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Rocaille ist das kunstwissenschaftliche Fachwort fur die typischen Ornamentgebilde des 18 Jahrhunderts Sie bestehen aus meist asymmetrischen C formig geschwungenen und S formig gegeneinandergesetzten Motiven die in Voluten enden und von muschelartig geriffelten Strukturen oder pflanzlichen Motiven begleitet sein konnen Das Wort rocaille kommt aus dem Franzosischen und bedeutet Muschelwerk Das Rokoko wird im Franzosischen auch style rocaille genannt Rocaille Dekoration in der Abteikirche AmorbachDer Begriff Rocailles bezeichnet auch Stickperlen Inhaltsverzeichnis 1 Muschelgrotten 2 Entwicklung und Verbreitung 3 Literatur 4 WeblinksMuschelgrotten BearbeitenDie altesten von Muschelmotiven bestimmten Ornamentsysteme waren im 16 Jahrhundert die Grotten von Schlossanlagen der Renaissancezeit Sie wurden nicht nur mit Kalkstein Marmor Kieseln und anderen Steinen ausgekleidet sondern auch mit naturlichen oder kunstlerisch in oft bizarren Formen gestalteten Muscheln und Gehausen von Meeresschnecken Ein Beispiel ist der wie eine Grotte gestaltete Grottensaal im Neuen Palais in Potsdam 1765 Entwicklung und Verbreitung BearbeitenAb etwa 1730 entwickelte sich angeregt von dem noch flachigen linearen Regencestil und vom Muschelwerk der Grottenarchitektur die Rocaille in Frankreich als selbstandiges Dekorelement Sie findet sich auf kunsthandwerklichen Arbeiten wie Tafelsilber Mobeln und Porzellan aber auch in der Architektur In der Raumdekoration bei Stuckdecken Tafelungen und anderen rahmenden Schmuckelementen uberspielen die Naturformen zunehmend die geradlinigen Profile und Gesimse Wichtigster fruher Vertreter in Frankreich war Juste Aurele Meissonnier der durch seine Silberschmiedearbeiten und Stichvorlagen Einfluss auf das Kunsthandwerk nahm Wahrend in den romanischen Landern die Regeln des Decorum beachtet wurden in dem Sinne dass die Rocaille als heiteres spielerisches Motiv von reprasentativen offiziellen Bau und Dekorationsaufgaben ferngehalten wurde und der Ausstattung intimerer Innenraume vorbehalten blieb gewann sie im suddeutschen Rokoko grosse Bedeutung nicht nur in der Schloss und Kirchendekoration Im Gegensatz zu Frankreich wo die Rocaille sich eher auf die hofische Dekorationskunst von Interieurs beschrankte wurde sie in Deutschland in allen gesellschaftlichen Schichten heimisch Wichtiger Ausgangspunkt war ab 1740 der Munchener Hof dort vor allem mit den Werken von Francois de Cuvillies Populare Beispiele fur Gesamtkunstwerke in denen die Rocaille sowohl die architekturbegleitende Stuckplastik als auch die gesamte Ausstattung dominiert sind die Wieskirche und die Wallfahrtskirche Birnau Franz Anton Bustelli der den Ruhm der Nymphenburger Porzellanmanufaktur begrundete und als Vollender der Rokoko Porzellanplastik gilt verwendete sie nicht nur als Ornament sondern zugleich als objektgestaltendes Element Im gleichen Sinne ist der Gnadenaltar in Vierzehnheiligen mit seiner ins Monumentale umgesetzten Verwendung von Rocaillenmotiven zu nennen Im Norden Deutschlands war die Rocaille ein Leitmotiv bei der Dekoration preussischer Schlosser hier allerdings ausgefuhrt in schweren dichten Varianten Fur die Verbreitung der Rokokoformen sorgten auch deutsche Ornamentstecher wie Johann Michael Hoppenhaupt und Franz Xaver Habermann Um 1770 80 nahm die Beliebtheit der Rocaille in der Hochkunst immer mehr ab hielt sich aber in der Volkskunst etwa bei bemalten Mobeln oder in der Luftlmalerei bis um die Wende zum 19 Jahrhundert Im Kunstgewerbe des Historismus kam mit dem Neorokoko ab etwa 1840 auch die Rocaille wieder zu Ehren nbsp Rocaille nbsp Fenster mit asymmetrischem Rocaille Schmuck in Obermarchtal nbsp Aachen Lutticher Kleiderschrank mit Rocaille Couven Museum AachenLiteratur BearbeitenHermann Bauer Rocaille Zur Herkunft und zum Wesen eines Ornament Motivs Neue Munchner Beitrage zur Kunstgeschichte Bd 4 De Gruyter Berlin 1962 Vorschau bei Google Bucher Standardwerk nicht ausgewertet Martin Kirves Irrationale Rationalitat Die Rocaille als Erkenntnisform der Aufklarung In Brigitta Coers Lorenz Enderlein Lorenz Tobias Kunz und Markus Thome Hrsg Aufklarung und sakraler Raum Ausstattungsdiskurse im klerikalen Milieu des 18 Jahrhunderts Affalterbach 2016 S 57 76 Digitalisat Jan Pieper Muschelwerk und Seekartuschen Die Herkunft einiger Leitmotive des Rokoko aus den coquilles rivagees und den cartouches marines im franzosischen Schiffsbau des Barock In INSITU Zeitschrift fur Architekturgeschichte 4 2 2012 S 221 252 Gunter Irmscher Ornament in Europa Koln 2005 S 141 146 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rocaille Sammlung von Bildern Normdaten Sachbegriff GND 4284779 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rocaille amp oldid 233827054