www.wikidata.de-de.nina.az
Camille Decoppet 4 Juni 1862 in Suscevaz 14 Januar 1925 in Bern heimatberechtigt in Suscevaz war ein Schweizer Politiker FDP Rechtsanwalt und Richter Von 1900 bis 1912 amtierte er als Staatsrat des Kantons Waadt parallel dazu gehorte er ab 1899 dem Nationalrat an Ab 1901 war er Mitglied des Verwaltungsrates der Schweizerischen Bundesbahnen ab 1911 Parteiprasident der FDP Von 1912 bis 1919 gehorte er dem Bundesrat an wahrend dieser Zeit in der Landesregierung hatte er den Vorsitz dreier Departemente inne Schliesslich war er von 1919 bis zu seinem Tod Direktor des Internationalen Buros des Weltpostvereins Camille Decoppet Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Studium und Beruf 1 2 Kantons und Bundespolitik 1 3 Bundesrat 1 4 Weitere Tatigkeiten 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenStudium und Beruf Bearbeiten Er war der Sohn des Gastwirts Henri Francois Decoppet und dessen aus Nyon stammender Ehefrau Philippine Alary Sein Bruder Maurice Decoppet war spater Professor fur Forstwissenschaften sein Cousin Lucien Decoppet Prasident der Waadtlander Kantonalbank und Nationalrat Camille Decoppet absolvierte die Sekundarschule in Yverdon und das kantonale Gymnasium in Lausanne das er 1881 mit der Matura abschloss Anschliessend studierte er Rechtswissenschaft an der Lausanner Akademie Vorlauferin der Universitat Lausanne Wahrend seiner Studienzeit war er Mitglied der Studentenverbindung Helvetia die er in den Jahren 1882 bis 1884 prasidierte 1 1886 erwarb Decoppet das Lizenziat der Rechte anschliessend absolvierte er ein Praktikum bei Louis Berdez Nachdem er 1888 das Patent als Rechtsanwalt hatte eroffnete er zusammen mit Alphonse Dubuis eine Anwaltskanzlei Im darauf folgenden Jahr heiratete er Emma Grandjean die er seit seiner Kindheit kannte und mit der er zwei Kinder hatte Bis 1890 und wieder von 1896 bis 1900 arbeitete er als Rechtsanwalt in den Jahren dazwischen war er als Staatsanwalt tatig Von 1896 bis 1912 war er Ersatzrichter am Bundesgericht Daruber hinaus nahm er weitere Mandate als Verwaltungsrat wahr u a bei der Waadtlander Kantonalbank und bei der Jura Simplon Bahn Elf Jahre lang von 1901 bis 1912 gehorte er dem Verwaltungsrat der Schweizerischen Bundesbahnen an 2 Auch in der Schweizer Armee trieb Decoppet seine Karriere voran Als Major kommandierte er ab 1898 ein Infanterie Bataillon als Oberstleutnant ab 1901 das 1 Infanterie Regiment Er stieg bis 1910 in den Rang eines Obersten auf und kommandierte den 1 Territorialkreis 3 Kantons und Bundespolitik Bearbeiten Decoppets politische Karriere begann 1897 mit der Wahl ins Waadtlander Kantonsparlament den Grossen Rat 1898 zog er auch in den Gemeinderat Legislative der Stadt Lausanne ein Beiden Raten gehorte er jeweils drei Jahre lang an 1899 prasidierte er den Grossen Rat Bei den Parlamentswahlen 1899 gelang ihm im Wahlkreis Waadt Nord der Einzug in den Nationalrat 1906 07 amtierte er als Nationalratsprasident Eine wichtige Rolle spielte er 1909 bei den Verhandlungen um eine franzosisch schweizerische Konvention welche die Zufahrtslinien zum Simplontunnel festlegte Die Konvention fuhrte zum Bau der Bahnstrecke Frasne Vallorbe mit dem Mont d Or Tunnel mit der die Eisenbahnverbindung zwischen Lausanne und Frankreich markant verkurzt werden konnte 1911 12 war er Prasident der gesamtschweizerischen FDP 3 Zusatzlich zu seinem Mandat auf nationaler Ebene blieb Decoppet auch im Kanton Waadt politisch aktiv Im Jahr 1900 wurde er in die Kantonsregierung den Staatsrat gewahlt In diesem Exekutivamt ubernahm er die Leitung des Erziehungs und Kultusdepartements Er reformierte die Gesetzgebung uber Primarschulen und leitete eine Reform des Sekundarschulgesetzes in die Wege Ausserdem forderte er den Ausbau der Handelsschule und setzte sich fur eine Wirtschaftsfakultat an der Universitat ein Mit dem von ihm konzipierten Landeskirchengesetz von 1910 erhielten die Frauen das Stimmrecht in kirchlichen Fragen Nach dem unerwarteten Tod von Marc Ruchet war dessen Nachfolge im Bundesrat praktisch unumstritten Decoppet genoss einen ausgezeichneten Ruf und der Anspruch des Kantons Waadt auf einen Bundesratssitz war ungefahrdet Am 17 Juli 1912 gelang ihm die Wahl in den Bundesrat bereits im ersten Durchgang mit 173 von 184 gultigen Stimmen auf vereinzelte Personen entfielen elf Stimmen 3 Bundesrat Bearbeiten Bis zum Jahresende leitete Decoppet das Departement des Innern und brachte einige noch hangige Gesetzgebungsverfahren zum Abschluss Im Januar 1913 ubernahm er fur ein Jahr das Justiz und Polizeidepartement In dieser Funktion war er hauptsachlich damit beschaftigt die Ausarbeitung des Strafgesetzbuches fortzufuhren Anfang 1914 ubernahm er das Militardepartement Nach dem Tod von Louis Perrier im Vorjahr war er der einzige Romand im Bundesrat Dies brachte ihn nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs in eine heikle Position da die Landesregierung und der Generalstab uberwiegend als deutschfreundlich galten Fur die Wahl des Generals schlug er im Namen des Gesamtbundesrates Ulrich Wille vor der verwandtschaftliche Beziehungen zu Preussen hatte was grosse Kritik hervorrief Zwar verhielt sich Decoppet vollig solidarisch zu seinen Regierungskollegen er litt jedoch stark unter dieser Auseinandersetzung Erst nach langerer Zeit schwand das Misstrauen allmahlich Als Vorsteher des Militardepartements musste er einen grossen Teil der Landesversorgung sicherstellen beispielsweise beim Getreide und Futtermittelimport Dabei konnte er die freie Getreideeinfuhr uber den Hafen von Sete aushandeln Er modernisierte die Ausrustung der Armee und organisierte die Luftwaffe 4 Mit 185 von 188 gultigen Stimmen wahlte die Bundesversammlung Decoppet fur das Jahr 1916 zum Bundesprasidenten Die Offentlichkeit in der Romandie freute sich uber die Wertschatzung doch uberschatteten zwei Krisen sein Prasidialjahr Im Januar wollte Decoppet strafrechtlich gegen zwei Obersten vorgehen die den deutschen und den osterreichisch ungarischen Militarattache mit Tagesbulletins und diplomatischen Depeschen beliefert hatten Nachdem die ubrigen Bundesrate und der Generalstab ihm dies verweigerten kam die Strafuntersuchung auf Druck des Parlaments und der Westschweizer Kantone doch noch zustande Milde Urteile des Divisionsgerichts in dieser Obersten Affare losten eine tiefe Vertrauenskrise aus zusatzlich belastet durch die Weigerung Decoppets Forderungen nach der Absetzung Willes nicht stattzugeben Im Februar bereitete der Generalstab die Verlegung von Deutschschweizer Truppen in die Romandie vor ohne den Bundesrat daruber zu informieren Nachdem Decoppet im Marz nur unzureichend daruber informiert worden war musste er am 21 Juni vor dem Parlament eingestehen vollig ahnungslos gewesen zu sein Angewidert teilte er seinen Bundesratskollegen seinen Rucktritt mit diese hielten ihn davon ab indem sie selbst mit dem Rucktritt drohten 5 Decoppet legte mehrere Berichte uber die Ausubung der Vollmachten vor mit denen er hoffte das angeschlagene Vertrauen des Parlaments zuruckzugewinnen 1917 setzte er die Neuorganisation des Militars fort 1918 ordnete er den Kauf eines Grundstucks zum Bau des Militarflugplatzes Dubendorf an Gegen den Landesstreik im November 1918 bot er hauptsachlich Westschweizer Truppen auf die Demobilisierung nach Kriegsende erfolgte zogerlich Die Zeitung L Independant aus Fribourg war daruber derart erbost dass sie ihn im Dezember 1918 zum Rucktritt aufforderte Decoppet hielt noch ein Jahr durch ehe er am 7 November 1919 seinen bevorstehenden Rucktritt ankundigte Sein Amt ubergab er am 31 Dezember 1919 an Karl Scheurer 6 Weitere Tatigkeiten Bearbeiten Noch am Tag der Rucktrittsankundigung ernannte der Bundesrat Decoppet zum Direktor des Weltpostvereins und somit zum Nachfolger des kurz zuvor verstorbenen Eugene Ruffy Enttauscht uber das Unverstandnis seiner Mitburger dass er aus Rucksicht auf das Kollegialitatsprinzip wahrend des ganzen Krieges am umstrittenen General festgehalten hatte kehrte Decoppet nicht ins Waadtland zuruck sondern lebte zuruckgezogen in Bern und konzentrierte sich auf seine Arbeit beim Weltpostverein Er baute diese internationale Organisation weiter aus und prasidierte den Weltpostkongress 1920 in Madrid Am 14 Januar 1925 erlag er einem Schlaganfall 7 Literatur BearbeitenRoger Charles Logoz Camille Decoppet In Historisches Lexikon der Schweiz Pierre Streit Camille Decoppet In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 269 274 Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Camille Decoppet im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Streit Das Bundesratslexikon S 269 Streit Das Bundesratslexikon S 269 270 a b c Streit Das Bundesratslexikon S 270 Streit Das Bundesratslexikon S 270 271 Streit Das Bundesratslexikon S 271 Streit Das Bundesratslexikon S 271 272 Streit Das Bundesratslexikon S 272 VorgangerAmtNachfolgerMarc RuchetMitglied im Schweizer Bundesrat 1912 1919Ernest ChuardEugene RuffyDirektor des Internationalen Buros des Weltpostvereins 1919 1925Evaristo Garbani NeriniVorsteher des Eidgenossischen Departements des Innern EDI Stefano Franscini Giovanni Battista Pioda Karl Schenk Jakob Dubs Josef Martin Knusel Numa Droz Adolf Deucher Eugene Ruffy Adrien Lachenal Marc Ruchet Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Camille Decoppet Louis Perrier Felix Calonder Gustave Ador Ernest Chuard Marcel Pilet Golaz Albert Meyer Philipp Etter Hans Peter Tschudi Hans Hurlimann Alphons Egli Flavio Cotti Ruth Dreifuss Pascal Couchepin Didier Burkhalter Alain BersetVorsteher des Eidgenossischen Justiz und Polizeidepartements EJPD Henri Druey Jonas Furrer Jakob Stampfli Josef Martin Knusel Jakob Dubs Paul Ceresole Fridolin Anderwert Emil Welti Louis Ruchonnet Adolf Deucher Eugene Ruffy Eduard Muller Ernst Brenner Robert Comtesse Josef Anton Schobinger Ludwig Forrer Arthur Hoffmann Camille Decoppet Heinrich Haberlin Johannes Baumann Eduard von Steiger Markus Feldmann Friedrich Traugott Wahlen Ludwig von Moos Kurt Furgler Rudolf Friedrich Elisabeth Kopp Arnold Koller Ruth Metzler Arnold Christoph Blocher Eveline Widmer Schlumpf Simonetta Sommaruga Karin Keller Sutter Elisabeth Baume SchneiderVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Verteidigung Bevolkerungsschutz und Sport VBS Ulrich Ochsenbein Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Emil Welti Victor Ruffy Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Wilhelm Hertenstein Walter Hauser Emil Frey Eduard Muller Eugene Ruffy Ludwig Forrer Arthur Hoffmann Camille Decoppet Karl Scheurer Rudolf Minger Karl Kobelt Paul Chaudet Nello Celio Rudolf Gnagi Georges Andre Chevallaz Jean Pascal Delamuraz Arnold Koller Kaspar Villiger Adolf Ogi Samuel Schmid Ueli Maurer Guy Parmelin Viola AmherdPrasidenten der Freisinnig Demokratischen Partei FDP Christian Friedrich Gottisheim Ernst Brenner Johannes Stossel Johann Hirter Paul Scherrer Walter Bissegger Camille Decoppet Felix Bonjour Emil Lohner Robert Schopfer Albert Meyer Hermann Schupbach Ernest Beguin Max Wey Aleardo Pini Eugen Dietschi Nello Celio Pierre Glasson Henri Schmitt Fritz Honegger Yann Richter Bruno Hunziker Franz Steinegger Gerold Buhrer Christiane Langenberger Rolf Schweiger Marianne Kleiner Fulvio Pelli Normdaten Person GND 1053634307 lobid OGND AKS VIAF 310508473 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Decoppet CamilleKURZBESCHREIBUNG Schweizer Politiker FDP GEBURTSDATUM 4 Juni 1862GEBURTSORT SuscevazSTERBEDATUM 14 Januar 1925STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Camille Decoppet amp oldid 233047708