www.wikidata.de-de.nina.az
Jonas Furrer 3 Marz 1805 in Winterthur 25 Juli 1861 in Bad Ragaz war ein Schweizer Politiker Seine politische Karriere begann 1834 mit der Wahl ins Zurcher Kantonsparlament Ab 1845 war er Regierungsrat des Kantons Zurich und prasidierte in diesem Jahr auch die Tagsatzung Nachdem er 1848 als Vertreter der liberalen Mitte der heutigen FDP in den Bundesrat gewahlt worden war war Furrer der erste Schweizer Bundesprasident Dieses Amt hatte er auch 1849 1852 1855 und 1858 inne Er gilt als einer der bedeutendsten Politiker in der Anfangszeit des Schweizer Bundesstaats Bundesrat Jonas Furrer Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Studium und Berufsleben 1 2 Kantonspolitiker 1 3 Bundesrat 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenStudium und Berufsleben Bearbeiten nbsp Jonas Furrer Friederike Sulzer und ihre Kinder um 1844 Das einzige Kind des gleichnamigen Schlossermeisters und der Anna Magdalena geb Hanhart wuchs in Winterthur in bescheidenen Verhaltnissen auf und besuchte dort die Schulen Auf Drangen seines Vaters beschloss Furrer in Zurich Rechtswissenschaft zu studieren obschon er an Medizin und Chemie grosseres Interesse gezeigt hatte 1824 ging er unterstutzt durch ein Stipendium seiner Heimatstadt an die Ruprecht Karls Universitat in Heidelberg In den Jahren 1825 und 1826 studierte er in Gottingen an der Georg August Universitat wo er seine Ausbildung abschloss 1 Nach einer langeren Deutschlandreise kehrte Furrer in den Kanton Zurich zuruck und erhielt 1828 eine Stelle als Prokurator Mit einer Arbeit uber das Erbrecht der Stadt Winterthur erhielt er 1832 das Rechtsanwaltspatent und eroffnete eine eigene Kanzlei Im selben Jahr heiratete er Friederike Sulzer die Tochter des Politikers Johann Heinrich Sulzer aus der Ehe gingen drei Tochter und zwei Sohne hervor 1838 verlegte Furrer seinen Wohnsitz nach Zurich von wo inzwischen die meisten seiner Kunden stammten Im selben Jahr erhielt er die Ehrendoktorwurde der Universitat Zurich 1 1822 war Furrer der Studentenverbindung Zofingia beigetreten 2 Seit 1830 war er Mitglied der Freimaurerloge Akazia 1844 gehorte er zu den Mitbegrundern der Schweizerischen Grossloge Alpina SGLA und war ihr Erster Grossredner 3 Kantonspolitiker Bearbeiten Furrers politische Karriere begann 1834 als er im Alter von 29 Jahren in den Grossen Rat gewahlt wurde Dabei fiel er nicht unbedingt durch sein Rednertalent auf sondern vielmehr durch profunde Rechtskenntnisse und Sachverstand Den Grossen Rat prasidierte er in den Jahren 1837 und 1839 Er gehorte zu jenen Parlamentariern welche die Berufung des umstrittenen deutschen Reformtheologen David Friedrich Strauss an die Theologische Fakultat der Universitat Zurich befurworteten Der daraufhin eskalierende Konflikt zwischen liberalen und konservativen Kraften mundete am 6 September 1839 im Zuriputsch Auf Druck der neuen Regierung loste sich der Grosse Rat drei Tage spater auf und Furrer verlor sein Mandat 4 In kurzer Zeit stieg Furrer zum Anfuhrer der liberalen Opposition auf 1842 kehrte er in den Grossen Rat zuruck und wurde zum Abgesandten in der Tagsatzung gewahlt Mit der Wahl Furrers in den Regierungsrat stellten die Liberalen ab 1845 wieder die Mehrheit Im selben Jahr prasidierte er die Tagsatzung Als Amtsburgermeister wie der Regierungsratsprasident damals genannt wurde ubte er einen grossen Einfluss auf die Politik des Kantons Zurich aus 4 Unter seiner Agide erliess das Zurcher Kantonsparlament 1846 ein gegen den Radikaldemokraten und Reformsozialisten Johann Jakob Treichler gerichtetes Gesetz das alle Bestrebungen die geeignet waren wegen der Ungleichheit des Besitzes eine Klasse von Burgern gegen eine andere Besitzlose gegen Besitzende zum Hasse aufzureizen mit bis zu 1000 Franken Busse und zwei Jahren Gefangnis ahndete 5 1847 gehorte Furrer jener siebenkopfigen Kommission an die den Konflikt um den Sonderbund mit friedlichen Mitteln zu losen versuchte Erst als diese Bemuhungen fehlschlugen stimmte er der gewaltsamen Auflosung des Sonderbunds mit militarischen Mitteln zu Nach dem Ende des Sonderbundskriegs aus dem die liberalen Kantone siegreich hervorgegangen waren nahm er Einsitz in der Revisionskommission welche die neue Bundesverfassung ausarbeitete Dabei trat er als kompromissbereiter Pragmatiker auf 6 Bundesrat Bearbeiten nbsp Die ersten sieben Bundesrate 1848 Bundesprasident Furrer in der MitteIm Oktober 1848 wurde Furrer vom Grossen Rat in den Standerat entsandt und war dessen erster Prasident Bei der ersten Bundesratswahl am 16 November 1848 galt er als aussichtsreicher Spitzenkandidat zumal der Anspruch des Kantons Zurich auf einen Sitz unbestritten war Die Vereinigte Bundesversammlung wahlte ihn im zweiten Wahlgang in den Bundesrat der erste Wahlgang musste wegen eines Verfahrensfehlers annulliert werden Furrer erhielt 85 von 132 abgegebenen Stimmen 36 Stimmen entfielen auf Ulrich Ochsenbein elf auf weitere Personen Noch am selben Tag wurde Furrer auch zum ersten Bundesprasidenten der Schweiz gewahlt Jedoch erbat er sich Bedenkzeit da die Hauptstadtfrage der Schweiz noch nicht geklart war Nachdem er von politischen Weggefahrten uberzeugt worden war nahm er die Wahl schliesslich doch an woraufhin sich der Bundesrat am 21 November 1848 im Erlacherhof konstituierte 7 Furrer ubernahm bis Ende 1849 den Vorsitz des Politischen Departements In dieser Funktion betrieb er eine konsequente Neutralitatspolitik und liess Anhanger der gescheiterten Revolutionen von 1848 49 die aus benachbarten Staaten in die Schweiz gefluchtet waren ausweisen Oberstes Ziel seiner Politik war die Wahrung der Unabhangigkeit der Schweiz Er verhinderte dadurch Interventionen europaischer Grossmachte doch musste er sich von seinen Gefolgsleuten Verrat am Liberalismus vorwerfen lassen 8 Im gleichen Jahr schuf Johann Jakob Oechslin ein Terrakottamedaillon das in der Tonwarenfabrik von J Ziegler Pellis in Schaffhausen produziert wurde 9 nbsp Jonas Furrer Denkmal in Winterthur von Bildhauer Gustav SiberSein eigentliches Stammressort war ab 1850 das Justiz und Polizeidepartement das er abgesehen von seinen Prasidialjahren 1852 1855 und 1858 leitete bis in die 1890er Jahre war der Bundesprasident gleichzeitig Vorsteher des Politischen Departements und damit Aussenminister Als Justizminister arbeitete Furrer Entwurfe aus fur Gesetze uber die Organisation des Bundesrates der Bundesbeamten der Einburgerung von Heimatlosen und des Bundesstrafrechts Daruber hinaus leistete er einen grossen Beitrag zur Rechtssicherheit im neuen Bundesstaat indem er personlich Hunderte von Rekursen bearbeitete Dadurch etablierte er eine bundesratliche Justizpraxis die auch kantonalen Behorden und Parteien als Vorbild diente Bei anderen innenpolitisch umstrittenen Themen wie der Regulierung der Eisenbahnen hielt er sich hingegen zuruck zumal er Zentralisierungsbestrebungen kritisch gegenuberstand 10 Furrer reiste 1856 wahrend der Krise um den Kanton Neuenburg den Neuenburgerhandel als Unterhandler zu den Regierungen der suddeutschen Staaten um einen kriegerischen Konflikt mit Preussen abzuwenden 1860 widersetzte er sich dem Plan von Jakob Stampfli Hochsavoyen militarisch zu besetzen Savoyerhandel 8 Furrer klagte zunehmend uber zu starke Arbeitsbelastung hinzu kamen gesundheitliche Probleme Eine Nierenerkrankung zwang ihn zu mehreren Pausen wodurch er im Bundesratskollegium zunehmend an Einfluss einbusste Insbesondere mit dem draufgangerischen Jakob Stampfli hatte er immer wieder Auseinandersetzungen Wahrend eines Kuraufenthaltes in Bad Ragaz verstarb Furrer im Alter von 56 Jahren 11 Schriften Auswahl BearbeitenDas Erbrecht der Stadt Winterthur in ein System gebracht erganzt erlautert und mit einer historischen Einleitung versehen Winterthur Ziegler 1832 Digitalisat Zur Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom Jahre 1848 In Zurcher Taschenbuch 1948 Literatur BearbeitenEmanuel Dejung Alfred Stahli Werner Ganz Jonas Furrer von Winterthur 1805 1861 Erster schweizerischer Bundesprasident Gemsberg Winterthur 1948 Roswitha Feusi Widmer Furrer Jonas In Historisches Lexikon der Schweiz Roswitha Feusi Widmer Jonas Furrer In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 31 37 Werner Ganz Furrer Jonas In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 734 f Digitalisat Wilhelm Johann Martin Gisi Furrer Jonas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 209 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jonas Furrer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Publikationen von und uber Jonas Furrer im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Jonas Furrer auf der Website der Bundesversammlung wbr Eingereichte Vorstosse Jonas Furrer in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs Jonas Furrer im Winterthur Glossar Einzelnachweise Bearbeiten a b Roswitha Feusi Widmer Das Bundesratslexikon S 31 Joseph Jung Leben und Wirken In Alfred Escher 1819 1882 Der Aufbruch zur modernen Schweiz Band 1 NZZ Libro Zurich 2006 ISBN 978 3 03823 236 0 S 103 Eugen Lennhoff Oskar Posner Dieter A Binder Internationales Freimaurerlexikon uberarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932 Herbig Munchen 2001 ISBN 3 7766 2161 3 a b Roswitha Feusi Widmer Das Bundesratslexikon S 31 32 Christian Koller Vor 150 Jahren Die Demokratische Bewegung pflugt den Kanton Zurich um Schweizerisches Sozialarchiv 24 Februar 2019 abgerufen am 22 Marz 2019 Roswitha Feusi Widmer Das Bundesratslexikon S 32 Roswitha Feusi Widmer Das Bundesratslexikon S 32 33 a b Roswitha Feusi Widmer Das Bundesratslexikon S 34 K arl Frei Kundert Johann Jakob Oechslin Terrakottamdedaillon Abgerufen am 10 September 2019 Roswitha Feusi Widmer Das Bundesratslexikon S 34 35 Roswitha Feusi Widmer Das Bundesratslexikon S 35 Vorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio CassisVorsteher des Eidgenossischen Justiz und Polizeidepartements EJPD Henri Druey Jonas Furrer Jakob Stampfli Josef Martin Knusel Jakob Dubs Paul Ceresole Fridolin Anderwert Emil Welti Louis Ruchonnet Adolf Deucher Eugene Ruffy Eduard Muller Ernst Brenner Robert Comtesse Josef Anton Schobinger Ludwig Forrer Arthur Hoffmann Camille Decoppet Heinrich Haberlin Johannes Baumann Eduard von Steiger Markus Feldmann Friedrich Traugott Wahlen Ludwig von Moos Kurt Furgler Rudolf Friedrich Elisabeth Kopp Arnold Koller Ruth Metzler Arnold Christoph Blocher Eveline Widmer Schlumpf Simonetta Sommaruga Karin Keller Sutter Elisabeth Baume Schneider VorgangerAmtNachfolger Mitglied im Schweizer Bundesrat 1848 1861Jakob DubsJohann Heinrich MoussonBurgermeister von Zurich 1845 1848Alfred EscherNormdaten Person GND 10313378X lobid OGND AKS LCCN nr2001010454 VIAF 64412774 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Furrer JonasKURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 3 Marz 1805GEBURTSORT WinterthurSTERBEDATUM 25 Juli 1861STERBEORT Bad Ragaz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jonas Furrer amp oldid 239356374