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Emil Johann Rudolf Frey 24 Oktober 1838 in Arlesheim 24 Dezember 1922 ebenda heimatberechtigt in Munchenstein war ein Schweizer Politiker Ohne Berufsabschluss zog er 1860 in die Vereinigten Staaten und meldete sich zu Beginn des Sezessionskriegs freiwillig in der Armee der Nordstaaten Nach der Schlacht von Gettysburg war er eineinhalb Jahre lang Kriegsgefangener der Konfoderierten Schliesslich kehrte er 1865 als Kriegsheld in seine Heimat zuruck und begann eine Karriere als Politiker Frey war amerikanisch schweizerischer Doppelburger Emil Frey 1891 Von 1866 bis 1872 gehorte Frey dem Regierungsrat des Kantons Basel Landschaft an Von 1872 bis 1882 sowie 1890 war er Nationalrat dazwischen Gesandter der Schweiz in Washington D C Ende 1890 wurde er als Vertreter der radikalen Fraktion ab 1894 FDP in den Bundesrat gewahlt dem er bis 1897 angehorte Sein Projekt zur grundlegenden Reform der Armee scheiterte in einer Volksabstimmung Anschliessend war er bis 1921 Direktor der Internationalen Telegraphen Union heute Internationale Fernmeldeunion Anlasslich Freys 100 Todestags erschien 2022 der Roman Die sieben Leben des Emil Frey 1838 1922 Vom Kriegsgefangenen zum Bundesrat Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Studium und Teilnahme am Sezessionskrieg 1 2 Politik und Diplomatie 1 3 Bundesrat 1 4 Weitere Tatigkeiten 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenStudium und Teilnahme am Sezessionskrieg Bearbeiten nbsp Geburtshaus an der Domstrasse 3 in Arlesheim nbsp Emil Frey als Major in der Uniform des 82 Infanterie regiments aus Illinois nbsp Gedenkinschrift bei seinem Geburtshaus in Arlesheim nbsp Grab auf dem alten Friedhof von Arlesheim Oberst Emil Frey Dr phil h c Er war der alteste Sohn des einflussreichen Juristen und Politikers Emil Remigius Frey Nach den Bezirksschulen in Therwil und Waldenburg absolvierte Frey das Padagogium in Basel und die Knabenschule in Ulm Da er haufig mit Lehrern und Schulbehorden in Konflikt geriet erhielt er kein Maturitatszeugnis Dennoch konnte er 1855 am landwirtschaftlichen Institut der Friedrich Schiller Universitat in Jena ein Studium der Agrarwissenschaften beginnen Dieses beendete er 1860 nach mehreren Unterbrechungen ohne Abschluss Dazwischen arbeitete er auf sachsischen Rittergutern und auf dem vaterlichen Pachthof bei Nuglar St Pantaleon im Kanton Solothurn Im Dezember 1860 ubersiedelte er in die Vereinigten Staaten um im Bundesstaat Illinois die Farmwirtschaft kennenzulernen 1 Als im April 1861 der Sezessionskrieg ausbrach meldete sich Frey freiwillig zum Dienst in der Nordstaaten Armee Er war Fahnenjunker im 24th Illinois Volunteer Infantry Regiment das von Friedrich Hecker einem deutschen Forty Eighter kommandiert wurde Zwischenzeitlich warb er auch neue Rekruten an Nach Heckers Versetzung in das 82nd Illinois Infantry Regiment im Oktober 1862 folgte Frey der an samtlichen Kampagnen teilgenommen hatte und zum Major befordert worden war seinem Vorgesetzten Wahrend der Schlacht von Gettysburg im Juli 1863 wurde er von einer Einheit der Konfoderierten Armee gefangen genommen Die nachsten eineinhalb Jahre verbrachte er als Kriegsgefangener im beruchtigten Libby Gefangnis in Richmond Virginia 1 Politik und Diplomatie Bearbeiten Nach Kriegsende kehrte Frey der inzwischen schweizerisch amerikanischer Doppelburger geworden war in seine Heimat zuruck und wurde als Kriegsheld willkommen geheissen Der Landrat des Kantons Basel Landschaft ernannte ihn im Herbst 1865 zum Landschreiber Bereits ein halbes Jahr spater im Mai 1866 folgte die Wahl in den Regierungsrat Als Mitglied der Kantonsregierung erwarb er sich den Ruf eines Reformers und erarbeitete in kurzer Zeit mehrere Gesetze in den Bereichen Schule Fabrikaufsicht Waldwirtschaft und Kirche 1870 heiratete er Emma Kloss mit der er funf Kinder hatte sie starb 1877 im Alter von nur 28 Jahren an Tuberkulose 2 Frey verzichtete 1872 auf sein Regierungsmandat und arbeitete in Basel als Redaktor der Zeitung Basler Nachrichten deren Mitbesitzer er war Im selben Jahr kandidierte er mit Erfolg bei den Nationalratswahlen 1872 Innerhalb der grossen freisinnigen Fraktion im Nationalrat gehorte er zu den fuhrenden Personlichkeiten der demokratischen Stromung die sich fur den Ausbau der Volksrechte und einen zentralistischen Staat einsetzte Anliegen die mit der Totalrevision der Bundesverfassung von 1874 teilweise erfullt werden konnten Wahrend des Kulturkampfs bekampfte Frey vehement den Ultramontanismus was ihm die Feindschaft der Katholisch Konservativen einbrachte In der Armee stieg er bis in den Rang eines Obersten auf 1876 amtierte er als Nationalratsprasident 3 1882 ernannte der Bundesrat Frey zum ersten schweizerischen Gesandten in Washington D C Er empfand diese Beforderung aber eher als politisches Manover des liberalen Zentrums das auf diese Weise einen unbequemen Politiker entfernen wollte Da es zwischen der Schweiz und den Vereinigten Staaten kaum Streitfragen zu klaren gab beschrankte sich seine diplomatische Tatigkeit auf ein Minimum Hauptsachlich kummerte er sich um das Wohlergehen der Schweizer Auswanderer Er stellte beim Bundesrat ein Gesuch um Gewahrung eines Beitrags von 10 000 Franken an die Kanzleikosten der schweizerischen Gesandtschaft Gegen den entsprechenden Bundesbeschluss ergriffen Freys politische Gegner ein fakultatives Referendum 4 Der Beitrag wurde in der Volksabstimmung am 11 Mai 1884 mit 61 5 Nein Stimmen abgelehnt 5 1888 quittierte Frey seinen Posten und begann als Redaktor der National Zeitung zu arbeiten Bei den Nationalratswahlen 1890 liess er sich wieder zum Parlamentsmitglied wahlen 4 Bereits 1879 war Frey offizieller Kandidat fur einen freiwerdenden Sitz im Bundesrat gewesen doch fiel die Wahl damals auf Wilhelm Hertenstein mit 92 zu 63 Stimmen Zwei Jahre spater unterlag er ihm erneut diesmal mit 95 zu 75 Stimmen Eine neue Chance bot sich nach dem Rucktritt von Bernhard Hammer Das liberale Zentrum und die Katholisch Konservativen waren sich uneinig So wurde Frey am 11 Dezember 1890 bereits im ersten Wahlgang in die Landesregierung gewahlt wobei er 94 von 181 abgegebenen Stimmen erhielt Auf den katholisch konservativen Kandidaten Alois Kopp entfielen 77 Stimmen auf weitere Personen zehn Stimmen Wahrend die National Zeitung die Wahl ihres Redaktionsmitglieds uberschwanglich feierte beklagte sich die katholisch konservative Presse uber die Vergewaltigung der politischen Minderheit durch die allmachtigen Radikalen 6 Bundesrat Bearbeiten Zu Beginn des Jahres 1891 ubernahm Frey von Walter Hauser das Militardepartement das er wahrend seiner gesamten Amtszeit leitete 1894 hatte er das Amt des Bundesprasidenten inne ohne jedoch wie damals sonst ublich ins Politische Departement zu wechseln da Adrien Lachenal dieses fest fur sich beanspruchte Frey zeichnete sich durch Ideenreichtum und einen speditiven Arbeitsstil aus Seine Gegner warfen ihm aber vor zu sehr dem Rat von Fachleuten zu vertrauen und dass er zu Eitelkeit und weltmannischem Gehabe neige Als er beispielsweise 1895 nach den Herbstmanovern sich mit einem Vierspanner zum Sitz der Stadtregierung von Lausanne fahren liess bauschte die Presse dieses Ereignis zu einem Skandal auf Unter Freys Vorgangern war die Wehrbereitschaft des Landes aus Kostengrunden vernachlassigt worden Er setzte ein umfassendes Rustungsprogramm durch das unter anderem die Erhohung der Munitionsbestande die Bildung von Lebensmittelreserven sowie den Bau von Festungsanlagen am Gotthardpass und bei Saint Maurice vorsah Ebenso rustete er die Infanterie vollstandig mit dem Gewehr 1889 aus schuf das Armeekorps als grosste militarische Einheit und straffte die Koordination der Fuhrungskrafte 7 Weniger Erfolg als in organisatorischen Dingen hatte Frey bei grundlegenden militarischen Vorlagen Er legte einen Bundesbeschluss uber die Revision der Militarartikel der Bundesverfassung vor der eine starkere Zentralisierung den Ausbau der Militarverwaltung und den weitgehenden Verzicht der kantonalen Militarhoheit vorsah Gegen dieses Vorhaben bildete sich eine starke Opposition die sich insbesondere an seinem selbstherrlichen Regierungsstil und bestimmten preussischen Methoden in der Ausbildung storte Sachliche Argumente gerieten wahrend der Abstimmungskampagne zunehmend in den Hintergrund 8 Am 3 November 1895 wurde die Vorlage vom Volk mit 58 0 Nein Stimmen abgelehnt 9 Noch deutlicher mit 80 1 Nein Stimmen scheiterte am 4 Oktober 1896 das Bundesgesetz uber die Disziplinarstrafordnung in der Armee 10 Weitere Tatigkeiten Bearbeiten Aus Enttauschung uber die Niederlagen erklarte Frey an der Bundesratssitzung vom 11 Marz 1897 seinen Rucktritt per Ende Monat Seine Regierungskollegen wahlten ihn noch am selben Tag zum Direktor der Internationalen Telegraphen Union heute Internationale Fernmeldeunion Fast ein Vierteljahrhundert lang stand Frey dieser internationalen Organisation vor Er forderte die weltweite Ausdehnung der Telegrafennetze spater auch die kabellose Radiotelegrafie Als enger Freund der Bundesrate Ludwig Forrer und Ernst Brenner blieb Frey uber die Vorgange in der Schweizer Politik stets informiert 1905 veroffentlichte er eine Abhandlung uber die militarische Geschichte der Schweiz die unter dem Titel Die Kriegstaten der Schweizer dem Volk erzahlt erschien Dafur verlieh ihm die Universitat Bern sechs Jahre spater den Ehrendoktortitel 1921 zog er sich endgultig aus der Offentlichkeit zuruck 11 Emil Frey war ein Mitglied im Bund der Freimaurer er wurde 1872 in die Loge Zur Freundschaft in Basel aufgenommen 12 Max Leu schuf von Frey eine Buste Werke BearbeitenAus den Erlebnissen eines Schweizers im Sezessionskriege Bern 1893 Die Neutralitat der Schweiz Geschwister Ziegler Winterthur 1900 Die Kriegstaten der Schweizer dem Volk erzahlt Zahn Neuchatel 1904 Literatur BearbeitenHans Rudolf Guggisberg Das ungewohnliche Amerika Erlebnis des schweizerischen Bundesrates Emil Frey In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde 85 Jg 1985 S 121 150 archiviert in E Periodica der ETH Zurich Fritz Grieder Emil Frey In Historisches Lexikon der Schweiz Fritz Grieder Emil Frey In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 193 199 Carl Frey Bundesrat Emil Frey In Basler Jahrbuch 1928 S 147 208 Gregor Saladin Die sieben Leben des Emil Frey Vom Kriegsgefangenen zum Bundesrat F Reinhardt Basel 2022 ISBN 978 3 7245 2562 2 Markus Wuest Der Amerikaner im Bundesrat Stationen im Leben des Emil Frey Zytglogge Basel 2022 ISBN 978 3 7296 5107 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Emil Frey Sammlung von Bildern Emil Frey im Personenlexikon des Kantons Basel Landschaft Emil Frey in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz Publikationen von und uber Emil Frey Politiker 1838 im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Benedikt Kaiser Ein vergessener Arleser Tausendsassa In WochenBlatt 16 November 2022Einzelnachweise Bearbeiten a b Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 193 Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 193 194 Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 194 a b Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 194 Bundesbeschluss betreffend Gewahrung eines Beitrags von 10 000 Franken an die Kanzleikosten der schweizerischen Gesandtschaft in Washington Abstimmungsergebnis vom 11 Mai 1884 auf admin ch Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 194 195 Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 196 Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 197 Bundesbeschluss uber die Revision der Militarartikel der Bundesverfassung Abstimmungsergebnis vom 3 November 1895 auf admin ch Bundesgesetz betreffend die Disciplinarstrafordnung fur die eidgenossische Armee Abstimmungsergebnis vom 4 Oktober 1896 auf admin ch Grieder Das Bundesratslexikon 2019 S 197 198 Eugen Lennhoff Oskar Posner Dieter A Binder Internationales Freimaurerlexikon Uberarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932 Munchen 2003 951 S ISBN 3 7766 2161 3VorgangerAmtNachfolgerBernhard HammerMitglied im Schweizer Bundesrat 1891 1897Ernst BrennerVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Verteidigung Bevolkerungsschutz und Sport VBS Ulrich Ochsenbein Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Emil Welti Victor Ruffy Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Wilhelm Hertenstein Walter Hauser Emil Frey Eduard Muller Eugene Ruffy Ludwig Forrer Arthur Hoffmann Camille Decoppet Karl Scheurer Rudolf Minger Karl Kobelt Paul Chaudet Nello Celio Rudolf Gnagi Georges Andre Chevallaz Jean Pascal Delamuraz Arnold Koller Kaspar Villiger Adolf Ogi Samuel Schmid Ueli Maurer Guy Parmelin Viola Amherd Normdaten Person GND 11883505X lobid OGND AKS LCCN n86088464 VIAF 22938564 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frey EmilALTERNATIVNAMEN Frey Emil Johann RudolfKURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 24 Oktober 1838GEBURTSORT ArlesheimSTERBEDATUM 24 Dezember 1922STERBEORT Arlesheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Frey Politiker 1838 amp oldid 239468109