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Edmund Julius Schulthess 2 Marz 1868 in Villnachern 22 April 1944 in Bern heimatberechtigt in Zurich und Brugg war ein Schweizer Politiker FDP und Rechtsanwalt Von 1893 bis 1912 war er Mitglied des Grossen Rates des Kantons Aargau Diesen Kanton vertrat er parallel dazu von 1905 bis 1912 im Standerat Am 17 Juli 1912 folgte die Wahl in den Bundesrat dem er bis zum 15 April 1935 angehorte Viermal war er Bundesprasident 1917 1921 1928 und 1933 Anschliessend war er bis 1943 der erste Prasident der Eidgenossischen Bankenkommission Edmund Schulthess 1935 Wahrend seiner gesamten 23 Jahre dauernden Amtszeit als Bundesrat stand Schulthess dem Volkswirtschaftsdepartement vor Trotz liberaler politischer Gesinnung ergriff er wahrend des Ersten Weltkriegs und in den nachfolgenden Krisenjahren zahlreiche dirigistische Massnahmen in der Wirtschaftspolitik um die Versorgung der Schweiz mit Lebensmitteln und Rohstoffen sicherzustellen Schulthess versuchte einen Ausgleich zwischen den Interessen der Wirtschaft und der Arbeiterschaft zu schaffen geriet dabei aber bisweilen zwischen die Fronten Eine Verlangerung der Wochenarbeitszeit auf 54 Stunden brachte er ebenso wenig durch wie die Verlangerung des staatlichen Getreidemonopols oder die Einfuhrung einer obligatorischen Rentenversicherung In zahlreichen Fragen kam es zu Auseinandersetzungen mit seinem Amtskollegen Jean Marie Musy Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Jugend und Studium 1 2 Kantonspolitik und Beruf 1 3 Standerat 1 4 Bundesrat 1 4 1 Bis Ende des Ersten Weltkriegs 1 4 2 1920er Jahre 1 4 3 1930er Jahre 1 5 Weitere Tatigkeiten 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenJugend und Studium Bearbeiten Schulthess war ein Nachfahre des Geistlichen Johann Georg Schulthess der 1749 in Berlin den Montagsklub grundete Sein gleichnamiger Vater war in Deutschland zum Landwirt ausgebildet worden und hatte den Aarhof einen Gutshof an der Aare bei Villnachern erworben Die Mutter Brigitta Cornelia Marth stammte aus Hanau Alle vier Schulthess Kinder erhielten eine fur damalige Verhaltnisse kostspielige Ausbildung Edmund war das jungste und hatte eine Schwester und zwei Bruder sein altester Bruder Wilhelm Schulthess wurde spater ein bekannter Orthopade Seine Nichte war Tina Truog Saluz Er besuchte die Dorfschule in Villnachern ein Jahr lang jene in Schinznach Nachdem er die Bezirksschule in Brugg absolviert hatte ging er nach Aarau an die Alte Kantonsschule Dort war er Mitglied der Schulerverbindung Argovia 1 1888 bestand Schulthess die Matura und studierte anschliessend Rechtswissenschaft an den Universitaten Strassburg Munchen Leipzig Bern und Paris Ab 1892 war er mit der Franzosin Marguerite Disque verheiratet die aus Saint Quentin in der Picardie stammte das Paar hatte eine Tochter die 1902 geboren wurde 1891 arbeitete Schulthess in Aarau einige Monate lang als Volontar in der Anwaltskanzlei des einflussreichen Nationalrates Erwin Kurz Im Sommer desselben Jahres kandidierte er erstmals fur einen Sitz im Aargauer Grossen Rat zunachst noch ohne Erfolg Ebenfalls 1891 liess er sich in Brugg nieder und eroffnete dort seine eigene Kanzlei 2 Kantonspolitik und Beruf Bearbeiten Am 6 Marz 1893 kandidierte Schulthess erneut fur einen Sitz im Grossen Rat Der Urnengang musste jedoch wegen Formfehlern des Wahlburos annulliert und wiederholt werden Beim zweiten Anlauf gelang ihm am 30 April die Wahl ins Kantonsparlament Im Ratsbetrieb bewies er seine Kompetenz vor allem in wirtschaftlichen Fragen so dass er 1895 den Vorsitz jener Kommission erhielt die ein neues Steuergesetz ausarbeiten sollte Im Alter von nur 29 Jahren ubernahm Schulthess unter ungewohnlichen Umstanden das Prasidium des Grossen Rates Am 30 Marz 1897 war er in der Wahl um das Prasidium noch dem katholisch konservativen Karl Frey unterlegen Doch dieser schaffte in der darauf folgenden Volkswahl den Wiedereinzug ins Parlament nicht so dass das Prasidium verwaist war Der Rat wahlte Schulthess am 25 Mai 1897 als Ersatz fur Frey Das Amt des Ratsprasidenten ubte er bis Marz 1898 aus 3 Im April 1898 reichte Schulthess eine Motion ein die eine Erhohung der Kapitalbeteiligung des Kantons an der Aargauischen Bank forderte Der Kanton sollte die Aktienmehrheit erlangen und das 1855 gegrundete Institut auf diese Weise in eine Staatsbank umgewandelt werden wie dies bereits in mehreren anderen Kantonen geschehen war Das Vorhaben stiess auf den Widerstand von Standerat Peter Emil Isler der zugleich Bankprasident war Nach langer Beratung nahm der Grosse Rat die dafur notwendige Verfassungsanderung an Diese scheiterte jedoch am 22 Juli 1900 in der Volksabstimmung knapp mit 51 7 Nein Stimmen Erst als das Volk in einer zweiten Abstimmung am 23 Juni 1912 zustimmte konnte die Aargauische Kantonalbank gegrundet werden 4 Eine weitere Abstimmungsniederlage musste Schulthess 1901 hinnehmen als das Volk die von ihm massgeblich gepragte Steuergesetzrevision ablehnte Drei Jahre spater nahm es dann eine uberarbeitete Vorlage an Schulthess setzte sich fur die Wahl von Regierungs und Standeraten durch das Volk ein ein Anliegen das 1904 mit einer entsprechenden Verfassungsanderung verwirklicht werden konnte Hingegen bekampfte er 1909 als Kommissionsprasident die von den Sozialdemokraten geforderte Proporzwahl des Grossen Rates 5 Neben seiner Tatigkeit als Politiker ubte Schulthess seinen Beruf als Rechtsanwalt aus und vertrat vor allem die Interessen der rasch expandierenden Elektrizitatswirtschaft die im Aargau aufgrund der reichlich vorhandenen Wasserkraft eine fuhrende Rolle erlangte In der Folge eignete sich Schulthess umfangreiche Kenntnisse auf dem Gebiet des Wasserrechts an Ab 1900 war er Rechtsberater und Revisor der in Baden ansassigen Brown Boveri amp Cie BBC 1904 berief ihn Walter Boveri in die Direktion der BBC doch bereits nach einem halben Jahr gab er diese Tatigkeit wieder auf In der Frage der Verstaatlichung der Vereinigten Schweizerischen Rheinsalinen die 1909 zustande kam wirkte Schulthess als Rechtsberater des Kantons Aargau 6 Standerat Bearbeiten Im Mai 1899 nahm der Grosse Rat die Wahl der beiden Aargauer Standerate vor Ohne offizieller Kandidat zu sein erhielt der damals erst 31 jahrige Schulthess uberraschend 74 Stimmen nur funf weniger als das notwendige absolute Mehr Am 29 Oktober 1905 fand die erste Standeratswahl durch das Volk statt der Sitz des verstorbenen Armin Kellersberger war vakant Schulthess erhielt im Wahlkampf Unterstutzung durch den Bauernverband und die Katholisch Konservativen sein Gegenkandidat war Hans Siegrist der Stadtammann von Brugg Schulthess setzte sich mit einem Vorsprung von rund 5400 Stimmen durch 7 Er vertrat nun den Kanton Aargau im Standerat blieb aber weiterhin Mitglied im Grossen Rat Daruber hinaus ubernahm er den Vorsitz der FDP des Kantons Aargau Aufgrund seiner Verbindungen sowohl zur Elektrizitatswirtschaft als auch zu den Bauern er war ein Freund des Bauernverbandsdirektors Ernst Laur ubte Schulthess im Standerat bald grossen Einfluss aus Mit seiner Erfahrung im Finanz und Arbeitsrecht beeinflusste er die Wirtschaftsdebatten im Rat erheblich 1909 prasidierte er die Kommission fur den Staatsvertrag mit Frankreich uber Zufahrtslinien zum Simplontunnel dank Schulthess grundlicher Vorarbeit ratifizierte der Standerat den Vertrag einstimmig 8 Bundesrat Marc Ruchet gab am 10 Juli 1912 seinen Rucktritt bekannt und starb drei Tage spater Ebenfalls am 10 Juli starb Bundesrat Adolf Deucher womit in der Landesregierung gleich zwei Vakanzen zu besetzen waren Am 17 Juli fanden die Ersatzwahlen durch die Bundesversammlung statt An die Stelle Ruchets trat Camille Decoppet Umstritten war die Neubesetzung des Sitzes von Deucher Die FDP Fraktion benotigte drei Wahlgange um sich auf einen Kandidaten zu einigen Fraktionsintern setzte sich Schulthess gegen Felix Calonder und Carl Spahn durch Bei der eigentlichen Wahl durch die Bundesversammlung schaffte er die Wahl im ersten Durchgang mit 128 von 194 gultigen Stimmen auf Calonder entfielen 23 auf weitere Namen 25 Stimmen Unbestritten war die Departementsverteilung Schulthess erhielt das Handels und Industriedepartement zugewiesen ab 1915 unter der Bezeichnung Volkswirtschaftsdepartement bekannt 9 Seine Mandate auf kantonaler Ebene gab er auf ebenso seine Tatigkeit als Rechtsanwalt Bundesrat Bearbeiten Bis Ende des Ersten Weltkriegs Bearbeiten nbsp Edmund Schulthess ca 1916 Schulthess trat sein Amt als Bundesrat am 19 August 1912 an 10 Das erste Geschaft das er im Parlament vertreten musste war die Ratifizierung des umstrittenen Gotthardvertrags Das Deutsche Reich und Italien hatten sich in den 1870er Jahren finanziell am Bau der Gotthardbahn beteiligt Der Bund wollte 1909 die Gotthardbahn zuruckkaufen und in die Schweizerischen Bundesbahnen integrieren Als Ausgleich fur den Verzicht auf eine Kapital und Betriebsgewinnbeteiligung sollten die beiden Nachbarstaaten Tarifvergunstigungen erhalten die der Gewahrung der Meistbegunstigungsklausel auf den Transit Eisenbahnstrecken gleichkamen Gegen starken Widerstand vor allem aus der Romandie verteidigte Schulthess im April 1913 den Vertrag und konnte eine Mehrheit uberzeugen Die Vertragsunterzeichnung die von vielen als Einschrankung der nationalen Souveranitat betrachtet wurde loste eine breite Protestbewegung aus Das Volk konnte sich damals bei Staatsvertragen nur mit Petitionen Gehor verschaffen Ein Komitee lancierte eine Volksinitiative zur Einfuhrung des fakultativen Referendums fur Staatsvertrage Erst 1921 gelangte die Initiative zur Abstimmung und wurde deutlich angenommen 11 Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs traf die Schweiz vollig unvorbereitet unverzuglich musste eine kriegswirtschaftliche Organisation geschaffen werden Am 3 August 1914 lud Schulthess die Kantonsregierungen und Wirtschaftsverbande zu einer Konferenz ein Ein grosses Problem war die mangelnde Koordination bei der Versorgung des Landes Es dauerte mehrere Jahre bis die wichtigsten Dienststellen in einem Departement vereint waren Als Schulthess anordnete dass der Milchpreis 20 Rappen pro Liter nicht ubersteigen durfe empfand dies Ernst Laur als Beleidigung des Bauernstandes Trotz einer am 10 August erlassenen Verordnung gegen die Verteuerung von Nahrungsmitteln konnten Hamsterkaufe und massive Preissteigerungen nicht verhindert werden Erst ab Februar 1916 war es dem Bund moglich gehortete Vorrate zu beschlagnahmen Allgemein stiessen die zentralistischen Massnahmen der Kriegswirtschaft uber den ganzen Krieg hinweg auf starken politischen Widerstand da die Handels und Gewerbefreiheit tief im Bewusstsein der Wirtschaft verankert war Mit Duldung des Staates schufen einzelne Unternehmen eine Einfuhrzentrale fur die Versorgung mit Kohle die eine monopolartige Stellung erlangte 12 Den Import von Getreide musste der Bund selbst in die Hand nehmen und erliess dazu 1915 ein staatliches Monopol Lebensmittel wurden jedoch erst ab 1917 rationiert Obwohl Regierung und Volkswirtschaftsdepartement uber 200 Beschlusse zur Sicherung der Landesversorgung erliessen wurde die Lage bis Kriegsende immer prekarer und die Teuerung stieg unaufhaltsam an Bundesrat Arthur Hoffmann musste im Juni 1917 zurucktreten nachdem er zusammen mit Robert Grimm erfolglos versucht hatte an der Ostfront einen Separatfrieden auszuhandeln Eine der Auswirkungen der Grimm Hoffmann Affare war die Zuteilung der Handelsabteilung vom Politischen Departement zum Volkswirtschaftsdepartement womit Schulthess nun sowohl fur die Einfuhr als auch fur die Ausfuhr zustandig war 13 Die wirtschaftliche Blockade der Schweiz durch die Alliierten ging zwar im April 1919 zu Ende doch zahlreiche Restriktionen blieben zum Teil noch bis 1922 in Kraft 14 Kurz vor Kriegsausbruch hatte das Parlament ein neues Fabrikgesetz beschlossen das die tagliche Arbeitszeit auf zehn Stunden beschrankte Wegen des Krieges wurde es erst 1918 in Kraft gesetzt galt aber bereits als uberholt Unter dem Eindruck des Landesstreiks im November 1918 konnte Schulthess die Wirtschaftsverbande im April 1919 davon uberzeugen die wochentliche Arbeitszeit auf 48 Stunden zu begrenzen Aus dem rechten politischen Lager brachte ihm dies den Vorwurf ein er sei gegenuber den Forderungen der Sozialdemokraten viel zu nachgiebig 15 Das neue Gesetz trat 1920 in Kraft 1920er Jahre Bearbeiten nbsp Plakat von Robert Stocklin zur Abstimmung uber die Revision des Fabrikgesetzes 1924Nach einer kurzen wirtschaftlichen Erholung war die Schweiz Anfang der 1920er Jahre von einer Wirtschaftskrise betroffen Mehrere Wirtschaftszweige erhoben Forderungen nach protektionistischen Massnahmen da ihre Produkte wegen der abgewerteten Wahrungen der Nachbarlander kaum mehr konkurrenzfahig seien Anstatt einzelnen Branchen entgegenzukommen setzte Schulthess auf eine Revision des Zolltarifgesetzes Er hielt diese fur dringlich und liess sich 1921 vom Parlament provisorisch die Vollmacht geben den Zolltarif selbst festlegen zu konnen Zwei Jahre spater verlangerte das Parlament den entsprechenden dringlichen Bundesbeschluss auf unbestimmte Zeit Diese interventionistische Politik stiess bei Sozialdemokraten und Gewerkschaften auf Widerstand Sie brachten eine Volksinitiative zustande die moglichst geringe Zolle auf Lebensmittel und Rohstoffe jedoch die hochstmoglichen auf Luxusguter forderte In der Abstimmung am 15 April 1923 erzielte sie jedoch eine Zustimmung von lediglich 26 8 was als indirekte Zustimmung zum Zolltarif von 1921 interpretiert wurde 16 17 Die 48 Stunden Woche blieb weiterhin umstritten Heinrich Roman Abt reichte 1921 eine von 101 Mitunterzeichnern unterstutzte Motion ein welche die Revision des Fabrikgesetzes forderte Schulthess versicherte dem Gewerkschaftsbund der Bundesrat werde der Motion keine Folge leisten Doch im Mai 1922 prasentierte er eine Gesetzesvorlage die Lex Schulthess die eine auf drei Jahre befristete Verlangerung der Wochenarbeitszeit auf 54 Stunden vorsah Schulthess argumentierte die Produktionsverbilligung durch intensivere Arbeit erhohe die Absatzmoglichkeiten der Schweizer Industrie Die Gegner der Vorlage warfen ihm vor dies werde lediglich das Heer der Arbeitslosen vergrossern und gerade mit seiner Zollschutzpolitik habe er die Krise mitverursacht Am 14 Februar 1924 erlitt er eine herbe Abstimmungsniederlage als die Lex Schulthess mit 57 6 Nein Stimmen abgelehnt wurde bei einer hohen Stimmbeteiligung von 77 Er konnte sich nie so recht mit diesem Volksentscheid abfinden was ihm den Ruf einbrachte ein schlechter Verlierer zu sein 18 19 Gemeinsam mit Aussenminister Giuseppe Motta nahm Schulthess im Mai 1922 an der Konferenz von Genua teil Bei den Bundesratswahlen im Dezember 1922 erzielte er von allen sieben Bundesraten das schlechteste Ergebnis 20 Schulthess strebte danach das 1915 erlassene Getreidemonopol auf eine dauerhafte rechtliche Grundlage zu stellen Im November 1924 schlug er dem Parlament vor der Bund solle auf das Einfuhrmonopol verzichten sonstige inlandische Massnahmen wie Preiskontrollen und Absatzgarantien aber weiterhin zulassen National und Standerat stimmten der Vorlage zu doch drei einflussreiche Wirtschaftsverbande die das Getreidemonopol ganz abschaffen wollten brachten dagegen ein Referendum zustande Schulthess trat leidenschaftlich fur die Vorlage ein wobei er nicht vor polemischen Vereinfachungen zuruckschreckte Mit seinem Festhalten am Staatsinterventionismus verstorte er viele liberale Gesinnungsgenossen 21 Finanzminister Jean Marie Musy mit dem sich Schulthess nie besonders gut verstanden hatte agitierte offen gegen ihn und fuhrte die Gegenkampagne an In der Volksabstimmung am 5 Dezember 1926 siegten die Monopolgegner ausserst knapp mit 50 4 Nein Stimmen 22 Ein Kompromissvorschlag der zahlreiche Massnahmen zur Forderung des Getreideanbaus aber kein staatliches Monopol umfasste wurde am 3 Marz 1929 mit 66 8 Ja Stimmen angenommen 23 1930er Jahre Bearbeiten nbsp Edmund Schulthess1925 hatte das Volk deutlich einem Verfassungsartikel zugestimmt mit dem der Bund die Befugnis erhielt eine Alters und Hinterlassenenversicherung AHV einzufuhren zu einem spateren Zeitpunkt auch eine Invalidenversicherung IV Damit war jedoch nur ein Grundsatzentscheid gefallt worden Schulthess Volkswirtschaftsdepartement musste erst noch ein Ausfuhrungsgesetz erarbeiten was mehr als funf Jahre in Anspruch nahm National und Standerat stimmten dem Ausfuhrungsgesetz zu ebenso einem neuen Tabakbesteuerungsgesetz das die Finanzierung dieser Sozialwerke sichern sollte Gegen beide Vorlagen formierte sich Widerstand in konservativen und kirchlichen Kreisen bei Anhangern eines Standestaates und bei Anti Etatisten die das Vorhaben als sozialistisch und marxistisch verunglimpften Jean Marie Musy stellte sich offen gegen seine Bundesratskollegen und bekampfte die Vorlage ebenfalls 24 In der Volksabstimmung am 6 Dezember 1931 scheiterte das Ausfuhrungsgesetz zur AHV und IV mit einem Nein Stimmen Anteil von 60 9 die Tabakbesteuerung zur Finanzierung dieser Sozialwerke mit 50 1 Nein der Unterschied betrug lediglich 1926 Stimmen 25 Nach der Ablehnung des Getreidemonopols und der 54 Stunden Woche war dies die dritte schwere Niederlage von Schulthess Bis zur Einfuhrung von AHV und IV sollten noch weitere 16 Jahre verstreichen Inzwischen hatte die Weltwirtschaftskrise auch die Schweiz voll erfasst Die Fursorgeleistungen stiegen massiv an wahrend die Steuereinnahmen einbrachen Da die Bundesverfassung fur einen solchen Krisenfall keine wirksamen Instrumente zur Verfugung stellte musste der Bundesrat durch Ausnahmeverordnungen gestutzt auf Dringlichkeit vorgehen Die Bundesversammlung ermachtigte den Bundesrat am 23 Dezember 1931 Massnahmen zum Schutz der nationalen Produktion zu ergreifen Schulthess nutzte diese Vollmachten um die Einfuhren zu kontingentieren daruber hinaus sollten Preise und Lohne gesenkt werden damit die Schweizer Wirtschaft ihre Konkurrenzfahigkeit wiedererlange Schulthess musste sich den Vorwurf gefallen lassen er betreibe eine Deflationspolitik und Ernst Nobs warf ihm vor er sei dem Abbauwahn verfallen 26 Am 29 November 1934 hielt Schulthess in Aarau eine Rede in der er den Anschluss an die Weltwirtschaft forderte Der Abbau von Lohnen und Lebenshaltungskosten sei das kleinere Ubel als der Zusammenbruch der Staatsfinanzen Die Reaktionen auf die Aarauer Rede waren heftig Die Freisinnigen verurteilten die Preisdiktatur die Katholisch Konservativen hielten ihm vor er vertrete nun plotzlich die Positionen seines zuruckgetretenen Erzfeindes Musy die Gewerkschaften fuhlten sich verraten da Schulthess zuvor noch die Kriseninitiative bekampft hatte 27 Amtsmude geworden und an chronischem Asthma leidend reichte Schulthess seinen Rucktritt per 15 April 1935 ein Weitere Tatigkeiten Bearbeiten Am 1 Marz trat das neue Bankengesetz in Kraft und der Bundesrat wahlte Schulthess rund drei Wochen vor seinem Rucktritt zum Prasidenten der neu geschaffenen Eidgenossischen Bankenkommission In dieser Funktion war er an den Vorbereitungen zur Abwertung des Frankens beteiligt die am 24 September 1936 vollzogen wurde Die Bankenkommission musste zahlreiche Finanzinstitute mit Stundungen und Sanierungen uber die Krisenjahre retten Erst 1942 waren keine solchen Massnahmen mehr notwendig Ebenfalls nach seinem Rucktritt als Bundesrat amtierte Schulthess als Chef der schweizerischen Regierungsdelegation bei der Internationalen Arbeitsorganisation ILO Im Juli 1939 folgte die Wahl zum Prasidenten der ILO Konferenz doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs machte dieses Amt faktisch bedeutungslos 28 Schulthess sorgte fur Schlagzeilen als mit dreitagiger Verzogerung bekannt wurde dass er am 23 Februar 1937 eine private Reise nach Berlin zu einer Unterredung mit Adolf Hitler genutzt hatte Der deutsche Reichskanzler habe ihm versichert dass das Deutsche Reich die Unverletzlichkeit und Neutralitat der Schweiz zu jeder Zeit respektieren werde 29 Mitten in den Kriegswirren reiste Schulthess im Fruhjahr 1943 nach Portugal um seine Tochter zu besuchen Er kehrte krank zuruck erlitt nacheinander mehrere Schlaganfalle und verlor sowohl das Gehor als auch das Sehvermogen Mitte April 1944 verlor er das Bewusstsein am 22 April starb er im Alter von 76 Jahren Literatur BearbeitenHermann Boschenstein Edmund Schulthess In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 275 281 Hermann Boschenstein Edmund Julius Schulthess 1868 1944 In Biographisches Lexikon des Kantons Aargau Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Band 68 69 1958 S 696 703 Digitalisat Hermann Boschenstein Bundesrat Schulthess Krieg und Krisen Verlag Paul Haupt Bern 1966 Festgabe fur Bundesrat Dr h c Edmund Schulthess Zurich 1938 im Bestand bei Schweizerische Nationalbibliothek Sign N 41 689 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Edmund Schulthess Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Andreas Steigmeier Edmund Schulthess In Historisches Lexikon der Schweiz Edmund Schulthess in Geschichte der Sozialen Sicherheit in der Schweiz Vortrag 2007 von Hans Georg Schulthess Zurich mit Angabe aller Zweige der Familie uber Jahrhunderte sowie Lit dazu Edmund Schulthess in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs Zeitungsartikel uber Edmund Schulthess in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Boschenstein Bundesrat Schulthess S 9 10 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 11 12 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 14 18 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 20 23 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 25 26 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 33 34 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 43 46 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 51 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 57 59 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 67 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 61 65 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 70 73 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 94 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 104 105 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 108 109 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 125 127 Eidgenossische Volksinitiative Wahrung der Volksrechte in der Zollfrage admin ch 6 August 2013 abgerufen am 11 August 2013 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 130 133 Volksabstimmung vom 17 Februar 1924 admin ch 6 August 2013 abgerufen am 11 August 2013 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 150 152 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 153 156 Volksabstimmung vom 5 Dezember 1926 admin ch 6 August 2013 abgerufen am 11 August 2013 Volksabstimmung vom 3 Marz 1929 admin ch 6 August 2013 abgerufen am 11 August 2013 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 166 171 Volksabstimmung vom 3 Marz 1929 admin ch 6 August 2013 abgerufen am 11 August 2013 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 172 173 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 174 178 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 194 195 Boschenstein Bundesrat Schulthess S 196 VorgangerAmtNachfolgerAdolf DeucherMitglied im Schweizer Bundesrat 1912 1935Hermann ObrechtVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Wirtschaft Bildung und Forschung WBF Friedrich Frey Herose Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Constant Fornerod Josef Martin Knusel Johann Jakob Scherer Karl Schenk Joachim Heer Numa Droz Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Edmund Schulthess Hermann Obrecht Walther Stampfli Rodolphe Rubattel Thomas Holenstein Friedrich Traugott Wahlen Hans Schaffner Ernst Brugger Fritz Honegger Kurt Furgler Jean Pascal Delamuraz Pascal Couchepin Joseph Deiss Doris Leuthard Johann Schneider Ammann Guy Parmelin Normdaten Person GND 118762281 lobid OGND AKS VIAF 32792470 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schulthess EdmundALTERNATIVNAMEN Schulthess Edmund JuliusKURZBESCHREIBUNG Schweizer Politiker FDP GEBURTSDATUM 2 Marz 1868GEBURTSORT VillnachernSTERBEDATUM 22 April 1944STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edmund Schulthess amp oldid 238340267