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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Tagsatzung Begriffsklarung aufgefuhrt Die Tagsatzung war in der Schweiz bis 1848 die Versammlung der Abgesandten der Orte Kantone der Alten Eidgenossenschaft Sie besass sowohl exekutive als auch legislative Kompetenzen allerdings war ihre Macht sehr beschrankt da diese zumeist bei den Kantonen lag Am Ende der Verhandlungen wurden den Gesandten die eidgenossischen Abschiede ausgehandigt Tagsatzung in Baden im Jahr 1531Einzug der eidgenossischen Gesandten in das Grossmunster bei Eroffnung der Tagsatzung 1807 in ZurichDie Bezeichnung Tagsatzung ist abgeleitet von der Formulierung einen Tag setzen und bedeutet die Vereinbarung eines Rechts Tages beziehungsweise des Termins fur diese Zusammenkunft 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Typologie 2 Vom Spatmittelalter bis 1798 3 1803 1848 4 Prasidenten der eidgenossischen Tagsatzung 1814 1848 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseTypologie BearbeitenDie Tagsatzung bildete die wichtigste Kommunikationsplattform der schweizerischen Eidgenossenschaft nach innen und aussen Im internationalen typologischen Vergleich ist die eidgenossische Tagsatzung als Versammlung politisch und sozial Gleichrangiger in vielem mit den zahlreichen Standeversammlungen anderer Lander zu vergleichen Im Unterschied zu jenen stand sie aber nicht einem Fursten gegenuber und handelte auch keine Steuern aus In den Augen des englischen Diplomaten Abraham Stanyan der 1714 wahrend der Friedensverhandlungen von Baden in der Schweiz weilte bildete die Tagsatzung the Majesty of the Helvetick Body sie verkorperte also den politischen Verband ebenso wie andernorts der souverane Furst 3 Vom Spatmittelalter bis 1798 BearbeitenErste Zusammenkunfte gab es in Brunnen 1315 Beckenried seit 1291 spater je nach Bedurfnis in Zurich Bern Luzern Baden Aarau Altdorf seit 1357 Schwyz Bellinzona Stans ab 1320 Zug St Gallen Wil Freiburg Lugano und Locarno Grandson nur fur Bern und Freiburg und Neuenburg 1512 1529 In Konstanz gab es sehr viele Verhandlungen mit den suddeutschen Stadten und Osterreich seit 1315 In Solothurn fanden Zusammenkunfte statt zu denen der franzosische Gesandte einlud 4 Neben den gemeineidgenossischen Tagsatzungen fanden nach der Reformation jeweils noch separate Tagsatzungen oder Konferenzen der katholischen und reformierten Orte statt Im Dezember 1481 kam es bei einer besonderen Tagsatzung der Acht Orte in Stans zum Stanser Verkommnis Die ordentliche Tagsatzung begann ab 1424 am Mittwoch nach Pfingsten ab 1462 am zweiten Sonntag nach Fronleichnam Donnerstag nach Trinitatis also zwischen 31 Mai und 4 Juli ab 1587 am Sonntag nach Johannes Baptista 24 Juni ab 1712 jahrlich am Montag nach Peter und Paul 29 Juni und dauerte bis zu drei Wochen Die Tagsatzung fand zwar an wechselnden Orten statt doch Baden in der Gemeinen Herrschaft der Grafschaft Baden war aufgrund der Thermalbader und der damit verbundenen Zerstreuungen besonders beliebt Die wichtigsten Geschafte die die ganze Eidgenossenschaft vor 1712 betrafen wurden ausschliesslich im Badener Rathaus verhandelt so z B ab 1424 die Abnahme der Jahresrechnungen samtlicher Gemeinen Herrschaften aber auch Entscheidungen uber Krieg und Frieden So etwa am 11 Marz 1499 als die Schweizer Eidgenossen in einer Tagsatzung beschlossen dass in den Schlachten des kurz zuvor begonnenen Schwabenkrieges gegen den Schwabischen Bund und das Haus Habsburg keine Gefangenen gemacht und verwundete gegnerische Kampfer abgetan werden sollten Eine bis heute wirksame Entscheidung traf die Tagsatzung als sie 1505 Papst Julius II auf dessen Anfrage 150 Soldner sandte um den Vatikan zu schutzen Daraus entstand schliesslich die Schweizergarde Nach dem Zweiten Villmerger bzw Toggenburgerkrieg im Jahr 1712 kam die Tagsatzung abwechselnd in Baden und Frauenfeld zusammen 1742 1797 standig in Frauenfeld wo sie zur Jahrrechnung der deutschen Gemeinen Herrschaften Thurgau Rheintal Sargans Gaster Uznach und Baden sowie der Freien Amter zusammentrat 1803 1848 Bearbeiten nbsp Sitzung im Jahr 1847 unter dem Vorsitz von Ulrich Ochsenbein zeitgenossische Darstellung Durch die Mediationsakte wurde die Tagsatzung als Versammlung der Abgeordneten der Kantone der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1803 wieder hergestellt und blieb auch nach der Restauration 1815 bestehen Allerdings wurden ihre Kompetenzen noch beschnitten Der mit der Durchfuhrung der Tagsatzung beauftragte Kanton hielt zugleich den Vorsitz und wurde als Vorort bezeichnet 1848 erarbeitete die Tagsatzung die erste Schweizer Bundesverfassung Damit grundete sie den modernen Schweizer Bundesstaat und loste sich selbst respektive den Bundesvertrag von 1815 auf Als Nachfolge der Kantonsvertretung dient seit 1848 der Standerat mit je zwei gewahlten Vertretern je Kanton Die Standerate sind in ihrem Stimmverhalten jedoch nicht an die Vorgaben der Kantone welche sie vertreten gebunden Prasidenten der eidgenossischen Tagsatzung 1814 1848 BearbeitenAls Prasident der Tagsatzung amtierte jeweils der Regierungschef des Vorortkantons Burgermeister von Zurich Schultheiss von Bern oder von Luzern a Die Amtszeit dauerte normalerweise vom 1 Januar bis zum 31 Dezember Prasidenten der eidgenossischen Tagsatzung Jahr Datum a Vorort Prasident1814 6 April 1814 24 Juni 1814 Zurich Hans von Reinhard1814 25 Juni 1814 12 Dez 1814 Hans Conrad Escher vom Luchs 1815 21 Dez 1814 31 Dez 1815 David von Wyss1816 Hans von Reinhard1817 Bern Niklaus Rudolf von Wattenwyl1818 Niklaus Friedrich von Mulinen1819 Luzern Josef Karl Amrhyn1820 Vinzenz Ruttimann1821 Zurich David von Wyss1822 Hans von Reinhard1823 Bern Niklaus Rudolf von Wattenwyl1824 Niklaus Friedrich von Mulinen1825 Luzern Josef Karl Amrhyn1826 Vinzenz Ruttimann1827 Zurich David von Wyss1828 Hans von Reinhard1829 Bern Niklaus Rudolf von Wattenwyl1830 Emanuel Friedrich von Fischer1831 Luzern Josef Karl Amrhyn1832 Eduard Pfyffer von Altishofen1833 Zurich Johann Jakob Hess1834 Conrad Melchior Hirzel1835 Bern Franz Karl von Tavel1836 Karl Friedrich Tscharner1837 Luzern Josef Karl Amrhyn1838 Georg Jakob Kopp1839 Zurich Johann Jakob Hess1840 Johann Konrad von Muralt1841 Bern Johann Karl Friedrich Neuhaus1842 Karl Friedrich Tscharner1843 Luzern Rudolf Ruttimann1844 Konstantin Siegwart Muller1845 1 Jan 1845 2 April 1845 Zurich Johann Heinrich Emanuel Mousson1845 2 April 1845 31 Dez 1845 Jonas Furrer1846 Ulrich Zehnder1847 1 Jan 1847 28 Mai 1847 Bern Alexander Ludwig Funk1847 28 Mai 1847 5 Nov 1847 Ulrich Ochsenbein1847 5 Nov 1847 2 Dez 1847 Johann Rudolf Schneider1847 2 Dez 1847 31 Mai 1848 Ulrich Ochsenbein1848 31 Mai 1848 20 Nov 1848 Alexander Ludwig FunkSiehe auch BearbeitenListe von Gesandten der Stande an die eidgenossische Tagsatzung Liste der Gesandten der Republik und des Kantons Wallis an die eidgenossische TagsatzungLiteratur BearbeitenAndreas Wurgler Tagsatzung In Historisches Lexikon der Schweiz 25 September 2014 Andreas Wurgler Die Tagsatzung der Eidgenossen Politik Kommunikation und Symbolik einer reprasentativen Institution im europaischen Kontext 1470 1798 Verlag Bibliotheca Academica Epfendorf 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tagsatzung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisat der Amtlichen Sammlung der alteren Eidgenossischen Abschiede 1245 1798 Digitalisat der Abschiede der ordentlichen eidgenossischen Tagsatzung 1813 1848Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Wurgler Tagsatzung In Historisches Lexikon der Schweiz 25 September 2014 Schweizerisches Idiotikon Bd VII Sp 1564 Artikel Tag Satz und Sp 1598 1601 Artikel Tag Satzung Andreas Wurgler Die Tagsatzung der Eidgenossen Politik Kommunikation und Symbolik einer reprasentativen Institution im europaischen Kontext 1470 1798 Verlag Bibliotheca Academica Epfendorf 2014 P W Tagsatzung In Historisch Biographisches Lexikon der Schweiz Bd 6 Neuenburg 1931 S 629 631 online PDF S 517 657 Normdaten Korperschaft GND 3040674 2 lobid OGND AKS LCCN n81109292 VIAF 135766366 Abgerufen von 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