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Das fakultative Referendum ist eine spezielle Ausformung des Referendums und ein Instrument der direkten Demokratie Es soll den Burgern ermoglichen in einer Volksabstimmung oder einem Volksentscheid uber eine zuvor bereits in der gewahlten politischen Vertretung beschlossene Vorlage abzustimmen Fur ein erfolgreiches fakultatives Referendum ist die Sammlung einer bestimmten Zahl von Unterschriften Wahlberechtigter in einer festgelegten Frist nach Beschlussfassung notig Vor allem in der Schweiz bildet es einen wesentlichen und wichtigen Baustein in der Verwirklichung der halbdirekten Demokratie Neben der Schweiz kennen noch sieben weitere europaische Staaten das fakultative Referendum Liechtenstein Italien San Marino Slowenien Malta Albanien und Luxemburg 1 2 In Deutschland besteht fur die Burgerinnen und Burger im Bundesland Hamburg die Moglichkeit Beschlusse des Parlaments zu vom Volk beschlossenen Gesetzen auf dem Weg eines fakultativen Referendums in einem Volksentscheid uberprufen zu lassen Nach einem in Osterreich vorherrschenden Begriffsverstandnis wird unter fakultativer Volksabstimmung jede nicht obligatorische Volksabstimmung verstanden unabhangig davon ob sie durch das Parlament oder durch die Bevolkerung initiiert wird Durch das Parlament einleitbare fakultative Volksabstimmungen gibt es auf Bundesebene sowie in samtlichen Bundeslandern Durch die Bevolkerung initiierbare fakultative Volksabstimmungen sind auf Landesebene in den Bundeslandern Burgenland Niederosterreich Steiermark Tirol und Vorarlberg sowie auf Gemeindeebene in den Bundeslandern Burgenland Vorarlberg und Steiermark vorgesehen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Schweiz 2 1 Verfahren 2 2 Referendumsfahige Beschlusse 2 3 Abstimmung 2 4 Geschichte 3 Deutschland 4 Osterreich 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 FussnotenEtymologie BearbeitenDas deutsche Wort Referendum ist ein Fremdwort aus dem Lateinischen und setzt sich aus der Vorsilbe re zuruck und dem Verb ferre tragen bringen zusammen In einem Referendum wird die Entscheidung uber einen politischen Gegenstand also von der gewahlten Vertretung dem Parlament zum Souveran das Volk zuruckgetragen bzw zuruckgebracht Das Adjektiv fakultativ leitet sich vom lateinischen Substantiv facultas Moglichkeit ab In einem fakultativem Referendum wird also die Moglichkeit geschaffen eine von der gewahlten Vertretung Parlament oder Regierung getroffene Entscheidung wieder dem Souveran dem Volk vorzulegen Schweiz Bearbeiten Abstimmungsblatt zur Personenfreizugigkeits abstimmung der Schweiz am 8 Februar 2009 Plakat zum Referendum uber das revidierte Jagdgesetz 2020 Verfahren Bearbeiten Nach Artikel 141 der Bundesverfassung von 1999 konnen 50 000 Stimmberechtigte oder acht Kantone innerhalb der Referendumsfrist von 100 Tagen nach der Veroffentlichung bestimmter vom Parlament verabschiedeter Beschlusse eine Volksabstimmung uber diesen Beschluss verlangen Wird mit der Unterschriftensammlung begonnen nennt man dies das Referendum ergreifen Erst wenn die erforderliche Zahl von Unterschriften zusammengebracht wird ist das Referendum zustande gekommen Wird ein fakultatives Referendum von den Kantonen ergriffen bezeichnet man es auch als Kantonsreferendum Der Beschluss tritt daraufhin mit Ausnahme der dringlichen Bundesgesetze erst in Kraft wenn er in der Volksabstimmung gebilligt worden ist Bei dringlich erklarten Bundesgesetzen erfolgt eine allfallige Abstimmung nachtraglich abrogativ also nachdem das Bundesgesetz bereits in Kraft getreten ist Sonst erfolgt die Volksabstimmung uber das fakultative Referendum immer vor dem Inkrafttreten suspensives Referendum Dringlich erklarte Bundesgesetze laufen nach einem allfallig negativen Volksentscheid ein Jahr nach Annahme durch die Bundesversammlung aus und konnen nicht mehr erneuert werden Art 165 Bundesverfassung In den Kantonen und Gemeinden kann das fakultative Referendum immer durch Unterschriftensammlung von Stimmberechtigten eingefordert werden wobei jeweils entsprechend andere Vorgaben an die Zahl der notigen Unterschriften und die anzuwendenden Fristen gelten In einigen Kantonen gibt es auch das vom Kantonsreferendum abgeleitete Gemeindereferendum bei dem eine bestimmte Anzahl von Gemeinden eine Volksabstimmung einfordern konnen 3 In dem meisten Kantonen und Gemeinden gibt es zusatzlich die Moglichkeit dass eine in der Kantonsverfassung oder Gemeindeordnung festgesetzte Anzahl der jeweiligen Parlamentsmitglieder zum Beispiel ein Viertel oder bei Gemeinden ohne Parlament eine bestimmte Anzahl der an einer Gemeindeversammlung anwesenden Stimmberechtigten 4 eine Volksabstimmung erzwingen konnen In einem solchen Fall spricht man vom Behordenreferendum Referendumsfahige Beschlusse Bearbeiten Dem fakultativen Referendum unterliegen folgende Arten von Beschlussen Bundesgesetze dringliche Bundesgesetze deren Geltungsdauer ein Jahr ubersteigt bestimmte gesetzlich definierte Arten von Bundesbeschlussen bestimmte volkerrechtliche Vertrage unbefristete und unkundbare Beitritte zu internationalen Organisationen Vertrage die wichtige Recht setzende Bestimmungen enthalten bzw deren Umsetzung den Erlass von Bundesgesetzen erfordert Diese Bestimmungen gelten nur auf Bundesebene in den Kantonen und Gemeinden existieren weitergehende Referendumsrechte auch uber Ausgaben der offentlichen Hand Finanzreferendum Abstimmung Bearbeiten Bei der Volksabstimmung zahlt im Gegensatz zum obligatorischen Referendum nur das Volksmehr die Mehrheit der Kantone Standemehr ist hingegen nicht erforderlich Wie bei allen Volksabstimmungen in der Schweiz entscheidet auch beim fakultativen Referendum stets die einfache Mehrheit Quoren kommen somit nicht zur Anwendung Geschichte Bearbeiten Das Referendum verbreitete sich zuerst in den Kantonen z B im Kanton Zurich seit 1869 Auf Bundesebene wurde das fakultative Referendum durch die Bundesverfassung von 1874 Art 74 eingefuhrt Die Ratifizierung des Gotthardvertrags aus dem Jahr 1909 hatte breite Proteste ausgelost und schliesslich zur Eingabe einer Petition gefuhrt In der Volksabstimmung 1921 wurde daraufhin das fakultative Referendum fur Staatsvertrage eingefuhrt die langer als 15 Jahre beziehungsweise fur eine unbestimmte Zeit gelten 5 Die Zahl der notigen Unterschriften von Schweizer Stimmburgern fur ein fakultatives Referendum betrug zunachst 30 000 Aufgrund der massiven Vermehrung der Stimmberechtigten durch Bevolkerungszuwachs und durch die Einfuhrung des Frauenstimmrechts 1971 erhohte man 1977 die Zahl auf 50 000 gultige Unterschriften In der Schweiz ist 2003 zum ersten und bislang einzigen Mal ein Kantonsreferendum zustande gekommen Es bezog sich auf Anderungen in der Ehe und Familien sowie Wohnraumbesteuerung sogenanntes Steuerpaket Die bekampfte Vorlage wurde in der Volksabstimmung vom 16 Mai 2004 abgelehnt Deutschland BearbeitenIn Deutschland besteht nur in den Bundeslandern Hamburg und Bremen nur fur Privatisierungen die Moglichkeit ein fakultatives Referendum durchzufuhren In Hamburg ist dies jedoch nur fur den speziellen Fall vorgesehen wenn die Burgerschaft ein vom Volk beschlossenes Gesetz oder das Wahlrecht andert oder aufhebt Dann konnen 2 5 der Wahlberechtigten innerhalb von 3 Monaten einen Volksentscheid uber das Anderungsgesetz verlangen Dieses wurde dort 2008 als Folge der Volksinitiative Fur faire und verbindliche Volksentscheide Mehr Demokratie eingefuhrt Bisher ist dieses Instrument erst einmal bei der Anderung des Bezirksversammlungswahlrechts im Dezember 2013 zur Anwendung gekommen Osterreich BearbeitenAuf Bundesebene kann ein fakultatives Referendum nur durch das Parlament eingeleitet werden und erfordert einen vorherigen Gesetzesbeschluss des Parlaments Fur bindende Volksabstimmungen uber einfache Gesetze ist eine einfache Mehrheit der Abgeordneten erforderlich 6 Bei Verfassungsgesetzen besteht das Minderheitsrecht eines Drittels der Abgeordneten ein bindendes fakultatives Referendum einzuleiten 7 was jedoch bislang noch nie genutzt wurde Die Volksabstimmung vom 5 November 1978 uber die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf war das bisher einzige fakultative Referendum auf Bundesebene Es hat sich eine knappe Mehrheit von 50 5 mit einem Uberhang von nur etwa 30 000 Stimmen gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf ausgesprochen 8 Auf Landesebene besteht in allen osterreichischen Bundeslandern die Moglichkeit eines fakultativen Referendums wenn der Landtag eine solche Volksabstimmung beschliesst In den funf Bundeslandern Burgenland 9 Niederosterreich 10 Steiermark 11 Tirol 12 und Vorarlberg 13 kann eine Volksabstimmung uber ein kundzumachendes Landesgesetz auch von einer bestimmten Anzahl von Burgern innerhalb einer bestimmten Frist verlangt werden In Niederosterreich Steiermark Tirol und Vorarlberg kann auch eine bestimmte Anzahl an Gemeinden eine fakultative Volksabstimmung erzwingen 14 Die bisherige Nutzung des fakultativen Referendums in Osterreichs Bundeslandern ist jedoch ernuchternd Von Burgern initiierte Volksabstimmungen gab es 1956 in Vorarlberg Betriebsaktionenverbotsgesetz und 1988 im Burgenland Objektivierungsgesetz die jeweils das vom Landtag beschlossene Gesetz verworfen haben 1980 gab es in Vorarlberg eine vom Landtag beschlossene fakultative Volksabstimmung Starkung des Landes und der Gemeinden im Bundesstaat Pro Vorarlberg das eine Zustimmung zum Gesetzesbeschluss des Landtags brachte 15 Auf Gemeindeebene kennen alle Bundeslander ausser Niederosterreich Oberosterreich und Tirol das Instrument der bindenden fakultativen Volksabstimmung fur Angelegenheiten die in den Bereich der Gemeindeautonomie fallen In all diesen Bundeslandern kann eine Volksabstimmung durch den Gemeinderat beschlossen werden im Burgenland sowie in Salzburg und Vorarlberg auch durch den Burgermeister 16 Im Burgenland 17 und in Vorarlberg 18 hat eine Volksabstimmung auch auf Initiative von Burgern bei entsprechender Unterstutzung stattzufinden In der Steiermark ist eine Volksabstimmung auch durchzufuhren wenn eine Initiative von Burgern eine Unterstutzung von 25 erreicht und innerhalb eines Jahres nicht umgesetzt wird 19 Siehe auch BearbeitenDirekte Demokratie Halbdirekte Demokratie Referendum obligatorisches ReferendumWeblinks Bearbeiten Wiktionary Referendum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary fakultativ Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Mehr Demokratie e V Fachverband fur Direkte Demokratie Deutschland Initiative and Referendum Institute Europe mehr demokratie die parteiunabhangige initiative fur eine starkung direkter demokratie Osterreich Fussnoten Bearbeiten Datenbank und Suchmaschine fur direkte Demokratie Frank Rehmet Neelke Wagner Tim Willy Weber Volksabstimmungen in Europa Regelungen und Praxis im internationalen Vergleich Opladen Berlin amp Toronto 2020 S 27ff z B Art 33 Abs 2b der Verfassung des Kantons Zurich z B Art 86 Abs 3 der Verfassung des Kantons Zurich Gerard Benz Gotthardvertrag In Historisches Lexikon der Schweiz Artikel 43 Bundes Verfassungsgesetz Memento des Originals vom 30 November 2012 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mehr demokratie at Artikel 44 Absatz 3 Bundes Verfassungsgesetz Memento des Originals vom 30 November 2012 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mehr demokratie at Ergebnis der Volksabstimmung vom 5 November 1978 Artikel 33 Burgenlandisches Landes Verfassungsgesetz Memento des Originals vom 24 Februar 2014 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mehr demokratie at Artikel 27 Niederosterreichische Landesverfassung Memento des Originals vom 24 Februar 2014 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mehr demokratie at Artikel 41 Steiermarkisches Landes Verfassungsgesetz Memento des Originals vom 24 Februar 2014 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mehr demokratie at Artikel 39 Tiroler Landesordnung Memento des Originals vom 9 November 2013 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mehr demokratie at Artikel 35 Vorarlberger Landesverfassung Memento des Originals 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