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Als Tenaille von frz tenaille Zange militar auch Zangenbewegung Umfassung oder Zangenwerk bezeichnet man im Festungsbau der fruhen Neuzeit alle Formen des Festungsumrisses die nur aus ein und ausspringenden Winkeln ohne Flanken bestehen wie sie etwa eine Bastion besitzt Die Flanken werden bei solchen Werken dadurch entbehrlich dass von den Wallen des ausspringenden Winkels der Raum vor der gegenuberliegenden ausspringenden Linie vollstandig bestrichen werden kann also in die Zange genommen werden kann 1 Schema der gebrauchlichen Befestigungswerke des bastionaren Befestigungssystems lediglich eine schematische Graphik die versucht moglich viele Bauformen darzustellen Die Bezeichnungen und die dazugehorigen Nummern aller hier im Text erwahnten Werke konnen uber die Anmerkungen aufgefunden werden Der Begriff Tenaille zerfallt im Festungsbau in drei unterschiedliche Kategorien die im Sprachgebrauch nicht immer eindeutig voneinander getrennt werden so dass sich ihre genaue Bedeutung erst aus dem Zusammenhang ergibt Das Wort Tenaille kann bezeichnen ein im Graben unmittelbar vor der eigentlichen Festung liegendes Werk das vornehmlich eine die dahinterliegende Anlage deckende Aufgabe besitzt wie die Grabenschere 2 oder Tenaille vor der Kurtine oder die Tenaille oder Kontergarde 3 frz contre garde vor dem Ravelin Diese schmalen Werke zum Schutz eines kleinen Ravelins gegen einen direkten Angriff werden nicht selten auch Tenaillons Einzahl Tenaillon oder kleine Scheren genannt 4 Sowohl die Grabenschere als auch das Tenaillon finden sich seit Vauban als Ende des 17 Jahrhunderts regelmassig in Befestigungsanlagen des bastionaren Befestigungssystems Da diese vielen kleinen Werke die viel kosten und wenig leisten 5 meist nur eine kleine Besatzung aufnehmen konnten war ihre Widerstandskraft gering weshalb sie wahrend des 18 Jahrhunderts ein wesentlicher Ausgangspunkt fur die Kritik gegen das bastionare Befestigungssystem insgesamt waren 6 ein getrennt vor dem Hauptgraben stehendes Aussenwerk das als vorgeschobenes Werk oder als ausseres Werk 7 die Krafte des Belagerers moglichst weit vor der eigentlichen Umwallung aufzehren sollte ohne dabei schon der eigentlichen Festung zu schaden Ein solches Werk konnte auch als Bruckenkopf dienen um eine Brucke uber einen Fluss zu schutzen oder dazu einen etwas vor der Festung liegenden Hohenrucken mit in die Befestigungslinie einzubeziehen Hier unterschied man zwischen einer einfachen Tenaille oder Schwalbenschwanz 8 frz queue d hirondelle und der doppelten Tenaille oder Pfaffenhut bzw Pfaffenmutze 9 frz bonnet a pretre Entsprechende Werke vor deren einspringenden Winkel sich ein Ravelin befindet bezeichnet man als eine verstarkte einfache oder verstarkte doppelte Tenaille 10 Die beiden Werke entsprechen einem Hornwerk 11 bzw einem Kronwerk 12 mit einer bastionaren Befestigungsfront Solche ausseren Werke die im franzosischen Festungsbau des 18 Jahrhunderts sehr gebrauchlich waren wurden im 19 Jahrhundert weitgehend durch detachierte Forts abgelost ein der Befestigungssystem das im 18 Jahrhundert entstand und sich im Wesentlichen aus Befestigungswerken zusammensetzt deren Grundriss sich nur aus ein und ausspringenden Winkeln zusammensetzte Tenaillensystem Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Hoyer Allgemeines Worterbuch der Kriegsbaukunst 1817 s v Tenaille auf der graphischen Ubersicht die Nr 31 und 32 auf der graphischen Ubersicht die Nr 30 Hinweis der moderne Graphiker hat die Tenaillons hier nicht neben einem Ravelin Nr 25 sondern falschlicherweise neben einem Halbmond frz demi lune Nr 21 vor einer Bastion eingezeichnet wo sie sinnlos sind da sie dort uberhaupt nicht flankiert werden konnen Hoyer Lehrbuch der Kriegsbaukunst 1818 137 Hoyer Lehrbuch der Kriegsbaukunst 1818 137 v Prittwitz und Gaffron Lehrbuch der Befestigungskunst und des Festungskrieges 1865 260f Prittwitz bezeichnet alle Werke die vor dem gedeckten Weg liegen als ausseres Werk v Prittwitz und Gaffron Lehrbuch der Befestigungskunst und des Festungskrieges 262 Hinweis dies wird auf der nebenstehenden modernen graphischen Ubersicht das ursprunglich einem Lexikon entnommen wurde leider nicht ganz korrekt dargestellt Da auf dieser Graphik der gedeckte Weg Nr 8 die gesamte Festung umgibt dienen diese Werke hier nur als couvre ravelin und sind somit auch keine ausseren Werke Dies kam durchaus vor war aber nicht die Regel auf der graphischen Ubersicht die Nr 20 auf der graphischen Ubersicht die Nr 27 und Nr 33 v Prittwitz und Gaffron Lehrbuch der Befestigungskunst und des Festungskrieges 1865 262 auf der graphischen Ubersicht die Nr 22 auf der graphischen Ubersicht die Nr 34Literatur BearbeitenJohann G von Hoyer Lehrbuch der Kriegsbaukunst 1818 Nachdruck 2011 ISBN 978 1 173 73982 9 Hartwig Neumann Festungsbaukunst und Festungsbautechnik 1994 ISBN 3 7637 5929 8Siehe auch BearbeitenFachbegriffe Festungsbau Festung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tenaille amp oldid 228679184