zu einem liberalen Vorreiter und loste mehrere Entwicklungen aus die 1848 zur Grundung des modernen Bundesstaates beitrugen Obwohl der Aargau heute von der Einwohnerzahl her der viertgrosste Kanton der Schweiz ist wird er vor allem als Energie und Durchfahrtskanton wahrgenommen und bekundet Muhe sich zwischen den Zentren Basel Bern und Zurich als eigenstandige Region zu behaupten Karte des Kantons AargauInhaltsverzeichnis 1 Prahistorische Zeit 1 1 Entstehung der Naturlandschaft 1 2 Steinzeit 1 3 Bronzezeit 1 4 Eisenzeit 2 Herrschaft der Romer 3 Fruhmittelalter 3 1 Besiedlung durch die Alemannen 3 2 Der Aar Gau 3 3 Christianisierung 4 Hochmittelalter 4 1 Der Adel im Aargau 4 2 Keimzelle des Habsburgerreichs 4 3 Grundung von Stadten und Klostern 5 Eroberung des Aargaus 6 Entwicklung in den einzelnen Herrschaftsgebieten 6 1 Berner Aargau 6 2 Freie Amter 6 3 Grafschaft Baden 6 4 Fricktal 7 Konfessionelle Spaltung 7 1 Reformationswirren 7 2 Innere Gegensatze und Konflikte 7 3 Situation der Juden 8 Revolution und Umbruch 8 1 Vorboten des Umsturzes 8 2 Helvetische Republik 8 3 Napoleons Machtwort 9 Der neue Kanton 9 1 Aufbau des Staatswesens 9 2 Kulturkanton 9 3 Bedrohung des Fortbestandes 9 4 Restauration und Regeneration 9 5 Religiose und politische Konflikte 9 6 Vom Bauern zum Industriekanton 9 7 Ausbau der Verkehrswege 9 8 Bevolkerung 10 20 und 21 Jahrhundert 10 1 Auswirkungen der Weltkriege 10 2 Politische Entwicklung 10 3 Wirtschaft 10 3 1 Landwirtschaft 10 3 2 Elektrizitatswirtschaft 10 3 3 Industrie 10 3 4 Dienstleistungssektor 10 4 Verkehr 10 4 1 Eisenbahn 10 4 2 Strassenverkehr 10 4 3 Schifffahrt 10 5 Bevolkerung 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweisePrahistorische Zeit BearbeitenEntstehung der Naturlandschaft Bearbeiten Der Kanton Aargau weist eine starke naturraumliche Gliederung auf Der nordliche Kantonsteil wurde durch die Gebirgsbildung des Juras gepragt der im Mittelland gelegene sudliche Teil durch die Gletscherbewegungen der Eiszeiten geformt Die Riss Eiszeit die vor rund 140 000 Jahren ihren Hohepunkt erreichte bedeckte fast das gesamte Gebiet des heutigen Kantons mit Ausnahme des westlichen Fricktals um Rheinfelden sowie einiger Juragipfel die aus dem Eismeer ragten 1 Wahrend der Wurm Eiszeit war die Vergletscherung zwar weitaus geringer nur der sudostliche Teil des Kantonsgebiets war von Eis bedeckt doch sie pragte die Landschaft nachhaltig Der Reussgletscher und der Linthgletscher die vor rund 20 000 Jahren ihre grosste Machtigkeit erreichten hinterliessen zahlreiche Findlinge die aus dem Alpenraum in die Ebene verschoben wurden Die einstige Ausdehnung dieser Gletscher ist heute noch gut erkennbar an den Endmoranen bei Killwangen Mellingen Othmarsingen Seon Staffelbach Wurenlos und Zetzwil Die bei der Morane von Seon zuruckgelassenen Gesteinsmassen stauten den Hallwilersee der am Ende der Eiszeit etwa doppelt so gross war wie heute und innerhalb von einigen tausend Jahren durch Auffullung des ehemaligen Seebeckens mit Sedimenten auf die heutige Grosse zuruckschrumpfte Die Flusse lagerten in den Talern im Vorfeld der Gletscher ausgedehnte Schotterfelder ab die wichtige Grundwasserleiter bilden 1 2 Steinzeit Bearbeiten Die altesten archaologischen Funde im Kanton Aargau wurden allesamt im westlichen Teil des Fricktals gemacht das stets eisfrei geblieben war Bei Zeiningen wurde ein 150 000 Jahre alter Faustkeil gefunden bei Stein ein 50 000 Jahre altes Steinbeil eines Neandertalers Gegen Ende der Wurm Eiszeit vor rund 10 000 Jahren jagten die Menschen Rentiere und Wildpferde Bei Magden befand sich ein mehrmals genutzter Rastplatz Als die Vegetation nach dem Ruckzug der Gletscher allmahlich die Moranen und Schottergebiete zuruckeroberte entstand zunachst eine Moorlandschaft die spater durch flachendeckende Walder verdrangt wurde Jager Fischer und Sammler siedelten an den Flussen und Seen sowie auf den Hochterrassen der grossen Taler 3 Die altesten Spuren sesshafter Bauern im Aargau stammen aus der Zeit von 4500 bis 4200 v Chr aus der Gegend um Wettingen und Wurenlos Aus der Zeit um 3500 v Chr stammt ein Graberfeld mit 16 Steinkistengrabern auf dem Goffersberg bei Lenzburg Am Hallwilersee entstanden zur selben Zeit mehrere Seeufersiedlungen Weitere Siedlungen befanden sich bei Untersiggenthal Monthal und Suhr Bei Sarmenstorf und Spreitenbach wurden archaologisch bedeutende Graber aus der Zeit um 2400 v Chr entdeckt 4 Bronzezeit Bearbeiten Aus der Ubergangszeit zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit 2400 bis 1800 v Chr gibt es im Aargau nur wenige Funde darunter ein 1986 entdecktes Doppelgrab bei Zurzach Zwischen 1600 und 1200 v Chr nahm die Bevolkerung zu die Menschen wohnten nicht mehr nur in den Flusstalern und am Ufer des Hallwilersees sondern zogen vermehrt in hohere Lagen wo sie besser geschutzt waren Die bekannteste Fundstelle dieser Zeit ist eine befestigte Hugelsiedlung am Wittnauer Horn bei Wittnau die wahrend mehreren Jahrhunderten bis zur Latenezeit bewohnt war Eine weitere solche Siedlung befand sich auf dem Chestenberg 5 Eisenzeit Bearbeiten Die Eisenzeit beginnt mit der Hallstatt Periode um 750 v Chr Aus dieser Zeit stammen zahlreiche grossere und kleinere Grabhugel schwerpunktmassig im Freiamt Das Reusstal war damals ein bedeutender Nord Sud Handelsweg Bei Unterlunkhofen befindet sich die grosste Grabanlage jener Epoche die in der Schweiz bis jetzt entdeckt worden ist sie besteht aus nicht weniger als 63 Grabhugeln Weitere wichtige Grabfunde stammen aus Reinach Schupfart Seon und Wohlen 5 Romische Quellen berichten dass sich zu Beginn des 1 Jahrhunderts v Chr die Helvetier im Mittelland niedergelassen hatten Dieser Keltenstamm war vermutlich aus dem suddeutschen Raum eingewandert Grossere helvetische Siedlungen befanden sich in Mellingen und Baden In seinem Werk De bello Gallico erwahnte Julius Casar zwolf befestigte Stadte oppida Ob dazu auch die Siedlung auf dem Hochplateau von Windisch gehorte ist nicht gesichert 5 Ein weiterer Keltenstamm die Rauriker lebte in der Region Basel und im Fricktal 6 Die von Orgetorix angefuhrten Helvetier wurden immer wieder von Germanenstammen im Norden bedroht Deshalb beschlossen sie ihre Siedlungen aufzugeben und sudwestwarts an den Unterlauf der Garonne zu ziehen Romische Truppen unter dem Kommando von Julius Caesar stoppten jedoch im Jahr 58 v Chr bei Bibracte den Vormarsch Die Helvetier mussten zuruckkehren ihre Dorfer und Stadte wieder aufbauen und die Vorherrschaft der Romer anerkennen 7 Herrschaft der Romer Bearbeiten nbsp Theater in Augusta RauricaWenige Jahre spater begannen die Romer von sich aus Gebiete zu besiedeln Die Stadt Augusta Raurica heute Kaiseraugst im aussersten Nordwesten des heutigen Kantons Aargau entstand um das Jahr 45 v Chr Mit dieser Siedlung sollte ein wichtiger Verkehrsweg nach Gallien gesichert werden Die Bebauung konzentrierte sich zunachst westlich des Violenbachs auf das Gebiet des Kantons Basel Landschaft und expandierte rund hundert Jahre spater auf Aargauer Boden 8 Aufgrund der Ermordung Caesars im Jahr 44 v Chr und des darauf folgenden Burgerkriegs geriet die weitere Besiedlung fur rund drei Jahrzehnte ins Stocken Zur Absicherung der Augusteischen Alpenfeldzuge errichteten die Romer um 15 v Chr auf einem Plateau nahe dem Zusammenfluss von Aare Reuss und Limmat eine kleine Militarstation Diese wurde im Jahr 14 n Chr zum Legionslager Vindonissa heute Windisch ausgebaut Hier kreuzten sich ausserdem zwei bedeutende Romerstrassen Zur Versorgung des Lagers entstanden uber den gesamten Aargau verstreut villae Gutshofe die grossten bekannten lagen bei Mohlin Oberentfelden und Zofingen siehe Villa rustica Zofingen 9 Hinzu kamen drei vici dorfliche Siedlungen Das wenige Kilometer ostlich von Vindonissa an der Limmat gelegene Aquae Helveticae heute Baden geht ungefahr auf die Zeit der Lagergrundung zuruck Es war weit herum fur die heissen Wasserquellen und Thermen bekannt aber auch als bedeutende Handwerkersiedlung 10 Tenedo heute Bad Zurzach war ein Strassendorf am Rhein das vom zweiten Viertel des 1 Jahrhunderts an besiedelt war und als Bruckenkopf fur einen bedeutenden Flussubergang diente 11 Der Vicus Lindfeld bei Lenzburg damaliger Name nicht uberliefert vermutet wird Lentia existierte ab dem zweiten Viertel des 1 Jahrhunderts Ein Theater mit 4000 Platzen bildete den Mittelpunkt eines religiosen Zentrums 12 Bis zum Jahr 44 war im Lager Vindonissa die Legio XIII Gemina stationiert die dann von der Legio XXI Rapax abgelost wurde Im Vierkaiserjahr 69 unterstutzte die in Tenedo stationierte helvetische Miliz Kaiser Galba und uberfiel eine Kurierabteilung Daraufhin fuhrten die mit Vitellius verbundeten Legionare unter Caecinas Kommando eine Strafaktion durch In einem weiten Umkreis um Vindonissa verwusteten und plunderten sie Gutshofe und Siedlungen Nach seiner Machtubernahme verfugte Vespasian die Verlegung der 21 Legion nach Niedergermanien und die Stationierung der Legio XI Claudia in Vindonissa 13 nbsp Amphitheater in VindonissaDas Militar verliess das Lager im Jahr 101 zuruck blieb ein Bewachungsposten der Legio VIII Augusta Vindonissa wandelte sich zu einer zivilen Siedlung zu der ein Amphitheater mit 11 000 Platzen gehorte 14 Das 2 Jahrhundert war eine relativ friedliche und ereignislose Zeit Der Handel bluhte vor allem aus Italien Sudfrankreich und Spanien wurden Rohstoffe und Luxusguter importiert Produzenten im Aargau exportierten Nahrungsmittel wie Getreide Fleisch Honig und Kase vor allem nach Italien Auch das Handwerk war vielfaltig Es gab Topfereien und Schmieden in Baden Kaiseraugst Windisch und Lenzburg Ziegeleien in Hunzenschwil Kaisten und Kolliken sowie Steinbruche in Magenwil und Wurenlos 15 Diese lange Friedenszeit endete im 3 Jahrhundert durch die Einfalle der Alemannen Angriffe in den Jahren 213 und 233 konnten vorerst zuruckgeschlagen werden Doch im Jahr 259 durchbrachen die Alemannen endgultig den Obergermanisch Ratischen Limes und zogen plundernd und zerstorend durch das Mittelland Die romischen Truppen mussten sich uber die Alpen zuruckziehen und erlangten erst 277 wieder die Kontrolle uber das Gebiet sudlich des Rheins der nun die Nordgrenze des romischen Reichs war 16 Fur das Jahr 298 ist die Schlacht von Vindonissa uberliefert in der die Romer uber die Alemannen siegten Zur Grenzverteidigung entstanden zahlreiche Kastelle und Wachturme auch das Legionslager Vindonissa wurde wieder besetzt Im 4 Jahrhundert erfolgten immer wieder Uberfalle der Alemannen Die Grenzbefestigungen am Rhein wurden zwischen 369 und 371 letztmals ausgebaut Zwischen 401 und 406 zogen sich die Romer endgultig uber die Alpen zuruck Die stark dezimierte Bevolkerung drangte sich in den befestigten Orten zusammen und verarmte die Infrastruktur zerfiel 17 Fruhmittelalter BearbeitenBesiedlung durch die Alemannen Bearbeiten Fast ein Jahrhundert nach dem Abzug der Romer begann die Besiedlung des Aargaus durch die Alemannen Diese wollten ursprunglich nach Westfrankreich ziehen mussten aber im Jahr 497 nach einem verlorenen Krieg die Herrschaft der Franken anerkennen und sich in Richtung Suden wenden Zwischen 507 und 536 lag der sudliche Teil des Aargaus im Machtbereich der Ostgoten bis diese ebenfalls von den Franken verdrangt wurden Um die Mitte des 7 Jahrhunderts verlor die frankische Dynastie der Merowinger zunehmend an Einfluss und die Alemannen bildeten ein selbstandiges Herzogtum Im Jahr 746 wurden die Alemannen durch die Karolinger endgultig unterworfen und das Herzogtum aufgelost 18 Anhand der Endungen der heutigen Ortsnamen lasst sich ungefahr die Grundungszeit der einzelnen Dorfer ableiten Ortschaften mit der Endung ach z B Mandach Rufenach Zurzach sind vorgermanischen Ursprungs und leiten sich von der galloromischen Wortendung acum ab Die alemannischen Endungen lassen auf drei Besiedlungsphasen schliessen Im 6 Jahrhundert entstanden Orte mit der Endung ingen Diese Siedlungen waren meist nach dem Familienvorsteher benannt Villmaringen heute Villmergen bedeutet z B bei den Leuten des Villmar Vom spaten 6 bis zum 8 Jahrhundert entstanden Orte mit den Endungen ikon oder iken Diese sind verkurzte Formen von inghofen und bezeichnen einen Hof Dottikon bedeutet demnach bei den Hofen der Manner von Toto Nach dem 8 Jahrhundert entstanden Dorfer mit der Endung wil oder schwil z B Dattwil Waltenschwil Diese Endung bezeichnet einen Weiler Weitere Endungen wie buren dorf heim stetten oder hausen erschienen um die Jahrtausendwende 18 Abgesehen von zahlreichen Grabern mit Grabbeigaben gibt es in archaologischer Hinsicht nur wenige Spuren da die Alemannen samtliche Hauser aus Holz errichteten Ihre Wirtschafts und Sozialordnung pragte das Leben der Bewohner des Aargaus jedoch bis weit ins 19 Jahrhundert hinein Ihre Sprache entwickelte sich im Laufe der Zeit zum Schweizerdeutschen Der Aar Gau Bearbeiten nbsp Der Aargau im 8 Jahrhundert nbsp Der Aargau im 10 JahrhundertZu Verwaltungszwecken teilten die Karolinger das Reich in Gaue auf die von Grafen beherrscht wurden Erstmals erschien der Name Aar Gau 768 als pagus Aregaua und 778 als pagus Aragougensis Der Aargau umfasste das Gebiet zwischen Aare Reuss Pilatus Brienzersee und Thunersee Nur etwa die Halfte des heutigen Kantonsgebiets gehorte dazu 19 Nordlich von Windisch im Wasserschloss der Schweiz stiessen drei Gaue des Frankischen Reiches aufeinander Uberquerte man die Aare gelangte man ins Augstgau Die Reuss bildete die Grenze zum Thurgau der Name der Gemeinde Turgi erinnert heute noch an diese Grenzziehung Nach der Reichsteilung im Jahr 843 verlief die Grenze zwischen Mittelreich und Ostreich der Aare entlang Nach der Auflosung des Mittelreichs im Jahr 870 lag das gesamte Kantonsgebiet im Ostreich Um 900 eroberten die Burgunden den Aargau 20 Im 10 Jahrhundert wurden die Gaue verkleinert es gab eine Aufteilung in Unteraargau und Oberaargau Der nordwestliche Teil des heutigen Kantons lag im Frickgau und teilweise im Sisgau der Teil ostlich der Reuss im Zurichgau Im Jahr 1033 fiel das ganze Gebiet der Schweiz an das Heilige Romische Reich Erst im 14 Jahrhundert begann sich der Begriff Aargau auch fur die ubrigen Gebiete als Landschaftsbezeichnung durchzusetzen 19 Christianisierung Bearbeiten Das Christentum hatte sich im Aargau zur Zeit der Romer nur sehr langsam verbreitet Erste Glaubensgemeinschaften sind erst ab dem fruhen 4 Jahrhundert nachweisbar Die Heilige Verena die aus Theben Agypten stammte zog in das damalige romische Kastell Tenedo Zurzach wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 344 die Kranken heilte und die Armen unterstutzte Zurzach entwickelte sich danach zu einem Wallfahrtsort Augusta Raurica wurde 346 als Sitz eines Bischofs genannt der Sitz der Diozese wurde im 7 Jahrhundert nach Basel verlegt Vindonissa war im 6 Jahrhundert ebenfalls Bischofssitz gewesen wurde dann aber durch das Bistum Konstanz ersetzt Vorerst hatte das Christentum nur in den alten galloromischen Kastellorten Fuss fassen konnen wahrend die alemannischen Einwanderer weitgehend heidnisch blieben Lediglich die oberste Elite der Alemannen liess sich zu Beginn nach dem Vorbild der Merowinger christianisieren Endgultig durchsetzen konnte sich der christliche Glaube erst Ende des 7 Jahrhunderts 21 Hochmittelalter BearbeitenDer Adel im Aargau Bearbeiten nbsp Schloss LenzburgDas genaue Alter der ersten Burgen lasst sich nur schwer abschatzen Die Geschichte der Burg Alt Homberg im Fricktal reicht mindestens bis ins 10 Jahrhundert zuruck Die grosste und bedeutendste Burganlage im Aargau das Schloss Lenzburg entstand im fruhen 11 Jahrhundert und wurde 1036 erstmals urkundlich erwahnt Es war der Stammsitz der Grafen von Lenzburg die im Seetal herrschten ein zweites Machtzentrum befand sich um Baden mit der Burg Stein 22 Die Lenzburger starben 1173 aus Kaiser Barbarossa regelte auf Schloss Lenzburg personlich die Erbfolge und vergab einen Grossteil der Landereien an seinen Sohn Pfalzgraf Otto von Burgund Doch nach dessen Tod im Jahr 1200 konnten die Kyburger ihren Erbanspruch durchsetzen und die Staufer aus dem Aargau verdrangen Die Kyburger stiegen nach dem Aussterben der Zahringer im Jahr 1218 zum machtigsten Adelsgeschlecht im Aargau auf starben ihrerseits jedoch 1264 ebenfalls aus 22 Weitere bedeutende Adelsgeschlechter mit umfangreichem Besitz im Aargau waren die Grafen von Frohburg die Freiherren von Regensberg und die Freiherren von Klingen Daneben gab es Dutzende von niederen lokalen Adelsfamilien von denen die Hallwyler die bedeutendsten waren Keimzelle des Habsburgerreichs Bearbeiten nbsp Die HabsburgDie grossten Konkurrenten der Kyburger um die Vorherrschaft im Voralpenraum waren die Grafen spater Herzoge von Habsburg Sie entstammten vermutlich einem Zweig der Etichonen im Elsass und konnten dort sowie im Breisgau und im Frickgau grosse Gebiete erwerben Im 10 Jahrhundert liessen sie sich in Altenburg bei Brugg nieder und machten das Eigenamt zum Zentrum ihrer Aktivitaten 23 Unweit von Altenburg liess Radbot um das Jahr 1020 die Habichtsburg die spatere Habsburg errichten und machte sie zu seinem neuen Stammsitz Sein Enkel Otto II war im Jahr 1108 der erste der sich urkundlich nachweisbar von Habsburg nannte 24 Aufgrund geschickter Heiratsverbindungen waren es meist die Habsburger die beim Aussterben eines anderen Adelsgeschlechts das Erbe antraten und so ihren Besitz erweiterten 1223 traten sie das Erbe der Alt Homberger an und erlangten so die Kontrolle uber den strategisch wichtigen Bozbergpass 22 1232 spaltete sich die Seitenlinie Habsburg Laufenburg ab Die Laufenburger besassen jedoch bloss relativ unbedeutende Gebiete um Laufenburg und in Obwalden Diese Linie verarmte und erlosch 1386 mit dem Verkauf der letzten Besitzungen an die Hauptlinie 25 Unter Rudolf I stiegen die Habsburger zu einer europaischen Grossmacht auf Die Kyburger die ihrerseits die Zahringer und Lenzburger beerbt hatten starben 1264 aus Die Habsburger traten ihr Erbe an und losten sie als grosste Territorialmacht in der Nordschweiz ab Nach der Wahl Rudolfs zum deutschen Konig im Jahr 1273 verlagerte sich die Macht der Habsburger nach Osterreich 26 Doch auch in den Stammlanden dehnten sie sich weiter aus So verkaufte 1291 die elsassische Furstabtei Murbach fur 2000 Mark Silber die Herrschaftsrechte uber mehrere Dorfer im Aargau das Kloster St Leodegar in Luzern und zahlreiche Dorfer in der Innerschweiz 27 Die Eidgenossen begannen die Habsburger in ihren Stammlanden immer mehr zu bedrangen Einen ersten Dampfer erhielt die habsburgische Expansionspolitik 1315 nach der verlorenen Schlacht am Morgarten 1351 zogen Zurcher Truppen durch den Ostaargau Sie verwusteten Baden und Siggenthal und zerstorten die Burg Freudenau der Konflikt gipfelte in der Schlacht bei Dattwil 28 Als die Gugler 1375 plundernd durch das Mittelland zogen kam der Aargau im Gegensatz zu seinen westlichen Nachbarn relativ glimpflich davon Allerdings wurde die Stadt Lenzburg aus taktischen Grunden geschleift und wenig spater wieder aufgebaut 29 Eine empfindliche Schwachung des aargauischen Landadels brachte die Niederlage in der Schlacht bei Sempach am 9 Juli 1386 mit sich Neben Herzog Leopold III fielen rund 400 mit ihm verbundete Adlige Durch das entstehende Machtvakuum zeichnete sich immer deutlicher eine Verlagerung des Einflusses der Habsburger nach Osten ab 30 Grundung von Stadten und Klostern Bearbeiten nbsp Kaiserstuhl im Jahr 1548 nbsp Kloster Konigsfelden im Jahr 1669Um 1100 gab es im Aargau noch keine einzige Stadt Dann jedoch setzte eine Welle von Stadtgrundungen ein die zwischen 1230 und 1240 ihren Hohepunkt erreichte als nicht weniger als sechs Stadte entstanden Die Initiative zur Stadtgrundung ging von Adligen aus die damit ihren Herrschaftsbereich starken und neue Einnahmequellen schaffen wollten 31 Die erste aargauische Stadt war Rheinfelden das zwischen 1130 und 1140 von den Zahringern gegrundet wurde Im fruhen 13 Jahrhundert folgten die Grafen von Frohburg mit der Grundung von Zofingen Die ersten habsburgischen Stadte waren Brugg nach 1200 und Laufenburg vor 1207 Innerhalb von zehn Jahren entstanden vier Stadte der Kyburger Baden und Mellingen um 1230 sowie Aarau und Lenzburg um 1240 Ebenfalls in diese Zeit fallt die Grundung der habsburgischen Stadt Bremgarten ca 1230 sowie von Klingnau Nur von Klingnau ist das genaue Grundungsdatum bekannt Diese Stadt wurde am 26 Dezember 1239 durch die Freiherren von Klingen gegrundet Als letzte folgten die habsburgischen Stadte Meienberg nach 1250 und Aarburg nach 1300 sowie Kaiserstuhl ca 1254 die einzige Stadtgrundung der Regensberger auf Aargauer Gebiet 22 32 Einige Orte blieben in ihrer Entwicklung stecken Das bekannteste Beispiel ist Zurzach Der Ort besass eine stadtische Bauweise war dank der Zurzacher Messe ein uberregional bedeutendes Wirtschaftszentrum und stellte damit alle Aargauer Stadte in den Schatten Das Stadtrecht erhielt es jedoch nicht verliehen da in unmittelbarer Umgebung bereits drei Stadte existierten die unter der Kontrolle des Bischofs von Konstanz waren Klingnau Tiengen Waldshut Biberstein erhielt zwar 1399 eine Ringmauer hatte aber weder Markt noch Stadtrecht und sank zu einem Dorf ab Meienberg wurde 1386 nach der Schlacht bei Sempach von den Eidgenossen zerstort und blieb bis heute ein kleines Bauerndorf Kaiserstuhl ist seit seiner Grundung nur unwesentlich gewachsen Keiner aargauischen Stadt gelang es ein grosseres eigenes Territorium aufzubauen Grunde dafur waren die relativ spate Grundung eingeschrankte Stadtrechte und machtige Landesherren 33 Neben Adligen und Stadten ubten auch verschiedene Kloster weltliche Macht aus Diese waren wahrend Jahrhunderten auch Zentren der Kunst und des Wissens Zwischen dem 11 und 14 Jahrhundert entstanden auf Aargauer Boden dreizehn Kloster und drei Chorherrenstifte Die bedeutendsten Abteien waren Muri 1027 Benediktiner Wettingen 1227 Zisterzienser und Konigsfelden 1309 Franziskaner Auch Kloster ausserhalb des Aargaus hatten grossen Einfluss insbesondere Sankt Blasien und Sackingen sowie das Bistum Konstanz Ebenfalls uber grossen Besitz verfugten der Johanniterorden Biberstein Leuggern Rheinfelden und der Deutschritterorden Beuggen Hitzkirch 34 Eroberung des Aargaus Bearbeiten nbsp Territoriale Aufteilung des Aargaus nach der Eroberung durch die EidgenossenDie latenten Spannungen zwischen dem deutschen Konig Sigmund und dem osterreichischen Herzog Friedrich IV entluden sich 1415 am Konzil von Konstanz als Friedrich einem der drei damals amtierenden Papste Johannes XXIII zur Flucht aus der Stadt verhalf Sigmund sah darin eine Chance seinem Widersacher zu schaden Er forderte die Nachbarn der Habsburger auf deren Landereien im Namen des Reiches einzunehmen 35 Die Eidgenossen erhielten die Aufgabe den Aargau zu besetzen obwohl sie erst drei Jahre zuvor einen Friedensvertrag mit Osterreich abgeschlossen hatten Bern zeigte am wenigsten Skrupel und liess sofort Truppen losmarschieren Zurich und die Innerschweizer Orte zogerten wegen des Friedensvertrages zunachst zogen aber dennoch los um den Bernern nicht alles uberlassen zu mussen Nur Uri beteiligte sich nicht am Feldzug 35 Zofingen fiel am 18 April in die Hand der Berner Sechs Tage spater waren Aarau Brugg Lenzburg und die Habsburg erobert meist ohne grosse Gegenwehr Luzern belagerte Sursee und unterwarf das Michelsamt sowie die Amter Meienberg und Richensee Zurich besetzte das Freiamt Affoltern und das Kelleramt Nach der Kapitulation Mellingens vereinigten sich die Zurcher mit den Truppen von Luzern Glarus Schwyz Unterwalden und Zug Zusammen erzwangen sie am 24 April die Kapitulation Bremgartens Die Dorfer in der Gegend um Villmergen schlossen sich freiwillig Luzern an 35 nbsp Die Belagerung von Baden Holzschnitt aus der Stumpfschen Chronik 1548 Am 25 April begann die Belagerung Badens wo die Truppen des osterreichischen Landvogts Burkart von Mansberg Widerstand leisteten Die Verteidiger gaben am 3 Mai die Stadt auf und zogen sich auf die Burg Stein zuruck Die Berner die sich bereits auf dem Ruckweg befanden wurden am 9 Mai um Unterstutzung gebeten Am 11 Mai unterzeichnete von Mansberg einen Waffenstillstand Nachdem die Verteidiger sich am 18 Mai ergeben hatten wurde die Burg sofort geschleift 35 Noch wahrend des Feldzugs hatte sich Herzog Friedrich mit Konig Sigmund versohnt der eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Ruckgabe der eroberten Gebiete forderte Nur die Eidgenossen hielten sich nicht daran Indem Zurich am 22 Juli die Pfandschaft uber die Vogtei Baden sowie die Stadte Baden Mellingen Bremgarten und Sursee erwarb konnte dieses Problem formaljuristisch gelost werden Zurich nahm die funf Orte Luzern Schwyz Unterwalden Zug und Glarus am 18 Dezember 1415 in die Pfandschaft auf Bern am 1 Mai 1418 Das habsburgische Hausarchiv das sich in der Burg Stein befunden hatte wurde nach Luzern uberfuhrt und erst 1474 an die Habsburger zuruckgegeben 36 Im selben Jahr verzichteten die Habsburger mit der Ewigen Richtung endgultig auf samtliche Gebietsanspruche 37 Mit der Eroberung des Aargaus ubernahmen die Eidgenossen de facto die Landesherrschaft Da sie sich vor dem Feldzug nicht abgesprochen hatten waren sie sich mehr als zehn Jahre lang in der Aufteilung der eroberten Gebiete uneinig Bern setzte sich schliesslich durch und durfte samtliche eroberten Gebiete im Unteraargau den so genannten Berner Aargau behalten Zurich erhielt das Kelleramt und das Freiamt Affoltern zugesprochen Luzern das Michelsamt Allerdings musste Luzern 1425 die Amter Richensee und Meienberg sowie die Gegend um Villmergen an den gemeinsamen Besitz zuruckgeben 38 Aus dem gemeinsamen Besitz einem durchschnittlich 15 Kilometer breiten Gebietsstreifen schufen die Eidgenossen zwei Gemeine Herrschaften die Freien Amter und die Grafschaft Baden Fur den Alltag der Bewohner des Aargaus hatte die Eroberung zunachst keine grossen Auswirkungen Die Eidgenossen ubernahmen lediglich diejenigen landesherrschaftlichen Rechte die vorher den Habsburgern gehort hatten In manchen Dorfern betraf der Wechsel lediglich die hohe Gerichtsbarkeit wahrend die niedere Gerichtsbarkeit vorerst in den Handen von Stadten lokalen Adligen oder Klostern blieb 38 Entwicklung in den einzelnen Herrschaftsgebieten BearbeitenBerner Aargau Bearbeiten nbsp Oberamter im Berner Aargau 1732 1798 nbsp Aarau im Jahr 1612Nur im Berner Aargau anderten sich die territorialen Verhaltnisse grundlegend Den Bernern gelang es im Jura neue Gebiete dazu zu gewinnen und die Passe Bozberg und Staffelegg zu sichern 1460 eroberten sie die Herrschaft Schenkenberg wahrend des Waldshuterkriegs im Jahr 1468 die Herrschaft Wessenberg mit den Dorfern Hottwil und Mandach 1499 wurde wahrend des Schwabenkriegs die Herrschaft Biberstein besetzt 1502 erfolgte der Kauf des Niedergerichts Urgiz mit dem Dorf Densburen Mit dem Kauf der Herrschaft Botzberg bestehend aus Bozen Effingen und Elfingen im Jahr 1514 fand die Expansionspolitik der Berner ihren Abschluss 39 Im Verlauf von mehr als dreihundert Jahren gelang es den Bernern die herrschaftlichen Rechte lokaler Herrscher fast vollstandig aufzukaufen oder an sich zu reissen Der Einfluss des Adels sank bis zum 18 Jahrhundert auf ein Minimum Langsam entwickelte sich der Berner Aargau zu einem Staatswesen moderner Pragung Zu Beginn war das Gebiet von einem einzigen Landvogt von Aarburg aus verwaltet worden Spater kamen die Vogteien Lenzburg 1442 Schenkenberg 1460 Biberstein 1499 Konigsfelden 1528 und Kasteln 1732 hinzu Das Selbstverwaltungsrecht und eine eigene Gerichtsbarkeit besassen die vier Munizipalstadte Aarau Brugg Lenzburg und Zofingen Die straffe Verwaltung forderte die wirtschaftliche Entwicklung Zu Beginn des 18 Jahrhunderts war der Berner Aargau die am starksten industrialisierte Gegend der Schweiz 39 Der Alte Zurichkrieg hatte auch auf den Berner Aargau Auswirkungen Am 30 Juli 1444 wurde Brugg in der so genannten Brugger Mordnacht von habsburgischen Adligen geplundert und niedergebrannt Im Februar 1499 wahrend des Schwabenkriegs zog ein osterreichisches Heer plundernd durch das Amt Schenkenberg Dabei erhielten sie Unterstutzung von Bauern aus dem Mettauertal Als Vergeltung verwusteten die Berner zusammen mit den Freiburgern die Dorfer nordlich der Staffelegg bis hinunter nach Frick 40 Freie Amter Bearbeiten nbsp Die Landvogtei der Freien Amter 1435 1798Die Freien Amter waren eine Gemeine Herrschaft und setzten sich aus den ehemaligen habsburgischen Verwaltungsbezirken Meienberg Muri und Richensee sowie dem Nordostteil des Amts Lenzburg zusammen Die sechs regierenden Orte Glarus Luzern Schwyz Unterwalden Zug und Zurich besetzten das einflussreiche Amt des Landvogts abwechslungsweise fur jeweils zwei Jahre Der Landvogt hatte keine feste Residenz sondern erschien lediglich dreimal jahrlich um die schweren Gerichtsfalle zu erledigen und die Steuern einzukassieren Ab 1532 ein Jahr nach dem Sieg der katholischen Orte im Zweiten Kappelerkrieg stellte auch Uri Landvogte Das Kelleramt sudostlich von Bremgarten wurde von Zurich erobert das jedoch lediglich die hohe Gerichtsbarkeit ubernahm wahrend die niedere Gerichtsbarkeit im Besitz der Stadt Bremgarten blieb 41 nbsp Das Kloster MuriDie Zustandigkeiten im Gerichtswesen und die Grundherrschaften waren stark zersplittert Bedeutendster Grundherr grosster Wirtschaftsfaktor und Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit in den meisten Orten war das Kloster Muri Diese Benediktinerabtei galt Ende des 17 Jahrhunderts als reichstes Kloster der Schweiz Weitere Gerichts und Grundherren waren das Kloster Hermetschwil die Stadte Bremgarten Mellingen Luzern und Zug sowie einzelne lokale Adlige Das Amt Merenschwand gehorte schon seit 1394 zu Luzern und war nicht Teil der Freien Amter 41 Da die Obrigkeit alle zwei Jahre wechselte war die Verwaltung weit weniger stark ausgebildet als beispielsweise im Berner Aargau die Untertanen konnten sich mehr erlauben als anderswo und wurden fast nie zum Militardienst eingezogen Die regierenden Orte waren meist nur an den Steuereinnahmen interessiert und kummerten sich sonst wenig um das Gebiet Ab 1562 besorgte ein in Bremgarten residierender Landschreiber die wenigen Verwaltungsaufgaben Doch die nachlassige Kontrolle hatte auch Nachteile So war das Freiamt ein Sammelbecken fur Bettler und Landstreicher aus der ganzen Eidgenossenschaft Die Wirtschaft entwickelte sich kaum weil die Sicherheit bei Investitionen nicht gewahrleistet war 42 43 In Wohlenschwil im aussersten Nordwesten der Freien Amter fand am 3 Juni 1653 das entscheidende Gefecht im Schweizer Bauernkrieg statt Die aufstandischen Bauern aus den Berner und Luzerner Untertanengebieten unterlagen hier den Zurcher Truppen 44 Grafschaft Baden Bearbeiten nbsp Die Landvogtei Baden 1415 1798 nbsp Tagsatzung in Baden im Jahr 1531Die Grafschaft Baden war eine Gemeine Herrschaft die durch alle sieben Orte verwaltet wurde die am Feldzug von 1415 beteiligt gewesen waren Ab 1443 war auch Uri in die Verwaltung miteinbezogen Jeder Ort stellte fur jeweils zwei Jahre einen Landvogt der im Badener Landvogteischloss residierte Nur in einzelnen Dorfern verfugte der Landvogt uber die finanziell eintragliche niedere Gerichtsbarkeit so dass die Grafschaft Baden fur die Eidgenossenschaft zunachst eher ein Verlustgeschaft war Bedeutende Gerichts und Grundherren waren die Kloster Wettingen und St Blasien die Johanniterkommende Leuggern und das Bistum Konstanz Die Stadte Baden Bremgarten und Mellingen waren weitgehend autonom und gehorten nur verwaltungstechnisch zur Grafschaft Baden 45 Im Verlauf der Jahrhunderte konnten die eidgenossischen Landvogte die Rechte der weltlichen und geistlichen Herrschaften nach und nach an sich ziehen Rascher verlief die Entwicklung in den Dorfern des ostlichen Limmattals Hier hatte Zurich schon bald fast uneingeschrankte Machtbefugnisse stellte die Gerichtsherren und rekrutierte Truppen Heute gehoren diese Gemeinden ausnahmslos zum Kanton Zurich Altstetten ist sogar ein Stadtteil Zurichs 45 Die Verwaltung der gemeinsam eroberten Gebiete machte haufigere Absprachen zwischen den einzelnen Orten notig Zu diesem Zweck trafen sich die Abgesandten ab 1415 zu Tagsatzungen die im Badener Rathaus stattfanden Zwar gab es auch in anderen Stadten Tagsatzungen doch Baden war aufgrund der Bader und der damit verbundenen Zerstreuungen besonders beliebt Die wichtigsten Geschafte welche die ganze Eidgenossenschaft betrafen wurden ausschliesslich in Baden verhandelt so z B ab 1426 die Abnahme der Jahresrechnungen samtlicher Gemeinen Herrschaften aber auch Entscheidungen uber Krieg und Frieden 46 Die Nahe zu Zurich hatte auch eine Verwicklung in den Alten Zurichkrieg zur Folge Baden Mellingen und Bremgarten hatten sich 1444 mit Zurich verbundet und sich gegen die Eidgenossenschaft gestellt In der Folge belagerten die ubrigen Eidgenossen diese drei Stadte und eroberten sie zuruck Wahrend des Schwabenkriegs wurden die Dorfer im Kirchspiel Leuggern im Nordwesten der Grafschaft gelegen geplundert und teilweise niedergebrannt 40 Fricktal Bearbeiten Das Fricktal war 1415 nicht durch die Eidgenossen erobert worden und blieb als Teil Vorderosterreichs im Besitz der Habsburger Der vorderosterreichische Landvogt residierte zuerst in Ensisheim im sudlichen Elsass Nach der Eroberung des Elsass durch Frankreich im Jahr 1651 wurde das Fricktal von Freiburg im Breisgau aus regiert der Rhein bildete im Gegensatz zu heute keine politische Grenze Administrativ war das Fricktal in die Kameralherrschaften Rheinfelden und Laufenburg eingeteilt die ab 1752 zum Oberamt Breisgau gehorten Das Gebiet war uneinheitlich strukturiert Zahlreiche Dorfer unterstanden direkt der osterreichischen Verwaltung wahrend in anderen Adlige und Geistlichkeit einzelne Herrschaftsrechte besassen insbesondere die niedere Gerichtsbarkeit Der bedeutendste Grundbesitzer und grosste wirtschaftliche Macht war das Damenstift Sackingen 47 Im Vergleich zu den anderen Gebieten litt das Fricktal viel starker unter kriegerischen Konflikten Im Alten Zurichkrieg belagerten Bern Basel und Solothurn erfolglos die Stadt Laufenburg Rheinfelden verbundete sich 1445 mit Basel musste sich aber 1449 nach einer mehrmonatigen Belagerung wieder der osterreichischen Herrschaft unterwerfen 1469 verpfandeten die Habsburger das Fricktal an Burgund um Geld fur die Kriegsentschadigung nach dem Waldshuterkrieg auftreiben zu konnen Nach den fur die Burgunder verheerend verlaufenen Burgunderkriegen erlangte Habsburg 1477 wieder die Kontrolle 40 nbsp Schlacht bei Rheinfelden Kupferstich von Matthaus MerianIm Schwabenkrieg von 1499 zogen Bauern aus dem Mettauertal unter Duldung Osterreichs plundernd durch die Nachbardorfer im Berner Aargau Als Gegenreaktion erfolgte die Verwustung der Dorfer nordlich der Staffelegg durch Berner und Freiburger Im Rappenkrieg 1612 bis 1614 wehrten sich die Fricktaler Bauern erfolglos gegen eine Steuererhohung Zwischen 1633 und 1638 war das Fricktal als eines der wenigen Gebiete der heutigen Schweiz direkt vom Dreissigjahrigen Krieg betroffen Schwedische franzosische und osterreichische Truppen zogen durch die Region 1638 kam es zur Schlacht bei Rheinfelden die mit einem Sieg der reformierten Seite endete Am Ende waren mehr als ein Drittel aller Hauser im Fricktal zerstort und die verarmte Bevolkerung benotigte Jahrzehnte um die Kriegsfolgen zu bewaltigen 40 Wahrend des Pfalzischen Erbfolgekriegs zogen franzosische Truppen durch das Fricktal bis sie von den Eidgenossen gestoppt wurden 1689 musste die vorderosterreichische Regierung fur anderthalb Jahre nach Klingnau ins Exil fliehen Wahrend des Spanischen Erbfolgekriegs des Osterreichischen Erbfolgekriegs und des Siebenjahrigen Kriegs war das Fricktal zwar nicht in Kampfhandlungen verwickelt doch die Bevolkerung litt unter hohen Kriegssteuern die das wirtschaftliche Leben massiv beeintrachtigten 40 Die josephinischen Reformen des osterreichischen Kaisers Joseph II bewirkten eine allmahliche Verbesserung der Lebensumstande 47 Konfessionelle Spaltung BearbeitenReformationswirren Bearbeiten Nachdem sich 1523 die Reformation in Zurich endgultig durchgesetzt hatte begannen Huldrych Zwingli und Gleichgesinnte mit der Verbreitung der neuen Lehre in der Grafschaft Baden zunachst in jenen Dorfern des Limmattals die vollstandig unter zurcherischer Kontrolle standen und somit dem Einfluss des Landvogts weitgehend entzogen waren Auch in der Umgebung von Aarau und in den Freien Amtern begannen einzelne Priester mit der Verbreitung des reformatorischen Gedankenguts 48 nbsp Badener DisputationDie Innerschweizer Orte Luzern Schwyz Unterwalden Uri und Zug beschlossen 1524 die Beibehaltung des Katholizismus und versuchten diesen Anspruch in den Gemeinen Herrschaften durchzusetzen Zu diesem Zweck veranstalteten sie 1526 die Badener Disputation Der deutsche Theologe Johannes Eck uberzeugte die Geistlichen aus Baden und Umgebung beim alten Glauben zu bleiben wahrend Johannes Oekolampad vergeblich fur die Sache der Reformation warb Doch vor allem in der Region Zurzach und im unteren Freiamt um Wohlen und Bremgarten gewann die Reformation immer mehr Anhanger 49 Bern verhielt sich zunachst neutral und war unentschlossen zumal die Mehrheit der Untertanengebiete sich bei einer behordlichen Befragung fur den alten Glauben aussprach Auf Druck der Zunfte entschloss sich jedoch der Kleine Rat von Bern ein Religionsgesprach durchzufuhren Bei der Berner Disputation im Januar 1528 setzten sich die Anhanger der Reformation durch woraufhin der Kleine Rat die neue Konfession konsequent in samtlichen bernischen Untertanengebieten einfuhrte also auch im Berner Aargau Bern hob alle Kloster auf und beschlagnahmte samtliche Guter geistlicher Herren Vor allem die Stadte profitierten von dieser Massnahme da die Kloster zuvor starke wirtschaftliche Konkurrenten gewesen waren 50 nbsp Heinrich BullingerZwischen Bern und Zurich gab es nun einen schmalen katholischen Gebietsstreifen in dem aber bereits die Halfte der Pfarreien zur neuen Konfession ubergetreten war Schliesslich kam es im Juni 1529 zum Ersten Kappelerkrieg der aber weitgehend ohne Kampfhandlungen blieb Im Ersten Landfrieden setzten die reformierten Orte durch dass jede Gemeinde den Glauben frei wahlen durfte Doch nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 aus dem die katholischen Orte siegreich hervorgingen wurden gemass dem Zweiten Landfrieden die alten Verhaltnisse rigoros wiederhergestellt Die Grafschaft Baden und die Freien Amter wurden rekatholisiert teilweise unter Anwendung von Gewalt Nur in Zurzach und Tegerfelden konnte sich eine reformierte Mehrheit halten ebenso in den Gemeinden des ostlichen Limmattals Die Dorfer Gebenstorf Birmenstorf und Wurenlos blieben konfessionell gemischt Heinrich Bullinger der Stadtpfarrer von Bremgarten musste nach Zurich fliehen und trat die Nachfolge des verstorbenen Ulrich Zwingli an 51 Das unter osterreichischer Herrschaft stehende Fricktal blieb von diesen Ereignissen weitgehend unberuhrt Kleine reformierte Minderheiten in Rheinfelden und Laufenburg wurden rekatholisiert oder wanderten mit der Zeit nach Basel aus 48 Innere Gegensatze und Konflikte Bearbeiten Nach den Reformationswirren vertiefte sich der Gegensatz zwischen den einzelnen Landesgegenden im Aargau immer mehr In den katholischen Gebieten wurden die Missstande die letztlich zur Reformation gefuhrt hatten erst nach dem Konzil von Trient im Jahr 1563 nach und nach behoben Es folgte eine religiose Erneuerung die ihren Ausdruck im Bau prunkvoller barocker Kirchenbauten und der Zunahme von Wallfahrten fand Das Kloster Muri entwickelte sich zu einem Zentrum der Barockkunst Zwischen 1588 und 1650 entstanden im Aargau zudem vier Kloster der Kapuziner Baden Bremgarten Laufenburg Rheinfelden und eines der Kapuzinerinnen Baden Auch die ubrigen Kloster erlebten einen Aufschwung 1701 erhielt das Kloster Muri den Status einer Furstabtei 52 Uber ein Jahrhundert lang richteten sich die Menschen im Aargau nach zwei verschiedenen Kalendern Die reformierten Orte weigerten sich den 1582 von Papst Gregor XIII eingefuhrten gregorianischen Kalender anzuwenden Die daraus resultierende gegenseitige Missachtung der Feiertage fuhrte immer wieder zu schweren Spannungen Erst 1701 wurde die Differenz von zehn Tagen ausgeglichen als auch die reformierten Orte den verbesserten Kalender annahmen Die Anzahl der Feiertage an denen nicht gearbeitet werden durfte erhohte sich im Laufe der Zeit immer mehr Aufgrund der dadurch verursachten geringeren Produktivitat gerieten die katholischen Gebiete wirtschaftlich ins Hintertreffen Wegen der Zersplitterung der politischen Zustandigkeiten unternahm in den Gemeinen Herrschaften niemand etwas zur Verbesserung der Situation Nur im Fricktal versuchten die Habsburger mit der Einfuhrung einer Staatskirche Gegensteuer zu geben Unter Maria Theresia und Joseph II wurden zahlreiche Feiertage abgeschafft und mehrtagige Wallfahrten verboten Da die Kontrollen jedoch ziemlich nachlassig waren ubten die Bewohner des Fricktals ihre althergebrachten Brauche im Geheimen aus 53 nbsp Erste Schlacht von VillmergenDie aufgebauten konfessionellen Spannungen entluden sich 1656 im Ersten Villmergerkrieg Nachdem die Behorden des Standes Schwyz zahlreiche Reformierte vertrieben der Inquisition ubergeben oder hingerichtet hatten erklarte Zurich den katholischen Orten den Krieg Doch der Feldzug war schlecht organisiert Die verbundeten Berner Truppen unterlagen am 24 Januar in der Ersten Schlacht von Villmergen den Innerschweizern Der am 7 Marz geschlossene Friedensvertrag bestatigte die seit 1531 bestehenden Verhaltnisse In Baden wurde die 1415 zerstorte Burg Stein als Festung wieder aufgebaut 54 nbsp Zweite Schlacht von VillmergenDer Konflikt brach 1712 erneut aus als die reformierten Bewohner des Toggenburgs gegen den Furstabt von St Gallen revoltierten Der Zweite Villmergerkrieg fand zunachst hauptsachlich in der Ostschweiz statt verlagerte sich dann aber nach Westen Im Mai besetzten die Berner Mellingen die Zurcher Bremgarten In der Staudenschlacht bei Fischbach Goslikon am 26 Mai vermochten sich die Berner Truppen aus einem Hinterhalt der Innerschweizer zu befreien Vier Tage spater belagerten sie zusammen mit den Zurchern Baden griffen die Festung Stein an und zerstorten sie endgultig 55 Schliesslich kam es am 25 Juli zur entscheidenden Zweiten Schlacht von Villmergen Sie endete mit einer vernichtenden Niederlage der Innerschweizer gegen die Berner 56 Die Herrschaftsverhaltnisse in den Gemeinen Herrschaften veranderten sich grundlegend Die Freien Amter wurden in eine untere und obere Halfte geteilt Die schnurgerade Trennlinie fuhrte von der Kirche in Oberlunkhofen zum Galgen in Fahrwangen und teilte auch das Dorf Boswil in zwei Halften In den oberen Amtern durften die katholischen Orte zwar noch mitbestimmen doch in den unteren Amtern regierten nur noch die reformierten Orte Bern Zurich und Glarus im Verhaltnis 7 7 2 In der Grafschaft Baden waren die katholischen Orte nun ganzlich von der Macht ausgeschlossen hier regierten Bern Zurich und Glarus im selben Verhaltnis Aus den Uberresten der geschleiften Festung Stein entstand 1714 die Reformierte Kirche Baden was die katholischen Badener zutiefst demutigte 57 Nach 1712 nahm die Bedeutung Badens als Tagungsort markant ab und es fanden nur noch wenige Tagsatzungen statt da sich die Katholiken weigerten am Ort ihrer Niederlage uber die Verwaltung der Gemeinen Herrschaften zu debattieren Der 1714 von Kaiser Karl VI und Konig Louis XIV von Frankreich im neutralen Baden durchgefuhrte Friedenskongress brachte dagegen Diplomaten aus ganz Europa in die Baderstadt Er fuhrte am 7 September 1714 zum Frieden von Baden der von Prinz Eugen von Savoyen und Claude Louis Hector de Villars unterzeichnet wurde und zusammen mit den Friedensschlussen von Utrecht und Rastatt den Spanischen Erbfolgekrieg beendete 58 Situation der Juden Bearbeiten Im Mittelalter waren Juden in vielen Schweizer Stadten wohnhaft Sie durften aber kein Handwerk ausuben und kein Land besitzen so dass ihnen nur der Handel und das Geldverleihen offen standen Als das Zinsverbot fur Christen fiel waren die Juden zur lastigen Konkurrenz geworden Sie wurden aus den Stadten vertrieben und liessen sich vor allem in den Gemeinen Herrschaften nieder wo sie direkt dem Landvogt unterstanden Ab 1696 mussten sie sich alle 16 Jahre einen teuren Schutz und Schirmbrief erkaufen Ab 1776 durften samtliche Juden der Schweiz ausschliesslich in den Surbtaler Gemeinden Endingen und Lengnau im Norden der Grafschaft Baden leben Da sie sich wahrend der Nacht nur in den beiden Dorfern aufhalten durften war ihr Aktionsradius stark eingeschrankt wodurch ihnen praktisch nur die Zurzacher Messe als Verdienstmoglichkeit ubrigblieb 59 Revolution und Umbruch BearbeitenVorboten des Umsturzes Bearbeiten In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts begannen die Bewohner des Aargaus gegenuber Anhangern der anderen Konfession toleranter zu werden Zumindest der Berner Aargau und das osterreichische Fricktal wandelten sich langsam zu einem modernen Staatswesen Wahrend im Berner Aargau sich die Baumwollverarbeitung insbesondere durch die Errichtung von Indiennedruckereien ausbreitete kam in den Freien Amtern die Strohflechterei auf 60 Die Ideen der Aufklarung fielen vor allem im Berner Aargau auf fruchtbaren Boden Ab 1761 trafen sich Vertreter der geistigen und wirtschaftlichen Elite der Eidgenossenschaft in Schinznach Bad zum Gedankenaustausch ein Jahr spater erfolgte die Grundung der Helvetischen Gesellschaft In den reformierten Gegenden wurden immer mehr Schulen und Bibliotheken eroffnet Da das Bildungswesen in katholischen Orten mit Ausnahme der Kloster praktisch inexistent war begegneten die Katholiken den neuen Ideen mit Misstrauen ja sogar Ablehnung Die Vertreter des modernen Denkens galten als religionsfeindlich 61 Ab 1789 sympathisierte nur eine Minderheit von reichen Kaufleuten und gebildeten Stadtbewohnern mit den Ideen der Franzosischen Revolution Als ab 1791 immer mehr franzosische Fluchtlinge von Graueltaten berichteten verstarkte sich die Ablehnung vor allem bei der katholischen Landbevolkerung 61 Helvetische Republik Bearbeiten nbsp Der Aargau wahrend der Helvetischen Republik 1798 1803Zu Beginn des Jahres 1798 marschierten franzosische Truppen in die Schweiz ein Franzoseneinfall Am 30 Januar weigerten sich die Bewohner Aaraus Truppen zum Schutz der Stadt Bern zu entsenden Zwar besetzte Bern am 4 Februar die abtrunnige Stadt musste jedoch am 5 Marz nach der Schlacht am Grauholz kapitulieren Zwischen dem 19 und dem 28 Marz zogen sich die Landvogte aus den Gemeinen Herrschaften zuruck In zahlreichen Dorfern und Stadten wurden Freiheitsbaume aufgestellt und Revolutionsfeiern veranstaltet 62 Am 12 April 1798 rief Peter Ochs in Aarau offiziell die Helvetische Republik aus Aufgrund der revolutionsfreundlichen Haltung der Stadtburger wurde Aarau zur Hauptstadt erklart Aus dem ehemaligen Berner Aargau entstand der Kanton Aargau aus der Grafschaft Baden und den Freien Amtern der Kanton Baden Der westliche Teil des Amts Aarburg blieb bei Bern In der zentralistischen Republik waren die Kantone lediglich Verwaltungseinheiten Bald stellte sich heraus dass Aarau zu klein war um die Hauptstadtfunktionen vollumfanglich erfullen zu konnen worauf die Regierung am 20 September nach Luzern umzog 63 Anhanger der alten Ordnung aus Zug und den Freien Amtern unterlagen am 26 April 1798 im Gefecht bei Hagglingen den franzosischen Truppen 64 Zahlreiche Aargauer spielten im neuen Staatswesen eine fuhrende Rolle Dazu gehorten Philipp Albert Stapfer Albrecht Rengger Johann Rudolf Dolder Johannes Herzog Johann Heinrich Rothpletz und der aus Magdeburg stammende Heinrich Zschokke Das Fricktal war bereits 1797 nach dem Frieden von Campo Formio zum franzosischen Protektorat geworden Der Arzt Sebastian Fahrlander aus Ettenheim in der Ortenau ernannte sich mit Unterstutzung der Franzosen selbst zum Statthalter und setzte die Grundung des Kantons Fricktal durch der sich am 13 August 1802 der Helvetischen Republik anschloss 65 Der Aargau wurde 1799 zum Kriegsschauplatz im Zweiten Koalitionskrieg zwischen Frankreich und Osterreich Die Bewohner waren gezwungen die Truppen beider Seiten einzuquartieren und zu verpflegen wodurch grosse materielle Not entstand Am 16 und 17 August versuchten 40 000 osterreichische Soldaten erfolglos bei Dottingen die Aare zu uberqueren Beim darauf folgenden Artillerieduell wurden die Dorfer Kleindottingen und Eien heutige Gemeinde Bottstein vollstandig zerstort 66 Wie zufallig die heute noch gultigen Kantonsgrenzen entstanden sind zeigt sich in der Tatsache dass es vor der endgultigen Festlegung nicht weniger als drei verschiedene Vorschlage fur die Grenzziehung gab nbsp Teilungsvorschlage wahrend der Helvetischen RepublikDie im Januar 1798 von Peter Ochs ausgearbeitete erste Verfassung der Helvetischen Republik sah zunachst die Angliederung der Grafschaft Baden und der Freien Amter an den Kanton Zug vor was die Franzosen jedoch ablehnten und auch am heftigen Widerstand von Zug selbst scheiterte 67 Nach zwei Staatsstreichen im Jahr 1800 sah die vom Ersten Konsul Napoleon Bonaparte ausgearbeitete Verfassung von Malmaison vor die Kantone Aargau und Baden zusammenzufugen und das untere Fricktal an den Kanton Basel abzutreten Im Sommer 1801 versuchten Aktivisten Unterschriften fur die Wiedervereinigung des Berner Aargaus mit Bern zu sammeln wurden jedoch von Aargauer Regierungstruppen daran gehindert Nach einem dritten Staatsstreich am 27 Oktober 1801 widerriefen die Anhanger der alten Ordnung die Verschmelzung der beiden Kantone 68 Laut der zweiten Verfassung der Helvetischen Republik von 1802 die nach einem weiteren Machtwechsel ausgearbeitet worden war sollten die Kantone Aargau und Baden erneut zusammengefugt werden Zug hatte das obere Freiamt und Luzern das Amt Hitzkirch erhalten das Fricktal ware ein eigenstandiger Kanton geblieben Diese Verfassung konnte jedoch nicht umgesetzt werden da Napoleon im Juli 1802 aus Verargerung uber die Unfahigkeit der helvetischen Behorden die franzosischen Truppen aus der Schweiz zuruckziehen liess 69 Sofort brachen burgerkriegsahnliche Unruhen aus bei denen Revolutionsgegner auf die Anhanger der Franzosen losgingen Im Stecklikrieg im September zog ein standig grosser werdender Zug von verarmten Landbewohnern plundernd vom Aargau aus nach Bern und erzwang die Flucht der helvetischen Regierung nach Lausanne Am 21 September entlud sich der Hass gegen die Juden da sie als Anhanger der neuen Ordnung galten Im Zwetschgenkrieg fiel eine Horde von 800 Mann in Endingen und Lengnau ein und bereicherte sich am Hab und Gut der wehrlosen Opfer 70 Napoleons Machtwort Bearbeiten nbsp Napoleon Bonaparte legte die endgultige Grenze festAm 30 September 1802 als die helvetische Staatskrise ihren Hohepunkt erreichte gab Napoleon Bonaparte vor als Vermittler zwischen den Konfliktparteien zu handeln Er forderte unter Androhung einer erneuten Besetzung durch franzosische Truppen die Entsendung einer Delegation aller Kantone nach Paris Diese Helvetische Consulta sollte uber eine neue Verfassung verhandeln Am 12 Januar 1803 beschloss Napoleon die endgultige Verschmelzung der Kantone Aargau und Baden was ganz im Sinne der von Philipp Albert Stapfer angefuhrten Aargauer Delegation war Nachdem sich die Fricktaler mit einer Bittschrift erfolgreich gegen die Teilung dieses Landstrichs in einen Basler und einen Aargauer Teil gewehrt hatten verfugte Napoleon am 2 Februar die Verschmelzung des gesamten Gebiets mit dem Aargau 71 Die Mitglieder der Consulta unterschrieben schliesslich am 19 Februar 1803 die bereinigte und von Napoleon genehmigte Mediationsakte Die zentralistische Helvetische Republik horte auf zu existieren an ihre Stelle trat ein lockerer Staatenbund mit dem Aargau als eigenstandigem Kanton Napoleon legte auch die endgultige Grenze fest Der Kanton Aargau erhielt den westlichen Teil des Amts Aarburg und das luzernische Amt Merenschwand musste jedoch das Amt Hitzkirch an Luzern sowie die Gemeinden Dietikon Huttikon Oetwil an der Limmat und Schlieren an Zurich abtreten Aarau wurde zur Hauptstadt bestimmt 72 Der neue Kanton BearbeitenAufbau des Staatswesens Bearbeiten Napoleon Bonaparte schuf mit dem Kanton Aargau ein aus vier vollig unterschiedlichen Landesteilen bestehendes kunstliches Gebilde dessen Bewohner wenig Gemeinsamkeiten und keine gemeinsame Vergangenheit hatten Im Grundungsjahr zahlte der Aargau 131 000 Einwohner davon 67 000 im reformierten Berner Aargau sowie 64 000 in den katholischen Gebieten Freiamt Fricktal und Grafschaft Baden Es gab keine anerkannte staatliche Autoritat Auf dieser Basis musste ein vollig neues Staatswesen aufgebaut werden 73 nbsp Regierungsgebaude in AarauDie neue Aargauer Kantonsverfassung legte fest dass fast die gesamte Macht beim neunkopfigen Kleinen Rat lag Der Grosse Rat das Parlament mit 150 Mitgliedern durfte Gesetze lediglich annehmen oder zuruckweisen aber keinerlei Anderungen daran vornehmen Einschneidende Alters und Vermogensgrenzen im Wahlrecht sorgten dafur dass nur etwa sieben Prozent der Bevolkerung wahlberechtigt waren so genannte Aktivburger Gewaltenteilung war ein Fremdwort Die Mitglieder des Kleinen Rats gehorten gleichzeitig dem Grossen Rat an und liessen sich aus ihren Reihen wahlen 74 Dringlichste Aufgaben waren die Schaffung gesetzlicher Grundlagen und der Aufbau einer kantonalen Verwaltung diese bestand am Anfang aus gerade mal 15 Beamten Regierung und Parlament tagten zunachst im Aarauer Rathaus Zwischen 1811 und 1823 wurde ein ehemaliger Gasthof in Aarau zu einem reprasentativen Regierungsgebaude ausgebaut Die Einweihung des Grossratsgebaudes dem Sitz des Kantonsparlaments erfolgte 1829 Wichtig war auch die Einfuhrung neuer Symbole zur Starkung des Gemeinschaftsgefuhls Samuel Ringier aus Zofingen entwarf 1803 das neue Kantonswappen 75 Kulturkanton Bearbeiten Der neue Kanton ubernahm in der Schweiz im Kulturbereich und im Erziehungswesen eine Fuhrungsrolle Bereits 1802 war von einer privaten Tragerschaft die Kantonsschule Aarau gegrundet worden das erste Gymnasium der Schweiz dessen Lehrer nicht der Geistlichkeit angehorten Die Schule wurde 1813 vom Kanton ubernommen entwickelte sich aufgrund ihrer liberalen Einstellung zu einer der angesehensten Gymnasien des Landes und brachte zahlreiche namhafte Politiker und drei Nobelpreistrager hervor darunter Albert Einstein Auch in den unteren Schulstufen ubernahm der Aargau eine Vorreiterrolle Im ehemaligen Kloster Olsberg entstand 1805 eine der ersten hoheren Schulen fur junge Frauen was damals als sehr fortschrittlich galt Die ehemaligen Lateinschulen wurden ebenfalls vom Kanton ubernommen und 1835 in die progymnasialen Bezirksschulen umgewandelt Mit der Kauf der Sammlung Zurlauben wurde 1803 die Grundlage fur die 1807 eroffnete Kantonsbibliothek in Aarau gelegt 76 nbsp Heinrich ZschokkeHeinrich Zschokke und zahlreiche Mitstreiter grundeten 1811 die Gesellschaft fur vaterlandische Kultur Die Gesellschaft zu deren Mitgliedern zahlreiche prominente Politiker und Wirtschaftsfuhrer gehorten schuf eine Ersparniskasse unterstutzte die Grundung und Ausstattung zahlreicher Schulen und Fursorgeinstitutionen und forderte mit Fruhformen der Volkshochschule die Allgemeinbildung des Volkes Die zahlreichen in die ganze Schweiz ausstrahlenden Aktivitaten der Gesellschaft trugen dem Aargau den Ubernamen Kulturkanton ein Die Idee sich aus reinem Patriotismus fur gemeinnutzige Zwecke einzusetzen war damals neu und weckte vor allem in konservativen Kreisen Misstrauen 77 Noch mehr als die Kulturgesellschaft furchteten die Anhanger der alten Ordnung die liberale Aargauer Presse die sich im Gegensatz zu anderen Kantonen frei entfalten durfte Ab 1804 gab Heinrich Zschokke den Schweizer Boten heraus im 19 Jahrhundert eine der meistgelesenen Zeitungen der Schweiz Paul Usteri grundete 1814 die Aarauer Zeitung die jedoch 1821 ihr Erscheinen aufgrund zahlreicher Proteste auslandischer Adliger und Diplomaten einstellte Usteri zog daraufhin nach Zurich und war dafur besorgt dass die Neue Zurcher Zeitung die Rolle als fuhrende liberale Zeitung der Schweiz ubernahm Doch auch nachher war die Zensur im Aargau weitaus weniger streng als in den meisten anderen Kantonen und wurde 1829 ganz abgeschafft 78 Bedrohung des Fortbestandes Bearbeiten Die Schutzherrschaft Frankreichs dauerte bis 1813 Am 21 Dezember jenes Jahres uberquerten deutsche russische und osterreichische Truppen den Rhein und verfolgten die franzosischen Truppen die sich nach Suddeutschland und Frankreich zuruckzogen Insgesamt zogen mehr als 80 000 fremde Soldaten durch den nordlichen Aargau 79 Die fremden Heere schleppten eine verheerende Typhusepidemie ein Allein in den Lazaretten in Klingnau starben rund 3000 osterreichische Soldaten Auch die Bevolkerung war zum Teil davon betroffen insbesondere im Bezirk Rheinfelden 80 Aristokratische Kreise die in Bern mit Hilfe von Napoleons Gegnern wieder an die Macht gelangt waren forderten die Wiederangliederung des Aargaus als Untertanengebiet Zug erhob Anspruch auf das obere Freiamt Beim Wiener Kongress stand der Fortbestand des Kantons Aargau auf dem Spiel Der Aargauer Delegierte Albrecht Rengger bewies Verhandlungsgeschick und konnte die Wiederherstellung der alten Ordnung abwenden Am 20 Marz 1815 sicherten die europaischen Grossmachte das Weiterbestehen des jungen Kantons zu Dabei durfte die Aargauer unter anderem auf die Unterstutzung des russischen Zaren Alexander I zahlen der durch seinen Erzieher Frederic Cesar de La Harpe eine besondere Beziehung zur Schweiz hatte 81 Restauration und Regeneration Bearbeiten nbsp Johannes HerzogKonservative Krafte setzten 1814 unter dem Eindruck der Restauration eine Revision der Kantonsverfassung durch Der Kleine Rat wurde von 9 auf 13 Mitglieder erweitert dessen Amtszeit von funf auf zwolf Jahre verlangert und die Volkswahl des Grossen Rates noch weiter eingeschrankt Nur noch 48 von 150 Grossraten konnten direkt vom Volk gewahlt werden 52 wahlte der Grosse Rat selbst ein Wahlkollegium erkor die ubrigen 50 Grossrate Behorden mussten paritatisch besetzt sein also je zur Halfte aus Katholiken und Reformierten bestehen Doch trotz dieser nach heutigem Verstandnis undemokratischen Verfassung galt der Aargau als einer der liberalsten Kantone der Schweiz Immerhin wurden die Niederlassungs und Gewerbefreiheit festgeschrieben und alle Standesvorrechte abgeschafft 82 nbsp FreiamtersturmDie Regierung herrschte immer autoritarer so dass man bald vom Herzogtum Aargau zu sprechen begann Dies war eine Anspielung auf Kleinrat Johannes Herzog der die Regierung dominierte und sich von Effingen zu nennen pflegte obwohl er nicht von adliger Herkunft war 83 Die Reformunfahigkeit der Regierung fuhrte im Herbst 1830 zur Bildung einer Oppositionsbewegung Am 7 November forderten etwa 3000 bis 4000 Personen an einer Versammlung in Wohlenschwil Verfassungsanderungen Die fur den 17 November angesetzten Grossratswahlen konnten wegen der allgemeinen Unruhe nur in 26 von 48 Wahlkreisen ordnungsgemass durchgefuhrt werden 84 Schliesslich kam es am 5 und 6 Dezember 1830 zum Freiamtersturm Zwischen 5000 und 6000 Bewaffnete die von Johann Heinrich Fischer angefuhrt wurden zogen von Merenschwand und Wohlen aus in die Kantonshauptstadt und zwangen die Regierung in einer unblutigen Revolte zum Rucktritt 85 Die 1831 in Kraft gesetzte neue Verfassung war die erste die in einer Volksabstimmung angenommen worden war Das einschneidende Wahlrecht wurde gelockert und das Volk wahlte nun fast alle Grossrate direkt Erstmals gab es Ansatze einer Gewaltenteilung Der Grosse Rat Legislative durfte nun Gesetze beraten und abandern war also kein reines Kopfnickergremium mehr Die Macht des Kleinen Rates nun Regierungsrat genannt und auf neun Mitglieder verkleinert wurde eingeschrankt Der Aargau gehorte nun zu den Vorreitern der Regeneration 86 Siehe auch Gesandte des Aargaus an die Tagsatzung Religiose und politische Konflikte Bearbeiten Der Graben zwischen Reformierten und Katholiken vertiefte sich Die liberale von Reformierten dominierte Regierung wollte den Einfluss der katholischen Kirche einschranken was die Glaubigen als Einmischung in ihre Lebensweise empfanden Bereits 1829 war eine heftige Kontroverse entstanden als der Aargau gegen den Willen der Katholiken vom Bistum Konstanz zum Bistum Basel wechselte 87 Die Spannungen nahmen zu als 1834 sieben liberale Kantone die Badener Artikel beschlossen die ein von Rom unabhangiges Nationalbistum und starkere staatliche Aufsicht in kirchlichen Fragen forderten Priester die keinen Treueschwur auf die Verfassung leisteten wurden gebusst oder inhaftiert Der Kanton stellte das Vermogen der Kloster unter staatliche Aufsicht schloss die Klosterschulen und verhangte ein Verbot der weiteren Aufnahme von Novizen 88 Die Verfassung von 1831 sah eine Totalrevision innerhalb von zehn Jahren vor Die Ende 1840 neu ausgearbeitete Verfassung unterschied sich kaum von der alten und wurde in der Volksabstimmung abgelehnt Die Liberalen storten sich an der Paritat dem Grundsatz dass in allen Behorden gleich viele Reformierte wie Katholiken vertreten sein mussten Der zweite Entwurf fiel in ihrem Sinne aus und wurde am 5 Januar 1841 mit 58 angenommen Dabei reichte die Zustimmung zwischen 0 im katholischen Wahlkreis Rohrdorf und 99 im reformierten Wahlkreis Brugg 89 Konservativ katholische Kreise um das Bunzer Komitee wollten sich mit dem Resultat nicht abfinden und zettelten im Freiamt sowie in der Region Baden Unruhen an Regierungstruppen unterdruckten diese rasch am 12 Januar war die Situation wieder unter Kontrolle Lediglich bei Villmergen kam es zu einem kleineren Gefecht bei dem zwei Regierungssoldaten und sieben Aufstandische starben 90 Der katholische Seminardirektor Augustin Keller hielt am 13 Januar im Grossen Rat eine Hetzrede Er bezeichnete die Kloster als Ursprung allen Ubels sowie als Drahtzieher des konservativen Putschversuches und forderte deren sofortige Aufhebung Die Regierung liess sich nicht zweimal bitten und konfiszierte in einem groben Verfassungsbruch das Vermogen der Kloster Die Nonnen erhielten eine Frist von acht Tagen wahrend die Monche sogar innerhalb von 48 Stunden den Kanton verlassen mussten Zwar waren bereits nach der Kantonsgrundung einige Kloster sakularisiert worden doch die Rucksichtslosigkeit dieser Massnahme fuhrte zum Aargauer Klosterstreit Dieser hatte beinahe einen Krieg mit Osterreich zur Folge und konnte erst 1843 mit der Wiederzulassung von vier Frauenklostern geschlichtet werden 91 nbsp Gefecht von GeltwilIn der Folge beteiligte sich der Kanton Aargau an vorderster Front an den Freischarenzugen 1844 45 und an der Agitation gegen die Jesuiten die von der neuen konservativen Regierung Luzerns als Lehrer angestellt worden waren Die Innerschweizer Kantone Wallis und Freiburg schlossen sich zum Sonderbund zusammen Die Weigerung diesen Bund aufzulosen fuhrte 1847 zum Sonderbundskrieg Regierungsrat Friedrich Frey Herose der spatere Bundesrat war Generalstabschef der Tagsatzungstruppen Das Gefecht von Geltwil am 12 November 1847 war die einzige bewaffnete Auseinandersetzung auf Aargauer Gebiet Nach der Niederlage der Konservativen wurde der Staatenbund 1848 aufgelost und machte dem noch heute bestehenden Bundesstaat Platz Die konfessionellen Spannungen nahmen in der Folge langsam ab andere Probleme standen nun im Vordergrund 92 Die funfte Verfassung von 1852 brachte weitere Verbesserungen in Sachen Gewaltentrennung und war auch bei den Katholiken nicht mehr umstritten 93 Erst 1863 wurden die Juden den ubrigen Kantonsburgern vollstandig gleichgestellt in der Folge wanderten sie in die grossen Stadte ab wo sie bessere Erwerbsmoglichkeiten vorfanden 59 Die alten konfessionellen Gegensatze flackerten nach 1870 wieder kurz auf als der Aargau eine fuhrende Rolle im Kulturkampf ubernahm Vor allem im Fricktal schlossen sich zahlreiche Glaubige der neuen Christkatholischen Kirche an Die sechste Verfassung von 1885 sorgte fur eine endgultige Versohnung zwischen Reformierten und Katholiken beinhaltete den Ausbau der Volksrechte und bildete bis 1980 die Grundlage des Staates 94 Vom Bauern zum Industriekanton Bearbeiten nbsp Anleihe uber 1000 Franken des Kantons Aargau vom 1 Oktober 1875In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts war in der Landwirtschaft die seit dem fruhen Mittelalter praktizierte Dreifelderwirtschaft nach und nach durch die Fruchtfolge ersetzt worden Der Kartoffelanbau begann sich durchzusetzen Durch die Auflosung der Allmenden war viel Weideland entstanden was zu einer Zunahme der Viehzucht fuhrte Dieser Prozess war um 1830 abgeschlossen und sorgte fur eine noch nie zuvor gesehene Produktivitatssteigerung Die Ablosung der Zehnten zog sich bis 1850 hin In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurde der Getreideanbau durch die Milchwirtschaft und den Futtermittelanbau verdrangt dies aufgrund der billigen Importe die dank der Eisenbahn nun moglich waren 95 Die letzte Hungersnot ereignete sich 1816 im so genannten Jahr ohne Sommer und hatte eine grossere Auswanderungswelle zur Folge 96 Vor 1800 hatten sich nur im Berner Aargau Fruhformen der Industrie entwickelt Begunstigt durch die gezielte Wirtschaftspolitik der Berner Herrschaft entstanden zahlreiche Textilfabriken und Handelsunternehmen Vor allem die Stadte Aarau Lenzburg und Zofingen profitierten von dieser Entwicklung Die ubrigen Kleinstadte des Aargaus verharrten vorerst bei ihrer Rolle als Markt und Handwerkszentren Im restlichen Kantonsgebiet gab es praktisch ausschliesslich Landwirtschaft Ende des 18 Jahrhunderts stand in der Grafschaft Baden und im Fricktal keine einzige Fabrik Im Freiamt gab es immerhin vereinzelt Strohflechterei 1810 liess Johannes Herzog in Aarau die erste mechanische Spinnerei errichten Auch an anderen Orten entstanden nun Fabriken die hauptsachlich Baumwolle Seide und Stroh verarbeiteten Ende der 1830er Jahre kam im Wynental und im oberen Seetal die Tabakindustrie hinzu 97 nbsp Geflechtindustrie in Wohlen um 1900 nbsp Eingang zur BBC in Baden um 1900Die Stroh und Geflechtindustrie deren Zentrum in Wohlen und im restlichen Freiamt lag entwickelte sich im zweiten Drittel des 19 Jahrhunderts zum bedeutendsten Industriezweig und exportierte ihre Produkte in alle Welt Ihre Bedeutung nahm ab 1900 rasch ab als billigere ostasiatische Produkte auf den Markt kamen und verschwand nach 1960 fast ganzlich Auf ihrem Hohepunkt um 1860 arbeiteten fast 30 000 Menschen in der Strohindustrie die meisten davon in Heimarbeit 98 Begunstigt durch die politische Stabilitat nach 1848 und den Bau der Eisenbahnen kamen bald neue Industriezweige hinzu Dazu zahlten die Zementindustrie im Aaretal sowie Salzabbau und Brauereien im westlichen Fricktal Die Textilindustrie blieb aber vorerst der weitaus bedeutendste Industriezweig Fast samtliche Fabriken waren fur ihren Antrieb auf Fliessgewasser angewiesen 1859 gab es im gesamten Kanton nur gerade elf Dampfmaschinen 98 Im Limmattal und im Reusstal fasste ab 1860 die Metallindustrie Fuss sowie dezentral die Schuhindustrie Im Zuge des Projekts fur das erste aargauische Wasserkraftwerk wurde 1892 in Baden die Brown Boveri amp Cie gegrundet Sie stellte Generatoren Turbinen und Motoren her und machte die Region Baden innert kurzer Zeit zum Zentrum der schweizerischen Elektroindustrie Ab 1890 begann auch die Maschinenbauindustrie in den Aargau zu expandieren 98 Die ersten lokalen Sparkassen wurden 1812 gegrundet Ab 1850 entstanden eine Reihe von Geschaftsbanken darunter die 1854 durch den Politiker und Eisenbahnpionier Carl Feer Herzog gegrundete Aargauische Bank die 1913 in die Aargauische Kantonalbank umgewandelt wurde Der Tourismus spielte abgesehen von den Heilbadern in Baden Schinznach Bad und Rheinfelden keine grosse Rolle Im Jahr 1900 waren 43 4 aller Berufstatigen in der Landwirtschaft beschaftigt 42 4 in der Industrie und 14 2 im Dienstleistungssektor 99 Ausbau der Verkehrswege Bearbeiten Die rasante wirtschaftliche Entwicklung des 19 Jahrhunderts ware ohne gut ausgebaute Verkehrsverbindungen undenkbar gewesen Nach der Kantonsgrundung mussten zwar nur wenige neue Strassen gebaut werden die meisten befanden sich jedoch in einem bedenklichen Zustand Der Guter und Personentransport wurde deshalb hauptsachlich durch die Schifffahrt auf den Flussen abgewickelt was wegen der damals zahlreich vorhandenen Stromschnellen und Untiefen nicht ungefahrlich war Der neue Kanton verwendete zu Beginn einen Grossteil der Steuereinnahmen fur den Strassenbau Die wichtigsten Projekte waren die Verbindungen von Aarau uber die Staffelegg nach Frick von Bremgarten uber den Mutschellen nach Dietikon zwischen Laufenburg und Koblenz sowie zwischen Lenzburg und Reinach 100 Als der Kanton 1804 das Postwesen ubernahm gab es im ganzen Aargau nur gerade zehn Postamter Der erste taglich verkehrende Postkutschenkurs zwischen Aarau und Zurich nahm 1820 den Betrieb auf Bis zur Ubernahme des Postwesens durch den Bund im Jahr 1849 verzehnfachte sich die Zahl der Poststellen 101 nbsp Bahnhof Baden im Jahr 1850Doch erst die Eisenbahn revolutionierte den Verkehr 1837 stellten Privatleute aus Zurich ein Projekt fur eine Linie von Zurich uber Baden Koblenz Laufenburg und Rheinfelden nach Basel vor Doch samtliche Schweizer Bahnprojekte scheiterten zunachst an der Kleinstaaterei und den turbulenten politischen Verhaltnissen Am 7 August 1847 eroffnete schliesslich die Schweizerische Nordbahn die erste Eisenbahnlinie der Schweiz zwischen Zurich und Baden Der Weiterbau stockte und konnte erst fortgesetzt werden nachdem die Nordbahn in der Schweizerischen Nordostbahn NOB aufgegangen war Diese erstellte die Strecken Baden Turgi Brugg 1856 Brugg Wildegg Aarau 1858 und Turgi Koblenz Waldshut 1859 Der Westen des Kantons wurde durch Strecken der Schweizerischen Centralbahn SCB erschlossen Aarau Olten Aarburg Emmenbrucke 1856 und Aarburg Bern 1857 Die Netze der zwei grossten Schweizer Eisenbahngesellschaften trafen in Aarau aufeinander damit war das Grundnetz fertiggestellt 102 nbsp Entwicklung des Eisenbahnnetzes bis 1900Nach 1870 erfasste ein Eisenbahnboom die gesamte Schweiz und auch den Aargau Die NOB und die SCB grundeten gemeinsame Tochtergesellschaften und bauten die Bozbergstrecke zwischen Brugg und Basel 1875 sowie die Aargauische Sudbahn zwischen Rupperswil und Rotkreuz wo ein Anschluss an die neue Gotthardbahn entstand 1874 1881 Hinzu kamen die Zweigstrecken Wohlen Bremgarten 1876 und Hendschiken Brugg 1882 Die NOB baute eine Strecke entlang des Rheins die in zwei Etappen eroffnet wurde 1876 bzw 1892 Die mit britischem Kapital gegrundete Seetalbahn eroffnete 1883 die Strecke Lenzburg Luzern die Verlangerung nach Wildegg folgte 1895 die Zweigstrecke von Beinwil am See nach Beromunster in zwei Etappen 1887 und 1906 103 1877 nahm die Schweizerische Nationalbahn SNB den Betrieb auf Die Gesellschaft plante eine zweite Ost West Hauptlinie zwischen Bodensee und Genfersee die als breit abgestutzte Volksbahn die etablierten Herrenbahnen der Hochfinanz konkurrieren sollte Im Aargau fuhrte die Strecke von Wurenlos uber Wettingen Lenzburg und Suhr nach Zofingen mit einem Abzweig von Suhr nach Aarau Doch bereits 1878 ging die SNB in Konkurs und wurde zu einem Bruchteil des Wertes von der NOB ersteigert Die Gemeinden entlang der Strecke hatten viel Geld investiert und mussten aufgrund des Konkurses schwere finanzielle Lasten tragen In gewissen Fallen zog sich die Ruckzahlung der Schulden bis weit in die 1930er Jahre hin 104 Bevolkerung Bearbeiten Wahrend der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts hatte die Bevolkerung vor allem wegen des hohen Geburtenuberschusses um fast 60 Prozent zugenommen 1798 125 669 Einwohner 1850 199 852 Einwohner Diese Entwicklung schlug nach 1850 um Wahrend fast 40 Jahren war der Aargau der einzige Kanton mit rucklaufiger Bevolkerungszahl 1888 193 580 Einwohner Wegen zahlreicher Wirtschaftskrisen mussten viele Aargauer ihren Kanton verlassen Die meisten zogen in grosse Stadte wie Zurich und Basel etwa ein Drittel wanderte nach Ubersee aus meist in die USA Diese Entwicklung war jedoch regional stark unterschiedlich Betroffen von der Abwanderung waren fast ausschliesslich Landgemeinden vor allem im oberen Fricktal und im Zurzibiet die Gemeinde Baldingen verlor beispielsweise fast die Halfte ihrer Einwohner Industrielle Zentren wie Aarau Baden Brugg Rheinfelden oder Wettingen hingegen konnten die Einwohnerzahl sogar fast verdoppeln Ab 1890 war wieder eine leichte Zunahme zu verzeichnen im Jahr 1900 betrug die Einwohnerzahl 206 498 105 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenAuswirkungen der Weltkriege Bearbeiten Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges traf die Bevolkerung vollig unvorbereitet Sie reagierte mit Hamsterkaufen und trug so zu einer massiven Erhohung der Lebensmittelpreise bei Die bescheidenen Massnahmen zur Preiskontrolle zeigten keine Wirkung gepaart mit hoher Inflation und langem Aktivdienst fuhrte dies im Verlaufe des Krieges in weiten Teilen der Bevolkerung zu grosser materieller Not 106 Im Sommer 1918 brach die Spanische Grippe aus Da die Spitaler zur Pflege der zahlreichen Kranken nicht ausreichten wurden 20 regionale Notlazarette eingerichtet Obwohl die Kantonsregierung Versammlungsverbote erliess starben bis Mai 1919 allein im Aargau rund 750 Menschen an der Grippe etwa ein Zehntel der Bevolkerung erkrankte 107 Der Landesstreik im November 1918 wurde besonders im industriellen Zentrum Baden befolgt Die Kantonsregierung befurchtete einen revolutionaren Umsturz und bot 3000 bis 4000 Soldaten auf um Arbeitswillige zu schutzen Kontrollposten einzurichten und etwaige Gewaltausbruche zu unterbinden Nach drei Tagen endete der Landesstreik ohne Zwischenfalle 108 Als Reaktion auf den Landesstreik grundeten rechtskonservative Kreise in verschiedenen Gemeinden ohne Rechtsgrundlage Burgerwehren Eugen Bircher vereinigte diese in der Aargauischen Vaterlandischen Vereinigung die zeitweise uber 15 000 Mitglieder zahlte und massgeblichen Einfluss auf den antikommunistischen Schweizerischen Vaterlandischen Verband hatte 109 Die Folgen der Weltwirtschaftskrise machten sich im Aargau in Form von Betriebsschliessungen und steigenden Arbeitslosenzahlen bemerkbar Die Kantonsregierung reagierte mit zahlreichen Beschaftigungsprogrammen darauf wozu hauptsachlich Infrastrukturbauten gehorten Unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Machtergreifung im benachbarten Deutschen Reich versuchte die Nationale Front ab 1933 Fuss zu fassen Sie veranstaltete Kundgebungen gab Propagandazeitungen heraus und grundete Ortsgruppen Bei den Grossratswahlen 1937 gewann sie jedoch nur einen Sitz und verschwand bald darauf in der Versenkung 110 Auf den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 war die Schweiz weitaus besser vorbereitet als ein Vierteljahrhundert zuvor Um einen moglichen deutschen Angriff abzuwehren deckte die 5 Division den Aargauer Grenzraum ab und besetzte Stellungen im Jura entlang dem Rhein und an der Limmatlinie Im Sommer 1941 wurde sie entsprechend der Reduitstrategie abgezogen und in den Alpenraum verlegt 111 Lebensmittel waren von Kriegsbeginn an rationiert Im Rahmen der Anbauschlacht konnte im Aargau das Ackerland durch Rodungen Meliorationen und Umnutzung von Rasenflachen um 113 erweitert werden 1945 machten die Ackerflachen 42 des Kulturlandes aus gegenuber 23 bei Kriegsbeginn Um den Import dringend benotigter Rohstoffe weiterhin zu ermoglichen war die Schweiz zu wirtschaftlicher Kooperation mit den Achsenmachten gezwungen Aargauer Kraftwerke lieferten Strom nach Deutschland die Alliierten fuhrten zahlreiche Aargauer Unternehmen allen voran die Brown Boveri amp Cie auf schwarzen Listen 112 Ab 1940 lebten in 19 Lagern auf Kantonsgebiet rund 2000 internierte polnische Soldaten Diese wurden in der Landwirtschaft und beim Strassenbau eingesetzt bekanntestes Beispiel ist die Polenstrasse bei Thalheim Hinzu kamen weitere 1000 Internierte Deserteure und entflohene Kriegsgefangene 113 Mehrmals warfen alliierte Flugzeuge Bomben uber dem Aargau ab Dabei kam es in Koblenz Full Reuenthal Leuggern und Sins zu teils schweren Gebaudeschaden Ende April 1945 drangten mehrere Tausend deutsche Fluchtlinge uber die Grenze worauf man sie in Lagern unterbrachte Zuruckweichende Wehrmachtsoldaten fuhrten Befehle die Rheinkraftwerke zu sprengen nicht aus 114 Politische Entwicklung Bearbeiten Nach der Totalrevision der Kantonsverfassung von 1885 liessen sich die Aargauer Zeit bei der Einfuhrung weiterer Volksrechte und zeigten sich wenig fortschrittsfreudig Die Volkswahl von Regierungs und Standeraten fuhrte der Kanton Aargau erst 1904 ein als einer der letzten Kantone uberhaupt Auch die Einfuhrung des Proporzes auf kantonaler Ebene liess bis 1920 auf sich warten 29 Jahre nach dem Kanton Tessin Frauen waren zwar seit 1936 fur Armen und seit 1940 fur Schulbehorden wahlbar doch das volle Frauenstimmrecht wurde erst 1971 eingefuhrt 115 Die ersten Parteien entstanden in den 1890er Jahren 1892 entstand die Katholisch Konservative Partei heute Christlichdemokratische Volkspartei 1894 folgte die Freisinnig Demokratische Partei 1902 traten die fruhen Arbeiterbewegungen der Sozialdemokratischen Partei bei Die Freisinnigen besassen bis zur Einfuhrung des Proporzes sowohl im Parlament als auch in der Regierung die Mehrheit Danach stiegen die Sozialdemokraten zur starksten Partei auf und konnte diese Stellung bis 1981 behaupten Nach 1917 wurden Bauernparteien gegrundet die sich 1936 zur Bauern Gewerbe und Burgerpartei zusammenschlossen Die daraus entstandene Schweizerische Volkspartei konnte ab den 1980er Jahren ihren Wahleranteil markant vergrossern und ist heute die wahlerstarkste Partei Weitere im Grossen Rat vertretene Parteien sind bzw waren die Evangelische Volkspartei seit 1921 der Landesring der Unabhangigen 1937 2001 die Jungbauernbewegung 1937 1957 die Grune Partei seit 1985 die Auto Partei 1991 2005 die Burgerlich Demokratische Partei seit 2009 und die Grunliberale Partei seit 2009 Die nationalistische Republikanische Bewegung erreichte in den 1960er Jahren ihren Hohepunkt und ging in den Schweizer Demokraten auf 116 Die Mitgliederzahl des Grossen Rates wurde 1952 auf 200 festgelegt seit 2005 betragt sie 140 Die 1972 begonnene Totalrevision der Kantonsverfassung fiel nach einer anfanglichen Umgestaltungseuphorie eher moderat aus Die neue Verfassung trat 1980 in Kraft nachdem das Volk einen ersten Entwurf der das obligatorische durch das fakultative Gesetzes und Finanzreferendum ersetzen wollte 1979 abgelehnt hatte Der Grundrechts und der Aufgabenkatalog des Staates wurden aktualisiert der Grosse Rat erhielt auch Planungskompetenzen 117 Nach 1966 ersetzten grossere Gemeinden die Gemeindeversammlungen durch Einwohnerrate da sie zunehmend Muhe hatten Verhandlungsfahigkeit zu erreichen nach Gesetz musste damals an den Gemeindeversammlungen mindestens die Halfte der Stimmberechtigten anwesend sein 15 Gemeinden machten bis 1974 von dieser Moglichkeit Gebrauch In Aarburg Oftringen Spreitenbach und Suhr kehrte man allerdings zwischen 1981 und 1997 aus unterschiedlichen Grunden wieder zum alten System zuruck 118 Wirtschaft Bearbeiten Landwirtschaft Bearbeiten 1880 bedeckten Rebberge eine Flache von rund 2700 Hektaren Als nach 1900 die Reblaus und der Mehltau auch den Aargau heimsuchten schrumpfte die Anbauflache bis 1935 auf 330 Hektaren zusammen Der Tiefststand wurde um 1965 mit 212 Hektaren erreicht Seither hat sie sich vor allem dank der Initiative von Hobbywinzern wieder auf uber 400 Hektaren erhoht 119 Angebaut werden hauptsachlich die Sorten Muller Thurgau in der Schweiz bekannt als Riesling x Sylvaner und Blauburgunder Die wichtigsten Anbaugebiete sind das untere Aaretal das untere Surbtal das Limmattal das obere Fricktal und das Schenkenbergertal 120 nbsp Zwiebelernte bei MohlinAb 1900 setzte die Mechanisierung der Landwirtschaft ein die erstens zu einer Produktivitatssteigerung fuhrte und zweitens auch weniger Arbeitskrafte benotigte 1941 betrug der Anteil der Erwerbstatigen in der Landwirtschaft noch 21 und sank bis 2000 auf knapp drei Prozent Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe verringerte sich zwischen 1939 und 1990 von 18 777 auf 6845 die durchschnittliche Betriebsgrosse stieg im gleichen Zeitraum von 4 5 auf 9 5 Hektaren Seit den 1950er Jahren dominiert der Anbau von Zuckerruben und Mais Durch Melioration und Guterzusammenlegung sind die einst vielfach vorhandenen Obstbaume und Hecken weitgehend verschwunden 119 Der ubermassige Einsatz von Dunger fuhrte zu einer hohen Schadstoffbelastung der Gewasser beispielsweise muss der Hallwilersee seit 1986 kunstlich beluftet werden 121 Elektrizitatswirtschaft Bearbeiten nbsp Kernkraftwerk Beznau nbsp Kernkraftwerk LeibstadtDie Einfuhrung der Elektrizitat trug wesentlich zur Industrialisierung bei Der Wasserreichtum des Aargaus begunstigte den Bau von Wasserkraftwerken Allein zwischen 1892 und 1914 entstanden zehn Anlagen mit mehr als einem Megawatt Leistung bis 1945 deren sechs bis 1966 drei weitere Die Anlagen veranderten mit ihren Dammen und Ruckstaus die Landschaft wesentlich Die zahlreichen Stromschnellen und Kiesbanke verschwanden fast vollig ebenso die Flussauen 1935 wurde beim Bau des Kraftwerks Klingnau der Klingnauer Stausee aufgestaut 1975 der Flachsee an der Reuss Es entstanden mehrere Energieversorgungsunternehmen mit Sitz im Aargau darunter AEW Axpo Motor Columbus und EGL 122 123 Eine 1993 angenommene Volksinitiative verpflichtet den Kanton zur Renaturierung der Flussufer und zur Errichtung eines Auenschutzparks der bis 2014 ein Prozent der Kantonsflache also rund 14 km umfassen muss 124 Die Flusse boten auch ideale Bedingungen fur den Bau von Kernkraftwerken die grosse Mengen an Kuhlwasser benotigen Die Eroffnung des Kernkraftwerks Beznau Block A im Jahr 1969 Block B im Jahr 1971 erfolgte noch ohne grossere Proteste Anders verhielt es sich beim Bau des Kernkraftwerks Leibstadt Nach dem Reaktorzwischenfall von Three Mile Island waren neue Sicherheitsbestimmungen notwendig geworden und die Anlage konnte erst 1984 nach elfjahriger Bauzeit eingeweiht werden Ausserdem begleiteten heftige Proteste den Bau Das geplante Kernkraftwerk Kaiseraugst scheiterte am erbitterten Widerstand der Bevolkerung und von Umweltschutzkreisen Die spektakularste Aktion war 1975 eine elf Wochen andauernde Besetzung des Baugelandes 1988 wurde das Projekt endgultig fallen gelassen 125 1960 wurde das Eidgenossische Institut fur Reaktorforschung EIR und 1968 das Schweizerische Institut fur Nuklearphysik SIN gegrundet aus denen 1988 das Paul Scherrer Institut ein multidisziplinares Forschungsinstitut mit einem Schwergewicht in der Kernforschung in Villigen und Wurenlingen hervorging Heute produziert der Aargau etwas mehr als einen Viertel des gesamten Stroms in der Schweiz und tragt damit den Beinamen Energiekanton manchmal wird der Kanton spottisch auch als NukleAargau bezeichnet 125 Industrie Bearbeiten 1910 arbeiteten bereits 51 aller Beschaftigten in der Industrie Die Maschinen Metall und Apparateindustrie in der Region Baden zusatzlich die Elektroindustrie nahmen immer mehr an Bedeutung zu und verdrangten um 1920 die Textilindustrie von der Spitzenposition Gleichzeitig verlor die Heimarbeit an Bedeutung Der Bezirk Baden profitierte am meisten von der Industrialisierung und stieg zum bevolkerungsreichsten Bezirk auf Dies war vor allem der Brown Boveri amp Cie BBC zu verdanken die zum grossten privaten Arbeitgeber der Schweiz aufstieg Um 1930 war der Aargau hinter Solothurn und Glarus der am drittstarksten industrialisierte Kanton der Schweiz 126 Die Wirtschaftskrisen zu Beginn der 1920er und in den 1930er Jahren fuhrten vorubergehend zur Aufgabe vieler Betriebe insbesondere in der Textilindustrie Nach 1945 setzte dank Hochkonjunktur und dem Zustrom auslandischer Arbeitskrafte ein starker Kapazitatsausbau der Industrie und des Baugewerbes ein Bis 1960 stieg der Anteil der in der Industrie Beschaftigten auf 62 Prozent 127 nbsp Ehemaliger LafargeHolcim Konzernsitz in WildeggUnternehmen aus den Raumen Zurich und Basel verlegten in zunehmendem Masse ihre flachenintensiven Fabrikationsstandorte in den Aargau Besonders deutlich wird dies bei der Basler Chemieindustrie die im unteren Fricktal mehrere grosse Produktionsanlagen errichtete Zahlreiche Aargauer Unternehmen vergrosserten ebenfalls ihre Betriebe so z B die BBC die ihre Produktion ins Birrfeld und in den Raum Lenzburg auslagerte Eine Schlusselindustrie ist bis heute die Herstellung von Zement die vor allem im Aaretal und im Zurzibiet konzentriert ist Die nach der gleichnamigen Gemeinde benannte Firma Holderbank heute LafargeHolcim stieg zum zweitgrossten Zementkonzern der Welt auf 128 nbsp Sondermulldeponie KollikenDer Strukturwandel nach der Wirtschaftskrise Mitte der 1970er Jahre traf den Aargau aufgrund der besseren Durchmischung der Branchen bei weitem nicht so hart wie andere Regionen Der Dienstleistungssektor loste jedoch die Industrie als wichtigsten Wirtschaftszweig ab Seit damals haben die kleinen und mittleren Unternehmen eine immer grossere Bedeutung erlangt 2008 betrug der Anteil der Industriearbeitsplatze noch 34 Prozent 129 Der rasante Aufstieg der Industrie nach 1945 hatte auch eine starkere Umweltbelastung zur Folge Bis in die 1970er Jahre wurde der Abfall fast ausschliesslich in Deponien entsorgt Die erste Kehrichtverbrennungsanlage ging 1970 in Turgi in Betrieb zwei weitere Anlagen folgten 1973 in Buchs und 1974 in Oftringen 130 Die 1978 eroffnete Sondermulldeponie Kolliken gilt als grosste Altlast der Schweiz Obwohl sie nur sieben Jahre in Betrieb war muss sie aufwandig saniert werden die 2005 begonnene Sanierung wird Kosten von bis zu 770 Millionen Franken verursachen 131 Dienstleistungssektor Bearbeiten Der Anteil der im Dienstleistungssektor Beschaftigten stieg wahrend des gesamten 20 Jahrhunderts zwar konstant an blieb aber stets unter dem nationalen Durchschnitt lange galt der Aargau als typischer Industriekanton Erst Mitte der 1980er Jahre ubertraf er den Anteil der Industrie 2008 betrug er 62 Prozent 129 Im Aargau entstanden aufgrund der guten Erreichbarkeit durch die Autobahnen uberdurchschnittlich viele Logistikbetriebe und Einkaufszentren Der Tourismus blieb weiterhin marginal zu den traditionellen Heilbadern in Baden Rheinfelden und Schinznach Bad kam 1955 ein weiteres in Bad Zurzach hinzu 99 Verkehr Bearbeiten Eisenbahn Bearbeiten nbsp Entwicklung des Eisenbahnnetzes bis heuteNach 1900 entstanden nur noch vereinzelt neue Eisenbahnstrecken Diese von Anfang an elektrischen Bahnen dienten vor allem dem lokalen Verkehr 1901 wurde die Aarau Schoftland Bahn eroffnet gefolgt von der Wynentalbahn im Jahr 1904 Diese beiden meterspurigen Bahnen fusionierten 1967 zur Wynental und Suhrentalbahn WSB 1902 war die Eroffnung der ebenfalls meterspurigen Bremgarten Dietikon Bahn welche 1912 die Strecke Wohlen Bremgarten West von den SBB pachtete Den Abschluss machte 1916 die normalspurige Wohlen Meisterschwanden Bahn 132 Die nachste bedeutende Erweiterung liess bis 1975 auf sich warten Der Heitersbergtunnel zwischen Mellingen und Killwangen verkurzte die Reisezeit auf der Strecke Bern Zurich erheblich weil dadurch der Umweg uber Brugg und Baden entfiel Gleichzeitig ging in Spreitenbach der grossflachige Rangierbahnhof Limmattal in Betrieb Seit 1990 verkehrt die S Bahn Zurich bis Baden und Brugg seit 1997 erschliesst die S Bahn Basel das Fricktal Auf einigen Strecken musste der Personenverkehr aufgrund mangelnder Benutzung oder unzureichender Erschliessungsqualitat eingestellt und durch einen Busbetrieb ersetzt werden Lenzburg Wildegg 1984 Beinwil am See Beromunster 1992 Laufenburg Koblenz 1994 und Wohlen Meisterschwanden 1997 133 Die grosste Umstellung brachte die Einfuhrung von Bahn 2000 am 12 Dezember 2004 Eroffnet wurden die Neubaustrecke Mattstetten Rothrist sowie die 1941 gebaute aber bislang nicht in Betrieb genommene Kriegsschlaufe zwischen Zofingen und Rothrist Andererseits legten die SBB die ehemaligen Nationalbahnstrecken Aarau Suhr und Mellingen Wettingen fur den Personenverkehr still Eine teilweise Kompensation erfolgte mit der Verlangerung der S Bahn Zurich durch den Heitersbergtunnel bis Aarau 133 Die ehemaligen SBB Teilstrecken Reinach Menziken und Aarau Suhr wurden auf Meterspur umgespurt und werden seit 2003 bzw 2010 von der WSB befahren Strassenverkehr Bearbeiten nbsp Aaretalviadukt der A3 bei HabsburgWeitaus bedeutender als der Eisenbahnbau war im 20 Jahrhundert der Ausbau des Strassennetzes Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Motorisierungsgrad rasant zu Dringlichste Aufgabe war zunachst die Asphaltierung der Kiesstrassen 1950 hatten erst 85 Prozent der Kantonsstrassen und 21 Prozent der Ortsverbindungsstrassen einen festen Belag Zwanzig Jahre spater waren samtliche Strassen voll ausgebaut 134 Zwischen 1966 und 1980 wurden die Autobahnen A1 und A2 auf Aargauer Boden errichtet die A3 vorerst zwischen Kaiseraugst und Frick Der Luckenschluss zwischen Frick und dem Autobahndreieck Birrfeld verzogerte sich bis 1996 weil lange Jahre um eine moglichst umweltschonende Streckenfuhrung gerungen wurde 135 Bis 2003 war der Bareggtunnel bei Baden ein in der ganzen Schweiz beruchtigtes Nadelohr das erst mit dem Bau einer dritten Tunnelrohre beseitigt werden konnte Abgesehen von den Autobahnen war ein uber 100 Kilometer langes Netz vierspuriger Expressstrassen geplant Doch diese Projekte waren dem utopischen Fortschrittsglauben der 1960er Jahre entsprungen wurden nach der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre endgultig zu den Akten gelegt und nur zu einem Bruchteil realisiert 134 Da ein grosser Teil des Ost West wie auch des Nord Sud Verkehrs durch den Aargau fuhrt sowohl auf der Strasse als auch auf der Schiene wird der Aargau als Durchfahrtskanton wahrgenommen 135 Schifffahrt Bearbeiten Seit Beginn des 20 Jahrhunderts gab es immer wieder Plane fur den Ausbau der Wasserwege fur grosse Guterschiffe so z B 1913 ein Projekt fur die Schiffbarmachung des Hochrheins von Rheinfelden bis nach Koblenz Ein 1924 vorgestelltes Limmat Kanalprojekt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg fallen gelassen Anfangs der 1950er Jahre kam das Projekt des Transhelvetischen Kanals zwischen der Aaremundung und dem Genfersee auf Die Staustufen der Wasserkraftwerke waren mit Schleusen uberwunden worden Bei Brugg Klingnau und Full Reuenthal waren grosse Flusshafen vorgesehen die das Landschaftsbild vollig verandert hatten All diese Projekte empfand man mit der Zeit immer mehr als unnotig und unrentabel sie scheiterten auch am Widerstand der Bevolkerung und von Umweltschutzgruppen allen voran der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare 1989 wurden die Projekte endgultig zu den Akten gelegt 136 Bevolkerung Bearbeiten Seit 1890 nahm die Bevolkerung wieder zu vor allem in den industrialisierten Gegenden und mit Schwerpunkt in der Region Baden Der Anteil der nicht aus dem Aargau stammenden Schweizer stieg zwischen 1888 und 1950 von 8 auf 31 Prozent Der Auslanderanteil erreichte 1910 mit 8 Prozent einen vorlaufigen Hohepunkt 52 Prozent der Auslander waren damals Deutsche 37 Prozent stammten aus Italien In der Zwischenkriegszeit verflachte sich das Wachstum Der Auslanderanteil ging bis 1941 auf 3 Prozent zuruck 137 Nach dem Zweiten Weltkrieg loste die Hochkonjunktur einen regelrechten Wachstumsschub aus das durchschnittliche jahrliche Wachstum zwischen 1950 und 2000 betrug 1 3 Prozent Besonders stark wuchsen die Bezirke Baden Bremgarten und Rheinfelden die in den Sog der schnell wachsenden Agglomerationen von Zurich und Basel gerieten Ein Extrembeispiel ist Spreitenbach wo sich die Einwohnerzahl in diesem Zeitraum versechsfachte Ebenfalls ein starkes Wachstum zu verzeichnen hatte der Bezirk Aarau 138 Etwa die Halfte des Bevolkerungswachstums zwischen 1950 und 1970 erfolgte durch die Einwanderung von Auslandern hauptsachlich Italienern Die meisten Fremdarbeiter waren katholisch und so ubertraf 1970 zum ersten Mal uberhaupt die Zahl der Katholiken jene der Protestanten Der Auslanderanteil stieg auf 18 Prozent Nach der durch die Rezession verursachten verstarkten Abwanderung der Auslander in den Jahren 1975 bis 1978 stieg deren Zahl wieder kontinuierlich an Seit 1980 nimmt der Anteil der Italiener an der auslandischen Bevolkerung ab Die meisten Einwanderer stammen heute aus den Balkanstaaten und der Turkei 137 2009 ubertraf die Bevolkerungszahl die 600 000 Einwohner Marke Wahrend der euphorischen Wachstumsphase der 1960er Jahre waren Raumplaner von 1 15 Millionen Einwohnern im Jahr 2000 ausgegangen Verschiedene Planungen versuchten dieses angepeilte Wachstum in die richtigen Bahnen zu lenken So waren an verschiedenen Standorten Gartenstadte mit mehreren Tausend Einwohnern vorgesehen Spreitenbach sollte z B im Endausbau 30 000 Einwohner zahlen heute sind es etwas mehr als 10 000 Das bekannteste Stadtebau Projekt hiess Aarolfingen Es sah im Raum Aarau Olten Zofingen eine Grossstadt mit rund 350 000 Einwohnern vor scheiterte jedoch an der fehlenden Unterstutzung der Bevolkerung und an der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre 130 Trotz diesem rasanten Wachstum in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl um mehr 200 000 hat sich bis heute kein eigentliches Zentrum herausgebildet Der Aargau besitzt im Vergleich zur ubrigen Schweiz uber eine uberdurchschnittlich hohe Zahl von Gemeinden Nur Aarau und Wettingen zahlen mehr als 20 000 Einwohner Das Fehlen eines starken Zentrums hat zur Folge dass es selbst 200 Jahre nach der Kantonsgrundung immer noch einen ausgepragten Regionalismus gibt Die Bezirke Baden Bremgarten und Zurzach sind stark auf den Kanton Zurich ausgerichtet in vielen Gemeinden betragt der Anteil der ausserkantonalen Wegpendler mehr als 30 Prozent Der Bezirk Rheinfelden richtet sich immer starker nach Basel aus der Bezirk Muri nach Zug und Luzern der Bezirk Zofingen Richtung Olten und Bern 139 Literatur BearbeitenElisabeth Bleuer Martin Hartmann Werner Meyer Dominik Sauerlander Heinrich Staehelin Andreas Steigmeier Aargau In Historisches Lexikon der Schweiz Willi Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 Band 3 Baden Verlag Baden 1978 Dritter Teil der offiziellen Geschichtsschreibung Nold Halder Geschichte des Kantons Aargau 1803 1830 Band 1 Baden Verlag Baden 1953 Erster Teil der offiziellen Geschichtsschreibung Martin Hartmann Hans Weber Die Romer im Aargau Sauerlander Aarau 1985 ISBN 3 7941 2539 8 Geschichte der Romer im Aargau mit archaologischem Inventar Historische Gesellschaft des Kantons Aargau Hrsg Zeitgeschichte Aargau 1950 2000 Hier und Jetzt Zurich 2021 ISBN 978 3 03919 510 7 Bruno Meier Ein Konigshaus aus der Schweiz Die Habsburger der Aargau und die Eidgenossenschaft im Mittelalter hier jetzt Baden 2008 ISBN 978 3 03919 069 0 Der Aargau und die Schweiz im Mittelalter aus Sicht der Habsburger Bruno Meier Dominik Sauerlander Hans Rudolf Stauffacher Andreas Steigmeier Revolution im Aargau Umsturz Aufbruch Widerstand 1798 1803 AT Verlag Aarau 1997 ISBN 3 85502 612 2 Geschichte des Kantons wahrend der Zeit der Helvetischen Republik Christophe Seiler Andreas Steigmeier Geschichte des Aargaus Illustrierter Uberblick von der Urzeit bis zur Gegenwart AT Verlag Aarau 1991 ISBN 3 85502 410 3 Uberblick uber die Geschichte des Kantons von der Urzeit bis heute Heinrich Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 Band 2 Baden Verlag Baden 1978 Zweiter Teil der offiziellen Geschichtsschreibung Weblinks BearbeitenWebsite des Kantons Aargau Staatsarchiv des Kantons AargauEinzelnachweise Bearbeiten a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 9 Geologische Talgeschichte PDF 49 KB Kiesgrube Hauri Seon archiviert vom Original am 18 Mai 2005 abgerufen am 1 Oktober 2012 Elisabeth Bleuer Aargau 1 1 1 Alt und Mittelsteinzeit In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Elisabeth Bleuer Aargau 1 1 2 Jungsteinzeit In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 a b c Elisabeth Bleuer Aargau 1 1 3 Bronze und Eisenzeit In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Patrick Bircher Peter Bircher Das Fricktal ein geschichtlicher Abriss PDF 43 KB Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 21 Februar 2007 abgerufen am 21 Marz 2011 Gilbert Kaenel Helvetier In Historisches Lexikon der Schweiz 8 April 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 173 176 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 10 12 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 161 164 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 215 218 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 179 181 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 13 16 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 207 212 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 13 14 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 17 18 Hartmann Weber Die Romer im Aargau S 19 22 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 16 17 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 20 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 18 19 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 17 18 a b c d Werner Meyer Aargau 2 1 Hochmittelalterliche Herrschaftsstrukturen In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Meier Ein Konigshaus aus der Schweiz S 16 20 Karl Friedrich Krieger Die Habsburger im Mittelalter Von Rudolf I bis Friedrich III Kohlhammer Stuttgart 2004 ISBN 978 3 17 018228 8 S 14 Meier Ein Konigshaus aus der Schweiz S 34 146 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 26 Meier Ein Konigshaus aus der Schweiz S 83 Otto Mittler Geschichte der Stadt Baden Band 1 Von der fruhesten Zeit bis um 1650 Sauerlander Aarau 1962 S 62 65 Heidi Neuenschwander Lenzburg Gemeinde In Historisches Lexikon der Schweiz 25 November 2008 abgerufen am 21 Marz 2011 Meier Ein Konigshaus aus der Schweiz S 149 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 28 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 29 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 29 30 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 32 33 a b c d Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 35 37 Dominik Sauerlander Aargau 2 2 Der Aargau wird eidgenossisch In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Meier Ein Konigshaus aus der Schweiz S 210 212 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 38 39 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 41 42 a b c d e Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 49 52 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 40 41 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 45 Dominik Sauerlander Aargau 2 3 2 Organisation der Verwaltung In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 51 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 39 40 Andreas Wurgler Tagsatzung In Historisches Lexikon der Schweiz 25 September 2014 abgerufen am 25 Juni 2019 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 43 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 64 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 65 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 65 66 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 66 67 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 68 69 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 70 Dominik Sauerlander Villmergen Eine Ortsgeschichte Hrsg Gemeinde Villmergen 2000 S 121 130 Otto Mittler Geschichte der Stadt Baden Band 2 Von 1650 bis zur Gegenwart Sauerlander Aarau 1965 S 61 65 Sauerlander Villmergen Eine Ortsgeschichte S 130 137 Mittler Geschichte der Stadt Baden Band 2 S 76 81 Das Diarium des Badener Friedens 1714 von Caspar Joseph Dorer Mit Einleitung und Kommentar herausgegeben von Barbara Schmid Baden Hier und Jetzt 2014 Beitrage zur Aargauer Geschichte Band 18 sowie Mittler Geschichte der Stadt Baden Band 2 S 82 96 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 110 112 Heinrich Staehelin Aargau 3 2 2 Wirtschaft Fruhe Neuzeit 1500 1800 In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 75 77 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 19 23 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 79 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 214 216 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 38 40 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 82 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 63 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 38 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 41 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 42 43 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 46 47 Meier Sauerlander Stauffacher Steigmeier Revolution im Aargau S 67 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 86 Halder Geschichte des Kantons Aargau 1803 1830 S 73 75 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 87 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 95 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 92 93 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 96 97 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 88 Halder Geschichte des Kantons Aargau 1803 1830 S 196 Halder Geschichte des Kantons Aargau 1803 1830 S 226 230 Halder Geschichte des Kantons Aargau 1803 1830 S 242 245 Halder Geschichte des Kantons Aargau 1803 1830 S 247 248 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 13 15 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 20 24 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 35 39 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 113 114 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 60 61 69 72 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 116 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 88 94 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 117 119 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 119 121 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 125 129 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 121 123 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 124 125 Halder Geschichte des Kantons Aargau 1803 1830 S 257 263 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 292 302 a b c Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 128 131 a b Heinrich Staehelin Andreas Steigmeier Aargau 5 2 3 Dienstleistungen In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 384 388 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 133 134 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 391 401 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 401 406 410 411 Staehelin Geschichte des Kantons Aargau 1830 1885 S 406 410 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 143 144 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 161 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 197 203 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 204 220 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 234 239 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 163 165 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 355 356 386 387 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 431 439 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 418 423 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 481 486 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 157 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 157 159 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 199 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 203 a b Heinrich Staehelin Andreas Steigmeier Aargau 5 2 1 Landwirtschaft In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Der Kanton Aargau und seine Weingebiete Nicht mehr online verfugbar Schweizer Weinportal 2011 archiviert vom Original am 12 Mai 2011 abgerufen am 2 April 2011 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ernestopauli ch Sanierung Hallwilersee Nicht mehr online verfugbar Kanton Aargau Abteilung fur Umwelt 2006 archiviert vom Original am 4 November 2012 abgerufen am 1 Oktober 2012 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ag ch Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 151 152 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 118 125 Auenschutzpark Kanton Aargau Kanton Aargau Abteilung Landschaft und Gewasser abgerufen am 1 Oktober 2012 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 205 207 Heinrich Staehelin Andreas Steigmeier Aargau 5 2 2 Industrie Handwerk und Gewerbe In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 175 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 176 177 a b Eidg Betriebszahlung 2008 Kanton Aargau Arbeitsstatten und Beschaftigte nach Beschaftigungsgrad und Wirtschaftszweig Nicht mehr online verfugbar In Eidg Betriebszahlung 2008 Statistisches Amt des Kantons Aargau 2010 archiviert vom Original am 4 November 2012 abgerufen am 1 Oktober 2012 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 179 180 Kanton beteiligt sich an Mehrkosten der Deponie Sanierung Neue Zurcher Zeitung 11 Marz 2011 abgerufen am 2 April 2011 Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 S 130 a b Hans G Wagli Schienennetz Schweiz Ein technisch historischer Atlas AS Verlag Zurich 1998 ISBN 3 905111 21 7 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 184 a b Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 208 209 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 181 183 a b Heinrich Staehelin Aargau 5 1 Bevolkerung und Siedlung In Historisches Lexikon der Schweiz 6 Februar 2018 abgerufen am 25 Juni 2019 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 174 Seiler Steigmeier Geschichte des Aargaus S 194 213 Geschichte der Kantone der Schweiz Aargau Appenzell Ausserrhoden Appenzell Innerrhoden Basel Landschaft Basel Stadt Bern Freiburg Genf Glarus Graubunden Jura Luzern Neuenburg Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn St Gallen Tessin Thurgau Uri Waadt Wallis Zug Zurich nbsp Dieser Artikel wurde am 7 Februar 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Kantons Aargau amp oldid 238138740