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1887 Gesamterneuerungswahlendes Nationalrats 1890 1893 Wahlbeteiligung 62 5 50403020100 40 925 615 710 43 62 41 4 FLKKLMDLSPeERUnabh Gewinne und Verluste im Vergleich zu p 4 2 0 2 4 0 7 2 7 0 2 1 0 2 3 1 0 0 1FLKKLMDLSPeERUnabh Vorlage Wahldiagramm Wartung Anmerkungen Anmerkungen e 1887 SozialistenVorlage Wahldiagramm Wartung TITEL zu lang Die Schweizer Parlamentswahlen 1890 fanden am 26 Oktober 1890 statt Zur Wahl standen 147 Sitze des Nationalrates zwei mehr als zuvor Die Wahlen wurden nach dem Majorzwahlrecht vorgenommen wobei das Land in 52 unterschiedlich grosse Nationalratswahlkreise unterteilt war Die Freisinnigen bzw Radikal Liberalen behaupteten sich als starkste Kraft und erzielten knapp die absolute Mehrheit ansonsten hielten sich die Sitzverschiebungen in Grenzen Das neu gewahlte Parlament trat in der 15 Legislaturperiode erstmals am 1 Dezember 1890 zusammen Inhaltsverzeichnis 1 Neueinteilung der Wahlkreise 2 Wahlkampf 3 Ergebnis der Nationalratswahlen 3 1 Gesamtergebnis 3 2 Ergebnisse in den Kantonen 4 Standerat 5 Literatur 6 EinzelnachweiseNeueinteilung der Wahlkreise Bearbeiten nbsp Neueinteilung der NationalratswahlkreiseDas Majorzwahlrecht stand immer starker in der Kritik da es politische Minderheiten benachteiligte Verschiedene Vorstosse im Parlament forderten den Bundesrat dazu auf Vorschlage fur ein neues Wahlgesetz auszuarbeiten entweder Anpassung des bisherigen Systems oder Einfuhrung des Proporzes Ein erster Revisionsversuch scheiterte 1885 doch der Nationalrat uberwies umgehend ein neues Postulat der unterlegenen Kommissionsminderheit Gestutzt auf Untersuchungen des Statistikers Joseph Durrer favorisierte der Bundesrat eine Verkleinerung der Optimalgrosse eines Wahlkreises von vier auf drei Sitze was die Chancen kleinerer Parteien erhohen wurde Er zog sogar die fur 1890 vorgesehene Volkszahlung um zwei Jahre vor damit die Neueinteilung so rasch wie moglich angewendet werden konne Gemass dem Jahr 1848 festgelegten Grundsatz dass ein Nationalrat 20 000 Seelen Einwohner oder einen Bruchteil von uber 10 000 Seelen vertreten musse erhohte sich die Gesamtzahl der Sitze von 145 auf 147 Die Kantone Basel Stadt St Gallen und Zurich erhielten je einen zusatzlichen Sitz Hingegen verlor der Kanton Tessin einen Sitz aufgrund der Abwanderung der Gotthardbahn Arbeiter 1 In der bundesratlichen Botschaft war nicht mehr von einer durchgehenden Anwendung des Dreier Optimums die Rede da in der Vernehmlassung nur die Kantone Freiburg und Zurich den Vorschlag des Bundesrates vorbehaltlos unterstutzten Gleichwohl sollten alle Funferwahlkreise in je einen Dreier und Zweierwahlkreis getrennt werden mit Ausnahme Genfs das sich vehement gegen jegliche Aufteilung ausgesprochen hatte Die vorberatende Kommission des Nationalrates lehnte jegliche Obergrenze bei der Wahlkreisgrosse ab und beschrankte sich auf kleine Retuschen wahrend die Kommissionsminderheit weiterhin das strikte Dreier Optimum forderte Mit 77 zu 50 Stimmen folgte der Nationalrat der Kommissionsmehrheit Nachdem sich der Standerat mit 27 zu 11 Stimmen fur eine leichte Modifizierung des bundesratlichen Vorschlags ausgesprochen hatte beharrte der Nationalrat mit 70 zu 52 auf seinen Beschluss 2 Als die ganze Vorlage zu scheitern drohte rangen sich schliesslich beide Rate zu einem Kompromiss durch Der Wahlkreis Bern Jura wurde zweigeteilt allerdings so dass die jurassischen Katholisch Konservativen wahrscheinlich nicht in vollem Umfang davon profitieren wurden Der Wahlkreis um die Stadt Bern wurde zulasten des Seelands leicht vergrossert hingegen verzichtete man auf eine Aufteilung des Berner Oberlands Der Wahlkreis um die Stadt Zurich erhielt als erster sechs Sitze zugesprochen womit man sich noch mehr vom Optimum von vier Sitzen entfernte Im Kanton Aargau schuf man als Reaktion auf zahlreiche Petitionen einen sicheren Einerwahlkreis im Freiamt fur die Katholisch Konservativen Vollig unbestritten war die Zusammenlegung zweier konservativer Wahlkreise im Kanton Luzern Der Kanton St Gallen wiederum erhielt zwei zusatzliche Wahlkreise weil fast alle politischen Lager zufriedengestellt werden konnten fand die notwendig gewordene vollig neue Grenzziehung eine Mehrheit 3 Das Bundesgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrat trat am 20 Juni 1890 in Kraft 4 Dadurch erhohte sich die Zahl der Wahlkreise von 49 auf 52 Wahlkampf BearbeitenDominierendes Wahlkampfthema war der Tessiner Putsch der uberraschend am 11 September 1890 ausbrach Die Tessiner Liberalen fuhrten einen bewaffneten Staatsstreich gegen die konservative Kantonsregierung durch nachdem diese wiederholt einer Revision der Verfassung und des unfairen Wahlgesetzes hinausgezogert hatte Dabei wurde Staatsrat Luigi Rossi durch einen Aufstandischen erschossen Der Bundesrat ordnete daraufhin eine Bundesintervention an die unter der Leitung von Arnold Kunzli stand 5 Leidenschaftliche Stellungnahmen fur und gegen die Bundesintervention liessen verschwunden geglaubte Gegensatze wieder aufleben wirtschafts und sozialpolitische Diskussionen wurden hingegen in den Hintergrund gedrangt Die sich Mitte der 1880er Jahre abzeichnende Konsenspolitik zwischen Freisinnigen und Konservativen beider Konfessionen hatte sich bereits vor dem Tessiner Putsch zu verfluchtigen begonnen Insbesondere das 1889 ergriffene Referendum gegen das Schuldbetreibungs und Konkursrecht und das mangelnde Entgegenkommen der Freisinnigen bei der Wahlkreisreform trugen zur Verstimmung bei 6 Die Freisinnigen waren wahrend des Wahlkampfs vor allem darauf bedacht sich gegen rechts abzugrenzen Als noch weitgehend ungefahrlich empfanden sie die im Jahr 1888 gegrundete Sozialdemokratische Partei die erstmals zu den Wahlen antrat Vielen Wahlern war noch nicht bewusst inwiefern sich die sozialreformerische Programmatik der Sozialdemokraten beispielsweise von jener der Demokraten oder des linken freisinnigen Flugels denn uberhaupt unterscheide 7 Eigentliche Wahlverlierer waren die reformierten Konservativen die nach 1890 politisch keine Rolle mehr spielten ihre verbliebenen Vertreter schlossen sich spater meist der liberalen Mitte an 8 Wahrend der 14 Legislaturperiode hatte es aufgrund von Vakanzen 17 Ersatzwahlen in ebenso vielen Wahlkreisen gegeben dabei konnte die liberale Mitte um vier Sitze zulegen 1890 gab es insgesamt 66 Wahlgange sieben mehr als drei Jahre zuvor In 43 von 52 Wahlkreisen waren die Wahlen bereits nach dem ersten Wahlgang entschieden Nur noch drei Bundesrate traten zu einer Komplimentswahl an d h sie stellten sich als Nationalrate zur Wahl um sich von den Wahlern ihre Legitimation als Mitglieder der Landesregierung bestatigen zu lassen Dieser in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts ubliche Brauch fand immer weniger Anhanger Adolf Deucher Walter Hauser und Karl Schenk verzichteten bewusst auf eine Komplimentswahl wurden von der Bundesversammlung dennoch problemlos bestatigt 9 Mit der letzten Erganzungswahl am 1 Februar 1891 war der Nationalrat komplett Die Wahlbeteiligung stieg im Vergleich zu 1887 um 7 2 Prozentpunkte an Dies war der zweithochste Wert in der gesamten bis 1919 dauernden Majorz Ara Den hochsten Wert wies wie ublich der Kanton Schaffhausen auf wo aufgrund der dort geltenden Wahlpflicht 94 3 ihre Stimme abgaben Uber 80 Beteiligung verzeichneten auch die Kantone Aargau und Obwalden Die tiefste Wahlbeteiligung gab es im Kanton Schwyz mit 35 6 Die Freisinnigen behaupteten sich erneut als klar starkste Kraft Die einzige politische Gruppierung die Sitzverluste hinnehmen musste waren die reformierten Konservativen Erstmals einen Sitz erringen konnten die Sozialdemokraten Ergebnis der Nationalratswahlen Bearbeiten Hauptartikel Schweizer Parlamentswahlen 1890 Resultate Nationalratswahlen Gesamtergebnis Bearbeiten Von 664 144 volljahrigen mannlichen Wahlberechtigten nahmen 415 098 an den Wahlen teil was einer Wahlbeteiligung von 62 5 entspricht 10 Die 147 Sitze im Nationalrat verteilten sich wie folgt 8 11 1 15 74 20 2 35 1 15 74 20 2 35 Insgesamt 147 Sitze SP 1 DL 15 FL 74 LM 20 ER 2 KK 35 Partei Sitze1887 vor Auf losung Sitze1890 Wahler anteil FL 73 71 74 1 40 9 0 7 KK 35 32 35 0 25 6 2 7 LM 19 23 20 1 15 7 0 2 DL 14 14 15 1 10 4 1 0 ER 4 5 2 2 0 2 4 1 0 SP 1 1 0 3 6 2 3 Diverse 0 1 4 0 1 FL Freisinnige Linke Freisinnige Radikale Radikaldemokraten LM Liberale Mitte Liberale Liberaldemokraten KK Katholisch Konservative ER Evangelische Rechte evangelische reformierte Konservative DL Demokratische Linke Demokraten Demokratische Partei SP Sozialdemokratische ParteiHinweis Eine Zuordnung von Kandidaten zu Parteien und politischen Gruppierungen ist mit Ausnahme der Sozialdemokraten nur bedingt moglich Der politischen Wirklichkeit des 19 Jahrhunderts entsprechend kann man eher von Parteistromungen oder richtungen sprechen deren Grenzen teilweise fliessend sind Die verwendeten Parteibezeichnungen sind daher eine ideologische Einschatzung Ergebnisse in den Kantonen Bearbeiten Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung der errungenen Sitze auf die Kantone 12 13 Kanton Sitzetotal Wahl kreise Betei ligung FL KK LM DL ER SPKanton Aargau nbsp Aargau 10 4 84 5 7 2 1 1 2 1Kanton Appenzell Ausserrhoden nbsp Appenzell Ausserrhoden 3 1 76 4 1 2Kanton Appenzell Innerrhoden nbsp Appenzell Innerrhoden 1 1 78 7 1 1 1Kanton Basel Landschaft nbsp Basel Landschaft 3 1 68 2 3Kanton Basel Stadt nbsp Basel Stadt 4 1 57 4 3 1 1Kanton Bern nbsp Bern 27 7 47 5 24 1 1 1 1 1 2Kanton Freiburg nbsp Freiburg 6 3 69 1 1 1 5 1Kanton Genf nbsp Genf 5 1 60 3 2 1 3 1Kanton Glarus nbsp Glarus 2 1 60 6 1 1Kanton Graubunden nbsp Graubunden 5 3 69 6 1 1 2 1 1 1Kanton Luzern nbsp Luzern 7 3 41 7 2 5Kanton Neuenburg nbsp Neuenburg 5 1 58 2 5Kanton Nidwalden nbsp Nidwalden 1 1 42 3 1Kanton Obwalden nbsp Obwalden 1 1 90 0 1Kanton Schaffhausen nbsp Schaffhausen 2 1 94 3 1 1Kanton Schwyz nbsp Schwyz 3 1 35 6 3Kanton Solothurn nbsp Solothurn 4 1 71 1 3 1 1 1Kanton St Gallen nbsp St Gallen 11 5 79 6 3 1 5 2 1Kanton Tessin nbsp Tessin 6 2 56 8 2 4 1Kanton Thurgau nbsp Thurgau 5 1 75 5 3 1 1 1 1Kanton Uri nbsp Uri 1 1 69 4 1Kanton Waadt nbsp Waadt 12 3 41 4 12Kanton Wallis nbsp Wallis 5 3 68 1 1 4 1 1Kanton Zug nbsp Zug 1 1 58 7 1Kanton Zurich nbsp Zurich 17 4 76 1 7 1 9 1 1 1Schweiz 147 52 62 5 74 1 35 0 20 1 15 1 2 2 1 1Standerat BearbeitenDie Wahlberechtigten konnten die Mitglieder des Standerates nur in elf Kantonen selbst bestimmen In den Kantonen Basel Stadt Graubunden Solothurn Thurgau Zug und Zurich an der Wahlurne in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden Glarus Nidwalden Obwalden und Uri an der Landsgemeinde In allen anderen Kantonen erfolgte die Wahl indirekt durch die jeweiligen Kantonsparlamente Literatur BearbeitenErich Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 erster Teil Francke Verlag Bern 1978 ISBN 3 7720 1442 9 Erich Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 zweiter Teil Francke Verlag Bern 1978 ISBN 3 7720 1443 7 Erich Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 2 Francke Verlag Bern 1978 ISBN 3 7720 1444 5 Anmerkungen Erich Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 3 Francke Verlag Bern 1978 ISBN 3 7720 1445 3 Tabellen Grafiken Karten Einzelnachweise Bearbeiten Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 erster Teil S 358 359 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 erster Teil S 359 360 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 erster Teil S 365 368 Bundesgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrat vom 20 Juni 1890 PDF 296 kB In Bundesblatt Nr 26 vom 21 Juni 1890 admin ch 21 Mai 2013 abgerufen am 31 Juli 2014 Marco Marcacci Tessiner Putsch In Historisches Lexikon der Schweiz abgerufen am 31 Juli 2014 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 zweiter Teil S 720 721 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 zweiter Teil S 722 a b Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 1 zweiter Teil S 729 Paul Fink Die Komplimentswahl von amtierenden Bundesraten in den Nationalrat 1851 1896 In Allgemeine Geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz Hrsg Schweizerische Zeitschrift fur Geschichte Band 45 Heft 2 Schwabe Verlag 1995 ISSN 0036 7834 S 227 doi 10 5169 seals 81131 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 3 S 369 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 3 S 485 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 3 S 213 224 Gruner Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848 1919 Band 3 S 359 Schweizer Nationalrats und Standeratswahlen 1848 1851 1854 1857 1860 1863 1866 1869 1872 1875 1878 1881 1884 1887 1890 1893 1896 1899 1902 1905 1908 1911 1914 1917 1919 1922 1925 1928 1931 1935 1939 1943 1947 1951 1955 1959 1963 1967 1971 1975 1979 1983 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 2015 2019 2023Detailergebnisse der Schweizer Nationalratswahlen 1848 1851 1854 1857 1860 1863 1866 1869 1872 1875 1878 1881 1884 1887 1890 1893 1896 1899 1902 1905 1908 1911 1914 1917 1919 1922 1925 1928 1931 1935 1939 1943 1947 1951 1955 1959 1963 1967 1971 1975 1979 1983 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 2015 2019 2023Detailergebnisse der Schweizer Standeratswahlen 1869 1872 1872 1875 1875 1878 1878 1881 1881 1884 1884 1887 1887 1890 1890 1893 1893 1896 1896 1899 1899 1902 1902 1905 1905 1908 1908 1911 1911 1914 1914 1917 1917 1919 1919 1922 1922 1925 1925 1928 1928 1931 1931 1935 1935 1939 1939 1943 1943 1947 1947 1951 1951 1955 1955 1959 1959 1963 1963 1967 1967 1971 1971 1975 1975 1979 1979 1983 1983 1987 1987 1991 1991 1995 1995 1999 1999 2003 2003 2007 2007 2011 2011 2015 2015 2019 2019 2023 2023 2027 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizer Parlamentswahlen 1890 amp oldid 223168195