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Aegidius Tschudi 5 Februar 1505 in Glarus 28 Februar 1572 auf seiner Burg Grapplang bei Flums war der erste schweizerische Historiker und zugleich auch Politiker Aegidius Tschudi Ausschnitt aus Tschudis SchweizerkarteSchweizerkarte 1538 Norden ist unten Titelblatt der ersten gedruckten historisch landeskundlichen Darstellung der uralt wahrhafte Alpisch Rhetie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politisches Wirken 3 Werke 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenTschudi entstammte einer lange schon ansassigen Landammannsfamilie und wuchs in den bewegten Zeiten der Reformation auf Der Onkel des Abtes Dominikus Tschudi besuchte die in Glarus von Ulrich Zwingli etablierte Lateinschule In Basel 1516 war Glarean sein Prazeptor Tschudi verstand es seine spateren jeweiligen Amter mit der Einblicknahme in alte Urkunden und Dokumente vor Ort zu verbinden und Erkenntnisse zur Gelehrtenarbeit zu nutzen Er setzte sich als Anwalt fur die katholische Seite ein Grundbesitz Solddienste fur die Franzosen und Pensionen gestatteten ihm einen Lebenswandel ohne materielle Sorgen Seine letzten sieben Lebensjahre verbrachte der auch als Herodot der Schweiz bezeichnete Tschudi im heimatlichen Glarus Dort brachte er die Gallia comata und das Chronicon Helveticum zu Papier Politisches Wirken BearbeitenDie Landsgemeinde ubertrug Tschudi die Landvogtei in Sargans 1530 bis 1532 und nach einem Intermezzo als von der Abtei St Gallen bestellter Obervogt in Rorschach die gemeine Herrschaft Baden 1533 bis 1535 und 1549 bis 1551 im Landvogteischloss Baden Zwischen den beiden Badener Amtszeiten betatigte er sich wissenschaftlich Er sammelte Munzen und schrieb romische Inschriften ab wo immer er welche vorfand Ab 1527 richtete er sich eine Privatbibliothek ein und begab sich unterstutzt von seinem Mitarbeiter Franciscus Cervinus wiederholt auf Archiv und Bibliotheksreisen durch die Eidgenossenschaft zuletzt 1569 nochmals in die Innerschweiz Auch seine Amtstatigkeiten nutzte er fur die systematische Suche nach historischem Quellenmaterial Urkunden Chroniken Nekrologe Urbare Inschriften Munzen Den wissenschaftlichen Austausch im Briefverkehr pflegte er zeitweise mit Niklaus Briefer und Beatus Rhenanus am Oberrhein spater mit Zacharias Bletz in Luzern und Johannes Stumpf Heinrich Bullinger und Josias Simler in Zurich Dabei blendete er den konfessionellen Gegensatz ausdrucklich aus 1 In der zweiten Jahrhunderthalfte entwickelte sich der bisher in Glaubensfragen verstandige Wissenschaftler zu einem fanatischen Gegenreformator Als Schiedsmann im Locarner Handel entschied er zu Gunsten der Katholiken Seine hartnackigen Bemuhungen altglaubige Innerschweizer zur militarischen Besetzung des mehrheitlich reformierten Glarnerlandes zu motivieren veranlassten seine Landsleute den Glaubensstreit um Glarus Tschudikrieg 1560 1564 zu nennen Ab 1558 war Tschudi als Landammann Fuhrer der katholischen Glarner wurde aber 1560 von dem gemassigteren Katholiken Gabriel Hassi abgelost Die nachste Station Tschudis wurde Rapperswil von wo aus er den Abschluss des Konzils von Trient verfolgte Werke BearbeitenAls sein Hauptwerk gilt die zwischen 1534 und 1536 entstandene Schweizer Chronik Chronicon Helveticum welche die Landesgeschichte von 1001 bis zum Jahre 1470 behandelt Sie existiert in einer zuerst vorhandenen Urschrift zur Geschichtsperiode von 1200 bis 1470 und der spateren Reinschrift zur Zeit nach dem Jahr 1000 Bei Tschudis Tod war bei dieser Schlussfassung das Jahr 1370 erreicht Aus dem Chronicon Helveticum zwei Bande erst 1734 1736 von Johann Rudolf Iselin in Basel herausgegeben gewann die Sage von Wilhelm Tell weitere Verbreitung die Tschudi neben anderen Texten aus dem Weissen Buch von Sarnen ubernommen hatte Friedrich von Schiller bediente sich spater unter anderem dieser Quellensammlung fur sein gleichnamiges Drama Tschudis Geschichtswerk ist vergleichbar mit der Bairischen Chronik des Johannes Aventinus Eine ahnliche Bedeutung hat sein Werk Gallia comata eine Beschreibung der helvetischen Fruhgeschichte bis zum Jahr 1000 Tschudi vollendete es in seinem Todesjahr 1572 herausgegeben wurde es 1758 durch Johann Jacob Gallati Die Urallt warhafftig Alpisch Rhetia 1538 das einzige zu seinen Lebzeiten veroffentlichte Buch enthalt die erste genaue Schweizer Karte und einen deutschen Text Damit erhielt die Kartografie in seinem Lande Anstosse und Impulse Theologisch ausserte sich der Historiker in seiner grossen Schrift Vom Fegfur Vom Fegefeuer Chronicon Helveticum Teil 2 Anno MCCCCXV a MCCCCLXX Basel 1736 Volltext Chronicon Helveticum Historisch kritische Ausgabe in 22 Teilbanden Basel 2001 ISBN 3 85513 126 0 Gallia comata Faksimiledruck nach dem Original von 1758 Lindau 1977 Antiqua Verlag Rezeption BearbeitenEine Buste des auch Gilg Tschudi genannten Geschichtsschreibers ist in der von Konig Ludwig I von Bayern errichteten Walhalla aufgestellt Literatur BearbeitenHeinz Balmer Die Schweizerkarte des Aegidius Tschudi von 1538 In Gesnerus 30 1973 7 22 Digitalisat Katharina Koller Weiss et al Hrsg Aegidius Tschudi und seine Zeit Krebs Basel 2002 ISBN 3 85513 127 9 Katharina Koller Weiss Aegidius Tschudis grosse Manuskriptkarte des schweizerischen Raums und der angrenzenden Gebiete um 1565 In Cartographica Helvetica Heft 32 2005 S 3 16 Volltext auf e periodica ch doi 10 5169 seals 15362 56 Jakob Vogel Egidius Tschudi als Staatsmann und Geschichtschreiber Orell Fussli Zurich 1856 Peter Ochsenbein Karl Schmuki Bibliophiles Sammeln und historisches Forschen der Schweizer Polyhistor Aegidius Tschudi 1505 1572 und sein Nachlass in der Stiftsbibliothek St Gallen Fuhrer durch die Ausstellung in der Stiftsbibliothek St Gallen 1 Dezember 1990 bis 2 November 1991 Verlag am Klosterhof St Gallen 1991 ISBN 3 906616 26 6 Christian Sieber Tschudi Aegidius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 482 Digitalisat Wilhelm Oechsli Tschudi Aegidius In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 38 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 728 744 Christian Sieber Tschudi Aegidius In Fruhe Neuzeit in Deutschland 1520 1620 Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon VL 16 Bd 6 De Gruyter Berlin 2017 Sp 326 334 Constantin von Wurzbach Tschudi Aegydius In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 48 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1883 S 64 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aegidius Tschudi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Christian Sieber Aegidius Tschudi In Historisches Lexikon der Schweiz 1 Juli 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Christian Sieber Aegidius Tschudi In Historisches Lexikon der Schweiz 1 Juli 2015 abgerufen am 2 Oktober 2020 Normdaten Person GND 118624326 lobid OGND AKS LCCN n82250524 VIAF 46756126 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tschudi AegidiusALTERNATIVNAMEN Tschudi Gilg Tschudi G Tschudi EgidiusKURZBESCHREIBUNG schweizerischer Historiker und PolitikerGEBURTSDATUM 5 Februar 1505GEBURTSORT GlarusSTERBEDATUM 28 Februar 1572STERBEORT Glarus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aegidius Tschudi amp oldid 237011209