www.wikidata.de-de.nina.az
Schloss Habsburg ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Siehe auch Schloss Neuhabsburg Die Habsburg in neuerer Zeit auch Schloss Habsburg genannt ist eine Gipfelburg in der Schweiz Sie liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Habsburg im Kanton Aargau in einer Hohe von 505 m u M auf dem lang gestreckten Hugelkamm des Wulpelsbergs Bekannt ist sie als Stammburg der Herrscherdynastie der Habsburger deren Aufstieg mit dem Erwerb von Gebieten in der naheren Umgebung begann Grunder der Habsburg soll um 1020 30 Radbot gewesen sein Otto II war 1108 der erste des Geschlechts der als Graf von Habsburg urkundlich nachweisbar ist HabsburgSudwestliche Seite der HabsburgSudwestliche Seite der HabsburgAlternativname n Schloss HabsburgStaat SchweizOrt HabsburgEntstehungszeit Um 1020 30 bis etwa 1300Burgentyp Hohenburg GipfellageErhaltungszustand Westteil erhalten Ostteil verfallenGeographische Lage 47 28 N 8 11 O 47 462738888889 8 1810388888889 505 Koordinaten 47 27 45 9 N 8 10 51 7 O CH1903 655978 257149Hohenlage 505 mHabsburg Kanton Aargau Die Habsburger lebten hier lediglich rund zweihundert Jahre Das immer machtiger werdende Grafengeschlecht verliess die Burg um 1220 30 da sie zu klein und zu wenig reprasentativ erschien Anschliessend wurde sie an verschiedene Dienstleute verliehen Mit der Eroberung des Aargaus im Jahr 1415 durch die Eidgenossen ging den Habsburgern die mittlerweile in Wien ein weit bedeutenderes Herrschaftszentrum aufgebaut hatten ihre Stammburg endgultig verloren Seit 1804 ist die Habsburg im Besitz des Kantons Aargau Im fruhen 11 Jahrhundert entstanden die ersten Bauten In mehreren Schritten wurde die Habsburg zu einer Doppelburg erweitert Am Beginn des 13 Jahrhunderts erreichte sie ihre grosste Ausdehnung Nach dem Auszug der Habsburger verfiel der altere vordere Burgteil im Osten zu einer Ruine Der jungere hintere Burgteil im Westen blieb bestehen und konnte sein Erscheinungsbild von vereinzelten Umbauten abgesehen bis heute bewahren In den Jahren 1978 83 und 1994 95 fanden umfangreiche archaologische Untersuchungen statt Die Habsburg steht seit 1948 unter kantonalem Denkmalschutz und gehort im Schweizerischen Inventar der Kulturguter zu den Kulturgutern von nationaler Bedeutung Der Palas wird seit 1979 als Restaurant genutzt diesem ist ein Museum uber die Burggeschichte angegliedert Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Grundungssage 2 3 Stammburg der Habsburger 2 4 Wechselnde Besitzer 2 5 Baugeschichte 2 6 Heutige Nutzung 3 Vordere Burg 3 1 Steinhaus 3 2 Ostturm und Ostbering 3 3 Nordturm und Nordbering 3 4 Torzwinger und Torhaus 4 Burghof 4 1 Abschnittsgraben 4 2 Gebaude und Brunnen 5 Hintere Burg 5 1 Kleiner Turm 5 2 Grosser Turm 5 3 Palas 5 4 Innenhof und Flankierungsturm 6 Grabungsfunde 6 1 Ausgrabungen 1978 bis 1983 6 2 Ausgrabungen 1994 95 6 3 Archaozoologische Auswertung 7 Literatur 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Lage der Habsburg in der UmgebungDie Habsburg befindet sich unmittelbar nordwestlich des Dorfkerns der gleichnamigen Gemeinde etwa 35 Hohenmeter uber dem Dorf auf 505 m u M Die rund drei Kilometer sudwestlich der Altstadt des Bezirkshauptorts Brugg gelegene Burganlage erstreckt sich uber eine Lange von etwas mehr als 100 Metern auf dem felsigen Gipfelgrat des Wulpelsbergs Dieser aus Kalkstein bestehende und von Mischwald bedeckte Hugel bildet einen Auslaufer des Faltenjuras Gegen Westen und Norden fallt er steil zur 160 Meter tiefer gelegenen Auenebene des Aaretals ab Die Ost und Sudseite des Grats hingegen bilden den Rand einer leicht geneigten Hochebene die ubergangslos ins Birrfeld ubergeht Etwas mehr als 400 Meter sudwestlich der Burg verlauft die Autobahn A3 durch den Habsburgtunnel 1 Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Wahrend der Hallstattzeit 1 und 2 Jahrhundert v Chr bestand am Standort der heutigen Burg eine kleine Siedlung Ab der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr befand sich auf dem Wulpelsberg eine Signalstation der Romer Sie wurde von Legionaren aus dem vier Kilometer nordostlich gelegenen Militarlager Vindonissa in der heutigen Gemeinde Windisch unterhalten Die Signalstation ermoglichte eine Sichtverbindung zwischen dem Lager und dem Bozbergpass und war wohl auch nach Aufhebung des Lagers im Jahr 101 in Betrieb 2 Ende des 3 Jahrhunderts diente der Wulpelsberg als Zufluchtsort fur Zivilpersonen Er war leicht zu verteidigen und versprach Schutz vor den sporadischen Plunderungszugen der Alamannen den die wenigen Soldaten in spatromischer Zeit nicht bieten konnten 3 Grundungssage Bearbeiten Gemass einer Sage die Ernst Ludwig Rochholz erstmals Mitte des 19 Jahrhunderts aufzeichnete soll Radbot der Erbauer der Burg gewesen sein Er lebte in Altenburg an der Aare innerhalb der Mauern eines von den Romern erbauten Kastells Auf der Suche nach einem Habicht der ihm bei der Jagd verloren gegangen war stieg seine Jagdgesellschaft auf den dicht bewaldeten Wulpelsberg und fand den entflohenen Vogel zuoberst auf dem Hugel Radbot erkannte die gunstige Lage des Hugels und beschloss den Bau der Habichtsburg an dieser Stelle 4 5 Tschudi spricht sich entschieden gegen die Sage mit dem Habicht aus Er schreibt dazu Dass aber ein Fabeldichter schribt die Vesti hab von einem Habich den Namen Habichsburg empfangen widerspricht des gemelten Bischoff Wernhers Stifters der Burg besigelt eigen Urkundt so er harnach Anno Domini 1027 dem Gottshuss Muri geben und noch alda unversert funden wirt darinne ers selbs Habesburg und nicht Habichsburg nempt Er leitet demnach den Namen Habsburg von Habesburg im Sinne von haben das Habe bewahren resp sichern ab 6 Da er zu wenig Geld fur den Bau der Burg hatte bat Radbot seinen Bruder Bischof Werner von Strassburg um Unterstutzung Werner gewahrte diese und kam zu Besuch um das Bauwerk zu besichtigen Auf dem Wulpelsberg fand er jedoch nur einen schlichten Turm vor Werner tadelte Radbot scharf woraufhin ihn dieser versicherte binnen einer Nacht werde die Burg uber eine starke Mauer verfugen Als Werner am nachsten Morgen erwachte lagerten rund um die Burg viele Ritter mit ihren Knechten Graf Radbot beruhigte den erschrockenen Bischof und sagte diese Ritter seien seinem Ruf gefolgt Starke Burgmauern seien nur dann von Nutzen wenn sie von treuen und gut bezahlten Gefolgsleuten verteidigt wurden 7 Stammburg der Habsburger Bearbeiten nbsp Alteste Darstellung des Wappens derer von Habspurg in der Zurcher Wappenrolle von ca 1340Die Herkunft der spater als von Habsburg bezeichneten Herrscherdynastie ist unklar Gemass den um 1160 erstellten Acta Murensia gilt Guntram der Reiche der vermutlich von einem Zweig der elsassischen Etichonen abstammte als Stammvater In der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts verfugte er uber Streubesitz im Aargau im Breisgau im Frickgau im Oberelsass und im Zurichgau Im Aargau konzentrierte sich der Eigenbesitz Allod auf das Gebiet zwischen der Aare und der Mundung der Reuss das so genannte Eigenamt Weitere Besitzungen lagen weiter sudlich in der Gegend um Muri und Bremgarten Guntrams Sohn Lanzelin oder Kanzelin erteilte den Auftrag unter Verwendung vorhandener Mauern eines romischen Kastells an der Aare eine kleine Burg zu errichten das Schlosschen Altenburg Von hier aus verwaltete er den Besitz im Eigenamt wo er uber besonders viele herrschaftliche Rechte verfugte In einem auf 1027 datierten Testament wird Bischof Werner von Strassburg Sohn Landolts der mit Lanzelin Sohn Guntrams identifiziert wird als Grunder der Habsburg bezeichnet Dieses Testament erwies sich jedoch als eine um 1085 erstellte Falschung Mittlerweile gilt als gesichert dass Werners jungerer Bruder Radbot um 1020 30 rund zwei Kilometer sudlich von Altenburg die Habsburg errichten liess Den Anstoss dazu durfte eine Fehde mit seinem nachstjungeren Bruder Rudolf gegeben haben die um den Besitz in Muri entbrannt war und zur Zerstorung des dortigen Herrenhofes fuhrte In diesem Zusammenhang steht auch die Grundung des Klosters Muri durch Radbot und dessen Gattin Ita von Lothringen Tochter des Herzogs Friedrich von Ober Lothringen im Jahr 1027 wohl um eine Schuld zu suhnen die sie auf sich geladen hatten 8 nbsp Bedeutende Herrschaftsgebiete in der Schweiz um 1200Wahrscheinlich ist der Name der Burg vom althochdeutschen Wort hab oder haw abgeleitet das Flussubergang bedeutet Damit ist eine Furt bei Altenburg gemeint wo die flussabwarts fahrenden Boote anlegen mussten um die nachfolgenden Stromschnellen zu umgehen Von der Burg aus konnte der Bootsverkehr uberwacht werden Zweck der Burg war aber primar der Landesausbau und die Symbolisierung des Herrschaftsanspruchs Die in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts vorherrschende These die Habsburg sei wahrend des Konflikts mit dem Konigreich Burgund als militarischer Stutzpunkt errichtet worden um die Grenze und die Verkehrswege zu sichern ist widerlegt 8 In einer Urkunde von 1108 als Havichsberch bezeichnet wandelte sich der Name uber Havekhesperch 1150 Habisburch 1213 und Habsburc 1238 39 zu Habsburg Ebenfalls im Jahr 1108 ist mit Otto II der erste Angehorige des Geschlechts als Graf von Habsburg comes de Hauichsburch urkundlich nachweisbar 9 Zwar waren die Habsburger Ende des 11 Jahrhunderts Landgrafen im Oberelsass und Vogte des Strassburger Hochstifts geworden auf dem Gebiet der heutigen Schweiz standen sie aber zunachst im Schatten machtigerer Adelsgeschlechter Dank ihrem Status als treue Gefolgsleute der Staufer und der Schaffung vielfaltiger verwandtschaftlicher Beziehungen gelang es ihnen nach dem Aussterben der Lenzburger im Jahr 1173 deren Grafschaftsrechte im westlichen Zurichgau und im Frickgau zu ubernehmen um 1200 auch jene im sudlichen Aargau 10 Als nach dem Aussterben der Zahringer im Jahr 1218 weitere Gebiete hinzukamen erwies sich die Habsburg bald als zu klein und zu wenig reprasentativ fur die machtig gewordenen Grafen Zwischen 1220 und 1230 zogen sie aus ihrer Stammburg aus und liessen sich im benachbarten Stadtchen Brugg nieder Dort diente ihnen in den folgenden Jahrzehnten ein spater als Effingerhof bezeichnetes Gebaude 1864 beim Bau einer Druckerei abgerissen als eine ihrer wichtigsten Residenzen 11 1273 wurde Rudolf I zum deutschen Konig gewahlt und konnte auch das Erbe der Grafen von Kyburg an sich ziehen Funf Jahre spater gelang es ihm in der Schlacht auf dem Marchfeld den bohmischen Konig Ottokar II zu besiegen und die Herzogtumer Osterreich und Steiermark zu erobern Dadurch verlagerte sich der Herrschaftsmittelpunkt der Habsburger nach Wien die verstreuten Besitzungen in der Schweiz im Elsass und im suddeutschen Raum wurden zu den Vorlanden Siehe auch Stammliste der Habsburger zu den Grafen von Habsburg den Titel Graf dann Gefursteter Graf von Habsburg haben die Habsburger bis 1918 behaltenWechselnde Besitzer Bearbeiten nbsp Ansicht der Habsburg in der Topographia Helvetiae Rhaetiae et Valesiae von Matthaus Merian 1642Nachdem die Burg als Wohnsitz der Grafen von Habsburg ausgedient hatte wurde sie an verschiedene Ministerialengeschlechter verliehen Der vordere Teil der fortan unbewohnt blieb ging an die Herren von Wulpelsberg Das Lehen uber den hinteren Teil fiel an die Schenken von Habsburg und die Truchsesse von Habsburg Wildegg die seit jeher wichtige Hofamter auf der Habsburg ausgeubt hatten und auch weitere Burgen in der naheren Umgebung verwalteten Schenkenberg beziehungsweise Wildegg erstere vermutlich auch Freudenau Sie waren ursprunglich eine einzige Familie teilten sich aber spatestens im zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts in zwei Linien 12 Die Herren von Wulpelsberg starben um 1300 aus und der vordere Teil fiel an den in Brugg lebenden Ritter Werner II von Wohlen Dessen Sohn Cunrat III erwarb 1364 von den Truchsessen einen Teil des hinteren Burglehens Henmann von Wohlen Cunrats Sohn kaufte 1371 die ubrigen Anteile und vereinigte das gesamte Burglehen in einer Hand 13 Im fruhen 15 Jahrhundert wurde der Wald sudlich und ostlich der Burg gerodet Es entstand der Weiler Habsburg der zunachst nur aus ein paar Hausern bestand und erst im 18 Jahrhundert zu einem Dorf heranwuchs nbsp Ansicht der Habsburg Anfang des 19 JahrhundertsLatente Spannungen zwischen dem deutschen Konig Sigmund und dem osterreichischen Herzog Friedrich IV entluden sich im Marz 1415 am Konzil von Konstanz als Friedrich dem Gegenpapst Johannes XXIII zur Flucht verhalf Sigmund forderte die Eidgenossen auf im Namen des Reiches habsburgische Gebiete zu erobern woraufhin Bern rasch den westlichen Teil des Aargaus einnahm 14 Angesichts der aussichtslosen Lage kapitulierte Henmann von Wohlen Ende April 1415 kampflos und erkannte die neuen Landesherren aus Bern an Als Gegenleistung erhielt er eine Garantie auf seinen Besitzstand Den Habsburgern hingegen ging ihre Stammburg endgultig verloren 13 Henmann von Wohlen uberschrieb 1420 seinen Besitz seinem Neffen Petermann von Greifensee der die Burg 1457 an die Stadt Bern verkaufte 1462 gelangte die Habsburg an Hans Arnold Segesser und 1469 schliesslich an das Kloster Konigsfelden in Windisch das einst von den Habsburgern zum Gedenken an die Ermordung von Albrecht I gegrundet worden war Als das Kloster 1528 als Folge der Reformation aufgehoben wurde gelangte die Habsburg wieder in den Besitz der Stadt Bern Die Verwaltung ubernahmen nun die Konigsfelder Hofmeister die einen Hochwachter in der Burg stationierten und einen Gutsverwalter zur Bewirtschaftung der umliegenden Felder Walder und Rebberge entsandten Seit 1804 ist die Habsburg im Besitz des Kantons Aargau der sie als Gutshof weiter nutzte 13 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Die Burg um 1250 von Norden her gesehen Vor 1100 gebaut 1600 bereits wieder verfallen Vor 1100 gebaut ubriggebliebene Bausubstanz um 1600 1100 1250 gebaut 1600 bereits wieder verfallen 1100 1250 gebaut ubrig gebliebene Bausubstanz um 1600 Palas Kleiner Turm und Grosser Wohnturm sind heute noch vorhanden Die Habsburg entstand in mehreren Bauetappen Ihre Gliederung in die vordere Burg im Osten den zentralen Burghof und die hintere Burg im Westen geht auf den Ausbau der Grundungsanlage im 11 Jahrhundert zuruck Der alteste Teil die zu einer Ruine verfallene vordere Burg bestand anfangs wohl grosstenteils aus Holz Nachfolgende Bautatigkeit zerstorte Uberreste und Spuren Das Steinhaus wird auf das zweite Viertel und die Mitte des 11 Jahrhunderts datiert Gesinde und Okonomiegebaude befanden sich im Burghof und durften aus Holz bestanden haben Eine Ringmauer als Trockenmauer oder als holzerne Palisade errichtet umgab das Steinhaus auf drei Seiten 15 Im letzten Drittel des 12 Jahrhunderts erfolgte ein markanter Ausbau des vorderen Burgteils Dabei wurde das Steinhaus durch Ostturm Ostbering Torzwinger und Nordturm erganzt wahrend im Burghof die Burgkapelle und ein Sodbrunnen entstanden Ebenfalls in diese Zeit fallen die Ummauerung des Burghofes und der Bau des Kleinen Turms des ersten Bestandteils der hinteren Burg Die Bautatigkeit im 12 Jahrhundert beschrankte sich auf den Nordbering der den Nordturm mit dem Ostbering verband Damit war die vordere Burg weitgehend vollendet 16 Zu Beginn des 13 Jahrhunderts begann der Ausbau der hinteren Burg An der Westseite des Kleinen Turms schloss sich der besonders stark befestigte Grosse Turm an an der Nordseite eine weitere Mauer mit dem Flankierungsturm im aussersten Westen Um die Wende vom 13 zum 14 Jahrhundert folgte der gegen Suden vorspringende Palas Da die vordere Burg damals schon dem Verfall uberlassen worden war hob man zur besseren Verteidigung der hinteren Burg einen Abschnittsgraben im Burghof aus und errichtete zwei weitere Mauern Die noch vorhandenen Reste der vorderen Burg wurden um 1680 geschleift das Gelande 1815 planiert Renovationen der hinteren Burg erfolgten in den Jahren 1866 67 1897 98 1947 49 1979 und zuletzt 1994 96 16 Heutige Nutzung Bearbeiten Seit 1979 wird der Palas als Restaurant genutzt Tische befinden sich im Rittersaal im zweiten Stockwerk in der Schlossstube sudwestlich und im Gotischen Saal sudostlich im ersten Stockwerk sowie in der Taverne im Parterre Auch die Jagerstube im kleinen Turm und der Burghof werden von der ansassigen Gastronomie genutzt Die bewirtschafteten Raumlichkeiten sind fur etwa 200 Personen ausgelegt Dem Gastronomiebetrieb ist ein Weinkeller angegliedert 17 Im kleinen und grossen Turm befindet sich eine kostenlos zugangliche Ausstellung mit Schautafeln uber die Habsburgerdynastie der Bau und Siedlungsgeschichte und den Burgalltag im Mittelalter Seit 2009 ist die Burg Teil des Museumsverbundes Museum Aargau 17 Vordere Burg Bearbeiten nbsp Bauetappen 2 Viertel und Mitte 11 Jahrhundert Letztes Drittel 11 Jahrhundert 12 Jahrhundert Fruhes 13 Jahrhundert 2 Halfte 13 Jahrhundert 13 14 Jahrhundert und 1559 Legende A Burggraben B Ostbering C Ostturm D Latrine E Nordmauer F Zwinger G Steinhaus Kernbau H Nordturm J Tor K Nikolaus Kapelle L Abschnittsgraben M Innenhof N Kleiner Turm O Palas P Grosser Turm Q FlankierungsturmSteinhaus Bearbeiten Das Steinhaus birgt die altesten erhaltenen Baureste der gesamten Anlage Das aus der Grundungszeit um 1020 30 stammende Gebaude war anfanglich frei stehend Die Seitenlange betrug 18 5 auf 13 2 Meter womit das Steinhaus die Ausmasse zeitgenossischer Burgenbauten in der weiteren Umgebung bei weitem ubertraf Die Mauerstarke von 1 9 Metern lasst darauf schliessen dass das mehrgeschossige Steinhaus neben der Reprasentation auch Verteidigungszwecken diente Die Mauern sind nur bis in eine Hohe von knapp zwei Metern erhalten geblieben Sie bestehen aus kleinen Hausteinen und weisen stellenweise unterbrechende Breschen auf An der Ostseite ist im Ansatz eine Turoffnung vorhanden die in das kellerartige Erdgeschoss fuhrte Der Eingang an der Nordseite wurde nachtraglich eingebaut wovon Reste der Laibungen zeugen Im Innern findet sich eine Quermauer die im letzten Drittel des 11 Jahrhunderts entstand und im 12 Jahrhundert beidseitig mit einer Vormauerung versehen wurde Diese Massnahme lasst eine Aufstockung des Steinhauses vermuten Die Funktion zweier damals angefugter Mauerstumpfe an der Nordmauer bleibt ungeklart Der Teil westlich der Quermauer wird von einem 1908 erbauten Wasserreservoir eingenommen 18 Ostturm und Ostbering Bearbeiten Unmittelbar ostlich an das Steinhaus schloss sich eine Motte an ein kunstlich angelegter Erdhugel der zum Halsgraben hin steil abfiel Auf diesem Hugel stand der rechteckige Ostturm mit einer Seitenlange von 9 5 auf 9 2 Metern Ungewohnlich ist dass der im letzten Drittel des 11 Jahrhunderts erbaute Ostturm gegenuber dem Steinhaus um etwa 45 gedreht war so dass er das altere Kerngebaude nur mit einer Ecke beruhrte An die Nordseite des Turms grenzte ein kleines Mauergeviert das als Latrinenschacht diente Zur selben Zeit wie der Ostturm entstand der Ostbering Diese Ringmauer begann am Latrinenschacht fuhrte anschliessend dem Rand des Halsgrabens entlang und mundete schliesslich an der Sudseite beim Torzwinger Der ebenfalls kunstlich angelegte Halsgraben ist heute gut als markanter Einschnitt im Hugelkamm erkennbar 19 Nordturm und Nordbering Bearbeiten An die Nordwestecke des Steinhauses war der Nordturm angefugt Dessen Grundflache betrug 8 5 auf 8 2 Meter die Mauerstarke 1 3 Meter Seine exponierte Lage am steil abfallenden Nordhang des Hugelkamms fuhrte zu einem schlechten Erhaltungszustand der Turmmauern und zu Rutschungen der Gerollfullung die das Gelande ausnivellierte Eine ebenerdige Herdstelle aus gestampftem Lehm weist darauf hin dass der Nordturm als Kuchengebaude diente In der Nordostecke befand sich ein kleiner Keller von 2 2 auf 1 8 Meter Grundflache Dieser konnte nur von oben her durch eine Offnung in der Decke betreten werden 20 Der Nordbering wurde erst im 12 Jahrhundert errichtet und schloss die Mauerlucke die zwischen dem Nordturm und dem Ostbering bestanden hatte Sein gewundener Verlauf ist wohl darauf zuruckzufuhren dass ein schwach gemauerter Abschnitt eingesturzt und etwas versetzt neu aufgebaut worden war 21 Torzwinger und Torhaus Bearbeiten Der Sudbering war der Sudflanke des Steinhauses und des Ostturms um rund funf Meter vorgelagert und bildete einen 22 5 Meter langen Torzwinger mit Aussenmauern von 1 3 Metern Dicke Am ostlichen Ende wo die Mauer auf den Ostbering und den Ostturm traf befand sich das vordere Burgtor Nach Passieren des Zwingers gelangte man durch das eigentliche Burgtor auf den Hof Dieses zweite Tor war zunachst nur ein einfacher Durchgang wurde aber um 1200 zu einem Torhaus ausgebaut Das in den Burghof hineinragende Torhaus von dem allerdings nur Fundamentreste geblieben sind war der westliche Abschluss des Torzwingers seine ostliche Wand lag in der Flucht der Westmauer des Steinhauses 22 Burghof Bearbeiten nbsp Burghof und Umfassungsmauer des Innenhofes der hinteren Burg nbsp Postmoderne Windrose im BurghofDer zentral gelegene Burghof war durchschnittlich 32 Meter lang und 30 Meter breit Er bildete eine weitgehend ebene Flache zwischen vorderer und hinterer Burg An seinem Rand befanden sich ein Abschnittsgraben die Burgkapelle das Gesindehaus ein Sodbrunnen und eine Zisterne Wahrend des 17 und 18 Jahrhunderts war der Hof Standort eines Kalkbrennofens und zweier Sumpfkalkgruben Der Kalkbrennplatz war zweifelsfrei aus Abbruchmaterial der vorderen Burg errichtet worden 23 Abschnittsgraben Bearbeiten Als der Abschnittsgraben im 14 Jahrhundert ausgehoben wurde war der vordere Burgteil bereits in einem derart schlechten baulichen Zustand dass er seine Verteidigungsfunktion nicht mehr erfullen konnte Die damaligen Besitzer die Herren von Wulpelsberg waren vor allem am Lehen interessiert und liessen die Gebaude verfallen Deshalb entschlossen sich die Truchsesse von Habsburg Wildegg ihren eigenen Burgteil besser zu schutzen Sie liessen einen Graben ausheben der als Annaherungshindernis zum Schutz der Ostseite der hinteren Burg diente Der Graben hatte bei einer durchschnittlichen Breite von 7 4 Metern eine Tiefe von 2 5 bis 3 7 Metern Nachdem 1562 darin ein fast dammartiger Burgweg angelegt worden war wurde der Graben um 1650 70 zugeschuttet 23 Gebaude und Brunnen Bearbeiten Das Gesindehaus befand sich an jener Stelle wo nachtraglich der Abschnittsgraben ausgehoben worden war Es war vermutlich 10 Meter lang und 7 5 Meter breit und besass an dessen Westmauer einen kleinen Anbau der als Latrinenschacht diente Die Burgkapelle ist eines der wenigen noch nicht ausgegrabenen Gebaude Anhand alter Abbildungen darunter ein Aquarell von Hans Ulrich Fisch aus dem Jahr 1634 lassen sich dennoch einige Aussagen uber das 1680 abgebrochene Gebaude machen So durfte es ostlich an das Gesindehaus angebaut und zweigeschossig ausgefuhrt gewesen sein 24 Der Sodbrunnen besass oben eine ovale Mundung von 2 9 Metern Breite und 2 4 Metern Lange Bei der zufalligen Wiederentdeckung durch einen Baggerfahrer war er komplett mit Kalksteinsplittern und Gipsstein verfullt Vermutlich handelt es sich dabei um den Aushub einer Gipsgrube in Habsburg oder Windisch der im 19 Jahrhundert eingefullt wurde Anlasslich der Konservierung im Jahr 1995 ergaben Bohrungen eine Tiefe von 68 5 Metern 23 Die zu Beginn des 13 Jahrhunderts errichtete Zisterne befand sich beim Torhaus etwas exponiert ausserhalb der Ringmauer wobei der Schopfschacht bis zur Ringmauerkrone hinauf gefuhrt haben durfte 25 Hintere Burg Bearbeiten nbsp Alteste bekannte realitatsnahe Darstellung der Habsburg Hintere Burg und Burgkapelle von Hans Ulrich Fisch 1634Die hintere Burg ist weitgehend erhalten geblieben wenn auch mit zahlreichen baulichen Anderungen 1983 nahm die Kantonsarchaologie Aargau eine umfassende Bauuntersuchung vor 26 Dabei stellte sie fest dass die bisherige Datierung bei allen Gebauden fehlerhaft war und kam vor allem beim kleinen Turm zu einem stark abweichenden Ergebnis So war man bisher davon ausgegangen dass der grosse Turm um 1020 erbaut wurde nun wurde seine Bauzeit auf den Beginn des 13 Jahrhunderts geschatzt Der kleine Turm hingegen musste vom 15 16 Jahrhundert auf das letzte Drittel des 11 Jahrhunderts vordatiert werden Die Bauzeit des Palas wird statt wie bisher auf das 12 13 Jahrhundert neu auf die Mitte des 13 Jahrhunderts geschatzt 27 Kleiner Turm Bearbeiten Der kleine Turm entstand beim Ausbau Ende des 11 Jahrhunderts und besitzt eine Grundflache von 7 6 auf 7 Metern Er war Teil eines Vorgangerbaus der heutigen hinteren Burg der im fruhen 13 Jahrhundert durch Palas und grossen Turm ersetzt wurde Bei diesem Umbau blieb der kleine Turm erhalten Beim Umbau des Innenhofes zum Wohntrakt Ende des 16 Jahrhunderts wurde die Hohe des kleinen Turms verringert In den Jahren 1937 38 und 1947 49 ging bei umfassenden Umgestaltungen moderner Innenausbau Einbau neuer Zwischenboden und Fenster weitere alte Bausubstanz verloren 28 Einzig zwei zugemauerte Fensterscharten im ursprunglichen ersten Obergeschoss mit nach innen und aussen abgeschragter Laibung konnen zweifelsfrei dem ursprunglichen Bauwerk zugeschrieben werden Das Portalgewande des zugemauerten Hocheingangs besteht aus Sandstein und entstammt wohl einem Umbau im 13 Jahrhundert da diese Ausfuhrungsart erst zu dieser Zeit aufkam An der Nordfassade finden sich die Maueransatze eines Aborterkers Die beiden hoch liegenden Schmalscharten mit nach innen geschragter Laibung entstammen einer spateren mittelalterlichen Bauphase Die ubrigen Fenster und Turoffnungen stammen aus dem 16 bis 20 Jahrhundert 29 Grosser Turm Bearbeiten nbsp Das Wohngeschoss des grossen Turms mit den Uberresten des KaminsDer grosse Turm entstand zu Beginn des 13 Jahrhunderts Er ist 20 15 Meter hoch und weist einen rautenformigen Grundriss von 10 2 auf 10 Metern auf An der Basis betragt die Mauerdicke 2 1 Meter die sich auf einer Hohe von 10 5 Metern durch einen innen liegenden Rucksprung auf 1 8 Meter verringert Der Turm diente zum Wohnen und besteht aus Megalithmauerwerk dem typischen Mauerwerk fur Burgen in dieser Gegend Die roh behauenen Bruchsteine sind in Lagen ubereinander gemauert 30 Der ursprungliche Eingang befindet sich 7 4 Meter uber dem Hofboden der Eingang zu ebener Erde wurde erst 1898 ausgebrochen Die vier heutigen Zwischenboden entstanden alle erst nach 1866 und befinden sich nicht mehr in ihren ursprunglichen Hohenlagen Mit einer Ausnahme konnen sie nicht genau datiert werden Der unterste Zwischenboden wurde 1995 unterhalb des alten Eingangs eingezogen und ist nur von oben zuganglich Er hat keinen mittelalterlichen Vorganger und dient als Wetterschutz fur das Burgmuseum Der heutige zweite Zwischenboden war ursprunglich das erste Obergeschoss von wo aus der Turm betreten werden konnte Hier finden sich in der Nordwestecke auch die Uberreste des Kamins der vermutlich selten bis nie benutzt wurde da man anlasslich der Bauuntersuchung 1995 96 keine Spuren von Russ fand Das heutige dritte Obergeschoss war ursprunglich das zweite Dort kann der Turm durch eine Tur in der ostlichen Wand verlassen werden Heute verfugt der Durchgang aufgrund der Bodenerhohung uber eine nach unten fuhrende Treppe die zum Laubengang im Innenhof fuhrt 31 Vor dem Bau des Palas befand sich auf dieser Hohe aussen am Turm eine umlaufende zweigeschossige Laube die ebenfalls auf diesem Weg betreten werden konnte Diese Aussage lassen jedenfalls die dort gefundenen zugemauerten Balkenlocher zu Das obere Geschoss der Laube wird vermutlich auch vom damaligen dritten Obergeschoss zuganglich gewesen sein Dieses heutige vierte Obergeschoss muss im Mittelalter von einem viereckigen Spitzhelm gedeckt gewesen sein Die Bedachung im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit kann nur noch anhand zeitgenossischer Bilddokumente nachgewiesen werden da der Turm 1866 einen neuen oberen Abschluss mit Zinnenkranz erhielt Dabei wurden bei der Neuausfuhrung der obersten Mauerabschnitte die allfallig noch vorhandenen Dachauflagen zerstort und konnen deshalb nicht mehr nachgewiesen werden 31 Palas Bearbeiten nbsp Eingang zu kleinem Turm rechts und PalasDer rechteckige Palas schliesst gegen Suden vorspringend ostlich an den grossen Turm an Die Mauern werden auf Mitte des 13 Jahrhunderts datiert sind also junger als jene des grossen Turms Der Palas besitzt drei Geschosse und ist unterkellert An der Westwand finden sich die Uberreste eines Aborterkers Das Gebaude wurde 1559 umfassend umgebaut und erhielt dabei in den Grundzugen sein heutiges Aussehen Aus dieser Zeit stammen die nach Osten und Suden gerichteten Fenster zwei und dreiteilige gotische Fenstergruppen sowie das Satteldach mit ostseitigem Gerschild 32 Der Zugang zu den einzelnen Geschossen des Palas erfolgt uber die 1948 erneuerte Treppen und Laubenanlage im Innenhof Zwei spatgotisch verzierte Eichenpfeiler mit Sattelholzern tragen die Kellerdecke Ebenfalls aus dem Jahr 1948 stammt die Flachtonnendecke uber dem Gastraum im Erdgeschoss eine Kopie des Originals von 1559 Im ersten Obergeschoss befindet sich die Schlossstube Dieser Raum entspricht noch weitgehend dem Original von 1559 Er besitzt eine Flachtonnendecke deren Balken mit Stern Spiral und Spiralradmotiven verziert sind die Auslaufer sind herzblattformig Als Eckstutzen dienen gerippte Eichenpfeiler in gleicher Art ist auch der Eselsrucken des Eingangsportals profiliert 32 In einer der Ecken befindet sich ein Kachelofen aus dem 18 Jahrhundert der zuvor im Pfarrhaus von Wurenlos stand Die weissen Gesims Sockel und Liesenkacheln sind mit idyllischen Burgenlandschaften und Blumendekors bemalt Es wird vermutet dass es sich um eine Arbeit aus Muri handelt 33 Im Raum der an die Schlossstube angrenzt befindet sich ein schlichter Kastenofen der 1948 eingebaut wurde Er besitzt Bildkacheln mit Ruinenlandschaften in Rocaille Rahmen Signiert ist der Ofen von Johann Jakob Fischer aus Aarau mit der Jahreszahl 1744 nbsp RittersaalDer Rittersaal im zweiten Obergeschoss war ursprunglich in mehrere Kammern gegliedert und erhielt 1913 14 seine heutige Form In ihm befindet sich ein prismenformiger Ofen mit grun glasierten Reliefkacheln Diese Kacheln aus dem 17 Jahrhundert werden den Werkstatten von Steckborn zugeschrieben vormals in Ermatingen doch kann diese Vermutung nicht durch schriftliche Quellen oder Signaturen bestatigt werden Motive des Ofens sind weibliche Tugendallegorien die unter Rundbogen und zwischen Pilastern stehen wahrend sich im Sockelfries Putten zwischen Lowenkopfen und Rollwerk tummeln Innenhof und Flankierungsturm Bearbeiten nbsp Innenhof der HabsburgDer Innenhof in Form eines unregelmassigen U verbindet Kleinen Turm Grossen Turm und Palas Er wurde im Jahr 1594 uberdacht und zu einem Wohntrakt umgebaut Das ursprunglich schwach geneigte Pultdach war anfallig fur Sturmschaden und wurde deshalb 1634 durch ein starker geneigtes ersetzt Infolge Baufalligkeit musste dieser Bau am Beginn des 19 Jahrhunderts wieder entfernt werden weshalb der Innenhof heute wieder frei liegt An seiner Ostseite wird er durch die Hofmauer begrenzt fruher zusatzlich durch den Abschnittsgraben Nicht erhalten geblieben ist der Flankierungsturm der mit der Hofmauer verbunden war Er wird der Bauetappe zu Beginn des 13 Jahrhunderts zugeschrieben und schutzte die Nordwestflanke der Burganlage Ein vom Turm aus fuhrender Mauerast durfte den Berggrat nach Westen abgeriegelt haben 34 Grabungsfunde BearbeitenAusgrabungen 1978 bis 1983 Bearbeiten nbsp Fundamente des vorderen BurgteilsIm Bereich der vorderen Burg unter der Aussichtsplattform war 1908 ein Wasserreservoir gebaut worden Wissenschaftlich begleitete Grabungen fanden aber erst siebzig Jahre spater statt als das Reservoir wegen des Bevolkerungswachstums des Dorfes Habsburg erweitert werden musste Die Aargauische Kantonsarchaologie nahm dieses Projekt zum Anlass die mittlerweile verborgenen Ruinen auszugraben und in konservierter Form der Offentlichkeit zuganglich zu machen Die Grabungen erfolgten zwischen 1978 und 1983 in vier Etappen Eine Sondiergrabung im Spatherbst 1978 diente der genauen Lokalisierung der Ruinen und der Ermittlung des idealen Standorts fur die neue Wasserkammer Im Spatsommer 1979 fuhrte eine dreimonatige Grabungskampagne zur Aufdeckung verschiedener Mauerzuge im Westteil der vorderen Burg Diese mussten teilweise dem Reservoir weichen und wurden spater auf dessen Abdeckung rekonstruiert 1980 folgte die Untersuchung und Restaurierung des mittleren Abschnitts 1983 schliesslich jene im ostlichen Abschnitt 35 Bei den romischen Funden handelt es sich uberwiegend um Baukeramik wie Backsteine oder Ziegel Erwahnenswert sind insbesondere Leistenziegelfragmente die mit Ziegelstempeln der 21 Legion Legio XXI Rapax die von 44 bis 69 n Chr in Vindonissa stationiert war versehen sind Ferner wurde eine Munze aus der Zeit des Kaisers Probus 276 282 gefunden Der Historiker Franz Ludwig von Haller berichtete 1811 er habe auf der Habsburg eine Silbermunze von Kaiser Hadrian 117 138 gefunden Im Ostturm sind zahlreiche Spolien verbaut Diese stammen aus den Ruinen von Vindonissa und wurden im Mittelalter auf den Wulpelsberg gebracht 36 Tierknochen machen den Hauptanteil der mittelalterlichen Funde aus und stammen uberwiegend aus dem Latrinenschacht und dem Kernbau des Ostturms Darunter sind auch Halbfabrikate und Abfalle von Knochen und Hornschnitzereien aus dem 11 und 12 Jahrhundert Am zweithaufigsten fanden die Archaologen Bruchstucke von keramischen Gegenstanden hauptsachlich sparlich verzierte Topfscherben aus der Zeit von 1020 30 bis etwa 1100 Bei den Fundauswertungen konnte festgestellt werden dass es im letzten Viertel des 11 Jahrhunderts zu einer Anderung des bevorzugten Designs kam vom trichterformigen zum lippenformigen Rand Im fruhen 13 Jahrhundert folgte schliesslich der Ubergang zu Leistenrandern 37 Verschiedene Funde zeugen von einem gehobenen Lebensstil der Burgbewohner Neben einem Aquamanile in Stierform und Scherben einer importierten Amphore der Pingsdorfer Keramik sind insbesondere Trachtenbestandteile aus Buntmetall glaserne Fingerringe und eine Brettspielfigur aus blauem Glas zu nennen Da nur vereinzelt Ofenkeramik zum Vorschein kam kann auf einen planmassigen Abbruch der Kachelofen beim Verlassen der vorderen Burg und deren Weiterverwendung an anderer Stelle geschlossen werden Fundstucke aus Eisen sind vor allem Gurtelschnallen sowie landwirtschaftliche und gewerbliche Gerate Ausserdem wurden zwei Munzen gefunden von denen sich eine als Pragung des Fraumunsters in Zurich herausstellte ca 1055 bis 1100 38 Aus den Funden lasst sich der Schluss ziehen dass sich die Haushaltung und alltagliche Lebensweise der fruhen Habsburger kaum von jener ihrer Untertanen unterschied Zum Ausdruck kam die soziale Vorrangstellung vor allem im grossen Fleischkonsum sowie dem Besitz von Glasobjekten kostbarer Kleidung und Bargeld 39 Ausgrabungen 1994 95 Bearbeiten nbsp Eine der Ofenkacheln aus dem 17 JahrhundertGeplante unterirdische Erweiterungsbauten fur das Restaurant losten 1994 im Burghof weitere Grabungen aus Diese blieben mengenmassig hinter den Grabungen von 1978 bis 1983 zuruck Dazu kam dass im Burghof die hochmittelalterliche Fundschicht durch moderne Storungen wie Werksleitungen stark beeintrachtigt war 40 In einer Kulturschicht im Burghof wurden zahlreiche Keramikteile und wenige Tierknochen aus der alteren Eisenzeit gefunden Diese Kulturschicht wird der Hallstattzeit der Stufe C D zugeschrieben 6 und 7 vorchristliches Jahrhundert In dieser Schicht kam auch die Klinge eines Steinbeils zum Vorschein was darauf schliessen lasst dass sich bereits wahrend der Jungsteinzeit Menschen auf dem Wulpelsberg aufhielten Da es sich um einen Einzelfund handelt durfte eine Besiedlung wahrend dieser Epoche aber ausgeschlossen sein Es ist auch moglich dass die Klinge erst spater dorthin gelangte 41 In der mittelalterlichen Kulturschicht fanden sich vereinzelt romische Objekte Ziegelfragmente und eine Spolie aus Muschelkalk so dass man von sekundar verlagerten Fundobjekten ausgehen kann Darunter lagen einige Topfscherben und ein Hufeisen aus dem 11 12 Jahrhundert Aus dem spaten 14 Jahrhundert sind grun glasierte Kachelfragmente erwahnenswert die von einem Ofen stammen der vermutlich beim Umbau des Palas im Jahr 1559 abgebrochen wurde Etwa gleich alt ist das Fragment eines Eisenhelms Ferner fand man eine Silbermunze eine Pragung der Erzbischofe von Salzburg zur Zeit von Friedrich IV 1441 1452 oder Sigismund I 1452 1461 Der verfullte Abschnittsgraben enthielt reichlich Fundgut aus dem 16 und 17 Jahrhundert darunter viele grun glasierte Keramikgefasse aber auch Talglampen Blattkacheln sowie Fragmente von Glasflaschen und bechern Metallene Fundgegenstande waren meist landwirtschaftlicher Natur wie Spaten Sichel und Hufeisen Dazu kamen Turbander und Bestandteile von Trachten Bei diesen Objekten durfte es sich um die Hinterlassenschaft wohlhabender Bauern oder Kleinburger handeln die den Gutshof auf der Habsburg verwalteten 41 Archaozoologische Auswertung Bearbeiten Aus den Ausgrabungen von 1978 83 und 1994 95 stammen rund 120 kg Knochen wovon allerdings nur ein kleiner Teil archaozoologisch ausgewertet wurde Aus dem 11 bis 13 Jahrhundert wertete die Kantonsarchaologie hauptsachlich Knochenfunde aus den ungestorten Grabungsschichten im Ostturm der vorderen Burg aus Aus der fruhneuzeitlichen Epoche 16 Jahrhundert wurden die Knochen aus dem Abschnittsgraben ausgewertet In allen vier untersuchten Schichten uberwiegen Knochen von Haustieren wahrend Wildtiere nur einen geringen Anteil ausmachen Die Jagd hatte also keine wirtschaftliche Bedeutung Bei der obersten Grabungsschicht des Ostturms stellte man einen relativ hohen Anteil an Greifvogelknochen fest Hier ist allerdings anzumerken dass zumindest die Turmfalken durchaus aus naturlichen Grunden und nicht als Siedlungsabfall in die Schicht geraten sein konnten da diese Schicht im unbewohnten Zustand entstanden ist 42 Verhaltnis der Haupttierarten nach der Anzahl der Knochenfragmente 43 Grabungsschicht Hausrind Schwein Ziegen Schafe Wildtiere Gesamtzahl inkl unbestimmte Unterste Schicht Ostturm 166 406 158 40 953Mittlere Schicht Ostturm 31 128 46 28 264Oberste Schicht Ostturm 178 931 132 151 1784Abschnittsgraben Burghof 247 222 35 16 718Die Knochenfunde zeigen dass es eine Verschiebung der Fleischlieferanten gab So dominierten im Mittelalter Schweine die oft vor der Geschlechtsreife geschlachtet wurden wahrend in der fruhneuzeitlichen Epoche das Hausrind vermehrt verzehrt wurde Die Hausrinder schlachtete man mehrheitlich als ausgewachsene Tiere Interessant ist dass das Huhn in keiner der Schichten uber ein Gewichtsprozent der Knochen aufweist und somit als Fleischlieferant als bedeutungslos eingestuft werden kann 42 Literatur BearbeitenStephan M Leuthard Heinrich Gabriel Schlosser und Burgen des Aargaus Editions Ovaphil Lausanne 1976 Werner Meyer Burgen der Schweiz 8 Band Silva Verlag Zurich 1981 1983 S 70 72 Peter Frey Die Habsburg im Aargau Bericht uber die Ausgrabungen von 1978 1983 In Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Band 98 Verlag Sauerlander Aarau 1986 ISBN 3 7941 2834 6 Peter Frey Die Habsburg Bericht uber die Ausgrabungen von 1994 95 In Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Band 109 Verlag Sauerlander Aarau 1997 ISBN 3 7941 4469 4 Marcel Veszeli Jorg Schibler Archaozoologische Auswertung von Knochenfunden aus der Habsburg In Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Band 109 Verlag Sauerlander Aarau 1997 Bruno Meier Ein Konigshaus aus der Schweiz Die Habsburger der Aargau und die Eidgenossenschaft im Mittelalter Verlag hier jetzt Baden 2008 ISBN 978 3 03919 069 0 Peter Frey Martin Hartmann Emil Maurer Die Habsburg Schweizerische Kunstfuhrer Serie 43 Nr 425 6 uberarbeitete Auflage Hrsg von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte Bern 1999 ISBN 3 85782 425 5 Peter Frey Land der Burgen und mittelalterlichen Kleinstadte In Grenzen Grenzenlos Begleitschrift zur Jubilaumsausstellung Brugg ohne Jahresangabe Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in HabsburgWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Habsburg Burg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Habsburg Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Dominik Sauerlander Habsburg Burg In Historisches Lexikon der Schweiz Schloss Habsburg Stammsitz einer Dynastie Restaurant Schloss Habsburg Offizielle Website von Schloss Habsburg Burgenwelt Habsburg Habsburg im Denkmalschutzinventar des Kantons AargauEinzelnachweise Bearbeiten Topographische Landeskarte 1 25 000 Blatt 1070 Baden Bundesamt fur Landestopografie Wabern bei Bern 2008 Martin Hartmann Hans Weber Die Romer im Aargau Verlag Sauerlander Aarau 1985 ISBN 3 7941 2539 8 S 172 Frey Argovia 98 S 64 Ernst Ludwig Rochholz Schweizersagen aus dem Aargau Aarau 1856 Meier S 11 12 Aegidius Tschudi Chronicon Helveticum Meier S 14 a b Frey Argovia 98 S 107 die Angabe dass Ita Werners Schwester sei ist inkorrekt Historisches Website der Gemeinde Habsburg Karl Friedrich Krieger Die Habsburger im Mittelalter Von Rudolf I bis Friedrich III Stuttgart Berlin Koln 1994 S 14 Meier S 32 Max Baumann Andreas Steigmeier Brugg erleben Band 1 Verlag hier jetzt Baden 2005 ISBN 3 03919 007 5 S 36 Frey Argovia 109 S 166 a b c Frey Argovia 109 S 167 Meier S 166 167 Frey Argovia 109 S 164 a b Frey Argovia 109 S 166 167 a b Website des Gastronomiebetriebes abgerufen am 29 Marz 2009 Frey Argovia 98 S 32 34 Frey Argovia 98 S 37 40 Frey Argovia 98 S 41 44 Frey Argovia 98 S 44 46 Frey Argovia 98 S 47 a b c Frey Argovia 109 S 128 130 Frey Argovia 98 S 49 51 Frey Argovia 98 S 52 Frey Argovia 98 S 54 ff Die veralteten Daten stammen aus dem Buch Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau Band II Die Bezirke Lenzburg und Brugg von 1953 Frey Argovia 98 S 57 58 Frey Argovia 109 S 131 Frey Argovia 98 S 58 59 a b Frey Argovia 109 S 131 134 a b Frey Argovia 98 S 62 63 Aussage von 1927 vom Kantonsbaumeister H v Albertini Frey Argovia 98 S 59 Frey Argovia 98 S 24 28 Frey Argovia 98 S 63 64 Frey Argovia 98 S 64 67 Frey Argovia 98 S 68 69 Frey Argovia 98 S 69 Frey Argovia 109 S 123 125 a b Frey Argovia 109 S 145 147 a b Veszeli Schibler Argovia 109 S 177 179 Veszeli Schibler Argovia 109 S 183 Burgen und Schlosser im Kanton Aargau Aarau Aarburg Altenburg Alt Wartburg Auenstein Baldingen Bellikon Bernau Besserstein Biberstein Bobikon Burgruine Bottenstein Bottstein Bremgarten Brestenberg Brunegg Freudenau Habsburg Hallwyl Hasenburg Hilfikon Horben Horen Iberg Kasteln Kindhausen Klingnau Konigstein Landvogteischloss Laufenburg Lenzburg Liebegg Mandach Rued Schafisheim Schenkenberg Scherenberg Schoftland Schwarzer Turm Schwarzwasserstelz Stein Baden Stein Rheinfelden Tegerfelden Trostburg Urgiz Waldhausen Wessenberg Wildenstein Wildegg nbsp Dieser Artikel wurde am 25 April 2009 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum GND 4673774 1 lobid OGND AKS VIAF 239654862 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Habsburg Burg amp oldid 230086940