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Die Festung Aarburg ist eine machtige Festungsanlage im Sudwesten des Kantons Aargau in der Schweiz Sie befindet sich hoch uber dem Stadtchen Aarburg auf einem steil aufragenden Felssporn Im fruhen 12 Jahrhundert entstand eine Burg welche die Engstelle an der Aare kontrollierte und als Sitz des Aarburger Landvogts diente Die Stadt Bern liess die Burg zwischen 1659 und 1673 zu einer mehr als 400 Meter langen Festungsanlage ausbauen Sie diente zur Sicherung der Untertanengebiete im Berner Aargau und als Gefangnis Die Festung Aarburg ist die einzige erhalten gebliebene Festungsanlage der fruhen Neuzeit in der Schweiz und als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft Seit 1893 befindet sich in der Festung das Kantonale Jugendheim welches jugendstrafrechtliche Schutzmassnahmen vollzieht Festung AarburgFestung Aarburg und davor die Stadtkirche darunter Teile der AltstadtFestung Aarburg und davor die Stadtkirche darunter Teile der AltstadtStaat SchweizOrt AarburgEntstehungszeit 12 Jahrhundert 1659 1673Erhaltungszustand erhaltenGeographische Lage 47 19 N 7 54 O 47 321641666667 7 9009333333333 405 Koordinaten 47 19 17 9 N 7 54 3 4 O CH1903 634951 241300Hohenlage 405 m u M Festung Aarburg Kanton Aargau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalterliche Burg 1 2 Ausbau zur Festung 1 3 Kantonales Jugendheim 2 Gebaude 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalterliche Burg Bearbeiten Die erste indirekte urkundliche Erwahnung der Aarburg erfolgte im Jahr 1123 im Zusammenhang mit Graf Adalbero I von Frohburg Vermutlich gab es auf dem Felssporn bereits seit Beginn des 12 Jahrhunderts eine Burganlage entsprechende archaologische Funde existieren bislang jedoch nicht Um die Mitte des 12 Jahrhunderts ging die Aarburg von den Frohburgern an die Freiherren von Buron uber die sich in der Folge als Freiherren von Aarburg bezeichneten Kurz vor 1200 nahmen die Frohburger die Burg wieder in ihren Besitz und setzten Ministerialen ein 1255 erfolgte die erste direkte Erwahnung der Burg Rund 15 Jahre zuvor war sie aufgrund der frohburgischen Herrschaftsteilung an den Waldenburger Zweig der Familie ubergegangen Um diese Zeit entstand der alteste erhalten gebliebene Teil der Burg bestehend aus Hauptturm Harzer und Palas 1 Die Burg diente zur besseren Kontrolle der Nord Sud Verbindung und zur Uberwachung des wichtigen Aareflusshafens an der Aarewaage Mit ihr war die Blutgerichtsbarkeit verknupft Das Verwaltungsgebiet umfasste den westlichen Teil des heutigen Bezirks Zofingen aber ohne die Stadt Zofingen selbst 1299 verkauften die Frohburger die Burg und das gesamte Amt an die Habsburger Ab 1330 lebte hier die Familie von Kriech ein niederer Dienstadel der Habsburger der Burg und Amt als Pfand ubernahm 2 Im April 1415 eroberte die Stadt Bern Teile des heutigen Aargaus Jedoch leistete der damalige Besitzer der Festung Johannes Kriech den Bernern lange Zeit Widerstand auch als das Stadtlein schon eingenommen war Erst als er vernahm dass der ubrige Aargau wirklich auch erobert worden war hat er die Burg den Bernern 1416 verkauft Dessen ungeachtet wollte sein Schwager Rudolf von Landenberg 1446 einen Anspruch darauf geltend machen wurde aber abgewiesen 3 Ab 1416 wurde das neue Berner Amt Aarburg von Landvogten verwaltet welche ab 1419 auf der Burg residierten Zu Beginn verwalteten diese den gesamten Berner Aargau Erst spater als Bern die Rechte von Adel und Klerus immer mehr zuruckdrangte kamen weitere Vogteien hinzu Lenzburg 1442 Schenkenberg 1460 Biberstein 1499 Zofingen 1528 Konigsfelden 1528 und Kasteln 1732 Die Amtszeit des aus dem Berner Patriziat stammenden Landvogts betrug jeweils sechs Jahre 2 1470 wurde am Palas ein tiefgreifender Umbau vorgenommen Er umfasste eine Auskernung eine neue Geschosseinteilung und eine Aufstockung 1534 35 erfolgte im Palas eine Erhohung des obersten Geschosses und der Bau des heutigen Dachstuhls Das oberste Geschoss des Hauptturms wurde abgebrochen an seine Stelle kam stattdessen ein Tonnengewolbe mit Brustwehr 1557 kam ein Zeltdach hinzu Die Umbauten von 1621 bis 1627 dienten dazu den Wohnkomfort und die Reprasentationswirkung der Burg zu erhohen An der Sudwestecke des Palas entstand ein sechseckiger Treppenturm zur selben Zeit an der Sudfassade der vordere buw Vorderbau 4 Ausbau zur Festung Bearbeiten nbsp Die Sudfassade der Festung1654 erhielt Ratsherr Hans Rudolf Willading den Auftrag die Burg auf Erweiterungsmoglichkeiten hin zu untersuchen sein Bericht hatte vorerst keine Folgen Unter dem Eindruck des Ersten Villmergerkriegs projektierte der Zurcher Festungsbaumeister Johann Georg Wertmuller den Ausbau der Burg zu einer Festung Seiner Meinung nach war die Befestigung des nach Osten hin auslaufenden Bergruckens dringend erforderlich da dieser leicht eingenommen werden konnte Das von ihm erstellte Projekt kam wegen zu hoher Kosten nicht zustande Schliesslich konnte sich der Rat der Stadt Bern 1661 doch noch dazu durchringen den Vollausbau zur Artilleriefestung zu beschliessen 5 Die Fundamente des Festungswerk waren bis 1663 erstellt Anschliessend begannen die eigentlichen Bauarbeiten die sich zehn Jahre lang hinzogen Zweck der Festung war es die Verbindung zwischen den reformierten Stadten Bern und Zurich an der engsten Stelle des bernischen Herrschaftsgebietes zu schutzen und somit eventuelle Angriffe der katholischen Nachbarn zu erschweren Ab 1666 war die Festung standig von einer Garnison besetzt der Landvogt war nun gleichzeitig Kommandant Ein Teil der Festung diente als Gefangnis insbesondere fur politische Gefangene Als bekanntester Insasse gilt Jacques Barthelemy Micheli du Crest der hier von 1749 bis 1766 inhaftiert war an ihn erinnert eine Gedenktafel am Pulverlaboratorium 6 Am 10 Marz 1798 ubergaben die Berner die Festung kampflos den Franzosen Wahrend der Zeit der Helvetischen Republik war weiterhin eine Garnison stationiert und es wurden weiterhin Staatsgefangene eingekerkert 1804 ubernahm der neu geschaffene Kanton Aargau die Festung Sie diente bis 1826 als Zeughaus und Kaserne danach als Gefangnis Bekanntester Insasse zu jener Zeit war der beruhmt beruchtigte Ein und Ausbrecherkonig Bernhard Matter Nachdem 1864 in Lenzburg mit der Strafanstalt Lenzburg eine neue moderne Strafanstalt eroffnet worden war standen die Raumlichkeiten leer und der Kanton vermietete sie an mittellose Personen In der Folge verwahrloste die Festung zusehends da sich der Kanton beim Unterhalt auf das Allernotigste beschrankte 7 Kantonales Jugendheim Bearbeiten Der Grosse Rat beschloss 1891 die Einrichtung einer Anstalt fur jugendliche Verbrecher und Taugenichtse auf der Festung Die 1893 eroffnete Zwangserziehungsanstalt war die erste ihrer Art in der Schweiz War die Anstalt zu Beginn vor allem auf Zucht Ordnung und Bestrafung ausgerichtet wurden durch den 1905 neu gewahlten Direktor Adolf Scheurmann 1861 1947 die Jugendstraflinge zu Zoglingen die eine Nacherziehung Schulung und Berufslehre absolvierten 8 Ab den 1930er Jahren trat immer mehr der erzieherische Gedanke in den Vordergrund 9 Von 1946 bis 1959 erfolgte ein vollstandiger Umbau der Anstalt wovon vor allem der Hauptturm der Palas und die Kasernentrakte betroffen waren Eine zweite Gesamterneuerung folgte von 1984 bis 1988 um dem neuen Jugendstrafrecht Rechnung zu tragen Weitere Sanierungen wurden 1993 und 2005 2007 vorgenommen 10 1972 nannte sich die Erziehungsanstalt in Erziehungsheim um 1989 in Jugendheim 9 Zu den Insassen gehorten der Schriftsteller Jeno Marton sowie der spater hingerichtete Morder Paul Irniger Gebaude Bearbeiten nbsp Ubersichtsplan der FestungAuf dem schmalen lang gestreckten Felsgrat bilden Hauptturm und Palas beide aus Kalkstein erbaut den Kern der Anlage Es handelt sich hierbei um den altesten Teil der Festung der jedoch seit seiner Entstehung im 13 Jahrhundert durch zahlreiche Umbauten und Umnutzungen stark uberpragt wurde Der Palas hat Grundmasse von 21 Metern Lange und 9 Metern Breite die Mauerdicke betragt bis zur Decke des ersten Obergeschosses 2 Meter und verjungt sich danach zusehends Von der altesten Bausubstanz sind auf der Sudwestseite des Dachstocks zwei Rundbogenfenster aus Tuffstein erhalten geblieben 11 Das dritte Obergeschoss wurde zu einem reprasentativen Saal ausgebaut Sudseitig neben dem Palas befindet sich etwas zuruckversetzt der Hauptturm dessen Mauern bis zu 3 5 Meter dick sind Der Zugang zur Festung erfolgt von Suden her uber eine Treppe zu einem Ravelin Eine in den Felsen gehauene und von Gewolben uberdeckte Treppe die mit drei zusatzlichen Falltoren gesichert war fuhrt durch ein machtiges Portal zum Halsgraben Schlosshof Dieser bildet den Ubergang zwischen der mittelalterlichen Burg und der fruhneuzeitlichen Festung Vom Schlosshof gelangt man uber die untere Kasematte zum Sodbrunnen der in einem geraumigen Gewolberaum untergebracht ist Der uber 2 Meter breite Brunnenschacht ist 45 Meter tief und wurde im unteren Teil kavernenartig erweitert 12 Die nordlich des Halsgrabens liegende Kapelle blieb seit ihrer Entstehungszeit wahrend des Festungsbaus weitgehend unverandert und prasentiert sich als barocker Raum mit schlichter Formgebung reformierter Pragung Die Kanzel stammt von 1668 das Chorgestuhl ist wenige Jahre junger 13 Im ostlichen Teil der Festungsanlage befindet sich zwischen Tenaille und Hornwerk der Richtplatz der wahrend der Berner Herrschaft als Platz fur Gerichtsverhandlungen und Vollstreckung von Todesurteilen diente Auch der Kanton Aargau liess hier Hinrichtungen durchfuhren letztmals im Jahr 1863 14 Die Beleuchtung entspricht seit 2007 nicht den gesetzlichen Vorschriften da die Vorschriften in Bezug auf die Lichtverschmutzung nicht erfullt werden 15 Literatur BearbeitenAnnelies Hussy Christoph Reding Jurg Andrea Bossardt Manfred A Frey Hans Peter Neuenschwander Die Burg und Festung Aarburg Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte Schweizerische Kunstfuhrer Band 819 Serie 82 Bern 2007 ISBN 978 3 85782 819 5 Kevin Heiniger Krisen Kritik und Sexualnot Die Nacherziehung mannlicher Jugendlicher in der Anstalt Aarburg 1893 1981 Zurich 2016 ISBN 978 3 0340 1350 5 Kevin Heiniger Von Schweinereien und sittlichen Verfehlungen Homosexualitat und Psychiatrie in der Erziehungsanstalt Aarburg 1914 1958 In Invertito Jahrbuch fur die Geschichte der Homosexualitaten Jg 20 2019 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in AarburgWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Festung Aarburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kantonales Jugendheim Aarburg Burgenwelt Aarburg Weitere Bilder der Festung Informationen uber die Festung und Fuhrungen Festung Aarburg im Denkmalschutzinventar des Kantons AargauEinzelnachweise Bearbeiten Die Burg und Festung Aarburg S 8 9 a b Die Burg und Festung Aarburg S 11 13 Hans Jacob Leu Allgemeines Helvetisches Eydgenossisches Oder Schweitzerisches Lexicon Band 1 Zurich 1747 S 326f Google Books Die Burg und Festung Aarburg S 14 20 Die Burg und Festung Aarburg S 25 28 Die Burg und Festung Aarburg S 51 Die Burg und Festung Aarburg S 35 36 Nold Halder Direktor Adolf Scheurmann 1861 1947 Argovia abgerufen am 6 September 2020 a b Die Geschichte des Jugendheims Aarburg Kanton Aargau 2009 abgerufen am 30 Dezember 2010 Die Burg und Festung Aarburg S 37 40 Die Burg und Festung Aarburg S 10 11 Die Burg und Festung Aarburg S 42 45 Die Burg und Festung Aarburg S 50 Die Burg und Festung Aarburg S 52 Lichtverschmutzung Kanton Aargau will kunftig alle Schlosser nach Gesetz beleuchten In srf ch 29 September 2021 abgerufen am 29 September 2021 Burgen und Schlosser im Kanton Aargau Aarau Aarburg Altenburg Alt Wartburg Auenstein Baldingen Bellikon Bernau Besserstein Biberstein Bobikon Burgruine Bottenstein Bottstein Bremgarten Brestenberg Brunegg Freudenau Habsburg Hallwyl Hasenburg Hilfikon Horben Horen Iberg Kasteln Kindhausen Klingnau Konigstein Landvogteischloss Laufenburg Lenzburg Liebegg Mandach Rued Schafisheim Schenkenberg Scherenberg Schoftland Schwarzer Turm Schwarzwasserstelz Stein Baden Stein Rheinfelden Tegerfelden Trostburg Urgiz Waldhausen Wessenberg Wildenstein Wildegg Normdaten Geografikum GND 7596619 0 lobid OGND AKS VIAF 240577301 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festung Aarburg amp oldid 233287147