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Johann Wilhelm Snell 8 April 1789 in Idstein 8 Mai 1851 in Bern war Professor der Jurisprudenz radikalliberaler Revolutionar und ein bedeutender liberaler Politiker der Schweiz wahrend des 19 Jahrhunderts Wilhelm SnellNaturrecht 1859 Ausgabe fur das Ausland Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenWilhelm Snell stammte aus einer hessischen Akademikerfamilie war ein Sohn des nassauischen Verwaltungsbeamten Lehrers und Politikers Christian Wilhelm Snell und jungerer Bruder von Ludwig Snell 1785 1854 der ebenfalls Schweizer Politiker wurde Snell studierte Jura in Giessen bei Karl Ludwig Wilhelm von Grolman 1775 1829 Wahrend der Befreiungskriege wurde er in der deutschen Nationalbewegung aktiv Seit der Jahreswende 1813 14 bestand im Raum Giessen Mainz Heidelberg ein nach dem Muster der Freimaurerlogen gebildeter politischer Geheimbund meist nach den wichtigsten Mitgliedern Hoffmann Snell Gruner Bund genannt der ein einheitliches Deutschland unter preussischer Fuhrung anstrebte Neben Snell waren in Giessen die Bruder Friedrich Gottlieb und Carl Theodor Welcker sowie der ehemalige Giessener Student und Butzbacher Schulleiter Friedrich Ludwig Weidig darin eingebunden Anfang 1814 grundete Wilhelm Snell zusammen mit seinem Bruder Ludwig im neu formierten Herzogtum Nassau eine Deutsche Gesellschaft entsprechend den Ideen von Ernst Moritz Arndt mit dem sich Snell personlich uber dieses Projekt beriet Die erste grossere Versammlung fand im Sommer des Jahres 1814 in Usingen statt wo auch Welcker und Weidig teilnahmen Die spater veroffentlichte Grundungsrede Wilhelm Snells fordert zu einer verstarkten Volksbildung publizistischer Tatigkeit Festen und Volksliederveranstaltungen mit dem Ziel der Errichtung eines deutschen Nationalstaats auf Am 18 Oktober trat er als Agitator bei einer Gedenkfeier zur Volkerschlacht bei Leipzig auf dem Geisberg bei Wiesbaden auf Ein Flugblatt Snells unter dem Titel Beherzigungen vor dem Wiener Kongress wurde von der nassauischen Regierung zu grossen Teilen eingezogen fand jedoch eine gewisse Verbreitung Unter anderem rief Snell wahrend der Volkerschlachtfeier zur Grundung eines Deutschen Gesellschaft in der Landeshauptstadt Wiesbaden auf Diese erfolgte am 8 November 1814 Kurz darauf verbot die nassauische Regierung die Deutschen Gesellschaften Im Verlauf des Jahres 1815 scheint Snell sich von der antifranzosischen Haltung Arndts entfernt zu haben Vielmehr nahm er die Franzosische Revolution zunehmend als Vorbild fur einen deutschen Weg zu einem Nationalstaat und einer Verfassung wahr Nach dem Studium wurde Snell Untersuchungsrichter am Kriminalgericht in Dillenburg Dort war er im Jahr 1818 im Rahmen der Adressenbewegung aktiv und formulierte eine Petition wahlberechtigter Burger aus Dillenburg Herborn und Haiger an die Landstande des Herzogtums Nassau die die Aufhebung bestimmter Abgaben und Dienstpflichten Unabhangigkeit der Justiz sowie den Ubergang der Domanen aus dem personlichen Eigentum des Fursten in das des Staats verlangte In der Folge wurde diese Schrift gedruckt verbreitet und in der politischen Publizistik der rheinischen Region diskutiert Zwei Schriften von Mitte Mai 1818 und vom Februar 1819 die sogenannten Prufenden Bemerkungen forderten eine Selbstemanzipation der Landstande von der Vormundschaft des Landesherren und eine gemeinsame Initiative mit den Landstanden anderer deutscher Lander zur Bildung eines Nationalstaats schliesslich sogar eine Revolution Die Urheberschaft wurde nie zweifelsfrei geklart aber Snell zugesprochen Deshalb wurde er auf Betreiben des Regierungsprasidenten Carl Friedrich Emil von Ibell bereits im Mai 1818 von seiner Stelle abgesetzt 1819 erhielt er den Titel des Dr iur von der Universitat Giessen Snell erhielt zwar 1819 eine Professur in Dorpat musste diese aber nach einer Denunziation durch Ibel wieder aufgeben und folgte 1821 einem Ruf als Professor an die Universitat Basel 1833 ging er als Professor an die Universitat Zurich 1834 an die neu gegrundete Universitat Bern wo er erster Rektor wurde 1 Da er hier mit seinem Bruder Ludwig Snell im Sinn des radikalen Liberalismus wirkte kam er in Konflikt mit der herrschenden gemassigt liberalen Partei und wurde auf eine unbegrundete Hochverratsanklage hin ohne richterliche Untersuchung abgesetzt und aus dem Kanton verbannt Er wandte sich hierauf nach Baselland wo er in den Landrat gewahlt und zum Haupturheber des Freischarenzuges von 1845 wurde kehrte aber nach der radikalliberalen Reform der Berner Verfassung von 1846 nach Bern zuruck Er grundete die Junge Rechtsschule an der Universitat Bern Diese pragte zusammen mit seinen Vorlesungen die in sein Werk Naturrecht eingeflossen sind in den 1830er und 1840er Jahren eine ganze Generation junger Juristen und beeinflusste dadurch die radikalliberale Bewegung in der Schweiz massgebend Zu seinen Studenten gehorten sein Schwiegersohn Jakob Stampfli Jakob Dubs und Ulrich Ochsenbein alle drei spatere Bundesrate sowie sein Schwiegersohn Niklaus Niggeler der Schopfer des bernischen Zivilgesetzbuches von 1847 Redaktor der Bernerzeitung und Nationalratsprasident Snell war Ehrenmitglied der Studentenverbindung Helvetia und fuhrendes Mitglied des 1835 gegrundeten Schweizerischen Nationalvereins Sein Gegner Jeremias Gotthelf nannte ihn einen fremden Schlingel versoffenen Professor und Revoluzer von der ersten Stunde Snell und sein Bruder sowie ihre Anhanger wurden im Volksmund in Anlehnung an das angestrebte Tempo der liberalen Reformen die Snellen genannt Wilhelm Snell engagierte sich insbesondere im Kampf gegen die stete Ausdehnung des Staatlichen die die Freiheit des Einzelnen bedrohe Die Regierungsgewalt und die Verwaltung sei einzuschranken da sie ihrem Wesen gemass nach Erweiterung des Machtgenusses strebe Naturrecht 216 Snell forcierte hierzu zwar vor allem die Einschrankung der Verwaltung durch die Gesetzgebung und in Fiskalsachen durch die Gerichte deutete aber an dass die Einschrankung auch durch eine Verfassungsgerichtsbarkeit erfolgen konnte Naturrecht 233 2 Werke BearbeitenNaturrecht nach den Vorlesungen von Dr Wilhelm Snell postum herausgegeben von einem Freunde des Verewigten 1 Auflage Langnau im Emmental 1857 weitere Auflagen Bern 1859 1885 3 4 Literatur BearbeitenChristoph Zurcher Snell Wilhelm In Historisches Lexikon der Schweiz Snell Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 516 518 Digitalisat Wilhelm Oechsli Snell Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 512 514 Wilhelm Snell s Leben und Wirken Von einigen Freunden dem Andenken des Verstorbenen gewidmet Buchdruckerei der Berner Zeitung Bern 1851 Peter Moraw Kleine Geschichte der Universitat Giessen Giessen 1990 ISBN 3 927835 00 5 Fernando Garzoni Die Rechtsstaatsidee im schweizerischen Staatsdenken des 19 Jahrhunderts unter Berucksichtigung der Entwicklung im englischen nordamerikanischen franzosischen und deutschen Staatsdenken Zurich 1952 S 125 ff Michael Lauener Jeremias Gotthelf Prediger gegen den Rechtsstaat Schulthess Zurich 2011 ISBN 978 3 7255 6259 6 Michael Lauener Jeremias Gotthelfs Kampf gegen die Rechtsstaatsidee der jungen Rechtsschule Wilhelm Snells In Thomas Vormbaum Hrsg Jahrbuch der Juristischen Zeitgeschichte 13 2012 de Gruyter Berlin Boston 2013 S 388 434 zuerst in Felix Hafner Andreas Kley Victor Monnier Hrsg Commentationes Historiae Iuris Helveticae VIII 2012 Staempfli Verlag Bern 2012 ISBN 978 3 7272 8822 7 S 83 128 Michael Lauener Wilhelm Snells politisches und juristisches Denken in Nicolas Gex Lukas Kunzler Olivier Meuwly Hrsg Amitie et patrie Forschungen zur radikalen Bewegung Regards sur le mouvement radical 1820 1850 In Berner Zeitschrift fur Geschichte BEZG 77 04 2015 S 46 54 5 Monika Dettwiler Rustici Berner Lauffeuer Zytglogge 5 Aufl Basel 2010 ISBN 978 3 7296 0560 2 In diesem historischen Roman sind Wilhelm Snell seine Tochter und Schuler zentrale Personen Wolf Heino Struck Das Streben nach burgerlicher Freiheit und nationaler Einheit in der Sicht des Herzogtums Nassau In Nassauische Annalen 77 Band 1966 S 142 216 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Snell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Wilhelm Snell an der Universitat Zurich Sommersemester 1833 bis Wintersemester 1833 Einzelnachweise Bearbeiten Universitatsbibliothek Bern Eroffnungsrede von Wilhelm Snell Basel Landschaft Personenlexikon Wilhelm Snell Wilhelm Snell Naturrecht 2008 als unveranderter Nachdruck in den Elibron Classics series der Adamant Media Corporation New York Ungedruckte Vorlesungsnachschriften liegen im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern im Staatsarchiv des Kantons Bern in der Universitatsbibliothek Bern und im Staatsarchiv des Kantons Basel Stadt Michael Lauener Wilhelm Snells politisches und juristisches Denken 2015Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage von 1888 bis 1890 Bitte entferne diesen Hinweis nur wenn du den Artikel so weit uberarbeitet hast dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt dies belegt ist und er den heutigen sprachlichen Anforderungen genugt Um danach auf den Meyers Artikel zu verweisen kannst du Meyers Online Band Seite benutzen Normdaten Person GND 117441813 lobid OGND AKS VIAF 77093586 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Snell WilhelmALTERNATIVNAMEN Snell Johann Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer Jurist Professor der Jurisprudenz und liberaler PolitikerGEBURTSDATUM 8 April 1789GEBURTSORT IdsteinSTERBEDATUM 8 Mai 1851STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Snell amp oldid 236804475