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Die Geschichte des Kantons St Gallen umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des schweizerischen Kantons St Gallen von der Urgeschichte bis zur Gegenwart Der Kanton St Gallen in seiner heutigen Form wurde am 19 Februar 1803 durch die Mediationsakte neu gebildet An diesem Tag verfugte Napoleon Bonaparte mit der Mediationsakte die Grundung des Kantons in der Form wie er von Karl Muller Friedberg dem Grundervater des Kantons vorgeschlagen worden war Inhaltsverzeichnis 1 Die Entstehung des Kantons 1798 1803 2 Mediation und Restauration 1803 1831 3 Regeneration und Sonderbund 1830 1861 4 Der Kanton St Gallen bis zum Ende der Weltkriege 5 Nach dem Ersten Weltkrieg 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDie Entstehung des Kantons 1798 1803 Bearbeiten nbsp Die Kantone Linth und Santis der Helvetischen Republik 1798 nbsp Die Alte Ordnung in der Ostschweiz bis 1798Der Kanton St Gallen ist kein historisch gewachsenes Staatsgebilde sondern wurde am Kartentisch von Diplomaten zusammengestellt Dem Kanton St Gallen wurde im Wesentlichen das Gebiet zugeteilt das von den Kantonen Santis und Lindth ubrig blieb nachdem die Kantone Appenzell Innerrhoden Appenzell Ausserrhoden und Glarus wieder selbststandig wurden Die Teile waren entsprechend unterschiedlich Weder kulturell noch wirtschaftlich oder konfessionell bildete das Gebiet eine Einheit Auch fehlte ein politischer Mittelpunkt wenn auch klar der ehemalige Klosterstaat mit dem Zentrum St Gallen eine Art Kerngebiet darstellte Einzige Gemeinsamkeit aller Gebiete war der Wille zu Freiheit und Selbstandigkeit der sich 1798 beim Einfall der Franzosen in die Alte Eidgenossenschaft dadurch geaussert hatte dass in allen Gebieten eigenstandige Republiken ausgerufen wurden Die alteste Freiheitsbewegung wies dabei die Alte Landschaft zwischen Wil und St Gallen auf die dem Furstabt bereits 1795 weitgehende Freiheiten abgetrotzt hatte Aus diesem Grund fiel dieser Landschaft symbolisch und politisch grosses Gewicht zu Durch die zentralistische Helvetische Verfassung von 1798 wurden diese Republiken zusammen mit Appenzell Glarus und der schwyzerischen March in die neu geschaffenen Verwaltungskantone Santis und Linth eingegliedert blieben aber innerhalb der Helvetischen Republik Teil der Schweiz Zwischen 1799 und 1802 wahrend der Koalitionskriege teilten die beiden Kantone das Schicksal der Schweiz mit wiederholten Ein und Durchmarschen der Franzosen Osterreicher und Russen die Not und Zerstorung uber das Land brachten Daneben bekampften sich verschiedene einheimische Parteien Einerseits die Foderalisten und Unitarier die die neue Ordnung befurworteten sich jedoch nicht einig waren ob die Schweiz ein Zentralstaat oder ein Bundesstaat sein sollte Andererseits die Anhanger der alten Ordnung dem sogenannten Ancien Regime die wie der letzte Furstabt von St Gallen eine Ruckkehr zu den Zustanden von vor 1798 zu erreichen wunschten Am 19 Februar 1803 entschied Napoleon Bonaparte uber eine Neuordnung der Schweiz im Sinne der Foderalisten indem er in der sogenannten Mediationsakte die territoriale wie verfassungsmassige Ordnung der Schweiz und ihrer Kantone verfugte Die Neuordnung der Ostschweiz war dabei an der helvetischen Consulta der Beratung der helvetischen Abgesandten mit Napoleon in Paris eines der heissesten Eisen Dank seiner guten Kontakte zu franzosischen Diplomaten setzte sich der helvetische Abgeordnete Karl von Muller Friedberg durch der die Wiederherstellung von Appenzell Glarus und Schwyz in den alten Grenzen und die Bildung des heutigen Kantons St Gallen erreichen wollte Daneben hatte es auch andere Vorschlage gegeben insbesondere eine Verschmelzung der ehemaligen Furstabtei inklusive Toggenburg und Rheintal mit Appenzell bzw eine Angliederung von Sargans Uznach und Gaster an Glarus Karl Muller Friedberg 1755 1836 stammte aus dem Kanton Glarus allerdings war bereits sein Vater als Premierminister in den Diensten des Furstabtes von St Gallen gestanden und geadelt worden Als letzter furstabtischer Vogt des Toggenburgs hatte er dieses 1798 in die Freiheit entlassen und war in der Ara der Helvetischen Republik in die nationale Politik eingestiegen Die Kronung seiner Laufbahn war das Amt des ersten Landammanns des Kantons St Gallen 1815 Das Gebiet des Kantons entstand aus der Verschmelzung derjenigen Gebiete welche nach der Wiederherstellung von Glarus Schwyz und Appenzell von den helvetischen Kantonen Linth und Santis ubrig geblieben waren Diese Konkursmasse bestand aus den folgenden Gebieten die vor 1798 keine Einheit gebildet hatten Die sogenannte Alte Landschaft zwischen Wil und Rorschach die bis 1798 Kerngebiet des Klosterstaates der Furstabtei St Gallen war Die Abtei war seit 1451 ein Zugewandter Ort der alten Eidgenossenschaft Die Grafschaft Toggenburg wurde zwischen 1468 und 1798 von den Furstabten von St Gallen als eine Art konstitutioneller Monarchie regiert Die selbstandige Stadtrepublik St Gallen seit 1454 ein Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft Die autonome Stadt Rapperswil SG seit 1464 ein Protektorat der eidgenossischen Orte Zurich Bern und Glarus Die Untertanenlande bzw Gemeinen Herrschaften verschiedener eidgenossischer Orte Die Grafschaft Sargans und die Herrschaft Freudenberg Abtei Pfafers seit 1483 eine Gemeine Herrschaft der acht Orte Die Vogtei Rheintal eine Gemeine Herrschaft unter acht Orten und dem Furstabt von St Gallen Die Grafschaft Uznach seit 1437 eine Gemeine Herrschaft der Orte Schwyz und Glarus Die Vogtei Windegg Gaster seit 1438 Gemeine Herrschaft der Orte Schwyz und Glarus ab 1497 inklusive Gams Hohensax im Rheintal Die Grafschaft Werdenberg seit 1517 ein Untertanengebiet des Kantons Glarus Die Freiherrschaft Sax Forstegg seit 1615 ein Untertanengebiet des Kantons Zurich Mediation und Restauration 1803 1831 Bearbeiten nbsp Die Bestandteile des Kantons St Gallen nbsp Fahne der Freiwilligen Legion des Kantons St Gallen 1804 mit dem neuen Kantonswappen im ZentrumDie Verfassung des Kantons St Gallen ist im 9 Kapitel der franzosischen Mediationsakte enthalten Sie stimmt bis in manche Einzelheiten mit derjenigen des Kantons Aargau uberein dessen Situation mit derjenigen St Gallens weitgehend vergleichbar war Der Kanton wurde in 8 Bezirke unterteilt St Gallen Rorschach Gossau Obertoggenburg Untertoggenburg Rheintal Sargans UznachDie Bezirke zerfielen ihrerseits in 44 Kreise Die Legislative bildete der Grosse Rat bestehend aus 150 Mitgliedern Dieser bestellte aus seiner Mitte die Exekutive den neunkopfigen Kleinen Rat dem die Ernennung wichtiger Beamter und das alleinige Vorschlagsrecht fur Gesetze zustand Der Kleine Rat war bis 1831 die fuhrende kantonale Behorde Die richterliche Gewalt lag bei den acht Bezirksgerichten einem Kriminalgericht und einem letztinstanzlichen Appellationsgericht nbsp Karl Muller von Friedberg auf einem Portrat von Felix Maria Diogg 1802Am 15 Februar 1803 hatte Napoleon den in Paris abgeordneten Parteien u a in Anwesenheit von Karl Muller Freidberg die Mediationsakte zur Neubildung des Kantons ubergeben Am 15 Marz 1803 traten die helvetischen Behorden der Kantone Santis und Linth zuruck und am 15 April versammelte sich zum ersten Mal der Grosse Rat Eines der grossten Probleme des jungen Staatswesen bildete die Erledigung der Anspruche des ehemaligen Furstabtes von St Gallen Pankraz Vorster an das Territorium wie an das Vermogen und den Landbesitz des Kantons Der Abt stutzte sich dabei auf die Mediationsakte nach welcher die Kloster wiederhergestellt werden sollten Es war jedoch klar dass eine Existenz des Kantons St Gallen neben einem vollig wiederhergestellten Kloster St Gallen selbst wenn dieses ohne Landeshoheit blieb nicht denkbar war Jeglicher Kompromiss wurde durch die harte Haltung des im Exil lebenden ehemaligen Abtes verunmoglicht So entschied 1805 Napoleon definitiv zugunsten des Kantons Die traditionsreiche Abtei wurde als aufgehoben betrachtet und das Stiftsvermogen durch ein Gesetz vom 8 Mai 1805 liquidiert Darin wurden Staatsgut und katholisches Gut ausgeschieden Damit erhielt der Kanton auch die beiden letzten Herrschaftsgebiete der Abtei Ebringen und Norsingen bei Freiburg im Breisgau als Territorium Die beiden weitab vom Kanton gelegenen Exklaven wurden bereits 1806 fur 140 000 Gulden an das Grossherzogtum Baden veraussert 1 Das als katholisches Gut definierte Stiftsvermogen blieb katholischen religiosen und sozialen Zwecken erhalten und wurde einer katholischen Pflegschaft ubergeben bis es 1813 in die Hande des zur Regelung aller katholischen Angelegenheiten errichteten Katholischen Konfessionsteils des Kantons St Gallen kam Diese konfessionelle Korperschaft offentlichen Rechts mit ihren grossen Kompetenzen und reichen Geldmitteln aus der Klosterliquidation wurde bald eine eigentliche Nebenregierung im Kanton Uberhaupt begannen bald die konfessionellen Gegensatze wieder aufzubrechen was sich insbesondere auch im Streit um das Erziehungswesen zeigte welches schliesslich konfessionell getrennt organisiert werden musste Die Niederlage Frankreichs 1813 14 brachte die Existenz des Kantons St Gallen ernsthaft in Gefahr In verschiedenen Regionen des Kantons kam es zur Betonung einer Volksvertretung in der Verfassung was nicht gelang Durch den Verfassungskampf motiviert sah der junge Kanton sich in seiner Gesamtheit bedroht das Sarganserland beispielsweise wollte sich neu mit Glarus oder Graubunden verbinden Wahrend 1814 nach der Aufhebung der Mediationsverfassung die lange Tagsatzung in Zurich einen neuen eidgenossischen Bund vorbereitete kam es also im Kanton St Gallen zu einer bedenklichen politischen Krise Nur durch das von Muller Friedberg veranlasste Veto der alliierten Machte und die dadurch bewirkte Intervention eidgenossischer Truppen konnte der Bestand des Kantons gerettet werden Das Sarganserland wurde mehr als hundert Tage hart militarisch besetzt die Beteiligten in einem willkurlichen Prozess verurteilt 2 Am 31 August 1814 nahm der Grosse Rat Kantonsrat die zweite Kantonsverfassung an die entsprechend dem allgemeinen Zeitgeist viel autoritarer undemokratischer und zentralistischer war als die bisherige Auch zeigte sie deutlich die beginnende Konfessionalisierung der Politik Von nun an wahlte man je einen protestantischen und einen katholischen Landammann an die Spitze der Regierung Auch der Grosse Rat spaltete sich in zwei konfessionell getrennte Kollegien Alle politischen Behorden wurden paritatisch d h zu gleichen Teilen aus beiden Konfessionen bestellt Die Periode der Restauration war im Kanton St Gallen durch den autoritaren Fuhrungsstil Muller Friedbergs gezeichnet Die nicht berucksichtigte Forderung der liberalen und demokratischen Opposition nach mehr Volksrechten blieb aber ein Problem das letztlich zu seinem Sturz fuhrte Regeneration und Sonderbund 1830 1861 BearbeitenNach der franzosischen Julirevolution 1830 brachen die Spannungen verstarkt auf weshalb der Grosse Rat beschloss die Verfassung zu uberarbeiten Grosse Volksversammlungen in Altstatten Wattwil und St Gallenkappel erzwangen die Volkswahl eines Verfassungsrates der im Fruhjahr 1831 die dritte Kantonsverfassung ausarbeitete Im Marz 1831 wurde diese vom Volk angenommen wenn auch begleitet von Tumulten und Unregelmassigkeiten Nach dem Prinzip wer schweigt scheint zuzustimmen wurden Nichtstimmende als Annehmende gewertet Die neue vom Rheintaler Gallus Jakob Baumgartner redigierte Verfassung legte die Volkssouveranitat und die allgemeinen burgerlichen Rechte nach liberalen demokratischer Weise fest Dank den Bemuhungen des Verfassungsrates Franz Anton Good wurde St Gallen der erste Kanton der ein Vetorecht fur das Volk in der Verfassung vorsah Damit wurde er 1830 fur die anderen liberal regenerierten Kantone zum Vorbild Nicht erreicht werden konnte hingegen die Uberwindung der konfessionellen Spaltung in Verwaltung und Schule Fur die Besetzung aller Amter wurde sogar die Berucksichtigung der konfessionellen Krafteverhaltnisse vorgeschrieben Karl Muller Friedberg wurde nicht mehr fur die Wahl in den Kleinen Rat Regierung vorgeschlagen weshalb er sich beleidigt nach Konstanz zuruckzog wo er 1836 verstarb nbsp Karte der Bezirke des Kantons St Gallen 1831 2003Anstelle der bisherigen 8 Bezirke traten deren 15 St Gallen Tablat 1916 mit dem Bezirk St Gallen verschmolzen Rorschach Unterrheintal Oberrheintal Werdenberg Sargans Gaster Seebezirk Obertoggenburg Neutoggenburg Alttoggenburg Untertoggenburg Wil GossauSiehe auch Verwaltungsgliederung des Kantons St Gallen Auf der Ebene der Exekutive musste der vormals fast allmachtige Kleine Rat seine Vormachtstellung an den Grossen Rat abtreten Analog zur neuen Mitgliederzahl des Kleinen Rates wurden sieben Departemente der Kantonsverwaltung gebildet An die Spitze der Regierung trat die liberale Galionsfigur Gallus Jakob Baumgartner der aber nicht anders als Muller Friedberg ein autokratisches Regime fuhrte An der eidgenossischen Tagsatzung sprach man sogar vom Kanton Baumgartner Fur Jahre war der Kanton in der Hand der Liberalen weshalb St Gallen 1832 auch dem Siebnerkonkordat zum Schutz der liberal regenerierten Verfassungen beitrat Eine von Baumgartner entworfene liberale schweizerische Bundesverfassung scheiterte dann jedoch an der Uneinigkeit der Kantone so dass die Schweiz auf nationaler Ebene noch bis 1847 auf eine liberale Erneuerung warten musste In den folgenden Jahren war fur den Kanton St Gallen die Errichtung eines eigenstandigen Bistums St Gallen die zentrale politische Frage Nach 1815 hatte der Papst entgegen den St Galler Wunschen das Kantonsgebiet einem Bischof in Personalunion mit dem Bistum Chur angegliedert Nach dem Tod des Churer Bischofs Karl Rudolf von Buol Schauenstein beschloss der Grosse Rat 1833 das Doppelbistum nicht langer anzuerkennen Der Papst versuchte den Wunschen der St Galler 1836 durch eine Aufhebung des Doppelbistums und die Einsetzung eines apostolischen Vikars fur die Diozese St Gallen nachzukommen Allerdings brachen die Fronten zwischen der liberalen Kantonsregierung und der konservativ katholischen Opposition 1838 wieder auf als die Aufhebung und Liquidation des Klosters Pfafers durch den Grossen Rat verfugt wurde Die endgultige Regelung der Bistumsfrage mit dem Vatikan verzogerte sich noch bis 1845 47 Bistum St Gallen nbsp Wilhelm Matthias Naeff aus Altstatten war Mitglied in der Siebnergruppe welche die Schweizer Bundesverfassung von 1848 ausarbeitete und 1848 1875 Mitglied des BundesratesDie st gallische Politik wurde nach 1840 durch den volligen Wandel in der politischen Haltung ihres Landammanns Baumgartner bestimmt der immer mehr ins konservative Lager schwenkte und schliesslich sogar wie sein Vorganger Muller Friedberg das Haupt der Konservativen wurde Die liberal radikale Seite wurde dadurch schwer getroffen was sich im sog Direktorialhandel 1840 1843 zeigte Dabei ging es um die Verstaatlichung des kaufmannischen Direktoriums in St Gallen Im Gegensatz zu Baumgartner vertraten die jungeren Fuhrer der Liberalen die Ansicht das Vermogen des Direktoriums das zum Teil aus dem Postmonopol gewonnen worden war sei offentliches Gut und musse vom Staat verwaltet werden Nach heftigen Parteikampfen wurde die Verstaatlichung im Sinne Baumgartners vom Grossen Rat abgelehnt Heftig mitgenommen wurde der entlang der Konfessions und Parteigrenzen gespaltene Kanton St Gallen durch die allgemeinen eidgenossischen Parteikonflikte welche sich im Zuge der aargauischen Klosteraufhebungen ab 1841 ergaben 1843 stimmte St Gallen mit der Mehrheit der Tagsatzung die mit der Wiederherstellung der vier Frauenkloster die ganze aargauische Klosterfrage als erledigt ansah Als 1845 bei den Wahlen in den Grossen Rat ein Gleichgewicht der Liberalen und Konservativen resultierte wuchs die Unruhe insbesondere da 1846 die ganze Schweiz auf eine eindeutige Stellungnahme des Schicksalskantons St Gallen wartete um die Frage nach der erzwungenen Auflosung des katholisch konservativen Sonderbundes zu entscheiden Die Grossratswahlen von 1847 bekamen dadurch gesamtschweizerische Bedeutung von ihrem Ausgang hing die Neugestaltung der Schweiz ab Der uberraschende Wahlsieg der Liberalen im Bezirk Gaster brachte dann eine freisinnige Mehrheit im Grossen Rat zustande 77 73 was auch das Ende Baumgartners bedeutete Der Rat sprach sich folglich gegen den Sonderbund aus und stimmte im Oktober 1847 nach heftigem Redekampf auch der militarischen Exekution zu Beim Aufgebot zum Sonderbundskrieg gab es zwar Meutereien in katholischen Truppenteilen die aber rasch uberwunden wurden Das St Galler Kontingent von ca 6000 Mann unter Oberst Dominik Gmur kam wahrend der Kampfhandlungen in Meierskappel zum Einsatz verlor jedoch keinen einzigen Mann 1848 nahm St Gallen mit 16 893 gegen 8072 Stimmen die neue Bundesverfassung der Eidgenossenschaft an und war im ersten Bundesrat durch Wilhelm Matthias Naeff vertreten nbsp Der Friede von St Gallorien 1861 Zeitgenossische Karikatur auf die politischen Verhaltnisse im Kanton St Gallen und die sog Friedensverfassung In den Fasces eingewickelt damalige Politiker des Kantons Die kantonalen Parteikampfe kamen durch die nationalen Umwalzungen nicht zum Erliegen 1849 1851 wurde um eine Verfassungsrevision gekampft und die Revision vom Volk zweimal abgelehnt Als die Liberalen 1855 eine besonders starke Mehrheit im Grossen Rat erhielten erzwangen sie durch Gesetz eine Starkung der Staatsgewalt gegenuber den Konfessionen Als indirekte Folge dieses Gesetzes kam 1856 die uberkonfessionelle Vertrags Kantonsschule in St Gallen zustande Das Jahr 1859 brachte zum ersten Mal seit 1831 eine konservative Mehrheit im Grossen Rat und ebenso in dem damals bestellten Verfassungsrat Der konservative Verfassungsentwurf wurde aber am 1860 vom Volk verworfen Nach den Wahlen von 1861 verstarkte sich die konservative Mehrheit und es gingen Geruchte uber einen geplanten radikal liberalen Putsch um Auf Initiative ihres Mitglieds Arnold Otto Aepli 1816 1897 gelang es jedoch der Regierung einen Vermittlungsvorschlag fur eine Verfassungsrevision durchzubringen Die Wahlen in den Verfassungsrat sollten nicht mehr nach Bezirksgemeinden sondern nach politischen Gemeinden stattfinden wodurch die vielerorts starken liberalen Minderheiten besser zur Geltung kommen wurden Der Verfassungsrat war dann auch wie erwartet liberal dominiert schaffte es jedoch einen Kompromiss Verfassung auszuarbeiten Der Kanton St Gallen bis zum Ende der Weltkriege Bearbeiten nbsp Anleihe uber 5000 Franken des Kantons St Gallen vom 31 Juli 1903Die vierte sog Friedensverfassung des Kantons St Gallen von 1861 brachte als wesentliche Anderungen ein neues Wahlsystem Wahlkreis ist die politische nicht mehr die Bezirksgemeinde Aufhebung der konfessionalen Paritat bei der Bestellung der Behorden und die vollige Autonomie der kirchlichen Organe in ihren innern Angelegenheiten Das Schulwesen wurde einem uberkonfessionellen gemeinsamen Erziehungsrat unterstellt und die Schaffung einer staatlichen Kantonsschule beschlossen Der Kleine Rat wurde in Regierungsrat umbenannt 1862 anerkannte der Grosse Rat die konfessionellen Organisationen welche sich der evangelische und der katholische Kantonsteil entsprechend der neuen Verfassung gegeben hatten Der Parteienkampf ging jedoch weiter unter anderem um die Kantonsschule 1865 eroffnet die Frage der Beurkundung des Zivilstands die Kantonalbank usw Dass der Kulturkampf der 1870er Jahre in St Gallen mit Leidenschaft gefuhrt wurde ergab sich schon aus der Tradition dieses Staates Der Bischof von St Gallen Karl Greith trug durch seine kampferische Haltung zu einer zusatzlichen Verscharfung wesentlich bei Die Demokraten trennten sich nach 1880 von den Liberalen uber dem Streit zwischen Reprasentativsystem und Volksdemokratie Den Anstoss fur eine demokratische Verfassungsrevision gab eine demokratische Parteiversammlung 1888 in Wil welche ausser den alteren demokratischen Forderungen wie obligatorisches Gesetzesreferendum Volksinitiative Volkswahl der Regierungs und Standerate auch als neue Forderungen das obligatorische Finanzreferendum das proportionale Wahlverfahren Schwurgerichte und eine entschiedenere Sozialpolitik verlangte Soweit ging aber der 1889 zusammentretende Verfassungsrat nicht Die funfte kantonale Verfassung von 1890 war ein Kompromiss zwischen dem Programm der Allianz zwischen den Demokraten und den Katholisch Konservativen sowie dem Programm der Liberalen Erweiterung der Volksrechte Volksinitiative Volkswahl der Regierung Ausbau der Sozialpolitik und des burgerlichen Schulwesens Die Wahlen von 1891 ergaben zwar eine liberale Grossratsmehrheit aber im Regierungsrat dominierte die konservativ demokratische Allianz 1892 schloss St Gallen einen Staatsvertrag mit Osterreich um eine gemeinsam durchgefuhrte Rheinkorrektion zu verwirklichenWahrend des Ersten Weltkrieges wurde der Kanton durch die Affare um den st gallischen Bundesrat Arthur Hoffmann 1917 schwer getroffen Hoffmann musste auf starken Druck aus der Westschweiz zurucktreten Nach dem Zusammenbruch Osterreich Ungarns wurde ein Anschluss des Vorarlbergs an die Schweiz erwogen und von St Gallen stark unterstutzt Die Alliierten entschieden jedoch 1919 fur einen Verbleib Vorarlbergs bei Osterreich Nach dem Ersten Weltkrieg BearbeitenDie Textilindustrie war seit dem Beginn der Industrialisierung der grosste Wirtschaftszweig im Kanton St Gallen 1801 wurden in den Gebauden des Klosters St Gallen die ersten Spinnmaschinen aufgestellt und dadurch schon fruh der Grundstein fur die spatere Entwicklung gelegt Die Ostschweiz hatte mit ihrer Textilindustrie einen wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Aufstieg der Schweiz In St Gallen lag der Schwerpunkt auf der Stickerei die eine hohe Wertschopfung verzeichnete und sehr viel Personal benotigte da neben der maschinellen Stickerei in Fabriken auch die Handstickerei als Heimarbeit und in Kleinbetrieben uberlebte Ganze Landstriche insbesondere das Obertoggenburg und Werdenberg waren ausschliesslich auf dieses Handwerk ausgerichtet 1912 war die Stickerei der grosste Exportsektor der Schweiz Rund 45 der Beschaftigten im Kanton St Gallen ca 60 000 Personen arbeiteten in und um die Stickerei Die grosse Nachfrage nach Stickereiprodukten entstand wegen der Frauenmode der Belle Epoche die ganz auf die feine St Galler Stickerei ausgerichtet war Die Bedeutung der Stadt St Gallen als internationale Modemetropole lasst sich bis heute an der monumentalen Hauptpost und am Bahnhofsgebaude der Stadt ablesen die 1911 1915 kurz vor dem Ende der Hochkonjunktur gebaut wurden Der Erste Weltkrieg setzte dem Export von Luxuswaren wie der Stickereiartikel ein abruptes Ende Dazu kam die Veranderungen der Frauenmode und die weltweite Wirtschaftskrise Bis 1930 verloren deshalb 55 000 Angestellte in der Stickerei ihre Arbeit Die starke Abhangigkeit von der Textilindustrie konnte nicht anderweitig kompensiert werden weshalb uber 50 000 Menschen den Kanton verlassen mussten um anderweitig Arbeit zu finden Die Bevolkerung des Kantons ging stark zuruck und erst 1950 konnte die Bevolkerungszahl von 1910 wieder erreicht werden Die Frage des Proportionalwahlrechts die bei der Ausarbeitung der funften Verfassung noch aufgeschoben wurde konnte nach mehreren Anlaufen 1911 entschieden werden Seither wurden die Sitze im Grossen Rat proportional nach Stimmenanteilen auf die Parteien verteilt wodurch auch kleinere Bewegungen etwa die Sozialdemokratische Partei ins Parlament einziehen konnten Die anhaltende Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit liess die Parteistreitigkeiten zwischen Liberalen und Konservativen in den Hintergrund treten Dafur stand nun der Gegensatz zwischen dem Burgerblock und der Sozialdemokratie im Mittelpunkt Die Klassenkampfstimmung konnte erst durch das Friedensabkommen in der Metall und Uhrenindustrie 1937 beigelegt werden Wahrend des Zweiten Weltkrieges war St Gallen als Grenzkanton insbesondere mit der Fluchtlingsfrage konfrontiert Das beispielhafte Verhalten des Polizeikommandanten Paul Gruninger der durch Einsatz seiner Karriere wahrscheinlich tausende Menschenleben retten konnte soll hier exemplarisch erwahnt werden Gruninger wurde 1939 unehrenhaft entlassen und erst 1997 posthum rehabilitiert Auch in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts erreichten mehrere Fluchtlingswellen den Kanton Zunachst 1956 nach dem Ungarnaufstand dann aus Tibet 1961 der Tschechoslowakei 1968 aus Chile 1973 Indochina 1979 1981 Polen 1982 und schliesslich Jugoslawien nach 1985 Wurden diese Fluchtlinge zunachst noch sehr herzlich empfangen und ihre Arbeit bereitwillig angenommen schlug die Stimmung in den achtzigerjahren allmahlich um es kamen zu viele und es kamen die Falschen 3 Als es etwa in Bronschhofen zu Protesten gegen die vorubergehende Umnutzung einer Armeeunterkunft als Durchgangslager fur Asylbewerber kam musste der Bund Truppen aufbieten um die Fluchtlinge vor der Bevolkerung zu schutzen nbsp Wahlkreise des Kantons St GallenFrauen erhielten im Jahr 1972 das kantonale Stimm und Wahlrecht 4 Die sechste Kantonsverfassung von 2001 brachte als wesentliche Neuerung die Abschaffung der Bezirke und die seit 2003 gultige Neueinteilung des Kantonsgebietes in acht Wahlkreise St Gallen Rorschach Rheintal Werdenberg Sarganserland See Gaster Toggenburg WilSiehe auch BearbeitenDirekte Demokratie im Kanton St Gallen Seekrieg auf dem Bodensee 1632 1648Literatur BearbeitenWolfgang Goldi Regula Steinhauser Zimmermann Alfred Zangger Max Baumann Max Lemmenmeier St Gallen Kanton In Historisches Lexikon der Schweiz Es werde St Gallen Revolution Helvetik Mediation und Kantonsgrundung 1793 1803 Amt fur Kultur des Kantons St Gallen St Gallen 2003 ISBN 3 908048 42 7 Sankt Galler Geschichte 2003 in neun Banden Amt fur Kultur des Kantons St Gallen St Gallen 2003 ISBN 3 908048 43 5 Gesamtausgabe digital Weblinks BearbeitenMediationsverfassung des Bundes von 1803 Mediationsverfassung des Kantons von 1803 Die aktuelle Kantonsverfassung PDF Datei Einzelnachweise Bearbeiten Online Quelle bei Wilnet ch Leo Pfiffner Leo Der Verfassungskampf und die Trennungsbewegung im Sarganserland Dissertation Fribourg Freiburg 1956 Max Lemmermeier Hochkonjunktur und mittelstandische Sozialordnung In Sankt Galler Geschichte 2003 Band 8 Seite 17 Meyers Enzyklopadisches Lexikon 1977 Band 20 S 686 Geschichte der Kantone der Schweiz Aargau Appenzell Ausserrhoden Appenzell Innerrhoden Basel Landschaft Basel Stadt Bern Freiburg Genf Glarus Graubunden Jura Luzern Neuenburg Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn St Gallen Tessin Thurgau Uri Waadt Wallis Zug Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Kantons St Gallen amp oldid 238541544