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Johann Philipp Ludwig Snell 6 April 1785 in Idstein im Furstentum Nassau Usingen 5 Juli 1854 in Kusnacht ZH war ein radikal liberaler Politiker Staatsrechtler Publizist und Padagoge des 19 Jahrhunderts in der Schweiz Ludwig Snell Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenBiografie BearbeitenLudwig Snell stammte aus einer hessischen Akademikerfamilie war der Sohn eines Gymnasialrektors und studierte 1803 bis 1806 mit seinem alteren Bruder Wilhelm Snell an der Universitat Giessen Theologie Anschliessend wirkte er erst als Hauslehrer und Pfarrvikar dann als Lehrer am Gymnasium Idstein das von seinem Vater Christian Wilhelm Snell 1834 geleitet wurde Bei der Verlegung des Gymnasiums nach Weilburg verlor er seine Stellung wegen seiner Mitgliedschaft in der von Ernst Moritz Arndt inspirierten Deutschen Gesellschaft und angeblicher Kontakte zu den Giessener Schwarzen 1817 wurde Snell von der preussischen Regierung zum Rektor des Gymnasiums Wetzlar berufen Eine Berufung an die Universitat Dorpat scheiterte 1818 weil die betreffende Post versehentlich an seinen Bruder Wilhelm Snell geschickt wurde und dieser die Stelle antrat 1820 wurde Ludwig Snell im Rahmen der sog Demagogenhetze ohne konkrete Anschuldigungen oder ein Verfahren mit vollem Gehalt suspendiert und schliesslich 1824 wahrend einer Reise nach England wegen unerlaubter Entfernung entlassen Das Vorgehen des preussischen Staates hing wahrscheinlich mit dem Attentat des mit der Familie Snell befreundeten Karl Loning auf Carl Friedrich Emil von Ibell zusammen Diese Affare kostete auch Wilhelm Snell seine Stelle in Dorpat und er musste nach Basel fliehen 1 1827 zog Ludwig Snell zu seinem Bruder Wilhelm der seit 1821 eine Professur in Basel innehielt Er habilitierte und wirkte als Privatdozent an der Universitat Basel und begann Schriften zu verschiedenen Themen zu veroffentlichen Er verkehrte in radikal liberalen Kreisen und seine grundlegenden Veroffentlichungen zu liberalen Kernthemen besonders zur Pressefreiheit 1829 machten ihn schweizweit als liberalen Denker bekannt Geschichte der Schweiz in der Restaurationszeit Er galt als der gefahrlichste Storenfried der Schweiz 2 Snell veroffentlichte nach dem Ausbruch der Julirevolution in Paris 1830 das Memorial von Kusnacht einen Entwurf fur eine liberale Verfassung fur den Kanton Zurich und spater die Forderungen des Memorials von Uster Ustertag womit er zum Wegbereiter der liberalen Regeneration in Zurich wurde 1831 erhielt er das Burgerrecht von Kusnacht ZH und ubernahm die Redaktion neu gegrundeten liberalen Zeitung Schweizerischer Republikaner und machte sie zum wichtigsten Sprachrohr der liberalen Bewegung in der Schweiz Als Publizist und Politiker in Zurich wo er im Grossen Rat sass war Snell in diesen Jahren einer der wichtigsten liberalen Politiker der Schweiz Er und sein ebenfalls radikal liberalen Bruder sowie ihre Anhanger wurden in Anspielung an ihren Reformwillen scherzhaft als die Snellen bezeichnet In Zurich legte er mit Johann Caspar von Orelli und David Ulrich 1832 den Grundstein fur das moderne Bildungswesen mit Volksschule Kantonsschule und Universitat und wirkte an dieser als Professor fur Geschichte der Philosophie Nach der Durchsetzung der liberalen Verfassung in Zurich widmete sich Ludwig Snell der liberalen Sache auf nationaler Ebene und gehorte zu den vehementesten Fursprechern fur eine Bundesreform und wurde der wichtigste Theoretiker der liberalen Partei in der Schweiz Ausserdem unterstutzte er die Landschaft des Kantons Basels in ihrem Kampf gegen die Vorherrschaft der Stadt und setzte sich mit publizistischen Mitteln gegen den konservativen politischen Katholizismus Ultramontanismus ein Snell folgte 1834 einer Berufung an die Universitat Bern als erster Professor fur Staatswissenschaften und wurde auch dort politisch fur die radikal liberale Nationalpartei aktiv musste allerdings 1836 zu Unrecht verdachtigt in Verbindung mit der Bewegung Junge Schweiz zu stehen seine Professur niederlegen und wurde aus dem Kanton Bern verbannt Snell zog zuruck in die Ostschweiz und widmete sich wieder dem Staatsrecht und speziell dem Verhaltnis von Kirche und Staat Sein Handbuch des schweizerischen Staatsrechts in zwei Banden aus dieser Zeit ist die bedeutendste Publikation uber die kantonale und eidgenossische Staatsordnung vor 1848 Im Marz 1839 ubernahm Ludwig Snell erneut die Redaktion des Schweizerischen Republikaners die er 1834 niedergelegt hatte und wurde so anlasslich des konservativen Umsturzes im Zuriputsch im September 1839 erneut zum Zentrum der oppositionellen liberalen Bewegung in Zurich Nicht zuletzt seinen Bemuhungen war die liberale Wende in den Wahlen des Jahres 1842 zu verdanken Noch im gleichen Jahr gab Snell die Redaktion des Republikaners wieder ab und widmete sich erneut der nationalen Politik Er nahm pointiert Stellung fur die Klosteraufhebung im Aargau gegen die Berufung der Jesuiten nach Luzern und setzte sich mit seinem Bruder Wilhelm Snell fur die Bundesreform ein 1842 erhielt er spat Genugtuung fur seine ungerechtfertigte Entlassung aus dem preussischen Staatsdienst in Wetzlar als nach der Thronbesteigung Konig Friedrich Wilhelm IV die Behorden der Rheinprovinz entschieden ihm eine Pension zuzusprechen 1852 wurde diese allerdings genauso willkurlich wiederum gestrichen Snell starb am 5 Juli 1854 mittellos in Kusnacht wo schon im gleichen Jahr am See ein Denkmal zu seinen Ehren eingeweiht wurde Auch ein Weg wurde dort nach ihm benannt nbsp Gedenkstein am Horn in Kusnacht nbsp Tafel nbsp Ludwig Snell Weg am Kusnachter HornSchriften BearbeitenAbriss der Geschichte der Alten Philosophie 1819 Kurzer Abriss der Verfassung des Gymnasiums in Wetzlar 1819 Uber die Volksbildung in England 1828 Uber den Rigi Morgenblatt 1829 Uber das Reussthal und die Gotthardstrasse Morgenblatt 1829 Uber die Verhaltnisse der katholischen Kirche zu den schweizerischen Regierungen Darmstadter Allgemeinen Kirchenzeitung 1828 Beherzigungen bei der Einfuhrung der Pressfreiheit in der Schweiz und uber gesetzliche Bestimmungen uber die Presse Zurich 1829 Memorial von Kusnach t Ansichten und Vorschlage in Betreff der Verfassung und ihrer Veranderung 1830 Beleuchtung der Schweizer Aristokraten mit Hinblick auf Dr Casimir Pfyffer s Zuruf an den eidgenossischen Vorort 1830 Entwurf einer Verfassung nach dem reinen und echten Reprasentativsystem das keine Vorrechte und Exemptionen kennt sondern auf der Demokratie beruht Basel 1831 Dokumentirte pragmatische Erzahlung der neuen kirchlichen Veranderungen sowie der progressiven Usurpationen der romischen Curie in der katholischen Schweiz bis 1830 Sursee 1833 Das verletzte Volkerrecht an der Eidgenossenschaft oder Betrachtungen uber die ungerechten Notenforderungen nebst einem genauen Abdruck des amtlichen Protokolls der uber diesen Gegenstand gefuhrten Tagsatzungsverhandlungen vom 22 24 und 29 Juli Zurich 1834 Die Bedeutung des Kampfes der liberalen katholischen Schweiz mit der romischen Kurie betrachtet aus einer Gesammt Ubersicht der Tendenzen des restaurirten Papstthums Solothurn 1839 Handbuchs des schweizerischen Staatsrechts 2 Bde 1839 45 Bd 1 Bundesstaatsrecht in funf Buchern Zurich 1837 Bd 2 Kantonalstaatsrecht Erste Abtheilung enthaltend die Verfassungen der dreizehn alten Kantone Zurich 1844 Bd 2 Kantonalstaatsrecht Zweite Abtheilung enthaltend die Verfassungen der Kantone St Gallen Graubunden Aargau Thurgau Tessin Waadt Wallis Neuenburg und Genf Geist der neuen Volksschule in der Schweiz nebst den Hoffnungen welche der Menschen und Vaterlandsfreund daraus schopft St Gallen 1840 Uber die gegenwartige Lage der Schweiz und ihre Gefahren 1844 Die Ereignisse im Kanton Wallis Ubersetzung der Schrift La contre revolution en Valais au mois du mai 1844 par M Maurice Barmann mit Noten Nebst einer geschichtlichen Einleitung und einer Schlussbetrachtung von Dr Ludwig Snell Zurich Winterthur 1844 Die Jesuiten und der Ultramontanismus in der Schweiz von 1798 1845 1846 zuerst in der Allgemeinen Hallischen Litteraturzeitung erschienen Geschichte der Einfuhrung der Nuntiatur in der Schweiz und ihre dargelegte Politik in authentischen Aktenstucken Baden 1847 Die leitenden Gesichtspunkte fur eine schweizerische Bundesreform mitgeteilt vom Zentralkomitee des schweizerischen Volksvereins 1848 mit Wilhelm Snell Pragmatische Darstellung der kirchlichen Ereignisse in der katholischen Schweiz von der helvetischen Revolution bis auf die Gegenwart Ein Beitrag zur Kirchengeschichte des XIX Jahrhunderts Mit einer einleitenden Darstellung der kirchlichen Verhaltnisse der katholischen Schweiz von den fruhesten Zeiten bis zur Helvetik 2 Bde Mannheim 1850 mit Chr W Gluck und A Henne Bd 1 Bis zur Helvetischen Revolution Bd 2 Erste Abtheilung Von der Helvetischen Revolution 1798 bis 1830 Wilhelm Snell s Leben und Wirken von einigen Freunden des Verstorbenen gewidmet 1851 Literatur BearbeitenKatja Hurlimann Snell Ludwig In Historisches Lexikon der Schweiz Snell Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 515 f Digitalisat Otto Hunziker Snell Ludwig In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 508 512 Gottfried Guggenbuhl Ludwig Snell 1785 1854 Gedenkrede zu seinem hundertsten Todestag Stafa Zurich Gut 1954 Ludwig Snell In Historisch Biographisches Lexikon der Schweiz Bd 6 Neuenburg 1931 S 390f Anton Scherer Ludwig Snell und der schweizerische Radikalismus 1830 1850 Zeitschrift fur Schweizerische Kirchengeschichte Beiheft 12 Freiburg Universitatsverlag 1954 Stefan G Schmid Ludwig Snell ein Revolutionar in Kusnacht Gedenkrede zum 150 Todestag des Verfassers des Kusnachter Memorials In Kusnachter Jahrheft Jg 45 2005 S 67 75 Heinrich Stiefel Dr Ludwig Snell s Leben und Wirken ein Beitrag zur Geschichte der regenerirten Schweiz bearbeitet nach den von dem Verstorbenen hinterlassenen Papieren und Schriften von einem jungeren Freunde desselben Zurich 1858 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwig Snell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Ludwig Snell Politiker an der Universitat Zurich Sommersemester 1833 bis Sommersemester 1834 Anmerkungen Bearbeiten Michael Silnizki Geschichte des gelehrten Rechts in Russland Jurisprudencija an den Universitaten des Russischen Reiches 1700 1835 Ius Comune Studien zur Europaischen Rechtsgeschichte 97 Frankfurt am Main 1997 S 215f Ferdinand Strobel Die Jesuiten und die Schweiz im XIX Jahrhundert Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Schweizerischen Bundesstaates Olten Freiburg i Br 1954 S 130 Normdaten Person GND 117441759 lobid OGND AKS VIAF 15546555 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Snell LudwigALTERNATIVNAMEN Snell Johann Philipp Ludwig vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG liberaler Schweizer Publizist und PolitikerGEBURTSDATUM 6 April 1785GEBURTSORT IdsteinSTERBEDATUM 5 Juli 1854STERBEORT Kusnacht ZH Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Snell Politiker amp oldid 239458139