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Die Landstande des Herzogtums Nassau waren der Landtag des Herzogtums Nassau zwischen 1818 und 1866 Als Folge der Annexion des Herzogtums durch Preussen nach dem Deutschen Krieg 1866 wurde der Nassauische Kommunallandtag bzw das Preussische Abgeordnetenhaus sein Nachfolger Das Ministerialgebaude in Wiesbaden Sitz der Landstande ab 1844 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Von der Grundung des Herzogtums bis zur Marzrevolution 2 1 Erste Kammer 2 2 Zweite Kammer 2 3 Kompetenzen Arbeit 3 Erste Wahlperiode 4 Zweite Wahlperiode 5 Dritte Wahlperiode 6 Vierte Wahlperiode 7 Funfte Wahlperiode 8 Deutsche Revolution 8 1 Anfange des Parteiwesens 9 Restaurationszeit 9 1 Siebte Wahlperiode 9 2 Achte Wahlperiode 10 Der Wiederaufstieg der Liberalen 10 1 Nassauische Fortschrittspartei 10 2 Neunte Wahlperiode 10 3 Zehnte Wahlperiode 10 4 Elfte und letzte Wahlperiode 11 Landtagsgebaude 12 Parlamentsprasidenten 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Gegensatz zu vielen anderen Territorien des alten Reiches verfugten die nassauischen Lande uber keine Landstande Dies war der Kleinteiligkeit Nassaus und der Tatsache geschuldet dass es in Nassau keine wesentliche Schicht von einzubindenden Adligen gab Die Landstande des Herzogtums Nassau hatten daher keine direkten Vorlaufer Von der Grundung des Herzogtums bis zur Marzrevolution Bearbeiten nbsp Bundesakte von 1815Artikel 13 der Bundesakte verpflichtete die Staaten des Deutschen Bundes Verfassungen zu erlassen und einen Landtag einzurichten Bereits vorher hatte das Herzogtum Nassau in der Verfassung von 1814 ein Zwei Kammern Parlament vorgesehen Erste Kammer Bearbeiten Die Erste Kammer oder Herrenbank sollte der Vertretung des Adels dienen Neben den Prinzen der herzoglichen Familie der Herzog selbst als Souveran war nicht Mitglied der Ersten Kammer waren dies vor allem die Standesherren die Chefs der mediatisierten fruher reichsunmittelbaren Familien Diese hatten im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses ihre Souveranitat verloren und sollten so politisch entschadigt werden Neben den Standesherren konnte der Herzog weitere Mitglieder des elfkopfigen Gremiums ernennen Mit herzoglichem Edikt vom 4 November 1815 wurde die Kammer um sechs weitere Mitglieder erganzt die von den hochstbesteuerten adligen Grundbesitzern gewahlt wurden Zweite Kammer Bearbeiten Die Zweite Kammer oder Landesdeputiertenversammlung bestand aus 18 gewahlten Mitglieder sowie vier weiteren Mitgliedern Gewahlt wurde in zwei Gruppen in der Gruppe der Grundbesitzer und der der Gewerbetreibenden Fur die Grundbesitzer waren 15 Mandate vorgesehen Die Abgeordneten wurden in direkter Wahl in drei Wahlkreisen Wiesbaden Weilburg und Dillenburg gewahlt Die Wahl erfolgte personlich in Wahlversammlungen Das aktive Wahlrecht setzte ein Mindestalter von 25 Jahren voraus wahlberechtigt waren nur Manner Das Wahlrecht richtete sich nach den Steuerzahlungen Zensuswahlrecht Wahlberechtigte mussten in der Gruppe der hochstbesteuerten Grundbesitzer eingeordnet sein Weiterhin durften Wahlberechtigte nicht unter Kuratel stehen in Konkurs oder vorbestraft sein Bedingt durch diese Einschrankungen war nur ein kleiner Teil der Bevolkerung wahlberechtigt 1825 waren dies rund 1 750 Personen von rund 300 000 Einwohnern Im Durchschnitt waren bei Wahlen bis 1846 1 826 Personen oder 2 der Bevolkerung wahlberechtigt Die hochstbesteuerten Gewerbetreibenden verfugten uber drei Mandate in der zweiten Kammer Auch hier bestanden die fur die Grundbesitzer genannten Wahlvoraussetzungen 1825 waren in dieser Gruppe rund 200 Personen wahlberechtigt Vier Abgeordnete vertraten die Hochschulen und Kirchen Je ein Vertreter reprasentierte die hoheren Schulen die Religionsgemeinschaft der Lutheraner die Religionsgemeinschaft der Reformierten und die Religionsgemeinschaft der Katholiken Die Wahl erfolgte jeweils auf sieben Jahre Fur den Fall des Ausscheidens eines Mitglieds waren Nachwahlen vorgesehen Der Vorsitzende wurde vom Herzog aus drei Vorschlagen der Kammer ernannt Kompetenzen Arbeit Bearbeiten Die Kompetenzen des Landtags waren begrenzt Die Landstande wurden durch den Herzog einberufen Ein Zusammentreten aus eigenem Recht war ihnen verwehrt Vorgesehen war dass in jedem Jahr in den Monaten Januar bis Marz eine Parlamentssession stattfinden sollte Auch konnte der Herzog die Kammer vertagen oder auflosen Die Stande hatten kein Gesetzesinitiativrecht sie konnten die herzogliche Regierung um Gesetzesentwurfe bitten Ein eingeschranktes Budgetrecht bestand Die Stande hatten das Recht Steuern zu bewilligen oder abzulehnen und das Recht der Haushaltskontrolle Zu den Aufgaben gehorte auch die Kontrolle der Justiz Die Kammern entschieden uber Vorlagen jeweils getrennt Ausnahme uber den Haushalt entschieden beide Kammern gemeinsam Waren sich beide Kammern nicht einig war ein Vermittlungsausschuss vorgesehen Erste Wahlperiode BearbeitenErst vier Jahre nach der Verkundung der Verfassung setzte Anfang 1818 der Herzog die ersten Wahlen an Dadurch sollte eine Mitwirkung des Parlaments an der grundlegenden Einrichtung des Herzogtums verhindert werden Wahlberechtigt waren 39 Adlige und 1448 burgerliche Grossgrundbesitzer sowie 128 wohlhabende Stadtbewohner Gemessen an den 287 000 Einwohnern des Herzogtums lag der Anteil der Wahlberechtigten an der Bevolkerung bei 0 4 Prozent und damit im Vergleich zu anderen deutschen Territorien niedrig Das passive Wahlrecht fur die Deputiertenkammer besassen nur 265 Personen bzw 0 05 Prozent der Bevolkerung Am 3 Marz 1818 traten die Landstande erstmals zusammen Erster Prasident der zweiten Kammer wurde Christian Wilhelm Snell Die Abgeordneten sind in der Liste der Abgeordneten der Landstande des Herzogtums Nassau 1818 1848 aufgefuhrt Inhaltliche Schwerpunkte setzte in der ersten Wahlperiode vor allem die Herrenbank Die mediatisierten Hauser nutzten sie als Plattform zum Schlagabtausch mit der herzoglichen Regierung Dabei war der Nassauische Domanenstreit bereits ein wichtiges Thema Zweite Wahlperiode BearbeitenDie zweiten Wahlen zur zweiten Kammer fanden 1825 statt Viele der liberalen Deputierten verloren dabei ihr Mandat Als Parlamentsprasident wurde Georg Herber bestatigt der Snell bereit 1819 in diesem Amt abgelost hatte Spatestens ab 1830 beherrschte der Nassauische Domanenstreit die Arbeit des Landtags Am 24 Marz 1830 legten die Deputierten der zweiten Kammer eine Erklarung vor nach der die Domanen Eigentum der Allgemeinheit sei Die Regierung widersprach dieser Auffassung nachdrucklich Kammerprasident Georg Herber wurde verhaftet und wegen Schmahung des Regenten und Injurien gegen Bieberstein zu drei Jahren Festungshaft verurteilt 1831 hatte die herzogliche Regierung einen Pairsschub vorgenommen Durch die per Edikt vom 29 Oktober 1831 angeordnete Ernennung weiterer Mitglieder der inzwischen weitgehend ihn unterstutzenden Herrenbank erreichte der Herzog eine Mehrheit in den Standen Die liberale Opposition war damit zur Minderheit gemacht und blieb mit ihrem Versuch erfolglos im November 1831 die Steuererhebung zu verweigern Ebenso stimmte die Herrenbank eine von den Burgerlichen angestrebte Klage gegen Staatsminister Bieberstein nieder mit der die Vergrosserung der Herrenbank geahndet werden sollte Dritte Wahlperiode BearbeitenBei den Wahlen vom Marz 1832 setzten sich die liberalen Krafte durch und es gab eine klare liberale Mehrheit in der zweiten Kammer Dieser Wahlsieg bewirkte aber aufgrund der Lage in der ersten Kammer keine Oppositionsmehrheit in den Landstanden insgesamt Die burgerlichen Deputierten verlangten daher dass die Herrenbank in ihren vorherigen Zustand zuruckversetzt wurde Als die Regierung dies verweigerte brachen die Gewahlten die Sitzung ab und zogen am 17 April aus der Versammlung aus Die drei Geistlichen der Lehrer und ein verbliebener Deputierter erklarten die ubrigen ihrer Rechte fur verlustig und genehmigten die herzoglichen Steuern Die Boykotteure waren die Abgeordneten Joseph Adamy Johann Adam Allendorfer Jacob Bertram Michael Dietz die Bruder Friedrich und Jacob Heinrich Eberhard Friedrich Arnold von Eck Philipp Fink Georg Herber Georg Hofmann Nikolaus Kindlinger Friedrich Lang Philipp May Friedrich Russ und Joseph Weiler Die Boykotteure wurden von der 1832 erfolgenden Nachwahl ausgeschlossen Damit waren praktisch keine Liberalen mehr in der Deputiertenkammer mehr vertreten als sie 1833 erneut zusammentrat Statt Georg Herber wurde Georg Muller zum interimistischen Prasidenten der Kammer bestimmt Nach den Wahlen wurde Friedrich Eberhard zum neuen Prasidenten gewahlt Die Abgeordneten waren durch die Ereignisse die verscharfte Zensur und vor allem durch die Prozesse gegen eine Vielzahl von Liberalen an der Spitze Georg Herber so eingeschuchtert dass die Kammer keinen Versuch einer Oppositionsarbeit mehr wagte Vierte Wahlperiode BearbeitenBei den turnusgemassen Wahlen 1839 ergaben sich nahezu keine politischen Veranderungen Liberale Stromungen waren in der Deputiertenkammer praktisch nicht vertreten Funfte Wahlperiode BearbeitenIn der Deputiertenkammer die aus der Wahl im Jahr 1846 hervorging zeigten sich erstmals wieder Reformbemuhungen was moglicherweise im Zusammenhang mit zuvor gestiegenem Reformdruck in anderen Parlamenten deutscher Territorien stand so in Baden und Wurttemberg Umgesetzt wurde jedoch nur die Veroffentlichung der eigenen Sitzungsprotokolle Weitere initiativen wie eine zu Gunsten der Gewerbetreibenden veranderte Zusammensetzung mundlichen und offentlichen Gerichtsverhandlungen Judenemanzipation Pressefreiheit Offentlichkeit der eigenen Sitzungen Reformen der Gemeindeordnung und eine Verringerung des Wildbestands wurden von der herzoglichen Regierung zuruckgewiesen Der neu gewahlte August Hergenhahn etablierte sich schnell als Anfuhrer der liberalen Fraktion Deutsche Revolution BearbeitenAuch in Nassau fuhrte die Marzrevolution zu einem neuen Wahlrecht Nachdem der Herzog am 4 Marz 1848 die Neun Forderungen der Nassauer akzeptiert hatte musste er auch erstmals eine echte Volksvertretung akzeptieren Das neue provisorische Wahlgesetz von 5 April 1848 1 traf folgender Regelungen Das Zweikammersystem wurde zu Gunsten einer einzigen Kammer der Standeversammlung aufgegeben Die Abgeordneten wurden in allgemeiner geheimer und schriftlicher Wahl uber Wahlmanner gewahlt Das Wahlrecht hing nicht mehr von der Steuerzahlung ab Das aktive Wahlrecht setzte voraus dass die Wahler Gemeindeburger im Sinne des Nassauischen Gemeindegesetzes vom 12 Dezember 1848 waren Das bedeutete Volljahrigkeit guter Leumund und die Fahigkeit den Unterhalt einer Familie zu sichern Die Auspragung des Wahlrechtes war auch in den Kreisen der Liberalen umstritten So vertraten Wilhelm Zais und Franz Bertram die Position stattdessen eine direkte Wahl mit niedrigem Zensus von 3 2 Gulden Steuern durchzufuhren konnten sich aber nicht durchsetzen Gewahlt wurde in 14 Wahlbezirken die jeweils zwei Amter umfassten Je 9600 Einwohner wurde ein Abgeordneter gewahlt so dass sich vier Wahlbezirke mit zwei Abgeordneten sieben Wahlbezirke mit drei Abgeordneten und drei Wahlkreise mit vier Abgeordneten ergaben Das passive Wahlrecht war dahingehend begrenzt dass Regierungsmitglieder oberste Militars und deren Bedienstete nicht wahlbar waren Die Amtmanner und Rezepturbeamte waren nicht in ihrem Wahlbezirk wahlbar Am 1 Mai 1848 erfolgten die Wahlen zum sechsten Landtag nach dem neuen Wahlgesetz aber noch unter Nutzung der alten Gemeindeordnung von 1816 zur Definition des Gemeindeburgers Die Abgeordneten der sechsten Wahlperiode sind in der Liste der Abgeordneten der Landstande des Herzogtums Nassau 1848 1851 aufgelistet Wahlberechtigt waren nun mehr als 70 000 Burger Mit 41 Deputierten hatte sich die Zweite Kammer wesentlich vergrossert so dass zahlreiche bislang nicht in Erscheinung getretene Kandidaten zur Wahl standen deren politische Einstellung fur die Wahlmanner meist nicht klar zu erkennen war Insgesamt wurden nur drei Abgeordnete des funften Landtags wiedergewahlt Bald nach der ersten Landtagssitzung am 22 Mai begann die Formierung von Fraktionen Am 18 Dezember 1849 wurde als wichtigste Entscheidung der Standeversammlung die neue Verfassung von Nassau verabschiedet 2 3 Daruber hinaus befasste sich das Parlament insbesondere mit Fragen die die Landbevolkerung zur Teilnahme an der Revolution getrieben hatten Im Juli 1848 wurde das Recht zur Jagd auf fremden Grundstucken abgeschafft Am 18 Dezember 1848 wurde ein Gemeindegesetz verabschiedet das gewahlte Burgermeister und Gemeindevertreter festschrieb Am 24 Dezember wurde die lange umstrittene Zehntablosung in Nassau durch die Festsetzung der Ablosebetrags auf das 14 Fache des jahrlichen Zehntertrags entscheidend vorangebracht Es folgten am 4 April 1849 ein Verwaltungsgesetz das erstmals fur die unterste Ebene allgemeine Verwaltung und Justiz trennte ein Strafgesetzbuch und am 14 April das Gerichtsverfassungsgesetz nach dem Strafprozesse offentlich und mundlich gefuhrt werden mussten und Schwurgerichte eingefuhrt wurden Mit dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung im Sommer 1849 spaltete sich auch der nassauische Landtag Wahrend die linken Abgeordneten am Frankfurter Parlament festhielten unterstutzten die rechten die von Preussen vorangetriebene Erfurter Unionsverfassung Zudem nahm die Heftigkeit der Auseinandersetzungen uber die Steuerbewilligung zu Wahrend die Rechte im Wesentlichen die Haushaltsentwurfe der herzoglichen Regierung stutzte versuchte die Linke ein Sparprogramm durchzusetzen Dieser Haushaltsstreit fuhrte im Marz 1850 dazu dass die Regierung den Landtag bis zum 25 September vertagte Im Fruhjahr 1851 zogen die Linken im Rahmen des immer noch nicht beigelegten Streits aus dem Parlament aus Daraufhin ordnete der Herzog die Auflosung an die am 2 April 1851 im Rahmen der letzten Landtagssitzung stattfand Damit war der nassauische Landtag allerdings eines der letzten im Rahmen der Deutschen Revolution formierten Parlamente das uberhaupt noch zusammentrat Anfange des Parteiwesens Bearbeiten Mit der Marzrevolution war es moglich geworden politische Vereine die Vorganger der spateren Parteien zu bilden Die Wahlen waren jedoch noch reine Personlichkeitswahlen Parteilisten gab es genauso wenig wie Wahlkampagnen der einzelnen Gruppen Die beiden Extreme im politischen Spektrum stellten der Centralverein fur religiose Freiheit und die Republikanische Gesellschaft dar Der Centralverein in Limburg an der Lahn von Bischof Peter Josef Blum Moritz Lieber und Johann Baptist Diehl gegrundet deckte das katholisch konservative Lager ab Nur wenige Abgeordnete der Standeversammlung standen dem Centralverein nahe Die Republikanische Gesellschaft trat fur eine Abschaffung der Monarchie und der Einfuhrung einer Republik ein Mit dieser Forderung konnten sich jedoch die wenigsten Nassauer anfreunden Die Gesellschaft erzielte keine Erfolge bei den Marzwahlen Erfolgreicher waren die Liberalen Eine Reihe lokaler Zusammenschlusse wurden gegrundet die sich Mitte 1848 im Bund demokratischer Vereine zusammenschlossen Auch wenn diese Vereine in der Bevolkerung hohe Akzeptanz genossen wurden sie von der Regierung verfolgt und wieder aufgelost So wurde in Wiesbaden am 12 Juli 1848 der Demokratischer Verein Wiesbaden gegrundet Grundungsmitglieder waren unter anderem die Abgeordneten Carl Braun und Gustav Dunkelberg Der Verein wurde jedoch bereits drei Tage spater durch die Regierung aufgelost Daraufhin wurde als Nachfolgeorganisation der Verein zur Wahrung der Volksrechte gegrundet Grundungsmitglieder waren unter anderem Christian Minor Friedrich Snell und Wilhelm Zais Diese Vereine wurden mit dem Sieg der Reaktion aufgelost und gelten als die Vorlaufer der Nassauischen Fortschrittspartei Der Revolutionsregierung von August Hergenhahn standen die Konstitutionellen nahe Am 10 Juni 1848 wurde als ihre Organisation die Gesellschaft fur Freiheit Recht und Ordnung gegrundet die seit November 1848 als Deutscher Verein auftrat Neben Hergenhahn waren die Abgeordneten Franz Bertram Remigius Fresenius Daniel Duringer Wilhelm Reichmann Friedrich Lommel Phillip Simon und Joseph Hess Wortfuhrer dieses Vereins Auch dieser Verein wurde mit dem Scheitern der Revolution 1851 aufgelost Im Parlament bildeten sich Mitte 1848 zwei grosse Fraktionen heraus die sich in den folgenden Monaten verfestigten Am 25 Januar 1849 wurde der Club der Linken gegrundet Vertreten waren gemassigt liberale demokratische Politiker wie Carl Braun Friedrich Lang oder Friedrich Snell Als Reaktion auf diese Grundung bildete sich am 27 Juli 1849 der Club der Rechten in dem sich klerikal konservative Abgeordnete wie Johann Bellinger Georg Rau oder Reminius Fresenius zusammenfanden Diese Fraktionen waren recht lockere Zusammenschlusse ahnlich denkender Abgeordneter Ein deutliches Mass an Fraktionsdisziplin bestand nicht Fraktionswechsel waren nicht ungewohnlich Auch die Fraktionen losten sich ab 1851 auf Wahrend des Bestehens der revolutionaren Standeversammlung hatten durch Nachwahlen insgesamt 50 Abgeordnete dem Gremium angehort Von ihnen wurden 18 der Rechten und 19 der Linken zugeordnet Die ubrigen 13 stimmten mehr oder minder stark wechselnd ab Restaurationszeit BearbeitenWie uberall im Reich wurden auch in Nassau in der Reaktionsara die demokratischen Errungenschaften der Revolution rasch beseitigt In Nassau wurde mit Edikt vom 26 November 1851 ein neues Wahlrecht eingefuhrt das sich an den Regelungen der Verfassung von 1814 orientierte Es wurden wieder zwei Kammern eingerichtet Die Regelungen der neuen Verfassung wurden aufgehoben 4 In der ersten Kammer waren die Prinzen des herzoglichen Hauses vertreten soweit sie 21 Jahre alt waren Auch die Standesherren und weitere erbliche Mitglieder die durch den Herzog ernannt wurden nahmen wieder ihre Sitze ein Hinzu kamen der katholische und der protestantische Landesbischof und neun nach dem Zensuswahlrecht gewahlte Mitglieder Jeweils sechs Vertreter der hochstbesteuerten Grundbesitzer und drei der hochstbesteuerten Gewerbetreibenden Die erblichen Mitglieder hatten das Recht sich vertreten zu lassen die gewahlten nicht Die zweite Kammer bestand aus 24 Abgeordneten die in indirekter offentlicher Wahl bestimmt wurden Fur je 200 Wahlberechtigte wurde ein Wahlmann nach dem Dreiklassenwahlrecht bestimmt Es herrschte Wahlpflicht Dennoch waren die Wahlbeteiligungen wegen der geringen Einflussmoglichkeiten der Wahler gering lediglich drei bis vier Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich Das aktive Wahlrecht stand allen unbescholtenen Mannern ab 25 Jahren zu Durch diese Regelungen wurden Mehrheiten der konservativen Krafte bis 1862 sichergestellt Das Budgetrecht wurde mit Zweidrittelmehrheit gemeinsam durch beide Kammern wahrgenommen Durch diese Bestimmungen war die liberale Opposition marginalisiert Wichtigster Trager der Opposition in dieser Zeit war die katholische Kirche Im Nassauischen Kirchenstreit stellte sich der Limburger Bischof Peter Josef Blum der nassauischen Regierung entgegen und wurde dafur 1853 mit einem Kriminalprozess uberzogen Erst mit der Konvention vom 25 Mai 1861 erfolgte eine Einigung zwischen der Kirche und der nassauischen Regierung Siebte Wahlperiode Bearbeiten Ein nennenswerter Wahlkampf oder eine publizistische Vorbereitung der Wahl fand nicht statt auch weil die lokalen Verwaltungen entsprechende Versammlungen verboten und die Presse allgemein kaum noch politische Ausserungen machte Am 14 und 16 Februar 1852 wahlten zunachst die hochstbesteuerten Grundbesitzer und Gewerbetreibenden zusammen weniger als hundert Personen im gesamten Herzogtum ihre sechs Abgeordneten der ersten Kammer Die Wahlmanner wurden am 9 Februar gewahlt Unter ihnen und vermutlich auch unter den Wahlern dominierten Staatsbeamte Die Wahlmanner bestimmten am 18 Februar die Abgeordneten der zweiten Kammer Fur die Wahl von 1852 lasst sich die Zahl der Wahlberechtigten erstmals genau auf 70 490 bestimmen was knapp 17 der Bevolkerung entsprach Die Wahlbeteiligung lag bei drei bis vier Prozent In einigen Gemeinden fand die Wahl mangels Interesse uberhaupt nicht statt Im Gegensatz zu den vorherigen Parlamenten stellten Landwirte von denen viele zudem Burgermeister landlicher Kommunen waren die grosste Gruppe unter den Abgeordneten der zweiten Kammer Nur vier der 24 Abgeordneten hatten zuvor der revolutionar gepragten Standekammer angehort Linke Abgeordnete gehorten der zweiten Kammer gar nicht mehr an Die Rolle der Opposition ubernahmen insbesondere mit dem langsam aufkommenden Kulturkampf von der Mitte der 1850er Jahre an die Vertreter des Politischen Katholizismus So traten die Katholiken 1854 53 mit Debattenbeitragen hervor die sich an den Auseinandersetzungen um kirchliche Freiheitsrechte zwischen dem Bistum Limburg und dem Herzogtum in dieser Zeit abarbeiteten Gesetzesinitiativen oder ahnliche wirksame parlamentarische Initiativen blieben aber aus 1856 stellten Liberale und Teile der Katholiken einen Antrag zur Reform der Bundesverfassung des Deutschen Bundes mit dem sie sich in den innerdeutschen Auseinandersetzungen an die Seite Osterreichs stellten Ein Beschluss wurde aber nicht gefasst 1854 lehnte die zweite Kammer eine Reform des Jagdgesetzes ab die die Regierung dennoch und damit rechtswidrig vollzog Vorsitzender der zweiten Kammer war uber die gesamte Wahlperiode hinweg der Liberale Karl Braun Achte Wahlperiode Bearbeiten Die Wahlen zur achten Wahlperiode fanden im Januar 1858 statt Das Parlament begann in dieser Zeit wieder vorsichtig selbstbewusster gegenuber der Regierung aufzutreten Ein Ansatzpunkt dafur war der Bau von Eisenbahnstrecken entlang an Rhein und Lahn die Vertreter von Parlament und Regierung in Geheimsitzungen weitgehend einvernehmlich voranbrachten In den folgenden Jahren wurden Konfliktpunkte zur Behandlung der Domanen und zum Jagdrecht ausgeraumt Dies hatte aber jeweils den Charakter weitgehender Anerkennung der bestehenden Regelungen durch das Parlament bei beringen Zugestandnissen der Regierung In weiteren Fragen wie der Haltung zur Handelspolitik des Deutschen Zollvereins oder zur Pressegesetzgebung handelte die Regierung weiterhin nach eigenem Gutdunken ohne auf Proteste aus dem Parlament einzugehen Der Wiederaufstieg der Liberalen BearbeitenNassauische Fortschrittspartei Bearbeiten Hauptartikel Nassauische Fortschrittspartei Im Dezember 1863 kurz nach den Landtagswahlen wurde die Nassauische Fortschrittspartei gegrundet Es war die erste formell gegrundete Partei des Herzogtums Nassau und sollte bis zu dessen Ende die einzige bleiben Bereits Anfang 1863 hatten sich Theodor Dilthey Hubert Hilf Daniel Raht Friedrich Schenck Louis Gourde Christian Scholz und andere Liberale zusammengesetzt und das Programm der kunftigen Partei erarbeitet Dieses Programm wurde am 1 Marz 1863 auf Burgerversammlungen in ganz Nassau verkundet Man bekannte sich zu den Prinzipien des Liberalismus forderte die Wiedereinsetzung der Reichsverfassung von 1848 sowie der nassauischen Verfassung von 1848 und des damaligen Wahlgesetzes und strebte einen deutschen Nationalstaat an Die Nassauische Fortschrittspartei verstand sich als Nassauische Sektion des Nationalvereins Siehe hierzu auch Deutsche Fortschrittspartei Neunte Wahlperiode Bearbeiten Bei den Landtagswahlen am 25 November 1863 5 erreichte die Nassauische Fortschrittspartei aus dem Stand heraus einen klaren Sieg und errang 17 von 24 Sitzen in der zweiten Kammer und sogar alle neun Wahlmandate der ersten Kammer Der Herzog war entschlossen dieser Herausforderung mit Harte zu begegnen und ernannte den konservativen Hardliner Joseph Werren zum Regierungskommissar im Landtag um deutlich zu machen dass er keinerlei Konzessionsbereitschaft zeigen wurde Auch auf Betreiben Werrens setzten umfangreiche repressive Massnahmen gegen liberal eingestellte Staatsbedienstete und Amtstrager sowie liberale Organisationen ein Ebenso deutlich war die Position des Volkes und des Parlamentes In 42 Unterschriftenlisten mit zusammen 1885 Unterschriften forderten Nassaus Burger die Ruckkehr zur Verfassung von 1849 In einer zweiten Petition wurden 32 Unterschriftenlisten mit 1862 Unterschriften fur die Wiedereinfuhrung des 1848er Wahlrechts an das Parlament ubergeben In der dritten Sitzung der 2 Kammer stellten die liberalen Abgeordneten einen Antrag auf Wiedereinfuhrung des 48er Wahlrechtes und der Verfassung Als Antwort auf diesen Antrag loste der Herzog am 20 August 1864 die Landtagssession auf Am 2 November 1864 erfolgte die Auflosung des Landtags Zehnte Wahlperiode Bearbeiten Die vorgezogenen Neuwahlen zur zehnten Wahlperiode fanden am 9 Dezember 1864 statt Um das gewunschte Ergebnis zu erreichen setzte die Regierung auf Manipulationen Es wurde ein Versammlungsverbot fur die Fortschrittspartei ausgesprochen und auf die Wahler uber die lokalen Verwaltungen erheblicher Druck ausgeubt Diese Massnahmen hatten nur begrenzten Erfolg Zwar gewannen die Konservativen zu den sieben Mandaten in der zweiten Kammer vier hinzu eine stabile Regierungsmehrheit bestand jedoch nicht Dies zeigte sich bei der Behandlung des Antrags der Liberalen eine Untersuchung uber die Wahlmanipulationen vorzunehmen Der Landtag zeigte sich handlungsunfahig Sitzungen wurden teilweise von den Liberalen und teilweise durch die regierungstreuen Abgeordneten boykottiert und eine Entscheidungsfindung verhindert Der handlungsunfahige Landtag wurde am 4 Mai 1865 6 durch den Herzog aufgelost Elfte und letzte Wahlperiode Bearbeiten Die Neuwahlen fanden am 24 Juni 1865 weitgehend ungestort statt Das Ergebnis war ein Erdrutschsieg fur die Liberalen Die Nassauische Fortschrittspartei erhielt 20 von 24 Mandaten in der zweiten und alle Wahlmandate in der ersten Kammer In der Folge anderte die Regierung ihre Taktik Zum einen wurde Joseph Werren als Zeichen des Entgegenkommens entlassen Zum anderen blieb der Herzog in den entscheidenden konstitutionellen Fragen hart Die deutlichen Beschlusse des Parlamentes zur Wiedereinfuhrung des Wahlrecht von 1848 und der Verfassung wurden einfach nicht im Amtsblatt veroffentlicht Die Regierung ignorierte die Beschlusse Auf Initiative der Regierung wurden vor allem Gesetze zur Wirtschafts und Verkehrspolitik an das Parlament weitergeleitet und nur noch zum Teil vor dem Ende des Herzogtums bearbeitet Auch den letzten Konflikt zwischen Regierung und Parlament loste der Herzog durch Ignorieren Am 26 Juni 1866 lehnte das Parlament das Kriegsbudget gegen Preussen in Hohe von 500 000 Gulden mit 24 gegen 14 Stimmen ab Der Herzog trat dennoch an der Seite Osterreichs in den Deutschen Krieg ein Infolge der Niederlage wurde das Herzogtum Nassau durch Preussen annektiert Damit endete auch das Mandat der nassauischen Landstande Landtagsgebaude Bearbeiten nbsp Stadtschule am MarktplatzDie Stande tagten 1818 bis 1843 in der Stadtschule am Marktplatz in Wiesbaden Ab 1844 bis zum Ende des Herzogtums 1866 war das Ministerialgebaude der Sitz der Landstande Parlamentsprasidenten BearbeitenHerrenbank DeputiertenkammerName von bis Name von bisAugust Freiherr von Preuschen von und zu Liebenstein 1818 Christian Wilhelm Snell 1818Friedrich Graf von Ingelheim gen Echter von Mespelbrunn 1819 1824 Georg Herber 1819 1832Jacob Graf Elz gen Faust von Stromberg 1825 1831 Georg Muller 1832 interimistisch August von Kruse 1835 1837 Friedrich Ernst Eberhard 1832Hans Carl Freiherr von Zwierlein 1838 Peter Thonges 1833Jacob Graf Elz gen Faust von Stromberg 1839 1842 Johann Georg Baldus 1834 1836Johann Daniel Haas III 1846 1847Wilhelm Otto 1847 1848August Hergenhahn 1848StandeversammlungName von bisCarl Schenck 1848Carl Wirth 1848 18511 Kammer 2 KammerName von bis Name von bisFriedrich Karl Anton Georg Freiherr von Bock Hermsdorf 1852 Carl Wirth 1852 1858Karl Graf von Walderdorff 1853 1854 Carl Joseph Wilhelm Braun 1859 1863Georg Moller 1855 1856 Daniel Raht 1864 1866Hans Constantin Freiherr von Zwierlein 1857 1858Nicolaus Nicolas Prinz von Nassau 1859 1866Literatur BearbeitenNassauische Parlamentarier Teil 1 Cornelia Rosner Der Landtag des Herzogtums Nassau 1818 1866 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Nassau 59 Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen 16 Historische Kommission fur Nassau Wiesbaden 1997 ISBN 3 930221 00 4 S VII XXXV Bernd von Egidy Die Wahlen im Herzogtum Nassau 1848 1852 In Nassauische Annalen Bd 82 1971 S 215 306 Winfried Schuler Der nassauische Landtag der Reaktionszeit In Nassauische Annalen Bd 115 2004 S 325 341 Ders Die Herzoge von Nassau In Nassauische Annalen Bd 95 1984 S 155 172 175 Jahre Nassauische Verfassung PDF Datei 8 46 MB LandtagsprotokolleWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Landstande of the Duchy of Nassau Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Verordnungsblatt des Herzogtums Nassau 1848 S 73 89 Wilfried Schuler gibt an Verabschiedung im September 1849 Sanktion durch den Herzog am 28 Dezember Verordnungsblatt des Herzogtums Nassau 1849 S 613 635 Verordnungsblatt des Herzogtums Nassau 1851 S 267 und S 333 337 Nassauische Annalen Jahrbuch des Vereins fur Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung Band 100 Verlag des Vereins fur Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 1989 S 167 Uwe Schultz Die Geschichte Hessens Theiss 1983 ISBN 3 8062 0332 6 S 176 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landstande des Herzogtums Nassau amp oldid 230342801