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Die Geschichte des Kantons Bern behandelt die Geschichte des heutigen Kantons Bern der durch die Mediationsakte von 1803 als einer der Rechtsnachfolger der Stadt und Republik Bern entstand Inhaltsverzeichnis 1 Mediation und Restauration 2 Die liberale Verfassung von 1831 3 Radikaler Liberalismus 4 Bundesstadt 5 Die Verfassungsreform von 1869 und der Kulturkampf 6 Die gescheiterte Verfassungsrevision von 1885 7 Von 1893 bis zur Gegenwart 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMediation und Restauration BearbeitenNachdem die helvetische Einheitsrepublik 1802 im Stecklikrieg untergegangen war hielt die Mediationsakte von 1803 die Selbstandigkeit der Waadt und des Aargaus aufrecht vereinte dagegen wieder das Oberland mit Bern und gab dem Kanton der vor 1798 ein Aggregat der verschiedenartigsten Bestandteile mit mannigfaltigen Lokal und Partikularrechten gewesen war seine gegenwartige Einheit nbsp Karl Ludwig von HallerAm 23 Dezember 1813 erklarte die Regierung unter dem Druck Osterreichs die Mediationsverfassung fur aufgehoben und legte ihre Gewalt in die Hande des patrizischen Rats von 1798 nieder der sofort seine Souveranitat auch uber Waadt und Aargau geltend zu machen suchte Allein diese Anspruche scheiterten an dem entschiedenen Widerstand jener Kantone und an der Einsicht der Machte Dagegen erhielt Bern vom Wiener Kongress als Entschadigung den grossten Teil des ehemaligen Furstbistums Basel Berner Jura Im Innern wurde die alte Verfassung hergestellt mit der Milderung dass das Burgerrecht der Stadt geoffnet und dem Rate der Zweihundert 99 Vertreter der Landschaft hinzugefugt wurden 21 September 1815 Es begann die nach einem Werk des Berner Staatswissenschaftlers Karl Ludwig von Haller benannte Restaurationszeit Die liberale Verfassung von 1831 Bearbeiten nbsp Emanuel Friedrich von FischerDie Julirevolution von 1830 gab auch in Bern den Anstoss zur demokratischen Umgestaltung des Staatswesens Auf das sturmische Verlangen einer am 10 Januar 1831 zu Munsingen abgehaltenen Volksversammlung berief der Grosse Rat unter dem letzten Schultheissen Emanuel Friedrich von Fischer einen Verfassungsrat von 240 Mitgliedern der nach der Volkszahl von den Gemeinden gewahlt wurde und vom bekannten Padagogen Philipp Emanuel von Fellenberg prasidiert wurde Die neue am 31 Juli angenommene Verfassung hob die Vorrechte der Stadt ganzlich auf und setzte proportionale Vertretung im Grossen Rat fest dessen Wahl jedoch indirekt durch Wahlmanner erfolgte Die gesturzten Patrizier trugen sich eine Zeitlang mit gewaltsamen Umsturzplanen deren Entdeckung im August 1832 einen Prozess herbeifuhrte welcher ihren Einfluss vollkommen brach Radikaler Liberalismus Bearbeiten1834 wurde die Universitat Bern gegrundet Der Beitritt Berns zu den Beschlussen der Badener Konferenz erregte im katholischen Jura 1836 eine heftige Garung die von Frankreich geschurt wurde und zur Zurucknahme der Badener Artikel fuhrte Allmahlich trat gegen die von den Gebrudern Schnell aus Burgdorf und spater von Karl Neuhaus geleitete liberale Regierung unter dem Einfluss der an der Hochschule wirkenden deutschen Fluchtlinge Ludwig Snell und Wilhelm Snell eine radikale Opposition auf welche 1846 eine Revision des Grundgesetzes bewirkte Die neue am 31 Juli 1846 angenommene Verfassung beseitigte das indirekte Wahlsystem samt den letzten Wahlbeschrankungen setzte die Mitgliederzahl der Regierung von 17 auf 9 herab gab dem Volk das Recht den Grossen Rat abzuberufen fuhrte Geschworenengerichte ein und sah den Loskauf der Zehnten und Bodenzinsen vor In die neue Regierung gelangten die Fuhrer der Radikalen der Freischarenfuhrer Ulrich Ochsenbein und Jakob Stampfli Wilhelm Snells Schwiegersohn Ein heftiger Gegner der Radikalen war der Pfarrer und Schriftsteller Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf Bundesstadt Bearbeiten nbsp Eduard BloschAm 28 November 1848 wurde Bern zur Bundesstadt erhoben Mittlerweile hatte sich den Radikalen gegenuber eine grosse konservative Partei gebildet welche bei den Wahlen im Mai 1850 die Oberhand gewann und die Regierung mit ihren Hauptern Eduard Blosch Bendicht Straub u a besetzte Die reaktionaren Schritte der Konservativen Entfernung freisinniger Lehrer Erlass eines strengen Pressegesetzes bewirkten dass schon 1854 Radikale und Konservative sich bei den Grossratswahlen die Waage hielten worauf durch einen Kompromiss die Fuhrer beider Parteien in die Regierung gewahlt wurden Bei den spateren Neuwahlen wurde die konservative Partei immer schwacher und zuletzt ganz aus der Regierung gedrangt woraufhin auch ihre Schopfungen z B das Pressegesetz usw fielen Die Verfassungsreform von 1869 und der Kulturkampf BearbeitenDurch eine vom Volk 4 Juli 1869 angenommene Partialrevision wurde das obligatorische Referendum uber Gesetze grossere Ausgaben und das vierjahrige Budget eingefuhrt Der Kanton Bern wurde vom Kulturkampf der 1872 in der Schweiz ausbrach besonders beruhrt Als die Regierung nach der Amtsentsetzung des Bischofs Eugene Lachat den katholischen Geistlichen des Kantons jeden Verkehr mit demselben untersagte kundigten 97 Geistliche aus dem Jura dem katholischen Landesteil Berns in einer Zuschrift an die Regierung dieser den Gehorsam auf worauf sie soweit sie Pfarrstellen bekleideten gerichtlich derselben entsetzt wurden September 1873 Zugleich regelte ein Kirchengesetz welches 18 Januar 1874 vom Volk mit ca 70 000 gegen 17 000 Stimmen angenommen wurde die Beziehungen zwischen Staat und Kirche so dass Zivilstand Ehe und Begrabnis burgerlich geordnet den Gemeinden die Pfarrwahlen ubertragen und als hochste kirchliche Behorde fur beide Konfessionen die Kantonsynoden eingesetzt wurden und jede bischofliche Jurisdiktion von der Bewilligung der Regierung abhing Da nur die Altkatholiken sich den Bestimmungen dieses Gesetzes unterwarfen wahrend die Romisch Katholischen erklarten dasselbe niemals annehmen zu konnen so gingen alle landeskirchlichen Privilegien Staatsbesoldungen Kirchen Pfarrhauser und das Kirchenvermogen an die nun Christkatholische Kirche genannte altkatholische Kirche uber wahrend sich die Romischen Katholiken in die Stellung eines Privatvereins gedrangt sahen An der Universitat Bern wurde im November 1874 eine katholisch theologische Fakultat errichtet die einer lehramtsfreien Forschung und der Durchsetzung des Altkatholizismus dienen sollte Die Unruhen im Jura wurden durch Militar unterdruckt und die abgesetzten Geistlichen ihrer Agitation wegen aus den jurassischen Amtsbezirken ausgewiesen Da jedoch der Bundesrat auf den Rekurs der Betroffenen hin diese Ausweisung fur ungesetzlich erklarte und die Bundesversammlung ihm beistimmte musste die bernische Regierung das Ausweisungsdekret am 6 November 1875 zurucknehmen sicherte sich aber vorher durch das Kultuspolizeigesetz vom 14 September gegen neue Ausschreitungen Da indes die Subventionierung der Jura und Bern Luzern Bahn der Ruckkauf der letztern als sie zum Konkurs kam Januar 1877 sowie andere bedeutende Ausgaben den Staat mit Schulden uberhauften und die Staatsrechnung Jahr fur Jahr bedeutende Defizits aufwies entstand Unzufriedenheit im Volke gegen die herrschenden Personlichkeiten und dasselbe versagte dem vierjahrigen Budget am 27 August 1877 seine Genehmigung nbsp Albert Bitzius 1835 1882 Bei den Neuwahlen zum Grossen Rat Ende Mai 1878 behielt zwar die radikale Partei die Oberhand die Regierung aber wurde fast vollig neu bestellt u a durch Jeremias Gotthelfs Sohn Albert Bitzius junior Zugleich traten auch die kirchlichen Angelegenheiten in eine neue Phase indem die Romischen Katholiken sich dem Kultusgesetz unterwarfen wogegen der Grosse Rat die abgesetzten Geistlichen fur wieder wahlbar erklarte Im Marz 1879 beteiligten sich die Ultramontanen bei den Erneuerungswahlen der Geistlichen und siegten in vielen Gemeinden doch sicherte die Regierung den altkatholischen Minderheiten die Mitbenutzung der Kirchen Zur Ordnung der Finanzen erliess der Grosse Rat ein Stempelsteuergesetz und ein Gesetz betreffend die Vereinfachung des Staatshaushalts welche das Volk 2 Mai 1880 genehmigte obschon ihm durch das letztere das bisherige Recht der Budgetbewilligung entzogen wurde Dadurch sowie durch eine vorteilhafte Konversion der Staatsschuld gelang es der neuen Regierung die Ara des Defizits zu schliessen Die gescheiterte Verfassungsrevision von 1885 BearbeitenDie seit einiger Zeit in der ganzen Schweiz bemerkliche rucklaufige Stromung ermutigte die bernischen Konservativen 1883 zu einem erneuten Sturm auf das liberal radikale Regiment Sie konstituierten sich als sogenannte Volkspartei bemachtigten sich der schon seit Jahren schwebenden Frage einer Revision der Verfassung von 1846 und sammelten die zum Verlangen einer Volksabstimmung notigen Unterschriften Da nun auch die radikalen Wortfuhrer und Organe sich fur die Revision Aussprachen wurde dieselbe in der Volksabstimmung vom 3 Juni mit grosser Mehrheit beschlossen und einem besonderen Verfassungsrat ubertragen Die Wahlen zu diesem fielen jedoch zu Ungunsten der Volkspartei aus indem zwei Drittel der Gewahlten den Radikalen angehorten Der Verfassungsrat dem u a der Grindelwalder Pfarrer Gottfried Strasser angehorte begann sein Werk am 3 September 1883 und beendete es am 28 November 1884 Das neue Grundgesetz sollte namentlich Reformen im Gemeinde und Armenwesen bringen und bestimmte die Ertragnisse der Burgerguter die bis dahin ausschliesslich den Korporationen der Burgergemeinden zugutekamen fur die Bedurfnisse der Gesamtgemeinden wurde aber am 1 Marz 1885 mit 55 612 gegen 31 547 Stimmen vom Volk abgelehnt Von 1893 bis zur Gegenwart Bearbeiten1893 wurde eine neue Staatsverfassung angenommen Mit dem Bau des Flusskraftwerkes Hagneck begann 1898 die Elektrisierung durch die Bernische Kraftwerke AG und 1913 mit der Eroffnung des Lotschbergtunnels der Betrieb der Bern Lotschberg Simplon Bahn Der technische Fortschritt wurde 1914 in Bern mit der Schweizerischen Landesausstellung gefeiert Am 24 November 1917 schlug Rudolf Minger im Bierhubeli die Grundung einer Bauernpartei vor Diese erfolgte im Jahre 1918 unter dem Namen Bauern Gewerbe und Burgerpartei BGB Die Vorlauferin der Schweizerischen Volkspartei SVP profitierte vom bald darauf eingefuhrten Proporzwahlsystem das erstmals 1922 bei den Wahlen zum Kantonsparlament zur Anwendung kam 1 und war dann jahrzehntelang die eigentliche bernische Staatspartei Erst 1968 wenige Jahre vor der Einfuhrung des nationalen Frauenstimmrechts am 7 Februar 1971 wurde das Frauenstimmrecht auf Gemeindeebene eingefuhrt das kantonale Stimmrecht folgte am 12 Dezember 1971 2 Nach mehreren Plebisziten in den 1970er Jahren kam es 1979 zur Loslosung des Kantons Jura 1994 wechselte das Laufental zum Kanton Basel Landschaft und 1996 die Gemeinde Vellerat zum Kanton Jura 1984 wurde der Kanton von der Berner Finanzaffare erschuttert nachdem der Revisor Rudolf Hafner als Whistleblower unter anderem die gesetzeswidrige Zweckentfremdung von SEVA Lotteriegeldern aufgedeckt hatte Im Zuge der anschliessenden Umwalzungen in der politischen Landschaft gelangte 1986 mit Leni Robert erstmals eine Frau in den Regierungsrat und am 1 Januar 1995 wurde eine neue Kantonsverfassung in Kraft gesetzt 1962 wurde die erste Autobahnstrecke eroffnet namlich das Teilstuck der A1 zwischen Bern und Schonbuhl 1962 bis 1973 wurde die zweite Juragewasserkorrektion durchgefuhrt die erste war von 1868 bis 1891 erfolgt 1972 das Kernkraftwerk Muhleberg in Betrieb genommen und 1999 mit dem Bau des Lotschberg Basistunnels der Neuen Eisenbahn Alpentransversale NEAT begonnen die 2007 in Betrieb genommen wurde Siehe auch Regierungsratsersatzwahl 2016 im Kanton BernLiteratur BearbeitenGeschichte des Kantons Bern seit 1798 Historischer Verein des Kantons Bern Bern 1982 1996 4 Bande Band 1 Helvetik Mediation Restauration 1798 1830 ISBN 3 85731 005 7 Band 2 Die Entstehung des demokratischen Volksstaates 1831 1880 ISBN 3 85731 012 X Band 3 Tradition und Aufbruch 1881 1995 ISBN 3 85731 0018 7 Band 4 Im Strom der Modernisierung ISBN 3 85731 017 0 Bibliographie der Berner Geschichte BBG von der Universitatsbibliothek Bern mit Unterstutzung der Burgergemeinde Bern herausgegeben seit 1975 seit 1995 ist die Bibliographie Teil des Bibliothekskatalogs IDS Basel Bern Weblinks BearbeitenHans Grutter Anne Marie Dubler Karl H Flatt Urs Martin Zahnd Georges Grosjean Francois de Capitani Christian Pfister Beat Junker Christian Luthi Hans Rudolf Egli Paul Messerli Klaus Aerni Quirinus Reichen Franz Georg Maier Bern Kanton In Historisches Lexikon der Schweiz 2018 Geschichte des Kantons Bern seit 1798 Kurze Verfassungsgeschichte des Kantons Bern Memento vom 12 August 2007 im Internet Archive Infos zur Finanzaffare auf g26 ch in Internet ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Intelligenzblatt fur die Stadt Bern Memento des Originals vom 15 Juli 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot intelligenzblatt unibe ch 6 Mai 1922 S 1 Staatskanzlei 50 Jahre Frauenstimm und wahlrecht im Kanton Bern In sta be ch 15 Dezember 2021 abgerufen am 18 Februar 2022 Geschichte der Kantone der Schweiz Aargau Appenzell Ausserrhoden Appenzell Innerrhoden Basel Landschaft Basel Stadt Bern Freiburg Genf Glarus Graubunden Jura Luzern Neuenburg Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn St Gallen Tessin Thurgau Uri Waadt Wallis Zug Zurich Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage von 1888 bis 1890 Bitte entferne diesen Hinweis nur wenn du den Artikel so weit uberarbeitet hast dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt dies belegt ist und er den heutigen sprachlichen Anforderungen genugt Um danach auf den Meyers Artikel zu verweisen kannst du Meyers Online Band Seite benutzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Kantons Bern amp oldid 232497379