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Der Zuriputsch war ein reaktionarer Umsturz der Regierung des Kantons Zurich am 6 September 1839 Durch die Berichterstattung der deutschen Medien uber diesen Umsturz gelangte das ursprunglich nur in der Schweiz verwendete Wort Putsch urspr Knall heftiger Stoss Puff Anprall in den weiteren deutschen Sprachraum Der 6te Herbstmonat 1839 in Zurich Kampfe auf dem Paradeplatz Der 6te Herbstmonat 1839 in Zurich zeitgenossische Karikatur auf den Zuriputsch von Martin Disteli 1802 44 Ruckzug der Kolonne Ralin vom Munsterhof uber die Munsterbrucke am 6 September 1839 Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Siehe auch 3 Literatur 4 WeblinksVerlauf BearbeitenDer Kanton Zurich hatte am 10 Marz 1831 eine radikal liberale Verfassung in Kraft gesetzt die Volkssouveranitat Glaubensfreiheit Pressefreiheit Handels und Gewerbefreiheit Gewaltentrennung Sakularisierung des Bildungswesens und andere liberale Postulate verwirklichte Diese Erneuerung Regeneration ging auf eine Volksbewegung Ustertag zuruck die von radikalen und liberalen Meinungsfuhrern 1830 ins Leben gerufen worden war Zurich war einer von sieben schweizerischen Kantonen sog Regenerationskantonen die nach der franz Julirevolution von 1830 ihre Verfassungen im liberalen Sinn erneuerten und sich gegenseitig im Rahmen des Siebnerkonkordats am 17 Marz 1832 garantierten Anfang 1832 verbundete sich ein Teil der siegreichen Liberalen die Radikalen mit den Vertretern der Landschaft gegen die Vorherrschaft der Stadt Als Folge wurde die Schleifung der Stadtbefestigungen durchgesetzt die als Sinnbild der stadtischen Macht und der Abgrenzung zwischen Stadt und Landschaft galten Die Fuhrer der radikalen Bewegung waren Conrad Melchior Hirzel und Friedrich Ludwig Keller Nach der Regeneration des Staates sollten auch das Bildungswesen und die Kirche erneuert werden Im April 1833 wurde die Universitat Zurich gegrundet und die Sakularisierung der Volksschule durchgesetzt Den Unterricht sollten in Zukunft nicht mehr die reformierten Pfarrer erteilen sondern am ebenfalls neu gegrundeten Lehrerseminar der heutigen Kantonsschule Kusnacht ausgebildete Volksschullehrer Um auch die Kirche zu erneuern berief der Grosse Rat am 2 Februar 1839 auf Betreiben von Burgermeister Hirzel den deutschen Reformtheologen David Friedrich Strauss aus Tubingen an die theologische Fakultat der Universitat Zurich Strauss hatte im ganzen deutschen Sprachraum durch sein Buch Das Leben Jesu grosstes Aufsehen erregt mit dem er die Person Jesu entmythologisieren wollte Im ganzen Kanton erhob sich jedoch solch ein Protest gegen diese Berufung dass die Regierung sie wieder ruckgangig machen musste Die Handel um die Person von Strauss gingen als Straussenhandel in die Geschichte Zurichs ein Die Regierung glaubte danach die Lage wieder im Griff zu haben und Burgermeister Hirzel fuhr in die Ferien nach St Moritz Fur die Opposition war der Straussenhandel ein Geschenk des Himmels Die konservative und modernisierungskritische Landbevolkerung des Kantons Zurich wurde systematisch gegen die neuen Volksschullehrer und die radikal liberale Regierung aufgehetzt Die althergebrachte Religion und die Stellung der vor allem reformierten Geistlichen sei durch die Modernisierung gefahrdet Der Erziehungsrat schaffte es nicht den Volkszorn zu besanftigen obwohl er sogar Zeugnisse uber das sittliche Betragen samtlicher Volksschullehrer einforderte Daneben spielte auch eine generelle gegen jegliche Erneuerung gerichtete Einstellung der Landbevolkerung eine gewisse Rolle Die rasche Modernisierung aller Lebensbereiche uberforderte die oft schlecht gebildete einfache Bevolkerung Demagogen und Volksaufhetzer hatten dadurch ein leichtes Spiel wie sich z B beim Maschinensturm in Uster Usterbrand 1832 gezeigt hatte Zur Bekampfung der modernen Volksschule bildete sich im Fruhjahr 1839 ein straff organisiertes Glaubenskomitee das Ableger in allen Bezirken und Gemeinden hatte Das Komitee trat als eine Art Gegenregierung auf und bereitete den Umsturz organisatorisch vor Ausloser des Umsturzes war ein Interview mit dem bernischen Staatsrat Charles Neuhaus der erklarte dass seine Regierung sich strikt an das Siebnerkonkordat halten und notfalls mit 15 Bataillonen zum Schutz der liberalen Regierung nach Zurich ausrucken wurde Die Zurcher Regierung beeilte sich zwar das ungebetene Hilfsangebot zuruckzuweisen konnte aber nicht verhindern dass sich in der Landschaft das Gerucht verbreitete es seien bereits bernische Truppen zur Unterdruckung der Protestbewegung unterwegs um die richtige Religion auszurotten Am 5 September 1839 liess der Pfarrer Bernhard Hirzel von Pfaffikon ZH die Glocken Sturm lauten da er an die Geruchte glaubte Unter dem Schlachtruf Vorwarts wer ein guter Christ ist zog das Landvolk unter seiner Fuhrung in die Stadt Zurich Am Vormittag des 6 September trafen ca 2000 Bewaffnete in Oberstrass bei Zurich ein Die Regierung tagte schon seit 4 Uhr fruh und schickte zwei Vertreter nach Oberstrass um das Landvolk zu besanftigen und zum Abzug zu bewegen Dessen Fuhrer verlangten jedoch eine Petition an die Regierung ubergeben zu durfen und wollten auch verkostigt werden Die Regierung verschanzte sich nach diesem Vermittlungsversuch im Posthof beim Paradeplatz und liess durch Oberst Salomon Hirzel mit Hilfe von 350 Offiziersschulern die Umgebung absperren Als der wilde Haufen aus der Landschaft auf dem Munsterplatz eintraf da die Stadtmauern geschleift worden waren konnte ihnen der Einzug in die Stadt nicht verwehrt werden stiess er mit den Truppen der Regierung zusammen Plotzlich fielen Schusse und die Lage eskalierte Die Infanteristen eroffneten das Feuer und die Dragoner raumten den Platz Vierzehn Putschisten blieben tot auf dem Platz liegen Weiter starb auch Regierungsrat Johannes Hegetschweiler der eigentlich den Befehl zum Einstellen des Feuers uberbringen wollte nbsp Kampfe auf dem Paradeplatz zwischen Regierungstruppen und aufstandischem Landvolk wahrend des Zuriputschs 1839Als Folge des Gefechts loste sich der Regierungsrat des Kantons Zurich faktisch auf da er nicht mehr mit der Lage umzugehen wusste In diesem Augenblick ubernahm Oberst Paul Carl Eduard Ziegler der Prasident der Stadtgemeinde die Initiative und bildete eine neue konservative Regierung in der Form eines provisorischen Staatsrates Dieser bestand aus vier Mitgliedern der gesturzten Regierung und drei neuen Mitgliedern aus dem Kreis der Opposition darunter deren Fuhrer Johann Jakob Hurlimann Eine drohende Intervention durch andere radikal liberale Kantone oder durch das hochste Gremium der damaligen Eidgenossenschaft die Tagsatzung versuchte die neue Regierung dadurch abzuwenden dass der Tagsatzung das Fortbestehen der Verfassung von 1831 garantiert wurde Die ubrigen Kantone der Schweiz waren jedoch viel zu zerstritten als dass eine bewaffnete Intervention in Zurich moglich gewesen ware Der Staatsrat liess am 9 September 1839 in einer tumultartigen Sitzung verfassungswidrig die Selbstauflosung des Grossen Rates des Kantons Zurich beschliessen und setzte Neuwahlen an Innerhalb von zehn Tagen trat der neue konservative Grosse Rat zusammen der gemass dem Wahlaufruf nicht aus wissenschaftlich gebildeten sondern aus gottesfurchtigen Mannern bestehen sollte Der Rat besetzte ebenfalls verfassungswidrig samtliche Behorden mit neuen reaktionaren Kopfen Das sog Septemberregime wahrte jedoch nicht lange Bereits 1845 ubernahmen die Liberalen wieder die Macht in Zurich Siehe auch BearbeitenGeschichte der Schweiz Geschichte des Kantons Zurich Geschichte der Stadt ZurichLiteratur BearbeitenKleine Zurcher Verfassungsgeschichte 1218 2000 PDF 3 2 MB Herausgegeben vom Staatsarchiv des Kantons Zurich im Auftrag der Direktion der Justiz und des Innern auf den Tag der Konstituierung des Zurcher Verfassungsrates am 13 September 2000 Chronos Zurich 2000 ISBN 3 905314 03 7 Emil Zopfi Schrot und Eis als Zurichs Landvolk gegen die Regierung putschte Historischer Roman Limmat Verlag Zurich 2005 ISBN 3 85791 487 4 Zuriputsch 6 September 1839 Sieg der gerechten Sache oder Septemberschande Eine Publikation der Antiquarischen Gesellschaft Pfaffikon und der Paul Klaui Bibliothek Uster Pfaffikon Uster 1989 ISBN 3 85981 155 XWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Zuriputsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zuriputsch amp oldid 225219137