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Dieser Artikel beschreibt den Politiker Karl Schenk Zum Fotografen siehe Carl Schenk zu anderen Personen siehe Karl Schenk Begriffsklarung und Karl Schenck Johann Karl auch Carl Emmanuel Schenk 1 Dezember 1823 in Bern 18 Juli 1895 ebenda heimatberechtigt in Signau war ein Schweizer Politiker Nach dem Theologiestudium wirkte er als reformierter Pfarrer Er wandte sich obschon er dem traditionsverbundenen Klerus angehorte dem Liberalismus zu und nahm am zweiten Freischarenzug sowie am Sonderbundskrieg teil 1855 wurde er in den Regierungsrat des Kantons Bern gewahlt 1856 in den Standerat Von 1864 bis zu seinem Tod gehorte Schenk als Vertreter der radikalen Fraktion spater in der FDP aufgegangen dem Bundesrat an sechsmal amtierte er als Bundesprasident Seine Amtszeit von mehr als 31 Jahren ist die langste aller Bundesrate Karl Schenk Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Jugendjahre 1 2 Beruf und Kantonspolitik 1 3 Bundespolitik 1 4 Bundesrat 1 5 Erinnerung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenJugendjahre Bearbeiten Karl Schenk war eines von vierzehn Kindern des aus Signau im Emmental stammenden Erfinders Christian Schenk dem Erbauer der ersten Schweizer Dampfmaschine Mutter Verena geb Luthy starb als er sieben Jahre alt war Auf Vermittlung von Patenonkel Carl Emanuel Brunner schickte ihn sein Vater 1832 nach Korntal im Konigreich Wurttemberg in ein von Pietisten gefuhrtes Internat Zwei Jahre spater war Schenk Vollwaise In Korntal erhielt er eine humanistische Ausbildung mit Fremdsprachen 1 Wahrend einer Schulreise uber die Alpen nach Venedig entdeckte Schenk seine Leidenschaft furs Wandern Als 14 Jahriger begab er sich zu Fuss nach Couvet und besuchte seinen Bruder Rudolf der dort eine mechanische Werkstatt besass Im darauf folgenden Jahr unternahm er mit Schulfreunden eine weitere Wanderung nach Venedig wo sein Bruder Fritz als Giesser arbeitete Nach der Konfirmation kehrte Schenk 1839 nach Bern zuruck und besuchte das Gymnasium wo er 1842 die Matura abschloss Im Sommer dieses Jahres unternahm er eine weitere ausgedehnte Wanderung die ihn uber den Simplonpass nach Genua und Florenz fuhrte Uber Venedig Sudtirol und Chur gelangte er wieder nach Hause An der Universitat Bern studierte er Theologie und Philosophie Wahrend des Studiums begann sich Schenk fur Politik zu interessieren und kam mit radikalliberalem Gedankengut in Kontakt 1 1845 nahm er als Fahnentrager des Studentenkorps am zweiten Freischarenzug teil Beruf und Kantonspolitik Bearbeiten Ebenfalls 1845 legte Schenk das Staatsexamen ab und trat seine erste Stelle als Vikar in Schupfen an 1846 bekannte er sich offentlich zum Radikalismus Er grundete gemeinnutzige Vereine und schuf Moglichkeiten zur Weiterbildung wodurch er weit uber Schupfen hinaus bekannt und beliebt wurde Nachdem er als Feldprediger am Sonderbundskrieg beteiligt gewesen war heiratete er 1848 die Elise Kehr die Tochter des Dorfarztes Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor von denen sieben uberlebten Im selben Jahr ubernahm Schenk das Pfarramt in Laupen 1850 jenes in Schupfen Um seinen bescheidenen Lohn aufzubessern arbeitete er fur die von Jakob Stampfli geleitete Berner Zeitung Anfang 1855 sprach ihn eine Gruppe von liberalen Mitgliedern des Grossen Rates auf eine mogliche Kandidatur fur den Regierungsrat des Kantons Bern an Da Schenk fur den Ausgleich zwischen Radikalen und Konservativen eintrat galt er in beiden politischen Lagern als akzeptabler Kandidat und wurde am 23 Marz 1855 in den Regierungsrat gewahlt Im April hielt er seine letzte Predigt in Schupfen und zog nach Bern 2 Als Regierungsrat ubernahm Schenk die Verantwortung fur das Armenwesen das damals eines der drangendsten politischen Probleme uberhaupt darstellte Die Kartoffelfaule hatte zu zahlreichen Missernten gefuhrt durch die zunehmende Industrialisierung herrschte in der Landwirtschaft Arbeitsmangel das Handwebereigewerbe war zusammengebrochen und die Reislauferei war verboten worden Die Masse der Armen wurde zunehmend aus den Stadten in ihre Heimatgemeinden abgeschoben was viele finanzschwache Gemeinden auf dem Land fast in den Ruin trieb Schenk ordnete das Armenwesen vollig neu Die Kosten wurden neu von den Einwohnergemeinden beglichen und der Kanton ubernahm die Armenanstalten Nach dem Konkurs der Ostwestbahn ubernahm Schenk 1861 vorubergehend die Eisenbahndirektion im darauf folgenden Jahr die Erziehungsdirektion 3 Bundespolitik Bearbeiten 1857 wahlte der Grosse Rat Schenk zusatzlich in den Standerat Fur seine Verdienste in der Armutsforschung erhielt er 1859 von der Universitat Bern die Ehrendoktorwurde 1862 erkrankte er schwer und musste fur sechs Monate in die Kur zunachst in Territet bei Montreux danach in Weissenburg im Simmental 1863 wollte sich Schenk um den gut entlohnten Direktorenposten des Lehrerinnenseminars im Schloss Hindelbank bewerben da er Muhe hatte seine kinderreiche Familie durchzubringen Doch so weit kam es nicht denn nach Stampflis uberraschendem Rucktritt war ein Sitz im Bundesrat freigeworden Unterstutzt von den Berner Radikalen und vom liberalen Zentrum um den machtigen Alfred Escher galt Schenk von Anfang als aussichtsreichster Kandidat Seine Ratskollegen wahlten ihn am 7 Dezember 1863 zum Standeratsprasidenten und gaben damit ein weiteres deutliches Zeichen der Unterstutzung Bei der Bundesratswahl am 12 Dezember erhielt Schenk im ersten Wahlgang 84 von 164 abgegebenen Stimmen 31 Stimmen entfielen auf Constant Fornerod 10 auf den Konservativen Eduard Blosch und 39 auf weitere Personen Am 1 Januar 1864 trat Schenk die Nachfolge Stampflis an 4 Von 1873 bis 1882 war Schenk Nachfolger von Jakob Dubs als Prasident des 1866 gegrundeten Hulfsvereins fur schweizerische Wehrmanner und deren Familien dem Vorlaufer des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK Bundesrat Bearbeiten Mit Ausnahme weniger Jahre stand Schenk wahrend fast seiner gesamten 31 jahrigen Amtszeit dem Departement des Innern vor dessen Aufgabenbereich sich mit der zunehmenden Zentralisierung des Landes immer mehr erweiterte Er war unter anderem zustandig fur die Forderung von Kunst und Kultur die Oberaufsicht uber das Polytechnikum die heutige ETH Zurich Statistik Eisenbahnen und andere Infrastrukturbauten Archive und Bibliotheken Forstwesen Landwirtschaft sowie die Immobilien des Bundes In den Jahren 1865 1871 1874 1878 1885 und 1893 amtierte er als Bundesprasident Als solcher stand er wie damals ublich automatisch dem Politischen Departement vor und war somit Aussenminister 1872 ubernahm er vorubergehend den Vorsitz des Finanzdepartements in den Jahren 1875 bis 1877 jenen des Eisenbahn und Handelsdepartements Beim bedeutendsten Bauprojekt jener Zeit einer Eisenbahntransversale durch die Alpen befurwortete Schenk die Gotthardbahn Er wurde aber zunachst von seinen Bundesratskollegen uberstimmt die zwei Linien uber den Simplon und den Lukmanier bevorzugten Unter Eschers Einfluss setzte sich aber schliesslich die Gotthardbahn durch Bei der Teilrevision der Bundesverfassung 1866 setzte Schenk die Gleichstellung der Juden durch scheiterte aber bei der Vereinheitlichung von Massen und Gewichten 5 Kurz vor seiner zweiten Amtszeit als Bundesprasident starb im Dezember 1870 seine Ehefrau Elise Auch als Bundesrat fand Schenk immer wieder Zeit fur seine Lieblingsbeschaftigung das Wandern Im Sommer 1872 zog es ihn mit seinen Sohnen vom Genfersee nach Marseille Unterwegs wurde er von einem Polizisten wegen Landstreicherei verhaftet kam aber frei als er dem beschamten Prafekten seinen Diplomatenausweis zeigte Zuruck ging es uber Genua und Mailand nach Interlaken Dort lernte er die Witwe Rosina Engel kennen die er im darauf folgenden Jahr heiratete Die totalrevidierte Bundesverfassung von 1874 schrieb obligatorischen und unentgeltlichen Primarschulunterricht ohne Einschrankung der Glaubens und Gewissensfreiheit vor Schenk war der Ansicht dass dies ohne ein schweizweit einheitliches Schulgesetz nicht umsetzbar sei Um ein solches vorbereiten zu konnen beauftragte er das Eidgenossische Statistische Buro in aller Stille Erhebungen uber das Schulwesen durchzufuhren Auf dieser Grundlage sollte ein eidgenossisches Schulsekretariat geschaffen werden das verbindliche Vorgaben im Bildungswesen durchsetzen sollte Durch eine Indiskretion erfuhr die katholisch konservative Opposition davon woraufhin Nationalrat Johann Joseph Keel eine leidenschaftliche Referendumskampagne gegen den Schulvogt startete Volk und Stande lehnten die Vorlage am 26 November 1882 mit deutlicher Mehrheit ab ebenso ein von Schenk initiiertes Epidemiengesetz inklusive Impfzwang Daraufhin wurden Rucktrittsforderungen laut 6 Nach dem deutlichen Wahlsieg der Radikalen im Jahr 1884 konnte Schenk seine Stellung wieder festigen Er brachte das Gotthardbahnprojekt zu einem erfolgreichen Ende setzte ein neues Fabrikgesetz durch und war massgeblich am Aufbau des Schweizerischen Landesmuseums sowie der Schweizerischen Nationalbibliothek beteiligt 1895 beabsichtigte er zuruckzutreten und seinen Lebensabend in Twann am Bielersee zu verbringen Als Schenk am Morgen des 8 Juli auf dem Weg zur Arbeit beim Barengraben einem Bettler ein Almosen geben wollte wurde er von einer herannahenden Kutsche erfasst und erlitt dabei derart schwere Verletzungen dass er zehn Tage spater verstarb Unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung wurde er auf dem Bremgartenfriedhof beigesetzt 7 Erinnerung Bearbeiten Im Stadtberner Quartier Holligen ist die Schenkstrasse nach ihm benannt in der Innenstadt das Karl Schenk Haus mit der Karl Schenk Passage an der Spitalgasse 4 8 Das Lokalmuseum Chuechlihus in Langnau im Emmental wurdigt die Familie Schenk mit dem Bundesrat 9 Seine Heimatgemeinde Signau hat im Mai 2022 beim Bahnhof den Bundesrat Carl Schenk Platz eingeweiht Literatur BearbeitenHermann Boschenstein Urs Altermatt Carl Schenk In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 105 111 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Schenk Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Christoph Zurcher Schenk Carl In Historisches Lexikon der Schweiz Karl Geiser Schenk Karl In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 55 Duncker amp Humblot Leipzig 1910 S 165 171 Franziska Metzger Schenk Carl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 672 f Digitalisat Karl Schenk in der Archivdatenbank des Schweizerischen BundesarchivsEinzelnachweise Bearbeiten a b Boschenstein Das Bundesratslexikon S 105 Boschenstein Das Bundesratslexikon S 105 106 Boschenstein Das Bundesratslexikon S 106 Boschenstein Das Bundesratslexikon S 106 107 Boschenstein Das Bundesratslexikon S 107 108 Boschenstein Das Bundesratslexikon S 108 Boschenstein Das Bundesratslexikon S 108 109 Berchtold Weber Paul Hofer Karl Schenk Haus In Historisch Topographisches Lexikon der Stadt Bern Denkmalpflege der Stadt Bern 2016 S 1 abgerufen am 24 Juli 2017 Interessante Menschen In regionalmuseum langnau ch S 1 abgerufen am 24 Juli 2017 VorgangerAmtNachfolgerJakob StampfliMitglied im Schweizer Bundesrat 1864 1895Eduard MullerVorsteher des Eidgenossischen Departements des Innern EDI Stefano Franscini Giovanni Battista Pioda Karl Schenk Jakob Dubs Josef Martin Knusel Numa Droz Adolf Deucher Eugene Ruffy Adrien Lachenal Marc Ruchet Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Camille Decoppet Louis Perrier Felix Calonder Gustave Ador Ernest Chuard Marcel Pilet Golaz Albert Meyer Philipp Etter Hans Peter Tschudi Hans Hurlimann Alphons Egli Flavio Cotti Ruth Dreifuss Pascal Couchepin Didier Burkhalter Alain BersetVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio CassisVorsteher des Eidgenossischen Finanzdepartements EFD Josef Munzinger Henri Druey Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Constant Fornerod Jean Jacques Challet Venel Victor Ruffy Paul Ceresole Karl Schenk Johann Jakob Scherer Wilhelm Matthias Naeff Bernhard Hammer Simeon Bavier Walter Hauser Robert Comtesse Marc Ruchet Josef Anton Schobinger Giuseppe Motta Jean Marie Musy Albert Meyer Ernst Wetter Ernst Nobs Max Weber Hans Streuli Jean Bourgknecht Roger Bonvin Nello Celio Georges Andre Chevallaz Willi Ritschard Otto Stich Kaspar Villiger Hans Rudolf Merz Eveline Widmer Schlumpf Ueli Maurer Karin Keller SutterVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Jakob Dubs Jean Jacques Challet Venel Eugene Borel Joachim Heer Johann Jakob Scherer Karl Schenk Emil Welti Simeon Bavier Adolf Deucher Josef Zemp Robert Comtesse Ludwig Forrer Louis Perrier Robert Haab Marcel Pilet Golaz Enrico Celio Josef Escher Giuseppe Lepori Willy Spuhler Rudolf Gnagi Roger Bonvin Willi Ritschard Leon Schlumpf Adolf Ogi Moritz Leuenberger Doris Leuthard Simonetta Sommaruga Albert RostiVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Wirtschaft Bildung und Forschung WBF Friedrich Frey Herose Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Constant Fornerod Josef Martin Knusel Johann Jakob Scherer Karl Schenk Joachim Heer Numa Droz Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Edmund Schulthess Hermann Obrecht Walther Stampfli Rodolphe Rubattel Thomas Holenstein Friedrich Traugott Wahlen Hans Schaffner Ernst Brugger Fritz Honegger Kurt Furgler Jean Pascal Delamuraz Pascal Couchepin Joseph Deiss Doris Leuthard Johann Schneider Ammann Guy ParmelinPrasidenten des Schweizerischen Roten Kreuzes Jakob Dubs 1866 1872 Karl Schenk 1873 1882 Walter Kempin 1882 1885 Alfred Stahelin 1886 1902 Heinrich Haggenmacher 1902 1905 Hans Konrad Pestalozzi 1905 1908 Edmund von Steiger 1908 1909 Isaak Iselin Sarasin 1910 1918 Karl Bohny 1918 1928 Anton von Schulthess 1929 1939 Johannes von Muralt 1939 1946 Gustav Adolf Bohny 1946 1954 Ambrosius von Albertini 1954 1968 Hans Haug 1968 1982 Kurt Bolliger 1982 1988 Karl Kennel 1988 1996 Franz Muheim 1997 2001 Rene Rhinow 2001 2011 Annemarie Huber Hotz 2011 2019 Thomas Heiniger 2019 2021 Barbara Schmid Federer seit 2022 Normdaten Person GND 117227358 lobid OGND AKS VIAF 72165787 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schenk KarlALTERNATIVNAMEN Schenk Johann Karl Emmanuel Schenk Johann Carl EmmanuelKURZBESCHREIBUNG Schweizer Politiker und reformierter PfarrerGEBURTSDATUM 1 Dezember 1823GEBURTSORT BernSTERBEDATUM 18 Juli 1895STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Schenk amp oldid 239241985